Die Stadt Babylon

Aus Bibelwissen
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Aus dem Zweimonatsheft für gläubige Schriftforscher:
"Das prophetische Wort"
Begründet von Professor E. F. Ströter

Herausgegeben von Heinrich Schaedel
Maranatha-Verlag, Klosterlausnitz i. Thür.

Siehe weitere Abschriften

1. Teil siehe: Das Geheimnis Babylons
2. Teil siehe unten: Die Stadt Babylon
3. Teil siehe: Auf hoher Warte

Siehe auch:
Babylon im Land Sinear (von Albrecht Schwarz)
Das dritte Babel im Land Sinear (von August Fuhr)

4. Die Stadt Babylon

von A. E. Knoch 1939

In Babel, in der Ebene Sinear, wurde nach der Bibel von Nimrod das erste Königtum errichtet (1Mo 10:9.10). Die Geschichte des Altertums lässt in der Regel die Königreiche in Assyrien oder Ägypten beginnen. Man hat die biblische Behauptung aus dem Grunde für unglaubwürdig erklärt, weil Nimrod ein Äthiopier, ein Sohn des Kusch, der ein Sohn Hams war, gewesen sei. Neuere Forschungen in jener Gegend haben indes Inschriften zutage gefördert, welche die Angabe der Bibel rechtfertigen. Die Sprache dieser Inschriften weisen eine merkwürdige Ähnlichkeit auf mit der Sprache der Urbewohner Abessiniens. Es handelt sich also um eine äthiopische Sprache; und das früheste Reich ist Söhnen Hams gegründet worden.

Babel oder Babylon, der Anfang des gleichnamigen Königreiches, scheint zuvor schon bestanden zu haben, denn es wird nicht gesagt, Nimrod habe sie g e b a u t, wie etwa die assyrischen Städte. In der Ebene von Sinear haben sich Noahs Nachkommen ausgebreitet. Dort wurde die Stadt und der Turm gebaut, der in den Himmel reichen sollte, weil sie sich einen Namen machen wollten, falls sie über die Länder zerstreut würden. Wir haben in Babel also den Ausgangspunkt aller folgenden Weltreiche. Deren Wesen ist Zusammenballung, Überhebung und Verewigung menschlicher Macht und Errungenschaft. Gottes Name und Ehre muss der menschlichen Selbstverherrlichung weichen. Wie das vor sich geht, lehrt uns Babel. Dieser Name bedeutet einmal höchstwahrscheinlich „Pforte Gottes“. Das Hebräische aber zeigt dessen Umwandlung zu „in Verwirrung“. Gott aber will nicht der Menschen Unheil; er will ihr Segenspender sein. So nimmt er Abraham heraus, um aus ihm ein Volk zu machen, das ein Segen für die Erde werden soll, und zwar in solch hohem Grade, dass sie nicht des Segens nur, sondern auch des Segenspenders sich erfreuen sollen. Will man bei Glück und Freude über den Gaben den Geber vergessen und leugnen, so ist das ein Verrat an ihrem Wesen, denn sie sollen das Geschöpf hinlenken zu dem, dessen Seligkeit es ist, andere selig zu machen.

Die Oberherrschaft Babylons hat kaum länger als einige hundert Jahre gedauert, denn zu Abrahams Zeit war Amraphel, König in Sinear, dem König von Elam, Kedorlaomer (1Mo 14:1) untertan. Von da an bis zu erneutem Auftreten Babylons in der heiligen Geschichte scheint die kuschitische Prägung des Reichs durch die Einfälle der Araber und Assyrer völlig beseitigt worden zu sein. Assyriens Aufstieg hat für das Land der Verheißung die Berührung mit Babylon völlig verhindert, so dass in der heiligen Schrift von der Zwischenzeit keinerlei Kunde über Babylon aufbewahrt worden ist.

Sitz der Weltherrschaft

Als indessen die von Gott bestimmte Zeit gekommen war, das erwählte Gottesvolk zu strafen, und das ihm bestimmte Weltreich während seines Abfalls andern Völkern auszuliefern, da erwählte Gott hierfür den König von Babel zum ersten großen Haupt der Weltherrschaft. Mit Nebukadnezar wird also Babylon, das erste der Königreiche der Zeit nach, wieder zum ersten dem Range nach. Seit jenen Anfangstagen hat es keinen Herrscher gegeben, der über die ganze Erde gebot, denn Babylon, und Babylon allein, ist der Sitz der Weltherrschaft.

Es ist merkwürdig, wie genau die aufgefundenen Inschriften übereinstimmen mit den Berichten der Bibel hinsichtlich dieses Königreichs. Nebukadnezars Selbstruhm in den Worten: „Ist das nicht das große Babel, das i c h mir e r b a u t habe“ (Dan 4:27), wird vollauf bestätigt durch das große Übergewicht seiner Tontafeln und -walzen im Vergleich zu denen all der andern Könige Babylons. Er war der große Erbauer, Gründer oder Wiederhersteller fast aller Tempel und öffentlichen Bauten des Reichs. Seine Herrschaft erstreckte sich über die ganze damals bekannte Erde.

Wie viel vertrauenswürdiger Gottes Geschichte ist als die Werke weltlicher Geschichtsschreiber und deren neuzeitliche Nachfolger, wird durch den Fall Babylons, wie Daniel ihn berichtet, hell beleuchtet. Wäre nicht das Bruchstück eines Tontäfelchens aufgefunden worden, auf dem zu lesen ist, dass „Nabunaid, König von Babylon“ in seinen späteren Jahren seinen ältesten Sohn Belschar-uzar zum Mitherrscher gehabt habe, so würden heute noch „Gelehrte“ würdevoll behaupten, Daniel sei kein zuverlässiger Zeuge, denn sein Buch wimmele von „geschichtlichen Ungenauigkeiten“ und widerspreche „glaubwürdigen Geschichtsschreibern“. Wenn die Bibelbekrittelung, „höhere Kritik“ genannt, je einen derben Verweis erhielt, so damals, als der Tonscherbe auf ihre lästerlichen Worte gegen den Gott Daniels fiel. Der Bericht über Babels Fall war viel genauer als man ahnte. Denn Belsazar bot Daniel nicht den z w e i t e n Platz im Reiche an, was er sicher getan hätte, wenn er selbst den ersten im Reiche innegehabt hätte, sondern den Verhältnissen entsprechend den d r i t t e n an (Dan 5:7.16), weil er selbst den zweiten innehielt. Sein Vater hatte, obwohl er kein Abkömmling Nebukadnezars war, wahrscheinlich in dessen Familie hinein geheiratet, so dass Belsazar ein „Sohn“ Nebukadnezars war (Dan 5:13). Nabonid weilt wohl zur Zeit in Borsippa, unweit Babylons, und mag einige Zeit seinen Sohn überlebt haben. Belsazar aber fiel in der Nacht, da die Hauptstadt des Reichs von dem Meder Darius eingenommen wurde. Daniel aber wurde nicht erschlagen, sondern statt d r i t t e r des chaldäischen Reiches, z w e i t e r in dem eroberten Bereich.

Das von Nebukadnezar geschaute Bild der Weltherrschaft (Dan 2:31-35) und das Gesicht des Widders und Ziegenbocks ([Dan 8:20].21) zeigen uns, dass der babylonischen Oberherrschaft die der Medo-Perser und der Griechen gefolgt sind. Darius eroberte Babylon und machte sich so zum Herrn der Welt. Alexander wiederum riss die Weltherrschaft an sich, indem er Babylon zu seiner Hauptstadt machte.

Es ist somit wahrscheinlich, dass jeder der Söhne Noahs das Steuerruder des Weltregimentes gehandhabt hat. Hams Nachkommen begründeten es. Babylonier und Medoperser waren wohl Nachkommen Sems. Die Griechen, oder wie die Hebräer sagen: die Japaner, stammen von Japhet (1Mo 10:2). Nacheinander sind sie in Babylon eingezogen, um das Banner der Weltherrschaft zu entfalten. So wird auch bei der kommenden Welteroberung keine andere Stadt als Babylon „die königliche Macht über die Könige der Erde“ (Offb 17:18) an sich reißen.

Vernichtung Babylons

Bevor wir uns auslassen über die künftige Herrschaftsstellung Babels, empfiehlt es sich, den oft wiederholten Einwand zu erledigen, Babylon sei ja „umgekehrt von Gott wie Sodom und Gomorrha; sie werde nicht mehr bewohnt werden ewiglich, und nicht mehr zur Behausung dienen für und für: kein Araber werde mehr dort zelten, noch werden die Hirten ihre Herden dort lagern.“ (Jes 13:19.20) Man möge nach und miteinander die Last über Babel Jes 13, die Demütigung Babels in Jes 45, das Urteil über Babel in Jer 50 und Jer 51, und ganz besonders die P l ö t z l i c h k e i t der Zerstörung und Verödung Babels sorgfältig beachten. Geschichtlich erwiesen ist, dass erst in neuerer Zeit die Stadt langsam in Verfall geriet, so dass nur der mittlere Teil ständig unbewohnt geblieben ist. Zur Zeit der Apostel war Babylon eine Stadt, denn Petrus sandte von dort seinen ersten Brief (1Petr 5:13). Ein halbes Jahrhundert später entstand dort in der Judenkolonie der babylonische Talmud. Sie ist in Wirklichkeit i m m e r bewohnt gewesen und hat heute noch eine Bevölkerung von mehr als zehntausend Einwohnern. Ihre „Zerstörung“ können wir uns ausmalen, wenn wir vernehmen, dass die türkische Regierung in den letzten Jahren siebzigtausend Mark an jährlichen Steuern dort erheben konnte. Vor dem Weltkrieg sprachen alle Anzeichen dafür, dass Babylon wieder eine große und blühende Stadt werden würde.

Diese wenigen Angaben zeigen deutlich, dass die Weissagungen der Propheten noch nicht erfüllt sind. In der Tat wird ihre Zerstörung auch erst am Tage Jehovas erfolgen (Jes 13:6), wenn die Zeichen am Himmel geschehen (Jes 13:10; Mt 24:29; Offb 6:12). Sie ist in all den Jahrhunderten bewohnt gewesen; Araber z e l t e n innerhalb ihres früheren Umfangs und die Herden weiden noch dort. Sieht das nach E r f ü l l u n g der Weissagung aus? Nichts von alledem ist in irgendeiner Zeit von Babylon wahr geworden. Keine Verödung ist plötzlich über sie gekommen (Jes 47:11); ihr Verfall geschah allmählich, aber ihre Wiederherstellung verspricht eine einige zu werden.

Israels Wiederherstellung

Babylons Vernichtung und Israels Wiederherstellung geschehen gleichzeitig. Wenn die eine zukünftig ist, dann auch die andere (Jer 50:4.5.39). Der Prophet verkündet, dass der Ratschluss Jehovas wider Babel zustande kommt, dem zufolge die Landschaft Babel zur Wüste gemacht wird, dass niemand darin wohne (Jer 51:29). Angesichts dieser ernsten Worte müssen wir uns beugen vor der Tatsache, dass sie noch nicht erfüllt sind und uns damit bescheiden, sie am Tage Jehovas erfüllt zu sehen, wie die Apokalypse es schildert. Jeremia gab dem Reisemarschall Seraja den Auftrag, das Unglück, das über Babel kommen sollte, auf eine Rolle niederzuschreiben und diese an einen Stein befestigt in den Euphrat zu versenken (Jes 51:60-65), weil Babel nie mehr aufkommen solle. Sie i s t aber wieder aus dem Staube erstanden und hat gute Aussicht, seine frühere Größe wieder zu erlangen. Da Gott wahr ist, muss Babel wieder gebaut werden. Früher hätte man über einen solchen Gedanken gelächelt, heute aber rechnet man ernstlich damit.

Alle Völker des nahen Ostens werden von den vorgeschrittenen Völkern des Westens ausgenutzt. Die Errichtung der großen Dämme am Obernil hat Ägypten wieder den Königreichen der Welt zugesellt. Sir William Willcox, dessen Tätigkeit in Ägypten so wertvoll war, hat es unternommen, in den Tälern des Euphrat und Tigris noch besseres zu leisten. Einst waren diese dicht bevölkert, und das kann wieder leicht erreicht werden. Durch geschickte Bewässerung mag die Wüste zu einem blühenden Garten umgeschaffen werden. Das Werk der Wiederherstellung erscheint als überaus einfach. Die alten Kanäle, welche das Land mit Wasser versorgten, sind zwar verfallen, aber leicht zu erneuern. In Schleusen wird der nötige Wasserstand herbeigeführt. Vor dem Kriege war ein Kanal schon hergestellt, und damit die Bewässerung eines großen Teils des Landes herbeigeführt. Der äußerst fruchtbare jungfräuliche Boden und die tropische Hitze des Sommers, verbunden mit dem lebensspendenden Wasserstrom werden aus der Wüste einen Garten Eden schaffen. Der Krieg wird jedenfalls hemmend gewirkt haben, jedoch hat er wohl die Vollendung der Bagdadbahn beschleunigt, so dass das letzte Hindernis gegen die Anlegung von Geld beseitigt ist.

Im heutigen Leben spielt der Handelsverkehr eine solch große Rolle, dass Warenbeförderung und Zufuhr-Erleichterung wesentlich sind für das Wachstum einer Stadt. Eisenbahnen allein aber genügen nicht für die Bedürfnisse einer Weltstadt in der Gegenwart. Seeverbindung ist ein Haupterfordernis. Auf den ersten Blick scheint Babel mehr eine Binnenstadt, denn eine Hafenstadt zu sein. Jedoch wissen wir, dass große Handelsstädte gewöhnlich nicht an der See liegen, sondern an einer geschützten Stelle in einer gewissen Entfernung von der See, nur muss sie leicht durch eine Wasserverbindung zu erreichen sein. So liegt Hamburg weit ab vom Seehafen, London an der Themse, New York ist umgeben von Land und nur durch einen schmalen Sund erreichbar, Antwerpen liegt meilenweit stromaufwärts an der Schelde. Diese Beispiele zeigen, dass große Seestädte das geschützte Inland der Seenähe vorziehen. So wird es auch bei Babylon sein. Für leichtere Fahrzeuge ist der Euphrat jetzt schon schiffbar und für Seeschiffe kann seine Fahrrinne leicht vertieft werden, wenn der Handel es erfordert. Dass das geschehen wird, darüber belehrt uns Offb 18:17-19.

Alle, deren Herzen bewegt werden durch den Hall der Schritte des wiederkehrenden Herrn, mögen den Fortgang der Ereignisse beachten, die mit den beiden Städten Jerusalem und Babel verknüpft sind. Beider Herstellung wird vielleicht nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Gewiss ist, dass man den Juden in Palästina freie Hand geben will, und diese selbst werden alles tun, ihr altes Erbe in Besitz zu nehmen. Ein vermögender Jude hat Mittel angeboten, alle Juden der Vereinigten Staaten nach Palästina befördern zu lassen, die sich in dem Land der Väter niederlassen wollen. Der jüdische Oberkommissar der (englischen) Landesregierung wird versuchen, mit seinen Machtmitteln seinem Volke den Vorrang zu erstreiten, so schwer das auch sein mag gegenüber den arabischen, mohammedanischen Landes-Eigentümern, die seit so vielen Jahrhunderten das Land in Händen haben. Babylon wird vielleicht länger als Jerusalem auf seinen Aufbau warten müssen, jedoch zu rechter Zeit wird auch er beginnen. Wie Palästinas Wiedereinsetzung in seine gottgewollte Rechte dazu dienen wird, zeigt uns Sacharjas Gesicht vom Epha, das wir im nächsten Abschnitt betrachten wollen.

5. Das Gesicht vom Epha

Nach den Verwaltungsgrundsätzen, welche die englische Regierung für Palästina aufgestellt hat, soll jedes Volk, wie klein es auch dort sein mag, geachtet sein und für die Ausübung seiner Volksbestrebungen freie Bahn erhalten. Das findet vor allem Anwendung auf das Volk der Juden, dem man seit mehr denn einem Jahrtausend einen Platz für die Entwicklung seiner großartigen Begabung verweigert hat. Das Streben nach Macht und Größe wird Jehova gebrauchen, seinen irrenden Jakob selbst in seiner Verblendung und seinem Abfall heimzuführen. So gewiss sind sich die Juden ihrer Sache, dass große Gesellschaften für Landaufkauf gegründet sind, welche Land an alle Volksangehörige austeilen, die wirklich arbeiten wollen. Schwindelunternehmungen, Landwucher und Schiebergeschäfte werden nicht geduldet. Die Pforten für „Geld machen“, diese eine große Leidenschaft der Juden, sollen sehr eingeschränkt werden. Die wenigen Handwerker, Händler und Gelehrten der Städte ausgenommen, sollen alle Juden sich dem Fluche Edens unterwerfen, also im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot erwerben.

Das aber haben sie nie getan, seit sie heimatlos die Erde durchwandern. In alle Stände sind sie eingedrungen, den Handel haben sie erobert, die Staatenleitung an sich gerissen - nie aber die Hacke geschwungen. Grund und Boden ist für sie nur eine Handelsware, die ihren Hang nach Reichtum mühelos befriedigt, wie sie denn fast ausschließlich auf möglichst schnellen, jedoch gewinnbringenden Vorteil bedacht sind. Sie können leichter und schneller Geld „machen“, wenn sie an der Börse sitzen und von der Arbeit der Menschen Zoll erheben. Das Volk des Abfalls, das wir „Israel" nennen, dem man aber besser den Namen „Jakob" geben sollte, ist tonangebender Beherrscher und Leiter des Geld- und Handelswesens. Darum erscheint ihm das Land der Väter und Jerusalem, das kein Handelsmittelpunkt sein kann, nicht allzu begehrenswert. Was der Jude will, ist weit entfernt von dem, was Jehova für die Seinen im Sinne hat, wonach jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum sitzen soll, was sowohl buchstäblich wie bildlich aufzufassen ist. Jeder Israelit sollte seinen Boden bearbeiten. Jede Familie hatten ihren Landanteil. Der Handel fehlte fast ganz und erfuhr keine Ermutigung. Wege gab es nur dem Namen nach. Geld brauchte man wenig und selten. Seehäfen und Buchten zum Schutz der Schiffe gab es nicht. Von Schiffen lesen wir nur in Verbindung mit Salomos Unternehmungen und mit dem Abfall Dans. Das alles widerspricht durchaus dem Geschmack der Juden.

Geld regiert die Welt

Dass bisher einzelne jüdische Bauern erfolgreich gewesen sind, und dass nach und nach noch viele im Lande ihrer Väter vorwärts kommen werden, wollen wir nicht in Abrede stellen. Dass aber das Volk oder ein wesentlicher Teil des Volks sich ihm zuwenden wird, um sich vom Landbau zu ernähren, das wird ein Machtwunder Jehovas erfordern an dem Tage, an welchem er ihm ein neues Herz und einen neuen Geist verleihen wird. Bis dahin aber wird der Jude nicht arbeiten und sein sehnsüchtiges Herz selbst im Lande der Väter nicht zu befriedigen sein. Wenn wir von jüdischen Bauern in Palästina lesen, wundern wir uns nicht so sehr, dass sie dort sind, als vielmehr darüber, dass sie Bauern sind. Das größte Hindernis des zionistischen Sehnsuchtsziels der Rückkehr nach Palästina ist seine Unausführbarkeit. Der Gedanke ergreift das Gemüt - was aber soll der Jude tun, wenn er angekommen ist? Soll der Schnittwarenhändler seine Finger am Pflug beschmutzen? Wie soll er Geld machen? Wenn er das nicht kann, wozu nutzt das Land? Gemeinnützige Gesellschaften erforschen die beste Ausnutzung von Grund und Boden und schaffen die besten Bedingungen für seine Besiedlung. Man will allen jenen üblen Erscheinungen wie Gewinnsucht, Bodenwucher, Menschenausnutzung vorbeugen, unter denen die alte Welt seufzt. Vaterlandsstolz, -liebe und -trieb rufen den ermüdeten ewigen Juden von seiner Wanderschaft ins Land der Verheißung. Jede schmutzige, gemeine Regung in ihnen, welche seit der Verbannung in ihrer Seele geherrscht hat, verbietet aber die Möglichkeit eines Erfolgs. „Geld, Geld! Wir müssen Geld machen!“ ist der Schrei derer, deren Väter in der Wüste das goldene Kalb angebetet, und Jehova verlassen haben.

Die Hochflut völkischen und frommen Eifers wird den Juden in das Land seiner Geschichte und seiner frommen Hoffnungen bringen, aber w i r d er da b l e i b e n ? Diese Frage beantwortet das Gesicht vom Epha (Sach 5:5-11).

Der Prophet schaut ein Epha und hört die Erklärung: „Das ist ihre Gestalt (oder ihr Aussehen) im ganzen Lande.“ Statt „Gestalt“ oder „Aussehen“ lasen die griechischen und syrischen Übersetzungen „Verderbtheit“, „Verkehrtheit“ und diese alte Lesart wird wohl die richtige sein. Jehovas Vorhaben mit den Israeliten ist von ihnen umgekehrt worden und das Sinnbild dieser Verkehrtheit ist ein Markt- und Handelsmaß. Landbebauer sollten sie sein, Händler und Geldleiher aber sind sie geworden. Fast alle Völker haben ein Sinnbild ihrer Leitziele. So England den Löwen, Deutschland den Adler. Der Zionismus hat Davids Doppelstern zum Ausdruck seines Trachtens und Strebens erwählt. Uns dagegen scheint der Scheffel das rechte Sinnbild der Söhne Jakobs zu sein.

Die Erde windet sich unter dem Fluch des Handels- und Geldunwesens. Seine Schöpfer und Gestalter sind die Juden. Früher mussten die Kriege beendigt werden, wenn die Staatskassen leer wurden. Den Juden blieb es vorbehalten, uns die Verpfändung der Zukunft aufzudrängen. Sie sind die Erfinder der Staatsanleihen und -verschreibungen, welche den Völkern gestatten, Milliarden um Milliarden für wahnsinnige Kriegszwecke auszugeben. Das wird so weitergehen, bis die ganze Erde einer Sippe von Juden verpfändet ist, die den Völkern ihren Willen aufzwingen wird.

Dass die Juden selbst sich für ungeeignet und unfähig halten, wieder wie ihre Ahnen in Palästina zu leben, beweist der Widerstand, mit dem der Zionismus zu kämpfen hat. Nur der Traum, einen unabhängigen Staat ins Dasein zu rufen, und den bedrängten und verfolgten Brüdern Hilfe zu leisten, wird für Geldleute ein Köder sein, Palästina aufzusuchen. Dort erwartet sie aber eine herbe Enttäuschung. Schneller als sie gekommen sind, werden sie fortziehen. Ihr Flug wird sie nach Sinear bringen, oder wie die griechische Übersetzung lautet: nach Babylon, wo sie für ihren habsüchtigen Geschmack den geeigneten Boden finden werden.

Das Epha als Maß

Das Epha war ein Hohl- und Trockenmaß, etwa von der Größe eines Viertelscheffels - ein geeignetes Sinnbild des Welthandels, denn es war das gewöhnliche Maß des Austauschs. Jedoch nicht das Epha, sondern das Weib darin erregt unsere Aufmerksamkeit Durch eine Platte aus Blei als Verschluss des Ephas wird es festgehalten. Das geschieht im Lande Israels. Nun erscheinen zwei Weiber und tragen das Epha nach Sinear, damit es dort an seiner Stelle, die ihm hergerichtet ist, niedergesetzt werde.

Es erübrigt sich wohl, noch ausdrücklich zu sagen, dass das Weib im Epha dasselbe ist, das Johannes auf dem Thron in Babylon der großen Handelshauptstadt der Welt erblickt.

Das getreue Israel ist kein Händler. Die Früchte des Landes dienen zu genügender und angenehmer Erhaltung derer, die sie dankbar aus Gottes Hand hinnehmen. Wozu Seine Gaben austauschen gegen Erzeugnisse anderer Himmelsstriche! Solange Er Feigen, Oliven und Weine wachsen lässt, erfreut es sich seiner reichen Güte.

Das ungetreue Israel denkt und handelt anders. Sie halten ihren Blick auf die Völker, nicht auf Jehova gerichtet, ihrer Bereicherung wegen. Darum können sie es im Lande der Väter nicht aushalten. Ihren Wurzelboden und Stützpunkt finden sie im Mittelpunkt des Welthandels, von dem sie ihren gebührenden Zoll erheben.

Das Weib im Epha ist das abtrünnige Israel. Es wird vollständig verstrickt und gefangen gehalten in seinem ungezügelten Wahn, Gold zu verdienen. Das allein beherrscht seinen Gesichtskreis; das allein ist sein Leben. Für die Gesichte der Propheten von kommenden Tagen der Fruchtbarkeit und des Gedeihens und sonstigen Natursegens aus Jehovas Hand hat es keinen Sinn und kein Verständnis. Es braucht Jehova und seinen Segen nicht. Es holt sich seinen Segen von anderswo her. In königliche Pracht kleidet es sich und es macht sich die ganze Welt untertan. Das Mittel zur Unterwerfung der Völker ist sein Reichtum. Könige werden vor ihm kriechen, denn es allein vermag ihre Schuldverschreibungen und Schatzanweisungen zu kaufen. Völker sind seine Knechte, denn sie sind ihm zinspflichtig. Die Welt gehört ihm, wenn ihm auch Jehova zürnt.

Palästina bietet ihm Zufriedenheit und Glück an, die Goldgier lässt ihm aber keine keine Ruhe. Ausschau haltend findet es in Nebukadnezars ehemaliger Hauptstadt, dem Mittelpunkt aller Weltmacht, den eigentlichen und geeigneten Ort für die neue Art der Zwangsherrschaft, für die Willkürherrschaft der Geldmacht. Das Geld regiert die Welt viel wirklicher als Könige, Kaiser oder irgendwelche Obrigkeiten. Der Zehnerbund, welcher einmal aus den Weltwirren erstehen wird, wird alle Staatsmacht an sich reißen, er wird aber nur eine abgewirtschaftete und ausgepumpte Welt sich unterwerfen. Über ihnen aber wird ein Weib thronen, das glaubens- und treulose, das abtrünnige Israel, und wird „das Königtum haben ü b e r die Könige auf Erden."

6. Die Enthüllungen der Offenbarung

Den meisten Menschen ist die Bibel ein verschlossenes Buch. Sie brauchen jemanden, der es ihnen ö f f n e t. In etwas geringerem Grade gilt dies auch von den Heiligen und Geliebten Gottes. Gleich den Emmausjüngern sind sie traurig, weil das Buch ihren Herzen verschlossen ist, so dass sie das Befremdende und Seltsame nicht verstehen können, was sie geschaut haben. Wie aber entbrannten ihre Herzen, als Er ihnen die Schrift ö f f n e t e, so dass sie sie verstehen konnten. Was ist auch süßer, als wenn das Wort seine Schätze ausbreitet und den enthüllt, der den Vorrang hat in allen Stücken!

Kein Teil der Schrift nun scheint so sicher verschlossen zu sein wie die Offenbarung. Anstatt uns eine Enthüllung Jesu Christi zu sein, fasst man sie auf als eine dichte, undurchdringliche Verhüllung nach Art eines Gleichnisses. Die Verhüllung ist aber nicht ihr, sondern unserem Unverständnis zuzuschreiben. Sie ist eine E n t h ü l l u n g im vollsten Sinne des Wortes. Eine auffallende Bestätigung hierfür finden wir in dem häufigen Vorkommen des Wortes „öffnen“. Dinge, die jetzt verschlossen und bedeckt erscheinen, werden alsdann geöffnet und zur Schau gestellt sein.

Die Offenbarung zeigt die Herrlichkeit Jesu Christi in vier Paaren von Enthüllungen. Der Himmel droben, die Erde unter uns, die göttlichen Buchrollen und Gottes heiliger Wohnplatz werden unserm Blick geöffnet. Haben wir einmal die verschiedenen Enthüllungen erfasst, dann werden wir das ganze Buch begreifen. Diese Enthüllungen sind dem Aufzug eines Bühnenvorhanges vergleichbar und lassen uns die einzelnen Vorgänge der folgenden großen Handlung in dem größten aller menschlichen Trauerspiele schauen. Sie sind eine Anleitung, Wesenskern, Zweck und Ziel des folgenden Gesichts zu erfassen.

Die Enthüllungen gewinnen an Bedeutung und Einschärfung, wenn wir beachten, dass sie in Paaren auftreten. Wir lesen zuerst von einer geöffneten Tür im Himmel (Offb 4:1) und zuletzt von der Öffnung des Himmels selbst (Offb 19:11). Der Brunnen des Abgrundes (der Erde) wird geöffnet für die höllische Reiterei, welche fünf Monate lang die gottlosen Erdenbewohner plagen soll (Offb 9:2); und wieder öffnet sich die Erde, den Wasserstrom zu verschlingen, mit welchem der Drache das Sonnenweib vernichten will (Offb 12:16). Beachten wir den Gegensatz: Der Rauch und Heuschreckenschwarm gehen aus der Erde hervor, Menschenkinder zu züchtigen; der „Brunnen“ ist das Ausfalltor der Heere Apollions. Auf der andern Seite lässt Gott die Erde sich öffnen, um sein Volk vor dem Drachen zu retten. Die Anbeter des Tieres werden gequält mit dem unentrinnbaren Stachel, ohne die Möglichkeit des Sterbens; das Volk Gottes wird lebend bewahrt in der Wüste.

Öffnen der Buchrollen

Aber auch die Buchrollen werden geöffnet. Zwölfmal wird die Öffnung der siebenmal gesiegelten Rolle wiederholt. Am besten verstehen wir deren Bedeutung, wenn wir sie eine Pfandverschreibung nennen. Der Mensch hat seine Rechte an die Erde dem Feind verpfändet. Wer kann den Preis entrichten und sein Erbe einlösen?

Wenn in Israel ein Besitz verpfändet wurde, wurde ein Schriftstück aufgesetzt und versiegelt, mit der Unterschrift der Zeugen auf der Außenseite. Bei seiner Einlösung wurden die Siegel gebrochen und der Besitz seinem eigentlichen Besitzer zurückgegeben. Die Öffnung der Siegel sagt uns also, was folgen muss. Der Eindringling wird seiner Rechte verlustig erklärt. Die durch den ersten Adam verscherzten Ansprüche und Anrechte werden durch den letzten Adam wiedergewonnen. Er hat das R e c h t dazu, weil er das L a m m ist; er hat die M a c h t dazu, weil er der L ö w e ist.

Die dazugehörige Enthüllung finden wir Offb 20:12. Hier werden die Bücher, welche Gottes Abrechnung mit seinen Geschöpfen enthalten, geöffnet, und nach dem, was in ihnen geschrieben steht, wird verfahren werden.

Die Paare von Enthüllungen, welche den Himmel betreffen, sind höhst bedeutsam. Gegenwärtig ist der Himmel verschlossen, die Tür verriegelt. Der Verkehr zwischen Himmel und Erde ist abgeschnitten. Der Mensch geht seinen eigenen Weg und Gott greift nicht ein. Wenn aber die Zeit für die Offenbarung Jesu Christi kommt, wird Gott es durch die Öffnung der Tür im Himmel anzeigen (Offb 4:1). Die Enthüllung des Richterstuhls ist der Schlüssel für die kommenden Gerichte. Jede Einzelheit ist bedeutsam. Der Regenbogen rings um den Thron ist die Bürgschaft Gottes, dass er Erde nicht wie ein nasses Grab finden werde. Blitze und Donner künden die Reinigung durch Feuer an, welche der Erde harrt. Wenn aber die also angekündigte Handlung ausgeführt ist, sehen wir alsdann den Himmel selbst geöffnet (Offb 19:11) und den Reiter auf dem weißen Pferd hervorgehen, um das Feuergericht zu vollenden. Hinfort sind Himmel und Erde nicht mehr voreinander verschlossen, sondern, wie es sein soll, gute Nachbarn. Die geöffnete Tür im Himmel deutet das mittelbare, geheimnisvolle, natürliche Gericht an; der geöffnete Himmel enthüllt den Richter selbst.

Öffnung des Tempels

Das wichtigste Paar der Enthüllungen aber finden wir in der Mitte des ganzen Buches. Sie zeigen uns die Öffnung des T e m p e l s G o t t e s (Offb 11:19) und die Ö f f n u n g des Z e l t e s des Z e u g n i s s e s (Offb 15:5). Die beiden Enthüllungen sind Hauptstück und Kern der Offenbarung. Beide haben es mit dem Wohnplatz Gottes zu tun. Das ist zu beachten. Kein Volk außer Israel hat je etwas mit dem Haus Gottes zu tun. Dieses allein ist beteiligt an den Vorgängen in jenen heiligen Räumen.

Die Abteilung Offb 11:19 bis Offb 19:11 gibt Einblick in dieselbe Zeit und dieselben Ereignisse, mit welcher sich die frühere Abteilung Offb 4:1 bis Offb 11:9 beschäftigt hatte. In dieser wurden sie vom T h r o n e aus geschaut, in jener vom Tempel aus. Genauso, wie in den Büchern der Könige die menschliche, und in den Büchern der Chroniken die göttliche Seite der Geschichte Israels gezeigt wird, so finden wir hier denselben Zeitabschnitt, dieselben Menschen, dieselben Ereignisse, alle aber betrachtet in ihrem Verhältnis zum Priestervolk.

Wenn die Ereignisse unter den beiden Tempelöffnungen der früheren Abteilung folgen würden, dann geschähen sie nach der Aufrichtung des Königreichs in Macht und Herrlichkeit, denn das siebente Siegel ist geöffnet worden und die Königsherrschaft ist unserem Herr und seinem Gesalbten zuteil geworden. Das aber kann nicht sein. Das Königtum kommt nicht vor Abschluss dieser Geschichte. Das Tier muss getötet und Babylon zerstört werden, e h e das Königreich aufgerichtet wird.

Die vier Paare der Enthüllungen wollen wir anordnen wie folgt:

H i m m e l
Eine Tür geöffnet im Himmel (Offb 4:1)
Der Himmel selbst öffnet sich (Offb 19:11)
E r d e
Ein Brunnen oder Abgrund geöffnet für die höllische Reiterei (Offb 9:2)
Der Mund der Erde geöffnet, den Strom zu verschlingen (Offb 12:6)
B u c h r o l l e n
Die siebenmal versiegelte Rolle geöffnet (Offb 6:1 bis Offb 8:1)
Die Rollen vor dem großen weißen Thron geöffnet (Offb 20:12)
T e m p e l
Der Tempel Gottes geöffnet, die Bundeslade zeigend (Offb 11:19)
Der Tempel des Zeltes des Zeugnisses geöffnet, das Gesetz enthüllend (Offb 15:5)


Zwei Öffnungen geschehen. Die erste führt Gottes B u n d vor Augen (Offb 11:9). Die zweite lässt das Zeugnis, das Gesetz schauen. Was auf den ersten Blick ähnlich erscheint, zeigt bei näherer Prüfung als ausgesprochener Gegensatz. Bund und Gesetz gehören Israel an. (Röm 9:4). Der Bund weist hin auf die Verpflichtung Jehovas, seinem Vertrag treu zu sein. Er wird segnen, wie er verheißen hat. Im Gesetz hingegen verpflichtet Israel sich, Ihm zu dienen. Sein unheilvolles Versagen betreffs der Beobachtung Seiner Gebote musste ihm schweren Fluch eintragen. „Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buche des Gesetzes geschrieben steht, es zu tun“ (Gal 3:10; 5Mo 27:26).

Beide Tempelöffnungen haben es also mit dem Priestervolk zu tun, jedoch nach zwei verschiedenen Richtungen hin. Die eine ist ein Segen, die andere ein Fluch. Die eine berichtet Gottes Vorkehrung, seinen Bund zu halten; die andere führt seinen Fluch aus über die Abtrünnigen für das Brechen seines heiligen Gesetzes. Die eine enthüllt ein Weib, bekleidet mit den Sinnbildern der Macht und Herrschaft, die Mächte der Finsternis unter ihren Füßen; die andere zeigt ein falsches Weib, von den Feinden des Messias unterstützt, im Bunde mit den Mächten des Bösen. Das erste Weib geht wunderbar bewahrt durch die große Trübsal, das zweite wird am Ende vernichtet.

Bei der Öffnung des „Tempels Gottes“ wird die Bundeslade sichtbar. Sie erinnert uns an seinen Bund mit Israel und wir sind dessen gewiss, dass, was immer auch kommen möge, Er seinen Vertrag treu einhalten werde. Er wird nicht ruhen, bis er seinem Volke das Land seiner Väter gegeben hat. Der Thron Davids muss wieder errichtet und Jerusalem zu seinem Preis auf Erden werden Blitze und Donner und Stimmen und Erdbeben und großer Hagel mögen vom Tempel ausgehen, aber angesichts des Bundes sind wir gewiss, dass Sein Volk unbeschädigt bleiben wird. Die folgenden Kapitel bringen uns dementsprechend auch keine Enttäuschung. Da sehen wir Israel, herrlich gekleidet, wie es dem Bund entspricht. Als Sonne beherrscht sie des Tags, und die zwölf Sterne ihrer Krone weisen hin auf die zwölf Richter und die zwölf Sterne Israels. Das Sinnbild der Mächte der Finsternis, der Mond, ist unter ihrem Fuß. In der Mitte der Trübsalszeit hilft der Herr ihr; und an deren Ende stimmt der getreue, siegreiche Rest das Lied Moses an, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes (Offb 15:3).

Wie so ganz verschieden ist dagegen die Öffnung des Zeltes des Zeugnisses (Offb 15:5)! Der Bund beruhte auf Gottes Treue; das Zeugnis oder Gesetz verfluchte Israel um seiner Untreue willen. Daher lesen wir, dass sieben Engel aus dem Tempel hervorgehen, mit sieben Zornschalen. Und der Tempel ward voll Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft, und niemand konnte in den Tempel hineingehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren“ (Offb 15:7.8). Die Völker hatten nie das Gesetz (Röm 2:14). Das Gesetz spricht nur zu denen, die unter dem Gesetz sind (Röm 3:19). Wo kein Gesetz ist, da ist keine Übertretung (Röm 4:15). Israel allein hatte das Gesetz. Nur ihm war das Zeugnis gegeben. Sie allein tragen die Verantwortung für seine Nichtbefolgung. Die Abscheulichkeit der Sünde wird durch das Gesetz gesteigert. Die Sünde kann sich nicht auf Unwissenheit berufen, wo das Licht des Gesetzes erleuchtet. Während also das Gesetz den großen Vorteil der Erkenntnis der Gerechtigkeit Gottes bietet, setzt es die Menschen unter das schwerste Gericht, wenn sie seinen hohen Weisungen nicht folgen. Die Schalen vollenden oder erschöpfen den Zorn Gottes. Sie sind seine schwersten Gerichte. Ist es nicht gerecht, dass sie gerade die treffen, die Zugang zum Gesetz hatten, ihm aber völlig abtrünnig sind?

Diese Erwägungen, hinzugenommen zu der engen Verbindung dieser „Öffnung“ z u der vorhergehenden, beweisen uns, dass beide sich ausschließlich auf Israel beziehen; die eine fasst Gottes Treue ins Auge, die andre des Volkes Untreue.

Die Schlussfolgerungen hieraus sind schwerwiegend, wenn wir beachten, dass beide Teile der Offenbarung von Babylon, dem Gegenstand unsrer Untersuchung handeln, und dass wir es n i r g e n d w o sonst zu s u c h e n haben. Babylon hat es also mit Israel zu tun und nicht mit den Völkern.

Es begegnen uns keine Gerichte, wenn Jehova sich seines Bundes erinnert; wenn aber das gebrochene Gesetz erscheint, dann werden die Schalen voll des Zornweins des Grimms über das abtrünnige Volk ausgegossen. Das Brechen der Siegel und das Blasen der Posaunen sind angemessene Sinnbilder für die Herbeiführung des Königreichs, aber die priesterliche Verrichtung der Ausgießung des aufgehäuften Zornes Gottes findet statt mittels der Schalen des Heiligtums. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die Schalengerichte nur die begrenzten, aber erschwerten Posaunengerichte sind, welche über die hereinbrechen, die nicht unter dem Gesetz sind. Das Brechen des Gesetzes ist eine Übertretung und eine unmittelbare Beleidigung Gottes selbst, und so muss dafür ein umso heftigeres, wenn auch ein dem Umfang nach eingeschränktes Gericht aufbewahrt werden.

Für jetzt genüge es uns, festgestellt zu haben, dass Babylon nur in diesem Teil der Offenbarung erscheint. N u r in den T e m p e l a b s c h n i t t e n, welche von I s r a e l handeln, wird es s i c h t b a r. Doch haben wir Babylon nicht unter den Völkern zu suchen. Es ist nicht Rom, nicht der Protestantismus, s o n d e r n I s r a e l. Wiederum wird es flüchtig erwähnt, wenn der Bund in Sicht ist (Offb 14:8), aber es wird ausführlich behandelt, wenn das Zelt des Z e u g n i s s e s geöffnet ist. Es findet sich in dem Teil der Offenbarung, welche von der Zerstörung des abtrünnigen Israels handelt.

7. Das Geheimnis des Tieres

Das Geheimnis Babylons wird uns in zwei bestimmten Erscheinungsformen vor Augen gestellt, welche der Engel in seiner Erklärung zusammenfasst in die Worte von dem „Geheimnis des Weibes und des Tieres, das sie trägt“ (Offb 17:7). Wir wollen uns eng an diese Worte halten und in das Geheimnis nichts hineintragen, was nicht dorthin gehört. In der Entstehung, dem Wiederaufbau und dem Fall Babylons ist kein Geheimnnis zu suchen. Das war geoffenbart, nicht verborgen. Wer aus Babylon ein g e h e i m n i s v o l l e s S i n n b i l d irgendeiner anderen Stadt oder einer Kirche macht, verfehlt das Ziel.

In der E r k l ä r u n g, die wir nicht noch einmal erklären müssen, als ob wir es besser verstünden als der große Offenbarer, wird uns gesagt, dass das Weib eine S t a d t ist (Offb 17:18). Der Name der Stadt wird uns genannt - Babylon. Alles das ist klar, verständlich und buchstäblich zu nehmen. Je weniger geheimnisvoll wir das behandeln, umso besser ist es. Aber unter demselben Zeichen lernen wir, dass das W e i b nicht b u c h s t ä b l i c h , sondern b i l d l i c h aufzufassen ist. Beachten wir sorgfältig, dass das Geheimnis mit dem sinnbildlich aufzufassenden W e i b verbunden ist, und nicht mit der buchstäblich aufzufassenden Stadt.

In ähnlicher Weise wird uns das Tier als eine Gesellschaft oder Sippe von Königen erklärt. Auch sie sind buchstäblich zu nehmen. Sie haben nur insofern Bedeutung für uns, als sie zu dem Bund zusammengeschlossen sind, welcher in dem Tier versinnbildlich ist, besonders aber zu der Zeit, da diese große Weltmacht die abtrünnigen Söhne Jakobs tragen wird. Das Geheimnis hat es also mit dem T i e r zu tun, wie mit dem Weib, das vom Tier getragen wird. Für jetzt wollen wir uns mit dieser Erscheinungsform des Geheimnisses beschäftigen und sehen, ob wir eine deutliche Vorstellung von diesem Tier und seinem Geheimnis gewinnen können.

Das Tier und das Weib

Das siebenhäuptige, zehnhörnige Ungeheuer, welches das Weib trägt, ist uns schon früher begegnet (Offb 13:1). Wenn der Drache Krieg führt mit dem Samen des getreuen Weibes, dann führt er seine Absicht aus mittels zweier Tiere. Das erste aus dem Meer aufsteigende Tier hat sieben Häupter und zehn Hörner; offenbar ist es das Tier, das auch das untreue Weib trägt. Wir fanden vorhin, dass bei dem Tier kein Geheimnis waltet, also wird auch hier keins zu suchen sein.

Das Tier t r ä g t und s t ü t z t das Weib, wenigstens eine Zeit lang, während ihm im andern Fall gegeben ward, mit den Heiligen zu kriegen und sie zu überwinden (Offb 13:7). Daniel hatte schon vorher geschaut, welchen Verlauf das schreckliche Tier nehmen würde, als er Gewissheit begehrte betreffs des vierten Tieres seines Gesichtes, welches „Krieg führte mit den Heiligen und sie überwand.“ (Dan 7:21). Es ist g e g e n den Höchsten (Dan 7:25) und daher ist seine Feindschaft gegen die Heiligen keine Überraschung. Wenn es aber das Weib t r ä g t, dann darf man sich wohl wundern, wie es auch Johannes erging, da dieses Geheimnis zuvor nicht verkündigt worden ist. Dass die Könige der Erde die Söhne des Fluchs begünstigen und bereichern würden, lag außerhalb der Sehweite der Propheten.

Um ein Verständnis des G e h e i m n i s s e s zu gewinnen, bedürfen wir einer deutlichen Vorstellung des schrecklichen Tiers, wie es - ganz abgesehen von irgendeinem Geheimnis - in Daniel und in dem früheren Teil der Offenbarung - dargestellt ist. Daniel sah in der Tat v i e r Tiere, wo Johannes nur e i n e s sah, jedoch zeigt ein Vergleich des einen mit den vieren, dass das eine Zusammensetzung der vier ist. Daniel führt sie uns vor Augen in dem Augenblick, da das vierte feindselig gegen die drei andern auftritt, während Johannes das vierte schaut, nachdem es die drei andern verzehrt und sich einverleibt hat (Dan 7:1-7; Offb 13:1-2).

Daniel sah vier verschiedene Tiere: das erste glich einem Löwen, das zweite glich einen Bären, das dritte glich einen Panther, und das vierte erschien ihm als ein unbeschreiblich schreckliches Tier (Dan 7:4-7). Das Tier des Johannes gibt sich als eine Zusammensetzung aus diesen vieren (Offb 13:2). Das gleiche gilt von seinen Häuptern und Hörnern. Es hat sieben Häupter und zehn Hörner. Bei den Tieren des Daniel sind sie wie folgt verteilt:


Tiere: Häupter: Hörner:
1. Der Löwe 1 0
2. Der Bär 1 0
3. Der Panther 4 0
4. Das unbeschreibliche Tier 1 10
Das Tier der Offenbarung: 7 10


Daniels viertes Tier mit seinen eisernen Zähnen fraß die andern (Dan 7:7), und daher werden sie von dem späteren Seher von Patmos als Teile dieses einen Tieres geschaut. Die Feststellung der Einheit dieser Tiere wird uns bei unsrer Untersuchung viel helfen, denn jedes Schaugesicht ist eine Ergänzung des anderen.

Für die Betrachtung des Geheimnisses des schrecklichen Tieres, welches das Weib trägt, ist es unerlässlich, sich des ganzen Zusammenhangs dieses Teils der Offenbarung bewusst zu sein. Babylon und sein Fall ist unfehlbar verbunden mit den Zornschalen, welche, wie wir gesehen haben, auf die ausgegossen werden, die unter dem Fluch des Gesetzes stehen. Gegenstand dieses Abschnittes ist der U n t e r g a n g der Abtrünnigen, welche Jehovas Bund verschmäht, und einen Bund mit den Völkern geschlossen haben. Auch uns müsste es wie dem Seher verwunderlich erscheinen, zu sehen, wie sie in solch weitgehender und üppiger Weise von den Völkern getragen und unterstützt werden, und wie sie über Könige gebieten, als ob Jehova schon das Königreich der Propheten herbeigeführt hätte.

Die Stellung der Juden

Jetzt schon nehmen wir wahr, welche Wandlung betreffs der Stellung der Juden sich vollzieht. Der amtliche Antisemitismus ist gewichen. Man räumt ihnen die weitestgehenden Rechte ein. Man will ihnen ihr Vätererbe zurückgeben. Sehen wir nicht schon, wenn auch noch undeutlich und verschwommen, die Umrisse des Weibes auf dem scharlachroten Tier aus dem Nebel auftauchen?

Die Einführung dieses Gesichtes mutet uns an als das Gegenteil eines Gerichtes. Sie wird uns gewährt, damit wir einen Begriff ihrer Gräuel bekommen, so dass die Schwere ihres Gerichts uns nicht erschreckt; damit wir aber auch in das G e h e i m n i s eingeweiht werden, dass die Söhne Jakobs, auch in ihrer Untreue gegen Gott, zur Stellung und Macht des Tausendjahrreiches, durch dieselben Völker emporgehoben werden, welche sie zuvor verfolgt haben.

Es ist von besonderer Wichtigkeit, nicht nur für uns, die wir diesen Dingen forschend und denkend nachgehen, sondern ganz besonders für die dann lebenden gläubigen Israeliten, dass sie über das Ende dieser falschen Hoheitsmacht und Herrscherrechte genügend aufgeklärt sind. Wie lange wird dieser Zustand dauern? Wann wird er seinen Höhepunkt erreichen. Wie können sich Gottes Heilige gegen diesen berückenden Trug schützen?

Den Heiligen jener Tage eine wirksame Hilfe zu bieten, und nicht den Auslegern ein Rätsel aufzugeben, ist die Absicht des Engels bei seiner Erklärung. Einmal wird ein Umsturz eintreten in dem Verhältnis und Verhalten des Tieres zum Weib. Aus dem Beschützer wird ein Verfolger. Es werden um jene Zeit viele der Heiligen in Babylon sein. Diese zu warnen, damit sie nicht teilhaft würden ihrer Plagen, und ihnen die Anzeichen von deren Ausübung zu geben, das ist die Absicht, welche der Engel im Auge hat.

Der Lauf des Tieres wird durch den Aufenthalt im Abgrund in zwei grundverschiedene Abschnitte geteilt (Offb 17:8). In dem früheren Gesicht bot sich dem Auge keine solche Teilung dar, aus dem einfachen Grund, dass wir es da erst schauen, n a c h d e m es aus dem Meer aufgetaucht ist, was gleichbedeutend ist mit dem Heraufkommen aus dem Abgrund. Die geheimnisvolle Erscheinungsform Babylons und des Tieres tritt naturgemäß ein und auf v o r dem Endlauf des Tieres, bei welchem es von dem Drachen besessen ist, den Bund bricht und die Macht der Heiligen, bis es selbst von dem König der Könige vernichtet wird.

Der Abgrund

Das Hebräische hilft uns, die rechte Vorstellung von dem Abgrund zu gewinnen, in einem Wort, das uns im Neuen Testament in der Offenbarung und in Lk 8:31 und Röm 10:7 begegnet. Das entsprechende Wort wird im Alten Testament oft mit T i e f e übersetzt, bezieht sich aber stets auf Wasser. So z.B. 1Mo 1:2: „Es lag Finsternis auf der T i e f e“, worauf unmittelbar die Worte folgen: „und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“. Danach wurden die Wasser geteilt in die über und in die unter der Feste. Die letzten wurden Meer genannt und sind seitdem mit der „T i e f e“ oder dem „A b g r u n d“ verbunden.

Die Sintflut war nicht nur Regen von oben, sondern es „brachen alle Quellen (oder Brunnen) der großen Tiefe auf“ (1Mo 7:11). Nach hundert und fünfzig Tagen wurden die Brunnen der T i e f e verstopft (1Mo 8:2), so dass die Gewässer abnahmen. Hinfort ist die „T i e f e“ drunten, im Gegensatz zu den Himmeln droben. Jakob segnet Joseph mit den Segnungen vom Himmel herab und mit den Segnungen der T i e f e die drunten liegt (1Mo 49:25). Von dem Untergang der Wagen Pharaos und seiner Macht im Meer und in der T i e f e singt Mosis Lied (2Mo 15:4.5.8). Jesaja spricht vom Meer, den Tiefen des Meeres und der großen Flut (Jes 63:10; vergl Jes 63:12.13; Jes 51:10) Hesekiel verkündet Tyrus das Gericht, dass die Tiefe darüber steigen, und die Wasser es bedecken werde (Hes 26:19). Jonas klagt im Bauch des Riesenfisches: „Die Wasser umringten mich bis an die Seele, die T i e f e umgab mich“ (Jon 2:5).

Aus alle dem ergibt sich, dass der Abgrund oder die Tiefe kein Hohlraum ist, keine bloße Grube oder ein leerer Brunnen. Stets ist er verbunden mit den Wassern unter den Himmeln, besonders dem Meer und den unterirdischen Gewässern, welche sich in Brunnen und Quellströmen ergießen. Das Rote Meer ist ein Teil der „Tiefe“ (des „Abgrundes“), obwohl es sehr seicht war an der Stelle, wo die Israeliten hinüberschreiten solltlen. Die griechischen Übersetzer haben das Wort „Tiefe" fast immer mit Abgrund wiedergegeben.

Mit dieser Darlegung stimmt der wiederholte Ausdruck „Brunnen des Abgrundes“ in Offb 9:1.2 überein. Der Abgrund hat es mit Wasser zu tun, wie es das Meer füllt oder unter der Erdoberfläche ruht. Im letzten Falle wird es mittels eines Brunnens oder eines Quells erreicht.

Aus dem Abgrund nun steigt das schreckliche Tier herauf (Offb 17:8). Vergleichen wir das mit dem früheren Gesicht, so finden wir da, dass es sich aus dem M e e r e erhob (Offb 13:1). Wir haben allen Grund, anzunehmen, dass diese beiden Angaben sich auf das gleiche Ereignis beziehen. Nicht nur Abgrund und Meer sind gleichbedeutend, sondern auch andere Einzelheiten führen zur gleichen Schlussfolgerung.

Eines der Häupter des Tieres aus dem Meer empfing eine Todeswunde, als es aber erstand, war die Todeswunde geheilt (Offb 13:3) Zur Zeit der Erklärung des Engels (Offb 17:8) war das Tier im Abgrund. Wenn es aber heraufsteigt aus dem Abgrund, wird es bewundert und angebetet werden von allen deren Namen nicht geschrieben sind im Buch des Lebens vor der Wiederherstellung der Welt (Offb 13:8; Offb 17:8).

Daraus geht hervor, dass das Gesicht von dem Tier und dem Weib (Offb 17:1) v o r der Zeit liegt, da das Tier aus dem Meer aufsteigt (Offb 13:1). Ferner ersehen wir daraus, dass das Tier nicht eher gegen das abtrünnige Volk auftritt, als bis es seine übernatürliche Wiederherstellung zum Leben und seine Besessenheit durch den Drachen erfahren hat. Im zwölften Kapitel lesen wir von der Verfolgung des gläubigen Restes durch den Drachen, das Tier ist aber nicht daran beteiligt, bis es seine Macht von dem Drachen empfängt. V o r dem findet sich keinerlei Andeutung, dass die gläubige Minderheit irgendwie etwas von dem Tier zu leiden hätte, während die ungläubige Mehrheit in engstem Bündnis und voller Abhängigkeit zu ihm steht.

In Verbindung mit Babylon nun wird der Zeitpunkt festgelegt, da das Tier das Weib stürzt und aus einem Beschützer ein unerbittlicher Gegner und Feind wird. Dieser Wechsel vollzieht sich, während das Tier „nicht ist“, d. h. während es im Abgrund weilt. Wenn der achte König, der von den sieben ist, zum Leben zurückkehrt, hat die Stunde für den Untergang Babels geschlagen. Die Bundesgenossen, deren Haupt er ist, dargestellt in den zehn Hörnern, übergeben ihm all ihre Macht für die Vernichtung des Weibes, dem sie zuvor gedient haben. Die ganze Erde, über welche das Weib geherrscht hat, fällt mit aller Macht über sie her, bis sie gänzlich verzehrt ist.

Die zehn Hörner

Besonderen Hass gegen sie scheinen die z e h n H ö r n e r zu haben, und sie sind wohl die unmittelbaren Werkzeuge ihres Untergangs. Der Grund dafür wird uns klar, wenn wir herausfinden, welche Völker sie darstellen. In Daniels Gesicht hatte nur das letzte Tier zehn Hörner, die anderen keine. Dieses Tier befindet sich höchstwahrscheinlich w e s t l i c h von den anderen. Mit andern Worten: das zehnhörnrige namenlose Ungeheuer ist ein Bündnis w e s t l i c h e r Völker. Fraglos sind auch die Hörner in den Gesichten der Offenbarung eine Darstellung des großen Weltbundes, welcher zuletzt die ganze Erde verschlingt (vgl. Dan 7:23).

Es ist nun eine beachtenswerte Tatsache, dass gegenwärtig die große Masse des jüdischen Volkes unter die Länder westlich von Palästina zerstreut ist. HInzugefügt muss werden, dass sie sich unter diesen Völkern Geldwerte angeeignet haben, die in gar keinem Verhältnis zu ihrer Zahl stehen. Der Weltkrieg hat sie mehr und mehr zu einem Gläubiger der Welt gemacht. Die westlichen Völker sind tatsächlich ihre Sklaven geworden, die für die Steuern arbeiten müssen, aus welchen die Zinsen für die ungeheuren Kriegsschulden zu bezahlen sind. Der größte Teil dieses Geldes wandert in die Taschen der Juden als Zinsen der in ihren Händen befindlichen Schuldscheine.

Sind die Zinsen einer Staatsschuld den eigenen Bürgern des Staat zu entrichten, so ist diese Last nicht halb so schwer, als wenn sei einem andern, fremden Land gezahlt werden müssen. Werden die Juden ihren großen Weltring Babylon errichten, der seine Saugarme über all die westlichen Völker ausbreitet, ihnen ihr Lebensblut auszusaugen, damit sie selbst herrlich und in Freuden leben können, so werden sie den Hass auf sich ziehen, der endlich ihren Untergang herbeiführen muss.

Geld regiert die Welt. Kein Zar oder Kaiser, kein König oder Präsident darf sich dieser Macht entgegenstemmen. Die Staatsmacht muss dem Zwingherrn Gold knechtischen Gehorsam leisten. Der Geldsack übt die Weltherrschaft aus. In künftigen Zeiten wird nicht London oder New York, sondern Babylon diese Herrschaft in Händen haben. Dort werden die abtrünnigen Juden ihre Riesenreichtümer einsetzen und damit den Höhepunkt irdischen Wohlergehens erreichen, gestützt auf die Sklaverei einer Erdhälfte.

Was können diese Völker tun, das drückende Geldjoch zu zerbrechen? Diesen Herrscher zu befriedigen ist auf die Dauer unmöglich. Das achte Haupt, dieses Weltwunder, wird die Völker mit einem großartigen Plan überraschen. Nicht Zinsen will er e n t r i c h t e n, sondern die Gläubiger v e r n i c h t e n . Kein Wunder, dass man ihm Beifall zollt und dem Tier einmütig seine Macht zur Verfügung stellt. D e n Mann kann man brauchen! Mit einem Schlage wieder die Last Babylons abschütteln. Die zehn Hörner kühlen ihre Wut an der unglücklichen Stadt, und führen Gottes Urteil über sie aus. In dieser Gerichtsvollstreckung ist kein Geheimnis mehr zu suchen. Jehova hat oft die Völker als Zuchtrute für sein abirrendes Volk gebraucht. Das Geheimnis besteht in dem Anteil, den die Völker leisten zur Erhöhung des abtrünnigen Israels zu anscheinender Macht und Glückseligkeit des Tausendjahrreichs, in der Unterstützung der Juden bei ihrem schrecklichen Abfall von Jehova.

Jetzt schon glauben wir die Anfänge dieses Geheimnisses zu schauen. Weltliche Völker sind an der Arbeit, den Juden zur Ausführung ihrer hochfliegenden Gedanken und Träume von staatlicher Selbstregierung und Selbstherrlichkeit, und damit ihres Endgeschickes zu verhelfen.

Schon kämpft das (noch nicht von Satan besessene) Tier darum, das letzte große Bündnis zu schließen! Schon ist das von ihm unterstützte Weib im Begriff, seinen wollüstigen Lauf zu beginnen! Schon erhebt sich Babylon aus dem Staube!

8. Die drei östlichen Tiere

Welche Königreiche werden das Tier der Offenbarung bilden? Wir haben herausgefunden, dass das von ihm gestützte Tier kein anderes Volk als das abtrünnige Israel ist. Es bereitet uns Freude, wahrzunehmen, dass eine wachsende Zahl von Schriftforschern zu der Erkenntnis kommen, in dem sternengekrönten Weib des zwölften Kapitels das getreue Israel zu erblicken. Von hier aus ist nur noch ein Schritt nötig, um zu der denkrichtigen Schlussfolgerung zu gelangen, in dem untreuen Weib ebenfalls Israel, nämlich die Abgefallenen aus Israel zu erkennen.

Aus Dan 7, wo die Ausgestaltung des Tieres berichtet wird, und seine Einzelteile noch zu unterscheiden sind, schlossen wir, dass das zehnhörnige Ungeheuer eine w e s t l i c h e Militärmacht sein wird. Es wird ein Bund der Völker des Christentums sein, während der Löwe, der Bär und der Panther östliche Königreiche sind. Jetzt nötigt sich uns die Frage auf: Welche östlichen Königreiche werden von diesen Tieren dargestellt, und wodurch unterscheiden sie sich voneinander?

Der Schlüssel zur Offenbarung

Ehe wir diese anscheinende Rätselfrage zu beantworten suchen, wollen wir unseren Blick auf die göttliche Anordnung und Einteilung der Offenbarung richten. In unserer Durchforschung der Offenbarung Jesu Christi hat nichts solch reiche Ausbeute gewährt, wie die Anerkennung der Tatsache, dass die verschiedenen Teile dieses Buches von der verschiedenen Herrlichkeit Christi handeln. Es macht sich keinerlei Vermengung dieser Herrlichkeiten schuldig. Der A u f b a u des B u c h e s liefert den Schlüssel zu seinem Verständnis, und ihn gebrauchen, lohnt reichlich alle dafür aufgewandte Mühe.

Der Aufbau der Offenbarung Jesu Christi

Vierfache Umkehrung

Einleitung (Offb 1:1-3) Die schnelle Offenbarung Jesu Christi

Segen für Leser, Hörer und Bewahrer

Der T a g des H e r r n

A. Botschaften an die Gemeinden (Offb 1:4 bis Offb 3:22)
Belohnung gemäß der Taten (Offb 2:23 usw.)
B. Der Thron (Offb 4:1 bis Offb 11:18) Die p o l i t i s c h e Erlösung der Erde
V o r b e r e i t u n g s g e s i c h t: Thron, Buch und Lamm (Offb 4:1 bis Offb 5:14)
Die s i e b e n S i e g e l: Herstellung der Gottesherrschaft auf Erden
Die vier Pferde (der göttlichen Vorsehung)
Eroberung, Krieg, Teuerung, Pest (Offb 6:1-8)
Hinschlachtung der Heiligen. Erdumwälzung (Offb 6:9-17)
V o r b e r e i t u n g s g e s i c h t: Die 144 000 und die große Schar (Offb 7:1-17)
Die s i e b e n P o s a u n e n: (Erweiterung des siebten Siegels)
Die ersten vier (der Vorsehung)
Land, Meer, Gewässer, Sonne (Offb 8:1-12)
Die drei Wehe, der Abgrund, der Euphrat (Offb 8:13 bis Offb 9:21)
V o r b e r e i t u n g s g e s i c h t: Der Botschafter und das Büchlein (Offb 10:1-3)
Die s i e b e n (v e r s i e g e l t e n ) D o n n e r (Offb 10:8 bis Offb 11)
Messung des Tempels. Die beiden Zeugen (Offb 11:1-14).
Die siebente Posaune (Offb 11:15-18)
C. Der Tempel (Offb 11:19 bis Offb 20:15) Die r e l i g i ö s e Erlösung der Erde
Die B u n d e s l a d e in S i c h t (Das getreue Israel wird erlöst)
Das Sternenweib und ihr Sohn (Offb 12:1.2.5.6.14-16)
Der Drache und seine Boten (Offb 12:3.4.7 bis Offb 13:17)
Das Tier und sein Prophet (Offb 13:1-18)
Die seligen Toten und die 144 000 (Offb 14:1-13)
Die Ernte, Segen (Offb 14:14-16)
Die Weinlese, Gericht (Offb 14:17-20)
Die H ü t t e des Z e u g n i s s e s in Sicht (das untreue Israel gerichtet (Offb 15:1-8)
Das untreue Weib (Offb 17:1-6)
Das scharlachrote Tier (Offb 17:7-11)
Die zehn Hörner (Offb 17:12-18)
Das große Babylon (Offb 18:1 bis Offb 19:5)
Die Hochzeit des Lammes, Segen (Offb 19:6 bis Offb 21)
Gottes großes Mahl, Gericht (Offb 19:11-21)
Satan gebunden: Das Millenium (Offb 20:1-4)
Die erste Auferstehung: Gericht der Heiligen (Offb 20:5.6)
Satan los: Streit gegen die Heiligen (Offb 20:7-10)
Die zweite Auferstehung: Gericht der Sünder (Offb 20:11-15)

Der T a g G o t t e s

CC. Der Tempel (Offb 21:1-27) Der Allmächtige und das Lamm (Offb 21:22)
Jerusalems Herabkunft vom Himmel
BB. Der Thron (Offb 22:1-5)
Der Strom des Lebens (nicht Blitz und Donner) geht aus vom Thron, Segen bringend (nicht Fluch)
AA. Botschaft an die Gemeinden (Offb 22:6-17)
Bezahlung nach den Werken (Offb 22:12)

Schluss (Offb 22:18-21) F l u c h über den, der hinzufügt oder wegnimmt von dem Buch

Das schnelle Kommen des Herrn Jesu

Die Rolle des Christus:

von A - AA als Prophet
von B - BB als Herrscher
von C - CC als Priester

Die beiden Hauptteile handeln von dem Thron (Offb 4:1 bis Offb 11:18) und dem Tempel (Offb 11:19 bis Offb 20:15). Der eine zeichnet Israels politische Wiederherstellung, der andere seine religiöse Erneuerung. Der eine hat es mit Herrschaft, der andere mit Gottesdienst zu tun. In dem einen ist Christus gesalbter König, im andern verrichtet er Priesterdienste. Bei dem ersten liegt das Gesicht des Throns zugrunde; im zweiten gründet sich alles auf Bund und Zeugnis, die im Heiligtum sichtbar werden.

In Verbindung mit den Thron erscheint der falsche Messias als Überwinder auf einem weißen Pferd. Im Tempel ist er eines der Häupter des Tieres. Wir müssen beachten, dass dieses Haupt nicht nur H e r r s c h a f t sucht, sondern A n b e t u n g fordert. Ungleich einem König und Eroberer hat es einen P r o p h e t e n, der die ganze Menschheit nötigt, ihm göttliche Verehrung zu erweisen. Er ist vom Drachen besessen. Als der Mensch der Sünde setzt es sich in den Tempel Gottes und will Gott sein (2Thes 2:4).

Wir wollen den wichtigen Punkt nicht unbeachtet lassen, dass das Tier als r e l i g i ö s e H e r r s c h a f t auftritt. Wir geben zu, dass es ein Verband von Königreichen im politischen Sinne ist, diese sind aber wesentlich als religiöse Einheiten geschaut. Wenn das zehnhörnige Ungeheuer ein Militärbund der zehn Völker des Westens ist, dann kann das doch ein Völkerbund des „Christentums“ sein. Die wesentliche Grundlage eines solchen Bundes muss, gleich ob unerkannt oder anerkannt, der Religionsunterschied sein zwischen Abendland und Morgenland.

Damit haben wir einen Leitfaden gefunden, der uns zu einem bestimmten Schluss führt. Wenn es sich um eine Frage der Religionen handelt und diese in den Tieren dargestellt sind, dann müssen drei große Religionen im Osten und eine im Westen sein. Das aber erweist sich in genauer Übereinstimmung mit den Tatsachen. Der folgende Abriss zeigt die Weltreligionen, deren vermutliche Anhängerzahlen und ihre Lage.

Die Hauptreligionen der Welt

Christen Buddhisten Brahmanen Mohammedaner
557 Mill 460 Mill 230 Mill. 220 Mill.
Europa u. China u. Indien Türkei u.
Amerika Japan usw. angrenzende Länder
Andere: 140 Mill. - Juden: 10 Mill.


Die vier großen Religionen sind Christentum, Buddhismus, Brahamismus, Mohammedanismus. Der Endkampf unseres Zeitalters wird nicht nur den Streit über die Oberherrschaft Palästinas auszutragen haben, sondern er wird ein Kampf auf Leben und Tod sein zwischen den Religionen der Erde und der einen Religion, die von Gott Ist. Es wird ein heiliger Krieg sein gegen Juden, die alle dem wahren Gott dienen und sich weigern, das Tier anzubeten.

Die Tiere in Dan 7 werden Königreiche genannt. Königreiche sind auch in Dan 7:17 gemeint, trotz der Lesart „Könige“, die sich in manchen Übersetzungen findet. Der Unterschied der beiden Worte im Chaldäischen ist nur ein winziges Strichlein. Die Septuaginta hat Königreiche gelesen. Das vierte Tier wird wiederholt Königreich genannt und es schließt zehn Könige in sich. Wenn diese also Königreiche sind, in welchem Verhältnis stehen sie dann zum T e m p e l und zu Israel als dem P r i e s t e r v o l k ? In früheren Zeiten war die Religion Staatsangelegenheit, wie sie es vielfach heute noch ist. Nebukadnezar war weder der erste noch der letzte, der ebenso religiöse wie politische Unterwerfung verlangte. Als das Tier, oder dessen Haupt wird der zukünftige Antichrist mehr als politische Ergebenheit fordern. Er beansprucht A n b e t u n g von Seiten aller Menschen. Seinem Bild muss göttliche Verehrung gezollt werden - eine Forderung, die weit hinausgeht über das, was der überspannteste Herrscher je gefordert hat. Der Zusammenstoß zwischen Israel und den Völkern in der Endzeit wird somit herbeigeführt werden durch den Bruch der politischen Gefolgstreue. Weil die Tiere Daniels oder das Gesamttier der Offenbarung Königreiche darstellen, in denen die Religion offenkundig oder insgeheim als Staatsangelegenheit angesehen wird, so ist das ein Fingerzeig für uns, eine wahrscheinliche Abgrenzung der Völker zur Zeit des Endes vorzunehmen.

Wenn man die Königreiche nach der Religion absondern wollte, welches derzeitiges Ergebnis würde das wohl geben? Würde es mit Daniels Gesicht übereinstimmen? Es ist gerade verwunderlich, dass man eine solche Gegenüberstellung noch nicht gemacht, oder sie nicht beachtet hat. Teilen wir die Völker ein nach den großen Religionen, so gewahren wir vier große Gruppen, den vier Tieren Daniels entsprechend. Diese Gruppierung wird in der Endzeit ganz besonders hervortreten. Wie das Christentum im Westen, so werden die andern drei Religionen im Osten sich ausgestalten. Japan ist schon jetzt in der chinesischen Politik ausschlaggebend, und die Türkei hat Führerschaft der Getreuen des Islams. Es fehlt nur noch der Zusammenschluss der Hindus, der übrigens auch schon in Angriff genommen ist. Was wird nach allem für den Drachen noch nötig sein, alle diese Mächte nach seinem Willen in Marsch zu setzen? Er wäre willig gewesen, unserm Herrn Jesu die Weltherrschaft zu geben, wenn er sich vor ihm hätte beugen, und ihn a n b e t e n wollen. Die höchste menschliche Würde kann ihn nicht befriedigen. Er und seine Nachäffung, der Antichrist, wollen G o t t e s Platz einnehmen. Hier prallen sie mit den Getreuen Israels zusammen. Politisch will dieser gläubige Rest dem Antichristen dienen, religiös dagegen n i e m a l s .

In diesem ganzen Gedankengang scheint das Eine gewiss zu sein; dass der westliche Staatenbund ein Bündnis von Völkern sein wird, die sich „christlich“ nennen. Unlängst hat ein früherer Präsident der Vereinigten Staaten den Vorschlag gemacht, den Weltfrieden zu schaffen und aufrecht zu erhalten. Kommt es wirklich dahin, so wird dieser Völkerbund ein „christlicher“ sein. Das unsichtbare Land dieser Vereinigung kann kaum ein anderes sein als die gemeinsame Religion, während den Anhängern einer fremden Religion die Tür verschlossen bliebe. Dem entsprechend wird ein Zusammenschluss anderer Religionen erfolgen unter ihren Oberhäuptern. Eine Gruppe wird vier Häupter haben, wohl entsprechend den vier Völkern, die zu ihr gehören mögen, wie ja auch der Weltbund aus zehn Königreichen bestehen wird mit einem gemeinsamen Glaubensbekenntnis. Nachdem in der Endzeit der Ostbund vom Westbund besiegt wird, werden alle Religionen der Erde dem Menschen der Sünde huldigen, ausgenommen die eine Handvoll gläubiger Juden, gegen welchen die gesamte religiöse Welt einen Kreuzzug führen wird.

Das Weib auf dem Tier

Nach dieser Aufklärung wenden wir uns wieder dem Weib auf dem Scharlachtier zu. Es wird wohl niemand leugnen, dass das Bild der Untreue, Israels Verhältnis zu Jehova abschattet. Diese Untreue besteht im Aufsuchen und Dienst der Götter der Völker, anstelle der Hingabe an Jehova. Der ganze erschreckende Abfall Israels wird grell beleuchtet, sobald uns klar geworden ist, dass das Tier nichts anderes ist als der von Satan angestiftete religiöse Weltbund, den Namen Gottes von der Erde auszustreichen. Diesen Ruhm soll sie genießen! Hieraus nur ein politisches Bündnis zu machen, würde die ganze Schrecklichkeit der Sünde beseitigen. Im Herzen aber hasst das Tier den Namen und das Volk Jehovas, auch wenn es abtrünnig ist. Dieses selbst aber tändelt und scherzt mit Gottes Frieden, freut sich ihrer Unterstützung und schwelgt in ihren Gaben. Daher kommen die schwersten aller Gerichte über sie.

Das Volk, welches den Namen Jehovas zu einem süßen Geruch unter den Völkern machen sollte, findet Reichtum, Üppigkeit, Pracht, Macht und Herrschaft, indem es sich verkuppeln lässt zur Verbrüderung mit all den falschen Religionen der Erde! Von politischen Gottesfeinden Unterstützung annehmen, wäre schon Verrat an Ihm; sich aber in der Gunst und Schmeichelei der falschen Glaubensrichtung sonnen, welche Satan der gefallenen Menschheit untergeschoben hat, ist zehnmal schlimmer.

Hätten wir keinen weiteren Dienst als den, seine geliebten Heiligen vor dem großen Betrug zu warnen, der mächtig anwächst und sie zu verführen droht, so wäre allein das schon unsrer Anstrengung wert.

Satan beruft seine Heere ein zum letzten großen Streit gegen Gott und seinen Christus. Die Christenheit steht vermeintlich auf Seiten Gottes und dünkt sich unüberwindlich für die Angriffe Satans. Aber, ach! gerade die Christenheit wird wirksamstes Werkzeug sein, seine Sache zu fördern. Nachdem sie ihre Kräfte zusammengezogen, und mit dem Schwert die ganze Welt zu ihrem Evangelium bekehrt hat, wird Satan dieselbe Christenheit gebrauchen, der Welt Christus und Gott auszutreiben, und sie dahin zu bringen, ihm (dem Satan) zu dienen.

Wie viele der lieben Gläubigen und Heiligen Gottes erkennen wohl das letzte wahre Ziel der großen politischen Bewegungen unserer Zeit? Die Kirchen haben gejubelt als der Friede kam, und als ein Völkerbund entstand, den Frieden fortan zu erzwingen. Und doch wollen sie nicht wissen, „das Kriege und Kriegsgeschrei sein werden“, bis Er kommen wird, der allein den wahren Frieden geben kann. Sie wissen nicht, dass ein Bund für Erzwingung des Friedens in Wirklichkeit ein Bund zur Erzwingung der Anbetung ist. Sie wissen nicht, dass sie dem großen Betrug nachlaufen, vor dem wir so dringend warnen: Die große Lüge der Endzeit wird sicher alle täuschen und betrügen, die Christum nicht kennen und die Kraft seiner Gegenwart. Jede Verheißung eines Segens ohne Ihn ist der Geist des Antichristen, der schon immer in der Welt war, der aber bald seinen Höhepunkt in dem persönlichen Antichristus, dem großen Haupt nicht nur der politischen Welt, sondern dem Haupt der Weltanbetung finden wird.

Die wahre Bedeutung des A n t i c h r i s t s ist nicht der G e g e n c h r i s t oder W i d e r c h r i s t, sondern der A n s t a t t c h r i s t. Satan wird nicht seine wahre Farbe zeigen, sondern er verspricht das auszuführen und zu leisten, was Christus nur verheißen hat. Jehovas Frieden wird erst kommen, wenn der Friedefürst erschienen ist und seinen Sieg gegen die Heere Satans gewonnen hat. Der Drache verspricht einen Frieden ohne Gott, ohne auf seine Zeit zu warten, ein solcher Friede aber ist eine Kriegserklärung gegen Gott.

Im Tier der Endzeit eine Auferstehung des römischen Reiches zu erblicken, ist ein Hindernis, sein wahres Wesen zu erkennen. Nicht nur wird es so auf einen recht kleinen Teil der Völker der Erde beschränkt, während uns gesagt wird, dass ihm ward „Macht gegeben über a l l e Geschlechter und V ö l k e r und Z u n g e n und H e i d e n“ (Offb 13:7), sondern es wird auch die Grundlage geraubt für die Tatsache, dass „es werden es anbeten a l l e , die a u f E r d e n wohnen“ (Offb 13:8).

Sollen wir nicht unsere Mitheiligen warnen vor dieser verführerischen Täuschung? Sollten wir nicht unsre Herzen also richten, dass sie auf nichts anderes als nur auf Jesum Christum ausschauen? Lasst uns jeden Segen fliehen, der nicht von Ihm kommt! Seien wir dessen gewiss, dass Er allein den Hunger der Welt stillen und ihre Todeswunde heilen kann.

9. Babylon als Gesetzesübertreterin

Fahler Lichtschein fällt von der Offenbarung aus auf den üppigen Reichtum der großen Babel, der Jehova missfällig ist. Ist Reichtum an sich ein Unrecht? Ist es ein Verbrechen, dass z. B. eine jüdische Familie ein tägliches Einkommen von mehr als einhunderttausend Dollar hat? Die Verantwortung dieser Frage hängt von dem Standpunkt ab, den man einnimmt. Wir können sie nicht kurzer Hand erledigen, indem wir von der heutigen Anschauung ausgehen, dass alles recht ist, was die Staatsgesetze erlauben, sondern wir müssen uns nach Gottes heiligem Gesetz richten.

Das Gesetz, wie es uns die Schriften des Alten Testamentes übermitteln, behandelt die Frage des Besitzes und Reichtums in ganz klarer Weise. Die viel jüngere griechische Übersetzung verwendet verschiedenartig und willkürlich, so dass die Grundgedanken ganz verdunkelt sind, und der Zweck nicht weniger Stellen kaum erkennbar ist. Um uns eine deutliche Vorstellung von der Sünde Babylons zu machen, wird es sich lohnen, hier ein wenig zu verweilen und jene bewunderswerten Gesetze und Verordnungen zu betrachten, die Jehova seinem Volk gegeben hat, und die das Übermaß und die schroffen Gegensätze von Arbeit und Muße, von Armut und Üppigkeit wirksam verhindert hätten, welche zu den bedrückendsten Erscheinungen der Gegenwart gehören.

Zins

Eine einzige Vorschrift aus dem Gesetz Israels würde eine Umwälzung des heutigen Gesellschaftsgefüges zur Folge haben, - das Zinsverbot. Es steht im Gesetz geschrieben: „Wenn du meinem Volke Geld leihst, dem Armen, der bei dir wohnt, so sollst du ihm keinen Zins auferlegen“ (2Mo 22:24.25; 3Mo 25:25-40). Hinzugefügt sei, dass in jedem siebenten Jahr „jeder Gläubiger erlassen, was er seinem Nächsten geliehen hat; nicht dränge er seinen Nächsten und seinen Bruder, denn man hat einen Erlass Jehovas ausgerufen“ (5Mo 15:2).

Dass dieses Gesetz vielfach gebrochen wurde, hebt nur seine wohltätige Wirkung umso mehr hervor. Zu Davids Zeit „versammelten sich zu ihm allerlei Männer, die ein Not und Schulden und alle, die eines erbitterten Herzens waren. (1Sam 22:2), weil sie dem Gesetz zuwider gedrückt wurden. ([Jes 24:2]) unterscheidet zwischen (auf Wucher) Leiher und Borger. Jer 15:10 klagt: „Ich habe nichts (auf Wucher) ausgeliehen, noch haben sie mir geliehen, und doch fluchen sie mir alle“. Nehemia ist mit Nachdruck gegen das Übel des Wucherns (Zinses) eingeschritten (Neh 5:1-13). Der Psalmist (Ps 15:5) singt: „Wer sein Geld nicht um Wucher (Zins gibt und keine Bestechung annimmt gegen den Unschuldigen“, der wird Gast sein und wohnen dürfen in Gottes Gezelt. Und der Weise schreibt: „Wer sein Vermögen durch Zins und Aufschlag vermehrt, der sammelt es für einen, der sich der Armen erbarmt! (Spr 28:8).

Dass unser Herr in d i e s e m Lichte das Zinswesen ansah, entnehmen wir den beiden Gelegenheiten, da er vom Zinsnehmen spricht. In dem Gleichnis vom unnützen Knecht (Mt 25:24-27; Lk 19:20-23) findet sich ein Wort, das uns befremdend anmutet. Der Herr sagt nach der Wiederholung der Klage des Knechtes, dass er ernte, wo er nicht gesät, und sammle, wo er nicht gestreut habe: „D e s h a l b hättest du mein Geld den Wechslern bringen sollen, und wenn ich dann gekommen wäre, so hätte ich das meinige mit Zins bekommen“. Die Gedankenverbindung ist zu durchsichtig, als dass es uns entgehen sollte, dass nach dem Urteil des Herrn das Zinsnehmen gleichzustellen ist dem Ernten ohne Säen, dem Sammeln ohne Ausstreuen. Hier liegt das Geheimnis seiner Bekämpfung der „Geldwechsler“. Lk 19:23 finden wir dasselbe Wort für „Bank“, wie Mt 21:12. Diese Leute wechselten nicht nur gewöhnliche Münzen in solche um, die im Tempeldienst gültig waren, sondern sie betrieben auch Bankgeschäfte.

Nun wird man einwerfen, die gemeldeten Beschränkungen galten nur für das eigene Volk. Von Fremden durfte man Zinsen (Wucher) nehmen (5Mo 23:19-21). Das ist wohl wahr. Aber hat Israel noch ein Recht, sich Sein Volk zu nennen? Sind sie nicht in Lo-Ammi - „Nicht-mein-Volk“? Sind nicht in diesem Zeitalter die andern Völker ebenso Sein, wie Israel? Ja, grade in d e r Zeit zieht Israel durch diese, zwar rechtsgültigen aber gesetzwidrigen, Mittel den Reichtum der Völker an sich, in welcher diese Völker selbst ein besonderer Gegenstand seiner Gnade sind.

Wären wir, die Gemeine Jesu Christi, welche da ist Sein Leib, mit der Erde und deren Wiederherstellung, oder mit der Einführung mustergültiger Einrichtungen betraut, dann wäre eine der dringendsten und nützlichsten Verbesserungen die Abschaffung des Zinses. Das mag vielleicht das ganze Gebäude unserer gegenwärtigen Volkswirtschaft über den Haufen werfen, aber es würde den Kampf zwischen Kapital und Arbeit beenden. Den Kriegen wäre sofort gesteuert. Alle diese guten Dinge aber müssen wir dem Tage des Herrn überlassen, das die Welt nicht mehr aus den Fugen sein wird.

In der Zwischenzeit können wir aus diesem Übel sogar Nutzen ziehen. Das meiste Geld wird jetzt von den Besitzenden geborgt. Ihre Anteilscheine kaufen, heißt nahezu, Genossen ihrer Umtriebe sein. Ihnen Geld auf Zinsen leihen, verficht dagegen den Gläubigen nicht mit ihrem Geschäft, und schafft eine scharfe Scheidung zwischen ihm und der Welt. Unsere Pfandverschreibung ist nicht der Schuld auf dem Erbgut des Israeliten gleich zu achten. Sein Erbanteil kam von Jehova. Es war Seine Gabe. Niemand sollte es ihm nehmen. U n s e r Grundeigentum liegt in den himmlischen Räumen.

Was hat alles das mit dem Geheimnis Babylons zu tun? Sehr viel! Denn durch Geldleihe hat der Jude seinen großen Reichtum erworben, und durch sein Bankgeschäft und die Aneignung der Schuldverschreibungen (bonds - Fesseln), sicherte er sich seinen Einfluss auf die Völker. Er soll ein Segen sein für die Menschheit und den Samen des Königreichs ausstreuen, statt dessen aber erntet er, wo er nicht gesät, und sammelt er, wo er nicht gestreut hat. Unter die Völker zerstreut, mag der Einfluss der Juden auf die Regierungen gering erscheinen, sind sie aber in der alten Hauptstadt des Weltreichs zu einem Ring zusammengeschlossen, dann wird ihr vereinigtes „Kapital“ imstande sein, jedem einzelnen Staat auf Erden Vorschriften für seine Wirtschafts- und Geldangelegenheiten zu geben.

Man sagt, Staatsverschreibungen seien eine verhältnismäßig junge Erfindung, die einem reichen Juden zuzuschreiben sei. Ehe man die Verpfändung der Nachkommenschaft erfunden hatte, führten die Staaten Krieg soweit die Staatsmittel es erlaubten; versiegten diese, so war man zum Einhalt gezwungen. Der Weltkrieg hätte bald ein Ende gefunden, wenn man nicht durch Aufnahme immer neuer Anleihen hätte den Geldbestand verwässern können. Was aber für uns von besonderem Wert ist, ist die Tatsache, dass dieses Verfahren nicht nur von einem Juden stammt, sondern dass es die Grundlage der falschen Weltherrschaft der Zukunft sein wird. Der Krieg hat die Geldherrschaft der Juden gesichert und gesteigert.

Eigentum

Die Landgesetze, welche Jehova seinem Volk gab, stehen noch heute in der Geschichte der Gesetzgebung ohne gleichen da. Nach dreitausend Jahren des Herumfuschens hat kein Land auf Erden auch nur eine Bestimmung getroffen, die sich mit den Vorschriften messen könnte, welche den Besitz des Landes der Verheißung regelte.

Als Josua die Ländereien durchs Los Israel zuwies, hat er sie sicherlich nicht dem Einzelnen, sondern den Familiengruppen oder Geschlechtern übergeben, wie sie etwa ein Dorf oder einen kleineren oder größeren Kreis bewohnen sollten. Sie zusammen erhielten das Land gemeinsam. Das Land g e h ö r t e Jehova. Sie hatten nur das Recht der Bearbeitung und Nutznießung.

Nicht jedem Bauern wurde sein Land dauernd zugeteilt, so dass er wie bei uns Jahr um Jahr das gleiche Stück bearbeiten konnte, sondern der Gesamtbesitz einer Sippe wurde in so viele Teile geteilt, als Ochsen und Pflüge da waren; diese Teile wurden alsdann zusammengelegt, je nach dem Verhältnis und Erfordernissen der einzelnen Familien, und danach wurde für jeden Bauer in jeder Gruppe das Los geworfen. Auf diese Weise wurde in jedem Jahr aufs Neue das Land verlost.

Eine Fülle von Licht fällt auf nicht wenige Schriftstellen, wenn wir uns nur daran erinnern, dass das Land nicht veräußert werden durfte. Kein Rechtsanspruch konnte erteilt werden, keine Übertragung von einem Besitzer auf einen andern. Der einzige Eigentümer für alle Zeiten war und ist Jehova. Das Eigentumsrecht war auf ihn eingetragen und konnte nicht übertragen werden. Alles, was dem Volke zustand, war das Recht, den zugewiesenen Teil zu gebrauchen und zu nutznießen. Dieses Vorrecht wird in der griechischen Übersetzung mit dem Sonderausdruck kleronoia, das sonst Erbe, Erbteil heißt, wiedergegeben. Bei uns besteht ein Erbe in dem auf Grund von Gesetzesbestimmungen erlangten unbedingten Recht und Rechtsgrund, einen Besitz zu übernehmen und zu verwalten, dessen Vorbesitzer gestorben ist. In der Schrift aber war in Übereinstimmung, mit dem von Jehova gegebenen Gesetz ein „Erbe“, überhaupt nicht mit dem Tode verbunden. Der Tod verlieh keinerlei Rechtsansprüche an einen Besitz. Das Erbe gewährte nur das Recht seines Gebrauchs und seiner Nutznießung. Es ähnelt unserem Pachtbesitz. Als Landpacht wurde Jehova der Zehnte gegeben.

Bis zur jüngsten Eroberung Palästinas gehörte das Gemeinland der türkischen Krone und es wurde „Länder des Emirs“ genannt. Ein Zehntel des Ertrages wurde den Bebauern des Landes als Steuer auferlegt. Das Dorfgelände war gemeinsam; es wurde in einzelne, nicht eingezäunte Felder abgegrenzt und jedes Jahr neu verteilt.

Während in Israel das Land nicht veräußert werden durfte, ausgenommen in umwallten Städten, konnte das Vorrecht der Nutznießung auf einen beschränkten Zeitraum einem anderen übertragen werden, es blieb aber zu irgend einer Zeit einlösbar. Im Jubeljahr fiel ganz von selbst alles Land dem ursprünglichen Pächter zurück.

Absicht und Wirkung dieser Gesetze war, das Land in der Hand derer zu halten, für die es bestimmt war, und die armen Landbesitzer vor der Bedrückung durch die Reichen zu schützen. Kein Volk hat Landgesetze, die irgendwie vergleichbar wären mit den Landgesetzen Israels.

Das Los entscheidet

Das Los war für gewöhnlich Jehovas Weg, seinen Willen zu zeigen. „Im Busen (des Gewandes) wirft man das Los; aber sein Entscheid kommt von dem Herrn“ (Spr 16:33). So wurde der „Sündenbock durch das Los bestimmt (3Mo 16:8-10) und das Land durch Josua verteilt (4Mo 26:55; 4Mo 33:54). Das Los machte dem Hader ein Ende (Spr 18:18) Menschlich gesehen war alles „Zufall“, „Glück“, denn man hatte keinen Einfluss auf das Fallen des Loses; von Gott aus gesehen war alles seine Wahl, seine Entscheidung. Sie lag in seiner Hand, weil er sie aus der Menschen Hand genommen hatte. Auch in der gegenwärtigen Heilsverwaltung ist es so mit dem Segen Gottes. Wir haben unser L o s, unseren A n t e i l erlangt in Christo (Eph 1:11). Gleich wie bei den israelitischen Bauern, der Vorname einer Gruppe das Los warf für alle Teilhaber in seiner Gruppe, so ist Christi Los das unsere geworden. Das Los des einzelnen Bauern war mitgetroffen in dem großen Los dessen, der ihn vertrat. So auch finden wir unser Los in Christo.

Unser Stellvertreter ist Christus und alle, die in Ihm ihr Los finden, sind seine Heiligen. In Israel hatten nur Dorfinsassen und der Besitzer eines Stammbaumes Anrecht auf ein Landeslos. Im Gegenbild haben nur die aus der Beschneidung Anrecht auf das Königtum. Die anderen Völker sind ihre Untertanen. Jetzt aber hat im Gegensatz hierzu, unser himmlischer Vater „uns tüchtig gemacht zum Anteil an dem Lose der Heiligen im Licht“ und „uns versetzt in das Königreich des Sohnes seiner Liebe“ (Kol 1:12-14)

Im Neuen Testament haben wir zwei Beispiele für das Werfen des Loses. Der unmittelbarste Gewinn aus dem Tod Jesu war das Teilen seiner Gewänder unter die Kriegsknechte. Seinen Leibrock oder Unterrock aber konnte man nicht teilen, weil er ohne Naht war, von oben an gewebt durch und durch. Darum warf man um ihn das Los. Ist das nicht ein Kleinbild der Segnungen, die uns sein Tod gebracht hat? Die Kleider waren für alle; das Innengewand nur für einen besonders. So bringt sein Tod Segnungen für alle, für die Heiligen dieses Zeitalters aber eine besondere Gabe (Mt 27:35; Mk 15:24; Lk 23:34; Joh 19:24).

Grundeigentum

Wie weit die Juden im Geiste ihrer Gesetzgebung entfremdet waren, lässt sich besonders nachweisen aus den verschiedenen Ausdrücken, in denen sie ihre Abweichung von den, durch Mose gegebenen Landgesetzen bezeugten.

Manchen ihrer Losanteile legten sie Bezeichnungen bei, welche die Völker um sie her, die keine den ihren vergleichbare Gesetze hatten, für ihre Eigengüter gebrauchten. Die „Güter“ des Publius, des „Obersten“ der Insel Melita oder Malte (Apg 28:7) waren ohne Frage Eigengüter dieses Mannes, auf welche er ein ebensolches Recht hatte, wie die Landbesitzer unter uns in unseren Tagen. Der hier gebrauchte Ausdruck ist verwandt mit einem Wort, das „scheiden", „absondern" bedeutet, wie z. B. in Röm 8:35: „Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi?“ und einem andern, das geschieden von, getrennt von, ohne außer, bedeutet, wie etwa in der Stelle, die den weiten Abstand der Völker von unserm Gott beschreibt: „o h n e Christus“ in der Welt (Eph 2:12). Es ist ein Fachausdruck für ein Landstück, das von andern a b g e s o n d e r t ist, wie es mit Jehovas Losanteilen der Fall war. Unsre Übersetzer haben anscheinend das nicht begriffen, denn sie gebrauchen einen davon verschiedenen Ausdruck bei jeder Gelegenheit. So nennen sie Joh 4:5 chorion „Feld“ (Gethsemane) „Garten“ oder „Hof“; Apg 1:18 und Apg 4:34 „Acker“; Apg 28:7; „Vorwerk“, „Ländereien“, „Landgut“. Es liegt kein Grund vor, hier nicht überall denselben Fachausdruck zu setzen. Wir würden alsdann leicht erkennen, dass es sich um eine Sache handelt, die mit dem Gesetz Mosis unvereinbar ist, insofern der Ausdruck einen Besitz kennzeichnet, für den die Bestimmungen des Jobeljahrs von Menschen außer Kraft gesetzt worden sind.

In dieser Verbindung ist es lehrreich, an den Kauf zu denken, durch den Jakob das „Stück Ackers“ erwarb (1Mo 33:19; Joh 4:5), welches er Joseph gab (1Mo 48:22). Hundert „Groschen“ hatte er dafür bezahlt, und es wurde stets als sein persönliches Grundeigentum betrachtet.

Gethsemane gewinnt an Bedeutung, wenn wir erfahren, dass es nicht nur eine Ölbaumanlage mit einer Ölkelter war, sondern das sein Name einen a b g e s o n d e r t e n Ort oder Platz bedeutete. Hier war es, wo unserem Heiland in der göttlichen Kelter der blutige Schweiß ausgepresst wurde. An diesen Ruheort hatte er sich oft schon zurückgezogen, wenn er sich absondern wollte von der unempfänglichen Volksmenge, um Gemeinschaft mit seinem Vater zu pflegen.

Wenn einst das wahre Jobeljahr kommt, das Königreich, dann wird das Land seinem wahren Besitzer Jehova anheimfallen, und gemäß seines Gesetzes ausgeteilt werden, dann gibt es kein Grundeigentum mehr. Niemand wird mehr seinem Nachbar das Recht der Nutznießung des ihm von Jehova zugewiesenen Landes strittig machen.

In diesem Lichte müssen wir Judas K a u f des „Ackers“ (Apg 1:18.19) und der Jünger V e r k a u f ihrer „Äcker“ (Apg 4:34) betrachten. Judas hatte den Glauben an das kommende Königreich verloren, sonst hätte er nicht den „Blutacker“ gekauft; denn die Neuzuteilung des Landes würde sein Besitzrecht ungültig machen. Die Pfingstjünger dagegen wussten, dass Grundeigentum ein Verstoß gegen das Gesetz war, und dass sie es bei der Aufrichtung der Königsherrschaft ihres Messias verwirkt hätten, und so legten sie den Erlös aus dem Verkauf in die Gemeindekasse zur Verfügung der Apostel. Sie glaubten nicht nur an das Kommen des Königreichs, sondern sie wollten so mitwirken an seinem Kommen. Auch die Tat des Ananias und der Saphira (Apg 5:3.8) ist in diesem Lichte zu betrachten.

Kauf, Erwerbung

Ein anderer Ausdruck, der Licht auf manche Bibelstellen fallen lässt, will in dieser Verbindung beachtet sein. Es ist das Wort „Kauf", „Erwerb", und ist gleichbedeutend dem hebräischen Namen „Kain". 1Mo 4:1 ist zu übersetzen: „Ich habe mit dem Herrn einen Mann erhalten, bekommen, gewonnen“, lässt den Namen des Erstgeborenen der Eva, und den Hauptzug seines Wesens ganz außer acht. In Wirklichkeit besagen die Worte: „Ich habe e r w o r b e n (gekauft) einen Mann, Jehova“. Somit finden wir hier die erste Andeutung des Heils durch Werke. Sie glaubte, einen Kaufpreis für Kain als den verheißenen Schlangentreter gezahlt zu haben. Kains Verhalten Gott gegenüber war von dieser Vorstellung beherrscht. Er brachte Jehova Frucht seiner eigenen Arbeit, doch musste er erfahren, dass Jehova keinen Segen zu verkaufen hatte.

Ehe wir das Wort in Verbindung mit Land betrachten, wollen wir seine Bedeutung im Munde des Pharisäers (Lk 18:12) berücksichtigen. Der sagt: „Ich verzehnte alles, was ich e r w e r b e“, nicht was ich habe, besitze. Es ist ein großer Unterschied zwischen dem Zehnten eines Einkommens und dem Zehnten des Besitzes.

Der Oberste (Apg 22:28) gab Paulus zu verstehen, er habe das römische Bürgerrecht um eine große Summe Geldes e r w o r b e n. Dieser Erwerb schloss also Zahlung eines Kaufpreises ein. Pauli Bürgerrecht, sowohl das in Rom wie das im Himmel, kostete ihn nichts.

Von hier aus ist auch der Vorfall mit dem reichen Jüngling zu beurteilen (Mt 19:22; Mk 10:22). Anstelle der Bemerkung: „Er hatte viele Güter“, „war sehr begütert, vermögend“, haben wir zu lesen: er hatte viele Erwerbungen, viele derartige Käufe gemacht. Er hatte die Losanteile seiner von Armut gedrückten Brüder aufgekauft, denn nach Austeilung des Landes konnte niemand zu seinem Los etwas „hinzu erwerben“, ohne dass ein anderer Einbuße erlitt. Diese Erwerbungen hätte er im Königreich nicht behalten dürfen. Deshalb fügt der Herr hinzu: „Wahrlich, ich sage euch, ein Reicher wird schwer ins Königreich der Himmel eingehen“. Das Gleichnis vom Kamel und Nadelöhr zeigt, wie wenig Aussicht solche Reichtümer an jenem Tage haben werden.

Simon, der Zauberer, wähnte, dass man die Gabe Gottes mit Geld k a u f e n könne.

Zu beachten ist, dass Judas das G r u n d s t ü c k mit seinem Blutgeld k a u f t e (Apg 1:18), während die Pfingstjünger ihre E r w e r b u n g e n und ihre Habe (Apg 2:45) v e r k a u f t e n. Diese Brüder haben aber weder ihre Losanteile noch ihren Lebensunterhalt verkauft, sondern das, was sie über ihre Lebensbedürfnisse hinaus hinzu e r w o r b e n hatten.

Habe, Besitz

Noch ein Ausdruck, mit h a b e n und b e s i t z e n wiedergegeben, hat ganz besondere Bedeutsamkeit, die wir nicht so ohne weiteres fassen können, weil die Vorstellung von Dingen, die uns g e h ö r e n, so allgemein ist, dass wir sie garnicht den Dingen gegenüberstellen, die wir besitzen, ohne Eigentumsrechte zu haben.

Eine solche Bedeutsamkeit ist der Tat des Barnabas nicht beizulegen, der einen Acker, den er h a t t e, verkaufte (Apg 4:37). Die Losanteile der Leviten konnten nicht verkauft werden (3Mo 25:34). Hat er dieses Gesetz gebrochen? Nein, denn der Acker gehört ihm, nicht als einem Leviten dem Gesetz gemäß, sondern als ein persönliches Eigentum. Im Gegenteil, seine Handlung war eine Anerkennung der Tatsache, dass ihm im Königreich sein Losanteil unter den Leviten zufallen würde (Hes 48:13.14), das in keiner Weise weder verkauft, noch vertauscht, noch übertragen werden durfte. Was uns als eine Gesetzesverletzung erscheinen mag, geschah im Gehorsam gegen das Gesetz und im Glauben an die Verheißungen der Propheten, im Hinblick auf die A n s a g e des Königreichs.

Die Pfingstgemeine war hingerissen durch den Gedanken, an die nahe Ankunft des Königreichs. Wer Eigentum und Güter h a t t e, der verkaufte sie und legte den Erlös nieder zu den Füßen der Apostel. Ihren „Besitz“ hielten sie nicht als den ihren eigenen, sondern es war ihnen alles gemeinsam (Apg 4:32). Ihren Losanteil oder ihren Lebenserwerb haben sie nicht drangegeben. Was ihnen Jehova gegeben oder geliehen hatte, war nicht ihr „Besitz“.

Der reiche Jüngling b e s a ß über den Losanteil Jehovas hinaus mehr, als er für sich selbst nötig hatte, während den „Armen“ der Lebensunterhalt mangelte, den Jehovas Losanteil ihnen gesichert hätte. Daher sagt der Herr: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm’ und folge mir nach“ (Mt 19:21). Aber ach, das war zu viel gefordert von dem armen reichen Mann.

Seiner kleinen Herde gab der Herr einmal einen ähnlichen Rat.“Verkaufet eure H a b e und gebt Almosen“ (Lk 12:33), d. h. nicht den Losanteil, der dem Lebensunterhalt diente, sondern alles, was sie darüber hinaus erworben hatten. Das sollte die Beglaubigung ihrer Jüngerschaft sein. „So kann auch keiner von euch, der nicht entsagt allem, was er hat, mein Jünger sein“ (Lk 14:33).

Zachäus gab die Hälfte seiner H a b e den Armen, d. h. seines persönlichen Eigentums, nicht seines Losanteils.

Angesichts des kommenden Königreichs, in dem das Gesetz des Jobeljahrs jedem Bürger sein gottgewolltes Teil zurückgeben würde, ließen es sich die Pfingstgläubigen angelegen sein, demgemäß ihre Belange zu ordnen. Wer sich ein Eigentumsrecht an Grundstücken und Häusern, welch letzte allen ver- und gekauft werden durften, verschafft hatte, entledigte sich ihrer und steuerte den Erlös der Gemeindekasse bei. Ananias Sünde entstand aus dem lobenswerten Begehr, das Kommen des Königreichs beschleunigen zu helfen.

Wieder wird man fragen, was hat all das mit Babylon zu tun? Sehr viel! Das Gesicht vom Epha hat uns gezeigt, dass nach der Rückkehr der Juden in ihr Land die Abtrünnigen Jehovas Losanteil verschmähen, und die Ebene Sinear aufsuchen werden. Anstatt ihre irdischen Güter, Erwerbungen und Habe in himmlische Werte umzuwechseln, und bei der Neuausteilung des Landes am Tage Jehovas ihres Losanteils zu harren, den Jüngern von Pfingsten gleich, werden sie ihre Seelen um schnöden Gewinnes willen verkaufen, und Eigentum im fremden Land erwerben, um sich damit Schätze zu sammeln in den letzten Tagen. Davor warnt der Apostel Jakobus (Jak 5:1-3): Wohlan nun, ihr Reichen, weinet und heulet über das Elend, das über euch kommt! Euer Reichtum ist vermodert, eure Kleider sind Mottenfraß geworden.“

Wird uns so nicht nach und nach klar, warum Babylon ins Gericht kommen wird wenn die Hütte des Z e u g n i s s e s (des Gesetzes) geöffnet wird? Nach dem Gesetz sollen die Juden in dem ihnen gegebenen Land sein, zufrieden mit Jehovas Losanteilen, wartend auf den Messias und seine gerechte Herrschaft über die Völker. Sie aber klammern sich an eine angemaßte und hoffenswerte Beherrrschung der Welt, die ein Fluch und kein Segen ist, und damit verachten sie Esau gleich ihr Erstgeburtsrecht, um der Gelüste ihrer Seelen willen.

10. Das Geheimnis der Stadt

Das Geheimnis Babylons ist eingehüllt in die Erscheinung eines Weibe. Die wirkliche Stadt, zu siebenfacher Pracht wiederhergestellt, ist der Wohnsitz des untreuen Weibes Jehovas. Dieses Bild der Untreue ist in der Schrift nichts Neues. Juda und Israel werden oft des Treuebruchs gegenüber Jehova bezichtigt (Jer 3:8.9; Jer 13:27; Hes 6:9; Hes 16:15-33; Hes 20:30; Hes 23:11; Hes 43:8.9; Hos 1 bis Hos 5). Sie trauten andern Götter und den Völkern um sie her. Ägypten und Assyrien, das Königreich im Süden und das Königreich im Norden waren eine besondere Versuchung für den kleinen Pufferstaat zwischen ihnen. Selbst das geschäftstüchtige Tyrus suchte die Gunst anderer Völker (Jes 23:17).

So wird es auch in der Endzeit sein. Für die, welche Jehova nicht kennen, wird es als durchaus notwendig erscheinen, ein Bündnis mit dem großen Weltherrscher, dem Günstling Satans zu schließen. Die Mächte der Finsternis werden ihnen keinen größeren Sieg vortäuschen als den Bund mit dem falschen Messias, den er mit dem Jehova verpflichteten Volke schließt.

Götzendienst, die Anbetung anderer Götter außer Jehova, war die Ursache ihrer steten Treulosigkeit. Es darf wohl bezweifelt werden, dass Israel je wieder dieser Sünde der Väter verfallen wird. Jedoch dürfen wir nicht vergessen, dass die Anbetung des Reichtums nur eine andere Form dieses gräulichen Übels ist. „Die Habgier, welche G ö t z e n d i e n s t ist (Kol 3:5), ist das hervorstechende Kennzeichen der heutigen Juden, und wird in höchstem Grade ihre Sünde in der nahenden Endzeit sein.

Wie wir gesehen haben, fällt Babylon unter den Tempelabschnitt der Offenbarung. Ihre Treulosigkeit ist im Bereich der Anbetung zu suchen. Und sind nicht gerade diese beiden Verschuldungen, die Anbetung des Reichtums und die Anbetung des Tieres es, welche das Gericht der Zornschalen von der Hütte des Zeugnisses im Himmel von dort herabziehen? Wenn das Volk, das berufen ist, den Namen Jehovas auf Erden zu erhöhen, das erste und größte seiner Gebote im höchsten Maße bricht, dann ist es an der Zeit, ihm seinen gerechten Lohn zu geben.

Jehovas Eifersucht

„Eiferer“ nennt sich Jehova in Verbindung mit dem Volk seiner Wahl (2Mo 34:14). Treu seiner Liebe zu ihm, kann er es nicht ertragen, wenn es eine andere Quelle seines Heils sucht. Er begehrt es ganz für sich. Was ist dem Volke heilsamer, elend zu sein, als sich seine Glückseligkeit durch Hilfe anderer zu suchen.

Gott ist Liebe; alle Blitze seines Zorneseifers sind nur Ahndung seiner Liebe. Von diesem Gesichtspunkt aus sind die einander drängenden Gerichte der Offenbarung zu betrachten. Sie sind nicht ein rachsüchtiger Ausbruch der Bosheit und des Hasses, der nur auf die Befriedigung seiner Empfindungen abzielt, und keinen anderen Beweggrund als den der Vernichtung kennt, sondern sie sind die Ahndung der verletzte Liebe, welche letzten Endes ihrem Geliebten Segen eintragen soll, wenn der Weg dazu auch durch Untergang in den Tod führt.

Wir geben uns leicht zufrieden mit einer augenblicklichen Glückseligkeit, wenn sie auch die Keime des Zerfalls und der Zerstörung in sich trägt. Unser Gott aber zielt ab auf unser ewiges Heil, das nicht gegründet ist auf vergängliche Erdendinge, sondern auf die dauernde Verbindung unseres Lebens mit Ihm, der selbst der Gesegnete ist und der ein Segen sein will für seine Geschöpfe.

Gott hat sich nun das eine Ziel gesetzt, dass er alles in allen sein will. Wenige haben je und je diese seine Zielscheibe gesehen, und selbst manche von denen, die sie sahen, haben weit das Ziel verfehlt. Er will nicht nur a l l e s in a l l e n sein, wofür wir nicht dankbar genug sein können, sondern er will auch ihr a l l e s sein. Jede fremde Quelle der Befriedigung müssen wir verlassen, jeder andere Zweck muss uns entschwinden, bis er für uns das ist, was Sein Gesalbter in dem ungeheuren Bereich der gesamten Schöpfung ist: Anfang und Vollendung des Seins.

Kern und Stern des Geheimnisses Babylons ist das Bündnis mit dem Tier. Sie, die allein sich auf Jehova stützen sollte, wird von seinem grimmigsten Feind getragen. Die Segnungen, welche seine Liebe dem Ihm entfremdeten Weib verweigern muss, werden ihr aufgeladen von der Welt, die Ihm und seinem Gesalbten den Krieg erklärt.

Babylon und das Tier

Zwei verhängnisvolle Mächte werden die Welt beherrschen, wenn des Menschen Sohn sich anschickt, sein Königreich aufzurichten. Die Offenbarung stellt sie uns dar unter dem Bild des Tiers und des untreuen Weibes; und in Daniels Riesenbild in der Mischung von Eisen und Ton. Man hat den Anteil des Weibes an den Endereignissen fast ganz übersehen und das Sinnbild des Tons falsch verstanden.

Die Doppelherrschaft der Endzeit

In der Endzeit wird die Welt sowohl von einer Gewalt- wie von einer Geldherrschaft unterjocht sein. Dem Tier wird „Macht gegeben über alle Geschlechter und Völker und Zungen und Heiden“ (Offb 13:7). Das Weib, welches von dem Tier getragen wird, hat die Königsherrschaft über die Könige der Erde. Beide herrschen weltweit, der eine mit dem Säbel, der andere mit dem Geldsack. Bis heute haben Menschen vergeblich versucht, politisch die Weltmacht an sich zu reißen. Gegenwärtig erscheint das als unmöglich. Die Geldherrschaft dagegen ist nahezu fest gegründet, und kraft unserer heutigen Einrichtung gewinnt sie ständig an Macht und Kraft. Man sagt, dass vor dem Krieg achtzehn jüdische Familien sechsunddreißig Billionen Dollar europäischer Schuldverschreibungen besaßen. In der Hauptsache waren es Kriegsschulden. Die Zinsen dafür überstiegen die jährliche Golddeckung. Es besteht keine Möglichkeit, je die Summe selbst zu tilgen. Sie können in Wahrheit sagen: „Alles Gold der Erde ist unser“.

Jetzt schon werden diese Judenfamilien bei ihrer uneingeschränkten Üppigkeit und Überpracht durch die Zinsen dieser ungeheuren Summen unterstützt. Was aber wird geschehen, wenn alle jüdischen Geldfürsten in Babylon sich vereinen? Sie werden mehr fordern als nur eine außeramtliche oder amtliche Anerkennung ihres Vermögens; sie werden einen Vertrag schließen mit dem Tier, das ihnen die Oberherrschaft in den Angelegenheiten der Menschheit zusichern muss. Dieser Augenblick ist dargestellt in dem Riesenbild, das Nebukadnezar schaute.

Die ersten drei Königreiche des Bildes bestanden je aus e i n e m Erz: Gold, Silber, Kupfer. Eine Mischung gab es in diesen Königreichen nicht. Bei dem vierten ist es anders. Seine Herrschaft ist eine Mischung aus Eisen und Ton. Die folgenden Gesichte Daniels beschäftigen sich fast ausschließlich mit dem Kampf zwischen den Getreuen in Israel und den Völkern. Jenes Gesicht der Weltherrschaft hingegen zeigt uns, wie die Abtrünnigen sich mit den Völkern verbünden, und sich mit den zehn Zehen ihren Anteil an der Weltherrschaft sichern werden.

Israel, der Ton in der Hand des großen Töpfers (Jer 18:1-6) schließt ein Bündnis mit der Eisenherrschaft der zwölf Zehen der Endzeit. So empfingen Daniel und Nebukadnezar schon einen Wink betreffs des Geheimnisses Babylons. Dem Tonkönigreich wird die Herrschaft genommen, wegen seines Abfalls von Gott. Sie verschlechtert sich von Gold, Silber und Kupfer zum Eisen hinab, bis sie wieder in die Hände des Tonvolkes gerät. Doch dessen Kraft liegt allein in der Vermischung mit dem Eisen (Dan 2:36-43).

Es ist nicht allzu schwer, die Gleichheit zu erblicken zwischen dem Ton und dem Berg, der das Bild zerschlägt. Für den Ton ist es kein Unrecht, zu herrschen. Was aber hat er in einem Standbild zu schaffen, das die Herrschaft der V ö l k e r darstellen soll? Mit welchem Recht will er sich der Eisenherrschaft beigesellen, die Gott trotzt, und sein Volk zertritt? Finden wir hier nicht eine Andeutung des Geheimnisses, das uns beschäftigt? Gott will die Völker durch Israel beherrschen; sie aber wollen die Völker beherrschen ohne Ihn.

Es wird förderlich sein, die Sünde Babylons klar zu erkennen, wenn wir es mit der wahren Braut, Jerusalem vergleichen. Da finden wir einen ausgesprochenen Gegensatz an fast jedem Punkt. Verschiedenartiger kann wohl nichts sein, als die Beschreibungen dieser beiden Weiber und des Anteils, den sie am Ausgang des Welttrauerspiels haben werden. Zuerst leidet Jerusalem, und Babylon wälzt sich vor Vergnügen. Zuletzt aber vertauschen sich die Rollen. Jerusalem herrscht gesegnet und herrlich, Babylon aber verschwindet von der Erde.

Babylon und Jerusalem

Diese beiden Städte werden in den Gesichten von der Endzeit unter dem Bild eines Weibes geschaut: Jerusalem als treues, Babylon als untreues Weib. Der Gegensatz zwischen ihnen ist auffallend. Babylon schwelgt in Überfluss und Pracht und brüstet sich seiner Macht um der Untreue willen.

Beide Städte sind Mütter. J e r u s a l e m gebiert einen Sohn, der alle Völker weiden soll mit eisernem Stab. Ob wir darunter Christum verstehen (Ps 2:9) oder eingeschlossen in Ihn die Überwinder (Offb 2:27), macht keinen Unterschied: es ist der Sitz der gerechten Herrschaft über die Erde. Diese Herrschaft wird gegründet, nicht auf die wachsende Erleuchtung einer besseren Regierungsart, nicht auf die Anhäufung von Reichtum und Macht, sondern auf das Eingreifen des Gesalbten Gottes und die Niederkämpfung der Weltmacht. Sie ist die Herrschaft des Rechts, gestützt auf die Macht des Messias; sie wird aber eine herrliche Frucht des Friedens und Heils tragen. B a b y l o n dagegen ist die Mutter der Gräuel auf Erden (Offb 17:5). Denn Wurzel alles Unheils und Übels ist die Liebe zum Geld, die zu allen schmutzigen Winkelzügen und Kniffen für Gewinn und Betrug reizt. Es wäre eine große Überraschung für uns, wenn wir erführen, wie viel von wohl eingerichtetem Handel mit dem Laster, der ungeheuren Gewinn abwirft, in den Händen des Volkes liegt, das den anderen ein Lehrer der Gerechtigkeit sein soll. Überall stehen die Juden an der Spitze, wo es Geld zu verdienen gibt, ganz gleichgültig, wie gesetzlos es sein mag, beurteilt nach der ihnen gegebenen Heiligen Schrift.

Die Erde ist des Herrn, und was darinnen ist; und sie wird einmal das Mittel sein, der Menschen Segen und Heil zu spenden, und dieses zu Dank und Anbetung zu bringen. Gegenwärtig aber gleitet ständig mehr von ihr in die Hände des untreuen Volkes, so dass es ein Fluch wird, nicht für die andern Länder allein, sondern auch für dieses Volk selbst.

Beide Weiber sind bekleidet, die eine mit der Sonne, dem Sinnbild göttlicher Macht und Fülle, der Quelle aller irdischen Lebenskraft, die andre mit den Schätzen von unten, den Erzeugnissen menschlicher Mühe und Arbeit. Gold und Edelsteine stammen aus den Eingeweiden der Erde; Perlen aus des Meeres Tiefe: damit sind ihre königlichen Gewänder verbrämt, eine erdentstammte äußerliche Macht und Herrlichkeit zur Anschauung zu bringen. Jerusalems Gewand dagegen leuchtet wie die Sonne. Sie ist bekleidet, dem Königreich der Himmel angemessen. Ihre Macht ist mild und verbreitet Segen um sich her. Vor allem aber stammt diese Macht von Gott und nicht von Menschen.

Beide Weiber sind gekrönt. Jerusalem hat eine Krone von zwölf Sternen, - ein Sinnbild der zwölf Apostel des Lammes, die an jenem Tage auf zwölf Thronen sitzen werden. Babylons Stirn aber wird ein leuchtender Kronenreif schmücken, bedeckt mit Namen der Lästerung. Schon seit der Zerstreuung wird ihretwegen Gottes Name gelästert unter den Heiden (Röm 2:24). Dann aber wird sie ihre Macht durch Mittel zu erreichen suchen, welche der Gewalt Gottes spotten und trotzen.

Beide Weiber sind erhaben über die Mächte des Bösen: Babylon wird getragen vom Tier; Jerusalem hat den Mond unter den Füßen. Welch ein Gegensatz! Babylon wird getragen und unterstützt von dem Tier, das Jerusalem verfolgt. Jerusalem aber kann, trotz der zeitweiligen Trübsal, im Glauben auf die Zeit hinausschauen, da das Tier getötet, Satan gebunden und die ganze Macht der Finsternis, versinnbildlicht durch den Mond, unter ihre Füße erniedrigt sein wird. Babylon hat eine kurze Zeit die Herrschaft, indem es in den Armen der Feinde Jehovas ruht; Jerusalems Tag wird tausend Jahre währen, da es über die Mächte der Nacht siegen wird.

Beide Weiber leiden. Babylon wird in Stücke gerissen von demselben Tier, das ihm Erhebung und Unterstützung gewährte; Jerusalem wird von dem Drachen verfolgt, von dem das Tier besessen ist.

Wie verschieden ist ihr Endgeschick! Jerusalem, das von der ganzen Welt gehasste und gehetzte, wird zuletzt zu deren Freude. Babylon jedoch, das verwöhnte, verhätschelte, wird zu einem Sprich- und Spottwort werden.

In ganz wunderbarer Weise zeigen sich Gottes Wege in dem Endabschnitt Seines Volkes! Einst suchten sie - vergeblich - Gerechtigkeit, doch nicht die Quelle der Gerechtigkeit. Sie wollten sie durch eigene Kraft erreichen, und wiesen die Glaubensgerechtigkeit verächtlich ab. Jetzt suchen sie den Segen in gleicher Weise. Ungeduldig, da sie nicht Gottes Zeit erwarten können, glaubenslos, da sie ihn nicht aus Seiner Hand nehmen wollen. Da aber, wo ihnen Glück und Heil als gesichert erscheint, ergreift sie Jammer und Verzweiflung. Warum? Weil sie nicht im Glauben gesucht haben (Röm 9:30-32).

11. Das Schicksal Babylons

Wessen Herz ist nicht bewegt worden durch die neueren Ereignisse, die Juden einen Zugang in das Land ihrer Väter geöffnet haben? Wer hat sich nicht gewundert, warum unser Gott uns noch hier lässt, wenn er doch schon den Vorhang hebt für die Schlusshandlung des Trauerspiels der Erde? Scheint nicht die so lang stillgestandene Uhr auszuheben, die Gerichtsstunde zu künden? Das Gericht ist nicht für uns. Wir sind berufen, die Seligkeit durch den G l a u b e n zu ererben.

Während wir noch länger hinieden weilen, sollte keine von den Umwälzungen, die so schnell sich drängen, dass selbst das Fallen von Kronen und die Entstehung neuer Staat sonderlich hohe Beachtung findet, unsere Aufmerksamkeit von der Gestalt abziehen, welchen neu auf die Schaubühne getreten ist, und in dem kommenden Zeitalter die Weltgeschichte beherrschen wird. Bis heute ist Israel noch kein selbstständiger Staat, aber dahin abzielende Schritte werden getan. Für Menschenaugen mag es sich um den schwächsten und unbedeutendsten Staat handeln, erleuchtete Augen aber sehen in den Vorgängen ein Zeichen, dass Gott sich anschickt, die Zügel der Regierung aus den Händen der Menschen zu nehmen und sie dem zu geben, dessen Recht es ist, zu herrschen, oder wird die Erdenangelegenheiten durch das verachtete Volk verwalten, das jetzt um eine Heimat und eine Mitwirkung in deren Oberaufsicht bittet.

Israels Wiederherstellung ist ein verlockender Gegenstand, doch hat das uns beschäftigende Geheimnis Babylons nicht mit dem Tag der Wiederaufnahme Israels in Jehovas Gunst, sondern mit dessen Vernichtung zu tun. Ehe die Treuen in Israel in das Königreich eingehen, wird spätere Kapitel über sie die große und schwere Trübsal kommen. Sie werden in schwerem Kampf mit den Völker leiden. Daniels Weissagungen sind fast ganz mit dem Ausgang der Geschichte Israels, im vor uns liegenden Zeitabschnitt beschäftigt. Durch all diese Nöte kommen sie siegreich hindurch, denn eine Handvoll Juden mit Jehova sind mehr, als alle Scharen Satans.

Babylons Geschichte aber ist das Gegenstück hierzu. Jehovas Verheißungen verachtend kehren die Abtrünnigen Jerusalem, und allen seinen geheiligten Beziehungen, den Rücken und erbauen in der Ebene Sinear eine prächtige Hauptstadt. Der Erfolg hierbei wird alles, was man sich je hat träumen lassen, bei weitem übersteigen. Die rechtgläubigen Eiferer in Jerusalem erscheinen fast als im Irrtum befangen, denn alle Erdensegnungen, welche von den Propheten den Getreuen zugesagt sind, finden ihren Weg nach Babylon, nicht nach Jerusalem. Das Friedensreich ist scheinbar schon gekommen, denn die Abgaben und Beisteuern der Völker strömen ihnen nur so zu und nichts, was ihre Seele begehren mag, bleibt ihnen vorenthalten. Selbst die verheißene Oberherrschaft über die Völker liegt in ihren Händen, denn die Herrschaft des Geldes ist mächtiger als die Staatsgewalt. Was könnte für ein jüdisches Herz bestechender sein als Babylon? Anstatt ein Auswürfling der Völker zu sein, dem man nur widerwillig bürgerliche Freiheit gewährt, ein Gegenstand der Verachtung und des Hasses, ist der Jude fortan von der Welt geehrt und beneidet, und er schreibt den fernsten Gegenden Verhaltensmaßregeln vor. Nichts von dem, was die Welt zu schaffen vermag, ist zu gut für die Geldfürsten Babylons.

Dergestalt, auf der Höhe der Macht und des Reichtums, schaut sie der Apostel zuerst. Begreiflich, dass er darob verwundert ist. Dass es den Gottlosen so wohl geht, ist stets für die Gläubigen eine Ursache für Bestürzung und Verwirrung gewesen. Unfassbar aber erscheint es, dass angesichts aller Prophetenaussprüche eine Stadt wie Babylon blühen und gedeihen soll. In der Tat war es auch ein Geheimnis, das den Propheten nicht erschlossen worden ist. Indes im Licht der Weissagung geschaut, wird der Jubel der Gesetzlosen kurzlebig sein. Ob die Herrschaft Babylons siebzig, vierzig oder nur, der Zeitrechnung der Offenbarung gemäß, sieben Jahre dauern mag, so ist doch der längste dieser Zeiträume nichts im Vergleich zur Herrschaft der Getreuen, die sie nicht nur tausend Jahre, sondern viele tausend Jahre auf der neuen Erde ausüben werden.

Lassen wir aber die kurzlebige Pracht Babylons und wenden wir uns den Gerichten zu, die zuletzt über sie kommen werden. Ehe der letzte Schicksalsschlag, der sie von der Erde vertilgen soll, plötzlich eintreten wird, werden andere Heimsuchungen vorausgehen, welche den Zeitraum des Untergangs verlängern werden. Natur- und Menschengewalt werden sich gegen sie erheben, bis Gott ihrem elenden Dasein ein Ende bereitet.

Das Austrocknen des Euphrats

Die erste Andeutung des Unheils geschieht unter der sechsten Zornschale, die ausgegossen wird über den großen Strom Euphrat. Man meint, einziger Zweck der Austrocknung soll der sein, den Königen des Ostens den Weg für die Sammlung der Völkerheere zur Schlacht bei Harmagedon zu bereiten. Jedoch nach kurzer Überlegung wird uns klar werden, dass Gott noch etwas anderes im Sinne hat. Es handelt sich um eine furchtbare Heimsuchung für die Stadt des Goldes. Das ganze Leben einer Stadt des Ostens hängt von der Wasserversorgung ab, und Babylons Handel von diesem Strom. Die Austrocknung des Euphrat schneidet den Handel ab, lässt die Gärten verdorren und führt Leiden von solcher Entsetzlichkeit herbei, die nur der fassen kann, der unter den Strahlen einer erbarmungslosen Sonne des Südens in einem trockenen Landstrich gewohnt hat.

Die zehn Könige

Bildlich gesprochen werden nach der Offenbarung die zehn Könige „ihr Fleisch verzehren“ und mit Feuer verbrennen. Diese Doppelstrafung scheint zweierlei zu bedeuten: sie wird völlig vom Feuer zerstört werden, aber die Völker werden sich von ihrem Körper nähren.

Stellen diese Hörner wirklich die Heeresmacht des Weltbundes dar, und haben die Juden Babylons ihren Reichtum größtenteils aus den Zinsen für die Volksschulden gezogen, dann ist es nicht schwer zu fassen, wie man „ihr Fleisch verzehren“ kann, ehe sie selbst mit Feuer vernichtet wird. Mit kurzen Worten: man wird nicht nur sich weigern, ferner Zinsen zu zahlen, sondern man wird die Stadt ihres übelgewonnenen Reichtums berauben, ehe man die Feuerfackeln in Bewegung setzt.

Das große Erdbeben

Die Endzerstörung aber wird durch den starken Engel bildlich angedeutet (Offb 18:21), der einen Stein, wie einen großen Mühlstein ins Meer wirft und sagt: „So wird Babylon, die große Stadt, im Sturm hingeworfen und nicht mehr gefunden werden“. Diese Vernichtung, welche die Geschichte Babylons abschließt, vollzieht sich unter der siebenten Zornschale, wenn das größte Erdbeben der Menschheitsgeschichte geschehen wird (Offb 16:18). Die Städte der Völker fallen, und mit ihnen wird der großen Babylon der Becher des Zornweins seines Grimmes dargereicht.

Nichts ist so zerstörend wie ein Erdbeben für eine Stadt der Neuzeit. Bei dem Erdbeben in San Franzisko war in wenigen Augenblicken eine große Stadt zu einem brennenden Trümmerhaufen geworden. Gar manchen Gläubigen ist damals die Bedeutung unserer Stelle aufgegangen. Man hatte sich der „ewig dauernden Steinblöcke“, der feuerfesten Bauart gerühmt, die den Naturmächten trotzen, und der Zeit spotten würden. Doch das Erzittern der dünnen Erdkruste genügte, das stärkste Bauwerk in Trümmer zu legen. Besonders gefährlich erweist sich bei einem solchen Ereignis das elektrische Netzwerk. Die bequeme Quelle für Licht und Kraft wird zu einem wirksamen Vernichtungsmittel, wenn die Drähte kreuz und quer übereinander fallen. Feuer entsteht überall, und Furcht und Verwirrung vor einstürzenden Bauten lassen bei stillgelegter Wasserleitung die Flammen ständig weiter fressen, bis die Stadt zu einem Aschenhaufen geworden ist.

Das wird das Schicksal der "Städte der Heiden“ sein, wenn die Erde erschüttert wird wie nie zuvor. Und so wird Jehova das gottlose Babylon von der Erdoberfläche vertilgen.

Erdbeben sind in besonderer Weise ein Gottesgericht. Feuer vermögen Menschen anzulegen; wenn aber der feste Boden unter den Füßen der Menschen wankt, dann wird man erschreckt der Gegenwart dessen bewusst, der größer ist denn der Mensch, und der allein solche Massen zu bewegen vermag.

Es ist, als wache Gott eifersüchtig darüber, dass niemand auf den Gedanken verfallen soll, Babylon sei durch Hungersnot oder durch Verräterhand gefallen, sondern dass jedermann den Eindruck gewinnen muss, sie habe ihren gebührenden Lohn aus den Händen des Gottes empfangen, den sie verlassen und verworfen hat. Stark ist der Herr Gott, der sie richten wird.

Kommentare zu Babel

Was ist’s mit Babel?

im Februar 1935 schrieb ein Bruder:

Wir haben voriges Jahr eine Zeitungsnotiz gebracht, in der der Wiederaufbau der Stadt Babylon an ihrer alten Stätte angekündigt wurde. Bis heute war an keiner Stelle, die dafür in Betracht kommen könnte, etwas Vernünftiges darüber zu erfahren. Die eine Seite meint, es müsse eine Verwechslung vorliegen, die andere gibt zu, dass irgend etwas in dieser Richtung im Werden sein müsse, eine dritte Stelle hat gehört, dass im Irak gerade in den Gegenden vom Euphrat, wo die altbabylonische Trümmerstätte liegt, große Landkäufe getätigt worden seien. Jedenfalls bereitet sich etwas vor, aber noch ganz in Verborgenheit. Möglich wäre es, dass das Land durch die Ölleitung nach dem Mittelmeer stark an Wert gewonnen hat. Das alte Babylon liegt nicht weit von dem Punkt entfernt, wo sich diese wichtige Ölleitung in zwei Stränge gabelt, in die französisch-syrische und in die palästinensisch-englische.

Jedenfalls wird aber der Bau Babels und die Auswertung Iraks erst dann aktuell, wenn die Juden in Palästina irgendwie keinen Handlungsraum mehr finden könnten. Es gibt schon heute zionistische Politiker, die schauen aufmerksam über den Jordan nach Osten....

Diese etwas verfrühte Meldung, dass Babel wieder aufgebaut werden soll, ist für den Blick von unserer Warte aus ein erstes fernes Wetterleuchten, hinter dem nach langen Pausen oft erst das eigentliche Gewitter folgt.....

Echo zu „Babel“

im August 1934 schrieb Stadtpfr. D. Sch. in Ü.

„Verehrter lieber Freund! Im Juniheft Ihres Zeitbildes las ich erstmalig Ihre Auffassung über das biblische Babel. Ohne zu der ganzen Frage Stellung nehmen zu wollen, erlaube ich mir, mit besonderem Hinweis auf 1Petr 5:13 auf die ständigen regen Beziehungen hinzuweisen, die in der neutestamentlichen Zeit, und auch später noch zwischen den Juden Palästinas und den Juden in Babylonien bestanden. Dass der Apostel Petrus die zahlreichen Judengemeinden in dem Lande östlich besucht hat, ist mir kein Zweifel und noch weniger wunderbar. Der Jude Petrus hatte viel mehr Gründe, Anlass und Neigung, das wirkliche Babylonien zu besuchen, als der Stadt Rom seine missionarischen Dienste anzutragen. Da diese Dinge wenig bekannt sind, darf ich vielleicht für Ihre Leser kurz etwas berichten über den beständigen Verkehr zwischen den zwei Zentren jüdischen Glaubenslebens, Jerusalem und Babylon.

Seit dem Exil gab es in Babylon eine jüdische Gemeinde, die von Anfang an in steter Fühlung blieb mit dem Mutterlande. Die palästinensische und babylonische Gemeinde haben sich wechselseitig beeinflusst. Die Restauration unter Esra und Nehemia ging von Babylon aus. Später war wohl die palästinensische Gemeinde in der Regel die gebende und führende Schwester. Aber Babylon blieb nicht nur die älteste und wichtigste Diaspora-Gemeinde des Judentums, sondern bildet neben Jerusalem den zweiten Mittelpunkt des Judentums. Diese Bedeutung verdankte es dem beständigen Zuzug aus Palästina. Zur Zeit der Römerherrschaft zogen große Scharen von Auswanderern nach Babylonien, wo die Parther, die starken Römerfeinde, regierten. Die Überlieferung hat auch einzelne Namen aufbewahrt, die uns den Verkehr beider Gemeinden bestätigten. Hillel, der berühmte Zeitgenosse Jesu, wenigstens der Jugend Jesu, war aus Babylon eingewandert und wurde in Jerusalem das Haupt der Schriftgelehrten. Ebenso war der Priester Chananel, dem Herodes das Amt des Hohenpriesters übertrug, aus Babylon, “aus der jenseits des Euphrats wohnenden Judenschaft“, wie Josephus die Herkunft genauer erläutert. Umgekehrt treffen wir den Palästinenser Rabbi Akiba in Babylonien. Er nimmt dort Neumonds- und Festbestimmungen vor. In der Folgezeit finden wir beständig Scharen babylonischer Jünglinge in den Lehrhäusern Palästinas, die das dort Gelernte in ihre Heimat verpflanzen.

Diese wenigen Beispiele, die leicht mit weiteren berühmten Namen vermehrt werden könnten, zeigen zur Genüge, dass schon in der vorchristlichen Zeit, und noch mehr nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem, gerade zwischen den palästinensischen und babylonischen Juden ein reger Verkehr bestand. Es besteht also kein Grund, in 1Petr 5:13 nicht an das Babylon jenseits des Euphrat zu denken.

Lies auch:
Auf hoher Warte (E. F. Ströter, A. Heller, H. Schaedel, H Grossmann, F. Malessa und G. Thaidigsman)