Die Körperschaften im Endgeschehen I.

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

73. Die Körperschaften im Endgeschehen I.

Die entscheidenen Endweltgeschehnisse vollführen nicht Einzelpersonen, sondern Körperschaften. Diese Tatsache ist den meisten Menschen unbekannt. Schade! Darum auch die unklare Schau des Geschehens sowohl im Ende, wie auch im Vor-Ende. Gerade im Blick auf das Vor-Ende (Jetzt-Zeit) ist diese verschwommene Schau sehr nachteilig, weil dabei übersehen wird, dass das Vorende mit dem Ende wesensmäßig auf der gleichen Linie liegt. Vorende und Ende sind zu vergleichen mit Reifezeit und Frucht. Wer das nicht erkennt, der bleibt mit Leib und Seele an den Tagesgeschehnissen hängen und weiß nicht, dass sie nur Mittel zum Zweck sind. - Die gegenwärtigen Geschehnisse stehen hundertprozentig im Dienst der vor uns liegenden Zukunft.

Anhand der heiligen Schrift wollen wir feststellen, dass die ausgereifte Zeit (Voll-Zeit) nur klare und bestimmte Körperschaften haben wird. Somit ist die Ausreifezeit (Jetztzeit) im Verkörperungsgeschehen. Und das auf allen Gebieten. Dieses Verkörperungsgeschehen wird von Tag zu Tag dringender. Verkörperung und nochmals Verkörperung wird auf der ganzen Linie energisch gefordert. Diese Forderung läuft solange, bis die endgültigen Körperschaften da sind. Diesen Werdegang wollen wir uns in einigen Abhandlungen kurz verstellen.

Das allseitige Verkörperungsgeschehen wird uns noch wichtiger, wenn wir bedenken, dass dieser Vollzug sowohl in Richtung des Heils, als auch in der Richtung des Unheils kurz vor der Vollendung ist. - Jawohl, wir stehen gegenwärtig vor dem Abschluss der Verkörperung von beiden Seiten. Diese Erkenntnis ist nicht nur interessant, sondern auch lebenswichtig. Wichtig für die Lebenshaltung und für die Lebensgestaltung aller Menschen, denn alles Menschen sind in das Verkörperungsgeschehen eingespannt, entweder nach oben oder nach unten, d. h. in Richtung des Heils oder des Unheils.

Das Heils-Verkörperungs-Geschehen

Wir wollen mit dem Heils-Verkörperungs-Geschehen beginnen. Die ehrlich meinenden Menschen des Heils sollen zuerst gesehen und angesprochen werden und das in positiver Weise. Nicht soll ihnen dieser Vorgang zum Ruhm oder zur Selbstgefälligkeit gereichen, sondern er soll ihnen ein Prüfstein sein, an dem sie festhalten können, ob sie wirklich in dem gottgewollten Verkörperungsgeschehen stehen. Vor Täuschungen und vor Irrtümern sollen sie bewahrt bleiben. - Dass hier die Irrtümer leicht möglich sind, sollte allen klar sein. „Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet“ (Mt 26:41). „Darum, wer sich lässt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, dass er nicht falle“ (1Kor 10:12).

Die Verkörperung im Bezirk des Heils betrifft gegenwärtig die Gemeinde Jesu Christi. Und weil solches die Gemeinde betrifft, darum ist das ihre Zeit und ihr Befinden. Das dürfte allen klar sein. Ebenso klar sollte es allen sein, dass dieses Gemeinde-Geschehen in allen Sonderheiten und in allen Einzelheiten nur ein Mann aufzuzeigen und darzustellen hatte, der von Gott dazu beauftragt war. Wie heißt dieser Mann? Paulus! „Mir, dem aller geringsten unter allen Heiligen, ist gegeben diese Gnade, unter den Nationen zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi und zu erleuchten jedermann, welche da sei die Gemeinschaft des Geheimnisses, das von der Welt her in Gott verborgen gewesen ist, der alle Dinge geschaffen hat durch Jesum Christ ... Das Geheimnis ist groß; ich sage aber von Christo und der Gemeinde“ (Eph 3:8.9; Eph 5:32). Beachten wir hier die wunderbare Tatsache: Das göttliche Geheimnis (vor Grundlegung der Welt in Gott verborgen) betrifft Christus und die Gemeinde. Es ist uns hier ein Verkörperungsgeschehen angesagt, das wahrhaftig über unsere Begriffe geht. - Soweit wie möglich haben wir es zu erforschen.

Die Verkörperung des Christus

In welchem Vollzug haben wir die Verkörperung des Christus durch seine Gemeinde zu verstehen? „Er hat etliche gesetzt zu Aposteln, etliche aber zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern, dass die Heiligen zugerichtet werden zum Werk des Dienstes, dadurch der Leib Christi erbauet werde. Bis dass wir alle hinankommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi“ (Eph 4:12-23). Hier wird uns aufs genaueste angezeigt, dass es in der Gemeindezeit nicht nur um die Versammlung frommer Menschen geht, sondern um die Fülle-Ausgestaltung des Christus durch seine Gemeinde, welche da ist sein Leib! Im Mittelpunkt dieses Geschehens steht also nicht die Gemeinde an sich, sondern der Christus durch seine Gemeinde. Die Gemeinde ist Mittel zum Zweck. Der Zweck ist der Fülle-Christus“. Er erlangt nach dem Plan Gottes seine Fülle-Verkörperung durch die Ekklesia. Verstehen wir recht: Diese Verkörperung ist in erster Linie um Christi willen! Warum? „Und alles ordnet Er (der Vater) Ihm (dem Sohn), unter seine Füße, und gibt ihn als Haupt über alles der herausgerufenen Gemeinde, die da ist sein Körper, die Vollausgestaltung des, der das All in allem vervollständigt“ (Eph 1:22.23). Mit dieser paulinischen Aussage ist nicht nur die wunderbare Verkörperung des Fülle-Christus angezeigt, sondern darüber hinaus auch die hochbeglückende Tatsache: „... die da ist sein Körper, die Vollausgestaltung des, der das All in allem vervollständigt!“ Erkennen wir: Die weltumfassende Heilsausgestaltung wird durch den Fülle-Christus durchgeführt. Aber ER muss erst diese Heilands-Fülle erlangen durch die Verkörperung mit seiner Ekklesia (= Herauswahl).

Das ist also der Zweck der Verkörperung des Fülle-Heilandes, damit Er das Fülle-Heil im All ausführe. Begreifen wir recht: Das Fülle-Heil ist vom Heiland abhängig. Die Verkörperung gipfelt also in den Fülle-Diensten des Fülle-Christus! - Unfassbare und unsagbare Geschehnisse, die in dem wunderbaren Beschluss Gottes liegen. Sie zeigen sonnenklar die Tatsache an, dass das Fülle-Heil nur durch den Fülle-Heiland vollführt werden kann, und auch vollführt wird. Dazu die Verkörperung des Christus durch die Gemeinde.

Die Dienste des Fülle-Christus

Wundern wir uns darum nicht, dass der Apostel Paulus der Ekklesia zukünftige Dinge zumutet, die schier unbegreiflich sind. „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? ...Wisset ihr nicht, dass wir aber die Engel richten werden?“ (1Kor 6:2.3). Wie kommt Paulus dazu, den „Heiligen“ und den „Wir“ die weltumfassenden Richtaufgaben anzuvertrauen? Verstößt er hier nicht gegen den Christusauftrag: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“? Nein, hier ist kein Fehlschluss, auch keine „paulinische Phantasie“, sondern die Folgerichtigkeit der Ur-Bestimmung Gottes: Der Fülle-Christus wird alles in allem vollführen. - Bei dieser Erfüllung geht es in der ganz natürlichen Weise: Das Haupt bestimmt, der Leib und die Glieder führen die Bestimmung des Hauptes aus. Dienste des Fülle-Christus. Dazu die echte Verkörperung.

Über diese äonischen Dienste des Fülle-Christus wäre viel zu sagen. Und doch wäre das von uns Gesagte nur Stückwerk. Wer ist in der Lage, den Fülle-Christus mit seinen Fülle-Diensten zu beschreiben? Hier geht es wahrhaftig um den „unausforschlichen Reichtum Christi“. Jawohl, unerforschlich bleiben diese zukünftigen Geschehnisse. Je mehr wir uns damit beschäftigen, umso notwendiger ist der anbetungswürdige Halleluja-Ruf des Paulus: „O, welch eine Tiefe des Reichtums, beide, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege, denn wer hat des Herrn Sinn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass ihm werde wieder vergolten? Denn von ihm, und durch ihn, und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen! (Röm 11:33-36). - Wir tun gut, wenn wir in Ehrfurcht, in voller Demut, auch in klarer Erleuchtung uns in diese erhabenen Geschehnisse vertiefen, um zu einer wahren und klaren Anbetung zu kommen. Im übrigen bleibt es dabei: „Denn von ihm, und durch ihn, und zu ihm hin sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit.“

Wichtig ist es aber zu erkennen, in welchen Diensten wir, als sein Leib und seine Glieder, eingespannt sind. Und das nicht nur für das Dereinst. Die dereinstigen Dienste wollen wir, der unsagbaren Höhe wegen, glaubensvoll dem Fülle-Christus überlassen. Aber wie steht es mit den gegenwärtigen Erlebnissen und Diensten der Ekklesia? Gehen die uns auch nur wenig an? Wir dürfen wohl sagen: hundertprozentig gehen sie uns an! Die Ekklesia ist doch gegenwärtig im Verkörperungsgeschehen. Dereinst ist die absolute Körperschaft, aber jetzt ist derselbe Körper im Werden. Dieses Geschehen muss gesehen werden. Wenden wir uns für einen Augenblick den gegenwärtigen Verkörperungsgeschehen (= Christusgeschehen) zu.

Aufgaben der Ekklesia

Paulus hat auch diese Dinge aufzeigen müssen, nicht nur um die zukünftigen Dinge im Glanz der Herrlichkeit leuchten zu lassen, sondern um auch Rückschlüsse zu ziehen, und Ratschläge zu geben, für das Verkörperungsgeschehen des Leibes Christi in dieser Zeit. Die Nutzanwendung von dem Einst in das Jetzt ist nicht der fromm-menschlichen Meinung freigestellt, sondern höchst erforderlich. „Ewigkeit, in die Zeit leuchte hell hinein; dass mir werde klein das Kleine, und das Große groß erscheine.“ Lesen wir die diesbezügliche paulinische Lehre nochmals, aber jetzt im Zusammenhang: „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? So nun die Welt soll von euch gerichtet werden, seid ihr nicht gut genug, geringe Sachen zu richten? Wisset ihr nicht, dass wir über die Engel richten werden? Wieviel mehr über die zeitlichen Güter.“ Wie klar werden hier die Lebensverhältnisse und die Lebenshaltung der Leibesglieder bis ins natürliche Alltags- und Erdenleben hinein aufgezeigt. Ja, auch im Alltagsleben (oder da erst recht) muss die Neuheit sichtbar werden. Von Leibeswegen sind die Glieder des Leibes Christi noch in der Welt, aber nicht mehr von der Welt. Sie sind Erlöste (Er-löste). Noch mehr, sie leben nach dem von Paulus angezeigten Prinzip: Richten! Der Erfolg dieses Richtens liegt nicht im Hin-Richten, sondern im Her-Richten. Wie das Haupt, so ist auch sein Leib, sogar in dieser Zeit im Dienste des Ausrichtens und Zurichtens. Der Leib Jesu Christi weiß auch in dieser Zeit die „geringen Sachen“ und die „zeitlichen Güter“ zu richten, d.h. gottgewollt ein-zu-richten. - Dieses ganze „Gericht“ ist zum Haupte hin gerichtet. Aus-gerichtet auf den Heilswillen und auf die Heilstat Christi.

Stellung der Glieder zueinander

Der Leib Jesu Christi in dieser Zeit hat aber nicht nur mit der materiellen Welt zu tun, sondern auch mit Dingen, die noch weit mehr in Anspruch nehmen. Hören wir: „Lasset uns aber rechtschaffen sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus, von welchem aus der ganze Leib zusammengefügt ist, und ein Glied am anderen hangelt durch alle Gelenke, dadurch eins dem anderen Handreichung tut, nach dem Werk eines jeglichen Gliedes in seinem Maße, und machet, dass der Leib wächst zu seiner selbst Besserung (zu seiner Fülle), und das alles in der Liebe“ (Eph 4:15.16). Mit dieser Darstellung ist nicht nur die materiell-weltliche Lebenslage aufgezeigt, sondern auch die wunderbare und unumgängliche Lebenshaltung der Glieder zueinander und untereinander. Verstehen wir recht: Die Glieder des Leibes leben nicht nur bei-einander oder mit-einander, etwa so auf Tuchfühlung, sondern in-einander. - Man schaue den eigenen Körper an und stelle fest, welches Verhältnis und welche Lebensfunktionen die Glieder zueinander haben. Da ist jedes Glied nur für das andere da. Da sind alle Impulse nur im Dienste des Körpers.

Bei dieser Körperschafts-Gemeinde Jesu Christi ist in dieser Verkörperungszeit nicht in erster Linie der Glanz und die Erhabenheit festzustellen, sondern die absolute Lebenshingabe und Lebensgemeinschaft. Denn gleichwie ein Leib ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder aber eines Leibes, wiewohl ihrer viel sind, sind sie doch ein Leib; also auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seien Juden oder Griechen, Knechte oder Freie, und sind alle zu einem Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. So aber der Fuß spräche: ich bin keine Hand, darum bin ich des Leibes Glied nicht, sollte er um deswillen nicht des Leibes Glied sein? Und ....“ (1Kor 12:12-31).

Merken wir uns die Tatsache: Im Leibe Jesu Christi (Gemeinde der Gegenwart) sind nicht organisatorische Machenschaften ausschlaggebend, sondern die organischen Lebensbedingungen. Alle Verschiedenheiten, die zweifellos vorhanden sind, sogar sein müssen, haben nur den Zweck der gegenseitigen Lebensbedienung. Alle organischen Funktionen sind nicht auf das eigene (Selbstische), sondern auf die gemeinsame Lebensexistenz ausgerichtet. - Wie im natürlichen Körper die unzähligen organischen Funktionen nur Mittel zum Zweck sind, genauso geht es in der Körperschaft des Christus zu. Da fällt alles weg, was auf das Ich oder Wir (nur ich, nur wir) ausgerichtet ist. Da besteht nur das Bestreben: „Das sei alle meine Tage, mein Sorg und meine Frage, ob der Herr in mir regiert. Ob ich in der Gnade stehe, ob ich zu dem Ziele gehe, ob ich folge, wie er führt“. Wohin führt er dich? In die Christus-Verkörperung. Christus ist da der Grund- und Hauptbegriff.

Wenn wir dieses gottgewollte Verkörperungsgeschehen bis hin zum „Mannesalter des Christus“ uns ansehen, und solches mit den heutigen Verhältnissen unter den Christen vergleichen, dann stellen wir noch ein großes Zukurz-Kommen fest. Dieses Zukurz-Kommen ist zum größten Teil auf die Unkenntnis des korporativen Vorganges der Gemeinde Jesu Christi zurückzuführen. Bei den meisten ist doch der organisatorische Vorgang bestimmend und ausschlaggebend. Ihre Organisation, ihre Konfession, ihre Denomination, ihre Kirche, ihr Kirchlein ist allein das Richtige. Dieses „Richtige“ wird umzäunt oder sogar ummauert. In dieser organisatorischen Umgrenzung kann dann selbstverständlich nur das organisatorische Wesen gefordert und gefördert werden. Zwangsläufig muss dann die Verkörperung des Leibes Christi zurücktreten. Die Beachtung der Anweisung fehlt: „... bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollkommenen Manne, zum Maße des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus; auf dass wir nicht mehr ... „ (Eph 4:13.14). - Wäre dieses gottgewollte Verkörperungsgeschehen das höchste Erkenntnisgut in den Kirchen und Gemeinschaften, dann müssten alle Eigenheiten und Sonderheiten hundertprozentig eingesetzt werden zur „Auferbauung des Leibes Christi“. Gesagt muss noch werden, dass das Zukurz-Kommen der Gläubigen in der heutigen Zeit ein großer Beitrag ist zur Verkörperung des Christus Nummer zwei, auf den wir in der nächsten Abhandlung zu sprechen kommen.

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74. Die Körperschaften im Endgeschehen II.