Die königliche Hochzeit

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Gleichnisse Jesu - Eine Auslegung in prophetischer Sicht

Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Quelle: private Abschrift, Verlag unbekannt

Weitere interessante Abschriften siehe hier:

Inhaltsverzeichnis des Buches

Kapitel davor:
Vom Weinberg
(Mt 21:33-46 - Mk 12:1-12 - Lk 20:9-19)

Die königliche Hochzeit

Mt 22:1-14; Lk 14:16-24

Dieses Gleichnis spricht wieder selbst aus, dass es den Juden gehört. Dabei ist natürlich, wie immer, eine geistliche Auslegung auf das Innenleben der Gemeine nicht ausgeschlossen, nur darf die geistliche Auslegung keine Züge von der Königreichslinie in die Gemeine-Linie übertragen.

Das Gleichnis will das Königreich der Himmel zeichnen. „Das Himmelreich ist gleich oder verglichen“, so hebt es an. Das Königreich der Himmel heißt auch Königreich Gottes und Christi. Der himmlische, vom Himmel wiedergekommene Heiland ist sein König. Das Königreich der Himmel entsteht nicht aus dem natürlich-geschichtlichen Verlauf heraus. Es entsteht nach dem Zusammenbruch des natürlich-geschichtlichn Verlaufs, welcher seinen Höhepunkt im Antichristen hat. Es ersteht durch Offenbarung des Herrn vom Himmel her mit seinen Heiligen. Seine Vorrechte sind darum himmlische. Es hat nicht die von unten stammenden Richtlinien und Grundlinien, welche dem Gesetz der Sünde und des Todes angehören, sondern es hat die ewigen Gesetze Gottes und baut sich in ihnen auf. Des Heilands Königreich ist nicht von dieser Welt. Es ist wohl in dieser Welt, aber in ihm ist der Heilige Geist der oberen Welt maßgebend, welcher bei seiner Offenbarung über alles Fleisch ausgegossen wird, als ein Geist der Gnade und des Gebets (Joel, Sacharja).

Das Reich der Himmel

Dieses Reich der Himmel ist nicht die jetzt gebaute Gemeine der Söhne Gottes. Wir sehen ja, wie jetzt nach zweitausend Jahren seit der Himmelfahrt Christi, alle Reiche der Erde von unten sind und sich nach dem satanischen Prinzip auswirken. Daran hat das Christentum als Volksreligion nichts geändert. Die Gemeine des Glaubens steht als eine leidende und duldende mitten in der Auswirkungszeit des satanischen Prinzips. Der Himmel regiert nirgends auf Erden, sondern vielmehr die Hölle. Das Königreich der Himmel ist eine kommende Sache. Es wird nicht durch die Predigt des Evangeliums heraufgeführt, sondern durch die Offenbarung des Herrn vom Himmel her. Und diese Offenbarung wird zunächst das jüdische Volk erfassen und es zum Israel Gottes machen, dann werden die Nationen es sehen und ihm zulaufen und Schritt für Schritt eingehen.

Die vollendete und ausgereifte Gemeine aber wird der Leib sein, durch welchen der erhöhte und wiederkommende Christus seine Königsherrschaft kundtun wird.

Die erwählte Jungfrau

Von diesem Königreich der Himmel sagt nun der Heiland in unserm Gleichnis, dass es verglichen werden könne einem königlichen Herrn, der seinem Sohn Hochzeit machte. Hier haben wir eins der vielgebrauchten prophetischen Bilder, unter welchem der Herr sein Verhältnis zum Volk Israel darstellt. Durch die Jahrhunderte ist es ein Verlobungs-, ein Braut-, eine Eheverhältnis. Nach dem prophetischen Wort hat sich der Herr mit dem jüdischen Volk verlobt, und bleibt mit ihm verlobt in Ewigkeiten. Das sagt sonderlich Hosea. Der Bund hört also nicht auf, sondern wird durchgeführt durch alles hindurch. Gottes Gaben und Berufung mögen ihn nicht gereuen. Israel ist nach dem prophetischen Wort die Jungfrau, welche der Herr sich erwählt hat.

Diese verlobte und erwählte Jungfrau ist aber nun vielfach untreu. Sie treibt Hurerei und Götzendienst. Da richtete sie der Herr mannigfach. Er richtet sie schließlich so, dass er sie verwirft und unter die Nationen hinaustut. Nun ist sie wie eine Witwe. Aber der Herr verstößt sie nicht ewiglich. Immer wieder müssen die Propheten das bezeugen. Hosea muss sogar eine Hure zur Frau nehmen zum Zeugnis, dass der Herr sein erwähltes Weib endlich doch noch annehmen werde, es läuft trotz allem mit dem bußfertig-gläubigen Teil Israels auf die Hochzeit hinaus. Israel ist das Weib Jahwes. Israel ist voll und ganz nur annehmend und weitertragend seinem Herrn gegenüber. Israel ist das weibliche Gefäß unter der ganzen Nationenwelt. Alle Nationen sind aktiv, Israel ist passiv und passionell. Freilich, es will auch in das Selbst hinaus. Es will nicht das Weibliche sein und bleiben. Erst in der Götzenannahme, dann in der Gesetzes-Gerechtigkeit, dann in der Gesetzlosigkeit wird es aktiv und aktiver, aber zu immer tieferem Gericht und zu immer schwererem Fluch.

Nach dem tiefsten Gericht, dem über den Antichristen, wird es endlich zerbrechen und zu seiner Weibesstellung zurückkehren. Bei der Ankunft des Sohnes Gottes, des Messias im Fleische, war großer Werbetag - leider ein vergeblicher; bei der Wiederkunft des Herrn wird der gläubige Teil seine Berufung und Erwählung annehmen. Der Heiland bezeichnet sich selbst in seinen Fleischestagen, dem jüdischen Volk gegenüber, als Bräutigam und bezeichnet die Gläubigen aus den Juden als Hochzeitsleute. Wie können die Hochzeitsleute fasten, so lange der Bräutigam bei ihnen ist? Und Johannes der Täufer sagt ebenfalls von seinen Tagen, dass sie die Braut-Werbetage seien. Er ruft aus: „Wer die Braut hat, ist der Bräutigam“. Doch es zerschlug sich, es kam nicht zur Ehe. Hinausgeworfen ist das Volk im tiefsten Sinne Witwe und ruft zum ungerechten Richter, welcher Gott an ihm ist, der es zweifältig plagen lässt - Tag und Nacht. Aber die Witwe wird, wenn die Zeit da ist, in einer Kürze, schnell - errettet werden. Der Hochzeitstag kommt mit den Auserwählten. Es heißt auch großes Abendmahl, sowohl in den Evangelien Lk 10 wie in Offb 19.

Die Hochzeitsfeier

Ist dann die Hochzeit gefeiert, so geht es von Stufe zu Stufe. Im Königreich der Himmel wird das Weib der wunderbare Anziehungspunkt der Nationen und nach den letzten Gerichten und dem Endgericht konzentriert sich die Herrlichkeit des Weibes im neuen Jerusalem, wo es dann wohnen und königlich-priesterlich walten darf, in der Gemeinschaft mit dem Herrn. Der Herr mit seiner vollendeten Gemeine wird ja im neuen Jerusalem - welches die Braut, die vollendete ist - wohnen, und dort wird das Weib nun auf ewig angetraut im Lichte sein und seinen Beruf an den seligen Nationen ausüben. Neu-Jerusalem, das auch ganz auf die Zwölfe eingestellt ist, auf die Zahl Jakobs, gehört dem Weibe zu, es ist die vollendete Weibesherrlichkeit, in deren Mitte der Mann mit seinen vollendeten Söhnen wohnt. So geht durch die ganze Offenbarung und Prophetie der Verlobungs-, der Braut-, der Weibes-, der Hochzeits-Gedanke - dazwischen um des Unglaubens willen, der Witwen- und der Hurenweg, aber immer in Bezug auf Juda-Israel.

Der männliche Sohn

Die Gemeine der Gläubigen ist nie die Braut, nie das Weib, noch weniger jemals eine Witwe oder Hure. Die gläubige Gemeinde ist stets männlich gesehen. Nach Röm 8:29 geht der Gemeine-Rat nicht auf ein Brautverhältnis oder auf eine Hochzeit, vielmehr darauf hinaus, dass der eingeborene Sohn der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die Gläubigen in Christus heißen stets Söhne, Männer, Väter. Wir sollen endlich nicht zu einer Hochzeit kommen, sondern zum vollkommenen Mannesalter heranreifen. Wenn Paulus im 2. Korintherbrief einmal sagt, er wolle die Korinther als eine reine Braut Jesu zuführen, so ist dies die einzige Stelle, und die Braut ist hier nur ein Bild von der Reinheit. Eph 5 darf nicht dazu herangezogen werden. Hier vergleicht ja der Apostel nicht die Gemeine mit der Ehe, sondern vielmehr die Ehe mit der Gemeine, das ist ein großer Unterschied. Der Gegenstand in Eph 5 ist, wie auch deutlich der Schluss des Kapitels zeigt, die Ehe, und nicht die Gemeine. Nun wird an einigen Punkten des Gemeine-Gemeinschaftslebens die Ehe beleuchtet. Ganz besonders ist es die Einheit der Gemeineglieder mit Christus, welche von der Ehe als Einheitsvorbild beleuchten soll. Die Gemeine ist der männliche Sohn. Bei ihr ist von Hochzeit höchstens insofern die Rede, als sie, wenn der Heiland mit Israel Hochzeit hat, auf der Heilands-Seite, auf des Sohnes Seite als Leib Christi mit dabei ist.

Also, wo wir es mit Braut, Weib, Witwe oder Hure zu tun haben, da haben wir es mit Juda und Israel zu tun. Das gibt auch für die Erklärung der Offenbarung des Johannes viel Licht.

Der Bräutigam und die Berufenen

Für das Verhältnis des Herrn zu seiner erwählten Braut war nun die Menschwerdung des Sohnes von entscheidender Bedeutung. Da kam er und suchte die Braut zum Weibe zu erlangen. Der Vater wollte seinem Sohn Hochzeit machen. Der Heiland ist als Jude geboren. Er ist aus dem Stamm Juda und aus Bethlehem. Seine jüdische Menschheit hat für die Juden ihre besondere Bedeutung. Als Jude ist es ihr Messias, ihr König, ihr Herr, der Mann, der das Weib heimführen wollte. Die Gemeine hat den aus dem Geist gezeugten, menschgewordenen Sohn. Der Sohn und der Mensch, das ist für uns Gläubige aus den Nationen das Entscheidende. Der Davidssohn, der ist für die Juden, das ist für das erwählte Weib das Entscheidende. In seinen Erdentagen im jüdischen Land hat der Heiland das Weib gesucht. Er erklärt für diese Zeit ausdrücklich, er sei nicht gesandt als allein zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Das ganze Wirken des Herrn ist auf die Erfüllung des prophetischen Wortes gerichtet. Darum geht es in den drei Königreich-Evangelien immer auf das Ganze, darum heilt er alles; im Königreich Christi darf niemand krank und elend sein. Die Gläubigen in Christus in der Gemeine gehen durch alles hindurch.

Es geschah, was unser Gleichnis sagt: „Er sandte Knechte aus, dass sie die Gäste zur Hochzeit riefen.“ Wenn es in unserem Gleichnis Gäste heißt, so bedeutet das wörtlich: die Berufenen. Das berufene Weib, das eben aus einem ganzen Volk und seinen Gliedern bestand, wird gerufen. Mag sein, dass auch unter denen, die einst bei Heraufführung des Königreiches den Ruf hören, noch Stufen sind: Innerliche Stufen, welche mehr Knechtscharakter tragen; äußerlichere Stufen, welche mehr Weibescharakter haben. Wir kommen in Mt 25 noch auf diesen Punkt. Die Berufenen zur Hochzeit sind die Juden. Hier dürfen keine Nationen-Leute hineingezogen werden. Die Nationen-Leute sind jetzt entweder Erstlinge, - das ist eine viel höhere Stufe als nur zur Hochzeit berufen sein. Die Erstlinge leben jetzt schon im Glauben in ihrem Herrn. Oder aber die Nationen sind Gesegnete vom Segen Israels - Selige im Licht, das über Israel aufgegangen ist.

Der vergebliche Ruf

Weil die Erdenarbeit Jesu der Aufrufung der Juden zur Hochzeit galt, trägt sie in allem, in ihrem Massenmäßigen, in ihrem Buß-Tauf-Wesen, in ihrer Aufhebung aller satanischen Kräfte - auch in Krankheit und Not - den Königreichs- und nicht den Gemeine-Charakter. Der Gemeine-Charakter ist Auswahl-Charakter, ist Glaubenswesen, ist Überwinden unter satanischem Hochdruck. Durch Knechte ließ der Heiland aufrufen. Lukas nennt einen Knecht. Er fasst alles in eins zusammen. Da war ja auch der eine, Johannes der Täufer, der machtvoll aufrief. Da waren aber auch die Zwölfe, ja, da waren die Siebzig, welche hingingen und das Königreich in Wort und Tat verkündigten, die Hochzeit sei da. So können wir in unseren Tagen jetzt nicht verkündigen. Die Hochzeit ist nicht da. Das sehen wir schon daran, dass sie erst Offb 19 als vorhanden verkündigt ist. Wir müssen jetzt Rettung, Seligkeit, Friede, Kindschaft, Erbschaft verkündigen, welches Ziel größer ist als der Aufruf zur Hochzeit, was aber alles eben durch Kreuz, Trübsal und viel Anfechtung geht. Der Hochzeitsruf im Königreich ist etwas spezifisch anderes als der Bußruf und der Glaubensruf der Gemeine. Es ist etwas anderes, unter Satans Macht zu glauben als in Satans Bindungszeit, und sich im Anschauen der Hochzeit Jesus untertan zu geben.

So ging also der Ruf an die Berufenen. Aber sie wollten nicht kommen. Lukas schildert in drastischer Weise den irdischen Sinn, der sie hinderte. Der eine hatte einen Acker gekauft, der andere fünf Joch Ochsen. Der dritte hatte eine Hochzeit, die ihm viel näher lag und mehr zu geben versprach als die Hochzeit des Messias. Augenlust - man muss den Acker besehen; Fleischeslust - fünf Joch Ochsen; hoffärtiges Leben - hochfahren in der Welt - ein Weib genommen - die drei großen Grundzüge von unten halten sie zurück. Schauen, im Gegensatz zum Glauben; Fleisch ist der Gegensatz zum Geist; hochfahren, der Gegensatz zum freien Sterben. Ichmäßiges, nicht gottmäßiges Erdenreich ist ihre Lust.

Die zweite Berufung

Da sandte der König zum zweiten Mal aus. Hier treten nun in unserm Gleichnis die prophetischen Zwischenräume ein. Alles was in der Erfüllung weit auseinander liegt. Das prophetische Wort sieht da, wo es gesprochen wird, zusammen, was in der Erfüllung weit auseinander liegt. Das prophetische Wort ist perspektivisch. Schon im Natürlichen können wir nur perspektivisch sehen, also alles Entferntere zusammengerückt. Weil die ganze Schrift prophetisch ist, so ist sie auch durch und durch perspektivisch. So sind auf Ganze gesehen die am weitesten hinausliegenden Gotteszeitalter, vorwärts wie rückwärts, um so näher zusammengeschoben. Darum sind z. B. die eigentliche Urschöpfung und die endliche Wiederherstellung von alle sehr kurz behandelt; je näher uns aber die Gottzeitalter liegen, umso breiter öffnen sie sich. Diesen Charakter trägt das ganze prophetische Wort auch in seinen Einzelheiten. Darum tragen ihn auch die Gleichnisse. Ganz besonders sehen oder verkürzen die Gleichnisse im perspektivischen Licht den Äon des zweitausendjährigen Gerichts über das jüdische Volk. Die Gleichnisse knüpfen eng zusammen. Die Auslegung, sonderlich unserer Tage, in welchen die Zeiträume meist hinter uns liegen, muss diese Zwischenräume beachten, sonst kommt sie auf verkehrte Linien.

In unserm vorliegenden Gleichnis liegen die Zwischenräume da, wo der Herr sagt, es seien zum zweiten Mal Knechte hinausgeschickt worden, die Berufenen hereinzubitten. Bei diesem zweiten Ruf heißt es: Saget den Berufenen: siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles bereit, kommt zur Hochzeit! Hier ist in der Zeit zwischen erster und zweiter Berufung offenbar etwas geschehen. Da ist die Erlösung und Versöhnung durch das Leiden und Sterben des Herrn Jesu Christi durchgeführt; da ist der König des Himmelreichs auferstanden aus den Toten. Da ist die volle Möglichkeit, Hochzeit zu halten, geschaffen. Es ist alles bereit. Da liegt also die Zeit bis nach Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten dazwischen. Die Berufenen sind jetzt die Apostel und die ganze gläubige Anfangsgemeine des Königreichs, welche nach Pfingsten herrlich erstand. Lukas fasst diese zweite Berufung nach der Seite der zu Berufenen hin und sagt: „Gehe schnell auf die Gassen und Straßen der Stadt und führe die Armen und Krüppel und Lahmen und Blinden herein.“

Lukas lässt auch den König schon nach der ersten Berufung zornig werden. Das ist ganz richtig. Wurzelmäßig haben der Zorn und das Gericht schon bei der ersten Verwerfung begonnen, darum hat es der Heiland auch schon beim Einzug in Jerusalem klipp und klar verkündigen können. Ausgeführt ist das Gericht aber erst nach der Verwerfung der zweiten Berufung. Dass Lukas hier die Armen, Lahmen und Krüppel anführt, hat darin seine Ursache, dass nur die zerbrochenen und zerschlagenen Herzen den gekreuzigten Heiland brauchten und annahmen. Das Hohe und Stolze, das Ich-Gerechte im Volk, sowie die meisten Oberen verwarfen den gekreuzigten König. Dass aber Lukas dasselbe meint wie Matthäus in der zweiten Berufung, ersehen wir daraus, dass es heißt: Gehe auf die Straßen und Gassen der Stadt. Die Stadt ist Jerusalem, also steht sie hoch.

In diese zweite Berufung, auf Grund der vollbrachten Versöhnung und des verherrlichten Königs, fällt nun auch die Tatsache, dass sie die Knechte griffen, höhnten und töteten. Wir denken an Jakobus und Stephanus, an Saulus. Da ward der König zornig und schickte seine Heere aus. Die Römer sind seine Heere gleichwie Nebukadnezar einst sein Knecht war. Der Herr ist auch der Weltregent, trotz Satans angemaßter Herrschaft. Und nun wird die Stadt angezündet und die Mörder werden umgebracht. Hier liegt wieder ein ganzes Menschenalter dazwischen, wir haben wieder die prophetische Perspektive. Erst im Jahre 70 ist ja das Gericht vollzogen.

Die dritte Berufung

Nun kommt die große Pause von 2000 Jahren. Hier setzt gewöhnlich eine ganz falsche Auslegung ein, indem man nun die dritte Berufung auf die Nationen bezieht und unsere jetzige Zeit hier hineintut. Das ist verkehrt. Die Nationen sind keine Berufenen. Sie schließen sich nur nach der vollendeten Berufung des jüdischen Volkes an. Das wäre eine schöne Hochzeit, welche da unter den Nationen in den 2000 Jahren gehalten worden wäre. Verfolgte, gehasste, getötete Gläubige; gewaltige, verkehrte Kirchenwege; furchtbare Gerichte gerade innerhalb der sogenannten christlichen Nationen. Blut, nichts als Blut in Kirchen und Staaten, das ist keine Hochzeit. Die ist eben auch nicht in diesen 2000 Jahren, vielmehr nach der Gemeine Zeit. Dazu, wenn der Heiland auf die Straßen schickt, wenn er nach Lukas auf die Landstraßen und an die Zäune schickt, so sind das durchaus nicht die Nationen-Kirchen. Diese haben große Kulturreiche, gewaltige Städte; die haben Heimatland und Vaterland und rühmen sich hoch. Wer ist aber der Fremdling, der nicht Heimat und eigene Scholle hat? Wer ist der Wanderer, der ruhelose Wanderer durch die 2000 Jahre hindurch? Wem hat man nirgends ein Heimatrecht gegeben? Wer ist ständig Zaungast gewesen und ist es im Grunde noch? Wer sucht sich unstet und flüchtig in unseren Tagen Heimatboden? Es gibt nur ein Straßen- und Zaunvolk unter allen Nationen - denn selbst die Nomaden haben Heimatgebiete - und das Straßen und Wandervolk - dies ist der ewige Jude.

Auf wie viele falsche Gedanken sind die Kirchen und die sogenannten christlichen Nationen geraten, indem sie hier sich selbst einsetzen? Den ganzen Rat Gottes haben sie verdreht und das jüdische Volk ausgeschaltet. Ja, freilich, wenn man so auslegt, dann verliert man Gemeine und Juden. Die Berufenen zur Jesu Zeit waren es nicht wert, und die ablehnenden Berufenen zur Jesu Zeit werden das Abendmahl nicht schmecken. Gleichwie das aus Ägypten erlöste Volk in der Wüste unterging, und der Herr sich ein neues Volk schuf, so geht auch das bei Jesu Kommen berufene Volk unter, aber durch die schweren Gerichte hindurch schafft der Herr sich ein neues Volk, das Buße tun und gläubig zur Hochzeit eingehen wird. Böse und Gute, wen sie finden, dürfen sie bringen, wenn sie nur Buße tun und die Versöhnung annehmen. Das hochzeitliche Kleid, das sind ja nach Offb 19:8 die gerechten Taten der Heiligen, die sich durch Gnade zurechtbringen lassen, indem sie die Versöhnung und Gnade des gekreuzigten und verherrlichten Königs annehmen, die haben das hochzeitliche Kleid. Unter den Juden der anbrechenden Hochzeitstage gibt es Böse und Gute, Gesetzestreue und Abgefallene. Es darf aber alles herein, was sich zerbrechen und erneuern lässt.

So bezieht sich also die dritte Berufung auf das jüdische Volk am Ende der Tage, nach dem Zerbruch der antichristlichen Herrschaft. Wir haben hier die Erfüllung des Nachtgesichtes des Propheten Sacharja von den vier Wagen Sach 6 und vieler anderer Stellen. Lukas deutet den langen Zwischenraum bis zur dritten Berufung mit den Worten des Knechtes an: Es ist noch Raum da. Er sieht den Raum noch leer. Der Anbruch der Königreichsgemeine ist ja hervorgekommen. Viele Tausende sind eingegangen an Pfingsten und danach. Aber die Bewegung ist dann unter den Verfolgungen steckengeblieben und vergangen. Der Hochzeitssaal blieb leer.

Buße und Wiederannahme

Nun gibt’s noch eine dritte Berufung des auf die Gassen und an die Zäune geworfenen Volkes. Und nun wird das Brautgemach voll. Hier stehen wir in der großen Buß- und Glaubensbewegung im jüdischen Volk nach Zerbruch des Antichristen. Sie sehen, in welchen sie gestochen haben. Aus der Welt der Toten, und aus der der Lebenden kommen alle bußfertig Glaubenden; denn das Königreich Christi umfasst hüben und drüben. Nur von den Männern, welche zur Zeit Christi abgelehnt haben, kommt keiner in den Hochzeitssaal.

Wenn nun der Saal voll ist, wenn die große Israelgemeine (das Weib) gesammelt ist, gibt es auch ein innerliches Säuberungsgericht. Es ist wohl verständlich, dass bei der gewaltigen Buß- und Glaubensbewegung (Sach 12:11ff.) auch Oberflächliche mit hineinschlüpfen. Da werden solche mit drin sein, die keine ernste Buße und kein ernstes Glauben annehmen von der Vergebung der Sünden und der Gerechtigkeit des Lebens haben. Diese werden durch innere Gerichte hinausgetan, wenn der König in den Hochzeitssaal kommt. So hat sich ja auch die nur kurz bestehende Gemeine des Anfangs (Apg 2) gesäubert. Ein Ananias und eine Saphira wurden kurzerhand abgetan. So wird auch alles, was keine richtige Bekehrung durchgemacht hat, aus der jüdischen Gemeine des Königreichs hinausgetan. Eine reine Braut bekommt der Königssohn. Nur der wahre, echte Israelit darf teilnehmen. Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. Eine geheiligte Zielvollzahl bildet das Weib, füllt das Brautgemach. Aber eine solche Gemeine kommt auch gewiss durch.

Die Geistesgemeine wird bei der königlichen Hochzeit auf der Seite des Sohnes, des Bräutigams stehen. Sie ist schon lange vorher von ihrem Herr gesammelt worden. Sie ist ja des Bräutigams Leib. Aber sie freut sich auf diesen Hochzeitstag, und im innersten und tiefsten Sinn gilt auch ihr, was dem Weibe gilt: „Selig sind, die zum Abendmahl des Lammes berufen sind.“

Lies weiter:
Von den anvertrauten Pfunden
Mt 25:14-30