Die Gemeinde in ihrer ewigen Bedeutung

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Abschrift des Heftes: Die Gemeinde Jesu Christi
in ihrer Bedeutung für Himmel, Erde, Zeit, Ewigkeit
Friedrich Malessa, Samplatten (Ostpr.)

Paulus Verlag Stuttgart

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Die Gemeinde Jesu Christi

in ihrer Bedeutung für Himmel, Erde, Zeit, Ewigkeit

6. Die Gemeinde in ihrer ewigen Bedeutung

Die Gemeinde Jesu Christi hat eine zeitliche Bedeutung, weil sie in erster Linie eine ewige Bedeutung hat. Sie trägt Ewigkeit in die Zeit solange, bis die Zeit von der Ewigkeit überwunden ist. Sie ist darum um des Ewigen willen da! Sollte die Gemeinde nur um des Zeitlichen willen da sein, dann wäre sie weltlich und vergänglich, aber nie göttlich und ewig. Es ist darum sehr notwendig, die ewige Bedeutung der Gemeinde festzustellen.

So wie wir die Gemeinde auf der Zeitlichkeitslinie in einem Wirkerstand kennengelernt haben, so werden wir sie auch auf der Ewigkeitslinie in einem Wirkerverhältnis festzustellen haben. Es ist dieselbe Linie, nur in einem anderen Raum.

Vor Gott gibt es keinen „nur selig“ Stand, sondern einen "Lebensstand“. Leben ist aber nicht selige Selbstbeschaulichkeit, sondern elementare Offenbarung. Diese kraftvolle Lebensoffenbarung hat sowohl in der Zeit, wie auch in der Ewigkeit die gleiche Bedeutung.

Wiederum ist es Paulus, der uns über das Ewigkeitsverhältnis der Gemeinde genauestens unterrichten kann. Die erklärende Stelle finden wir in Eph 1:22.23: „Und hat alle Dinge unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allem erfüllet“. Zweierlei ist uns hier gesagt:

  1. Die Gemeinde ist Christi Leib.
  2. Durch Christus und seinen Leib wird alles in allem erfüllt.

Über das 1. sprachen wir schon bei der Darstellung der Wesenhaftigkeit der Gemeinde. Hier braucht nur hinzugefügt zu werden, dass die Gemeinde nach der ewigen Seite hin ein unaufhaltsames Wachsen und Zunehmen zu verzeichnen hat. Paulus sagt: „Biss dass wir hingelangen zu dem erwachsenen Manne, zu dem Maße des vollen Wuchses, der Fülle in Christus“ (Eph 4:13)* Das Wachsen des Leibes Christi geht sowohl in qualitativer, als auch in quantitativer Hinsicht vor sich. Das Werden des Leibes Christi ist zu vergleichen einem wachsenden Baume, der seinen Wuchs entsprechend der Höhe und Weite, auch in die Tiefe hat. Wie sollte ein großer Baum den Stürmen widerstehen können, wenn er nicht entsprechend tief verankert wäre? Und was hätten die tiefen Wurzeln für Bedeutung, wenn sie nicht eine weite Krone mit viel Frucht tragen dürften?

* Hier ist nicht nur das Wachsen des persönlichen Christenlebens gemeint, sondern vornehmlich das Wachsen des „Leibes Christi“. Das Wachsen des Christenlebens ist abhängig vom Wuchs in Christus, bzw. vom Wuchs des „Christus“. Das „Hingelangen zu dem erwachsenen Manne“ ist selbstverständlich nicht nur das Hineingestelltwerden in die unsichtbare Gemeinde gemeint. Die unsichtbare Gemeinde wird auch sichtbar, und darum ist das Hingelangen zu der sichtbaren Gemeinde gleichbedeutend und gleich wichtig. Es muss darum die Heiligung des Gemeindelebens uns ebenso wichtig erscheinen, wie die Heiligung des persönlichen Lebens. Meines Erachtens ist in dem Heiligungsbestreben hier viel vernachlässigt worden. Es muss uns der Wuchs der Gemeinde ebenso angehen wie der persönliche. Mir scheint, dass Paulus das Wachsen des Leibes Christi sogar zur Voraussetzung macht für das Wachsen der Glieder am Leibe. Das entspricht auch durchaus dem natürlichen Verhältnis. Soviel der Leib wächst, wachsen auch die Glieder. Andernfalls gibt’s Missgestalten.

Das Wachsen des Leibes

Das Wachsen des Leibes wird aber wohl nicht nur im Sichtbaren vor sich gehen, sondern auch im Unsichtbaren. Das Sterben der Gläubigen, das eigentlich nur ein „Entschlafen“ bedeutet (1Thes 4:13), wird wahrscheinlich an dem Wuchs nichts hindern können. Sollte 2Kor 3:18: „Nun aber spiegelt sich vor uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verkläret in dasselbige Bild, von einer Klarheit zur anderen, als vom Herrn, der der Geist ist“, nur für das Diesseits eine Bedeutung haben? Wenn auch für das Jenseits, dann ist das Verhältnis der Gemeinde gekennzeichnet mit den Worten: „Bleiben in ihm“. Jesus hat das so wunderbar verdeutlicht mit dem Gleichnis vom Weinstock und den Reben (Joh 15). Wachstum der Rebe und der Frucht ist nur durch die lebensmäßige Verbindung mit dem Weinstock möglich.

Nun aber erst die andere Bedeutung: „Durch Christus und seine Gemeinde wird alles in allem erfüllet“. Damit ist angedeutet, dass das eigentliche Vollendungsgeschehen erst durch den zur „Fülle gelangten Christus" erfolgen wird. Christus kann in die große Reichsvollendungsaktion erst eintreten, nachdem er durch die Gemeinde seine „Fülle“ erlangt hat.*

* Diese Feststellung wollen wir uns merken, denn sie ist wichtig für andere Fragen: Erstlingsauferstehung, Entrückung, Richtstuhl Christi u. a. m.. Darüber im nächsten Kapitel.

Was gehört zu Christi Vollendungswerk?

Wir haben die einzigartige Tatsache vor uns, dass Jesus Christus zu seinem großen Vollendungswerk in erster Linie die Gemeinde gebrauchen wird. Was gehört zu seinem Vollendungswerk?

  1. Die Hochzeit des Lammes! „Lasst uns freuen und fröhlich sein, und ihm die Ehre geben. Denn die Hochzeit des Lammes ist kommen, und sein Weib hat sich bereitet“ (Offb 19:7). Die Hochzeit des Lammes, d. h. die Vereinigung des „Füllechristus“ mit dem Auswahl-Israel gehört noch zur „Fülle“ Christi. Diese „eheliche“ Ergänzung bezweckt aber nicht die Leibesfülle des Christus, denn sie ist durch die Leibes-Gemeinde da, sondern die Wirkungs- und Lebensfülle, gleichwie im natürlichen Leben ein Mann, der vom Kindesalter zum reifen Mannesstand herangewachsen ist, durch die Verehelichung in seinem Leibesleben keine Veränderung erfährt, sondern zum vollen Wirkungs- und Lebensverhältnis gelangt. Durch die Verehelichung bleibt der Leibesstand derselbe, jedoch der Wirkungs- und Lebensstand wird ein wesentlich anderer. Christus vereinigt mit der Leibesgemeinde, ist der „Füllewirker“. Christus, vereinigt mit der Brautgemeinde, tritt ein in die „Füllewirkung“! Die Leibes-Gemeinde in Christus ist der werbende und bestimmende Teil. Die Brautgemeinde in Christus ist der angeworbene und ausführende Teil. Die Leibes-Gemeinde trägt das Gepräge des Königs, die Braut-Gemeinde das des Königsvolkes.*
  2. Gericht über den Antichrist und den falschen Propheten! „.... den der Herr hinwegtun wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch das Offenbarwerden seiner Ankunft“ (2Thes 2:8). „Und es wurde ergriffen das Tier und der falsche Prophet, der mit ihm war, der die Zeichen vor ihm tat, durch welche er die verführte, welche das Malzeichen des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten, - lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt. Und die übrigen wurden getötet mit dem Schwerte dessen, der auf dem Pferde saß, welches Schwert aus seinem Munde hervorging; und alle Vögel wurden von ihrem Fleisch gesättigt“ (Offb 19:20.21).
  3. Bindung Satans für 1000 Jahre! „Und ich sah einen Engel aus dem Himmel hernieder kommen, welcher den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette hatte. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche der Teufel und der Satan ist, und band ihn tausend Jahre....“ (Offb 20:1.2).
  4. Aufrichtung des Reiches Christi! „Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, welches ewiglich nicht zerstört, und dessen Herrschaft keinem anderen Volke überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen: weil du gesehen hast, dass vom Berge ein Stein sich losriss ohne Hände, und das Eisen, der Erz, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte (Dan 2:44-45)."
  5. Sammlung des Königsvolkes Israel auf Erden! „Aber das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen Volk des Höchsten gegeben werden“ (Dan 7:27). „.... und die Seelen derer, die enthauptet sind um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier noch sein Bild, und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und auf ihre Hand, diese lebten und regierten mit Christo tausend Jahre... Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung; über solche hat der andere Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre (Offb 20:4.6)."
  6. Missionsdurchführung im tausendjährigen Reich! „... Und ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewig Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, und allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern“ (Offb 14:6). „... denn alle Heiden werden kommen und anbeten vor dir, denn deine Urteile sind offenbar geworden“ (Offb 15:4b)." „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des Herrn Haus ist, fest stehen, höher denn alle Berge, und über alle Hügel erhaben werden; und werden alle Heiden dazulaufen und viel Völker hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen ...“ (Jes 2:2.3; Mi 4:1-4). „Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, ... denn er wird Frieden lehren unter den Heiden ...“ (Sach 9:10.14.16-21). „Dass euch alle Heiden selig preisen; denn ihr sollet ein wertes Land sein“ (Mal 3:12). „Zu der Zeit werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Heiden einen jüdischen Mann bei dem Zipfel ergreifen und sagen: „Wir wollen mit euch gehen, denn wir hören, dass Gott mit euch ist“ (Sach 8:23).
  7. Endkampf nach dem tausendjährigen Reich! „... Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde, und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt“ (Offb 20:7-9).
  8. Endgericht! „.... und Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch ward aufgetan, welches ist des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach der Schrift in den Büchern, nach ihren Werken (Offb 20:11-15)."
  9. Gerichts- und Heilsherrschaft Christi! „Er muss aber herrschen, bis er alle seine Feinde unter seine Füße lege. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod“ (1Kor 15:25.26). „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege“ (Ps 110:1). „Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen“ (Ps 2:9).
  10. Aufrichtung des Reiches Gottes! „Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf dass dann Gott sei alles in allem“ (1Kor 15:28).
* Die Annahme, die Gemeinde sei die Brautgemeinde, ist unsachlich, unnatürlich und unbiblisch. Ist die Gemeinde Leib Christi, dann ist sie eben nicht Weib Christi. Die femininen Worte: Witwe, Hure, Weib, Braut, werden in der Bibel konsequent, je nach Stand und Verhältnis, auf das Volk Israel angewandt.

Was das Angedeutete alles in sich birgt, und was das für Christus und seine Gemeinde bedeutet, geht weit über unser jetziges Verstehen. Ahnend können wir nur mit Paulus sagen: „Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege“ (Röm 11:33).

Ausführung der Gerichte

Paulus, der ausersehene Gemeindemann, weiß über den zukünftigen Herrscher- und Richterstand der Gemeinde nur zu sagen: „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Wisset ihr nicht, dass wir über die Engel richten werden?“ (1Kor 6:2.3). Damit deutet er an, dass alle Gerichte über die Welt und über die Fürstentümer, Herrschaften und Gewalten, die im Überirdischen herrschen, durch den „Füllechristus“ vollzogen werden.*

Damit wird auch Jesu Wort „Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn übergeben“ (Joh 5:22), in ein besonderes Licht gerückt. Was der Sohn als das Haupt verrichtet, das vollbringt auch sein „Leib“.

Diese Gerichts- und Vollendungsgeschehnisse durch den „Füllechristus“ in den einzelnen Etappen, wie wir es eben angedeutet haben, bis ins kleinste erklären zu wollen, steht uns nicht zu. Die wenigen Andeutungen der Schrift über diese Geheimnisse reichen nicht aus, um Einzelheiten erklärend herausstellen zu können:**

* Dass nur die gefallenen Engel gerichtet werden und nicht die heiligen, steht außer Frage. Ebenso fraglos ist es mir, dass das ganze Herrschen und Richten des „Füllechristus“ Erlösung bezweckt.
** Die Reichsschriften, die das Reichsvollendungsgeschehen darstellen, bringen mehr zum Ausdruck, was Christus wirkt, und weniger wie er wirkt. Weil von Christi Füllepersönlichkeitsstand wenig berichtet wird, kann darum auch über den vollendeten Leibesstand der Gemeinde in Christus verhältnismäßig wenig gesagt werden. Auf Spekulationen verzichten wir. Zu beachten ist aber, dass die Gemeinde gleichwie Christus stets die himmlische Linie innehat. Die irdische Linie, auch auf der neuen Erde, ist dem Königsvolk, zu dem in erster Linie Israel gehört, vorbehalten. - Leib und Weib bilden „ein Fleisch“, und nehmen doch andere Plätze ein.

Reich Christi und Reich Gottes

Eins kann nach der Schrift uns hier deutlich werden: Die Unterscheidung zwischen Reich Christi und Reich Gottes. Zum Reiche Christi gehören die Zeiten, in denen der „Füllechristus“ in der erlösungsmäßigen Weise herrschen wird. Erlösungsregieren und Erlösungsdienst wird da getätigt solange, bis auch der letzte Feind zu seinen Füßen liegt. Alsdann wird auch der Sohn sich dem Vater unterordnen, auf dass dann Gott sei alles in allen und in allem (1Kor 15:28). Von da ab beginnt das absolute und endgültige R e i c h G o t t e s , des Vaters!

Welchen Herrlichkeitsstand die Gemeinde, als der Leib Christi, in den Christus-Äonen und dann im Vater-Reich einnehmen wird, geht über unsere Begriffe. Die genaueste Deutung ist wohl noch die: „Dass kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehöret, und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben“ (1Kor 2:9).

Unsagbare Seligkeiten warten der Kinder Gottes. Aber Seligkeiten, die aus dem heiligen Erlösungswerk erwachsen. Erlösungsdienst wird sich auf alle Ewigkeiten erstrecken. Erlöser und Erlösungsdiener sind der „Füllechristus“! Das sind Seligkeiten, die aus dem Dienen ohne Ende erstehen!

Lies weiter:
7. Die Gemeinde in ihrem Vollendungsgeschehen