Die Geschichte Israels - 1. Kapitel

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

IN BEARBEITUNG !

von Roman Nies

Zurück zu Die Geschichte Israels

Der Beginn und die Entfaltung

Die Segenslinie und die Fluchlinie

Das Bitten und Hoffen der Juden, wie es auch in ihren Gebeten zum Ausdruck kommt, ist angesichts der Geschichte Israels nur zu verständlich. Auf eine bessere Zukunft hoffen alle Völker, teils in utopischen Ausmalungen, teils in einer Wiederherstellung des vermeintlich wunderbar Gewesenen. Die Juden sehnen sich nach einem irdischen Reich des Friedens, wo jeder Jude endlich in Sicherheit, Ruhe und Wohlstand leben kann. Hierin ähneln sich sogar die Hoffnungen der religiösen und der säkularen Juden.

Auf dem Mahane Yehuda in Jerusalem gibt es angeblich alles.
Das bewegte zur Zeit der Propheten das Volk. Das war bis 1948 nicht anders und das ist immer noch so, im neu gebildeten Staat Israel, aber auch in der immer noch bestehenden Diaspora, wo die Juden oft unter schwierigen Lebensbedingungen aushalten mussten und noch immer müssen, denn das geht so lange wie sie nicht nach Israel ausreisen.

Dieses „Reich“ besserer und gesicherter Verhältnisse wünschen sich sowohl Juden, die an die Verheißungen der Bibel glauben, als auch jene, die sich um die Erhaltung der nationalen Identität bemühen. Nahezu alle anderen Völker haben eine ungewisse Vorstellung über ein goldenes Zeitalter, das es einmal gab und dass es doch wieder geben soll. Es handelt sich dabei um die Überlieferung der Paradiesvorstellung, wo die ersten Menschen angeblich ein uneingeschränkt glückliches Leben führten. Das Paradies wurde wegen der Sündenschuld des Menschen verloren und die Hoffnung geht dahin, es wieder zu gewinnen. Mit dieser gemeinsamen Überlieferung beginnt auch die Bibel ihre Geschichte mit der Menschheit, wenn auch mit erheblichen und oft verschwiegenen Einzelheiten. Als die christlichen Missionare zum ersten Mal fremde Völker besuchten, stellten sie zu ihrer Verblüffung fest, dass sie an viel bereits Bekanntes anknüpfen konnten. Nur ausgerechnet die Juden scheinen sich von dieser Hoffnung auf einen wiederherzustellenden Garten Eden entfernt zu haben.

Garten Gethsemane auf dem Ölberg. Jeder Jude wünscht sich so einen Garten, dazu ein Eigenhaus und das sichere Wohnen.
Nicht die Rückkehr zum Garten Eden steht im Mittelpunkt ihrer Erwartungen und Lehren, sondern das Kommen des messianischen Reiches, denn das ist ein Hauptthema im Alten Testament. Der Garten Eden findet in der Torah und bei den Propheten nur noch als Bild eines Idealzustands Erwähnung, etwa als Gegensatz zur Wüste, und hat keine größere theologische Bedeutung erlangt. → 11*

So sehr ist das orthodoxe Judentum in die Torah und die hebräische Bibel insgesamt eingetaucht, dass man, abgesehen von den Mystikern der Kabbalistik, bemüht ist, streng am überlieferten heilsgeschichtlichen Ablauf der Ereignisse zu bleiben und auf Gottes Ordnung zu vertrauen, soweit man sie verstanden hat.
Dennoch haben die Ereignisse im Garten Eden um Adam und Eva eine großartige Relevanz für Israel, weil dort, wo die Geschehnisse am zuverlässigsten beschrieben werden, bereits von einem Juden die Rede ist. Dieser Jude ist der Retter Israels und der Retter der gesamten Menschheit. Er ist identisch mit dem Messias. In 1Mo 3:15 heißt er „Samen“. Gott spricht hier zum Satan, der bereits bei seinem ersten Erscheinen als Blender und Verführer auftritt. „Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ (LUO) Was ist die Vorgeschichte? Eva hat von der verbotenen Frucht des ewigen Lebens gegessen. Eine kleine Ursache mit großer Wirkung. Doch früh wird klar: Wer zu früh nach dem Heil greift, vergreift sich! Das ist ein heilsgeschichtliches Prinzip.

Die Frucht des ewigen Lebens bekommt nur dem,
der sie von Gott bekommt, denn der weiß, wann es Zeit dafür ist!

Es braucht also eine große Ursache für eine große Wirkung! Die große Ursache ist das Sterben Gottes auf dem Hügel Golgatha. Da Gott nicht sterben kann, begibt sich Sein Geist in den Leib eines Menschen. Es hat den Anschein, wie schon die byzantinischen Christen dachten, dass das Holz für das Kreuz, an dem die Menschen den Gott-Mensch festnagelten, aus dem Holz des Lebensbaumes genommen worden war, der unbemerkt und unauffällig irgendwo weiter vor sich hinvegetierte, um dann für den Schöpfer gefällt zu werden.

Der assyrische König Ashurnasirpal mit dem Lebensbaum und dem Sonnengott Schamasch; Palastrelief in Nimrud (865-860 vZ), British museum, London.
Gott ließ den Sündenfall von 1Mo 3:15 geschehen. Er hätte es mit Leichtigkeit verhindern können, ebenso wie Er Golgatha verhindern gekonnt hätte. Aber beides war heilsnotwendig. Die Kirchen lehren, dass der Sündenfall ein Betriebsunfall gewesen wäre, aber die Schöpfung musste durch die Gottesferne gehen, um zu lernen, dass es keine vernünftige Alternative zur Nähe und Herrlichkeit bei Gott gibt. 1 Mos 3,15 zeigt auch, nicht Satan hat hier die Feindschaft gesetzt, sondern Gott trennt das, was Satan als der Widerwirker und Antagonist Gottes immer miteinander verschmelzen lassen möchte: das was nicht zusammengehört! Es handelt sich um einen Dualismus, der erst am Ende der Heilsgeschichte aufgelöst wird und der deshalb so lange Bestand hat, weil er die Heilsgeschichte beschleunigt, nicht etwa verzögert, wie es bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein haben könnte.

Gott trennt durch Feindschaft, nämlich zwischen dem Samen Satans und dem Samen der Frau. Die erste Feindschaft, von der Menschen betroffen und verletzt werden, wird also von Satan ausgelöst und dann von Gott über den Samen weiter aufrechterhalten, bis die Macht Satans endgültig gebrochen werden kann und sein Konzept ausgelebt ist. Bei Gott wird das Kranke vom Gesunden getrennt, aber am Ende wird das Kranke gesund und kann mit dem Gesunden vereint werden. Wer einmal gegen das Böse geimpft ist, hat es überwunden. Der Machtbruch Satans ist notwendig, um den Menschen und die gesamte Schöpfung mit aller Entschiedenheit und Vollständigkeit zu Gott zu führen. Dies vermag Satan nicht zu verhindern, allenfalls zu behindern. Die Behinderungen nutzt Gott zur Beschleunigung der Prozesse. Man kann das bildhaft mit dem Ausbrennen einer infektiösen Wunde vergleichen. Das Ausbrennen stellt für den Körper ein schmerzhaftes Ereignis dar, das aber die Voraussetzung zur Heilung ist.
Die jüdischen und christlichen Ausleger ihrer heiligen Schriften, deuten die Frau, von der Gott hier redet, auf die naheliegendste Kandidatin. Es ist Eva, die sich von Satan zum Pflücken der verbotenen Frucht hinreißen ließ. Sie verlor dabei ihre Unschuld. Das war der Treuebruch zu Gott und ihrem Mann Adam, den sie nicht von ihrem Vorhaben unterrichtete, obwohl sie wusste, dass es ein Akt des Ungehorsams war, den es bisher noch nicht gegeben hatte. Doch schon hier wird deutlich, wie Gott mit der Heilungsabsicht ansetzt. Er bestimmt, dass derjenige, der hier verführt hat, einen Samen haben wird, dem der „Kopf zertreten“ wird. Das ist folgenreicher als in die Ferse gestochen zu bekommen. Es geht hier um nicht weniger als den Beginn einer Segenslinie und dem entgegengesetzten Beginn einer Fluchlinie. Die Segenslinie kann Satan mit seinem Samen nur begrenzt beeinträchtigen, denn er sticht dem Gesegneten nur in die Ferse. Der Fluchlinie wird aber mit dem Tritt aufs Haupt alle Vollmacht genommen. Zu beachten ist hier, dass Gott über diesen Lauf der Geschichte bestimmt, nicht Satan. Gott bestimmt über die Fluchlinie wie über die Segenslinie. Gott setzt beides willentlich in Gang. Das „In die Ferse stechen“ zeigt hier eine Behinderung beim In-Gang-Kommen der Segenslinie an. Zu mehr reicht es dem Satan in seinem Verfügungsbereich nicht. Noch spricht es Gott nicht aus, wohin die Fluch- und die Segenslinie führen. Aber es führt nicht einfach nur zu einer Wiederherstellung der paradiesischen Verhältnisse. → 12*
Das hebräische „akef“ kann außer mit „Ferse“ auch mit „Pfad“ oder „Weg“ übersetzt werden und das hebräische „schuf“, welches Luther mit „stechen“ übersetzte, kann auch „zerschlagen“ oder „überwältigen“ bedeuten.

Der Weg

Gott ging mit Seinen auserwählten Dienern und Propheten immer einen speziellen Weg. Auf diesen Wegen lauerte immer der Satan mit seinen Hinterhältigkeiten und Hindernissen. Entscheidend ist aber, dass Gott den von Ihm ausgewählten Weg mit den Seinen zu Ende geht. Paulus war auf dem Weg nach Damaskus, aber unterwegs wurde er auf einen anderen Weg umgeleitet, obwohl er weiter nach Damaskus ging (Apg 9:3). Vor Paulus lag ein weiter, beschwerlicher Weg. Der Weg, den Gott mit Israel, einer ganzen Nation, gegangen ist, ist auch lang und beschwerlich. Aber auch für den Weg, den Er mit der Gemeinde Jesu geht, trifft das zu.
Die ersten Christen verstanden sich als die, die einen Sonderweg gingen. So wurden sie auch angesprochen, als diejenigen unter den Juden, die einen Weg gingen, auf denen die orthodoxen Juden nicht bereit waren, mitzugehen (Apg 19:9). Der Weg, den man mit Jesus geht, ist derjenige, der dahin führt, wo Jesus hingegangen ist, um eine Stätte zu bereiten (Joh 14:3). Jesus sagt auch, dass Er es wissen lässt, worin dieser Weg besteht (Joh 14:4). Der Jünger Thomas, der kein blinder Gefolgsgänger war, sondern alles genau wissen wollte, fragte Jesus noch einmal ausdrücklich und Jesus antwortete: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ (Joh 14:5)
Genau diese Aussage stößt den Juden, die nicht an Jesus als Messias glauben, schwer auf. Die Gründe dafür sind vielfältig und werden in den folgenden Kapiteln der Geschichte Gottes mit Israel immer klarer ersichtlich.
Dass der Weg Gottes nicht immer wahrgenommen wird, weil man noch nicht die Reife dafür hat, beweist auch die Geschichte um die Emmausjünger (Lk 24:13). Jesus ist gekreuzigt worden und die beiden Jünger, die sich auf dem Weg von Jerusalem zu einem Dorf in einiger Entfernung befinden, scheinen nichts von einer Auferstehung zu wissen.

Emmausweg bei Motsa, Ma `ale Romain, die Trasse der alten römischen Straße nach Jerusalem ist noch vorhanden.
Sie bemerken nicht, dass der Mann, der zu ihnen gestoßen ist, Jesus ist. So ergeht es vielen. Erst nachdem ihnen Christus geistlich die Augen geöffnet hat, erkennen sie Seine Identität und kommen einen Schritt weiter in ihrem geistlichen Verständnis. Der Christus ist noch einmal anders als der irdische Jesus bei Seinem ersten Kommen. Diese Jünger kannten den irdischen Jesus. Sie legen Zeugnis ab von ihrem Glauben, dass Jesus ein Prophet gewesen war und „Wir aber hofften, dass er der sei, der Israel erlösen solle.“ (Lk 24:21) Kein Wort über einen Heiland der Welt oder einen Sohn Gottes. Der Weg, den sie mit ihrem „Meister“ und Rabbi gegangen waren, war ein Weg in die Erwartung des Königreichs des Messias gewesen.

Jesus von Nazareth soll also der Weg zur Erleuchtung und zum Heil auch Israels sein. Die Jünger Jesu verstanden sich als messiasgläubige Angehörige des auserwählten Volkes Israel, nicht als „Christen“. Der Terminus „Christen“ wurde den „Christen“ erst Jahre nach der Himmelfahrt Jesu gegeben und stammt nicht von den Christen selber (Apg 11:26). Damals stand die Auseinandersetzung mit dem Judentum, zu dem die überwiegend jüdischen „Christen“ sich zugehörig verstanden, im Mittelpunkt.
Für die herkömmlich frommen Juden gab es bisher nur einen richtigen Weg, den man den Weg der Torah nennen kann. Dieser Weg wird vom Judentum, 2.000 Jahre nach Jesus Wirken im Land Israel, immer noch begangen. → 13* Die Torah ist für viele die stärkste Kraft im Judentum. Gründe dafür ergeben sich bereits aus der Torah und dem übrigen Schrifttum aus der hebräischen Bibel. Diese Kraft ist so stark, dass ihre Umsetzung sowohl die Gemeinschaft der ersten Christen und Messiasjünger spaltete, als auch die wiedererstandene Bewegung des messianischen Judentums entscheidend mitprägt. Und auch ein Paulus, den viele Christen als Torahverweigerer verstanden haben wollen, sagte vor dem römischen Stadthalter Felix, als es darum ging, sich gegen die Vorwürfe der religiösen jüdischen Obrigkeit zu verteidigen: „Aber dies bekenne ich dir, dass ich nach dem Weg, den sie eine Sekte nennen, so dem Gott meiner Väter diene, indem ich allem glaube, was in dem Gesetz und in den Propheten geschrieben steht“ (Apg 24:14). Das „Gesetz“ und die „Propheten“, das ist die Umschreibung für die hebräische Bibel, denn es war nicht unüblich nur diese beiden zu nennen und die übrigen Schriften des Alten Testaments in die Propheten gedanklich anzuschließen. Die Tatsache, dass sich Paulus überhaupt gegen die jüdischen Kleriker verteidigen musste, zeigt, dass ein nicht leicht zu lösendes Missverständnis vorlag. Verblüffenderweise unterliegen weite Teile der Kirchenchristenheit sogar noch heute dem gleichen Missverständnis. Es besteht darin, dass man die Torah heilsgeschichtlich nicht richtig verortet. Paulus konnte es und setzte sich daher zwischen alle Stühle. Für die einen war er der Feind der Torah, für die anderen der Verteidiger. So war es auch Jesus ergangen.
Das hier so genannte Gesetz, griechisch „nomos“, steht für die Torah, die ersten fünf Bücher Mose mit den 613 Geboten Gottes an Sein Volk Israel. Wenn Paulus sagte, dass er alles glaubte, dann glaubte er auch an die Wahrheit, dass diese Gebote für Israel fundamental wichtig waren. Es ist also, wenn man nur das Alte Testament als Wahrheit Gottes betrachtet, nicht zwingend, dass man auf einen Widerspruch zwischen dem Weg Jesu Christi und dem Weg der Torah findet. Für die Jünger Jesu und für Paulus gab es so einen Widerspruch nicht. Er wird aber bis zum heutigen Tag von den theologischen Lehrmeistern der Juden und auch der Kirchenchristen behauptet. Es wird in dieser Darstellung der Heilsgeschichte Gottes mit Israel zu zeigen sein, was die Ursache dafür ist und warum es einen unüberbrückbaren Widerspruch zwischen Altem Testament und Neuem Testament nicht gibt. Dabei soll der heilsgeschichtliche Weg, den Gott mit Juden, Christen und den übrigen Menschen geht, wenn nicht deutlich, dann doch angedeutet werden. Darum geht es in der Bibel. Das ist das Ziel Gottes mit der Menschheit, dass es ihnen möglich gemacht wird, Ihm nahe zu kommen. Alle anderen Themen sind dem untergeordnet. Wie diese Ordnungen sind, darüber gibt die Bibel immer wieder tiefsinnige Hinweise.

Die Samen

Wer oder was ist also der Same Satans, der den Weg, den der Same der Frau zu gehen hat, behindert? Und wer oder was ist der Same der Frau?
Wenn die Frau Eva ist, dann ist naheliegend, dass ihr Samen die ganze Menschheit ist. Das ist die eine Bedeutungsebene, aber nicht die ganze Bedeutung, denn es gibt mehrere Bedeutungsebenen. Dass Satan ein Ärgernis und Hindernis für alle Menschen darstellt, ist einzusehen. Die Bibel ist aber ein Buch, das überwiegend von Angehörigen Israels für Angehörige Israels geschrieben worden ist. Die Helden, ebenso wie die tragischen Figuren, sind meist Angehörige Israels und der Gott der Bibel stellt sich meist als Gott Israels dar. Er nimmt sich Israel zum Volk und will über dieses Volk die ganze Menschheit erreichen. Es ist also anzunehmen, dass der Verfasser von 1Mo 3 als Samen der Frau in erster Linie Israel gemeint hat. Das wäre eine weitere Bedeutungsebene.
Wie ja auch schon die Juden lange vor den Christen herausgefunden haben, gibt es verschiedene Bedeutungsebenen der Aussagen Gottes. Unter Hinzunahme des Neuen Testaments kommt man dann schnell zu dem Schluss, dass der Same Israels einen heilsgeschichtlichen Höhepunkt in dem einen Juden hatte, der zum Messias Israels und Erlöser der ganzen Menschheit bestimmt war. Jesus Christus ist sowohl der Same der Frau Eva als auch der Same Israels, auch wenn Er von Gott gezeugt worden ist. Aber eine Jüdin war die Mutter. Zur Menschwerdung braucht man immer zwei. So hat es der Schöpfer eingerichtet. Beide Erzeuger, Mann und Frau, haben ihren Ursprung und die Fähigkeit Nachwuchs zu erzeugen, bis hinein in die genetischen Einzelheiten, von Gott, dem Schöpfer. Für Gott ist das Wunder des Lebens ein Erzeugnis Seines Handwerks. Die Heranbildung des Lebendigen schafft Er auf beliebig mannigfachen und unterschiedlichen Methoden und nichts ist Ihm zu schwer. Die Frage nach der Fähigkeit des Schöpfers der Himmel und der Erde und allem was darinnen ist, eine weibliche Eizelle in eine befruchtete Eizelle umzuwandeln, ist nachgerade naiv. Sie ernsthaft und mit Zweifel zu stellen, ist lächerlich.
Wenn aber Jesus ein Same der Eva ist, dann gilt das auch für diejenigen, die Ihm angehören. Satan hat historisch aus Sicht der Bibel und daher auch tatsächlich vier Hauptgegner, gegen die er seine Opposition gegen Gott auswirken ließ. In einem allgemeineren Sinn ist es die Menschheit, denn alle Menschen stammen von Eva ab. Indem er Eva angriff, wollte er alle Nachfahren Evas treffen. Konkreter ging es ihm aber darum, die Segenslinien Gottes anzugreifen. Der Segen Gottes kommt insbesondere über das Volk Israel, über den Messias Israels und über die engsten Verbundenen Christi. Und deshalb ist das auch der Samen, den der Satan durch die Zeiten hindurch angreift und in der Segenswirkung behindert, soweit ihm das Gott gestattet. Dieser Samen wird aber zugleich Satans „Kopf zertreten“. Während die Schlange, wegen ihrer geringen Reichweite in die Ferse sticht, wird die Schlange umgekehrt immer direkt am Kopf bekämpft. Dort fängt man sie auch gefahrlos. Wer Satan bekämpfen will, zielt auf sein Haupt, gibt sich also nicht mit dem Schwanz, den die Schlange hinter sich herzieht, zufrieden. Man sollte wissen, dass der Kampf und der Widerstand gegen das Satanische von höherer Warte und mit größerer Vollmacht geführt werden, als es die „Fersenstecher“ vermögen. Sie können nie das Haupt Christi treffen.
Auch der Satan, so scheint es schon 1Mo 3 sagen zu wollen, hat seine Gefolgschaft, seinen Samen. Man muss aber den Kopf zertreten, die Zentrale ausschalten. Man muss dazu die Denkweise Satans aufdecken und ausfindig machen, wo seine Gedankengänge heimisch geworden sind. Wer Antisemiten und Israelhassern die Wege verlegen will, hat damit noch nicht den Antisemitismus und den Israelhass aus der Welt geschafft! Es gilt, den Haupt-Gegner abzuwehren.
Die Fluchlinie Satans hat sich in der Menschheitsgeschichte vor allem im Anti-Israelismus und Anti-Christentum ausgewirkt. Beide wurden vor allem von den Kirchen und dem Islam ausgeübt, denn diese hatten über viele Jahrhunderte eine unterdrückende Wirkung auf das Judentum und die Nachfolger Jesu Christi, die Jesus selber als Seinen Leib bezeichnet hat und als biblisches Christentum erkennbar ist. Andere irdische Mächte waren in ihrer Wirkung kurzzeitiger und oberflächlicher. Das Kirchenchristentum bzw. kirchenchristliche Nationen führten sogar regelrechte großflächiger Feldzüge zur physischen und geistigen Vernichtung des Judentums. Auch Christen, die sich nicht in die gesellschaftlich bestimmenden Traditionskirchen einordneten, weil sie sich nach dem Wort Gottes richteten, wurden massiv bedroht und verfolgt. Dies wird hier noch ausführlich zu belegen sein.
Der Widerwirker Gottes baut, so scheint es, wenn man sich die Menschheitsgeschichte der letzten dreitausend Jahre anschaut, auf zwei Strategiestränge. Er hat zwei Komplexe, in die er besonders investiert, mit den Versuchen, sie als Gegensatz passend zu machen zu den Segenssträngen Gottes. Der Widerwirker ist Täuscher und Blender. Weil Gott über Israel und die Gemeinde Jesu die Welt segnet, ist es nur folgerichtig, dass Satan den Anti-Israelismus und das Anti-Christentum in vielfältigen Formen und Gestalten befeuert und zusätzlich ein eigenes Gebilde errichtet, das anstelle Israels und anstelle der Gemeinde Jesu die Menschen verführen soll. Er ist der große Verführer. Er setzt gegen das Original den Betrug, vielmehr er will das Original ersetzen und es als Lüge darstellen. Man kann das als Zwei-Beine Rekonstruktion der Schlange in Rückbesinnung auf den Fluch Gottes in 1Mo 3:14: „Auf deinem Bauche sollst du kriechen!“ bezeichnen. Satan konterkariert die Wege Gottes als wollte er ihnen spotten. Er spottet nicht aus Lust, sondern weil es zum Konzept des Unkenntlichmachens der Wege Gottes dazugehört. Das griechische Wort „anti“ bedeutet ja nicht nur „gegen“, sondern auch „anstelle“. Und so kann ein Antichrist jemand sein, der sogar selber glaubt, ein Christ zu sein. Er ist dann das erste Opfer der Verführung durch Satan. Da Gott den Menschen zu Seinem Ebenbild gemacht hat und mit zwei Beinen geschaffen hat, was ihn nebenbei aus dem Tierreich hervorhebt, baut sich Satan seinen eigenen Gegenkörper aus zwei Beinen, dem Anti-Israelismus und dem Anti-Christentum. Satan vertritt den Gegenweg mit der Fluchlinie.
Der Samen Evas war dem allezeit entgegengesetzt. So ergeben sich Merkmale beider Samensarten, die sehr deutlich voneinander zu unterscheiden sind. Einen guten Baum erkennt man ebenso an seinen Früchten wie einen schlechten Baum. Der Samen Evas umfasst, wie bereits gesagt, Israel, den Messias Israels und die Gemeinde Jesu, die nicht mit Glaubensgemeinschaften gleichgesetzt werden darf, die einen Namen und ihre eigenen Merkmale tragen. Die Segenslinie erreicht aber letzten Endes alles und trägt den Sieg über die Fluchlinie, da Gott über Satan obsiegt, nicht als Kämpfer wie in einem Zweikampf, sondern weil es der Heilsgeschichte ganz selbstverständlich entspricht. Der vollständige Sieg Gottes wurde auf Golgatha umgesetzt. Die Folgen dieses Sieges entfalten sich weiter in der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen und erfassen am Ende alle. Im Alten Testament wird das nicht vollständig dargestellt, aber in Aussicht gestellt. Das geschieht bereits im Ersten Buch Mose.
Wenn man über die Dächer der Altstadt Jerusalems blickt, sieht man die lateinisch/orthodoxe Geburtskirche flankiert von der deutsch-lutherischen Erlöserkirche und umgeben von den Minaretten der beiden Omarmoscheen.

Alle diese Gebäude stammen von vor der Kreuzfahrerzeit.
Der vermeintliche Ort, an dem Gott die Erlösung der Menschen vollbrachte, wird ausgerechnet von denen vereinnahmt, die Gottes Volk über die Jahrhunderte am meisten drangsalierten. → 14* Und alle meinen sie, dem gleichen Gott zu dienen. Doch wenn der Gott Israels der Gott der Bibel ist, welcher Gott ist dann auf der Seite der Feinde Israels?

Die einen Feinde haben Israel angeblich den Gott weggenommen, denn sie sagen, Gott hätte sich jetzt ein neues Volk genommen, das Volk der Kirchenchristen. Die anderen Feinde, der Islam, sieht sich auch als Auserwählte Gottes, den sie Allah nennen, haben aber dem Volk Gottes auch noch ihr Land weggenommen. Doch auch die Juden müssen sich fragen lassen, welchem Herrn sie dienen, wenn es nicht Jesus Christus sein soll.
Also ist die Frage berechtigt, welchem Herrn man dient. „Zeige mir deinen obersten Herrn und ich sage dir, wer du bist!“ Jedem „Kirchenmensch“ und „Geistlichem“ wird die Frage ebenso gestellt. Zuerst dem Klerus Israels. Zu Zeiten Jesu waren das die Schriftgelehrten, Pharisäer und Sadduzäer. Und Jesus sprach sie auch kritisch an: „So gebt ihr euch selbst Zeugnis, dass ihr Söhne derer seid, welche die Propheten ermordet haben. Und ihr, macht nur das Maß eurer Väter voll! Schlangen! Otternbrut! Wie solltet ihr dem Gericht der Hölle (Gehenna) entfliehen?“ (Mt 23:31-33) Das sind schwere Vorwürfe! Von Gottes Sohn und damit von Gott als Schlangen bezeichnet zu werden, mit der Zusicherung einen Platz in der Gehenna zu bekommen – kann es ein erschütternderes Urteil geben?

Nach altem Volksglauben befand sich ein Eingang zum Hades in Casarea Philippi. Dort stellten Hellenisten dem griechischen Gott Pan eine Verehrungsstätte hin. Hier entspringt der Jordan, wodurch der Spruch „über den Jordan gehen“ verständlicher wird.
Jesus bestätigt sogar, dass diese Leute auf der Linie derer sind, die die Diener Gottes umgebracht haben. Das ist die Fluchlinie, die sich dann auch gegen Jesus selber, gegen Seine Jünger und gegen die Gemeinde Jesu richten wird. Die Fluchlinie bringt den Sohn Gottes um. Doch gerade darin zeigt sich, dass auch die Fluchlinie Gott dienen muss, Seine Heilspläne zur vollen Geltung zu bringen. Sie können Gottes Absicht nicht durchkreuzen. Alle müssen Gott dienen, auch wenn sie es zunächst gar nicht wollen. Satan, der Widerwirker Gottes, wird durch die geniale Souveränität Gottes zu einem Diener Gottes! Es gibt also eine Sukzession derer, die Gottes Auserwählte verfolgen. Die Angehörigen dieser Sukzession haben die Propheten des Alten Testaments umgebracht, dann die Propheten und Verkündiger des Evangeliums im Neuen Testament. Also hat auch das Volk Gottes, Israel, selbst an dieser Sukzession des Bösen mitgewirkt und ist dabei selber zum Opfervolk geworden.

Die Frage, welchem Herrn man dient, stellt sich jedem. Und immer wieder muss man sich dazu neu ausrichten, damit man nicht zu einem Mitwirker der Fluchlinie wird, sondern ein Mitwirker der Segenslinie bleibt. Welcher Linie gehört dann die christliche Kirche an? Diese Frage muss jeder für sich beantworten, denn Angehöriger einer Kirche zu sein, sichert an sich keinen Platz im Himmel. Jeder muss sich um eine persönliche Beziehung zu Gott selber kümmern, denn nur das bringt das Heil, keine Kirchenzugehörigkeit. Das kann kein anderer und auch keine Organisation für jemand übernehmen.
Das deutsche Wort Kirche kommt aus dem griechischen „kyriakon“, was so viel wie „Haus des Herrn“ bedeutet. Welcher Herr sitzt dieser Kirche vor? Das Haus welches Herrn ist es? Die Frage, welchem Herrn man dienen wolle, wurde auch Jesus gestellt und zwar von dem, der als „Herr“ über die Welt eingesetzt worden ist (Joh 12,31 - Joh 14:30) → 15*. Bevor Jesus mit Seinem Dienst als Verkündiger anfängt, zeigt Ihm der Satan „alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit“ und sagt: „Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfallen und mich anbeten willst.“ (Mt 4:8-9) Die Herrschaft Satans über die Welt lässt solche Angebote zu. Satan kann Herrscher und Regierungen nach seinem Wohlgefallen einsetzen.
Jesus gibt dem Satan folgende Antwort, die voll in der Linie des Alten Testaments und der, wenn auch nicht immer von Juden gelebten jüdischen Tradition, liegt: „Geh hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen." (Mt 4:10) Man darf sich hier keiner Illusion hingeben. Wenn Satan dem Sohn Gottes die Untertanenschaft als Mitregent der nicht-messianischen Welt anbietet, dann wird er das mit vielen Menschen nicht anders machen. Diese Angebote müssen nicht hörbar sein, sondern lediglich erfahrbar sein. Ob die Menschen das durchschauen, wer dahinter steht, wenn sich die Türen zu Erfolg, Ruhm und Herrschaft auftun, ist eine andere Frage. Es ist ebenso klar, dass Satan versucht, wichtige Schlüsselstellen in der Regentschaft dieser Welt in seine Hände zu bekommen. Seine Lieblinge werden dann auch mit viel Macht ausgestattet. Satan ebnet ihnen den Weg. Doch so hoch diese Morgensterne auch steigen, sie werden doch hart abstürzen. Das irdische Ende von so vielen Herrschergestalten, die Millionen ins Unglück gestürzt haben, war oft unrühmlich. Auch ihre Hinterlassenschaften zerfallen wie sie selber zu Staub. Von ihren Erben werden sie verflucht oder in völliger Verkennung des satanischen Erfolgs sogar vergöttert. Da liegen so mancher Völkertyrann und Massenmörder in einem pompösen Grabmal seiner ehemaligen Hauptstadt. Die Verführung hält dann noch über Generationen.
Jesus nennt die Vertreter der Fluchlinie „Schlangen“, denn der Initiator der Fluchlinie, der erste Verfluchte, war die Schlange im Garten Eden. Jesus bestätigt dies, denn „Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel“ (Joh 8:44) mit dem Kennzeichen, nicht in der Wahrheit zu stehen. Wo Jesus ist, ist der Weg und die Wahrheit, wo die Schlange ist, da sind gewundene Ab- und Gegenwege und die Lüge, denn die ersichtliche Richtigkeit der Wege ist nur eine optische Täuschung.
Jesus bezieht Seine Aussage auf die Zeit des Alten Testaments. Es stellt sich die Frage, wer die Schriftgelehrten, Pharisäer und Sadduzäer der Neuzeit sind. Gibt es solche, die in der Nachfolge dieser Leute stehen, weil sie sich als Chefideologen Gottes sehen, die allein die Bibel auslegen könne? Gibt es kirchliche Würdenträger, die theologische Schulen und Hierarchien von Ämtern geschaffen haben, in denen man zu irdischen Ehren kommen kann? Schriftgelehrte gibt es noch immer und die Pharisäer sind Namensgeber für die Heuchler geworden, weil man verstanden hat, dass sie ein Paradebeispiel dafür sind, wie man sich besonders eifrig um die Darstellung von Frömmigkeit bemüht sein lassen kann, aber dann doch zeigt, dass man im Herzen anders ist. Die Pharisäer sind die Torahgelehrten und Theoretiker. Sie sind einseitig geistesstark, aber herzschwach. Das zeigt ja recht deutlich das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Der jüdische Priester, der sich gut in der Torah und im Kult auskennt, den er als „wahrer Gottesdienst“ betrachtet, versagt kläglich, während der verachtete Samariter das Richtige tut, weil er die Barmherzigkeit und Offenheit des Herzens hat, ohne die man Gott nicht verstehen kann.
Die Sadduzäer stellten die Hohepriester und waren die Verwalter des Gottesdienstes, die Meister des Kultus und die Beauftragten für die Politik. Diese Gattung von religiösen Machthabern gibt es natürlich ebenfalls immer noch. Der „Hirtenstab“ wird an die Nachfolger weitergegeben und auch gerne übernommen, weil er mit Gold und Edelsteinen bestückt ist, die dem Mammon, nicht geistlicher Früchte zuzuordnen sind.
Die christliche Kirche hat die gegen Jesus eingestellten religiösen Oberen Israels immer als Gesandte Satans betrachtet, so sie doch Jesus selber Kinder des Teufels und Schlangen nannte und sie somit als Nachfahren der Schlangenlinie gekennzeichnet sind. Und so dauerte es nicht lang, bis man den Kampf des Heiligen Georgs mit dem Drachen aus der Legende auf Christus und die Kirche übertragen hat. Das geschah bereits im Mittelalter. Häufig stellt man dem Christus und dem Drachen, eine Jungfrau dazu, so wie Henning van der Heide das im Jahre 1504 mit seiner Figurengruppe für die St. Georgskapelle in Lübeck gemacht hat.
Die Jungfrau sei die christliche Kirche, dachten Kirchenchristen schon immer. Hätten sie das doch nicht immer nur gedacht, sondern auch so gelebt!
Die Analogie ist theologisch und biblisch nachvollziehbar. Allerdings sind den Analogien die naheliegenden Deutungen vorzuziehen, insbesondere dann, wenn die Deutungen sich aus den Tatsachen ergeben. Tatsächlich wird in der Bibel Israel bereits im Alten Testament als Jungfrau bezeichnet: „Ich will dich wiederum bauen, dass du gebaut sein sollst, du Jungfrau Israel; du sollst dich wieder schmücken und mit Pauken ausziehen im fröhlichen Tanz.“ (Jer 31:4) Im Neuen Testament heißt es passend: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ (1Jo 3:8)

Ursprünglich aus der St. Georgskapelle, aus dem Jahr 1504, jetzt St Annen Museum, Lübeck.
Um sicherzustellen, dass Israel zur Hochzeit vorbereitet wird, muss Jesus die Werke des Teufels zerstören. Er verteidigt Israel aber nicht als ob er nicht wüsste, wie der Kampf ausgeht und ob die Verluste größer sein werden als das Gewonnene und Gerettete, nein, Christus ist gekommen und wird wieder kommen, um ganz Israel zu retten (Röm 11:26). Der Drache mag noch so viel mit dem Feuer speien. Er muss sich dem Kreuz unterordnen. Jesu Sieg am Kreuz ist allumfassend (1Kor 15:55). Die Hochzeit mit der Braut Israel wird stattfinden!

Gott hat aber Israel nicht nur mit einer Jungfrau verglichen, sondern auch mit einer untreuen Frau. Nur Gott kann die Beziehung zu Seiner untreuen Frau wieder heil machen. Und das macht Er durch die Vergebung in Jesus Christus! In der Analogie mit Jerusalem wirft Gott Israel Hurerei vor (Hes 16:15-17ff) und benutzt die Völker zu schwerer Bestrafung (Hes 16:37ff). Doch dann stellt Er Israel wieder her zur Zeit, wenn Er einen neuen Bund mit Israel aufrichtet (Hes 16:53ff). Nicht mit der christlichen Kirche schließt Er diesen Bund, sondern mit Israel. Er macht es besonders deutlich, indem Er noch „Juda“ hinzusetzt: „Siehe, Tage kommen, spricht JHWH, da schließe ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund!“ (Jer 31:31) Ob man das Land und das Volk Israel nun in zwei oder mehrere Teile aufteilt, spielt dabei keine Rolle!
Das wird eine bittere, jedoch heilsame Lektion, Teilung und Zusammenfügung! Was für Israel gilt, sollte es der christlichen Kirche verwehrt sein? Wie oft hat die christliche Kirche mit den üblen Mächten dieser Welt gehurt? Wenn man schon eine Analogie zur christlichen Kirche sehen will, dann da, wo die Kirche, nachdem ihre Schande offenbar gemacht und bestraft worden ist, zur Reue kommt, kann sie sich auch zum Teilhaber des Neuen Bund qualifizieren, ähnlich wie ein Ägypter oder Syrer, der zum Laubhüttenfest im messianischen Reich nach Jerusalem pilgert, um dort im Vorhof der Nationen um den Segen für sein Land und seine Familie bittet und dabei JHWH anbetet. Das Heil ist für jeden erfahrbar, ganz gleich, welche Vorgeschichte jemand hat. Was bei Menschen nicht möglich ist, ist bei Gott möglich (Mk 10:27). Die Glieder des Leibes Jesu gehören indes zum Bräutigam in ihrer eigenen inniglichen Verbundenheit mit dem Haupt. Diese Glieder kennt nur das Haupt selbst. Und das Haupt macht es den Gliedern erkennbar über die gemeinsame Verbundenheit. Das ist der Geist Christi. Für die Gegner des Hauptes und der Glieder gilt, weil sie der Wahrheit nicht gefolgt sind und kein Wohlgefallen an der Gerechtigkeit gefunden haben: „Deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrtums, dass sie der Lüge glauben“ (2Thes 2:11) Wer lügt, kostet die Lüge aus. Wer verführt, kostet die Verführung aus. Wer die Wahrheit und die Gerechtigkeit liebt, wird die Bekanntschaft mit Gott machen.
Der Bibelleser hat immer die Möglichkeit, sich zwischen den Deutungsmöglichkeiten der biblischen Werte und der Werte der Welt zu entscheiden und danach zu leben. Dafür wird er dann aber auch verantwortlich gemacht. Es ist leicht, auf die schiefe Bahn der Fluchlinie zu kommen. Für Historiker ist es ein Leichtes, was für die Theologen nicht immer leicht nachzuvollziehen ist: Die Völker und Staaten der Christenheit haben nicht nur in der Vergangenheit das Judentum verfolgt und geächtet. Wenn man auf einer Weltkarte alle Staaten rot markiert, die Jerusalem nicht als israelische Hauptstadt anerkannt haben, was der Gott Israels nie in Frage gestellt hat, und lediglich die USA aufgefordert haben, ihre Anerkennung rückgängig zu machen, dann ergibt sich nahezu ein geschlossenes Ablehnungsbild. → 16* Auch die Traditionskirchen schlossen sich der Ablehnung an, in Ignoranz oder Umdeutung biblischer Aussagen.
Die Frage stellt sich, wer mit Israel gegen den Drachen kämpft und wer zu Spreu und Unkraut gehört. Wen meint Johannes der Täufer in Mt 3:12 und Jesus in Mt 13:30? „Seine Worfschaufel ist in seiner Hand, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“ Und: „Lasst beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen, und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber sammelt in meine Scheune!“ Wer sich also fragt, warum das Kirchenvolk 1.700 Jahre lang die Juden unterdrücken und als Verfluchte behandeln durfte, hat hier eine Antwort. Es ist die gleiche Antwort für diejenigen Mohammedaner, die Feinde Israels sind und versuchen, den verlorenen Boden im Verfolgen der Juden wett zu machen.
Juden haben sich schon immer mit dem leidenden Gottesknecht von Jes 53 identifiziert und ausgerechnet die Christen, die ihnen beteuern, dass es sich dabei um den Messias Jesus handelt, haben alles getan, um den Juden Recht zu geben und ihren eigenen Messias in Verruf zu bringen. Das sollte zumindest den Wahlchristen zu denken geben! Außerdem behaupten die Christen im Unterschied zum absterbenden Ölbaum Israels der neue Ölbaum zu sein. Doch wenn das christliche Traditionskirchentum, das aus Juden und Nationenangehörigen besteht, der neue Ölbaum oder auch nur ein Zweig des Ölbaums ist, dann wuchs und wächst auf ihrem weiten Erntefeld nicht nur Weizen, sondern auch eine große Menge Unkraut. Dabei scheint es untrügliche Beweise dafür zu geben, dass der Weizen nur das „Christliche der christlichen Gemeinde“ ist, während das Unkraut das Anti-Christliche der „christlichen“ Kirche sein muss. Das „Christliche, der christlichen Gemeinde“ ist hier gleichzusetzen mit dem Leib Christi (1Kor 12:27). Aus Sicht der Verfasser der biblischen Schriften ist der Ort, an dem die Spreu und das Unkraut der menschlichen Gesellschaft verbrannt wird, nachdem man es ausgerissen und ausgesondert hat, sehr wohl bekannt und eignet sich als Synonym. Im Tal Hinnom, griechisch „Gehenna“, welches auch heute noch eine nicht überbaute Talsenke mitten in Jerusalem ist, wurden die Verbrecher hingerichtet und gleich verbrannt. Wozu sich die Mühe machen, den beschränkten Raum mit Grabstätten von Verbrechern zu verschwenden? Ein Ort der Schande und des Grauens - anständige Juden machten einen großen Bogen um diese verfluchte Stätte. Heute ist das Hinnomtal ein idyllischer Ort, wo die herbeigewehten Samen von Unkraut und auch von Weizen aufgehen können. Das mag daran erinnern, dass die biblischen Aussagen Vorbilder und Bilder verwenden, ohne dass alles immer wörtlich zu nehmen ist.

Hinnomtal in Jerusalem. In alter Zeit der Ort, wo die Verbrecher hingerichtet wurden.
Was wird aus dem Anti-Christentum und dem Anti-Israelismus? Wenn Gott sagt, dass es den Hingerichteten von Sodom und Gomorra erträglicher ergehen wird als den Gescheiterten Israels, denn Letztere brachten die Propheten um und lehnten die Gesandten Gottes ab (Mt 10:15), dann gibt es noch Hoffnung. Und Gott sagt ausdrücklich, dass es dort nicht so schlimm war wie in Jerusalem (Hes 16:48).

In der bereits zitierten Anklage von Hes 16 sagt Gott sogar Sodom und ihren „Schwestern“ die Wiederherstellung des früheren Standes zu (Hes 16:55). Gemeint ist nicht ein Ort der Schande, sondern ein Ort, wo man wieder die Verkünder und Propheten Gottes hören wird. Und dann wird man anders reagieren! Da wird von Gott vieles auf „Reset“ gesetzt, nachdem man leidvoll erfahren hat, dass der vorher eingeschlagene Weg ins Verderben geführt hat. Es gibt keinen Zweifel, die Fluchlinie hat nicht nur Israel selbst erfasst, sondern erst recht diejenigen, die sich anstelle von Israel gesetzt haben. Die Traditionskirche erhob schon früh das altbekannte Haupt, das giftig nach Israel und denen ausschnappt, die es mit ihrer Christusnachfolge „zu“ ernst und „zu“ treu genommen haben und dabei die Amtskirche missachteten. Der Böse hasst es, wenn man ihn nicht achtet. Er reagiert darauf.
Es gibt aber noch einen weiteren Zweig des Anti-Christuswesens und des Anti-Israelismus. Das ist der Islam. Er entstand wie das Christentum vermeintlich aus der gleichen historischen Wurzel und wird als dritte abrahamitische Religion bezeichnet. Doch das ist ein Irrtum. Die Wurzel ist nicht das Judentum oder das Christentum, sondern das Anti-Israelwesen und das Anti-Christentum. Paulus hatte gewarnt: Der Satan verstellt sich zu einem Engel des Lichts (2Kor 11:14) und selbst, wenn ein Engel ein Evangelium bringen würde, sollte man es nicht annehmen (Gal 1:8), denn das wahre Evangelium kommt von Gott selbst. Das Wort Gottes ist im sechsten Jahrhundert, als das Christentum sich über ganz Europa ausbreitet, als Bibel bekannt und anerkannt. Doch ein gewisser Mohammed begegnet einem Engel und bekommt von ihm ein anderes „Evangelium“ und fängt an zu lehren, dass die Juden und Christen das Wort Gottes verfälscht haben sollen. Die Herkunft dieser Lehre ist klar, denn der Islam bezeugt sie selbst. Ein Engel, der alle damaligen Beteiligten einschließlich Mohammeds zunächst als typischer Vertreter der berüchtigten Dämonen vorkommt.
Seit den Funden der Schriftrollen von Qumran ist gründlich widerlegt, dass die Juden oder Christen, die mit der Überlieferung des Wort Gottes beauftragt waren, Fälscher gewesen sein sollen, denn die gefundenen Bibelstellen stimmen mit den zweitausendzweihundert Jahre später vorliegenden Bibelstellen überein. Sowohl Juden als auch Christen haben die Texte sorgsam von Generation zu Generation überliefert, aus dem einfachsten aller Gründe, sie betrachteten die Texte als Worte Gottes. Die sind heilig und für sie gilt das, was die Bibel selber aussagt, nämlich, dass sie niemand verändern darf (Offb 22:18-19). → 17*
Auch der Islam kennt eine Kirche, ein „Haus des Herrn“. Es ist die „Umma“, die Gemeinschaft der Mohammedaner. Hebräisch „umma“ steht für „Stamm“. Tatsächlich hat sich der Islam aus dem Stammeswesen der Araber heraus entwickelt. Mohammed musste die Stämme Arabiens vereinigen, um die neue Glaubensbewegung stark zu machen. Aus biblischer Sicht ist der Islam das Unternehmen Satans, das Wort Gottes in Verruf zu bringen. → 18* Zugleich gestaltete Satan bei den Traditionskirchen die Praxis und die Lehre, dass das Wort Gottes in eine Sprache übertragen werden sollte, die das Volk nicht verstand und dass nur Beauftragte der Kirche, die sogenannten Bischöfe, die Bibel überhaupt lesen sollten und die wahre Bedeutung kundtun dürften. Auch hier gab es einen, wenn auch unfreiwilligen Schulterschluss zwischen Kirche und Islam zum Ziel der Benichtigung des Wortes Gottes. Wie bekannt ist, kamen später noch andere Methoden dazu.
Dass der Islam eine Gegenbewegung zum Christentum wurde, ist historisch nachweisbar, denn der Islam hat sich auf Kosten der Einflusssphäre des christlichen byzantinischen bzw. christlichen römischen Reichs ausgedehnt und somit das Christentum zurückgedrängt und an einer Missionierung Asiens gehindert. Asien ist weitgehend antichristlich geblieben. Auch in Afrika breitete sich der Islam aus und limitierte den Einfluss des Christentums, das beinahe vollständig aus Nordafrika verschwand.
Das geschah etwa zur gleichen Zeit, als große Teile Europas nach der Völkerwanderungszeit christlich wurden. Hier entstand eine Konkurrenz, die das Abendland bedrohte. Bis nach Frankreich stieß der Islam vor.
Im 20. Jahrhundert hat man ja seitens der christlichen Traditionskirchen versucht, eine Annäherung an den Islam zu erzielen. Dabei wird das Judentum mit Israel ausgespart. Die interreligiöse Ökumene, die vor allem von der katholischen Kirche betrieben wird, geht auf Kosten Israels und auf Kosten der Wahrheit, die aus biblischer Sicht von Christus ausgeht. Mit den Feinden des Wortes Gottes und des Sohnes Gottes geistliche Gemeinsamkeiten zu suchen, macht Sinn, wenn man selber zu einem Feind geformt wird und es zulässt. Der Sinn liegt dann aber in der Feindschaft gegen Gott und gegen Christus. Dabei aber noch den Namen Christi zu missbrauchen, ist eine Verunehrung Gottes, die nicht ohne schwerwiegende Folgen bleiben kann. Es gab ja viel Entrüstung über kirchliche Würdenträger, die auf dem Tempelberg ihr Kreuz ablegten, um gemeinsame Sache mit den Mohammedanern zu machen, die leugnen, dass Jesus als Sohn Gottes am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden ist. Dabei wird aber übersehen, dass diese kirchlichen Würdenträger folgerichtig handeln. Es wäre eher zu überlegen, ob sie das Kreuz gar nicht erst um den Hals hängen und auch sonst nicht als Vertreter dessen auftreten, zu dem man sich manchmal bekennt und dann wieder nicht. Es gibt sehr wohl eine Heuchelei, derer man sich nicht bewusst ist. Wer verwirrte Sinne hat, weiß eben nicht, was er tut und kann es auch nicht recht beurteilen!
Der Islam behauptet, dass Jesus nicht der Sohn Gottes sei. Wie kann man ihn dann anders bezeichnen als anti-christlich? Die Leugnung steht auch im Felsendom zu Jerusalem, den der damalige oberste religiöse und politische Führer des Islam, dem Omajadenkalifen ʿAbd al-Malik ibn Marwān → 19* genau an der Stelle errichten ließ, wo man damals Ende des 7. Jahrhunderts den Tempel des Herodes vermutete. Der Kalif baute ihn genau an der Stelle, weil er damit demonstrieren wollte, dass der Islam über dem Judentum und über dem Christentum stand. Davon zeugt auch die arabische Beschriftung. → 20*
Und diese Maria zitiert der Koran. Er leugnet auch, dass Jesus für die Sünden der Welt am Kreuz gestorben ist. „Und (weil sie) sagten: ‚Wir haben Christus Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Gottes getötet.‘ – Aber sie haben ihn (in Wirklichkeit) nicht getötet und (auch) nicht gekreuzigt.“ (Sure 4, Vers 157–158). *21 Damit gibt sich der Islam als eine anti-christliche Religion und Allah kann nicht der Gott der Bibel sein, denn der hat Jesus zum Sohn. Mohammedaner sehen das klarer als die Vertreter der Traditionskirchen, die auch nur bedingt ein Zeugnis für das Kreuz Christi ablegen, wenn sie das Kreuz selbst ablegen, um dem Islam die Ehre zu geben. → 22* So schwankte das Kirchenchristentum zwischen irregeleitetem Eifer der Kreuzfahrer und ebenso irregeleiteter schmeichlerisch erscheinende Unterwürfigkeit. In beidem ist eine Nachfolge Jesu Christi für außerhalb dieser Kirchen Stehende nicht zu erkennen.
Wenn aber Allah nicht der Gott der Bibel ist. Wer ist er dann? Nach dem Koran ist er ein Ränkeschmied: „Aber Allah schmiedete Ränke. Er kann es am besten.“ (Sure 3, Vers 54)
Als Satan Jesus dazu verführen wollte, ihn als Herrn anzubeten, war das auch so ein Schmiedeversuch. Satan wusste, dass seine Weltherrschaft nur auf Zeit war und sowieso von der Herrschaft des Messias Jesus abgelöst werden würde. Sei Angebot war also trügerisch. Insofern ist diese Geschichte geeignet, jedem den Weg zu weisen, der die Wahl hat, entweder dem Beispiel Jesu zu folgen und den Spatz in der Hand nicht anzunehmen, weil die Taube vom Dach doch noch zufliegen wird oder mit dem schnellen Erfolg ein Ende mit Schrecken zu bekommen. Das ist immer so bei den Angeboten Satans. Sie stellen aufs Erste viel in Aussicht und bringen einen irdischen Erfolg auf Zeit. Doch am Ende reifen die faulen Früchte doch aus und erzeugen viel Leid. Die ersten Opfer der Bündnisse mit Satan werden auch die letzten Opfer sein. Die Geschichte des Kirchenchristentums und des Islams lassen Früchte erkennen, die schnell reifen, doch wenn sie auf der Fluchlinie gesät und geerntet werden, bringen sie sicheres Verderben. Die Wege Gottes mit den Menschen lassen diese Fluchlinie zu, damit die Segenslinie noch nachhaltiger zum Durchbruch kommt.

Die Segenslinie beginnt ebenfalls bei Eva. Konkret spricht Gott dann bei Abraham von Segnungen.
1Mo 12:1-3 - „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde!“ Alle werden gesegnet durch Abrahams Nachkommen! Aber zuerst gilt die Verheißung an den Nachfahren Abrahams, Jakob, der auf „Israel“ umbenannt wurde: „In dir und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!“ (1Mo 28:14) Alle werden gesegnet durch Israels Nachkommen! Und vorher noch erfüllt sich die Verheißung für alle Völker: „Es wird das Zepter nicht von Juda weichen, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorsam sein.“ (1Mo 49:10) Alle werden gesegnet durch Judas Nachkommen. Dieser Nachkomme ist Jesus. Das entspricht Joh 4:22: „Das Heil ist aus den Juden!“ Das sogar im doppelten Sinne. Da ist Israel als Lehrmeister der Nationen mit seinem König JHWH-Jesus und da ist der Erlöser Jesus-JHWH für jeden einzelnen. Die Erlösung macht frei für die Beziehung zu Gott. Sie macht frei, die Vervollkommnung dieser Beziehung zu erzielen. Die Verheißung geht also zwar zuerst an den heilsgeschichtlichen Stammvater aller. Das ist Abraham. Sie wirkt sich aber zuerst an dem Nachkommen Judas aus. Und von diesem Nachkommen Jesus erreicht sie über Israel dann alle Nationen und durch Ihn selbst alle Menschen als Individuen. Das ist die Entfaltung der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen, in die die Heilsgeschichte mit Israel zu einem Hauptstrang eingeflochten ist.
„Der Samen“ ist nicht nur als Nachkomme Evas/Abrahams/Jakobs/Judas verheißen, sondern dieser Mensch wird Gott sein, denn: „Darum wird JHWH selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen.“ (Jes 7:14)
Immanuel heißt „Gott mit uns“ Die Jungfrau gebiert also einen „mit“ Gott! (Mt 1:22-23) Dieser von einer Jungfrau geborene Sohn, der zugleich ein Sohn Gottes ist, muss von Gott gezeugt sein. In Ps 2:7 heißt es einige Jahrhunderte vor dem Ereignis: "Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt." Damit beginnt also die Menschwerdung des Sohnes Gottes.
Manche Autoren weisen darauf hin, dass Satan bereits Jahrhunderte vor dem Ereignis dieser echten Jungfrauenschwangerschaft in den Mythologien der Völker des Nahen Ostens die Idee der Geburt eines Sohnes Gottes durch einen Menschen thematisiert hat, so dass das tatsächliche Ereignis in die „üblichen“ Legenden eingereiht werden konnte. Das würde voraussetzen, dass Satan die Pläne Gottes kannte. Dies wiederum ist wegen der Geschichte über Hiob glaubhaft. Da hat Satan wie ein Sohn Gottes Zugang zur himmlischen Ratsversammlung (Hi 1,6ff). Juden beziehen Ps 2:7 auf sich. Nicht der Sohn Gottes wurde von Gott gezeugt, weil an dem Dogma eines einzigen Gottes nicht zu rütteln sein darf, sondern alles muss sich auf Israel beziehen. Die Religiösen Israels wissen, dass das Volk Israel eine Geschichte des Versagens als auserwähltes Volk in seiner Beziehung mit Gott geschrieben hat. Gerade deshalb sind sie sehr bedacht darauf, dass man den Werbungen Gottes umso bestimmter nachgeben müsse. Und so beziehen sie alles auf sich, was eine Konsequenz für ihre Beziehung zu Gott haben könnte. Das würde im Falle von Ps 2:7 aber konsequenterweise bedeuten, dass die Söhne Israels als Söhne Gottes göttlicher Herkunft sind. Jesus selbst weist in Joh 10:34 darauf hin, als er auf Ps 82:6 Bezug nimmt. Die Juden hatten Ihm vorgeworfen, Er habe sich zum Gott gemacht. Jesus streitet das gar nicht ab, sondern entgegnet: „Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: „Ich habe gesagt: Ihr seid Götter"?“ Die orthodoxen Juden verweigern sich dem Neuen Testament. Die Christen wissen wegen Apg 13:33 von Paulus und wegen Hebr 1:5, dass Ps 2:7 auf Jesus zu beziehen ist. Diese Zeugung von Jesus geschah durch welchen „Vater“? Durch den Vater, den Jesus „Vater“ nannte, den Vater Gott. Das bedeutet, dass der „heilige Geist“ bei der Zeugung Jesu der Geist des Vaters war (Mt 1:18, Lk 1:35). Da auch der Geist Christi Gottes Geist genannt wird (Röm 8:9) und nach Joh 4:24 Gott Geist ist, schließt sich der Kreis zur biblischen Aussage, dass Jesus Christus Gott ist. Es steht einem frei, das für nicht glaubwürdig zu halten. Doch dann kann man sich nicht auf Gottes Wort, die Bibel, stützen.

Dass der Same aus der Eva zum Samen aus Juda wird und in Jesus Christus Gott sein wird, ergibt sich auch aus Mi 5:1: „Und du, Bethlehem Efrata, das du klein unter den Tausendschaften von Juda bist, aus dir wird mir der hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“

Bethlehem und die Hirtenfelder
Der Samen aus Juda herrscht über Israel und wird Gott sein! „Von … der Ewigkeit her“, hebräisch „ad olam“, kann man nur sein, wenn man Gott ist. „olam“ bezeichnet ein Zeitalter, dessen Dauer der Mensch nicht kennt. Ein Mensch hat jedoch nur eine menschliche Lebenszeit. „… von der Urzeit …“ bedeutet, dass der kommende Herrscher über Israel schon bei der Schöpfung dabei war. Das ergibt sich auch aus Joh 1:1-14: Jesus als der Logos, der in die Welt kam, war Gott und hat die Welt erschaffen.

Jesus ist also der Ur-Samen einer neuen Schöpfung – das ist die eine und einzige Schöpfung, die der Mensch kennen kann. Die Früchte dieses Ur-Samens sind gewaltig. Denn „aus Ihm“ kommt die Idee und stammt der Plan. Jesus war als Mensch Jesus Zimmermann, Architekt und Baumeister! Als Gott war Er der Himmels- und Erdenarchitekt. „Durch Ihn“ wird der Bau angeleitet und ausgeführt. „Zu Ihm“ muss es gehen, weil Er das Ziel und wegen der zu erreichenden Vervollkommnung der Schöpfung auch der Nutznießer sein wird, zu Seiner Ehre und Seinem Lobpreis. Wo tauchen diese „aus Ihm“, „durch Ihn“ und zu Ihm“ auf? In Röm 11:36: „Denn aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm hin sind alle Dinge! Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit!“ Die Römer, denen Paulus das schrieb, haben das sicher nicht verstanden, ist zu vermuten. Es sei denn, sie waren unvoreingenommener und klüger als die nachfolgenden Theologengenerationen, die nie glauben konnten, was sie lasen. Auch schon das, was er wenige Verse zuvor geschrieben hatte, dass ganz Israel die Rettung sehen werden, hatten sie nur anzweifeln können. Dieses Unverständnis hat die im zweiten und dritten Jahrhundert entstandene Kirche nur übernehmen können, weil sie in einer feindseligen und grausamen antichristlichen Umwelt selber ums Überleben kämpfen musste. Dabei war es schwer, den sittenlosen Menschen, die den Christen so sehr zusetzten, Sympathien entgegen zu bringen. Das ist die normale menschliche Reaktion, „wer mir weh tut, dem soll auch weh getan werden“. Menschlich, aber nicht ideal und nichts auf dem man aufbauen könnte. Besser wäre: der soll es bereuen! Und zwar, weil er es so bereuen sollte, dass es nicht beim Wehtun bleibt, sondern zum allseitigen Heil kommt. Was ist dagegen einzuwenden, dass alle Menschen gute Menschen werden? Und wenn der Weg dazu ein steiniger werden soll, dann muss man ihn in Kauf nehmen.

Die Feste Israels

Das Heidentum lehnte das ab dem zweiten Jahrhundert stark aufkommende Christentum noch überwiegend ab. In so einer Umgebung gab es für die Kirchenchristenheit die Behauptungsstrategie der Anpassung, Integration und Veränderung. Hinzu kam die Emanzipation von den jüdischen Wurzeln, die insbesondere diejenigen aus dem Heidentum stammenden Christen betrieben, die schon vorher auf Abstand zu den Kindern Israel gegangen waren. Dazu gehörte auch, dass man die biblischen Feste für überholt betrachtete oder sie durch neue Feste ersetzte, die in einem heidnischen Umfeld besser geeignet waren, Zustimmung zu finden.
Indem man die Feste der Bibel als rein jüdische Feste verstehen wollte, neigte man dazu, sie unbeachtet zu lassen. Dabei ging jedoch die Möglichkeit verloren, den Heilsplan Gottes im Auge zu behalten, denn die Feste Israels sind Feste Gottes und ein Hinweis auf den Verlauf der Heilsgeschichte Gottes mit Israel und den Nationen. Stattdessen strickten die Kirchentheologen an ihrer eigenen Sichtweise über das „Reich Gottes“ und das „Tausendjährige Reich“ und setzte sie bald mit der Kirchengeschichte gleich. Dabei ist man geblieben. Im 21. Jahrhundert scheinen sich nur die messianischen Juden um ein Verständnis dieser von den Festtagen herleitbaren Heilsgeschichte zu bemühen.
Es ging bei der Verkirchlichung der Feste weniger um die biblische Wahrheit, um die es auch nicht gehen kann, wenn man sie nicht kennt, sondern um die Kompromissbereitschaft und ökumenische Vereinnahmung oder die Entscheidung zwischen dem „in-der-Welt-sein“ und dem „von-der-Welt sein“.

Das wichtigste Fest Israels ist das Pessach mit dem Fest der ungesäuerten Brote. → 23* Es ist das Fest der Verschonung und Errettung Israels. Die Einladung gerettet und aus dem Land der Versklavung ins Gelobte Land gezogen zu werden, gilt für alle! Als Israel aus Ägypten auszog, ging auch viel fremdes Volk mit. Das hatte begriffen, da geht es um eine Freiheit, die es wert ist, ernsthaft ins Auge gefasst zu werden und mit einer gänzlich neuen Existenz anzufangen.
Der Mensch ist in Verhältnisse hineingeboren, die ihn mehr oder weniger die Trennung von Gott erfahren lassen. Das muss er aber zuerst einmal erkennen, ehe man von ihm ein entsprechendes Handeln erwarten kann. Die Juden haben das verstanden, weshalb sie die Zuführung von fremdem Volk zum Heilsvolk Israel Gott überlassen haben. Die Kirchenchristen haben es nicht verstanden, weil sie sogar gewaltsam missioniert haben. Ein Widerspruch in sich, den nicht zu erkennen, auf eine tiefgründige theologische Verirrung schließen lässt. Mohammed hat die gleiche irrige Entwicklung genommen. Anfangs lehrte er, dass in Glaubensdingen Zwang nicht zum Erfolg führen kann, später wurde er gewalttätig. → 24*
Die Unterwerfungsstrategie, die kirchlichem Gelehrtentum erwuchs, widerspricht der christlichen Botschaft aufs Widerwärtigste und hat auch nichts mit der Politik Altisraels zu tun, denn Gott hatte zwar schon immer Gehorsam gefordert, aber Er hat nie Lippenbekenntnisse gutgeheißen. Die Unterwerfung unter das Kreuz, die die christliche Kirche von fremden Völkern verlangte, war als Zwangstaufe jahrhundertelang ein weit verbreitetes Mittel der Erweiterung der Einfluss- oder Machtsphäre. Man taufte Menschen und legte ihnen dann Sklavenketten an. Aus Eisen, aber noch viel mehr aus Ketten gedanklicher Art.
Für Unterwerfung gibt es in der arabischen Sprache ein Wort, das „Islam“ lautet. Nachdem die Kirche groß und mächtig geworden war und sogar weltliche Herrscher in die Knie zwang, begann sie diesen Unterwerfungskurs einzuschlagen, der auch vor Massenmorden nicht zurückschreckte. Die Auswüchse dieser satanischen Verirrung wurden nur durch Menschen gemildert, die nicht ganz dem Wahn der Kirche verfallen waren und zu einer normalen Menschlichkeit zurückfanden, wenn sie nicht sogar die Botschaft Christi verstanden hatten.
Die Parallele der gewaltsamen Kirchengeschichte zur Geschichte des Islam ist auffällig. In der machtlosen Anfangsphase seines Wirkens versuchte Mohammed die Juden und Christen von Mekka davon zu überzeugen, dass er der Prophet Gottes sei. Da er damit nicht erfolgreich war, änderte er seine Strategie. Er verschaffte sich die Macht der Waffen und „missionierte“ fortan nur noch mit Gewalt und Unterdrückung, wenn sich jemand nicht gleich unterwarf.
Aus dieser Unterwerfungsmission heraus hat sich auch in der kirchlichen Tradition eine Tendenz eingeschlichen, wie man die Bibeln zu übersetzen habe. Das griechische „hypotasso“ wird z.B. auch mit „unterwerfen“ übersetzt. Es bedeutet aber eigentlich „unterordnen“. → 25* Wenn es in Eph 1:22 über Gott heißt, dass Er Christus alles unter seine Füße getan hat, ist das nur ein Bildnis, was man in der Antike wohl verstand. „Unter den Füßen“ bedeutet, unter der Herrschaft eines absoluten Herrschers. Christus wird absolut und uneingeschränkt herrschen. Dass Er aber über willige Diener und nicht über willenlose oder widerwillige Verbrecher herrscht, sieht man daran, dass Er bei Seiner Herrschaft „alles in allem erfüllt“ (Eph 1:23). Wenn Er aber über alles herrscht, dann müssen die einstigen Verbrecher zu Dienern der Gnade geworden sein. Es handelt sich also um eine Unterordnung, wie sich auch aus 1Kor 15:22-28 ergibt, wo es ausdrücklich heißt, dass alle Menschen in Christus „lebendig gemacht werden. Jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; sodann die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft; dann die Vollendung, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt; wenn er alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht weggetan hat.“ Sogar die einstmaligen Feinde sind unter Seiner Herrschaft (1Kor 15:25). Aber eigentlich waren ja alle Menschen von Geburt an zunächst einmal „Feinde“. Und wozu das führt, steht dort auch: „Damit Gott alles in allem sei.“ (1Kor 15:28)
Das hat mit einer zwangsweisen Unterwerfung rein gar nichts zu tun. Ein Herrscher, der einen Teil seines Herrschaftsbereichs unter Zwang setzt, hat noch keine idealen Verhältnisse und offenbar viele Beherrschten noch gegen sich, sonst müsste er ja nicht Zwang anwenden. Gott schenkt Leben, damit es frei gelebt werden kann und zwar unter Seiner Oberhoheit, weil es ohne Seine Obhut keine völlige Freiheit geben kann. Die selbstgewählte Unfreiheit der Gottlosen, die oft mit einer Freiheit des Willens verwechselt wird, welche Menschen, die gegen Gottes Willen leben, gar nicht haben können, kann keinen Bestand haben. Ewigkeitswerte gibt es nur bei Gott. Und Gott bestätigt das durch Seinen Sohn Jesus, der zu den Menschen spricht: „Wenn der Sohn Gottes euch frei macht, dann seid ihr wirklich frei.“ (Joh 8:36) Das sagt die Bibel.
Das Pessachfest ist das Befreiungsfest. Der Beginn der Heilsgeschichte Israels ist der Auszug aus Ägypten. Vorher gab es kein Israel als Volk oder Nation. Dort, wo das Volk lange gedemütigt und entmutigt worden war, entstand das Volk Gottes. Und dort wurde es auch von Gott in eine neue Selbständigkeit befreit.

Das Schawuot-Fest, woraus die Christen das „Pfingstfest“ machten, ist ein weiteres in der Torah angeordnetes Fest. → 26* Es ist das Fest der ersten Ernte im Lande Israel, eine Art Erntedankfest. Den meisten Juden ist nicht bekannt, dass die Juden, die in Jesus ihren Messias erkannt haben, die erste Ernte sind. Das hängt eng zusammen mit dem ersten Kommen des Messias, denn mit Ihm ist auch Sein Geist mit Macht gekommen und befindet sich in den Menschen Seines Wohlgefallens.
Das entspricht überhaupt nicht dem Wohlgefallen der Menschen, denn sie können und wollen auch nicht einsehen, warum ausgerechnet das Volk der Juden eine Vorzugsstellung haben soll. Ihr Fehler besteht darin, dass bei ihnen ein Vorzug für andere immer eine Herabsetzung bedeutet. Doch bei Gott ist das nicht so, weil bei Ihm die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sind (Mt 19:30). Das soll nicht bedeuten, dass die Ersten am Ende die Dummen sind, sondern, dass diejenigen, die zuerst zurückgestellt sind, am Ende doch das gleiche Ziel erreicht haben werden wie die anderen. Das kann nur bedeuten, dass die Ersten den Weg für die Zweiten vorbereiten.
Israel ist also die erste Nation, die Gott dient. Sie dient dem Zweck, dass andere Nationen nachfolgen können. Am Ende sind alle Nationen friedlich und wohlgefällig miteinander vereint. Doch es gibt noch eine Steigerung davon, das ist das persönliche Wohlgefallen Gottes, das sich in der geheilten Beziehung zu Gott einstellt. Deshalb schreibt Paulus den Römern: „Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ (Röm 8:2) Für Israel und die Nationen wird nämlich die Torah, das „Gesetz der Sünde und des Todes“, wie es Paulus hier nennt, die zwischenmenschlichen Beziehungen regeln. Wer gegen die Torah verstößt, ist grundsätzlich des Todes und sei es nur in geistlicher Hinsicht. Deshalb soll er ja die Torah halten, um zu leben. Solange er sie hält, ist er im sicheren Bereich.
Doch jeder Mensch wird lernen müssen, dass er das aus eigener Kraft nicht vermag. Das verdeutlicht zum Beispiel die Bergpredigt. Die Torah regelt menschliche Verhältnisse und fordert das Menschenmögliche, im Bewusstsein, dass der Mensch daran lernt, dass er immer wieder scheitert. Es fehlt ihm der Geist Gottes. Zwischen Mensch und Gott ist es deshalb aber das „Gesetz des Geistes“ - damit meint Paulus antithetisch den Geist Christi - ohne den ein Mensch nicht vollständig mit Gott eins werden kann (Röm 8:9). Paulus wählte also diese Formulierungen als sprachliches Mittel, die die eigentliche Sache nicht vollständig beschreibt, sondern nur einen wichtigen Teilaspekt heraushebt. Solange man nicht in diesem Geist Christi ist, der sich selbst Gesetz oder Weisung ist, ist man noch im Fleisch, wo unweigerlich das „Gesetz der Sünde und des Todes“ herrscht. So erklärt es Paulus den Römern: „Denn die, die nach dem Fleisch sind, sinnen auf das, was des Fleisches ist; die aber, die nach dem Geist sind, auf das, was des Geistes ist.“ (Röm 8:5)
Diese Erkenntnis ist der christlichen Glaubensgemeinschaft gegen Ende des ersten Jahrhunderts verloren gegangen und mit Macht erst seit Luther wieder gepredigt worden. Die Juden haben es bis heute nicht besser verstehen können als die Kirchenchristen. Warum hat Gott das zugelassen? Weil zuerst Israel und die Nationen sich miteinander versöhnen müssen, ehe alle Menschen bereit gemacht werden können, in eine nähere Beziehung zu Gott treten zu können, wozu sie dann den Geist Christi empfangen können. Für Israel und die Nationen wird also die Torah noch groß und weit aufscheinen. Und das wird im messianischen Reich geschehen.

Gottes Festtage enthüllen noch mehr. Rosch Haschana, das „Haupt des Jahres“ wird mit Posaunen althebräischer Art angekündigt. → 27* Es ist für die Juden ein Tag der Besinnung und, falls nötig, der Neuorientierung zum Ziel hin. Als Mensch Gottes muss man immer die Bereitschaft haben, sich korrigieren und neu ausrichten zu lassen auf den Weg Gottes, denn der Messias kommt als Weltrichter. Doch zuerst wird Er Sein Volk Israel zusammenrufen. „Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch aus allen Ländern sammeln und euch in euer Land bringen.“ (Hes 36:24)
Noch bis zum 19. Jahrhundert hat man das für unmöglich gehalten. So sehr war man auch auf Seiten der Christen der unbiblischen Auffassung, dass Gott mit Israel fertig sei. Das neue Volk Gottes sei die Kirche. Doch seither sind die Juden in das Land ihrer Väter zurückgekehrt und der Staat Israel wurde gegründet. Noch sind nicht alle Juden bis zum Jahr 2021 zurückgekehrt, aber die zunehmende Judenverfolgung weltweit, wird sie weiter nach Israel treiben. Israel geht noch einen langen Weg, bis es erkennt, dass das „Haupt“ der künftigen Jahre in der Regentschaft Israels durch den Messias zu finden ist.

Ein weiteres wichtiges Fest ist Jom Kippur, der Tag der Versöhnung. → 28* Bevor es für Israel zur vollständigen Versöhnung kommt, hört es die Aufforderung zur Umkehr und Begegnung. Das ganze Alte Testament bezeugt, wie oft Gott Sein Volk zur Umkehr aufgerufen hat. Doch Gottes Plan sieht vor, dass Er sich nicht nur mit Seinem Volk versöhnt, sondern mit allen Menschen! Die Hindernisse für die Verherrlichung Gottes und die Vollendung der Schöpfung werden beseitigt. Dazu muss es erst die Versöhnung geben und dazu bringt Gott die Vorleistung, die in Wirklichkeit ein reiner Gnadenakt ist, an dem der Mensch keinen Anteil hat. Er muss nur die Versöhnung, die ihm angeboten wird, annehmen. Der Versöhner ist Jesus Christus. „Alles aber von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat, nämlich dass Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnete und in uns das Wort von der Versöhnung gelegt hat.“ (2Kor 5:18-19) Hier wird klar, die Versöhnung ist von Gott ausgegangen, nicht von den Menschen. Der Mensch wird von Gott dazu aufgerufen und dazu erweckt. Am Yom Kippur Tag ist es in Jerusalem wie ausgestorben.

Das wird nicht so bleiben, denn wenn der Messias gekommen sein wird, wird es ein Tag der Freudentänze.

Die ganze Ernte der Versöhnung muss aber erst noch eingefahren werden. Daran erinnert das Sukkoth, das Fest der Laubhütten, das Fest der Haupternte. → 29* Es ist die große Ernte am Ende der Äonen, wenn alle Nationen zum Heil kommen. „…universale Erlösung dieser Welt, die mit der Wiederkunft Christi vollendet werden wird“ nennt es ein christlicher Dienst, der messianische Juden und Nichtjuden die gleiche Botschaft verkünden lässt. → 30*

Trasse der S-Bahn entlang der Kheil ha-Handasa-street am Yom Kippur Tag.
Gottes Regierungssitz und Thron stehen in einem himmlischen Jerusalem. Doch jeder Mensch wird Zugang haben, nicht nur die Juden. Dann endlich werden Gott und die Menschen zusammenwohnen. Der Psalmist hatte keine Utopie im Sinn, als er schrieb: „Es werden dich preisen die Völker, o GOTT; es werden dich preisen die Völker alle.“ (Ps 67:3) Oder doch, denn, warum sollte der Überbringer einer Botschaft immer erfassen können, was ihm aufgetragen worden ist! Bei Paulus kann man sicher sein, dass er wusste, was er den Kolossern über den Messias Israels und den künftigen König der Welt schrieb: „Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: Alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen.“ (Kol 1:15-16) Das ist eine gewaltige Zukunftsschau, und doch nichts ganz und gar Neues für die tiefen Denker des Judentums. Dass der Messias Israels ein Zimmermannsohn aus Galiläa sein würde, damit hatten sie nicht gerechnet.

Die Juden wohnen nicht wirklich in den provisorischen Laubhütten am Sukkothfest. Aber auch ihre jetzigen Wohnhäuser, so individuell und gemütlich sie auch eingerichtet sind, sind nur vorübergehende Herbergen.

Ein Haus in der Oase Ein Gedi in der judäischen Wüste.
„Denn wir wissen, dass, wenn unser irdisches Zelthaus zerstört wird, wir einen Bau von Gott haben, ein nicht mit Händen gemachtes, ewiges Haus in den Himmeln.“ (2Kor 5:1) Und so ist das Sukkothfest auch für alle, die an diese viel bessere Wirklichkeit glauben, ein Freudenfest. Die himmlische Behausung kommt noch.

Der Höhepunkt der Heilsgeschichte Gottes steht noch aus. Der Hoschana Rabba ist der große letzte Tag am Ende von Sukkoth. → 31* Es soll gefeiert werden, dass nun die ganze Ernte eingefahren ist. Es ist eine Ernte der ausgereiften Feldfrüchte. „Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm den Lobpreis und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Offb 5:13)

Zu den Festen um Gottes Heilsgeschichte gehört auch der Sabbat. Er ragt heraus, weil er jede Woche gefeiert wird. → 32*
Wie alle Feiertage Israels ist auch der Sabbat ein Ruhetag. Doch hier liegt ein Missverständnis vor. Zwar soll man da nicht der gewohnten Arbeit nachgehen, aber gegenüber Gott soll man sehr wirksam werden. Der Ruhetag ist ein Tag der hingebungsvollen Besinnung auf Gott. Der Sabbat ist aber auch eine Rückbesinnung auf die Schöpfungswoche. Gott ruhte am siebten Tag, nicht weil Er müde war, sondern weil die sechs-Tage-Schöpfung vollendet war und ein Abschluss erzielt worden war. Doch dieser Abschluss war nur ein vorläufiger, denn die Schöpfung war noch nicht vollkommen. Wäre sie vollkommen gewesen, hätte Adam nicht einen Mangel erkennen können. Selbst wenn Adam sich geirrt haben sollte und er keine „Gehilfin“, kein Gegenüber in Eva benötigte, so wäre doch sein Irrtum der Beweis der Unvollkommenheit der Schöpfung.

Idealistischer Garten Eden ohne Mensch
Die Beteiligung der Kirchen an der Ablehnungshaltung gegenüber Israel zeigt, dass auch sie noch nicht in die Ruhe Gottes eingegangen sind. Verstaatlichte Kirchen nehmen teil an dieser Unrast der Nationen, samt ihrer anti-israelischen Gesinnung. In der Ruhe Gottes lässt man den Geist Christi walten und der lässt Antichristliches und Antisemitisches nicht zu.

Anmerkungen

11* Vgl. Jes 37:12 - Jer 51:3; Hes 27:23; Hes 28:13; Hes 31:9 Hes 31:16-18; Hes 36:35; Joe 2:3.
12* Es gibt Ausleger, die in der „Frau“ Israel oder Maria oder die christliche Kirche sehen. Das ergibt jedoch Unstimmigkeiten und Widersprüche. Das Naheliegende ist hier die erste Wahl.
13* Bei der Verwendung des Wortes „Judentum“, soll sich aus dem Kontext ergeben, ob es sich um ein säkulares oder religiöses Judentum handelt.
14* Griechisch-Orthodoxe und römisch-katholische. Allerdings fehlen die Protestanten.
15* „Es kommt der Fürst dieser Welt.“ (Lu 2017) Das griechische „archon“ bedeutet „Herrscher“.
16* Nur Kanada, Honduras, Guatemala, Togo und ein paar Südseeinseln standen Israel und den USA bei dieser Entscheidung bei.
17* Im letzten Kapitel der Bibel sagt Jesus Christus: „Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind; und wenn jemand etwas von den Worten des Buches dieser Weissagung wegnimmt, so wird Gott seinen Teil wegnehmen von dem Baum des Lebens und aus der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben ist.“ Juden, die das Neue Testament nicht anerkennen, würden dem auch zustimmen.
18* Wer weder an den Gott der Christen, noch an den des Islam oder der Juden glaubt, muss sich an dieser Formulierung „aus Sicht der Bibel“ nicht stoßen, weil er ja dann auch nicht an den Satan glaubt. Man kann niemand herabsetzen, wenn man ihn des Teufels bezichtigt, wenn es gar keinen Teufel gibt. Wer die Welt ohne Gott erklärt, ist nicht unbedingt qualifiziert, ein Statement über Gott angemessen zu kommentieren.
19* Abd al-Malik ibn Marwān regierte 685–705.
20* Sure 4, Vers 171: „Christus (al-masih) Jesus, der Sohn der Maria, ist nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das er der Maria entboten hat …“
21* Nach der gebräuchlichsten deutschen Übersetzung von Rudi Paret.
22* So geschehen am 20.10.2016. Die Vertreter des Kirchenchristentums, die dort etwas, was wie schmeichlerische Unterwürfigkeit erschien als mitmenschliche Toleranzgeste ausgaben, kamen von der katholischen und evangelischen Kirche aus Deutschland.
23* 2Mo 12:8 / Joh 8:36; 2Mo 12:15 / 1Kor 5:8; Joh 3:17.
24* Sure 2, Vers 256: „Es gibt keinen Zwang in der Religion“. Eine der frühen Suren, als Mohammed noch glaubte, durch bloßes Reden die Juden überzeugen zu können, und noch keine Anhänger hatte.
25* Vgl. Nr. 5293 Helps Word-studies.
26* 3Mo 23:15-16; Joh 8:36; 1Kor 15:20; 2Mo 32:19 2Mo 32:28 / Apg 2:40-41.
27* 4Mo 29:1 / 1Thes 4:16-17.
28* 3Mo 23:27; Sach 12:10; Mk 15:37-38; 2Kor 5:18-19; Kol 1:20.
29* 2Mo 23:14-17; 5Mo 16:13 / Jes 65:17; Joh 7:37-38; 1Kor 15:20; Kol 1:15-16; Offb 21:3-4
30* „Evangeliumsdienst für Israel“
31* 3Mo 23:39; 5Mo 33:1 - 5Mo 34:12; Jes 65:17 / Eph 1:9-10; Röm 11:36; Kol 1:15-17; 1Kor 15:22-28; Phil 2:10-11; Offb 5:13.
32* 2Mo 20:10-11 / Hebr 4:9.
33* Hebräisch „Yashen“, NAS Exhaustive Concordance of the Bible with Hebrew-Aramaic and Greek Dictionaries, 1981, 1998 Nr. 3462 und „num“ Nr. 5123.


Zurück zu Die Geschichte Israels


🏠 Start | ☰ Menu | 📖 Stelle | 🔎 Text | ☱· Tabellen | 🗂 Verzeichnisse | ℹ️ Info | 📩 Kontakt | 🔍