Die Totenauferstehung

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Abschrift: Die Totenauferstehung
Betrachtungen zu 1Kor 15
von Heinrich Schaedel

Kurt Reith Verlag „Wort und Geist
Wüstenrot Kr. Heilbronn 1947

siehe weitere Abschriften

Die Totenauferstehung

1Kor 15

Einleitung

„Was ist der Mensch?“ Diese Frage ist viel und oft gestellt worden. Ist er ein veredeltes Tier? So denken viele. Worin unterscheiden wir uns als Menschen von den Tieren? So wird vielfach gefragt. Es bleibt das Leben überhaupt ein Geheimnis. Auch können wir nicht viel sagen über das Wesen der Seele und des Geistes. Jedem Menschen ist aber klar bewusst, dass er vergänglich ist, dass er früher oder später sterben muss. Darum stellt der lebende Mensch mit Hiob immer wieder die Frage: „Wird ein toter Mensch wieder leben?“ Nun haben sich die Menschen diese Fragen zu allen Zeiten gestellt und die Philosophen haben darüber nachgedacht und nach einer Antwort gesucht, aber bis auf den heutigen Tag keine befriedigende gefunden. So weiß auch kein Mensch eigentlich, was das Sterben ist. Kein Mensch hat je das Geheimnis des Todes ergründen können. So ist auch dem Menschen die Auferstehung von den Toten ein Geheimnis. Wir können darüber nicht miteinander reden wie über andere Dinge, die wir erlebt und erfahren haben. Wir sind hier ganz allein darauf angewiesen, was uns Gottes Wort darüber offenbart. Die Männer Gottes, durch die uns die Bibel gegeben wurde, haben von Gott darüber Offenbarungen erhalten und diese uns mitgeteilt. Solche Offenbarungen ziehen sich durch die ganze Bibel hindurch. Was der Mensch eigentlich ist, können wir nur durch die Schrift erfahren. Allerdings hat die weltliche, besonders die alte heidnische Philosophie, darüber Theorien aufgestellt, die heute noch vielfach, auch unter den Gläubigen, Anhänger haben. Wer nun aber seine Bibel aufmerksam liest, der erkennt bald den Konflikt dieser Anschauungen mit dem, was die Schrift sagt. Es herrscht unter den Christen leider noch viel mehr heidnische, als biblische Anschauung über den Menschen, sein Wesen und seine Zukunft.

Das Wesen des Menschen

1. Was sagt die Schrift über das Wesen des Menschen? Die altheidnische Weltanschauung ist der Meinung, dass die Materie oder sichtbare Stofflichkeit etwas Verächtliches sei. Man könnte da zu der Meinung kommen, als ob Satan die Materie erschaffen habe. Der Geist sei das Göttliche im Menschen, der aber leider an die Materie, wie in einem Gefängnis, gefesselt ist. Frei werde er erst, wenn der Geist vom Leibe getrennt wird im Tode. Die Schrift sagt uns: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“ (1Mo 1:29). Durch den Sohn hat Gott das Weltall geschaffen, das Sichtbare und das Unsichtbare (Kol 1:16). „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“. (1Mo 1:31). Wir wollen uns hier nicht weiter darüber unterhalten, wie viel Zeit zwischen dem ersten und zweiten Vers der Bibel liegen mag. Es dürfte ja heute allgemein bejaht werden, dass die Erde wüst und leer geworden ist, und Gott mit dem Sechstagewerk eine Neuschöpfung und eine Neuordnung der Verhältnisse der Erde vorgenommen hat. Vielleicht hängt dieser Zusammenbruch der Urschöpfung zusammen mit dem Abfall und Sturz in der Engelwelt. In dieser Neuschöpfung war alles wohl geordnet und vorbereitet für die Erschaffung des Menschen als Krone dieser sichtbaren Welt, als Gleichnis Gottes, wie die Schrift sagt: „Da bildete Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden, und er blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase, und also ward der Mensch eine lebendige Seele“ (1Mo 2:7). Da haben wir die drei Elemente des Menschen. Er besteht aus dem Leib, aus dem Geist den Gott ihm gab, und dadurch ward der Mensch eine lebendige Seele. Diese Dreiteilung finden wir auch im Neuen Testament. 1Thes 5:23: „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und euer Geist ganz samt Seele und Leib müsse bewahrt werden unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi."

Was ist die Seele?

Auch diese Frage kann nur die Schrift beantworten, nicht aber menschliche Philosophie. Nach dem Schöpfungsbericht wurde durch die Verbindung des Geistes mit dem Körper der Mensch eine lebendige Seele. Gott hauchte dem Menschen nicht die Seele, sondern den Geist ein. In den wissenschaftlichen Büchern und der Philosophie überhaupt, wird nach dem Vorgang der alten griechischen Denker Geist und Seele als ein und dasselbe betrachtet. Die Bibel aber unterscheidet auch klar zwischen Seele und Geist. So heißt es Hebr 4:12: „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig, und schärfer denn ein zweischneidiges Schwert und dringt durch, bis dass es scheidet Seele und Geist“. Die Verbindung von Geist, Seele und Leib ist für unsere Erkenntnis ein Geheimnis. Vielleicht wäre man aber nicht in solche unklare Verwirrung hineingekommen, wenn unsere Bibelübersetzer hier genauer die Wörter, die die Bibel gebraucht, mit demselben Wort wiedergegeben hätten. Das Alte Testament hat für Seele das Wort Nephesch und das Neue das Wort Psyche. Die Schrift ist hier ganz konsequent und sagt niemals Seele, wenn sie den Geist meint, und niemals Geist, wenn sie die Seele meint. Öfters wird das Wort „Seele" mit Leben übersetzt, z.B. 2Mo 4:19: „Die Leute sind tot, die nach deinem Leben (Seele) standen“. Auch im Neuen Testament wird oft das griechische Wort für Seele mit Leben übersetzt. Man hat aber in den Grundsprachen des alten, wie auch des neuen Testamentes, je ein Wort für Leben. Gewiss liegt in manchen Stellen der Gedanke nahe, dass es sich um das Leben handele, wie z.B. bei Mt 16:25: „Wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.“ Es steht hier jedoch das Wort Seele. Ebenso ist es ja verständlich, wenn man das Wort Seele als Bezeichnung der Persönlichkeit versteht.

Wenn bei der Volkszählung in der Bibel gesagt wird, dass es so und so viele Seelen gewesen seien, dann stellt man sich eben unter Seelen Personen oder Individuen vor. So 1Mo 2:5: „Also nahm Abram sein Weib Sarai und Lot und die Seelen, die sie erworben hatten in Haran“. So auch 1Mo 36:6. Seele und Geist sind aber nach der Schrift nicht dasselbe. Das geht schon sehr deutlich hervor aus einem Wort 1Kor 2:14.15: „Der seelische Mensch aber vernimmt nichts vom Geiste Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich gerichtet (erforscht) sein. Der geistliche (Mensch) aber richtet (erforscht) alles, und wird von niemand gerichtet (erforscht)“. In unserer Betrachtung über die einzelnen Abschnitte von 1Kor 15 kommen wir noch näher darauf zu sprechen.

Die Seele bezeichnet vielfach in der Bibel das Gefühls- und Empfindungsleben, während die höchsten Fähigkeiten des Menschen ihren Sitz im Geist haben. Ein merkwürdiges Wort, das aber wenig beachtet wird, haben wir in Jak 3:14-15: „Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Ränke in eueren Herzen habt, prahlet und lüget ihr nicht wider die Wahrheit? Dies ist nicht die Weisheit, die von oben herab kommt, sondern ist irdisch, seelisch, dämonisch“. Hier wird also das Seelische in die Reihe des Irdischen und Dämonischen gestellt. Charakterisiert werden die seelischen Menschen in der Epistel Jud 1:18.19: „In der letzten Zeit kommen Verhöhner, die nach ihren eigenen Begierden und Ruchlosigkeit gehen. Diese sind es, die sich abschließen, Seelische, die nicht Geist haben“. Das zeigen uns eine ganze Anzahl von Bibelworten. 5Mo 12:20: „Weil deine Seele Fleisch zu essen gelüstet, so iss Fleisch nach aller Lust deiner Seele.“ Spr 13:25: „Der Gerechte isst, dass seine Seele satt wird“. Spr 27:7: „Eine satte Seele zertritt wohl Honigseim; aber einer hungrigen Seele ist alles Bittere süß“. So sagt auch der Herr Jesus Mt 6:25: „Sorget nicht für eure Seele (Luther: Leben), was ihr essen und trinken werdet; auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht die Seele mehr als die Speise, und der Leib mehr als die Kleidung?"

In der Seele ist der Sitz des Empfindungslebens, sie empfindet Lust und Schmerzen, Freude und Leid. In diesem Lichte versteht man das Wort des Herrn: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid - so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.“ Der reiche Mann, dessen Felder wohl getragen hatten, sagte: „Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iss und trink und habe guten Mut:“ Seine Seele konnte aber nichts davon genießen.

Es wird uns auch gesagt, dass die Seele im Blut sei. Man versteht dann auch die tiefe Bedeutung von Jes 53:12, wo von Christus geweissagt wird, dass er seine Seele ausgeschüttet habe in den Tod. Am Kreuz wurde die Seite des Herrn durchstochen, sodass das Blut herauslief. Man sieht dann auch die Bedeutung für die Versöhnung mit Gott. 3Mo 17:11: „Des Leibes Seele (Luther: Leben) ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, dass eure Seelen damit versöhnt werden. Denn das Blut ist die Versöhnung, weil die Seele in ihm ist“. Die Opfertiere wurden am Brandopferaltar geschlachtet und das Blut ausgegossen am Altar. Das Blut lief dann in einen Hohlraum unter dem Altar. Diese Vorgänge geben uns auch ein Verständnis des Bildes in Offb 6:9: „Da es das 5. Siegel auftat, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die erwürgt waren um des Wortes Gottes willen“. Die Seele ist im Blut. Es ist viel Märtyrerblut vergossen worden in der Geschichte von Abel an, von dem Gott zu Kain sagte: „Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde“ (1Mo 4:10). Das sind Illustrationen oder Bilder und zeigen uns, wie Gott diese Opfer ansieht.

Die Seele ist also die Bezeichnung des fühlenden empfindenden Individuums, des warmen wahrnehmbaren Lebens im Menschen. Die Seele nimmt die Buchstaben und Wörter einer Buchseite wahr, aber der Geist erkennt die Meinung, die diese Wörter haben. Durch die Seele schmecken wir die Speisen, aber durch den Geist schmecken wir die Güte Gottes, die uns die Nahrung darreicht. Wir empfinden mit der Seele die warmen Sonnenstrahlen, und mit dem Geist empfinden wir die Liebe Gottes, die uns die Sonne schenkt. Der Körper ist nicht der Mensch, und der Geist ist auch nicht der Mensch, sondern diese zwei vereinigt ergeben den Menschen, eine lebendige Seele.

Was ist der Tod?

Auch hier ist unser Wissen nur Stückwerk. Wir Menschen müssen sterben, das wissen wir. Aber was der Tod eigentlich ist, und was seine Bedeutung sei, das bleibt unserm Verstand ein Geheimnis, das wir nicht ergründen können. Die Menschen haben sich wohl zu allen Zeiten ihre Gedanken über das Sterben gemacht, aber es hat noch niemand hinter den Vorhang schauen können. Wir sind einzig und allein auf die Offenbarung der Schrift angewiesen. Mehr als das, was uns Gottes Wort sagt, können wir nicht ergründen. Die Menschen haben sich wohl in ihrer Phantasie manchen Anschauungen gebildet, die aber vielfach nicht schriftgemäß sind. So redet man allgemein von der „unsterblichen Seele“. Diesen Ausdruck finden wir aber nicht in der Bibel. Dagegen haben wir aber Aussagen in der Schrift, die durchaus vom Sterben der Seele reden. Hes 18:4: „Welche Seele sündigt, die soll sterben“. 4Mo 23:10: „Meine Seele müsse sterben des Todes der Gerechten“. Ps 56:14: „Du hast meine Seele vom Tode errrettet“. Angesichts dieser und mancher anderer Stellen in der Bibel kann man doch nicht von einer Unsterblichkeit der Seele reden. Zumal geschrieben steht, dass Gott „allein Unsterblichkeit habe“ (1Tim 6:16). Man meint natürlich vielfach, wenn von der Seele gesprochen wird, den Geist. Doch halten wir uns an die Schrift.

Zunächst sagt uns die Bibel, dass der Tod für uns Menschen eine Rückkehr bedeutet. Zum ersten Menschen spricht Gott: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist; denn Staub bist du und Staub sollt du wieder werde.“ (1Mo 3:19). Im Pred 12:27.31: „Du wirst meine Seele nicht im Totenreich (Hades) lassen“. David hat im prophetischen Vorausblick von der Auferstehung des Messias geredet, dass dieser nicht im Totenreiche (Hades) gelassen sei und sein Leib die Verwesung nicht gesehen habe.“ So betet der Herr nicht am am Kreuz: „Vater, in deine Hände befehle ich meine Seele“, sondern „meinen Geist“ (Apg 7:58). Gott hat den Geist gegeben und zu Gott kehrt der Geist im Tode zurück. Der Leib des Menschen ist von den Elementen der Erde gemacht worden und kehrt im Tode zur Erde zurück. Die Seele geht in den Hades, das heißt in das Unsichtbare, die Persönlichkeit des Menschen ist damit zerrissen.

Der Tod ist der Sünde Sold. Er ist die Strafe Gottes, aber zugleich wird im Tode die Voraussetzung geschaffen für die Neuschöpfung Gottes in der Auferstehung. Darum legt die neutestamentliche Verkündigung den größten Nachdruck auf die Auferstehung. Es ist darum ganz unbiblisch, wenn man sagt, der Tod sei kein Sterben, sondern der Eingang zum Leben. Man wird bei solchen phantasiereichen Aussagen in Predigt und Dichtung unwillkürlich an das Wort des Satans erinnert, das er den ersten Menschen gegenüber aussprach: „Ihr werdet mitnichten des Todes sterben“ (1Mo 3:4). Der Tod ist nach der Bibel nicht der freudige Eingang in das vollkommene Leben. 5Mo 30:15 heißt es: „Siehe, ich habe dir vorgelegt das Leben und das Gute, den Tod und das Böse.“ Der Tod ist etwas sehr Unangenehmes, er bedeutet einen Riss in Gottes Schöpfung. Gott hat aber den Ausweg, die Rettung vorgesehen von Anfang an. Hes 18:32: „Ich habe kein Gefallen am Tode des Sterbenden, spricht der Herr, Herr. Darum bekehret euch, so werdet ihr leben.“ Auch wir Menschen haben kein Wohlgefallen am Tode. Wir werden dem Wort recht geben Ps 55:5: „Mein Herz ängstet sich in meinem Leibe, und des Todes Furcht ist auf mich gefallen.“ Aus dieser ganzen Todesnot ist die Verheißung der Auferstehung die einzige Rettung. Wenn der Tod den Eingang in das ewige Leben bedeutet, wie man so vielfach ansieht in den Kreisen der Gläubigen, dann ist doch eigentlich die Auferstehung überflüssig. Darum wissen so viele nicht recht, was sie mit der Auferstehung anfangen sollen. Zu unserer Aufklärung und biblischen Erkenntnis hat uns der Heilige Geist durch den Apostel Paulus das 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes gegeben, in dem wir eine Offenbarung sehen dürfen.

Zwischen Tod und Auferstehung

Darüber ist viel spekuliert worden, aber volle Befriedigung hat man darüber nicht recht finden können; denn bei allen Erklärungen bleiben immer noch ungelöste Widersprüche und Probleme zurück. Man möchte ja gern einmal über diesen Zustand Klarheit haben, aber Gott gestattet uns nicht, hinter den Vorhang zu schauen. Wir würden diese Dinge auch nicht recht verstehen können, sonst wäre uns gewiss im Worte Gottes Aufklärung gegeben worden. Wenn uns die Schrift keine nähere Offenbarung über diesen Zwischenzustand gibt, dann haben wir kein Recht, mit allerlei menschlichen Künsten in dieses Geheimnis einzudringen. Schon 5Mo 18:10f. wird ernstlich gewarnt vor Zauberei: „Dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder Tochter durchs Feuer gehen lasse, oder ein Weissager oder ein Tagewähler, oder der auf Vogelgeschrei achte, oder ein Zauberer oder Beschwörer oder Wahrsager oder Zeichendeuter, oder d e r die T o t e n frage. Denn der solches tut, der ist dem Herrn ein Gräuel“. Die Gefahr besteht darin, dass solche Neugier durch Dämonen befriedigt wird, die sich ausgeben als abgeschiedene Geister und solche, die das tun, kommen unter die Gewalt dieser dämonischen Mächte, und sie wurden mit dem Tode bestraft, das war im Gesetz vorgeschrieben (3Mo 20:27). Wir haben also kein Recht von diesem Zwischenzustand den Vorhang hinwegzuziehen und dahinter schauen zu wollen. Wir müssen uns damit begnügen, zu wissen, dass der Geist zu Gott geht, der ihn gegeben hat, und da wissen wir ihn gut aufgehoben. Luther sagte einmal: „Der Mensch stirbt, der Leib wird begraben und verwest, liegt in der Erde und weiß nichts. Wenn aber der erste Mensch am jüngsten Tage aufsteht, wird er meinen, er sei kaum eine Stunde dagelegen.“ Wir wissen, dass wir auch heute noch nicht mehr wissen über die Geisterwelt als zur Zeit Luthers. Wir sind mit unserem Denken an Raum und Zeit gebunden und würden in diesem Leibesleben doch kein rechtes Verständnis aufbringen können für die Zustände der Geisterwelt.

Es wird nun aber viel phantasiert und allerlei Schönes und Herrliches vermutet über diesen Zwischenzustand. Auch haben fromme Dichter darüber gesungen und Sehnsucht damit erweckt, bald doch zu sterben, wie z.B. die liebe Wolterdorf gesungen hat: „Ach, wär ich doch schon droben, mein Heiland, wär’ ich da wo dich die Engel loben, und säng’ Halleluja!“ Wenn man solche Lieder auf die Auferstehung bezieht, dann sind sie gut und können segensreich sein. Wenn man sie aber auf das Sterben und den Zwischenzustand zwischen Tod und Auferstehung anwendet, dann mag es doch eine große Enttäuschung geben, denn die Schrift gibt uns keinen Aufschluss darüber. Es werden wohl hauptsächlich fünf Stellen aus dem Neuen Testament angeführt, aufgrund deren man glaubt, sich ein Bild von diesem Zwischenzustand machen zu können. Wir finden aber, dass diese Stellen doch etwas anderes sagen, als das, was man gewöhnlich darunter versteht. Wir wollen diese Stellen uns näher ansehen.

Mt 22:32

„Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Jakobs. Gott ist aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen“. Daraus hat man geschlossen, dass es sich hier um die Erzväter im Zwischenzustand handele. Diese Auffassung ist unberechtigt, denn es handelt sich im Zusammenhang um einen Beweis für die Auferstehung. Die Sadduzäer leugneten die Auferstehung, worauf der Herr die Antwort gibt: „Ihr irret, denn ihr wisset die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes. Habt ihr nicht gelesen von der Totenauferstehung. Habt ihr nicht gelesen von der Toten Auferstehung, was euch gesagt ist von Gott, der da spricht: Ich bin der Gott Abrahams -„ usw. Mk 12:26 hat die Fassung: „Aber von den Toten, dass sie auferstehen werden, habt ihr nicht gelesen.“ usw. Wir haben also keinen Beweis für die Verhältnisse im Zwischenzustand, sondern für die Auferstehung. Man kann hier auch nicht die Erscheinung des Mose und Elias auf dem Verklärungsberg heranziehen, denn Elias ist überhaupt nicht gestorben, sondern im feurigen Wagen gen Himmel gefahren.

Lk 23:43

„Wahrlich, ich sage dir heute: du wirst mit mir im Paradiese sein“. Im Jahrgang 1933 des Prophetischen Wortes, Heft 3, habe ich ausführlich dieses Wort besprochen. Hier nur eine kurze Ausführung. Der ursprüngliche Text im Neuen Testament hatte keine Interpunktion, sodass wir ein volles Recht haben, das Komma hinter das „heute", und nicht vor das „heute" zu setzen. Der Schächer sagte zum Herrn am Kreuz: „Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Darauf antwortet ihm der Herr: „Wahrlich, ich sage dir heute: du wirst mit mir im Paradiese sein“. Wir sind heute in der glücklichen Lage, hier den genauen Sinn festzustellen im Vergleich mit anderen Stellen, wo das Wort „heute" vorkommt und zwar mit und ohne Konjunktion „hoti“, die wir mit „dass“ wiedergeben könnten. Steht diese Konjunktion zwischen „sagen" und „heute", dann wird „heute" gebunden mit dem Gesagten, fehlt aber „hoti“, dann wird „heute" verbunden mit „sagen". Beispiele: Lk 4:21: „Jesus sagte, dass (hoti) diese Schrift erfüllt ist“, oder nach Luther: „Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren“. Lk 19:9: „Jesus sagte, dass (hoti) heute diesem Hause Heil widerfahren ist“. Luther: „Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren“. Die Konjunktion „hoti“ fehlt aber in dem Wort Jesu an den Schächer. Wenn die Ansicht richtig wäre, dass der Schächer an demselben Tage mit dem Herrn im Paradiese sein würde, dann stünde zweifellos auch hier das Bindewort „hoti“. - Im Alten Testament finden wir oft den Ausdruck: „Ich sage dir heute“, oder so ähnlich ausgedrückt: 5Mo 8:19; 5Mo 11:2; 5Mo 15:15; 5Mo 26:3; 5Mo 30:18; Jer 42:19.21.

2Kor 5:6-8

„So sind wir denn getrost allezeit und wissen, dass, dieweil wir im Leibe wohnen, so wallen wir ferne vom Herrn; denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn“. Man kann diese Worte nur recht verstehen in dem ganzen Zusammenhang. Es handelt sich hier um Auferstehung und Verwandlung. „So unser irdisches Haus zerbricht, so haben wir eine Behausung, die vom Himmel ist, und uns verlangt damit überkleidet zu werden.“ In der jetzigen irdischen Hütte oder Leiblichkeit sind wir beschwert. Wir wollten aber lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden, das heißt lebend verwandelt werden, auf dass das Sterbliche würde verschlungen von dem Leben. Dazu sind wir bereitet von Gott, der uns als Angeld den Geist gegeben hat. So sind wir getrost und voller Zuversicht, dieweil wir in dieser jetzigen Leibeshütte wohnen, noch fern vom Herrn, denn wir wandeln jetzt noch im Glauben und nicht im Schauen. Wir sind zwar getrost, aber wir haben doch Lust, außer dieser jetzigen Leibeshütte auszuziehen in die himmlische Leiblichkeit, die die Gestorbenen am Tage des Herrn durch die Auferstehung, und die dann Lebenden durch Verwandlung erlangen werden, alle, die in Christo Jesu sind. Das ist doch offenbar der Sinn dieser Verse in 2Kor 5.

Phil 1:23

„Denn es liegt mir beides hart an: ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, was auch viel besser wäre.“ Der Apostel hatte in Phil 1:20.21 gesagt: „Wie ich sehnlich warte und hoffe, dass ich in keinerlei Stück zuschanden werde, sondern, dass mit aller Freudigkeit, gleichwie sonst allezeit, also auch jetzt Christus hoch gepriesen werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod. Denn Christus ist mein Leben und Sterben ist Gewinn“. Im griechischen Text steht nur einmal das Fürwort „mein“. Das Sterben hat Paulus nie als einen persönlichen Gewinn angesehen. Sein Leiden und seine Gefangenschaft waren für ihn auch kein persönlicher Gewinn, wohl aber für die Gemeinde, für das Werk Gottes. So wird es auch sein, wenn er jetzt sterben müsste. Auch daraus kann Gott Gewinn für die Gemeinde schaffen. Das Blut der Märtyrer war der Samen der Kirche, wie der alte Kirchenvater Tertullian sagte: „Sinetmal aber im Fleisch leben dient mehr Frucht zu schaffen, so weiß ich nicht, welches ich erwählen soll. Denn es liegt mir beides hart an; ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein, was auch viel besser wäre.“

Wie ist das zu verstehen? Das Wort für „hart anliegen“ heißt eigentlich „drängen“. Wir haben es Lk 8:45: „Meister, das Volk dränet dich“. 2Kor 5:14: „Die Liebe Christi dränget uns also.“ Somit übersetzt man hier besser anstatt „es liegt mir beides hart an“ mit dem Wort „drängen“, wie es sonst üblich ist. Dazu kommt, dass im Grundtext noch das Wort „ek“ steht, das „aus" oder „hinaus" bedeutet. Somit kann man diese Stelle am genauesten so geben: „Aus beidem werde ich hinausgedrängt“, nämlich durch ein Drittes, das jetzt kommt: „Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christus zu sein“. In dieser Übersetzung liegt die Vermutung nahe, dass es sich um das Sterben handele. Das Wort, das in unserer Bibel mit „abzuschneiden“ übersetzt ist, kommt nur noch einmal im Neuen Testament vor, Lk 12:36: „Seid gleich den Menschen die auf den Herrn warten, wenn er a u f b r e c h e n wird von der Hochzeit, auf dass, wenn er kommt und anklopft, sie ihm alsbald auftun“. Man kann nun aber das griechische Wort nur sehr frei mit „aufbrechen“ übersetzen. In den Apokryphen finden wir dieses Wort einige mal, wo man die Bedeutung klar erkennen kann Tobias 2:3: „Bei seiner R ü c k k e h r sagte er: Tobias 2:5 „Nach meiner R ü c k k e h r wusch ich mich. 2Makk 9:1: „Um diese Zeit begab es sich, dass Antiochus seine unrühmliche R ü c k k e h r aus Persien angetreten hatte.“ So ist es uns möglich, den Sinn klar zu erkennen. Paulus fühlt sich aus beidem hinausgedrängt, aus dem Leben im Fleisch und dem Entkleidetwerden im Sterben, durch die R ü c k k e h r, nämlich des Herrn. Das wäre ja gewiss das Beste, denn da kommt das Überkleidetwerden mit dem Herrlichkeitsleib. „Aber es ist nötiger im Fleisch zu bleiben um euretwillen“.

Lk 16:19-31

Der reiche Mann und der arme Lazarus. (Siehe ausführliche Abhandlung des Verfassers in: das große Gleichnis Lk 15 und Lk 16, Abschnitt 5). Die große Frage, die hier zu beantworten ist, lautet: Haben wir es hier mit einem Gleichnis, oder mit einer Schilderung tatsächlicher Zustände zu tun? Wer hier eine tatsächliche Darstellung des Zwischenzustandes zwischen Tod und Auferstehung glaubt annehmen zu können, der verirrt sich in unlösbare Widersprüche. Es ist in diesem Abschnitt kein Wort vom Glauben gesagt. Der unvoreingenommene Leser dieser Darstellung wird den Schluss daraus ziehen: Die Menschen, denen es in diesem Leben schlecht geht, wie dem Lazarus, kommen in den Himmel, und diejenigen, denen es hier gut ergangen ist, kommen in die Hölle. Dann ist eine Kluft hier, über die niemand hinüber, und niemand herüber kommen kann. Aber man sieht sich gegenseitig und kann auch miteinander reden. Die Seligen in Abrahams Schoß haben also die Qualen der Verdammten stets vor Augen. In einer Versammlung wurde dieser Bibelabschnitt besprochen. Da habe ein Bruder die Ansicht vertreten, die gläubigen Seelen hätten diesen Anblick vom Himmel aus nötig als ernste Warnung, damit sie nicht wieder abfallen. Zu solchen furchtbaren Verirrungen können also fromme Menschen kommen! Zeigt es nicht einen entsetzlichen Tiefstand der Gemeinde, wenn solchen gotteslästerlichen, ja geradezu satanischen Anschauungen, das Wort geredet werden kann, ohne einen Sturm der Entrüstung hervorzurufen? Was muss sich doch unser treuer Herr im Himmel alles gefallen lassen! Luther hat bekanntlich erklärt, dass er über den Zwischenzustand kein Wissen habe, wie auch Augustin kein solches gehabt habe. Er lasse jedem volle Freiheit, sich seine Gedanken über das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus zu machen. Es handelt sich hier in diesem Zusammenhang um die Charakterisierung der Schriftgelehrten und Pharisäer einerseits, und der Zöllner und Sünder andererseits. Da schlägt der Herr die ersteren mit ihren eigenen Anschauungen und Worten. In der jüdischen Literatur finden sich alle diese, vom Herrn hier gebrauchten Worte. Jedenfalls hat dieser Teil des großen Gleichnisses vom reichen Mann und armen Lazarus gar nichts zu tun mit dem Zwischenzustand zwischen Tod und Auferstehung, oder überhaupt dem sogenannten Jenseits, sondern unter ihren eigenen verkehrten Anschauungen zeigt der Herr das wahre Bild der Schriftgelehrten und Pharisäer im diesseitigen Leben, und schlägt sie mit ihren eigenen Worten, die sie so oft im Munde geführt haben.

Diese hier ausgeführten Linien der Heiligen Schrift muss man erst erkennen, ehe man ein richtiges Verständnis für das wunderbare 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes bekommen kann. Aber trotzdem bleiben uns noch manche Geheimnisse in diesem erhabenen Kapitel verborgen bis auf den Tag unserer vollen Erlösung und Verklärung bei der Auferstehung. In allen Fragen muss stets darauf geachtet werden: Was sagt die Schrift? Wenn diese uns erklärt, dass im Tode des Menschen sein Geist zu Gott gehe, der ihn gegeben hat, dann muss uns das genügen. Was der Zustand des Geistes in der Zwischenzeit ist, darüber haben wir keine besondere Offenbarung, wie wir gesehen haben. Ob der Geist ohne den Leib sehen, hören und reden kann, darüber kann man Vermutungen anstellen, aber keine positiven Angaben machen, solange die Schrift darüber schweigt. Ob Gott dem Geist einen vorläufigen Geistleib gibt, wie ihn die Engel haben, so wie manche Gottesmänner das angenommen haben, so dass die Geister miteinander verkehren können, das könnte schon möglich sein, und wird es sogar höchstwahrscheinlich, wenn man die Erfahrungen eines Oberlin, eines Schwedenborg und eines Blumhardt liest, aber wir können darüber nichts Positives aussagen, weil die Schrift darüber nichts näheres offenbart. Diejenigen, die schon einmal gestorben waren und auferweckt wurden, wie der Jüngling von Nain und Lazarus in Bethanien, haben uns nichts darüber gesagt. Der Apostel hat einmal gesagt (2Kor 12:2-4), dass er entrückt worden sei bis in den dritten Himmel, den wir uns wohl nicht vertikal, sondern horizontal denken dürfen, zur Zeit der neuen Erde und des neuen Himmels, er wisse aber nicht, ob er in dem Leibe, oder außer dem Leibe gewesen sei. Das sagt er sogar zweimal. Also hat er durchaus mit einer Möglichkeit gerechnet, dass sein Leib auch etwas vernehmen können, wenn er außerhalb des Hauses sei, aber er weiß es nicht und kann darum Aussagen darüber machen. Da brauchen wir uns nicht zu schämen, wenn wir noch nicht alles wissen. Vermutungen mögen richtig sein, sie können aber auch falsch sein. Über die Auferstehung der Toten aber haben wir große und herrliche Offenbarungen, wie auch besonders in unserem vorliegenden Kapitel. Die große Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes, und auch wir selbst warten auf unseres Leibes Erlösung (Röm 8:19-23).

Christus ist auferstanden

1Kor 15:1-11

Wenn wir im Alten Testament nach einer Lehre von der Auferstehung suchen, dann finden wir nur einige wenige Stellen, in denen davon die Rede ist. Das hat ja gewiss auch im Plane Gottes eine Bedeutung. Israels Blick war nicht auf das Himmlische, sondern auf das Irdische gerichtet. Hier auf Erden sollte das messianische Reich errichtet werden, auf das die ganze Hoffnung des Volkes gerichtet war. Und doch finden wir an einigen Stellen die Wahrheit der Auferstehung ausgesprochen. Schon im Buch Hiob (Hi 19:25) wird gesagt, im Blick auf die Vergänglichkeit alles Fleisches: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt; und als Letzter auf der Erde auftreten wird; und danach werde ich, mag auch meine Haut so ganz zerfetzt, und ich ohne mein Fleisch sein, Gott schauen“. Wie immer diese viel umstrittene Stelle genau heißen mag, soviel ist klar, dass hier Auferstehungshoffnung herausleuchtet. Die Auferstehung Christi wird ja an mehreren Stellen prophetisch erwähnt in den Psalmen der Propheten. Klar und bestimmt heißt es dann es Jes 26:19: „Aber deine Toten werden leben, meine Leichname werden auferstehen.“ Ebenso klar ist Dan 12:2: “Viele von denen, die im Staube der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zu ewigem Leben, die andern zu Schmach und ewiger Abscheu.“ Es sind zwar nicht viele Stellen im Alten Testament, die von einer zukünftigen Auferstehung reden, aber diese wenigen Aussagen stellen doch schon die Tatsache der Auferstehung fest.

Im Neuen Testament haben wir nun viele Aussagen hierüber. Joh 5:28.29 sagt der Herr Jesus: „Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichtes.“ Auch in Joh 6 spricht der Herr aus, dass er Menschen auferwecken werde am jüngsten Tage. Doch sind diese Aussagen geheimnisvoll und stellen zunächst nur die Tatsache fest, dass es eine Auferstehung der Toten gibt. Klar und bestimmt stellt auch der Herr seine eigene Auferstehung in Aussicht. Als der Herr mit den drei Jüngern vom Verklärungsberg herabstieg, sagte er zu ihnen, dass sie niemand etwas sagen sollten von dem, was sie gesehen hatten, bis des Menschen Sohn auferstünde von den Toten. Darauf heißt es: „Sie behielten das Wort bei sich und befragten sich untereinander: "Was ist doch das Auferstehen von den Toten?“ (Mk 9:10). Die Auferstehung v o n den Toten, woran also nicht alle teilhaben, das war ihnen noch ein Geheimnis. Sie hätten so gern doch darüber nähere Aufklärung gehabt. Auf dem Friedhof in Bethanien sagt Jesus zu Martha: „Dein Bruder soll auferstehen, Martha spricht zu ihm: Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am jüngsten Tage“. Darauf spricht der Herr das bedeutsame Wort: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebet, und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?“ (Joh 11:25.26). Dieses Wort konnte Martha in seiner tiefen Bedeutung noch nicht verstehen, aber sie gibt dem Herrn eine vorbildliche Antwort: „Herr, ja, ich weiß, dass du bist Christus, der Sohn Gottes“. Nach Joh 16:12.13 hat der Herr zu seinen Jüngern gesagt: „Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheiten leiten..., und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen“. Wir dürfen darum neue Offenbarungen über zukünftige Dinge nach Pfingsten erwarten, die durch den Geist den Aposteln gegeben werden sollen. Solch eine Offenbarung neuer zukünftiger Dinge haben wir in 1Kor 15 vor uns, Geheimnisse werden hier offenbart, die man bisher noch nicht wusste. Jedenfalls ist dieses eines der ganz großen und bedeutungsvollsten Kapitel in den paulinischen Briefen.

Das Evangelium des Paulus

  • “Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, des Evangeliums, das ich euch verkündigt habe, welches ihr auch angenommen habt, in welchem ihr auch stehet, durch welches ihr auch selig werdet, welchergestalt ich es euch verkündigt habe, so ihr’s umsonst geglaubt hättet. Denn ich habe euch zuvörderst gegeben, was ich auch empfangen habe, dass Christus gestorben sei für unsere Sünden nach der Schrift; und dass er begraben sei, und dass er auferstanden sei am dritten Tage nach der Schrift.“ (1Kor 15:1-4)

Mit diesen Worten umreißt Paulus ganz klar seine ihm eigene Heilsverkündigung. Wenn wir seine Briefe lesen, dann fällt es auf, dass er fast nie von dem Leben Jesu vor seinem Kreuzestod spricht. Tod und Auferstehung Jesu, das sind die wichtigsten Punkte seiner Predigt. Nur äußerst selten wird man in den paulinischen Schriften eine Anspielung auf das Leben Jesu und die Taten Jesu finden. Für Paulus beginnt der Weltheiland mit dem Tod und der Auferstehung des Herrn. Ob er das nicht auch sagen wollte in dem merkwürdigen Wort 2Kor 5:16: „Und ob wir Christum gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so“. Gerade in diesem Zusammenhang spricht der Apostel davon, dass Christus für alle gestorben ist, auf dass die, so da leben, hinfort nicht mehr sich selber leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist. Mit der Auferstehung Jesu ist der Anfang einer zukünftigen Neuschöpfung der Welt gemacht worden. Das betont Paulus öfters.

Mit Paulus ist doch etwas ganz Neues in die Erscheinung getreten. Er ist nicht berufen, einer der zwölf Apostel zu sein, sondern verteidigt seine Sonderstellung sehr stark, besonders im Galaterbrief. Bei Paulus dreht sich alles um den einen großen Punkt: die Auferstehung Jesu Christi. Man muss sich doch sagen, dass etwas zwischen dem Paulus und Christus vor sich gegangen sein muss, das erst nach dem Tode des Herrn eingetreten ist. Dadurch wurde er veranlasst, Aussagen zu machen, die keine Begründung im Leben Jesu haben. Das großer Ereignis ist für Paulus die Auferstehung Jesu geworden, wodurch ihm die ganze Weltlage und Zukunft der Menschheit eine veränderte wurde. Wird das richtig erfasst, dann kann von einem Problem Paulus und Jesus, wie es Theologen herausgestellt haben, keine Rede mehr sein; Kreuz und Auferstehung des Herrn stehen in innigster Beziehung zueinander. Erst die Auferstehung zeigt die große Bedeutung des Kreuzes Christi. Die Auferweckung des Herrn Jesus ist das Bekenntnis Gottes zum Sterben des Heilandes am Kreuz, sie ist das Ja Gottes im Kreuze. So wirkt der Tod Jesu Christi Erlösung und Versöhnung, denn er ist Strafe, Opfer und Stellvertretung.

Das anerkennt Gott in der Auferstehung des Herrn Jesus. „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt; denn Gott vermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasset euch versöhnen mit Gott. Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“, so sagt der Apostel 2Kor 5:19-21. Das ist die paulinische Theologie. Die Welterlösung ist zunächst eine Angelegenheit zwischen dem Vater und dem Sohn. Gott ist versöhnt und hat durch die Auferweckung Jesu eine Neuschöpfung der Welt angefangen. Die Menschen können nun ermahnt werden: Lasset euch doch aussöhnen mit dem versöhnten Vater im Himmel. Hat man die zentrale Bedeutung der Auferstehung Jesu von den Toten erkannt, dann versteht man es auch, dass für Paulus alle Heilslehren in unlösbarem Zusammenhang mit der Auferstehung stehen müssen. Die Auferstehung Christi ist gleichsam der Freispruch Gottes für die Welt.

Die Auferstehung Jesu wird bezeugt

  • “Und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr denn 500 Brüdern auf einmal, deren noch viele leben, etliche aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln." (1Kor 15:5-7)

Ohne die Auferstehung Christi wäre die Verkündigung der Golgatha-Tatsache kein Evangelium, keine Frohbotschaft, die uns sagt, dass wir einen versöhnten und gnädigen Gott im Himmel haben. Erst die Auferstehung bringt uns diese Frohbotschaft und zeigt die große Bedeutung des Kreuzes. Es ist darum dem Apostel ein ganz großes Anliegen, dass das von den Korinthern und allen Gläubigen erkannt wird. Der christliche Glaube gründet sich nicht auf eine Lehre oder eine Weltanschauung, sondern auf die große weltgeschichtliche Tatsache: Christus, der ins Fleisch gekommene Sohn Gottes, ist um unserer Sünde willen gestorben und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt worden. Diese Botschaft hat in der ganzen Welt die Menschen ergriffen. Wo immer dieses wunderbare Evangelium von der Auferstehung verkündigt wurde, horchten die Menschen auf, denn mit der Auferstehung Jesu hat eine Neuschöpfung begonnen. Wahrlich, im Tal der Todesschatten dieses irdischen Lebens will eine solche Frohbotschaft etwas bedeuten. Wie der Tod überwunden werden könne, danach haben die Menschen zu allen Zeiten ernsthaft geforscht und haben keine lichtvolle Klarheit finden können. Da tritt nun Paulus auf und verkündigt, dass es eine Totenauferstehung geben werde, die uns schon in der Auferstehung Jesu vor Augen gestellt wird.

Diese Auferstehungstatsache ist klar bezeugt worden. Zunächst wurde der Auferstandene gesehen von Petrus, dann von den Jüngern, sogar von mehr als 500 Brüdern auf einmal, von denen sogar noch viele lebten. Ferner von Jakobus und dann von allen Aposteln. Damit ist die Auferstehung Jesu hinreichend bezeugt worden. Paulus hätte ja auch noch die Frauen anführen können, die ihn am Ostermorgen gesehen haben, sowie auch die beiden Emmausjünger. Die Aufführung der genannten Zeugen kann aber genügen, sodass niemand zu zweifeln braucht. Jedenfalls hat der Apostel Paulus auf seinen Reisen durch Palästina viele dieser Augenzeugen aufgesucht und sich das Nähere berichten lassen. So konnte man ihm nicht vorhalten, seine Begegnung mit dem auferstandenen Herrn auf dem Wege nach Damaskus könne vielleicht eine Täuschung gewesen sein. Die von ihm angeführten Zeugen sind alle einwandfrei. Für Paulus ist die Auferstehung Jesu die Lebensfrage, in der es sich um Sein oder Nichtsein für uns Menschen handelt. Wir bekommen darüber keine unmittelbare Offenbarung, sondern wir sind darauf angewiesen, was uns von den heiligen Männern Gottes mitgeteilt wird unter der Inspiration des Heiligen Geistes. Sie haben geredet, getrieben durch den Heiligen Geist. Die Auferstehung ist auch die Menschheitsfrage. Ja, die ganze Schöpfung ist unterworfen unter die Vergänglichkeit, aber auf Hoffnung.

Pauli persönliches Zeugnis

  • “Am letzten nach allem ist er auch von mir, als einer unzeitigen Geburt, gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, darum dass ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber von Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet denn sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir gewesen ist. Es sei nun ich oder jene, also predigen wir, und also habt ihr geglaubt“. (1Kor 15:8-11)

Das war ein wunderbares Erlebnis, das Paulus vor den Toren von Damaskus machte. Das ist nun das letzte Zeugnis, das er anführt für die Wahrheit der Auferstehung Jesu. Aber, was will er denn mit diesem merkwürdigen Wort, dass er eine Frühgeburt sei, eigentlich sagen? Es gibt da manche Deutungen, die aber kaum den tiefen Sinn, der hier liegt, treffen. So haben manche Ausleger gedacht, er wolle damit sagen, dass er sich unwürdig fühle gegenüber den anderen Aposteln. Man glaubt, das aus den folgenden Versen schließen zu können. Es scheint aber, dass der Apostel hier an etwas anderes denkt, was er wahrscheinlich auch den Korinthern hinreichend erklärt haben wird, als er bei ihnen war. Dieses wunderbare Erlebnis erinnerte ihn zweifellos an Sach 12. Dort ist die Rede von der endgeschichtlichen Bekehrung des Überrestes aus Israel bei der Wiederkunft des auferstandenen Herrn. Der Auferstandene bringt der ganzen Welt das vollkommene Heil, und darum auch Israel. Diese nationale Buße und Bekehrung findet statt, wenn sich das Wort erfüllt: „Sie werden mich ansehen, den sie zerstochen haben; und werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind“ (Sach 12:10) Der ganze Zusammenhang im Propheten Sacharja zeigt, dass es sich hier um ein großes und weittragendes Ereignis handelt. Nun führt ja Johannes in seinem Evangelium dieses Wort aus dem Propheten Sacharja an und sagt: „Und abermals spricht eine andere Schrift: Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben“ (Joh 19:37). Es wird damit nur festgestellt, dass er zerstochen worden ist.

Aber damit ist noch nicht eine endgültige Erfüllung dieses Wortes gegeben, als die Einwohner Jerusalems Christus am Kreuz hängen sahen. Denn wir finden, dass Johannes in Offb 1:7 dieses Wort nochmals anführt, als er von dem auferstandenen und verklärten Herrn die Offenbarung empfing „Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen, und die ihn zerstochen haben; und werden heulen alle Geschlechter des Landes“. Ebenso hat der Herr selbst dieses Sacharjawort angeführt, als er von seiner Wiederkunft spricht in seiner großen Ölbergrede: „Alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter im Lande und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit“ (Mt 24:30). Dass an beiden Stellen hier „Land“ und nicht „Erde“ übersetzt werden muss, geht klar aus Sach 12:12 hervor. Also bei der Wiederkunft des auferstandenen Christus wird ein lebender Überrest aus Israel in Jerusalem bekehrt, und genau so ist Paulus bekehrt worden, als ihm der auferstandene Herr vor den Toren von Damaskus erschienen ist. Darum erlebt er hier ein endgeschichtliches Ereignis schon im Voraus und darf sich darum eine Frühgeburt nennen.

Diese wunderbare Erfahrung beugt aber den Paulus sehr tief. Er fühlt sich dieser hohen Offenbarung völlig unwürdig. „Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, als der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, darum, dass ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber von Gottes Gnade bin ich was ich bin, und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet denn sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.“ Auch in seinen Briefen kommt es immer wieder zum Ausdruck, dass Paulus seine Unwürdigkeit betont. Dadurch zeigt sich die Gnade Gottes umso größer, die an ihm nicht vergeblich gewirkt hat. Gottes Gnade hat ja diesen Missionar wunderbar gebraucht. Eine Gemeinde nach der andern durfte er gründen. Und darum darf er sagen, dass diese Gnade mehr Frucht durch ihn gewirkt hat als bei allen andern Aposteln. Die zwölf Apostel waren ja berufen vorwiegend unter dem Volk Israel zu arbeiten, in dem ein Verstockungsgericht einsetzte, so dass sie mit hörenden Ohren hörten, und es nicht verstanden und mit sehenden Augen sahen, und es nicht erkannten. Dagegen hatte der erhöhte Herr den Paulus berufen, das Evangelium den Heiden zu bringen und dort gab er auch eine offene Tür. „Von Gottes Gnade bin ich, was ich bin“. Das ist immer wieder sein Bekenntnis. Und hier ist er das große Vorbild für alle Arbeiter im Werke Gottes. Trotzdem kann man das nicht nachmachen, sondern es ist göttliche Berufung, Frucht zu bringen, aber diese ist nicht eigene Leistung, sondern Wirkung Gottes durch seinen Geist. In Paulus offenbart sich die Gnade Gottes in wunderbarer Weise, indem sie den geringsten aller Apostel zum größten macht, und durch ihn so reiche Frucht wirkte. Es ist göttliche Weisheit, in Paulus das Wesen der Gnade in so herrlicher Weise zu offenbaren für dieses Zeitalter der Gnade zum Vorbild aller Gläubigen. Wie ihm der Leidens- und Kreuzesweg beschieden war, so muss auch die Gemeinde, die nur von Gnade leben kann, diesen Weg des Gehorsams willig gehen.

„Es sei nun ich oder jene, also predigen wir, und also habt ihr geglaubt“. Die Zwölf, wie auch Paulus haben das ihnen aufgetragene Zeugnis weitergegeben. So hatte er ja schon am Anfang dieses Kapitels gesagt: „Ich habe euch zuvörderst gegeben, was ich auch empfangen habe“. Sein Evangelium ist Christus der gekreuzigte und auferstandene Heiland der Welt. Dabei hat der Apostel stets den Blick auf die Weltvollendung gerichtet, die der Herr als Weltvollender zustande bringen wird. In diesem großen Heilsplan Gottes für die Welt hat jedes gläubige Gotteskind seinen Platz und seinen Dienst. Es sind mancherlei Gaben und mancherlei Aufgaben, aber es ist ein Geist, der uns alle geschickt machen will zur Lösung der gestellten Aufgaben. Aber in der Auferstehung wird die Vollkommenheit erreicht werden.

Ob dann überhaupt nicht erst die große Missionsarbeit der gläubigen Gemeinde recht durchgeführt werden wird? Wenn 1Kor 6:2.3 von Paulus erklärt wird: „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? - Wisset ihr nicht dass wir über die Engel richten werden?“, dann erscheint es doch wirklich so zu sein. Richten und Regieren läuft doch auf dasselbe hinaus, denn Richten heißt doch, Ordnung nach dem Willen Gottes schaffen, also nicht hinrichten, sondern herrichten. Und Regieren bedeutet doch Ordnung nach Gottes Willen halten. Die vergangenen 1900 Jahre haben doch nur recht bescheidene Resultate unter den Menschen erzielt. In diesem Tempo würde es doch noch viele Jahrtausende dauern, bis dass die Reiche dieser Welt unseres Christus geworden sein werden (Offb 11:15). Es gibt aber einmal eine Vollendung des Heils für die ganze Welt. In dieser Zeit der Auferstehung der gläubigen Gemeinde sind die satanischen Gegenwirkungen beseitigt, und die Kräfte des Himmels werden völlig offenbar. Die heiligen Engel Gottes, sowie die verklärte Gemeinde des Herrn werden dann den ganzen Segen des Himmels der armen gequälten Menschheit bringen.

Die Bedeutung der Auferstehung

1Kor 15:12-28

Man hat in weiten Kreisen der Theologen und sonstigen Schriftforscher in neuerer Zeit die große und fundamentale Wahrheit der Auferstehung der Toten erkannt. Man redet heute geradezu von einer Theologie der Auferstehung. Man hat erkannt, dass der Tod nicht nur die notwendige Voraussetzung der Auferstehung ist, sondern, dass auch Tod und Auferstehung die notwendigen Vorbedingungen sind für die Neuschöpfung der ganzen Welt. Das will natürlich dem menschlichen Denken nicht gleich einleuchten, erst recht nicht einer Philosophie, die nicht auf die Offenbarung der Bibel gegründet ist. Der weltlichen Philosophie war es vielmehr einleuchtend, dass der Geist des Menschen, der an den Körper in diesem irdischen Leben gebunden ist, mit dem Tode frei werden wird. Man ist bei diesem Gedanken auch in sonderliche Spekulationen hinein geraten, so dass selbst ernsthafte Denker wie Lessing und viele andere, lieber die alten indischen Ideen einer Seelenwanderung angenommen haben, als die einfachen Offenbarungen Gottes in der Heiligen Schrift. Es sind auch viele einfache Christen, die sich doch auch Gedanken machen über die Zustände nach dem Tod, in eine innere Not hinein gekommen, indem sie nicht recht wussten, was sie mit der biblischen Lehre von der Totenauferstehung anfangen sollten. Es wurde auch vielfach von der christlichen Kanzel gelehrt, dass der Geist oder die Seele des Menschen eingehen würde in die himmlische Herrlichkeit gleich nach dem Sterben, und dann bereits in den Vollbesitz aller verheißenen Herrlichkeit käme. Sehr phantasievolle Leichenpredigten sind darüber gehalten worden, und unsere Kirchenliederdichter konnten sich nicht genug tun, die Herrlichkeit auszumalen, die die Gestorbenen im Himmel genießen. Man nehme nur irgendein Kirchengesangbuch zur Hand. Da findet man meistens mehr als zwanzig Lieder über den Eingang zum Himmel beim Sterben, aber kaum fünf Lieder über die Auferstehung der Toten. Daher kommt es, dass manche ernste Christen nicht recht wissen, was sie mit der Auferstehung anfangen sollen. So sagte einmal eine liebe fromme Frau zu ihrem Prediger, der über die Auferstehung gepredigt hatte: Ich weiß gar nicht, was die Auferstehung der Toten noch für einen Wert haben soll. Ich habe ja doch alle Seligkeit und Herrlichkeit des Himmels, wenn ich sterbe. Ich bin froh, wenn ich meinen Leib, der mir so viel Sorge und Not in allerlei Leiden und Krankheiten gemacht hat, los bin“. Die Heilige Schrift ist nun anderer Meinung. Wir wollen darum recht dankbar sein, dass uns der Heilige Geist durch den Apostel Paulus das herrliche 15. Kapitel des ersten Korintherbriefes gegeben hat. Es ist uns ja selbstverständlich nicht möglich, alle diese Aussagen bis in ihre ganze Tiefe erfassen zu können, sondern es soll vielmehr unsere Aufgabe sein, die großen Richtlinien dieses Kapitels zu zeigen.

  • “Wenn aber unsere Predigt die Auferstehung Christi von den Toten verkündigt, wie können da einige unter euch behaupten, dass es keine Auferstehung der Toten gäbe? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden; ist aber Christus nicht auferstanden, so ist damit auch unsere Predigt hinfällig, und hinfällig auch euer Glaube. Dann stehen wir aber auch als falsche Zeugen in Gottes Sache da, weil wir wider Gott das Zeugnis abgelegt haben, dass er Christus auferweckt habe, während er ihn doch nicht auferweckt hat, wenn es wirklich keine Auferweckung der Toten gibt. Denn wenn Tote überhaupt nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden; wenn aber Christus nicht auferstanden ist, so ist auch euer Glaube wertlos; dann seid ihr noch in euren Sünden; dann sind auch die in Christus Entschlafenen verloren. Wenn wir weiter nichts sind als solche, die in diesem Leben ihre Hoffnung auf Christus gesetzt haben, so sind wir die beklagenswertesten unter den Menschen.“ (1Kor 15:12-19 Menge).

Das sind doch klare und sehr beherzigenswerte Worte. Die Korinther werden davon gewiss sehr ergriffen gewesen sein, als sie hier sahen und erkannten, was es für die Christen bedeutet zu sagen: „Es gibt keine Auferstehung“. Damit steht oder fällt das ganze Glaubensleben. Mit diesen ersten wuchtigen Sätzen nimmt Paulus denen, die etwa streiten wollten, ob es eine Auferstehung überhaupt gäbe, den Wind aus den Segeln. Die Wissenschaft und Philosophie können hier gar nicht mitreden, denn es ist göttliche Offenbarung, die wir hier haben. Gewiss ist das Sterben Jesu Christi grundlegend für das Evangelium. Aber der Tod Christi allein rettet uns Menschen nicht. Es muss dazu die Auferstehung Christi kommen. „Welcher ist um unserer Sünden willen dahin gegeben, und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt“ (Röm 4:25). Tod und Auferstehung gehören zusammen. Nur wer gestorben ist, der kann auferstehen. Leugnet man die Auferstehung nach dem Tode überhaupt, dann leugnet man damit auch die Auferstehung Christi. Damit fällt das ganze Glaubensgebäude hin. Der ganze Plan Gottes, mit dem Ziel einer Neuschöpfung, würde damit zunichte gemacht werden. Die ganze Evangeliumsverkündigung würde ein schrecklicher Betrug sein, es wäre ein falsches Zeugnis abgelegt worden, der Glaube wäre seines Inhaltes beraubt, und die in Christo Entschlafenden wären verloren. Das ist der ganze Ernst dieser Aussagen. Die Korinther sollen erkennen, was es für sie bedeutet, wenn sie die Auferstehung leugnen, denn dann wäre Christus nicht auferstanden, und seine Erlösungstat wäre nichts als eitler Wahn.

Das ist kein Fanatismus, dem Paulus hier huldigt. Es ist ihm eine der Kardinalswahrheiten der christlichen Hoffnungslehre. Fällt diese hin, dann wankt das ganze christliche Gebäude und es bleiben uns nur leere Theorien. Es wäre die Bankrotterklärung des Christentums. Ein Evangelium ohne einen auferstandenen Heiland wäre eine Botschaft, die niemand froh machen könnte. Wir glauben nicht an einen toten, sondern einen lebendigen Heiland. Die evangelische Predigt hat nur dann einen Inhalt, und kann dem in Sünde verzweifelten Menschen eine Hoffnung bieten, wenn der gekreuzigte und auferstandene Christus Kern und Stern ist. Die Auferstehung Jesu ist das Ja des Vaters im Himmel zu dem Tun des Herrn. Gott hat den Menschen aus Leib und Geist geschaffen. Es wäre völlig sinnlos, wenn die Leiblichkeit des Menschen ein für allemal im Tode abgestreift würde. Der Geist ist nicht mehr Mensch, es gehört der Leib dazu. Gott hätte ja dann doch die Menschen als Geister erschaffen, so wie die Engel, wenn die Leiblichkeit nicht zum wahren Menschen gehören sollte. Durch die Sünde ist die alte Schöpfung missraten. Nun will aber der Allmächtige neue Menschen und eine neue Welt schaffen. Dazu ist in der Auferstehung Jesu Christi der Anfang gemacht worden. Man hat die Auferstehung Jesu das Urwunder genannt, denn Gott setzt hier neues Leben aus sich heraus. „Das Urwunder der Auferstehung ist Gottes schöpferische Tat, die wesensmäßig in Parallele zu dem Urwunder der Weltschöpfung zu setzten ist (Künneth). Zum zweiten mal bezeugt Gott hier in der Auferstehung Jesu seine Lebensfülle und Allmacht.

Noch ein Gedanke drängt sich uns hier auf. Wir wissen um viele Kranke und gebrechliche Menschen. Warum pflegen wir sie in unseren Häusern, Heimen und Anstalten? So manche dieser armen Menschen sind hoffnungslos krank. Warum pflegen wir sie? Wäre es nicht besser, man ließe sie so bald als möglich sterben? Oder man würde solche hoffnungslosen Fälle auslöschen? Die Bibel belehrt uns, dass die Menschen nach Gottes Bild geschaffen sind, und auch für sie gibt es einmal eine Erlösung des Leibes. Die Sünde zerstörte Gottes Bild im Menschen. Die Auferstehung Jesu Christi aber bezeugt uns den Plan Gottes der Wiederherstellung des Bildes Gottes in allen Menschen. So wie Christus mit einer verklärten Leiblichkeit auferstanden ist, so werden alle an Christus Glaubenden auch zur verherrlichten Leiblichkeit erhoben werden. Der Tod ist keine Erlösung im biblischen Sinn, sondern ein Zerreißen. Paulus nennt ihn später in diesem Kapitel einen Feind, der einmal aufgehoben wird Auf der neuen Erde wird er keinen Platz mehr haben. Wir pflegen darum Gottes Geschöpfe, kranke und sieche Menschenkinder, auch wenn sie eine schwere Last für uns sind, denn nur Gott hat über das Leben und über das Sterben zu verfügen.

Christus, der Erstling aus den Toten

  • “Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen. Sintemal durch einen Menschen der Tod, und durch einen Menschen die Auferstehung der Toten kommt. Denn gleichwie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden; ein jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling Christus; danach die Christo angehören, wenn er kommen wird; danach das Ende, wenn er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird, wenn er aufheben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und Gewalt“ (1Kor 15:20-24)

Das ist der Jubelton der apostolischen Predigt: Christus ist auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen. Auch die Korinther werden nicht an der Auferstehung Christi gezweifelt haben, aber sie werden gedacht haben, dass der Herr hier als Sohn Gottes eine Ausnahme bildet. Christus ist der Erstling geworden, was ja nur Sinn hat, wenn andere nachfolgen. Das Wort Erstling erinnert an die Ernte. Am 50. Tage nach Ostern wurde das Fest der Erstlinge gefeiert (3Mo 23:10). Die Auferstehung Jesu ist die Erstlingsfrucht, wonach dann die Haupternte folgen wird. Das sind klare Zusammenhänge. Durch einen Menschen kam der Tod in die Welt, und durch einen Menschen kommt das Leben, die Auferstehung. In Adam sterben alle Menschen, diesen Zusammenhang kann niemand leugnen, aber Glaubensgut ist es, wenn man das zweite annimmt, in Christo werden alle lebendig gemacht. Adam und Christus sind gleichsam die Kanäle, durch die der Tod und das Leben zu allen Menschen kommt. Schöpfungsmäßig sind alle Menschen mit Adam verbunden, darum sind alle Adamskinder dem Tode verfallen. Nun ist aber eine Schöpfung möglich, nämlich in Christus. Alle Menschen, die nun in diese Christusgemeinschaft kommen, erleben eine neue Schöpfung in der Auferstehung. „Mit dem ersten Menschen sind wir verbunden durch den Schöpferwillen Gottes, mit Jesus Christus durch den Erlösungswillen Gottes“ (Fezer)

Die Todverbundenheit mit Adam ist ja allen Menschen sichtbar geworden. Die Lebensverbundenheit mit Christus aber wird auch einmal offenbar werden, aber das geschieht nicht mit einem Mal, sondern in einer von Gott bestimmten Reihenfolge: „Der Erstling Christus, danach die Christus angehören wenn er kommen wird, danach das Ende.“ Das sind also drei Etappen, in denen sich die Auferstehung vollzieht. Dies drei Abteilungen hat Gott in seinem Erlösungsplan festgelegt, und daran können wir Menschen gar nichts ändern. Das Wort „Ordnung“, das hier gebraucht wird, ist ein militärischer Ausdruck und bedeutet Abteilung, Kompanie. In Offb 20 ist die Rede von zwei Auferstehungen, eine am Anfang des tausendjährigen Reiches und eine nach den 1000 Jahren. „Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht ward ihnen gegeben; und ich sah die Seelen der Enthaupteten um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die das Tier nicht angebetet haben, noch sein Bild, und das Malzeichen nicht auf ihre Stirn noch auf ihre Hand genommen hatten; und sie lebten und regierten mit Christo tausend Jahre. Die übrigen Toten aber lebten nicht, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Selig und heilig ist, wer teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre“ (Offb 20:4-6). Das ist die Auferstehung der Toten, beides, der Gerechten und Ungerechten, wie sie auch Jesus bestätigt, dass die einen auferstehen zum Leben und die andern zum Gericht. Das Neue, was hier berichtet wird, ist die Angabe, dass zwischen diesen beiden Abteillungen der Gerechten und Ungerechten tausend Jahre liegen. Diese erste Auferstehung am Anfang des tausendjährigen Reiches ist insofern eine Auferstehung v o n den Toten, weil dann noch nicht alle Toten auferstehen werden. Darauf weist der Herr selber hin: „Die Kinder dieser Weltzeit freien und lassen sich freien; welche aber gewürdigt werden, jene Weltzeit zu erreichen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder freien noch sich freien lassen; denn sie können nicht mehr sterben, denn sie sind den Engeln Gottes gleich und sind Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind“ (Lk 20:34-36).

Hier muss noch die Frage gestellt werden: an welcher Auferstehung wird die Gemeinde Jesu Christi teilhaben? Diese erste Auferstehung, so wird meistens geantwortet, ist die Auferstehung der Gemeinde. Man wird aber so positiv das nicht behaupten können. Die Gemeinde kann nach den Anweisungen des Apostels Paulus jederzeit ihre Vollendung erwarten. Die erste Auferstehung in Offb 20 findet aber offenbar erst nach der großen Trübsal statt, wenn der Herr sichtbar wiederkommt. Die Gemeinde hat aber vorher die Auferstehung ihrer Entschlafenen, die Verwandlung der dann Lebenden, und die Entrückung beider zu erwarten. Da sind nun manche Schriftausleger der Meinung, dass die erste Auferstehung in zwei Teile zerfalle. Zunächst wird die Gemeinde ihre Auferstehung erfahren und wird die Entrückung dem Herrn entgegen stattfinden. Dann erst wird die siebzigste Jahrwoche in Dan 9 abrollen, in welcher die große Trübsal, und am Ende dieser großen Trübsal die Ankunft des Herrn zu erwarten ist (Mt 24:29.30), so wird erst dann die erste Auferstehung abgeschlossen werden. Wenn nun die Gemeinde des Herrn, die zwischen seinem ersten und zweiten Kommen auf dieser Erde gesammelt wird, an der ersten Auferstehung in Offb 20 Anteil hat, dann würde die Annahme richtig sein, dass diese dann in zwei Abteilungen oder Etappen erfolgt. Zunächst würde die Auferstehung der im Herrn Entschlafenen, und die Verwandlung der dann lebenden Gläubigen, und beider Entrückung vor der großen Trübsal stattfinden, und danach würde bei der sichtbaren Ankunft des Herrn die zweite Abteilung an die Reihe kommen. Zu beachten ist allerdings, dass in Offb 20 es sich doch vorwiegend um die Auferstehung der Märtyrer zu handeln scheint. Die ganze Gemeinde besteht aber nicht nur aus Märtyrern.

Es liegt uns darum eine andere Auffassung und Erklärung näher, die ja auch namhafte Vertreter hat, nämlich, dass die Gemeinde als Leib Jesu Christi, Anteil haben wird an der Erstlingsauferstehung. Auch da würden sich zwei Abteilungen ergeben: Der Erstling Christus selbst und dann sein Leib, die Gemeinde. Vielleicht ist der feine Unterschied zwischen dem Ausdruck 1Thes 4:16: „Die Toten in Christo“ und dem Ausdruck in 1Kor 15:23: „Danach die Christo angehören, wenn er kommen wird“ erlaubt und von Bedeutung. Es werden doch mehr Menschen von Adam an dem Herrn angehören, ohne dass sie „in Christo“ sind als Glieder seines Leibes. Wenn diese Auffassung haltbar ist und zu Recht bestehen kann, dann würde sich auch das geheimnisvolle Wort Phil 3:11 erklären: „Ob ich wohl zu der Ausauferstehung aus den Toten gelangte“, wie es im Grundtext heißt. Es konnte doch dem Apostel Paulus als gläubigem Israeliten keine Frage sein, Anteil zu haben an der ersten Auferstehung des Christus. Das Haupt Christus ist auferstanden und gen Himmel gefahren, so wird auch sein Leib auferstehen, und seine Himmelfahrt erleben in der Entrückung. Jedenfalls steht fest, der Erstling Christus ist auferstanden, und seine Gemeinde wird die gleiche Verherrlichung erleben. Dann kommt das große Ereignis von Offb 20:4. Da dürfen wir an die Propheten, an Abraham, Isaak und Jakob denken (Mt 8:11; Lk 13:28), die doch alle dem Herrn angehören, obwohl man sie nicht gut rechnen kann zu den Gliedern des Leibes Christi. - Danach das Ende, wenn er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird“. So lesen wir auch von dieser letzten Auferstehung Offb 20:5: „Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis dass tausend Jahre vollendet wurden“. Diese letzte Auferstehung hat offenbar einen anderen Charakter als die vorhergehenden, denn es heißt von denen, die an der ersten Auferstehung teilhaben, dass der zweite Tod keine Macht über sie habe. Da aber diejenigen Menschen, die an dieser letzten Auferstehung teilhaben, in den zweiten Tod kommen können, also wieder zu sterben vermögen, so wird diese letzte Auferstehung einfach bedeuten, dass die daran Teilhabenden nur ins natürliche Leben zurückgerufen werden wie Lazarus, der Jüngling von Nain, und Jairi Töchterlein.

Alles wird ihm untertänig

  • “Er muss aber herrschen, bis dass er alle seine Feinde unter seine Füße lege. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. Denn, er hat ihm alles unter seine Füße getan. Wenn er aber sagt, dass es alles untertan sei, ist’s offenbar, dass ausgenommen ist, der ihm alles untergetan hat. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf dass Gott sei alles in allen“ (1Kor 15:25-28).’'

Das ist ein gewaltiger Ausblick, der uns hier gewährt wird. Das bedeutet gar nichts anderes, als dass einmal alle Geschöpfe Gottes vor dem Herrn Christus als dem Heiland der Welt den Fußfall tun müssen. Es kann dann keine Provinz im Universum mehr geben, wo noch Rebellion vorhanden sein könnte. Der Apostel besteigt hier eine so hohe Warte, wie das bisher noch keinem der heiligen Schreiber vergönnt gewesen war. Alle Feinde werden überwunden werden und sich vor ihm beugen. Dasselbe spricht ja der Apostel Paulus auch aus in Phil 2:9-11: „Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden, und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters.“ Das ist doch ein herrliches Triumphlied. Gott hat seinen Knecht Paulus wunderbar begnadigt, dass er diesen großen Fernblick tun darf. Man steht ergriffen und staunend vor diesen gewaltigen Aussagen. Wer darf es da wagen, Abstriche zu machen? Unsere Phantasie möchte ja hier sich das alles gern ausmalen und fragen: Wie wird Gott das fertig bringen? Wird der Erzengel mit erhobener Peitsche alle Feinde des Herrn, und auch den Satan selbst, mit Gewalt auf die Knie vor ihm zwingen? Oder wird dieses Bekenntnis ein freiwilliges sein, indem diese Feinde Gottes erklären und bekennen: „Jesus Christus, du hast gesiegt!?“ Wenn man behauptet, dass dieses Bekenntnis und das Niederfallen auf die Knie erzwungen werde, und dass diese Geschöpfe Gottes mit innerem Widerstand und unterdrückter Wut das Bekenntnis ablegen werden, dann weiß man nicht recht, was man mit dem Wort anfangen soll: „Niemand kann Jesum einen Herrn heißen, außer durch den Heiligen Geist“ (1Kor 12:3).

Diese wundervolle Siegeszuversicht offenbart der Apostel in allen seinen Briefen. Ihm ist Christi absoluter Sieg eine unerschütterliche Gewissheit. So lesen wir 1Tim 2:4: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“. Gott macht nicht Bankrott: „Was er sich vorgenommen und was er haben will, das muss doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel“. So heißt es Kol 1:19.20: „Es war Gottes Wille, in ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen, und durch ihn alles wider mit ihm zu versöhnen, nachdem er durch sein am Kreuz vergossenes Blut Frieden gestiftet, durch ihn auszusöhnen beides, was auf Erden und was im Himmel ist“. Geradezu überwältigend sind solche Siegesausblicke, und es wäre beängstigend, solch kühne Aussagen zu vernehmen, wenn wir nicht annehmen dürften, dass wir es hier mit einem inspirierten Gotteswort zu tun hätten. Wir haben eine große Fülle von Aussagen des Apostels in seinen Briefen, die seine erhabene prophetische Schau von der Vollendung aller Dinge zeigen. Nur ein Wort sei hier noch ausgeführt: „Er tat uns kund das Geheimnis seines Willens nach seinem Entschluss, den er gefasst hat bei sich selbst für die Heilsordnung, in der fülle der Zeiten alles unter ein Haupt zu bringen in Christo, was im Himmel und was auf Erden ist“ (Eph 1:9). Das ist Weltvollendung. Kein menschlicher Geist kann sich zu solch gewaltigen Höhen aufschwingen. Nein, wir haben es hier mit Gottes Offenbarung zu tun, die über alles menschliche Begreifen und Erkennen weit hinausgeht, die aber der kindliche Glaube erfassen kann und sich daran zu erfreuen vermag.

Diese großen Ausblicke schenkt uns der Herr durch den Apostel Paulus in Verbindung mit den Offenbarungen über die Auferstehung der Toten. Diese Wahrheiten sollen der Gemeinde dienen zur Ausreifung und ihrer Ausgestaltung zum vollen Mannesalter. Es ist heute, wo die Gemeinde offenbar schnell ihrer Vollendung entgegengeht, dringend nötig, dass sie von den berufenen Lehrern hineingeführt werde in den ganzen Reichtum der Offenbarungen Gottes in Christus in seinem Wort. „Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles, das wir bitten oder verstehen nach der Kraft, die da in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde, die in Christo Jesu ist, zu allen Zeiten für den Äon der Äonen“ (Eph 3:20.21).

Der seelische und der geistliche Leib

1Kor 15:29-49

Paulus will den Korinthern klarmachen, dass die Aufstellung der Toten eine der Fundamentalwahrheiten des Christentums ist. Sie gehört in das Zentrum der Lehre von den sogenannten letzten Dingen. Der Anfang dieser letzten Dinge hat mit der Auferstehung Jesu begonnen. Die in Aussicht gestellte Auferstehung der Toten ist in der Auferstehung Jesu demonstriert worden. Was Gott an Christus getan hat, das wird er an allen Menschen, zunächst aber an den Gläubigen, die gestorben sind, auch tun. Leugnet man nun die Auferstehung der Toten, dann leugnet man auch die Auferstehung Christi, und damit fällt das wesentliche Stück der christlichen Hoffnungslehre dahin. Der Tod wird von allen Menschen als ein Feind empfunden. Die Philosophie der Menschen möchte allerdings sich einreden, dass der Tod ein Freund sei, der eine Erlösung bedeutet. Das ist aber ganz unnatürlich. Der Tod wird immer als Riss, als Katastrophe im Leben empfunden. Der Ostermorgen in Jerusalem, als Christus auferstand von den Toten, ist gleichsam die Morgenröte der Endzeit, worauf dann der volle Tag erscheinen wird. Das ist der gezeigte Weg, auf dem Gott seine völlige Herrschaft über die, durch die Sünde und den Tod, verfallene Welt aufrichten wird. Mit dieser Wahrheit der Totenauferstehung steht oder fällt das ganze Christentum. Das will Paulus den Korinthern klarmachen.

Nach dem gewaltigen Ausblick des vollen Sieges des auferstandenen Christus mit dem Endziel, dass Gott alles in allen werden soll, spricht nun Paulus weiter über die Gründe, die die Auferstehung notwendig machen. Man sieht hier, wie der Apostel förmlich darum ringt, dass doch diese wichtige Wahrheit erkannt wird. Da weisst nun Paulus auf eine Praxis der Korinther hin, die wir nicht weiter erklären können. „Wie kämen sonst manche dazu, sich für die Toten taufen zu lassen? Wenn Tote überhaupt nicht auferstehen, warum lassen sie sich da noch für sie taufen? (1Kor 15:29). Dieses Wort ist uns unverständlich. Es scheint, als ob in der Gemeinde in Korinth die merkwürdige Sitte aufgekommen war, dass sich Gemeindeglieder taufen ließen anstelle eben verstorbener Verwandter oder Freunde. Vielleicht waren es solche, die Beziehungen zur Gemeinde hatten und die Versammlungen besuchten, aber noch nicht die Taufe empfangen hatten. So war hier die Sitte einer stellvertretenden Taufe aufgekommen. Das war ja offenbar eine Verirrung, indem man damit an eine magische Wirkung der Taufe glaubte. Diese Vorstellung war offenbar auch eine Einwirkung heidnischer religiöser Gedanken, so wie die Leugnung der Auferstehung der Toten überhaupt aus dieser Quelle stammte. Paulus rügt nun hier nicht diese Sitte, aber er billig sie auch nicht, sondern er will zunächst nur zeigen, dass das Taufen für Tote keinen Sinn habe, wenn man die Auferstehung der Toten ablehnt. Da wir sonst keine nähere Mitteilung über diese Sitte haben, so können wir das auf sich beruhen lassen. In Röm 6 hat ja Paulus auf das Symbol der Taufe hingewiesen und gezeigt, dass die Taufe das Sinnbild sei der Gemeinschaft mit dem Tode und der Auferstehung Christi. Es scheint, als habe Paulus mit diesem Hinweis hier vom Taufen für die Toten den Korinthern zeigen wollen, wie sinnlos und nichtssagend ihre leeren Zeremonien werden können.

  • “Und was stehen wir alle Stunde in der Gefahr? Bei unserm Ruhm, den ich habe in Christo Jesu, unserm Herrn, ich sterbe täglich. Habe ich nach menschlicher Meinung zu Ephesus mit wilden Tieren gefochten, was hilft’s mir? So die Toten nicht auferstehen, lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot! Lasset euch nicht verführen. Böse Geschwätze verderben gute Sitten. Werdet doch einmal recht nüchtern und sündiget nicht; denn etliche wissen nichts von Gott, das sage ich euch zur Beschämung“ (1Kor 15:30-34).’'

Paulus will hier sagen: Es wäre doch recht unsinnig, wie ich lebe und welchen Gefahren ich mich fortgesetzt aussetze. Er musste ja täglich mit dem Tod rechnen. Der Tod hatte aber für Paulus keine Schrecken, weil er wusste, es gibt eine Auferstehung. All das Leid könnte er sich ersparen, wenn er nicht diese Gewissheit der Totenauferstehung in sich tragen würde. Er hat aber stets den Blick auf die Vollendung gerichtet. Wenn Menschen diesen Blick und diese Hoffnung nicht haben, dann verfallen sie leicht in Sinnenlust: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ Es ist dieses Wort ein Zitat aus Jes 22, wo die Rede davon ist, dass bei der Belagerung Jerusalems die Menschen also sprechen. Dahin kommt der Mensch, wenn er keine Hoffnung hat, und sich verführen lässt durch üble Geschwätze. Werdet nüchtern und sündigt nicht, indem ihr Zweifel an der Allmacht Gottes hegt. Zur Beschämung muss Paulus den Korinthern sagen, dass etliche keine wahre Gotteserkenntnis haben. Das waren wahrscheinlich die Wortführer derer, die die Auferstehung ablehnten. Wenn sie Gott in seiner Allmacht erkannt hätten, dann wäre ihnen die Totenauferstehung durchaus kein Problem gewesen.

Wie werden die Toten auferstehen?

  • “Möchte aber jemand sagen: Wie werden die Toten auferstehen, und mit welcherlei Leibe werden sie kommen? Du Tor, was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn. Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, etwa Weizen oder der andern eines. Gott aber gibt einen Leib, wie er will, und einem jeglichen von dem Samen seinen eigenen Leib“ (1Kor 15:35-38).

Über dieses Problem haben die Weltweisen viel nachgedacht. Man hat auch allerlei Theorien aufgestellt. Die erste, und wohl am meisten verbreitete, ist die sogenannte Keimtheorie. Sie ist sehr alt. Sie findet sich schon im Talmud. Kirchenväter wie Tertullian und Gregor von Nyssa und andere bekannten sich zu ihr. Man nahm an, dass im menschlichen Leibe eine gewisse Substanz unzerstörbar sei, worauf dann der Auferstehungsleib gebildet würde. Der Vergleich mit einem Weizenkorn liegt nahe, wie ja auch Paulus diesen Vergleich hier macht. Die zweite Theorie ist die Identitätstheorie, die auch bereits in der jungen Christengemeinde aufkam und ihre Vertreter fand. Danach werden die Menschen genauso auferstehen, wie sie hier gewesen sind: die Krüppel als Krüppel, die Kinder als Kinder, die Erwachsenen als Erwachsene. Bei den Mohammedanern ist diese Auffassung allgemein angenommen, so dass sich niemand ein Glied abnehmen lassen will, weil sie nicht einmal als Krüppel auferstehen möchten. Die dritte ist die Reinkarnationstheorie wonach die Seele einen andern Leib bewohnen werde, der ihr gebaut werden wird. Diese Theorie herrscht allgemein in den orientalischen Religionssystemen und feiert ihre Neuauflage in der modernen Theosophie. Als vierte wäre noch die Theorie des geistlichen Leibes zu nennen, wie sie von Swedenborg und den Spiritisten vertreten wird. Die Heilige Schrift stellt nun aber keine Theorie auf, sondern stellt die Totenauferstehung als feste Tatsache hin, die der Glaube ergreifen kann. In der Auferstehungslehre lässt uns jede menschliche Wissenschaft im Stich. Wir sind darum allein auf die Offenbarung der Heiligen Schrift angewiesen. Wenn uns nun die Schrift keine genaueren Erklärungen gibt, wie die Auferstehung möglich ist, dann haben wir gar keine Berechtigung, dieselbe zu leugnen. „Gott gibt einen Leib, wie er will“. Das ist die Antwort auf die Frage: Wie werden die Toten auferstehen?“

In Jer 18 haben wir eine treffliche Illustration. Das Wort des Herrn kam zum Propheten und sprach: „Mache dich auf und gehe in des Töpfers Haus hinab, daselbst will ich dich meine Worte hören lassen! Als ich nun in des Töpfers Haus hinab kam, siehe, da machte er seine Arbeit auf der Scheibe. Das Gefäß, welches er aus Ton machte, misslang dem Töpfer unter den Händen. Da fing er von neuem an und machte aus demselben ein anderes Gefäß, wie es in den Augen des Töpfers richtig war. Da sprach der Herr zu mir: Kann ich mit euch nicht tun wie dieser Töpfer, o du Haus Israel?“ Das ist Prinzip und Methode des göttlichen Wirkens gegeben. Das sehen wir sehr deutlich an dem Bund der Werke, den Gott mit Israel machte. „Sie haben meinen Bund übertreten“ (Jos 7:11). Das ist das Urteil Gottes. Dieses Gefäß misslang, aber Gott flickt nicht den Alten Bund der Werke, sondern er macht einen neuen Bund der Gnade, wie es ihm gefällt. „Wenn jener erste Bund tadellos gewesen wäre, so würde nicht Raum für den zweiten gesucht“ (Hebr 8:7). So ist es mit der Erde. Sie wurde gut und herrlich geschaffen, aber die Sünde kam herein und hat sie verdorben. Der Fluch Gottes wurde ausgesprochen (1Mo 3:17). Die Erde missriet unter den Händen des Schöpfers. Die Mensch flickten und verbessern ja nun schon seit Jahrtausenden an der verdorbenen Erde herum, aber ohne Erfolg. Gott aber schafft eine neue Erde (Offb 21:1). Sie wird so sein, wie es in den Augen des Schöpfers recht ist. So ist auch der Mensch missraten und durch die Sünde verdorben. Da flickt und verbessert Gott nicht den Menschen, sondern er schafft durch Tod und Auferstehung neue Menschen. „Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur“ (2Kor 5:17). Der neue Wein kann nicht in die alten Schläuche gefasst werden. Die Leiber unserer Niedrigkeit sind, wie der Ton in des Töpfers Hand, missraten. Wenn der Mensch geboren wird, fängt er an zu sterben. Der Töpfer aber wird ein neues Gefäß herstellen. „Gott gibt einen Leib, wie er will“.

Der andere Mensch ist vom Himmel

  • “Nicht alles Fleisch hat die gleiche Beschaffenheit, sondern anders ist das Fleisch bei Menschen, anders bei vierfüßigen Tieren, anders bei Vögeln, anders bei Fischen. Auch gibt es himmlische Leiber und irdische Leiber; aber anders ist die äußere Erscheinung der himmlischen, anders die der irdischen Leiber. Einen anderen Glanz hat die Sonne, einen anderen der Mond, und einen anderen Glanz haben die Sterne, denn ein Stern ist von dem andern an Glanz verschieden. So verhält es sich auch mit der Auferstehung der Toten. Es wird gesät in Vergänglichkeit, auferweckt in Unvergänglichkeit; es wird gesät in Unehre und auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit, auferweckt in Kraft; es wird gesät ein seelischer Leib, auferweckt ein geistlicher Leib“ (1Kor 15:39-44a)

Eine wunderbare Mannigfaltigkeit hat Gott in die Schöpfung gelegt. Was liegen doch da für Gedanken Gottes! Kein Menschenleib ist genau derselbe wie bei einem anderen. Wunderbare Gesetze hat Gott in seiner Schöpfung zur Anwendung gebracht. Die Gesetze von Leben und Gestalt liegen schon in dem kleinen Kern. Ein Kern eines Apfels hat die Gestalt des Apfelbaumes in sich und die Art des Apfels. So in allen Samenkörnern. Das Weizenkorn, das in die Erde gelegt wird, bringt niemals Hafer oder Gerste hervor, sondern immer nur Weizen. Die Gelehrten sagen uns, dass im menschlichen Körper stets ein materieller Wechsel vor sich geht, in einer Reihe von Jahren hat sich der Körper erneuert und doch bleibt er stets der gleiche Mensch. Wir stehen da immer wieder vor unerklärbaren Wundern. Wie der Körper des Menschen fortgesetzt abstirbt und erneuert wird, und wie das Samenkorn stirbt und erneuert wird in seiner Art, so ist es auch in der Auferstehung. Gottes Schöpferkraft ist groß und wunderbar. „Leben aus den Toten“, das ist das große Geheimnis Gottes, das uns die ganze Schöpfung überall predigt. Jeder Frühling predigt uns das Wunder der Auferstehung. Wie in der Tierwelt und in der Pflanzenwelt wunderbare Naturgesetze walten, so sehen wir auch in der leblosen Schöpfungswelt, dem Sternenhimmel, Gottes Wunder und Gottes Allmacht. Schauen wir nur auf die Verschiedenheit des Lichtglanzes von Sonne, Mond und Sternen. In der Auferstehung wird die Vergänglichkeit in Unvergänglichkeit verwandelt werden. Gesät wird Verweslichkeit und auferstehen wird Unverweslichkeit. Gesät wird in Unehre und auferstehen wird der Mensch in Herrlichkeit. Gesät wird in Schwachheit und auferstehen wird der Leib in Kraft. So wie es irdische Körper gibt, so gibt es auch himmlische Körper. In der Auferstehung Jesu wird uns dieses Wunder deutlich vor Augen gestellt. Sein irdischer Leib wurde gekreuzigt und starb. In der Auferstehung aber hat er den himmlischen Leib von Gott bekommen. Durch Christus haben die Gläubigen ihr Bürgerrecht im Himmel. Von dannen erwarten wir auch den Heiland Jesus Christus, welcher unseren nichtigen Leib verklären wird, dass er ähnlich werde seinem verklärten Leibe (Phil 3:21).

Der geistliche Leib

  • “Ist ein seelischer Leib, so ist auch ein geistlicher Leib. Wie geschrieben steht: Der erste Mensch, Adam, ward zu einer lebendigen Seele; und der letzte Adam zum Geist, der da lebendig macht. Aber der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der seelische; danach der geistliche. Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch, der andere Mensch ist der Herr vom Himmel. Wie der irdische (Adam) beschaffen ist, so sind auch die irdischen (Menschen); und wie der himmlische (Christus) beschaffen ist, so sind auch die himmlischen (Menschen). Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen (Adam), also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen (Christus)“ (1Kor 15:44b-49).’'

Hier haben wir den Kern unseres Abschnittes. Der Kontrast wird gezeigt zwischen dem seelischen und dem geistlichen Leib. Der seelische Leib ist behaftet mit Krankheit und Schwäche, aber der geistliche Leib in der Auferstehung besitzt Herrlichkeit und Kraft. Unser jetziger seelischer Leib wird bestimmt durch die Seele. Das Gefühlsleben ist vorherrschend. Physischer Komfort und irdische Freuden verlangt der seelische Leib. Er ist weniger empfänglich für geistliche Dinge, ja er wird in der Schrift als tot in Übertretungen und Sünde bezeichnet. Durch die Verbindung von Geist und Leib wurde der Mensch eine lebendige Seele. Er konnte sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen. Von diesem Sinnenleben wird der seelische Mensch beherrscht. In der Auferstehung dagegen wird der Mensch nicht mehr vom Seelenleben beherrscht, sondern vom Geist. An die Stelle des physischen Empfindungslebens tritt jetzt die geistliche Wahrnehmung. Im seelischen, oder wie Luther sagt, im natürlichen Leben, sind wir an die Erde gebunden. Der Erdboden erhält Pflanzen und Tiere, die wieder die Nahrung des Menschen darbieten. Losgelöst vom Erdboden kann der Mensch in seiner jetzigen Verfassung nicht existieren. Der Auferstehungsleib muss darum eine andere Beschaffenheit haben als der jetzige Leib des Menschen. Er gehört zwei Welten an, der sichtbaren und der unsichtbaren himmlischen.

„Wie wir getragen haben das Bild des Irdischen, also werden wir auch tragen das Bild des Himmlischen“. Das ist keine wissenschaftliche Aussage oder Feststellung, sondern Gottes Offenbarung. Gott gibt einen Leib, wie er will. Den irdischen oder seelischen Leib kennen wir aus eigener Erfahrung, den himmlischen oder geistlichen Leib erwarten wir in der Auferstehung, weil er uns verheißen ist. In Christus hat Gott bereits den geistlichen Leib offenbart und den Jüngern als seinen Zeugen gezeigt. „Wir sind nun Kinder Gottes, aber es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn er erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen wie er ist“ (1Jo 3:2). Das ist Gottes Offenbarung, die wir im Glauben hinnehmen. Dadurch wird unserm Geist eine wunderbare Hoffnung auf die zukünftige Herrlichkeit verliehen. Der Heiland hat sich in der Zeit seines Erdenwandels erzeigt als der große Wiederhersteller der zerbrochenen Schöpfung, indem er Krankheiten aller Art und das Siechtum der Menschen heilte. Ja, selbst Tote hat er in das seelische Leben wieder erweckt. Die Bibel redet viel von der zukünftigen Herrlichkeit. In Röm 8 sagt der Apostel Paulus, dass die ganze Schöpfung den Tag des Offenbarwerdens der Kinder Gottes herbeisehnt. Und wir selbst, die wir des Geistes Erstlinge haben, warten auf unseres Leibes Erlösung (Röm 8:23).

Dem Apostel war es sehr wesentlich, dass die Korinther sich klarwerden sollten, es bestehe ein großer Unterschied zwischen unserem jetzigen Leib und dem Auferstehungsleib. Im irdischen Leben ist die Seele die bestimmende Macht, sowohl in Bezug auf den Leib, wie auch in Bezug auf den Geist. Im Auferstehungsleben aber ist der Geist die bestimmende Macht, die alles beherrscht. Man braucht hier nicht darüber zu spekulieren, ob und wie der erste Mensch, wenn er nicht gesündigt hätte, zum Geistleib sich entwickelt hätte, denn es fehlen uns da die Hinweise im Worte Gottes. Wir sehen aber, wie sehr es dem Apostel darauf ankommt, die herrliche Hoffnung der geistleiblichen Auferstehung nicht verdunkeln zu lassen. Es ist das Kernstück unserer Hoffnung, die uns doch über das ganze Leid des Hinsterbens hinweg trägt. Wo immer der Tod uns nahetritt, gilt das Wort: „Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht verhalten von denen, die da schlafen, auf dass ihr nicht traurig seid, wie die andern, die keine Hoffnung haben“ (1Thes 4:13).

Das Bild des Irdischen kennen wir sehr gut. Es ist das Bild Adams, befleckt von Sünde und dem daraus erfolgten Leib. Auf Schritt und Tritt erkennen wir unsere Erdgebundenheit. Vergänglichkeit steht überall über unserem irdischen Dasein geschrieben. Das irdische Leben währt 70 Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es 80 Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen. Der Mensch ist wie das Gras und des Grases Blume. Dem gegenüber steht das Bild des Himmlischen, das den gläubigen Menschen in Aussicht steht. Es ist das Bild Christi. Dieses tragen schon Jünger Jesu im irdischen Leben. Das Ideal ist: „In Wort und Werk und allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen“. Wir rühmen uns auch der zukünftigen Herrlichkeit, die wir erlangen werden in der Auferstehung. Dann kommt das Bild des Himmlischen zum vollen Durchbruch. Das ist dann die Vollendung des Heilswerkes Christi.

Die Verwandlung und Entrückung

1Kor 15:50-58
Dieser letzte Abschnitt unseres Kapitels führt nun auf den Höhepunkt, und beschreibt das wunderbare Ereignis der Verwandlung, der bei der Wiederkunft Christi lebenden Gläubigen, und die Entrückung der Auferstandenen und Verwandelten dem Herrn entgegen in die Luft. Paulus hat zweifellos während seines Aufenthaltes in Korinth der Gemeinde schon Einblicke in dieses Geheimnis gegeben, so dass er sich hier kurzfassen kann. Wir sind aber in der glücklichen Lage, dieses letzte Ereignis in Verbindung mit 1Thes 4:13-18 zu lesen und sehen dabei, dass sich diese beiden Abschnitte ergänzen, und uns dadurch ein klares Bild vor die Augen stellen. Wenn man sich allerdings ein wenig in der theologischen Literatur umsieht, dann fällt es auf, dass die Theologen im allgemeinen sehr wenig oder nichts über dieses großartige Ereignis zu sagen haben. Wie ganz anders würde es in der Kirche aussehen, wenn die Gläubigen mehr auf diese Offenbarungungen aufmerksam gemacht worden wären. Jedenfalls würde eine viel größere Freudigkeit vorhanden sein, so wie es bei den ersten Christen der Fall war. Man scheut sich ernst zu machen mit diesen wunderbaren Aussagen, weil das über unsere Vernunft hinausgeht. Es gilt aber hier, was Paulus sagt 2Kor 10:5: „Wir nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi“. Die Bibel versucht nirgends etwas unserer Vernunft annehmbar zu machen. Die meisten Wahrheiten der Schrift gehen weit über alle Vernunft hinaus. Sie können nicht bewiesen werden, aber man kann sie glauben, denn jede Offenbarung Gottes findet einen Widerhall in unsern Herzen, und so weckt ja Gott in uns den Glauben. Er ist der Anfänger und Vollender des Glaubens. Es ist aber in der gläubigen Gemeinde heute ein ganz großes Interesse für diese Zukunftsfragen der Gemeinde Jesu vorhanden, vielleicht bald so viel, wie in den ersten Gemeinden zur Zeit des Apostels Paulus. Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit dem vorliegenden letzten Abschnitt zu.

  • “Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben; auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche“ (1Kor 15:50).

Durch Fleisch und Blut sind wir Menschen erdgebunden und darum den Gesetzen der Verweslichkeit unterworfen. Es kann deshalb die Auferstehung für diejenigen, die in die Unverweslichkeit eintreten sollen, nicht einfach ein Zurückrufen in das irdische Leben sein, in das Leben von Fleisch und Blut. Der Auferstehungsleib trägt himmlischen Charakter. Damit ist klar ausgesprochen, dass der Auferstehungsleib eine Neuschöpfung Gottes ist, in der andere Gesetze herrschen als diejenigen, die in Fleisch und Blut maßgebend sind. Den Korinthern war es zweifellos eine ernste Frage: Was wird aus uns Lebenden, wenn Christus wiederkommt und die Toten auferstehen werden? Darauf will Paulus eine Antwort geben. Es wird hier aber auch deutlich gesagt, dass damit das Reich Gottes eine zukünftige Angelegenheit ist, und es sind Fleisch und Blut nicht imstande, dasselbe zu „bauen“, wie das so oft gedankenlos ausgesprochen wird in der Kirchensprache. Die Gemeinde Jesu Christi, als sein Leib wird in diesem Zeitalter, durch den Heiligen Geist gebaut, aber das Reich Gottes kommt, wenn der König wiederkommt. Dieses Reich sollen die Glieder des Leibes Christi erben. So sagt ja Paulus: „Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben und Miterben Christi, so wir anders mit leiden, auf dass wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden“ (Röm 8:17). Miterben und Mitherrscher Christi müssen natürlich zunächst auch einen höheren Gesetzen unterworfenen Herrlichkeitsleib bekommen, so wie ihn das Haupt des Leibes, Christus, bekommen hat. Das zeigt uns aber auch, dass es sich hier um eine Auswahl von Menschen handelt, deren Aufgabe es sein wird, mit Christus im kommenden Königreich zu herrschen. Diese Mitherrscher Christi sind dann nicht mehr den Naturgesetzen von Fleisch und Blut unterworfen (2Kor 6:2.3). Wie blind sind doch die Kirchenführer vielfach in den vergangenen Jahrhunderten gewesen, indem sie immer wieder versucht haben, mit Fleisch und Blut das Reich Gottes auf Erden aufzurichten, wozu die Kirche gar nicht berufen ist.

Über den Charakter des Auferstehungsleibes wissen wir nicht viel. Aber das dürfen wir sagen: Er wird dem Herrlichkeitsleib des auferstandenen Christus gleichgestaltet sein. Wir haben über den Charakter des Auferstehungsleibes ein Wort des Auferstandenen selbst, das wir in diesem Zusammenhang nicht übersehen dürfen. In Lk 24:36-39 wird uns erzählt, dass der auferstandene Herr den Jüngern erschienen sei: „Da sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken aber und fürchteten sich, meinten, sie sähen einen Geist. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? Sehet meine Hände und meine Füße, ich bin’s selber; fühlet mich an und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, dass ich habe“. Als die Jünger aber noch nicht glaubten, fragte er sie: „Habt ihr etwas zu essen?“ Sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch und Honigseim vor und er aß vor ihnen.

Der Auferstehungsleib

Daraus erkennen wir, dass der Auferstehungsleib Fleisch und Bein hat, aber kein Blut mehr. Das Blut ist der Lebenssaft unseres erdgebundenen Daseins, und es ist offenbar auch der Herd der Verweslichkeit und Zersetzung. Das aber ist anders im Auferstehungsleib Jesu Christi. Der Herr konnte im Herrlichkeitsleib sogar essen, aber sein Leben ist nicht mehr abhängig vom Essen. So hat der Herr auch das bedeutsame Wort vor seiner Kreuzigung gesprochen: „Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, da ich’s neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich“ (Mt 26:29). Mehr als das offenbart uns die Schrift nicht. Aber es ist genug. Was darüber hinaus noch zu sagen wäre, würden wir doch nicht verstehen und begreifen können. Jedenfalls wird der Auferstehungsleib so beschaffen sein, dass er den Gesetzen der Sterblichkeit nicht mehr unterworfen ist, und er kann, wie der Herr selbst, in der sichtbaren Welt erscheinen, wie auch in der unsichtbaren Engelwelt sich betätigen (1Kor 6:2-3). Damit hat nun der Apostel klargelegt, dass nicht nur die Gestorbenen eine neue Leiblichkeit in der Auferstehung bekommen werden, sondern dass auch diejenigen Glieder des Leibes Christi, die dann noch leben, durch Verwandlung in diese neue unverwesliche Leiblichkeit versetzt werden.

  • “Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit“ (1Kor 15:51-53).

Zu dieser Offenbarung haben wir nun noch eine zweite Darstellung des Apostels, die wir hier mit hersetzen wollen, denn sie ergänzt das vorliegende Wort 1Thes 4:13-18: „Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht verhalten von denen, die da schlafen, auf dass ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn so wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, also wird Gott auch, die da entschlafen sind, durch Jesum mit ihm führen. Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben auf die Zukunft des Herrn, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen. Denn er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes hernieder kommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Danach wir, die wir leben und übrig bleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft, und werden also bei dem Herrn sein allezeit. So tröste euch nun mit diesen Worten untereinander“.

Die Entrückung

Diese beiden Abschnitte gehören zusammen und ergänzen sich in wunderbarer Weise, so dass man sich ein Bild von diesem großen Ereignis machen kann. Vor allem ist hier darauf zu achten, dass wir es nicht mit einer phantasievollen Meinung des Apostels zu tun haben, sondern an beiden Stellen wird es klar ausgeprochen, dass wir hier eine neue Offenbarung Gottes haben. An die Korinther schreibt Paulus, es handle sich um ein Geheimnis, also etwas, das unbekannt bisher gewesen, worüber früher, auch nicht in den Evangelium, etwas offenbart worden sei. An die Thessalonicher schreibt Paulus: „Das sagen wir euch als ein Wort des Herrn“. Es ist also eine Offenbarung, die Paulus von dem erhöhten Herrn empfangen hat. Schon den Jüngern hat Jesus gesagt: „Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten, - und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen“ (Joh 16:12.13). Hier haben wir nun solche zukünftigen Offenbarungen. Wie klar und deutlich sind doch diese Ausführungen des Apostels! Aber ist es nicht tief beklagenswert, dass man sich so wenig in der christlichen Kirche mit diesen Wahrheiten beschäftigt? Ganz selbstverständlich ist es unter den Gläubigen zu singen: „Alle Menschen müssen sterben“. Aber der Apostel Paulus gibt hier eine Offenbarung bekannt, die besagt, dass nicht alle Menschen sterben müssen. Sollte diese gute Botschaft nicht aufgenommen werden überall in den christlichen Kirchen und der christlichen Verkündigung mit heller Freude und Begeisterung? Natürlich geht das wieder über die Vernunft hinaus, und darum beschäftigt man sich viel lieber mit dem seligen Sterben. Paulus macht aber diese Ausführungen gerade deshalb, damit die Gläubigen nicht trauern wie die andern, die keine Hoffnung haben.

Einige besondere Punkte dieser wunderbaren kurzen Darstellung des Apostels wollen wir noch besonders unterstreichen. Es werden nicht alle entschlafen, aber es werden alle verwandelt werden, die bei der Wiederkunft des Herrn von seinen Leibesgliedern noch am Leben sind. Eine Generation von Gläubigen wird dieses Wunder erleben. Nun wird ja bei oberflächlichem Denken dem Apostel Paulus der Vorwurf gemacht, er habe sich in seiner Erwartung getäuscht. da aber der Herr Jesus für seine Wiederkunft keinen Termin festgesetzt hatte, so hielten es die ersten Christen für ganz selbstverständlich, bei Lebzeiten auf die Rückkehr des Herrn zu warten. Gerade in seinem allerersten Gemeindebrief, den der Apostel Paulus geschrieben hat, zeigt er eine normale Bekehrung: „Ihr seid bekehrt zu Gott von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott, und zu warten seines Sohnes vom Himmel“ (1Thes 1:9.10). Dienen und warten, das ist zu allen Zeiten Zeiten die richtige Stellung eines gläubigen Menschen. Aber gerade in dem Zitat aus dem 1. Thessalonicherbrief sagt der Apostel zweimal (1Thes 4:15.17): „Wir, die wir leben und übrigbleiben“. Wenn Paulus das Fürwort „wir“ gebraucht, dann denkt er doch selbstverständlich an die ganze Gemeinde Jesu Christi bis zur Wiederkunft des Herrn. Die junge Christenheit hat gewiss keinen Schaden davon gehabt, dass sie auf die Rückkehr des Herrn wartete. Diese selige Hoffnung hat sie hinweg getragen über alle Leiden der Zeit. Und die heute gläubige Gemeinde wird auch nur inneren Gewinn davon haben, wenn sie in steter Erwartung des wiederkommenden Herrn lebt. Gerade diese Hoffnung dient der wartenden Gemeinde im Heiligungsleben und in dem Prozess der inneren Reinigung (1Jo 3:3). Auf den Tod zu warten bedeutet gewiss keine innere Erhebung, im Gegenteil, es ist eine pessimistische Resignation. Selbst Paulus sagt einmal: „Wir wissen aber, so unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Und darüber sehnen wir uns auch nach unserer Behausung, die vom Himmel ist, und uns verlangt, dass wir damit überkleidet werden. - Denn dieweil wir in der Hütte sind, sehnen wir uns und sind beschwert; sintemal wir wollten lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden, auf dass das Sterbliche würde verschlungen von dem Leben“ (2Kor 5:1-4). Das ist ein klar ausgesprochenes Verlangen, doch lieber die Verwandlung zu erwarten und nicht das Sterben. Gewiss wird jeder auf den Herrn wartende Gläubige sagen, wenn Gott ihm offenbart, dass er zunächst noch sterben müsse, weil die Stunde der Wiederkunft Christi noch nicht da sei: „Herr, nicht mein, sondern dein Wille geschehe“. Über die Möglichkeit dieser Verwandlung und Begreiflichkeit des Herrlichkeitsleibes des Auferstandenen und der Verwandelten haben die heiligen Schreiber nie spekuliert und sich nicht darüber den Kopf zerbrochen. Sie hatten das Zeugnis in dem auferstandenen Herrn, und das genügte ihnen.

Die Verwandlung

Diese Verwandlung soll nun einmal plötzlich geschehen zur Zeit der letzten Posaune. Es liegt gar kein Grund vor, anzunehmen, dass es sich hier um die siebente Posaune in Offb 11 handelt. Dort handelt es sich um Gerichtsposaunen, hier aber ist es eine Siegesposaune. Es sind drei Signale, die auf dieses große Ereignis der Auferstehung und der Verwandlung hinweisen: der Kommandoruf, die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes. Alle drei Zeichen sind für das Ohr bestimmt; denn es handelt sich hier um die Gemeinde, die auf das Wort angewiesen ist, das gehört wird, während die Erziehung Israels durch das Auge, das Sehen, vor sich ging. Wir, als Gemeinde Gottes wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Ob die Welt etwas hören wird von diesen Signalen? Wahrscheinlich nicht. In Joh 12:28.29 lesen wir, dass der Herr Jesus betete: „Vater verkläre deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verklärt und will ihn abermals verklären. Da sprach das Volk das dabeistand, und zuhörte: Es donnerte. Die andern sprachen: Es redete ein Engel mit ihm“. Ein klares Hören und Verstehen hatte das Volk nicht. Als der erhöhte Herr dem Saulus auf dem Wege nach Damaskus begegnete, da verstand Paulus wohl, was der Herr zu ihm sagte, aber die dabei standen, sahen das Licht, aber sie verstanden nicht, was gesagt wurde. So wird es wohl auch sein, wenn die Signale ertönen, die dann wohl von der gläubigen Gemeinde verstanden werden.

Plötzlich soll diese Verwandlung geschehen. Wieviel Zeit aber zwischen der Auferstehung der im Herrn Entschlafenen, und der Entrückung der dann Lebenden liegt, wird uns nicht weiter gesagt. Aber es mag zwischen diesen beiden Ereignissen und der Entrückung der verklärten Gemeinde wohl noch eine gewisse Zeit liegen. Wir wissen ja, dass zwischen der Auferstehung Jesu und seiner Himmelfahrt 40 Tage lagen. Man könnte sich sehr wohl denken, dass zwischen der Auferstehung und der Entrückung auch ein solcher Zeitraum liegen mag. Der Herr ist in dieser Zwischenzeit wiederholt den Jüngern erschienen, wie auch diejenigen, die nach seiner Auferstehung aus ihren Gräbern hervorgingen, in Jerusalem erschienen sind (Mt 2:52.53). So mag es wohl in jener Zeit auch sein, wenn die Gemeinde ihre Vollendung und Verklärung erleben wird. Da werden die Toten in Christo auferstehen zuerst. Die Signale folgen nacheinander. Dazwischen mögen Tage und Wochen liegen. Da darf man wohl annehmen, dass diese dann auch den, noch im Fleische lebenden Leibesgliedern erscheinen und ihnen behilflich sein werden, ihre irdischen Angelegenheiten zu ordnen, damit das Abscheiden durch die Entrückung keine ungeordneten Verhältnisse zurücklässt. Ob die kleinen Kinder an dieser Verwandlung und Entrückung teilhaben werden? Es steht nichts im Wege das anzunehmen. Der Herr hat ja gesagt: Ihrer ist das Himmelreich. „Dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit“. Das kann doch nur bedeuten, dass es nicht im Plane Gottes liegt, den Menschen seiner Leiblichkeit zu entkleiden, sondern der Zustand der Sterblichkeit und der Verweslichkeit wird durch diese Tat Gottes, der Auferstehung und Verwandlung aufgehoben.

Der Tod ist überwunden
  • “Wenn aber dies Verwesliche wird anziehen die Unverweslichkeit und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" (1Kor 15:54).

Der Tod ist nun endlich überwunden. Der letzte Feind wird beseitigt zunächst bei denen, die nun als Erstlinge seiner Schöpfung die Unsterblichkeit erlangt haben. Diese Herausgerufenen und aus Tod und Verderben heraus gerettete Schar der Glieder des Leibes Jesu Christi ist nun ihrem verklärten Haupte gleich geworden an Herrlichkeit und Seligkeit. Diese Gemeinde des Herrn ist dann dargestellt in Vollkommenheit, ohne Flecken und Runzeln oder des etwas. Es ist der Triumph der Gnade Gottes in Christo Jesu. Einige alte Handschriften haben hier „Totenreich, wo ist dein Stachel!“. So hat es die sogenannten Septuaginta, die griechische Übersetzung des Alten Testaments. Man nimmt aber heute an, dass die ältesten und besten Handschriften auch in diesem zweiten Satz, Tod anstatt Totenreich (Luther: Hölle) haben. „Der Stachel des Todes ist die Sünde“, heißt es hier weiter. „Der Tod ist der Sünde Sold“, das weiß jeder gläubige Mensch, aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben. Sünde ist Gottesferne, Gottesfeindschaft. Dieser Stachel ist aber da, und jeder Mensch wird in seinem Gewissen etwas von diesem Stachel schon erfahren haben. „Die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz“ (1Kor 15:56). Durch das Gesetz wird die Sünde beleuchtet und in ihrer ganzen Abscheulichkeit ins rechte Licht gestellt. „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus“ (1Kor 15:57). Das Gesetz spricht das Todesurteil deutlich über uns aus, und unser Herz, d. h. unser Gewissen gibt dem Gesetz recht und verurteilt uns. Aber in Christus Jesus wird uns Sieg über die Sünde, die Welt, den Satan und den Tod geschenkt. Das ist das praktische Ziel der Glaubenslebens aller Überwinder: Der Sieg über alle Feinde in Christus.

  • “Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unbeweglich, und nehmet immer zu in dem Werk des Herrn, sintemal ihr wisset, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn“ (1Kor 15:58).’'

Mit dieser herzlichen Ermahnung schließt dieses großartige und so inhaltsreiche Kapitel. Es ist doch wunderbar, dass der Apostel gerade dieser seiner Gemeinde in Korinth, deren Seelsorger er ja längere Zeit gewesen war, und die in mancher Hinsicht in fleischlichem Wesen stecken geblieben war, so wunderbare Wahrheiten bringen konnte. Das 13. und 15. Kapitel gehören gewiss zu dem Erhabensten und Tiefsten, was je aus der Feder des Apostels Paulus geflossen ist. Der zweite Brief an diese Gemeinde zeigt ja, dass Paulus sich nicht getäuscht hat. Sein erster Brief hat tiefe Furchen in die Gemeinde gezogen und den Boden zubereitet, in den der Same der göttlichen Wahrheit eingesenkt werden konnte. Nicht müßige Spekulationen, nicht philosophische Ideen hat er ihnen geboten, sondern Gottes unverbrüchliche Wahrheit, Offenbarungen von ganz großen Ausmaßen, die über alle menschliche Vernunft weit hinausragen, aber dem Glauben unerschütterliches Fundament bieten. Wachsen und zunehmen soll der gläubige Mensch durch die großen göttlichen Wahrheiten und Offenbarungen. Die Arbeit des Apostels war in Korinth nicht vergeblich. Auch die Glaubensarbeit der Gemeinde in Korinth wird nicht vergeblich sein. All ihre kleinen Dinge, Streitigkeiten und Verirrungen konnten behoben werden durch die Erkenntnisse der großen Wahrheiten, Pläne und Ziele Gottes, wie sie Paulus unter der Leitung des Heiligen Geistes der Gemeinde in seinem Schreiben vor die Augen stellen durfte. Das darf sich die Gemeinde Gottes auch heute sagen lassen, und sie wird dadurch ausreifen für die zukünftige Herrlichkeit.

Man wundert sich doch darüber, dass Paulus dieser Gemeinde in Korinth so tiefe Wahrheiten, die doch auch an das Verständnis der Einzelnen starke Ansprüche stellen, sagen konnte. Das zeigt doch eine bedeutende Ausreifung der einzelnen Glieder derselben. Ob heute sich viele Gemeinden mit dieser in Korinth vergleichen können? Er hatte ihr im ersten Brief geschrieben: „Und ich, liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch zu verkündigen die göttliche Predigt. Denn ich hielt mich nicht dafür, dass ich etwas wüsste unter euch, als allein Jesum Christum, den Gekreuzigten“ (1Kor 2:1.2). Den gekreuzigten und auferstandenen Christus hat er den Korinthern vor Augen gemalt. Nicht vernünftige menschliche Weisheit enthielten seine Reden, sondern Beweis des Geistes und der Kraft. „Wir reden nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Heilige Geist lehrt“ (1Kor 2:13). Es war also ein guter biblischer Grund gelegt worden durch Pauli Verkündigung in Korinth. Es waren junge Kinder, die zunächst nur Milch vertragen konnten und noch nicht feste Speise. Bei allen Verirrungen dieser Kinder am Verständnis, war Jesus als Grund gelegt und darauf gebaut worden. Der erste Korintherbrief ist geradezu ein Kompendium von praktischer Seelsorge und Unterweisung. Dieser im innerlichen Wachstum zur Ausreife gelangten Gemeinde, trotz aller Schwächen, die ihr noch anhafteten, konnte der Apostel das Hohelied der Liebe singen (1Kor 13) und nun auch noch den Hallelujah-Chorus der Auferstehung. Fest und unbeweglich sollen sie stehen und noch zunehmen im Werke des Herrn. Ma wird dann auch die Ermahnung im letzten Kapitel dieses ersten Briefes freudig beachtet haben: „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark“ (1Kor 16:13). Mögen auch unter Gottes Segen diese Betrachtungen, die hier dargeboten wurden, den gläubigen Lesern Freude und Befestigung in Glauben bringen.