Einführung zu Jona

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Zitat aus der Berleburger Bibel, gedruckt 1732. Nachdruck erhältlich bei Rolf Wolters


DER PROPHET JONA

Name, Herkunft

Jona bedeutet eine unterdrückte Taube, welche sich muss unterdrücken lassen von der Gewalt der Raubvögel; und dies ist wohl auch der Anlass gewesen, weshalb ihm seine Eltern einen solchen Namen gegeben haben. Viele haben ihn zwar für einen Sohn der Witwe zu Sarepta/(Zarpat) halten wollen, bei welcher Elias Unterschlupf gefunden hatte (1Kö 17). Gewisser aber ist von dieser Sache, was man aus 2Kö 14:25 nimmt, woraus geschlossen werden kann, dass er aus dem Stamm Sebulon gewesen (Jos 19:13), und folglich aus dem niederen Galiläa; dass also die Pharisäer ganz unrecht hatten mit der Behauptung, aus Galiläa stehe kein Prophet auf (Joh 7:52).

Er hat vermutlich zur gleichen Zeit mit Jesaja, Hosea und Amos gelebt. Wenn er aber mit der Regierung Jerobeams des Zweiten schon sein Prophetenamt angetreten hat, so ist er auch wohl älter als alle kleinen Propheten gewesen. Denn das war eine ganz besondere Berufung, dass er nach Ninive musste; da er sonst sein Amt unter seinem Volk Israel führte. Und man glaubt, dass er selbst den Jerobeam zu dem Krieg wider die Syrer veranlasste, und einen guten Ausgang prophezeit habe (2Kö 14:35).

Bezug im Neuen Testament

Dass er ein Vorbild Christi, des grossen Propheten, gewesen, der gegen alles Vermuten der Pharisäer nach ungefähr 800 Jahren aus einem benachbarten Städtlein in Galiläa aufstehen sollte, wird ihm niemand leichtlich abstreiten (Mt 12:39-42; Lk 11:32); nur muss es nicht zu weit getrieben werden.
Den Namen eines Propheten hat ihm Christus selbst gegeben (Lk 11:29; Mt 16:4). Wer also das Neue Testament und den Ausspruch Christi gelten lässt, der muss auch unfehlbar dieses Büchlein gelten lassen und für göttlich erkennen.

Inhalt

Der Inhalt ist größtenteils historisch, und erzählt die Bekehrung der Niniviten auf die Predigt des Jona. Dass aber solch Zeugnis gleichwohl unter die Propheten, und nicht vielmehr unter die historischen Bücher gesetzt worden, mag wohl geschehen sein, weil auch selbst in der Geschichte ein besonderes Geheimnis der Weissagung verborgen liegt. Diese Geschichte ist vormals so bekannt und ruchbar geworden, dass sie auch unter die Heiden ausgekommen, und wie viele für wahrscheinlich gehalten, hernach zu verschiedenen Fabeln Anlass gegeben hat. Das kann von Heiden wohl noch eher verstanden werden, als von christlichen Lehrern unserer Zeiten, die auch eine Fabel aus dieser Geschichte machen wollen. Sie sehen es als ein bloßes Gleichnis an, und erklären, es werde dadurch den Israeliten ihre bevorstehende Niederlage von den Assyrern angezeigt, und unter Ninive wäre Samaria gemeint. Jona habe aber nicht gegen Samaria predigen wollen, und habe sich durch die Flucht zu retten gesucht, dh. er habe sich ins Stillschweigen zurückgezogen. Wo bleibt aber da das Zeugnis Christi, der es ausdrücklich als eine Geschichte anzieht? (Mt 12:40-41). Die Atheisten mögen sich im übrigen die Köpfe daran zerstoßen wie sie wollen, weil ihnen der Aufenthalt des Jona im Bauch des Walfisches gar zu lächerlich vorkommt.

Andere wissen es sich hingegen desto besser zunutz zu machen, und können aus dem kleinen Büchlein gar vieles lernen; wie denn auch gewiss der Nutzen, den man daraus ziehen kann, vielfältig ist; und dazu ist es gegeben. Die Erhaltung des Jona im Bauch des Walfisches gibt Gottes Macht zu erkennen und zu bewundern, und die Botschaft an die Niniviten seine unendliche Güte gegen die Menschenkinder, die nicht will dass jemand verloren gehe. Der Prozess aber mit Jona, den Er nicht ruhen ließ in seinem Ungehorsam, zeigt seine genaue Gerechtigkeit. Ein solcher Gebrauch dieses Büchleins wird der Seele heilsam sein. Der heilige Cyprianus hat den Nutzen dessen wohl erfahren, welcher dadurch so gerührt worden, dass er aus einem heidnischen Götzendiener und Redner zu einem Zeugen Christi und Märtyrer geworden ist.

Zweck

Der Zweck dieser Geschichte ist ohne Zweifel nicht nur die Bekanntmachung eines so merkwürdigen Vorbilds von Christi Tod und Auferstehung, sondern auch die Gläubigen, so Gottes Volk sind, zum Eifer zu reizen, an den Heiden, die doch nicht Gottes Volk sind.

Einteilung

Das Buch hält in sich vier Kapitel, die zusammen 48 Verse haben, und teilt sich von selbst in zwei Teile, nach der zweimaligen Berufung, die an den Propheten ergangen ist:

  1. Der ersten Berufung folgt er nicht, tut aber Busse dafür.
  2. Die zweite hatte eine gute Wirkung; ihm selber aber war sie nicht anständig.


Zitat Ende (Zwischentitel wurden hinzugefügt).

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