Die Gemeinde Jesu Christi - das große Meisterwerk Gottes

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Auszüge aus dem Buch: "Das feste prophetische Wort" von Pastor A. Fünning
erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

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Kapitel davor:
9. Die Weissagung von den 70 Jahrwochen!

10. Die Gemeinde Jesu Christi - das große Meisterwerk Gottes

Die tiefsten und herrlichste Aufschlüsse über die Gemeinde Jesu Christi gibt uns der Epheserbrief. Zeigt uns der Kolosserbrief die Herrlichkeit Christi, so zeigt uns der Epheserbrief die Herrlichkeit der Gemeinde in Christo Jesu. Der Psalmist ruft aus in Ps 19.: "Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und die Feste verkündigt seiner Hände Werk!" Wir heben unsere Augen empor und nehmen die Wunder der Schöpfung wahr, die alle durch den Sohn und für den Sohn geschaffen sind (Kol 1:10) Doch im Epheserbrief öffnet sich ein anderer Himmel. Sind die Himmel der Schöpfung wunderschön und unergründlich, so sind noch viel wunderbarer die Himmlischen in welche Christus eingegangen ist über alle Fürstentümer und Gewalten, was genannt mag werden im Himmel und auf Erden und in welche die Himmlischen er erlöste, begnadigte, in seinem Blut gewaschene und durch seinen Geist geheiligte Sünder, die Gemeinde, die Er zu seiner Rechten auf seinen Thron erhöht.

Das große Meisterwerk Gottes in Christo

Der Zentralvers des Epheserbriefes ist Eph 2:10:

"Wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen."

Unser deutsches Wort "Werk" entspricht nicht ganz dem Sinn des Wortes "poiema" im Urtext, von welchem unser Wort Poem (Gedicht) herkommt. Es ist ein köstlicher Gedanke, dass die durch Jesu Blut und Geist Geretteten, die Gemeinde, ein Poem, ein Gedicht Gottes ist. Mann trifft den Sinn des griechischen Wortes am besten, wenn man dieses mit "Meisterwerk" übersetzt, wie mache es tun. Dann lesen wir jenen Zentralvers wie folgt:

"Wir sind sein Meisterwerk, geschaffen in Christo Jesu" usw.

Das griechische Wort "poiema" kommt im Neuen Testament nur noch einmal vor, und zwar in Röm 1:20, wo die Schöpfung Gottes, das Weltall, ein "poeima" genannt wird. Also nach der Schrift gibt es zwei Meisterwerke Gottes, das der Schöpfung, und dann das noch herrlichere Meisterwerk der Gemeinde, das uns gerade im Epheserbrief so klar geschildert wird. Um das erste Meisterwerk Gottes, die Schöpfung wiederherzustellen, das nahm dem Herrn bloß sechst Tage; aber das zweite Meisterwerk Gottes, die Gemeinde, herzustellen, dazu musste der Sohn Gottes den schimpflichsten Kreuzestod sterben. Und seitdem ist der heilige Geist nun schon 2000 Jahre an der Arbeit, aus allen Völkern der Erde die Gemeinde herauszuheben, und immer ist seine Arbeit noch nicht fertig.

Wenn ein Architekt ein großes Gebäude aufführen will, so entwirft er zuerst einen Plan, nach welchem er dann den großen Bau aus- und aufführt. So hat auch Gott der Herr einen Plan seines Meisterwerkes, der Gemeinde, entworfen. Den finden wir in Eph 1.. Dort sehen wir wie sich alle drei Personen der Gottheit, Vater, Sohn und heiliger Geist, an der Ausführung dieses wunderbaren Meisterwerks beteiligen. Wir erfahren auch (Eph 1:4), dass dieses Meisterwerk Gottes, die Gemeinde, vor Grundlegung der Welt von Gott erdacht war. Also, als dies gewaltige Weltall noch gar nicht existierte, als die Morgensterne miteinander Gott priesen und jubelten (Hi 38:7), lange bevor wir lesen: "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde" (1Mo 1:1), da hat Gott der Herr in Christo Jesu die Gemeinde erdacht, erwählt und bestimmt, dass Christus, wenn die Zeit erfüllet sein werde, Gottes Meisterwerk zustande bringen soll.

Die Gemeinde war 4000 Jahre ein Geheimnis

Paulus nennt dieses Meisterwerk Gottes, die Gemeinde, ein "Geheimnis, das nicht kundgetan worden ist in den vorigen Zeiten (oder Generationen) den Menschenkindern" Eph 3:4.5. (vergl. Röm 16:25; 1Kor 2:7; 1Petr 1:10-12), also auch keinem Propheten ist dieses Geheimnis offenbart worden. Wir können das ganze Alte Testament durchblättern, vom ersten bis zum letzten Vers, wir werden kein Wort von einer Gemeinde Jesu Christi finden. (Wir haben deshalb auch kein Recht, die alttestamentlichen Weissagungen, die samt und sonders Israel und der Völkerwelt im nächsten Zeitalter gehören, uns anzueignen. Tun wir es dennoch, dann begehen wir ein Unrecht.) Die Gemeinde Jesu ist eine Parenthese (Einschiebung). Als Israel seinen Messias, den König und das Königreich verworfen hatte, da setzte Gott der Herr dieses, sein Volk, zeitweilig in die Ecke. Der Faden der Geschichte Israels riss entzwei. An Israels Stelle trat dann die vor Grundlegung der Welt erdachte und erwählte Gemeinde, aus allen Völkern der Erde gesammelt. Sobald aber die Fülle der Heiden, die Gemeinde, eingegangen, d.h. entrückt sein wird, dann wird die große Einschiebung beendet sein und dann wird Gott der Herr Israel aus der Ecke wieder hervorholen, den Faden mit Israel wieder da anknüpfen, wo er abgerissen war, und Israels Geschichte wird seinen von Gott bestimmten Fortgang nehmen bis zur herrlichen Vollendung.

Worin besteht das Geheimnis, das nicht kundgetan worden ist in den vorigen Zeiten den Menschenkindern, das 4000 Jahre verborgen war, aber dem Apostel Paulus geoffenbart wurde? Das führt Paulus in einzigartiger Weise im Epheserbrief aus. Schon in Eph 2. legt er auseinander, wie der Herr Jesus durch sein Blut am Kreuz die trennende Zwischenwand zwischen Juden und Heiden hinweggetan (Eph 2:14), wie er den Unterschied zwischen Rein und Unrein (Apg 10:11-16) aufgehoben, wie die Heiden nun ohne jegliche Angliederung an Israel, ohne Gesetz, Sabbat, Beschneidung, Halten der israelitischen Festtage, ohne irgendwelche Beobachtung des israelischen Kultus, nur durch den Glauben an Jesus direkt in den Vollbesitz des Heils gelangen können (Eph 2:16; Apg 28:28). Nun können die Heiden aus dem offenen Heilsbrunnen in Christo schöpfen, ohne vorher die jüdische Schöpfberechtigung sich zu beschaffen (Röm 10:12,13). Hier in Eph 3. führt er noch weiter aus, was er schon in Eph 2. so meisterhaft ausgeführt hatte. Das Geheimnis besteht darin, Eph 3:6:

Dass die Heiden Miterben sind

Und zwar einmal Miterben mit den Gläubigen aus Israel, wie in Eph 2:10 betont wurde: "Mitbürger der Heiligen." Das AT enthält viele Weissagungen für die Heiden. Sie handeln von Gerechtigkeit und Friede, welches die Nationen der Erde genießen werden. Jedoch alle Weissagungen bezüglich der Segnungen der Heidenwelt weisen auf das kommende Zeitalter hin, das eingeleitet werden wird durch die Wiederkunft des Herrn. Dann werden die Nationen sich zu Israel halten und werden Licht und Herrlichkeit in Israel suchen. Statt vieler, nur einige diesbezügliche Weissagungen (z.B. Jes 2:2; Jes 60:3-5).

In keiner dieser Weissagungen wird gesagt, dass die Heiden "Miterben mit Israel" und "Mitbürger der Heiligen" sein werden, was nun tatsächlich der Fall ist durch das geoffenbarte Geheimnis. - Doch wir müssen den Begriff "Miterben" noch viel weiter und höher fassen, nämlich nicht nur Miterben mit Israel, sondern auch Miterben Christi. Christus, der von Gott von den Toten auferweckt worden ist, ist nach Hebr 1:2 von Gott gesetzt zum Erben über das All, zum Erben aller Dinge. "Fordere von mir,, so will ich dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum" (Ps 2:8). Gläubige werden (Röm 8:17) "Miterben Christi" genannt, weil sie Söhne Gottes sind. Also die Gläubigen aus den Heiden werden durch den Glauben an Jesus nicht nur in das Erbe der Heiligen aus Israel, sondern auch in das wunderbare Erbe des Sohnes Gottes eingesetzt. In dem Geheimnis der Gemeinde hier wird ein Erbe geoffenbart, das weit über das Erbe Israel hinausgeht, ja viel weiter geht, als was Israel oder den Nationen der Erde verheißen ist.

Miteingeleibt, genauer: Mitleib

Auch dieser Ausdruck hat eine doppelte Bedeutung. Es bedeutet sowohl ein Leib mit allen Heiligen und Gläubigen aus Israel als auch ein Leib mit Ihm, dem Haupt. Die Gläubigen aus Israel wurden am Pfingsttag durch den heiligen Geist zu einem Leib vereinigt, und der wunderbare Organismus der Gemeinde, sein Leib, war gegründet. Gläubige aus den Heiden werden durch den heiligen Geist diesem, seinem Leib mit einverleibt. "denn", also lehrt Paulus:

"Wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Knechte oder Freie" (1Kor 12:13).

Und von diesem Leib ist Christus das herrliche Haupt. Mehr darüber später.

Mitgenossen seiner Verheißung in Christo Jesu

Diese hier erwähnte "Verheißung" gehört nicht Israel, sondern der Gemeinde. Das sind Verheißungen, die der Vater dem Sohn gegeben hat, und die alle Ja und Amen sind in Christo, seit Christus auferweckt ist von den Toten und sich gesetzt hat zur Rechten Gottes, wo er hinfort wartet, bis alle Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden. In Offb 3:21 steht geschrieben: "Wer überwindet, dem will ich geben mit mir auf meinem Thron zu sitzen." Andere Verheißungen sind das Gericht über die Völkerwelt, an welchem auch die Seinen Anteil haben werden, ebenfalls das Gericht über die Engel (1Kor 6:2.3). Ferner als Unterkönige und Priester werden die Seinen mit Christo regieren und herrschen über die Erde. An diesen und vielen anderen köstlichen Verheißungen wird die Gemeinde "Mitgenosse seiner Verheißung" sein.

Wann begann die Gemeinde?

Als der Herr Jesus einst in der Gegend von Cäsarea Philippi war, fragte er seine Jünger: "Wer sagen die Leute, dass des Menschen Sohn sei?" Sie sprachen: "Etliche sagen, du wärst Johannes der Täufer, andere, du wärst Elias; etliche, du wärst Jeremia oder der Propheten einer." Dann fragte er sie: "Was sagt denn ihr, dass ich sei?" Da antwortete Simon Petrus: "Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!" Da sprach Jesus zu ihm: "Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir: Du bist Petrus (Fels) und auf diesen Felsen (nämlich auf den Felsen des Bekenntnisses, dass Jesus Christus - Israels und der Welt Heiland - und Sohn Gottes sei), will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen." Da steht ganz deutlich: "will ich bauen", nicht "ich baue sie" oder: "habe sie gebaut", sondern: "will ich bauen"; also die Gemeinde war etwas, was noch nicht da war, die aber in Zukunft entstehen sollte.

Wie Israel im Ratschluss Gottes eine Sonderstellung einnimmt und in Zukunft wieder einnehmen wird, genau so nimmt die Gemeinde im Ratschluss Gottes eine Sonderstellung ein. Sie ist eben eine Auswahl und nur eine Auswahl aus allen Völkern und Sprachen der Erde, einschließlich Israels. Der Herr Jesus ist der Baumeister der Gemeinde: "will ich bauen meine Gemeinde." Christus hat durch seinen Tod und seine Auferstehung das Fundament der Gemeinde gelegt. Am Pfingstfest wurde sie dann durch die Ausgießung des heiligen Geistes gegründet oder geboren. So haben wir seit dem Pfingsttag eine Dreiteilung der Menschheit: Bis Abraham war nur ein Volk in der Welt vorhanden, die Heidenwelt, seit Abraham sind Heiden und Juden, dagegen seit Pfingsten sind Heiden, Juden und die Gemeinde Gottes (1Kor 10:32).

Die Gemeinde Jesu Christi,d die aus seinem Geist geboren ist, hat es von Anfang an bis an ihr irdisches Ende und in den zukünftigen Zeitaltern immer vorwiegend mit dem Herrn Jesus zu tun. Er ist Anfang, Mitte und Ende, Ein und Alles, Kern und Stern, die eine große Zentralperson, der Pol und das Haupt der Gemeinde. Die Gemeinde hat einen bestimmten Anfang, sie hat eine bestimmte Aufgabe und wird auch ein bestimmtes, irdisches Ende haben. Obwohl sie, vor Grundlegung der Welt im Ratschluss Gottes erdacht und vorherbestimmt war, nahm sie jedoch erst (Apg 2.) ihren irdischen, geschichtlichen Anfang und wird nach 1Thes 4. ihr irdisches, geschichtliches, herrliches Ende haben.

Andere Bezeichnungen der Gemeinde

Um die Herrlichkeit der Gemeinde zu zeigen, werden derselben in der Schrift eine ganze Anzahl köstliche Namen beigelegt: Sie wird genannt:

Leib Christi

"Welche da ist sein Leib" (Eph 1:23). Dieses wichtige Bild bezeichnet die Segnungen der Gemeinde von Christo, ihrem Haupt, z.B. wie nur ein Wille den ganzen Leib, alle Glieder regiert, nämlich der Wille des Hauptes, so wird die Gemeinde regiert von einem Willen, von dem des Hauptes. Denn, wie jedes Glied des Leibes in direkter Beziehung zum Haupt steht, so steht jedes Glied des Leibes in direkter Beziehung zum Haupt Christus. Kein Mensch, auch kein Engel steht dazwischen. Ferner, niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er ernährt und pflegt es; so nährt und pflegt Christus die Gemeinde (Eph 5:29). Er ist seines Leibes Heiland (Eph 5:23). Dann, wie im irdischen Leben der Leib Organ und Wohnung des Geistes ist, so ist die Gemeinde "sein Leib", einmal die Wohnung Christi (Joh 14:23), dann aber auch das Organ, durch welches die manigfaltige Weisheit kundgemacht werden soll (Eph 3:10), jetzt und in den künftigen Zeitaltern. Die Gemeinde als "sein Leib", die in Christo und Christus in ihr, ist nach Kol 1:27 die Fortsetzung des Lebens Jesu in dieser Welt, jetzt allerdings unvollkommen, in vollkommener Weise aber in Herrlichkeit.

Deshalb ist die Gemeinde "sein Leib", "die Fülle", d.h. das Vollmaß des, der alles in allem erfüllt (Eph 1:23). Christus ist nicht vollständig ohne seine Gemeinde. Erst die Gemeinde ist seine volle Ausgestaltung. Endlich besteht der Leib aus vielen Gliedern. Wie mun durch alle Glieder des Leibes ein Geist durchzieht, so durchströmt durch alle wahren Glieder des Leibes auf der ganzen Erde ein Geist, der Geist Jesu Christi.

Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen Knechte oder Freie, alle sind mit einem Geist getränkt (1Kor 12:13).

Erstlinge

Besser: Erstlingsfrucht der Kreaturen Gottes Jak 1:18. Das ist die Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, Hebr 12:23. Der Erstgeborene hatte in Israel besondere Vorrechte. Israel, als Gottes "erstgeborener Sohn" (2Mo 4:22.23) hatte ebenfalls besondere Vorrechte und nahm eine Sonderstellung, wie schon weiter oben betont, unter den Völkern der Erde ein und wird in der Zukunft wieder eine solche einnehmen. Aber auch die Gemeinde als Erstlinge und Erstlingsfrucht der Kreaturen Gottes nimmt eine Sonderstellung im Ratschluss Gottes ein. Als Gemeinde der Erstgeborenen hat sie

a) eine priesterliche Stellung (4Mo 8:16-18), 1Petr 2:5 und
b) eine königliche Stellung, Offb 1:6
c) einen doppelten Anteil am Erbbesitz, 5Mo 21:15-17; Eph 1:3.

Wenn im Alten Testament geerntet wurde, so gehörte die Erstlingsfrucht dem Herrn. Doch die Erstlingsgarben waren nicht die einigen Garben der Ernte, nein, es wurden noch viele andere Garben eingeerntet. Die Gemeinde ist die Erstlingsgarbe, die in ganz besonderer Weise dem Herrn geweiht ist und zu seiner Zeit eingebracht werden wird. Wie die Erstlingsfrucht eine Auswahl war und ist, so ist die Gemeinde der Erstgeborenen eine Auswahl aus allen Völkern und Sprachen, einschließlich Israels. -

Die Vollzahl der Heiden

Die Fülle oder Vollzahl der Heiden (Röm 11:25) meint die Gesamtheit der aus den Heidenvölkern einschließlich Israel, durch den heiligen Geist durch das Evangelium Herausgerufenen und zu Christo Bekehrten, die den Leib Christi bilden. Wenn das letzte Glied eingesammelt, also die Vollzahl erreicht ist, dann geht "die Fülle der Heiden" ein, d.h. sie wird entrückt (1Thes 4:16.17) - Die Gemeinde wird ferner genannt:

Eine Behausung Gottes im Geist

Eph 2:2. Im Alten Testament wohnte Gott im Allerheiligsten, zuerst in der Stiftshütte, dann im Tempel. Jetzt, wo der Tempel temporär beiseite gesetzt ist, wohnt der Herr in seiner Gemeinde. - Verwandt mit dieser Bezeichnung ist:

Tempel Gottes

1Kor 3:16-17; 2Kor 6:16; Eph 2:21. Dieser wird nicht aus toten, sonder aus lauter lebendigen Steinen (wiedergeborenen Menschen)erbaut, und zwar auf dem Grund Jesu Christi und seiner Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist. Der Bau des salomonischen Tempels vollzog sich ganz geräuschlos, kein Hammerschlag wurde gehört; ebenso geräuschlos vollzieht sich der Bau des großen, geistigen Tempels in aller Welt, bis der letzte Stein eingefügt ist. Dann aber wird dieser Prachtbau und sein Baumeister von aller Welt bewundert werden, wie geschrieben steht: "Wenn Er kommen wird, dass Er herrlich erscheine in seinen Heiligen und bewundert in allen Gläubigen (2Thes 1:10). Eine weitere Bezeichnung ist:

Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit

1Tim 3:15. Wie die Gläubigen als Licht der Welt die moralische und religiöse Finsternis in der Welt erleuchtet und als Salz der Erde ihre Umgebung vor Fäulnis bewahrt, so ist die Gesamtheit der Gläubigen, der Gemeinde, der starke Pfeiler und die gewaltige Grundfeste der Wahrheit, welche das Verderben in der Welt "aufhält" (2Thes 2:6). Ist aber mal das "Aufhaltende", nämlich der heilige Geist in der Gemeinde fort, entrückt, dann ist auch der "Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit" fort, und dann werden sich die Schleusen des Verderbens öffnen und der vollendete Abfall wird da sein. - Ferner wird die Gemeinde genannt:

Die kostbare Perle

Mt 13:45-46. Nicht eine kostbare Perle, möglicherweise eine aus vielen, sondern die eine, einzige kostbare Perle, welche die Brunst des Königs aller Könige in aller Ewigkeit schmücken wird. - Eine weitere Bezeichnung:

Goldener Leuchter

Offb 1:20. Nicht eine schmutzige, rußige Laterne mit übel riechendem Docht, sondern ein goldener Leuchter soll die Gemeinde sein. Golden, nicht ein hölzerner, eiserner, kupferner oder silberner, sondern ein goldener Leuchter soll sie sein. Golden - aus bestem Material: Christi Opfertod, seine Auferstehung, sein heiliger Geist, Warten auf den wiederkehrenden Herrn, soll der Leuchter, erbaut sein und erbaut werden. Wo dies Material nicht mehr gebraucht wird, da ist aus dem goldenen Leuchter ein ausgehendes Kerzenlicht oder gar eine rußige Laterne geworden, wie solche heute die liberalen Kirchen bereits sind.

Die Aufgabe des Leuchters ist, zu leuchten. Sie soll ein Leuchtturm sein, der Licht in das Dunkel der Nacht hinauswirft, zum Segen der auf dem Wasser sich Befindenden. Wehe, wenn der Leuchtturm kein Licht mehr ausstrahlt, und wehe, wehe, wenn eine Gemeinde nicht mehr das Licht von dem, der "das Licht der Welt ist" (Joh 8:12), aus- und abstrahlt. Die schreckliche Folge wird in Offb 2:5 angegeben. - Eine andere Bezeichnung ist:

Baum

Kol 2:7 (Ps 1:3; Ps 92:13-16).Der an den Wasserbächen der Gnade gepflanzt ist, aus welcher die Gemeinde reichlich schöpft, deshalb verwelken ihre Blätter nicht, ja auch im Alter wird sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein. Ferner sind die Glieder der Gemeinde:

Könige und Priester

Offb 1:6; Offb 5:10: Offb 20:6; Offb 22:5, auf welch wunderbare Bezeichnungen bereits hingewiesen worden ist. Aus der wahren Gemeinde Jesu Christi geht in diesem Zeitalter das Personal hervor, das unter und mit ihrem königlichen Herrn in den kommenden Zeitaltern nicht nur die Welt, sondern auch die Engel richten und mit ihrem Herrn die Welt regieren werden. Ihr Königskinder, lernet jetzt schon die königliche Gesinnung eures Herrn durch seinen Geist euch anzueignen, auf dass wir für den hohen Beruf in den kommenden Zeitaltern jetzt schon erzogen und vorgebildet werden. - Die aller köstlichste Bezeichnung der Gemeinde ist:

Braut und Weib des Lammes

In 2Kor 11:2 lehrt Paulus: "Ich habe euch vertraut einem Manne, dass ich eine reine Jungfrau Christo zubrächte." Und in Eph 5. spricht Paulus von dem lieblichen Verhältnis zwischen Mann und Weib, und dann fährt er fort und sagt in 2Kor 11:32: "Das Geheimnis ist groß, ich sage aber von Christo und seiner Gemeinde." Christus ist der Bräutigam, Mt 25:6, und die Gemeinde, die er mit seinem Blut erkauft und gereinigt hat, ist seine Braut. "Als Braut hat sie die reine und wartende Liebe (2Kor 11:2-3), als Weib die besitzende und genießende Liebe." Eva ist ein Abbild der Gemeinde. Wie Eva aus Adams Seite (als derselbe von Gott in tiefen Schlaf versenkt war) genommen wurde (1Mo 2:21-22; 1Kor 11:8), so stammt die Gemeinde aus der durchbohrten Seite des Christus, der als der Auferstandene den Todesschlaf überwunden hat. Als Adam erwachte und zum ersten Mal sein Weib vor sich stehen sah, da rief er aus: "Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch" (1Mo 2:23). Das Begrüßungswort des ersten Adam bezieht Paulus auf den letzten Adam Christus und sagt:

"Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebein... Das Geheimnis ist groß; ich sage aber von Christo und seiner Gemeinde (Eph 5:30.32).

Wir haben im Bild der Ehe das ganze Werk Christi für seine Gemeinde:

ihre Erwählung - durch seine Liebe, Eph 5:25a,
ihre Erlösung - durch seine Hingabe, Eph 5:25b,
ihre Heiligung - durch seine Herrschaft, Eph 5:26.24.33,
ihre Verherrlichung - durch seine Wiederkunft, Eph 5:27.

Wie Augustinus schon sagt: "Wen Gott verordnet hat vor der Welt, den hat er auch berufen von der Welt, gerechtfertigt in der Welt und wird ihn verherrlichen nach der Welt" (vgl. Röm 8:29-30).

Und wie eine tiefe Sehnsucht nacheinander, auf beiden Seiten, sowohl auf Seiten der Braut, wie auch auf Seiten des Bräutigams vorhanden ist, so ist auch eine tiefe Sehnsucht des Herrn nach seiner, mit seinem Blut erkauften, Braut - der Gemeinde - vorhanden, welche Sehnsucht, je länger desto gesteigerter ausklingt in: "Komme bald, Herr Jesus!" -

Fortsetzung:
Die Aufgabe der Gemeinde