Die Aufgaben des geisterfüllten Gottesknechtes Jes 61:1-3

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aus HSA: Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2


Die Aufgaben des geisterfüllten Gottesknechtes Jes 61:1-3

Jahwe (hier der Vater) hat seinen Sohn, den Messias, den Christus, mit seinem Geist gesalbt und ihn gesandtd (vgl. Apg 10:38) - Joh 5:24). Er ist jener "Spross" und "Gottesknecht", von dem auch schon in Jes 11:1.2 und Jes 42:1 gesagt wurde, dass Gottes Geist in seiner ganzen Fülle auf ihm ruht. - Beachten wir die Reihenfolge: gesalbt - gesandt. Sie ist auch heute für alle wichtig, die dem Herrn zu dienen begehren. Niemand kann im Segen als ein Gesandter Gottes wirken (als Evangelist, Seelsorger, Missionar, Prediger oder überhaupt als Verkündiger), wenn er nicht zuvor sein Leben Jesus übergeben hat und durch den Glauben an ihn Rechtfertigung und Heiligen Geist empfangen hat, also mit dem Geist "gesalbt" wurde (Eph 1:13.14 - 2Kor 1:21.22 - 1Jo 2:20).

Warum können wir so sicher sein, dass in unserem Text Jesus redet und die Aufgaben kundtut, die der Vater ihm übertragen hat? - Weil er selbst in der Synagoge von Nazareth aus diesem Text vorgelesen und ihn auf sich bezogen hat, indem er nach der Lesus sagte: "Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt" (Lk 4:14-22). - Aber beachten wir: Er hat nur solche Dinge vorgelesen, die auf sein damaliges erstes Kommen Bezug hatten, er las nur bis zu dem Satz: "um auszurufen ein Gnadenjahr des Herrn (oder: ein Jahr des Wohlgefallens Jahwes)" Die Fortsetzung, die vom "Tag der Rache unseres Gottes" spricht, las er nicht mehr vor; denn dies erfüllt sich erst bei seinem Wiederkommen (vgl. 2Thes 1:7-9 - Offb 19:11-16). So hat er in vorbildlicher Weise darauf geachtet - und auch wir sollen es bei der Bibelbetrachtung beachten-, was sich wann erfüllt von all dem, was Gott verheißen hat.

Jes 61:1-3 bietet eine wunderbare Zusammenfassung von Aufgaben und Ämtern Jesu Christi. Man könnte die drei Verse so überschreiben: Sieben Ämter des Messias. Weil aber Jesus einen Leib besitzt, seine geistgesalbte Gemeinde, die "die Hoffnung seiner Berufung erkennen" soll (Eph 1:18), geht das Ganze auch uns an! Für die Glieder der Gemeinde gilt: Seine Berufung ist unsere Berufung! In diesem Licht sollen die hier genannten sieben Ämter im Folgenden betrachtet werden.

  • Jesus ist Evangelist, Verkündiger froher Botschaft. So trat er in Israel auf (man vergleiche Mt 5:1-12 - Mt 11:28-30 - Joh 3:16.17). - So sind auch die heute Glaubenden Empfänger und Verwalter einer guten, frohen botschaft, nämlich des "Evangeliums der Gnade Gottes" (Apg 20:24) und des "Evangeliums der Herrlichkeit des glückseligen Gottes" (1Tim 1:11).
  • Jesus ist Seelsorger. Er hat die Gabe und Aufgabe, "zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind". Ihrer gab und gibt es viele zu allen Zeiten - in Israel und in der gesamten Menschheit. Auch Jes 42:3 und Jes 57:15 zeigen uns in wunderbarer Weise die Seelsorge Jesu, ebenso im Neuen Testament Kapitel wie Joh 3 und Joh 4. Das Thema "Sünde" wird nicht verschwiegen, es wird zur Sprache gebracht und der Weg der Heilung gewiesen.
  • Jesus ist Befreier. Er soll Gefangenen Freilassung und Gebundenen die Öffnung des Kerkers verkünden. Jesaja hatte vordergründig die Freilassung Israels aus der Babylonischen Gefangenschaft anzukündigen, die Jahwe-Jesus zu gegebener Zeit kommen ließ; doch es geht um mehr, wie aus Joh 8:36 und Röm 8:1.2 ersichtlich ist. Die Herrschaft von Sünde und Tod soll gebrochen werden. Welche gewaltigen Aufgaben liegen da noch vor Jesus und seiner Gemeinde, wenn es darum geht, in zukünftigen Zeitem dem Teufel und dem Tod alle Gefangenen und Gebundenen zu entreißen!
  • Jesus ist Gnadenspender. Bei dem "Jahr des Wohlgefallens Jahwes" (oder: Gnadenjahr Jahwes) ist wohl an das Israel verordnete "Halljahr" (3Mo 25:10) oder "Jahr der Freilassung (Hes 46:17) zu denken. Nach 7 Sabbatperioden, im jeweils 50. Jahr, sollen alle Israeliten freigelassen werden, die sich als Knechte verkauft hatten (Jer 34:14), und veräußerte Grundstücke sollten an den ursprünglichen Eigentümer zurückfallen. - Mit Jesu Kommen auf die Welt brach in einem höheren Sinn ein "Gnadenjahr des Herrn" an. Nun ist die "Gnade Gottes heilbringend allen Menschen erschienen" (Tit 2:11), nun ist "Gnadenzeit" (2Kor 6:2), die nicht mehr auf ein bestimmtes Jahr beschränkt ist.
  • Jesus ist Richter. Zu beachten ist, dass in Jes 61:2 dem Tag der Rache Gottes ein Jahr des Wohlgefallens Jahwes gegenübersteht. Man könnte daraus schließen: Gott "beeilt sich" im Gericht und nimmt sich Zeit für den Erweis von Gnade und Güte (vgl. Jes 54:7.8 - Eph 2:7). Bei dem Wort "Rache" muss man sich davor hüten, an bösartige menschliche Rachegelüste zu denken; gemeint ist die gerechte Vergeltung (vgl. Jes 34:8). Doch ohne Gericht geht es nicht, und was der Mensch sät, das muss er ernten (Gal 6:7.8). Jahwes Richten ist aber immer ein Herrichten, nicht ein Hinrichten, er will über den Prozess der Strafe hinaus zurechtbringen. - Auch die Gemeinde Gottes ist berufen, in diesem Sinne zu richten (1Kor 6:2.3), nachdem sie zuvor selber vor dem Richterstuhl Christi und Gottes stand (2Kor 5:10 - Röm 14:10).
  • Jesus ist Tröster. Auf den "Tag der Rache" folgt die Tröstung aller Trauernden. Das wird hier zunächst Israel zugesagt und deckt sich mit Jes 40:1 - Jes 51:12 - Jes 66:13. Gericht ist bei Gott nie das Letzte - das gilt für Israel (vgl. Mt 23:37-39 - Röm 11:25.26), aber auch für die Völkerwelt, da doch Gott alle Menschen mit gleicher Liebe liebt (Röm 11:32 - Röm 5:18.19)
  • Jesus ist Erstatter. Begegnete uns das Wörtlein "statt" viermal in Jes 60:17, so nun dreimal in Jes 61:3. Ein das Haupt schmückendes Diadem soll an die Stelle von Buß- und Trauerasche treten; Freude und Wonne soll das Öl sein, mit dem sich die Israeliten fortan salben, und Lobpreis der Mantel, in den sie sich hülen (Delitzsch); so wird der verzagende, verläschende Geist (ganz im Sinne von Jes 42:3 und Jes 57:15) neu belebt, stabilisiert und zu bleibender Freude geführt. - Im Neue Testament wird die Erstattung, die Jesus bringt, u.a. in Mk 10:29.30 und 2Kor 4:17.18 bezeugt.