Einführung zu Sacharja

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Zitat aus der Berleburger Bibel, gedruckt 1732. Nachdruck erhältlich bei Rolf Wolters


DER PROPHET SACHARJA

Er ist der größte unter den kleinen Propheten, und hat in seinen 14 Kapiteln 212 Verse, und also 15 mehr als Hosea. Kap.8, 8-9 ist in der Mitte.

Name

Sein Name ist unter den Hebräern sehr gebräuchlich, daher auch viele dieses Namens in der Schrift vorkommen (z.B. 2Chr 24:20ff; 2Chr 26:5; Jes 8:2). Die Bedeutung aber dessen schickt sich auch sehr wohl auf unseren Propheten, man mag es nun auslegen, dass er und andere Gläubige den Herrn im Gedächtnis hatten, auf dessen Hilfe sie warteten, oder dass er den Herrn gerühmt und verkündigt als einen der seines Bundes und Volks eingedenk wäre.

Herkunft

Seiner Herkunft nach war er aus dem priesterlichen Geschlecht und aus dem Stamm Aarons, eben wie Jeremia und Hesekiel; und kann wohl sein, dass er mit der Zeit an seines Grossvaters Stelle gekommen, welcher unter Josua von den vornehmsten Priestern einer war. Ob er eben derjenige Märtyrer sei, von welchem der Heiland Meldung tut (Mt 23:35), nimmt man hier nicht auf sich zu untersuchen, sondern lässt sich begnügen, die vornehmsten Gründe anzuzeigen, die dafür und dagegen pflegen angeführt zu werden, dass dem Leser ein freieres Urteil dabei bleibe. Die Gleichheit des Namens, auch bei dem Vater, hat es vielen glaubwürdig gemacht, dass er eben der sei; und dann auch weil er einer von den letzten Propheten ist, und der Heiland nicht wohl einen kann gemeint haben, der früher oder vor andern Blutzeugen umgekommen wäre. Andere aber können nicht glauben, dass sich die Juden so bald nach der babylonischen Gefangenschaft schon wieder so grob sollten vergriffen haben; zumal auch nichts ausdrücklich davon in der Schrift vorkommt, und der Tempel ja noch kaum kann gebaut worden sein.

Auftreten

Denn der Tempel war eben die Gelegenheit zu seiner Weissagung, wie aus dem Buch Esra zu sehen, und da die Juden sich zu solchem Werk lässig finden ließen, weil sich einige Widerwärtigkeit ereignet hatte, und der Eifer ohnedies so groß nicht ist auf das was Gottes ist (wie die Menschen eifrig sind das Ihrige zu suchen); so schickte ihnen Gott erstlich den Haggai, und ein paar Monate drauf wurde ihm Sacharja noch zugesellt, das Werk zu treiben, auf dass alle Sache bestände auf zweier Zeugen Mund.
Doch hat unser Prophet darin noch etwas Besonderes, dass er nicht wenig Gesichte in seinen Weissagungen mit beibringt, und dann auch gar viel von dem Messias verkündigt. Es ist daher diese Weissagung eine der vortrefflichsten und geheimsten in der ganzen Schrift, und der Prophet erweist sich in vielen Stücken aus erst angezeigter Ursache mehr als einen Evangelisten, da hingegen in anderen Stücken der prophetische Geist in seinen Vorstellungen überaus geheimnisreich ist.

Zweck

Der allgemeine Zweck nun des Propheten ist, das Volk zur Busse und zum Glauben zu rufen, die Trägen aufzumuntern, die Schwachen aufzurichten, die Gläubigen zu stärken, und an alle ihre Pflicht zu erinnern; besonders aber daran, den Bau des Tempels zu befördern.
Diesem Zweck waren sonderlich drei Dinge entgegen, welche aus dem Weg zu räumen waren:

1) die Trägheit;
2) die Hindernisse und Schwierigkeiten, so ihnen die Feinde gemacht, woraus Kleinmütigkeit und Furcht bei ihnen entstand;
3) die Betrübnis über den geringen Anfang und Ansehen im Vergleich zum vorigen Tempel.

Inhalt

Damit hat dann der Inhalt sonderlich zu tun. Damit sich aber die Juden nicht auf einen äußerlichen Gottesdienst verlassen möchten, so will er auch rechtschaffene Früchte der Busse haben, und weist sie daneben allenthalben auf Christum, als das Ende des Gesetzes und aller levitischen Zeremonien; von dessen Zukunft, Person, Eigenschaften, Amt, Leiden, Tod und Königreich er soviel und deutlich handelt, mehr als alle anderen Propheten. Darum geht er auch hin und wieder von dem Schatten auf das Wesen und die Sache selbst, die im Alten Testament unter Figuren abgebildet worden. Also handelt er z.B. bei Gelegenheit des bildlichen Tempels von dem Haus Gottes, das durch Christum ohne Hände sollte verfertigt werden; und bei Gelegenheit der Grundlegung von dem Eckstein Christo; bei Gelegenheit des Leuchters von dem Leuchter der Kirche usw.

Dass er nicht aus menschlichem Willen seine Dinge hervorgebracht, sondern Gottes Geist ihn zu einem Werkzeug gebraucht, leuchtet aus vielen Merkmalen sattsam hervor; wie denn auch das Neue Testament sich oft darauf beruft als auf eine göttliche Schrift; und die Erfüllung so vieler Weissagungen von Christo mag es wohl am klarsten beweisen.

Einteilung

Die Einteilung in drei Teile, die von einigen gemacht wird, mag wohl die leichteste und kürzeste sein. Darunter ist

1) bildlich oder in Sinnbildern bestehend, die in 9 Gesichten vorgestellt werden (Kap.1-6).
2) unterweisend, teils in Zeremonial-Sachen, teils in den Lebens-Pflichten (Kap.7).
3) prophetisch, von Christo (Kap.8 - 14).

Im übrigen mag es von dieser Weissagung heissen, wie Offb 13:12 und Offb 17:9 steht: Hier ist Weisheit, und hier ist der Sinn da Weisheit zugehört. Wie denn die Propheten selbst ihre eigenen Weissagungen erforscht haben (1Petr 1:11), wegen des tiefen Sinnes, und haben also auch nicht gleich alles verstanden, was sie geredet und ausgesprochen haben. Dass alles darin erfüllt sei, müssen wir nicht meinen. Die Offenbarung wird in vielem zu einem Schlüssel der Erläuterung dienen können.


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