Die Torheit des Götzendienstes - Jes 44:6-20

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aus HSA: Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2


Die Torheit des Götzendienstes - Jes 44:6-20

Dieser Text stellt den einen wahren, allwissenden und allmächtigen Gott allen anderen Göttern(Ps 82) und Gottesvorstellngen, die sich im Sichtbaren zu Götzenbildern verfestigen, als unendlich erhaben gegenüber. Schon weiter oben wurde die Einzigartigkeit Jahwes mehrfach hervorgehoben. Sie erweist sich vor allem darin, dass er, nur er - Herr des gesamten Kosmos und Lenker des Weltgeschehens ist und dass er - er allein - zukünfitge Ereignisse durch den Geist der Weissagung im Voraus verkünden lassen kann (vgl. Jes 40:12 - Jes 40:26 - Jes 41:1-5 - Jes 41:21-29). Auch in Jes 46:5 - Jes 46:9-11 wird es wieder betont werden. Gewaltig ist schon die Selbstbezeichnung Jahes in Jes 44:6 unseres Textes (vgl. Jes 43:15): "Ich bin der Erste und ich bin der Letzte" wer kann so sprechen außer dem einen wahren Gott, dem Vater, Schöpfer, König und Retter Israels und aller, die an ihn glauben? - Im Neuen Testament hören wir den Satz: Ich bin der Erste und der Letzte" auch aus dem Munde Jesu, des auferstandenen Christus (Offb 1:17 - Offb 22:13). Der Vater delegiert seine Titel an den Sohn. So wird auch Jesus - ebenso wie der Vater - "König der Könige und Herr der Herren" genannt (1Tim 6:15 - Offb 17:14 - Offb 19:16). Das heißt aber nicht, das Jesus ein zweiter Gott wäre neben dem Einen, Alleinigen, Einzigartigen. Wenn Jesus im Neuen Testament an einigen Stellen "Gott" genannt wird (Joh 1:1 - Joh 20:28 - Röm 9:5 - Hebr 1:8 - 1Jo 5:20) dann nicht im Sinn eines zweiten Gottes, gleichen Ranges neben dem ersten, sondern nur im Sinne der Wesenseinheit des Sohnes mit dem Vater (Joh 10:30 - Joh 14:9 - Kol 2:9); dessen ungeachtet bleibt er für immer dem Vater untergeordnet (Joh 14:28 - 1Kor 15:28). Jesus ist also nicht "Gott" außerhalb vom Vater, ein Nebengott, eine Konkurrenz - einen Gott außer dem Einen gibt es nach Jes 44:8 ja nicht -, sondern im Vater, in engster und ungetrübter Gemeinschaft mit dem Vater.

Die Verse Jes 44:9-20 zeigen wieder einmal Gottes Spott und Ironie (vgl. Ps 2:4). Sie enthalten eine "sarkastische Schilderung der Götzenbilderfabrikation" (König). Wie werden doch hier die Götzenanbeter verhöhnt und ihre Götzenbilder als nichtig verspottet! Man holt sich ein großes Stück Holz aus dem Wald - den einen Teil benutzt man zur Feuerung und aus dem andern Teil schnitzt man einen "Gott", vor dem man sich niederwirft! Ein solcher "Gott" ist weiter nichts als ein menschliches Erzeugnis; bestenfalls kann man die Schnitzkunst bewundern; doch das Erzeugnis ist leblos, nutzlos, nichtig, es kann weder reden noch retten.

Die Götzen unserer Zeit, vor denen in unserem Kulturkreis unsere Mitmenschen "knien", sind wieder andere als die in Jes 44:9-20 beschriebenen: Wohlstand, Gesundheit, Geld, Sport, Medien, herausragende Persönlichkeiten ("Stars") - alles kann zum Götzen werden. Man vergisst darüber Gott, falls man überhaupt je nach ihm gefragt hat.

Elliger übersetzt in Jes 44:9 statt "Götzenbildformer" (oder Bildner von Götterbildern) "Gottesbildformer". Dieser Ausdruck gibt zu denken. Mesnchen gestalten nach ihren Vorstellungen oder Befürchtungen oder auch nach ihrem Wunschdenken ein Bild von Gott. Als Paulus Athen durchwanderte, sah er die Stadt voll von Götzenbildern. Er betrachtete sie nicht voll Bewunderung mit den Augen des Kunstliebhabers, sondern in heiligem Zorn mit den Augen des Missionars, und er rief den Athenern in seiner Areopagrede zu, sie sollten doch nicht meinen, "dass das Göttliche dem Gold oder Silber oder Stein, einem Gebilde der Kunst und der Erfindung der Menschen, gleich sei" (Apg 17:16 - Apg 17:29). - "Gotesbildformer" gibt es aber nicht nur unter den Herstellern von Götzenbildern aus Metall oder Holz oder Stein, sondern im übertragenen Sinn auch unter den "Religionsstiftern". Unser Text hebt den Absolutheitsanspruch Jahwes, des Ewigseienden, hervor. Alle Vorstellungen, schriftlichen Urkunden, Zeugnisse, Bildnisse, die einen anderen Gott als ihn propagieren, sind nutzloses Menschenwerk (oder Werk verführender Engel nach Gal 1:8 und Kol 2:18.19). Ein hartes Urteil über Philosophien und Religionen, doch wir kommen an dem biblischen Absolutheitsanspruch Gottes und Jesu Christi nicht vorbei!

Aber auch als Christen müssen wir uns fragen lassen: Haben wir ein biblisch gesundes, ausgewogenes Bild von Gott? Es gibt da Einseitigkeiten und Verzerrungen. Lässt man die biblischen Gerichtsworte weg, so entsteht das Bild eines "lieben Gottes" - zuständig für Wohlstand und Sündenvergebung, der weder fordert noch zürnt und straft. Wo man dagegen die Gerichtsworte der Schrift auf Kosten der göttlichen Liebesziele überbetont und Strafen ins Unendliche hinein verlängert, entsteht das Bild eines Gottes, der seine Geschöpfe (bis auf den kleinen Prozentsatz der Bekehrten) quält - und das ohne Ende! Nur wo man beides - Gericht und Gnade - ernst nimmt und richtig zuordnet, hat man das richtige Gottesbild.