Die Bedeutung des Speiseopfers

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aus dem Buch von Andrew Jukes - Die Opfergesetze nach 3Mo 1-7


1. Teil: a) Das Speiseopfer - 3Mo 2
2. Teil: b) Die Bedeutung des Speiseopfers
3. Teil: c) Die Vielfalt des Speiseopfers


Das Speiseopfer - 3Mo 2

Die Bedeutung des Speiseopfers

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Reden wir also vom Speiseopfer im Allgemeinen, so stellt es Christus das, wie Er Sich Gott als Speise für den Menschen darbringt. Wunderbar süß und kostbar ist dieses für die Seele, die im Glauben Jesus also erblicken kann. Wir werden dies besser würdigen können wenn wir die typische oder vorbildliche Bedeutung der einzelnen Bestandteile des Speiseopfers betrachten.

1. Das Mehl

Der erste Bestandteil ist "Mehl", und dieses Sinnbild ist bedeutungsvoll, ganz übereinstimmend mit dem Wort: "Man mahlt es, dass es Brot werde" (Jes 28:28). Brot ist des Lebens Unterhalt, und Christus, unseres Lebens Unterhalt, wird hier als der Zermahlene dargestellt. Das Bild "Korn", welches zu Pulver zermahlen ist, ist eines des tiefsten L e i d e n s. Es ist nicht der Halm, der lieblich emporschießt, grünend und blühend durch Regen des Himmels, oder der zur vollen Reife heranwächst unter dem Einfluss der Sonnenhitze. Der Gedanke ist hier ein Zerquetscht- und Zermahlenwerden; eine niederdrückende, erschöpfende Prüfung. Jesus ward nicht nur im Feuer bewährt; Gottes Heiligkeit war nicht das Einzige, das Ihn verzehrte. Indem Er den Bedürfnissen der Menschen Sich hingab, ward Seine gebenedeite Seele fortwährend betrübt gedrückt und gekränkt, hier geschah das Zerriebenwerden von Seiten derer, denen Er beistand, für die Er Sich täglich hingab. Wer kann die Evangelien lesen, ohne dies zu sehen? Jesus opfert Sich für andere auf; sie aber können Ihn nicht verstehen. SEineSeele ist mit Jammer erfüllt, Sein Geist tief bekümmert über die Blindheit und Härte ihrer Herzen.

O, welch ein Bild der Hingabe bietet uns nicht Sein niedriger Dienst! Seht Ihn an der am Anfang Seiner Laufbahn jeden Schmerz kannte, der Ihn treffen würde; der die ganze Verwerfung und das schmachvolle Ende Seiner Pilgerschaft vor Augen hatte. Verworfen, wenn Er Segen mitteilen wollte, missverstanden, wer Er unterweisen wollt; leidend, nicht nur von der Hand Seiner Feinde, sondern noch schmerzlicher von denjenigen, die Ihm am nächsten standen: - nur zu diesen sagte Er: "Wie lange soll Ich Mich mit euch leiden" (Mk 9:19). Verworfen, missverstanden, leidend geht Er Seinen Weg ohne das geringste Schwanken; nie hält Er auch nur einen Augenblick inne, in Seinem hingebenden Dienst für seine ganze Umgebung. Bis zum letzten Augenblick Seines Erdenlaufes ist Er, wie vom ersten Anfang an, die Speise aller, die Ihn bedürfen und Ihn annehmen wollen.

Jesus - uns zur Speise gegeben

Trifft uns Kummer oder Bedrängnis, so meinen wir, jetzt sei es Zeit, für uns selber zu sorgen. Nicht so Jesus. Wir denken, unsere Selbsthingabe müssen ihre Grenzen haben. Unser teurer HErr dachte anders. Wir meinen, unser Vorteil, unser guter Ruf, oder doch wenigstens unser Leben dürfe nicht angetastet oder gefährdet werden. Wir denken, wenn unsere Güte verschmäht worden ist, so brauchten wir unser Liebesbeweis nicht zu wiederholen; wir denken, dass auf unsere Ruhe- und Erholungszeit niemand Anspruch haben soll. Ach, wie so ganz anders verhielt Sich unser geliebter, niedriger Meister! O wie weit über uns erhaben in Allem! Nichts bewegte Sein standhaftes Herz, nichts hielt Ihn davon ab, Gutes zu tun. Der Unverstand Seiner Jünger, die Wut Seiner Feinde, die List Satans, alles vermochte Ihn nicht zu erschüttern. Jesus zauderte oder schwankte niemals; Seine Selbstaufopferung war vollkommen.

Denken wir aber, Er habe alles dieses nicht empfunden? Gott allein kennt das Maß Seiner Leiden, und wie tief Er zermalmt und zerbrochen ward. Als Mensch ward Er "allenthalben versucht gleich wie wir, doch ohne Sünde"; und dies erhöhte Seine Schmerzen. Hin und wieder lassen uns die Psalmen einen Blick in Sein Leiden tun, obgleich niemals ein Murren über Seine Lippen kam. "Die Schmach bricht Mir Mein Herz und kränket mich" (Ps 69:21). "Sie zeigen Mir, was Ich schuldig bin" (Ps 35:11). "Wenn Mich doch Mein Feind schändete, wollte Ich's leiden; und wenn Mein Hasser wider Mich pochte, wollte Ich Mich vor ihm verbergen Du aber bist Mein Geselle, Mein Freund, Mein Verwandter, die wir freundlich miteinander waren unter uns, wir wandelten im Haus Gottes unter der Menge" (Ps 55:13-15 - Ps 22:15.16). Es kann sein, das etliche der Kinder Gottes hier nicht einzudringen vermögen; sie kennen die Prüfungen, die der Dienst Gottes mit sich bringt, noch nicht. Folgen sie aber nur Jesus in der Hingabe für andere, so wird ihnen das Sinnbild "gemahlenes Korn" nicht ganz fremd bleiben. In der Tat, wie vieles von den Leiden Christi bleibt uns verborgen, bis wir durch Gottes Gnade nach unserm Maß in die Umstände gebracht werden, in denen Er Sich befand, und bis wir die tiefen Kränkungen empfinden, welche uns unsere Brüder oft unbewusst zufügen, während wir ihnen dienen und uns für sie opfern.

Ich habe im Vorhergehenden etliche Schmerzen angedeutet, welche Jesu heilige Seele litt, aber wie sehr ward auch Sein L e i b zermahlen! Welche Arbeit, welche Schmerzen, welche Schmach hat Er erduldet, um andern zur Speise zu werden (Ps 102:5-6). So sehr war Er durch Arbeit erschöpft, dass Er nicht einmal Sein Kreuz tragen konnte. Ein anderer ward gezwungen, es für Ihn zu tragen (Mk 15:21). Gewiss tat dieser es nicht aus Freundlichkeit, sondern weil man ihn zwang. Jesus war schon zermahlen und gebrochen. Jetzt war Er bereit, auf den Altar gelegt zu werden. Welche Lehre für den Gläubigen, den danach verlangt, sich dem Dienst seiner Brüder zu widmen! Wie bezeugt sie uns, dass der Dienst in Selbsthingabe, Selbstaufopferung besteht. Um andere zu befriedigen, ward Christus zerbrochen! Auch heute noch muss Korn zu Brot gemahlen werden, und je näher unser Dienst den Seinen kommt, - wie unendlich weit wir auch immer von Ihm entfernt bleiben werden - je mehr werfen wir Ihm ähnlich sein, Ihm, dem Zerriebenen, Niedergedrückten, Zerbrochenen.

Die Vollkommenheit Jesu

Es ist aber noch ein anderer Gedanke, der in diesem Sinnbild ausgedrückt ist. Das Speiseopfer bestand nicht aus Mehl allein; es sollte "feines Mehl" (Semmelmehl) sein. In dem feinen Mehl findet sich keine Unebenheit - treffendes Bild von Jesus! In Ihm war keine Unebenheit. Vielleicht steht Er in keiner anderen Beziehung so sehr im Gegensatz auch zu dem besten und liebsten Seiner Diener. Jesus war immerdar ebenmäßig; derselbe unwandelbar in allen Umständen. Bei Ihm widersprach niemals der Wandel des einen Tages dem des anderen; der Dienst einer Stunde stand niemals im Gegensatz zu der Arbeit in der folgenden. In Ihm war eine jede Gnadengabe in Vollkommenheit vorhanden; keine derselben im Übermaß, keine am unrechten Ort, es fehlte keine. Fest, unbeweglich, erhaben war Er, nicht desto weniger der Sanftmütige, der Zartfühlende, der Demütige. Bei Ihm artete die Strenge niemals in Härte aus, noch die Ruhe in Gleichgültigkeit. Seine Milde wurde nie zur Schwäche, noch führte Ihn die Erhabenheit Seiner Seele zum Vergessen anderer. Bei uns sind die Gnadengaben selber ungleichmäßig und reiben sich aneinander. Ja, unsere Versuche, für Den zu leben und zu sterben, der uns geliebt hat, zeigen uns nur, wie unähnlich wir Ihm sind.

Denken wir an Seine treusten Nachfolger, an einen Paulus, Johannes oder Petrus. Bei jedem derselben findet sich Ungleichheit, eine Gnade herrscht vor bei ihnen: bei Paulus die Willensstärke, bei Petrus der Eifer, bei Johannes die Liebe. Ja, ihre Fehler finden wir in dem, was ihre Gnadengabe ist. Pauli Willensstärke führt ihn nach Mazedonien, als die Tür sich ihm in Troas geöffnet hatte (2Kor 2:12.13); er bereute seinen Brief an die Korinther, wiederum bereut er ihn nicht (2Kor 7:8). Auch Petrus nimmt zu wiederholten Malen Stellungen wegen seines Eifers ein, für welche er nicht die notwendige Gnade empfangen hat; er steigt hinaus aufs Wasser und sinkt (Mt 14:28-31); er folgt Jesus nach, um Ihn zu verleugnen (Mt 26:58-75). So tritt auch bei dem Jünger, den Jesus lieb hatte, eine Unähnlichkeit mit Seinem Meister gerade in seiner Liebe zu Ihm hervor: er wollte der höchste, seinem HErrn am nächsten sein im Königreich (Mt 20:20-24); er wollte Feuer vom Himmel herabrufen auf alle, welche es wagten, Ihn zu verwerfen (Lk 9:54).

Um nun aber von den Aposteln auf uns selbst zu kommen, so braucht man uns wohl kaum unsere Ungleichmäßigkeit zu zeigen. Wir sind ganz andere Leute vor Gott im Kämmerlein, als wir es vor unseren Brüdern sind; wir streiten und beten in der Einsamkeit gegen eben dieselbe Torheit, die wir in der Öffentlichkeit begehen. In einem Fall zurückhaltend, im andern voreilig, hier standhaft, dort schwankend. Auch sind es nicht unsere Sünden allein, welche unsere Unebenheit kundtun: unsere Gnadengaben selbst sind ungleichmäßig; und dass wir eine derselben in höherem Grade besitzen, als die anderen, zeigt deutlich unsern Mangel. Woher kommt es, dass wir bei Paulus, bei Johannes und Petrus einen hervorragenden Gnadenzug bemerken, während ein solcher Gedanke nicht einmal in uns aufsteigt, wenn wir unsern teuren HErrn betrachten? Übertrafen Ihn etwa Seine Diener an Energie, Eifer oder Zärtlichkeit? Der Grund ist eben der, dass Jesus vollkommen war. Es war keine Unebenheit in Seiner Hingabe. Man kann keine einzelne Gnade hervorheben, wo jede, ja wo alles vollkommen war.

2. Das Öl

Der nächste Bestandteil im Speiseopfer war das Öl. "Er soll Öl darauf gießen" (3Mo 2:1). Dieses war ein notwendiger Bestandteil, ohne dasselbe war das Speiseopfer unvollkommen. Die vorbildliche Bedeutung des Öls wird vielen bekannt sein denn das NT ist voll von Hinweisen darauf. Das Öl seiner Natur nach nährend und heilend, ist ein beständig angewandtes Bild für die Wirkungen des Geistes. Jesus war, als der gehorsame Mensch, mit dem Heiligen Geist erfüllt, und die Darbringung Seiner Selbst als Speiseopfer geschah in der Kraft und Salbung des Heiligen Geistes. Das Evangelium des Lukas, welches den Heiland als wahrhaften M e n s c h e n darstellt, gewährt reichliche Auskunft hierüber. Dort lesen wir: - als Seine öffentliche Laufbahn begann, als, um es bildlich auszudrücken, Er anfing, Sein Speiseopfer darzubringen - "Der H e i l i g e Geist fuhr hernieder in leiblicher Gestalt auf Ihn" (Lk 3:22). Das Ö l wurde über das Mehl gegossen). Gleich darauf lesen wir (Lk 4:1) "Jesus, v o l l Heiligen G e i s t e s, kam wieder vom Jordan,", und abermals in Lk 4:14: "Jesus kam wieder in des G e i s t e s Kraft nach Galiläa." Gleich danach, als Ihm in der Synagoge von Nazareth das Buch des Propheten Jesaja gereicht wird, findet Er die Stelle, welche Seine Salbung und deren Folgen beschreibt: "Der Geist des HErrn ist auf Mir, darum, dass Er Mich gesalbt hat. Er hat Mich gesandt, zu verkündigen den Armen das Evangelium, zu heilen, die zerstoßenen Herzen" (siehe Lk 4:16-19). Ob Jesus Kranke heilt, die Armen lehrt oder die Hungrigen speist - alles geschieht in der Kraft dieser Salbung. "Gott hat Jesus von Nazareth gesalbt mit dem Heiligen G e i s t und Kraft; und Er ist umhergezogen und hat wohlgetan" (Apg 10:38). Dies ist genau die Beschreibung des Speiseopfers, und die Evangelien sind von Anfang bis zum Ende voll davon. Nehmen wir nur ein Beispiel aus dem angeführten Kapitel: Kaum hatte unser HErr Sein Amt angetreten, so standen sie auf und stießen Ihn zur Stadt hinaus (Lk 4:29). Wo Er auch hinging, war Er das Speiseopfer; das zermahlene Korn und das Öl sind immer beisammen.

In welchem Gegensatz mit uns steht Jesus, unser geliebter Meister, in all' diesem! Betrachten wir Ihn einfach als Menschen, so ist bei Ihm das zermahlene Korn völlig mit Öl gesalbt. Aus diesem Grund ermangelt Er niemals der Kraft, wie zerbrochen Er auch sein mag. Wie anders steht es bei uns! Wir sind nicht zermahlen, nicht zerbrochen, aber machtlos: und das Wenige, was für andere getan oder versucht wird, geschieht nur zu oft in der Stärke des Fleisches, anstatt in der Kraft des Geistes. Das ist's, was unsere Bemühungen so oft zunichte macht: Die Kraft, welche wir im Dienste Gottes gebrauchen, ist die unsrige, nicht die des Heiligen Geistes. Gehen wir umher und tun wohl, geschieht es dann in der Kraft des Heiligen Geistes oder durch natürliche Befähigung, günstige Stellung und Umstände? Glaubt man nicht, durch solche Mittel die Kraft ersetzen zu müssen, welche allein der Heilige Geist zu geben vermag? Bei Jesus war es nicht so. Der größte Eifer und die höchste Erkenntnis sind ohne Nutzen und bleiben ohne Wirkung, wenn die Kraft des Heiligen Geistes fehlt.

Betrachten wir Christi Unterredung mit Seinen Jüngern auf dem Wege nach Emmaus, wo es von Ihm heißt in Lk 24:44-49: "Er öffnete ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden." Dann zeigte Er ihnen, was von Ihm geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. Vor Seiner Himmelfahrt sagt Er ihnen, dass sie die auserwählten "Zeugen" dieser Wahrheiten seien; dann hebt Er die Hände auf und segnet sie. Sind si nun genügend ausgerüstet zu der ihnen zugedachten Arbeit? Nein. Vielmehr sagt Er: "Wartet, bis ihr angetan seid mit der Kraft aus der Höhe." Sie haben Erkenntnis von Christus, sie haben Seinen Auftrag, sie haben seinen Segen, aber sie ermangeln der Kraft, und daher gilt das Wort für sie: "Wartet". Sie müssen warten auf die Kraft aus der Höhe, und diese Kraft ist der Heilige Geist. Wann werden wir's lernen, dass wir nicht nur die Wahrheit haben müssen, sondern Kraft, und dass die einzige Kraft, die im Dienste Gottes Nutzen bringt, die Kraft des Heiligen Geistes ist?

Noch eins ist an dieser Stelle zu beachten. Das "Öl" findet sich beim Speise-, aber nicht beim Brandopfer. Bei dem Brandopfer sehen wir den Geist unter dem Bilde des Wassers (3Mo 1:9), in dem Speiseopfer unter dem Bild des Öls. In der Beziehung zum Menschen im Dienst unseres Nächsten, bedürfen wir des Geistes, besonders in G n a d e und K r a f t. Es ist da das Fleisch in unseren Brüdern, das uns auf die Probe stellt und die tausenderlei Schwierigkeiten, die sich finden in der Berührung mit dem Bösen. Wie sollen wir diesem in rechter Weise begegnen, wenn es nicht mittels der Salbung und Gnade des Geistes geschieht? War denn Jesus in der Hingabe Seiner Selbst so abhängig, dass er dieser Salbung bedurfte? War Er der Kraft des Geistes bedürftig zu Seinem Wandel auf Erden im Dienst der Menschen? Ja, Er erniedrigte sich so tief, dass Er als armer, abhängiger Mensch dieselbe Gnade brauchte, welche er anderen mitteilte. Geliebter HErr Jesus! Möchten wir es lernen, mehr und mehr abhängig zu sein, wie Du!

3. Der Weihrauch

Der dritte Bestandteil des Speiseopfers ist der W e i h r a u c h. Er "soll Weihrauch darauf legen" (3Mo 2:1) - "doch soll k e i n Honig dem Herrn zum Feuer angezündet werden" (3Mo 2:11). Dieses, wie alle anderen Sinnbilder sind einfach zu zugleich höchst bedeutsam. Weihrauch ist der kostbarste aller Wohlgerüche, von nachhaltigem, herrlichen Duft ein passendes Vild der Lieblichkeit und Kostbarkeit des Opfers unseres geliebten Herrn. Honig hingegen, obgleich süß, ist doch dem Verderben ausgesetzt, er gärt bald und wird schnell sauer. Beim Weihrauch wird der Wohlgeruch erst kräftig durch die Wirkung des Feuers; beim Honig ist das Gegenteil der Fall, die Hitze bringt Gärung hervor und verdirbt ihn. Die Anwendung des Gesagten auf das Opfer Jesu ist leicht zu machen. Das Feuer der Heiligkeit Gottes stellte Ihn auf die Probe, aber alles aus Ihm war kostbarer Wohlgeruch. Die Heiligkeit Gottes brachte nur Tugenden zum Vorschein, welche uns verborgen geblieben wären, wenn Er nie gelitten hätte. Ja, der kostbare Duft Seines Opfers war zum großen Teil das Resultat Seiner Feuerprobe.

Wie ganz anders ist es bei den Gläubigen! Mancher hat im natürlichen Wesen etwas Süßes, das uns eine Zeit lang lieblich erscheinen mag; allein es besteht nicht die Feuerprobe. Oft ist nur eine kleine Prüfung nötig, um das Süße sauer zu machen. Wem wäre es nicht in solchen Tagen, wo Gottes Heiligkeit mit unseren Interessen in Widerspruch geriet, zum Bewusstsein gekommen, wie viel sich noch in uns findet, was dem HErrn k e i n süßer Geruch sein kann! So war es nicht bei dem gebenedeiten Jesus! - "Gesalbt mit dem Öl der Freuden mehr denn Seine Gesellen, duften alles Seine Kleider von Myrrhe, Aloe und Kassia" (Ps 45:8.9). Um dieses Wohlgeruches willen ist Sein Name "wie eine ausgeschüttete Salbe" (Hl 1:3). Süßigkeit findet sich in Fülle, aber es ist die Süßigkeit des Weihrauches, nicht des Honigs. Mit Recht mochte die Braut ausrufen: "MeinFreund ist mir ein Büschel Myrrhen; mein Freund ist mir eine Traube von Cyperblumen" (Hl 1:13.14), und nicht ihr allein ist Er solche, auchJehovah ist Er ein süßer Geruch an ihrer Statt.

4. Das Salz

Der vierte und letzte Bestandteil des Speiseopfers ist S a l z. "Alle deine Speiseopfer sollst du salzen" (3Mo 2:13). Um aber den bildlichen Sinn hiervon noch deutlicher hervorzuheben, wie ein anderes Sinnbild zum Gegensatz hinzugefügt. "Alle Speiseopfer, die ihr dem HErrn opfern wollt, sollt ihr o h n e Sauerteig machen" (3Mo 2:11). Salz soll da sein aber kein Sauerteig. Derselbe Gedanke wird uns in Gegensätzen vorgeführt. Salz, das bekannte Mittel gegen die Fäulnis, ist das Sinnbild der Dauer und Unverweslichkeit, während andererseits der Sauerteig wegen seiner zersetzenden Wirkung das ebenso bekannte Bild der Verderbnis ist. Demgemäß sagt Paulus, als er mit einem Wort die Lauterkeit und Wahrheit, die den Christen zusteht bezeichnen wollte: "Eure Rede sei allezeit lieblich und mit Salz gewürzt" (Kol 4:6). Ist von einem Bund die Rede als ewig dauernd, so wird er ein Salz-bund genannt (4Mo 18:191 - 2Chr 13:5).

Der Gebrauch des Wortes "Sauerteig" ist sogar noch geläufiger. Wir lesen von dem "Sauerteig der Pharisäer" (Lk 12:1), von dem Sauerteig der Saduzäer" (Mt 16:6) und dem "Sauerteig des Herodes" (Mk 8:15). Ebenso wird uns in den Briefen anbefohlen, den "alten Sauerteig auszufegen" (1Kor 5:7)2. Hier finden wir einen Schlüssel zu diesen Sinnbildern. Jesus brachte zugleich mit Seinem kostbaren Opfer dasjenige dar, welches nicht nur die Unverweslichkeit desselben sicherte, sondern auch ein Schutzmittel gegen jedwede Fäulnis bot, mit welcher Er in Berührung kam. Es mochte nicht immer süß erscheinen für den Geschmack der Menschen, aber es war die Würze für das Opfer des Herrn. -

1 Luther hat hier "unverweslicher" Bund statt "Salzbund übersetzt, ist ja auch dasselbe
2 Nach Mt 13:33 (Gleichnis vom Sauerteig) könnte es scheinen, als ob der Sauerteig eine andere Bedeutung hätte. Ich bin aber überzeugt, dass dort, wie überall, der Sauerteig das Bild des Bösen und der Fäulnis ist. Natürlich ist der Hauptgedanke in dem Gleichnis die Verbreitung des Namen-Christentums; aber der geistlichen Erkenntnis bleibt es überlassen, zu unterscheiden, ob dasjenige, was tatsächlich verbreitet wird, gut oder böse ist. Die Kirche selbst ist allerdings hinsichtlich ihres eigenen traurigen Zustandes so blind, dass sie denselben weder als in der Schrift vorausgesagt, noch in der Tat als vorhanden erkennen kann.

Wie anders steht es da sogar mit d e n Gläubigen, welche sich dem HErrn völlig hingegeben haben! Ihre erlesensten Opfer sind mit Sauerteig vermischt. Unser Gott aber hat im Voraus dafür Sorge getragen. Deshalb wurden bei dem Pfingstwunder bei der Darbringung der Dankopfer (von Gott erwählte Sinnbilder für das Opfer der Gemeinde) gesäuertes Kuchen dem HErrn dargebracht, welche obgleich von Ihm angenommen, doch nicht als süßer Geruch auf dem Altar angezündet werden konnten. Von diesen Opfern werde ich später noch reden; gehe daher jetzt nicht weiter auf dieselben ein, nur das will ich sagen, dass kein noch so großes Maß von Öl, d.h. des Geistes die Wirkung des Sauerteiges zunichte machen konnte. Ein Kuchen mochte wieder und wieder gesalbt worden sein, war aber Sauerteig damit vermengt, so konnte er nicht auf den Altar gelegt werden. Welche Lehre für diejenigen, welche mehr auf den Geist i n sich als auf Christus f ü r sie blicken, als Ursache ihrer Annahme bei Gott! Die größten Kraftwirkungen des Geistes werden niemals die alte Natur ändern oder zerstören.

Wir können mit gleicher Berechtigung erwarten, dass die Nessel Oliven tragen soll, als dass das sündige Fleisch jemals etwas anders als sündig sein werde. Salzwasser kann nicht süß gewaschen werden, Öl kann mögt ihr darauf gießen, aber es wird sich nicht verbinden "was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, was vom Geist geboren wird, das ist Geist" (Joh 3:6). Das Fleisch ist noch immer in Paulus, selbst nachdem er in's Paradies entrückt worden war, daher bedarf es des Pfahles in seinem Fleisch, um ihn zu demütigen (2Kor 12:4.7). Die Stärke des Fleisches in uns kann gezügelt, seine Tatkraft gehemmt oder geschwächt werden, der Sauerteig aber ist noch in uns und wartet nur auf eine Gelegenheit, um hervorzubrechen. Die bittere Wurzel ist da, obgleich sie außer Sicht gehalten und vor dem Keimen bewahrt werden mag.

So war es nicht bei unserm hochgelobten Jesus. Schon durch natürliche Geburt war Er aus Gott geboren. Seine Natur sowohl als Sein Wandel, war sündlos, "denn Er war empfangen vom Heiligen Geist". Daher kam Jesus in dem Ihm bereiteten Leib, um des Vaters Willen zu tun, als nach der Probe von Jahrhunderten beides, Brandopfer und Speiseopfer zuschanden geworden waren. Diese Opfer zeigen uns im Bild, wie Er dies getan hat, und er wurde f ü r u n s angenommen.

3. Es ist jetzt an der Zeit, dass wir zur Betrachtung des dritten Stückes übergehen, in welchem das Speiseopfer im Gegensatz zu den anderen Opfern steht.

lies weiter unter Punkt 3. im
1. Teil: a) Das Speiseopfer - 3Mo 2

danach gehts weiter mit dem:
3. Teil: c) Die Vielfalt des Speiseopfers