Die Apokalypse: Einleitung

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

Inhaltsverzeichnis
Vorwort

Einleitung

Viele Bibelleser behandeln die Heilige Schrift, als wäre sie ein Fixierbild, auf dem es ein Gesicht, einen Mann oder sonst etwas zu suchen gibt. Welchen Teil der Bibel sie auch lesen mögen, immer heißt es: Wo ist die Gemeinde? Denn da das "Wort der Wahrheit" nicht mehr recht geteilt, oder überhaupt nicht geteilt wird, so setzen sie voraus, die ganze Bibel handele von jedermann, in jedem ihrer Teile und in jedem Zeitabschnitt. Und die Gemeinde ist ihnen überall die Voraussetzung.

Das kommt her von der uns angeborenen Selbstsucht. "Wir" gehören zur Gemeinde, und darum nehmen "wir" alles, was "wir" lesen, für uns in Anspruch und zögern nicht, andern zu rauben, was ihnen zukommt.

Schlägt man z.B. die Bibel, den Propheten Jesaja auf, so liest man in den Überschriften der Seiten bei Jes 29. und Jes 30.: "Gericht über Jerusalem" und "Gottes Gnade über Seine Gemeinde. (So heißt es in der englischen Bibelübersetzung, nicht in der deutschen.) Das ist in der Tat ein Teilen des Wortes nach Menschenart. Aber ob das Wort so "recht geteilt" ist? Das Buch soll "das Gesicht Jesajas sein, "welches er sah von Juda und Jerusalem". Und doch wird trotzdem der Segen von Juda und Jerusalem fortgenommen und der Gemeinde gegeben, während Flüche und Gericht freundlich "Juda und Jerusalem" überlassen bleiben.

Nach diesem Auslegungssystem ist die Bibel wertlos für die Zwecke der göttlichen Offenbarung. Sie wird zum Spott ihrer Feinde, zum Schauplatz für die Angriffe der Ungläubigen, ein Stein des Anstoßes sogar für ihre Freunde. Und doch wird die Apokalypse gewöhnlich nach demselben Grundsatz behandelt. Überall wird die Gemeinde hereingezogen: Johannes (Offb 4:1) stellt die Gemeinde dar; die Lebewesen oder Cherubim (Offb 4) sind die Gemeinde; die vierundzwanzig Ältesten (Offb 4:5) sind die Gemeinde; die 144 000 (Offb 7) sind die Gemeinde. (Obwohl ausdrücklich gesagt wird, dass sie "von allen Geschlechtern der Kinder Israels" sind. Wären sie zum Gericht versiegelt worden, so hätte man wohl niemals behauptet, dass "die Kirche" damit gemeint wäre.) Die große Schar (Offb 7.) ist die Gemeinde; "das Weib mit der Sonne bekleidet" (Offb 12.) ist die Gemeinde; das Knäblein (Offb 12.) ist die Gemeinde; die Braut (Offb 19.) ist die Gemeinde; das "neue Jerusalem" (Offb 21.) ist die Gemeinde; die "sieben Gemeinden" sind auch Gemeinde. - So treiben sie es weiter, bis der Leser des Buches ganz verwirrt und entmutigt ist. Da ist es kein Wunder, dass das Buch nicht viel gelesen wird. Man müsste sich vielmehr wundern, wenn es anders wäre.

Der Zweck unserer Auslegung soll es nun sein, alle, die dieses Weissagungsbuch verstehen möchten, aus dem Sumpf der Überlieferung emporzuheben.

Wir glauben unser Ziel am besten zu erreichen, wenn wir von der üblichen Weise der Auslegung abgehen, und die Auslegung der Worte, Sätze und Verse so lange anstehen lassen, bis wir den Zweck des Buches kennen gelernt haben und über den großen Grundgedanken gewiss geworden sind, auf dem sich die ganze Auslegung aufbauen muss.

Vor allem glauben wir, und müssen wir glauben, 1. dass Gott das wirklich meint, was Er sagt, und 2. dass jedes Wort, das Er spricht, seine Bedeutung hat. Alle Seine Werke und alle Seine Worte sind vollkommen in ihrer Wahl, Anordnung und Stellung, so vollkommen, dass, wenn Er ein Wort oder eine Wendung gebraucht, auch ein Grund vorhanden ist, warum andere nicht gepasst haben würden.

Auf diesem Grunde werden wir unsere Thesen oder Behauptungen aufstellen, und bitten unsere Leser, sich nicht durch die bloße Angabe derselben schon stutzig machen zu lassen, sondern mit betendem Sinn unsere Gründe zu prüfen. Auch mögen unsere Leser bedenken, dass, wenn auch einige Gründe an sich selbst schon genügen, um unsere Stellung zu befestigen, doch die durchleuchtende Klarheit von dem Gesamteindruck abhängt. Unser großer Fundamentalgrundsatz lautet:

Die Gemeinde ist nicht Gegenstand der Apokalypse.

Wie überraschend das auch manchem unserer Leser klingen mag, wir bitten dringend, diese Behauptung nicht zu verwerfen, sondern die Gründe zu prüfen, die wir aus Gottes Wort selbst dafür geben werden, und sie abzuwägen auf der Waage des Heiligtums. Man suche alles durch die Tradition Angenommene zu vergessen und frage sich, von wem man dieses oder jenes gelernt hat. Man sei bereit, alles von Menschen Erlernte zu vergessen und frisch aus dem Wort Gottes selbst zu schöpfen.

Unser erster Punkt zum Beweis unserer großen Behauptung:

Die Dreiteilung der Bibel

Die ganze Bibel ist in drei große Teile geteilt, von denen jeder durch seinen Gegenstand bestimmt wird.

  1. Das Alte Testament hat zum Gegenstand den König und Sein kommendes Reich in Verheißung und Prophezeiung.
  2. Die vier Evangelien, und die den Übergang bildende Apostelgeschichte, setzen dasselbe Thema fort und zeigen die Darstellung des Königs und des Reiches und die Verwerfung beider.
  3. Die Apokalypse nimmt wieder denselben Gegenstand auf und offenbart uns das Kommen des Königs und die Gründung des Reiches im Gericht mit Macht und großer Herrlichkeit.

Zwischen der Apostelgeschichte und der Offenbarung haben wir die Episteln, die sich auf das Mysterium - die christliche Kirche - beziehen in der gegenwärtigen Zwischenzeit, während der König im Himmel weilt und Sein Reich verwaist ist, und während die Predigt von dem "Evangelium vom Reich " unterbrochen, und das "Evangelium von der Gnade Gottes" verkündigt wird. Wenn kein Unterschied wäre zwischen diesen beiden Stücken der "frohen Botschaft", und das Reich dasselbe bedeuten sollte wie die Kirche oder der Leib Christi, dann wäre alles umsonst, nicht nur unsere Aufgabe, sondern selbst die Bibel. Soll ein Wort nicht bedeuten, was es sagt, wenn es von einer so einfachen, buchstäblich zu nehmenden Tatsache gebraucht ist, dann sind Worte für die Zwecke der Offenbarung überhaupt wertlos. Wir haben dann Verhüllung und Verwirrung statt Offenbarung, Apokryphen statt Apokalypse.

Glauben wir aber an die Vollkommenheit von Gottes Worten, nicht allein Seines Wortes, so unterwerfen wir uns der Tatsache, dass hier eine erste große Begründung unserer Behauptung liegt, dass die Kirche (der Leib Christi) nicht der Gegenstand der Apokalypse ist.

Man wird sich noch leichter hiervon überzeugen, wenn wir die ganze Fülle der Beweise dargeboten haben. Wir stellen diesen ersten Grund auf, indem wir unsere Leser einfach bitten, das, was Gott sagt, zu glauben.

Der hebräische Charakter des Buches

Obwohl manche diesen Punkt für unwichtig halten mögen, ist er doch so wichtig, dass wir nicht darüber hinweggehen können. Die meisten kritischen Ausleger haben damit zu tun; denn von den frühesten Zeiten an haben die Feinde des Buches diese unbestreitbare Tatsache benutzt, um dadurch zu beweisen, dass es kein Recht habe, in den Kanon mit den übrigen griechischen Büchern des Neuen Testaments eingereiht zu werden.

Der hebräische Charakter des Buches zeigt sich in dem Gebrauch von Idiomen, Ausdrücken, Wörtern und Sätzen, die nicht griechisch genannt werden können, und tatsächlich von manchen als "schlechtes Griechisch" bezeichnet worden sind.

Professor Godet sagt in seinen "Bibelstudien zum Neuen Testament" auf Seite 239: "Der einzige erhebliche Einwurf gegen die Echtheit der Apokalypse ist der Unterschied im Stil dieser Schrift von dem des vierten Evangeliums. Dieses ist frei von Aramäismen, jene ist ganz voll davon." Und auf Seite 253 heißt es: "Die Offenbarung hat von Anfang bis zum Ende den Charakter einer hebräischen Weissagung".

Die Schlüsse, welche die Gegner der Apokalypse aus dieser Tatsache ziehen, werden von den Gelehrten auf verschiedene Weise beurteilt. Aber der Gegenstand ist nicht derart, dass er für unsere Leser von allgemeinem Interesse sein könnte, da er sich gänzlich auf grammatische Fragen beschränkt.

Es gibt indessen noch eine andere Seite der Frage: Während die Gegner die Tatsache gegen das Buch selbst gebrauchen, benutzen wir sie gegen die üblichen Auslegungen. Obwohl die Sprache Griechisch ist, sind die Gedanken und Idiome hebräisch, und dieser Umstand verknüpft das Buch nicht mit den paulinischen Episteln, sondern mit dem Alten Testament und zeigt, dass sein großer Gegenstand Gottes letztes Tun mit Juden und Nationen ist, und nicht die christliche Kirche.

Mit dieser Tatsache ist eine andere verbunden, welche die erste in bemerkenswerter Weise verstärkt. Das Buch hat nicht nur hebräischen Charakter in Bezug auf seine sprachlichen Eigentümlichkeiten, sondern hauptsächlich in seiner Verwendung des Alten Testaments. Nur wer mit dem Alten Testament ganz vertraut ist, kann die Apokalypse richtig verstehen. Aber jeder, der von der alttestamentlichen Geschichte etwas versteht, muss die fast beständige Bezugnahme darauf entdecken.

Als das Bildwerk - der Tempel, die Stiftshütte, die Bundeslade, der Altar, der Weihrauch, die Häupter der vierundzwanzig Priesterordnungen (das Vorbild, das David nachahmte, 1Chr 28:19; siehe 1Chr 25. und vergleiche Hebr 9:23), das alles gehört in besonderer Weise Israel.

Dasselbe gilt von den Strafgerichten, die in gleicher Weise wie die ägyptischen Plagen kommen werden, und darum auch gerade so wirklich sein werden; sie werden sogar jene beim Auszug aus Ägypten in erschreckender Wirklichkeit übertreffen. Denn es steht geschrieben (2Mo 34:10): "Und Er sprach: Siehe, Ich will einen Bund machen vor allem deinem Volk und will Wunder tun, dergleichen nicht geschaffen sind in allen Landen und unter allen Völkern; denn Wunderbares soll's sein, das Ich bei dir tun werde." Eben die Erfüllung dieses Bundes mit Israel ist der große Vorwurf der Apokalypse.

Wenn wir aber auf die literarische Beziehung zwischen Altem Testament und Apokalypse unser Augenmerk richten, so finden wir höchst auffallende Tatsachen.

Zählt man die Stellen aus dem Alten Testament zusammen, die im Neuen Testament angeführt werden, oder auf die hingewiesen wird, so findet man, dass das Matthäus-Evangelium eine sehr große Anzahl derselben enthält, nämlich 92. Im Hebräerbrief sind sogar 102. Beide Bücher nun stehen in besonderer Weise in Beziehung zu Israel. Das Matthäus-Evangelium, wie allgemein bekannt ist, zeichnet sich unter den vier Evangelien durch seinen ausgesprochen jüdischen Charakter aus. Und der Hebräerbrief ist ausdrücklich an die Hebräer geschrieben, und sie werden als solche bezeichnet.

Was finden wir, wenn wir uns nun zur Apokalypse wenden? Das Ergebnis ist überwältigend: nicht weniger als 285 Bezugnahmen auf das Alte Testament, mehr als dreimal so viel wie im Matthäus-Evangelium und fast dreimal so viel wie im Hebräerbrief.

Da fragen wir, ob das nicht dem Buch der Offenbarung eine ganz besondere Beziehung zum Alten Testament und zur Israel gibt? Es ist ohne Zweifel über das Volk des alten Bundes geschrieben, die Israeliten sind der Gegenstand seiner Geschichte. Sie werden es verstehen, wie es für Nationenchristen niemals möglich sein wird. (Es ist höchst bemerkenswert, dass in unserer Zeit, im Jahre 1900, in Palästina eine Bewegung begonnen hat, um die Schwierigkeiten zu überwinden, die sich aus der Sprachverschiedenheit der palästinensischen Juden ergeben. Das Hebräische soll zur Landessprache gemacht werden! Es soll nicht bloß in allen jüdischen Schulen gelehrt werden, sondern in allen übrigen Fächern soll auch in hebräischer Sprache unterrichtet werden. Mit dieser Tatsache ist eine andere zu erwähnen, nämlich die neuerdings stattfindende große Verbreitung des hebräischen Neuen Testaments von Salkinson-Ginsburg durch Trinitarian Bible Society und die Mildmay Mission unter den Juden: dreiviertel Million Exemplare wurden verbreitet.)

Die Gemeinde ist nicht Gegenstand alttestamentlicher Weissagung

Mit dem vorhergehenden Punkt, dass das Buch hebräischen Charakter hat und insbesondere an Hebräer gerichtet ist, ist die andere unumstößliche Tatsache eng verbunden, dass die christliche Kirche nicht der Gegenstand des Alten Testamentes ist, weder in Geschichte, Vorbild noch Weissagung.

Es finden sich im Alten Testament Stellen, die zur Veranschaulichung dessen gebraucht werden können, was später offenbart worden ist; aber nur als Anwendung, nicht als Lehre oder Auslegung sind sie zu benutzen.

Von dem "Mysterium" oder dem Geheimnis, die Gemeinde betreffend, wird uns gesagt, dass es "vor der Welt verschwiegen gewesen ist" (Röm 16:25), dass es "nicht kundgetan ist in den vorherigen Zeiten den Menschenkindern" (Eph 3:5), dass es "vor den Zeitaltern in Gott verborgen gewesen ist" (Eph 3:9), dass es "verborgen gewesen ist vor den Menschen von den Weltzeiten her, nun aber ist es offenbart Seinen Heiligen" (Kol 1:26).

Diese Angaben sind "wahrhaftige Worte Gottes" und nicht unsere eigenen. Wir können nicht anders als glauben, was Gott sagt. Wenn jemand daran festhalten will, dass trotz alledem die Gemeinde nicht "in Gott verborgen", sondern Gegenstand alttestamentlicher Weissagung war, dann haben wir ihm nichts mehr zu sagen, denn wenn er Gott nicht glauben will, so wird er uns auch nicht glauben.

Im Glauben an Gottes Wort aber fragen wir, ob die Gemeinde wohl der Gegenstand der Weissagung in der Apokalypse sein kann, besonders da ihre Zukunft in den Briefen, welche die Offenbarung des Geheimnisses enthalten, klar vorausgesagt ist? Dort erfahren wir, was Zukunft und Ende des Leibes Christi sein wird. Die Glieder des Leibes warten nur darauf, "in die Herrlichkeit aufgenommen" zu werden (1Tim 3:16). "Sie warten auf den Sohn aus den Himmeln" (1Thes 1:10), "auf ihre Vereinigung mit ihm" (2Thes 2:1), auf den Herrn selbst, dem sie entgegen entrückt werden in die Wolken, um also bei dem Herrn zu sein allezeit (1Thes 4:17).

Aber die Entrückung der Gemeinde trifft ein, bevor die Apokalypse beginnt. Dort erwarten wir nicht das Kommen des Herrn, um Seine Gemeinde hinweg zu nehmen, sondern die Offenbarung dessen, was geschehen wird, nachdem die Gemeinde "aufgenommen ist in die Herrlichkeit". Die Ereignisse der Offenbarung werden am "Tage des Herrn" stattfinden, wenn Er kommen wird, nicht in Gnade, sondern zum Gericht, nicht in Barmherzigkeit, sondern im Zorn. Das bringt uns zu unserem vierten Punkt. Was bedeutet "der Tag des Herrn" In Offb 1:10?

Der Tag des Herrn

Offb 1:10 heißt es, dass Johannes diese Offenbarung an "des Herrn Tag" sah. Indem wir den ersten Teil des Verses vorläufig unberücksichtigt lassen, wollen wir dem Ausdruck "des Herrn Tag" unsere Aufmerksamkeit zuwenden.

Die meisten Menschen meinen, da sie von Kindheit an den ersten Tag der Woche den "Tag des Herrn" haben nennen hören, dass der Tag Offb 1:10 so genannt sei, weil das sein Name gewesen wäre. In Wirklichkeit aber ist das Gegenteil der Fall: der Tag wird von uns wegen dieses Verses so genannt.

Im neuen Testament wird der Sonntag immer "der erste Tag der Woche" genannt (s. Mt 28:1; Mk 16:2.9; Lk 24:1; Joh 10:1.19; Apg 20:7; 1Kor 16:2). Ist es nicht sonderbar, dass sich an dieser einen Stelle ein anderer Ausdruck auf den gleichen Tag beziehen soll? Und doch sind die Ausleger so sicher, dass der Sonntag gemeint ist, dass einige sogar so weit gehen, zu sagen es wäre der "Ostermontag"; und aus diesem Grunde ist auch das erste Kapitel der Offb 1:10-19 in dem neuen Lektionar der Kirche in England als zweite Lesung für den Morgen des Ostersonntags ausgewählt.

Es gibt keinen Beweis dafür, dass "der erste Tag der Woche" jemals des "Herrn Tag" genannt wurde, ehe die Apokalypse geschrieben war. Dass man ihn später so genannt haben mag, ist leicht zu verstehen, und es ist nicht zu bezweifeln, dass der Gebrauch auf die falsche Auslegung dieser Worte Offb 1:10 zurückzuführen ist. Es ist nicht anzunehmen, dass der frühere Gebrauch eines Ausdrucks eine Bedeutung besitzen könne, die erst der spätere Gebrauch verständlich macht.

Im Gegenteil, der Tag hörte auf, seinen Schriftnamen (der 1. Tag der Woche) zu tragen, nicht weil Bibelkenntnis und Ehrfurcht gegenüber Gottes Wort gewachsen waren, sondern weil sie abgenommen hatten. Die griechischen "Kirchenväter" waren aus dem Heidentum Bekehrte, und es ist noch nicht genügend erwiesen, wie viel sie von den heidnischen gottesdienstlichen Gebräuchen, Zeremonien und Ausdrücken in die Kirche eingeführt haben, und wie weit diese von der Kirche Roms entwickelt, oder darauf begründet worden sind. Besonders ist dies an der Taufe zu sehen. (siehe "The Buddha of Christendom" von Dr. Robert Anderson, C.B Hadder and Stoughton, S. 68 u. Kap. 9)

Die Väter haben auch nach ihrer Bekehrung die Bezeichnung "Sonntag" aus der heidnischen Terminologie, die sie in Verbindung mit ihrer Sonnen-Verehrung gewohnt waren, in die Kirche hineingebracht.

Justinus Martyr (114-165) sagt in seiner zweiten Apologie im 67. Kap. über "den wöchentlichen Gottesdienst der Christen": An dem Tage der Sonntag genannt wird, versammeln sich alle, die auf dem Land wohnen, an einem Orte... Sonntag ist der Tag, an dem wir alle unere gemeinschaftliche Versammlung halten, weil es der erste Tag ist, an dem Gott die Welt schuf, nachdem Er in der Dunkelheit und der Materie eine Veränderung bewirkt hatte; und Jesus Christus, unser Heiland, erstand an demselben Tag, von den Toten. Denn Er war gekreuzigt worden vor dem des Saturn, und am Tage nach dem des Saturn, welches der Tag der Sonne ist, erschien Er Seinen Aposteln und Jüngern, und lehrte sie diese Dinge, die wir auch euch zu eurer Betrachtung dargelegt haben."

Es ist überaus seltsam, dass, wenn Johannes den ersten Tag der Woche "des Herrn Tag" nennt, wir doch von dem Gebrauch einer solchen Bezeichnung hundert Jahre später noch keine Spur finden. Zwar ist ein neuer Name aufgekommen, aber "Sonntag" und nicht "des Herrn Tag" ist der Name, der allgemein in Gebrauch gekommen ist. *1)

Was ist nun aber der "Tag des Herrn" oder "des Herrn Tag" in der Offenbarung? Der Ausdruck begegnet uns zum ersten Mal Jes 2:12 *2), wo der Schlüssel zu seinem Verständnis gegeben wird. Es ist ein Tag, "an dem alle hohen Augen werden erniedrigt werden, und die hohe Männer sind, werden sich bücken müssen; der Herr aber wird allein hoch sein".

Das ist der große Zweck aller der zukünftigen Ereignisse, die Johannes im Gesicht sieht und uns in der Apokalypse mitteilt.

Es muss noch eine andere Tatsache festgestellt werden: der Grund, warum der erste Tag der Woche "Sonntag" genannt wurde. Von den Heiden wurde er "Domitnus Sol", der Herr Sonne genannt. Daher stammt der lateinische Name "Dies Dominica", mit dem die alten christlichen Väter den Sonntag bezeichneten, und der baldige Übergang von "Herr Sonne" zu "des Herrn Tag" und dann zu "Sonntag". Bingham (in seinem Werk Origenes eccles, or the antiquities of the christian church) erwähnt die Tatsache, dass man in der ersten Kirche heidnische Tage und Feste durch christliche zu ersetzen pflegte.

So ist an Stelle des heidnischen Julfestes das Christfest getreten. Ferner erwähnt er, dass die ersten Christen beschuldigt wurden, Sonnenanbeter zu sein. Auch Tertullian gibt zu, dass die Christen von einigen nur als eine Sekte von Sonnenanbetern angesehen wurden (Tertullian Ad Nationes, Buch 1 Kap. 13 und Apologecius, Kap. 10, 2. Hälfte), während manche die Beschuldigung auf andere Gründe zurückführen (z.B. die Sekten der Gnostiker und Balsilideaner hatten eine Art Sonnenverehrung beibehalten oder eingeführt). Doch diese Tatsachen lassen sich besser und vollständiger begründen durch die Annahme der Bezeichnung "des Herrn Tag" für Sonntag, die auch dazu dient, den Übergang von dem ursprünglichen Namen "der erste Tag der Woche" in den Namen "Sonntag" verständlich zu machen.

Durch diese einleuchtenden Gründe halten wir uns berechtigt, zu glauben, dass die Apokalypse aus einer Reihe von Gesichtern besteht, welche zeigen, was sich bei der "Offenbarung Jesu Christi" ereignen wird. Die Offenbarung wird an "des Herrn Tag" geschehen, auf den in der Weissagung schon zuvor hingewiesen war.

1*) Die Franzosen, Spanier und Italiener haben bis jetzt noch immer die römischen Bezeichnungen für die Tage. Die englischen hängen mit der skandinavischen Mythologie zusammen. Der erste Tag heißt: Dies Dominica, des Herren Tag (das ist der Tag des Herrn, der Sonne). Alle orientalischen Völker nannten die Sonne "Herr". Die Perser nannten ihren Gott Mithra (die Sonne), d. i. der Herr Mithra. Die Syrer nannten ihn Adonis, was von dem hebräischen Adonai, Herr, herkommt. Die Hebräer nannten ihn Baal (was "Herr" bedeutet) und Moloch. Porphyrius sagt in einem Gebet an die Sonne "Dominus Sol". Die Römer behielten den heidnischen Namen Dies Dominica (der Tag des Herrn Sonn) für den ersten Tag der Woche bei; die andern Tage aber benannten sie nach dem Mond und den Planeten, denen sie geweiht waren. So haben wir Dies Luane (Tag des Mondes), Dies Martis (Tag des Mars), Dies Mercuri (Tag des Merkur); Dies Jovis (Tag des Jupiter), Dies Veneris (Tag der Venus), Dies Sarturni (Tag des Saturn).
2*) Es ist zu bemerken, dass der Ausdruck "Jom Jehova", der Tag des Herrn in der hebräischen Bibel sechzehn Mal vorkommt, nämlich Jes 13:6.9; Hes 13:5; Joe 1:15; Joe 2:1.11; Joe 3:4; Joe 4:14; Am 5:18 (2x), Ob 1:15; Zeph 1:7.14 (2x) und Mal 3:23.
An vier anderen Stellen steht im Hebräischen die Präposition "für" oder "zu", bei dem Wort Jehova Jes 2:12; Hes 30:3; Sach 14:1 soll es bedeuten "ein Tag für Jehova", und Sach 14:7 ist es ein Tag der Jehova bekannt ist.
An anderen Stellen steht im Hebräischen das Wort zwischen JOM und JeHoWaH, wie "Zorn" oder "Rache", z.B. "der Tag des Zornes des Herrn". Diese Stellen können deshalb nicht als Beispiele für den Ausdruck "der Tag des Herrn" angeführt werden.
Im Neuen Testament kommt der Ausdruck viermal vor, nämlich 1Thes 5:2, 2Thes 2:2 (nach allen kritischen griechischen Texten statt "der Tag Christi") 2Petr 3:10 und Offb 1:10.
Es ist bemerkenswert, dass alle diese Stellen mit der Zahl vier zu tun haben, wodurch der Tag als mit der Erde in Beziehung stehend bezeichnet wird: Im Neuen Testament kommt der Ausdruck viermal vor, im Alten Testament mit der Präposition viermal und nur JOM JeHoWaH 16 mal (das Quadrat von vier). Dies nur beiläufig, aber die Tatsache ist höchst bezeichnend.

Die Titel Christi

Die Titel, die in der Offenbarung von dem Herrn Jesus Christus gebraucht sind, bieten einen weiteren Beweis, dass die Gemeinde Gottes nicht der Gegenstand des Buches ist.

Wir wollen sieben derselbe, die alle in der Einleitung (Offb 1.) vorkommen, betrachten. Der Wichtigste ist der, welcher Christus bei Seiner Erscheinung Offb 1:13-14 gegeben wird. In Offb 1:13 heißt der Herr:

"Des Menschen Sohn"

Das ist ein Titel, der dem Herrn Jesus beigelegt wird, wenn Er als der Herr der Erde bezeichnet werden soll. Er kommt zwar zuerst in Ps 8. vor, wo seine eigentümliche Bedeutung gekennzeichnet wird. Der Psalm beginnt und endet mit einer Bezugnahme auf die Erde, und nachdem dann von des Menschen Sohn" die Rede ist, wird hinzugefügt: "Du hast Ihn zum Herrn gemacht über Deiner Hände Werk."

Man wird daher finden, dass der Titel überall, wo er vorkommt, von dem Herrn Jesus als dem Herrn über die Erde gebraucht wird. Und wenn von Seinem zweiten Kommen die Rede ist, so bezieht er sich auf das Gericht, das der Herr dann auf Erden ausüben wird.

Es ist höchst auffällig, so auffällig, dass man daraus seine Schlüsse ziehen kann, dass der Titel, der 84 Mal im Neuen Testament vorkommt, nicht ein Mal in den Paulinischen Briefen, die an die Gemeinden gerichtet sind, gebraucht wird. Daraus geht hervor, dass der Titel mit der Kirche gar nichts zu tun hat.

Aber während er in keiner Beziehung zur Kirche in den Briefen steht, kommt er in den vier Evangelien und der Apostelgeschichte nicht weniger als 80 Mal vor, weil wir dort Christum auf Erden finden und die Darstellung des Königs und des Reiches.

Dann offenbart sich der Herr wieder unter diesem Titel im Buch der Offenbarung (Offb 1:13 und Offb 14:14)*.

(* Zwischen den Evangelien und dem Buch der Offenbarung kommt der Ausdruck "des Menschen Sohn" nur zweimal vor, das erste Mal da, wo Stephanus im Gesicht den Herrn sieht (Apg 5:6, als käme er, um das Blut Seines Dieners zu rächen, das damals auf die Erde gegossen wurde (eine Vorschattung Seines Tuns in der Apokalypse), und dann Hebr 2:6 als Zitat aus Ps 8.

Wenn wir Ohren haben zu hören, so müssen wir es vernehmen, dass sich die Apokalypse auf das Kommen des "Menschensohnes" bezieht, der Gericht ausüben, und Seine Herrschaft über die Erde antreten wird.

Es ist bemerkenswert, dass der Titel im Neuen Testament erst im Matthäus-Evangelium Mt 8:20 gebraucht wird, wo es heißt: "des Menschen Sohn hat nicht, da Er Sein Haupt hinlegt", und zuletzt Offb 14:14, wo Johannes des Menschen Sohn sieht "mir einer güldenen Krone auf Seinem Haupte." An beiden Stellen ist die Rede von Seinem "Haupte" und von der Erde; das letzte Mal tritt der Gedanke an Gericht und Herrschaft hinzu.

Die Bedeutung dieses Titels wird ferner bewiesen durch seinen Gegensatz zu dem Titel "Sohn Gottes" im Evangelium Joh 5:25-27. "Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören, und die sie hören werden, die werden leben. Denn wie der Vater das Leben hat in Sich selber, also hat Er dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in Sich selber; und hat Ihm Macht gegeben, das Gericht zu halten, darum, dass Er des Menschen Sohn ist".

So ist es denn klar, dass der zweimalige Gebrauch dieses Titels in der Offenbarung (Offb 1:13 und Offb 14:14) und sein Fehlen in den Episteln ein weiterer Beweis dafür ist, dass die Kirche nicht der Gegenstand der Apokalypse ist.

Die Gemeinde hat mit Christo unter dem Titel "des Menschen Sohn" nicht mehr zu tun, wie das kanaanäische Weib mit Ihm zu tun hatte als dem "Sohne Davids".

Wir müssen noch hinzufügen, dass diese Tatsache ein Schlüssel zu allen Stellen ist, wo der Titel vorkommt und zeigt, dass Mt 24. und Mt 25. mit der Kirche überhaupt nichts zu tun haben, weil der Titel Mt 24:39 und Mt 25:31 gebraucht ist. Beide Kapitel beziehen sich auf Sein Kommen in den Wolken auf die Erde zum Gericht, nachdem die Gemeinde aufgenommen ist, nach der "großen Trübsal".

"Der Allmächtige"

Dieser Titel ist neun Mal (Neun ist die Zahl des Gerichts, Zehn ist die Zahl der Vollkommenheit) in der Apokalypse gebraucht, und nur einmal im ganzen übrigen Neuen Testament (2Kor 6:18).

Im Griechischen heißt das Wort Pantokrator und bezeichnet einen, der über alle herrscht. Es ist im Alten Testament als die Septuaginta-Übersetzung von "Herr der Heerscharen" (Hebr. Jehova Zebaoth) gebraucht; siehe 2Sam 5:10; 2Sam 7:25.27.

Zebaoth, "Herr der Heerscharen" bezeichnet Jehova der Heerscharen oben im Himmel und unten auf der Erde, besonders den Herrn der Heerscharen von Israel. Das erste Auftreten des Titels ist (wie gewöhnlich) höchst bezeichnend (s. 1Sam 1:3.11 und 1Sam 4:4). Israel lag danieder, unterdrückt von den Philistern. Alles war fehlgeschlagen. Die Richter hatten sich als unfähig zu helfen erwiesen, ebenso die Priester (Beweis Eli). Es war "kein König in Israel", und Gottes Heiligtum war entweiht.

Aber die Offenbarung dieses Titels an diesem Zeitpunkt zeugte von der segensreichen Tatsache, dass ein König kommen würde, ein Richter und ein Priester auf seinem Thron, der das Heiligtum reinigen (Offb 11.) und die Bedrücker Israels vernichten würde.

Israel wird dementsprechend "das Heer des Herrn" genannt (s. 2Mo 12:41). Nach Gestaltung des Volkes zur Nation, am Ende von den 430 Jahren seines Aufenthalts und Sklavendienstes beim Auszug aus Ägypten, lesen wir folgende höchst bedeutsame Worte: "Da dieselben (die 430 Jahre) um waren, ging das ganze Heer des Herrn auf einen Tag aus Ägypterland."

Im Buch Josua, Jos 5:14.15, wird das wahre Verhältnis zwischen dem "Herrn der Heerscharen" und dem "Heere des Herrn" angegeben. Jehova-Jesu kündigt Sein Kommen als "Fürst über das Heer des Herrn" an, um es zu führen, Seine Schlachten zu schlagen, die Nationen zu richten, ihm Ruhe zu geben und es im eigenen Land ansässig zu machen.

Nun fragen wir: Ist es nicht höchst bedeutsam, dass derselbe Titel hier in der Apokalypse neun Mal gebraucht wird? Sagt uns nicht diese Tatsache, dass Israel beim Beginn des Buches tief erniedrigt ist? Dass Priester und Volk in gleicher Weise daniederliegen, dass "kein König" da ist? Sagt sie uns nicht, dass der "Fürst über das Heer des Herrn" hernieder kommt als Richter und Rächer, um Sein Volk von seinen Bedrückern zu befreien, für es zu streiten, ihm Ruhe zu geben und es in sein Land zu bringen?

Sicherlich, die Verbindung dieses Titels Pantokrator, Allherrscher, mit dem Herrn der Heerscharen des Alten Testaments und mit Israel, sein häufiger Gebrauch in der Offenbarung und sein gänzliches Fehlen in den Episteln erschließt uns die Tatsache, dass wir es in diesem Buch nicht mit der Kirche zu tun haben, sondern mit dem, was Juden und Nationen betrifft.

Die Offenbarung redet von dem, worauf sich das erste Auftreten des Titels in den Psalmen bezieht:

"Wer ist der König der Ehren?
Der Herr Zebaoth (d.h. der Herr der Heerscharen), Er ist der König der Ehren."

Und es ist der Zweck der Apokalypse, zu zeigen, wie sich das zutragen soll, wie Er der König aller Könige und der Herr aller Herren (Offb 19:16) wird, und wie "die Reiche der Welt unseres Herrn und Seines Christus werden" (Offb 11:15).

Dann wird auch Israel die Erfüllung des Ps 46. an sich erfahren und sagen:

"Der Herr Zebaoth ist mit uns;
der Gott Jakobs ist unser Schutz."

"Gott der Herr"

In Offb 1:8 finden wir den Titel "Gott der Herr". Offb 22:6 steht der gleiche Titel. So haben wir am Schluss und am Anfang des Buches diesen eigentümlichen Titel, der den ganzen Inhalt des Buches zu umschließen und ihm seine Bedeutung aufzuprägen scheint. Was er bedeutet, geht klar hervor aus der Stelle, wo wir ihn zum ersten Mal finden, im zweiten der zwölf Teile des 1. Buches Mose (1Mo 2:4 bis 1Mo 4:20). Da heißt es zu Anfang: "Also ist Himmel und Erde geworden."

In der Apokalypse haben wir das Schlussergebnis von allem, was zu Himmel und Erde gehört.

1Mo 2:4 bis 1Mo 4:26 wird Gott immer "Gott der Herr" genannt; dieser Teil des Buches Mose handelt davon, wie der Mensch in das Paradies, den Garten des Herrn gesetzt wird.

Im Neuen Testament erscheint der Titel "Gott der Herr" zuerst in der der Apokalypse; dort weist er auf die Aufhebung der Wirkungen des Fluches hin (von dem in jenem Teil des ersten Buches Mose die Rede ist) und auf die Rückverwandlung der Erde in das Paradies*) Gottes - den Garten des Herrn. (* Das Wort "Paradies" kommt im Neuen testament dreimal vor: Lk 23:43, wo der Herr in Verheißung und Prophezeiung davon spricht, 2Kor 12:4, wo Paulus in das Paradies entrückt wurde, und Offb 2:7).

Der Titel schließt ein, dass Gott alles erfüllen wird, was Jehova geoffenbart. Denn Elohim ist der Gott der Schöpfung und der Anfang des Lebens, während Jehova der Gott der Offenbarung und der Entwicklung ist, und der Erhalter des Lebens, mit Bezug auf Sein Bundesvolk. Elohim (Gott) drückt die Macht aus, welche erfüllt, Jehova (Herr) die Gnade der Vorsehung.

Daher treffen wir diesen Titel im 1. Buch Mose 1Mo 2:4 bis 1Mo 4:26 und in der Offenbarung Offb 1:8 und Offb 22:6. Er verbindet die beiden Bücher in höchst bemerkenswerter Weise und gibt das Unterpfand, dass das verlorene Paradies ein wiedergewonnenes werden wird, dass der Fluch, der den Menschen hinaustrieb, ihn nicht länger daraus verbannen wird, sondern ewiglich "nicht mehr" sein soll.

Der Gebrauch des Titels "Gott der Herr" gibt uns so die Gewissheit, dass Er, der 1Mo 3:15 die Verheißung gab,, der Schlange Kopf solle eines Tages zertreten werden, an Seinem Tag (des Herrn Tag) schließlich der Schlange den Kopf zertreten wird.

Die Tatsache, dass dieser Titel niemals in Verbindung mit der christlichen Gemeinde gebraucht ist, bietet uns wieder einen großen und wichtigen Beweis unserer Behauptung, dass die Kirche nicht derGegenstand der Apokalype ist, sondern dass es die Apokalypse mit Juden und Nationen zu tun hat.

"Der Erste und der Letzte"

Dieser Titel kommt Offb 1:11 zur Anwendung. Wiederum findet er sich in Offb 1:17; Offb 2:8 und Offb 22:13; niemals aber steht er in Beziehung zur christlichen Kirche. Hingegen ist es ein Titel, der eng verbunden ist mit "Juden und Nationen", was die folgenden Schriftstellen bezeugen.

Jes 41:4.5: "Wer tut's und macht's und ruft alle Menschen nacheinander von Anfang her? Ich bin's, der Herr, beide, der Erste und der Letzte. Da das die Inseln sahen, fürchteten sie sich und die Enden der Erde erschraken."

Jes 44:6: "So spricht der Herr, der König Israels, und sein Erlöser, der Herr Zebaoth: Ich bin der Erste und Ich bin der Letzte, und außer Mir ist kein Gott."

Jes 48:12: "Höre Mir zu, Jakob und du Israel, Mein Berufener: Ich bin's, Ich bin der Erste, dazu auch der Letzte. Meine Hand hat den Erdboden gegründet und Meine Rechte hat den Himmel ausgespannt; was Ich rufe, das stehe alles da."

Ist es nicht klar, fast bis zur Gewissheit klar, dass der Herr Jesus, wenn Er sich besonders unter diesem Titel enthüllt und ihn nicht wieder braucht, bis Er ihn im Buch der Offenbarung (viermal) (Vier die Zahl, die sich besonders auf die Erde bezieht) annimmt, uns belehren will, dass Er gekommen ist, um zu Gunsten Israels zu handeln, in Verbindung mit jenem Volk, zu dem dieser Titel in so eigener Beziehung steht?

Die Beziehung zwischen Jesaja und der Offenbarung und dem Gebrauch des Titels ist gedacht für alle, die "Ohren" haben, um zu hören.

"Der Fürst der Könige auf Erden"

Dieser Titel wird nur in der Offenbarung (Offb 1:5) gebraucht, Viele Könige werden in dem Buch erwähnt, aber der Herr Jesus kommt als ihr "Fürst", als "König aller Könige und Herr aller Herren".

Das Wort heißt archon und kommt im Neuen Testament 37 Mal vor. Es wird von irdischen Herrschern gebraucht, von den geistigen Beherrschern des Zeitalters, auch von Christus (nur von Christus) in Beziehung zur Erde, aber niemals von Ihm in Seinem Verhältnis zur Kirche.

Von Ihm hat Sein Gott und Vater gesagt"Ich will Ihn zum ersten Sohn machen dem höchsten unter den Königen auf Erden". (Ps 89:28).

In der Offenbarung kommt Er zur Erde, und darum wird dieser Titel gebraucht. Wieder ein Zeugnis für die Weisheit unserer Behauptung.

"Der da kommt"

Auch dieses ist ein bestimmter Titel Christi: ho erchomenos, der Kommende.

Es soll dadurch nicht eine Handlung angekündigt werden, die nahe bevorsteht, sondern die Bezeichnung beschreibt eine Person, deren besonderer Titel dies ist. Unter diesem Titel wollte der Herr erkannt werden. Er hat ihn immer getragen seit der großen Weissagung und Verheißung von 1Mo 3:15. Von da an ist der kommende Same des Weibes stets die Hoffnung des Volkes Gottes gewesen; seitdem ist Er "der Kommende".

Zwar wurde Christus von Seinem Volk verworfen; darum steht Sein Kommen noch aus. Das Buch der Offenbarung ist eine Weissagung, welche die Einzelheiten dieses Kommenden berichtet. Die christliche Kirche wartet auf den Heiland, nicht auf den zur Erde Kommenden, sondern als die Gehenden warte wir auf Ihn und sehnen uns, hinweggerückt zu werden, Ihm entgegen in die Luft.

"Der Kommende" ist der Titel Christi, der Ihn mit den alttestamentlichen Verheißungen verbindet.

Der Titel wird niemals in einer der an die christlichen Gemeinden gerichteten Episteln gebraucht. Wir finden ihn auf verschiedene Weise wiedergegeben:

"Der da kommt" Mt 21:9; Mt 24:39; Lk 19:38; Joh 12:13; Offb 1:4.5; Offb 4:8
"Der kommt" Mt 3:11; Joh 3:31 (zweimal)
"Der kommen wird" Joh 1:15; Joh 1:27;
"Der kommen soll" Mt 11:3; Lk 7:19.20; Joh 6:14; Hebr 10:37.
"Der gekommen ist" Joh 11:37;
"Der kommen sollte" Apg 19:4.

Sechzehn mal haben wir den Titel in den Evangelien, der Apostelgeschichte und im Hebräerbrief ; dann kommt er erst in der Offenbarung wieder vor, wo der dreimal von Dem gebraucht wird, der nun die Hoffnung Seines Volkes erfüllt.

Das gibt dieser Prophezeiung wieder das Gepräge, dass sie mit Christus als Gott zu tun hat, der da "ist" (ein wirkliches Wesen) und "war" (von Ewigkeit her( und "der da kommt" (in zukünftiger Zeit).

"Der Lebendige"

Ich bin "der Lebendige" Ich war tot; und siehe, Ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit" (Offb 1:18).

Ho zon, der Lebendige. Wie der vorhergehende Titel, so steht auch dieser als besondere Bezeichnung für den, dessen Enthüllung Johannes sehen soll.

Sein Gebrauch ist das ausschließliche Eigentum des Propheten Daniel und der Offenbarung. Die beiden dadurch miteinander verbundenen Bücher sind ihrem Charakter und ihrem Thema nach in ganz besonderer Weise verkettet.

Der Titel findet sich im Buch Daniel zweimal: Dan 4:31 und Dan 12:7; und fünf mal in der Offenbarung: Offb 1:18; Offb 4:9.10; Offb 10:6 und Offb 15:7. (In Offb 2:8 ist die Bezeichnung angedeutet, aber nicht gebraucht).

Dan 4:31 (wo die Bezeichnung zum ersten Mal vorkommt) lesen wir von Nebukadanezar: "Ich pries und ehrte den, der ewiglich lebet, des Gewalt ewig ist, und Sein Reich für und für währet; gegen welchen alle, die auf Erden wohnen, als nicht zu rechnen sind. Er macht's, wie Er will, mit beiden, mit den Kräften im Himmel und mit denen, die auf Erden wohnen."

Durch diese Stelle wird deutlich gesagt, was der tun will, der sich unter dem Titel "Der Lebendige" in der Apokalypse Offb 1:18 offenbart.

Er kommt mit den Heeren des Himmels (Offb 19:14), um das Reich und die Herrschaft anzunehmen und Seinen Willen zu tun.

Dan 12:7 und Offb 10:6 sind so ähnlich, dass wir sie nebeneinander setzten. Beide Stellen sind Aussagen, die sich auf Christi Verhältnis zur Ewigkeit und zur Zeit beziehen.

Er (der Engel) hob seine rechte und linke Hand auf gen Himmel und schwor bei dem, der ewig lebet, dass es eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit währen soll; und... es soll solches geschehen" Dan 12:7.
Und der Engel.... hob seine Hand auf gen Himmel und schwor bei dem Lebendigen von Ewigkeit zu Ewigkeit..., dass hinfort keine Zeit mehr sein soll" Offb 10:5.6.

Wer wird bezweifeln, dass das Buch Daniel und die Offenbarung den gleichen Endzweck haben, dass sie sich keineswegs auf die gegenwärtige Zeit der Kirche beziehen, sondern auf die Zeit, in der "der Lebendige" kommen wird, um Seine Herrschaft über die Erde auszuüben, nicht in Gnade, sondern "voll Zorn Zornes Gottes" (Offb 15:7)? Die Aussage beider Zeugnisse, im Buch des Propheten Daniel und in der Offenbarung sprechen für die Tatsache, dass dieser Titel sich gänzlich auf die Erde und auf die Menschen bezieht.

Die Berufung der Gemeinde, ihre Erwartung und ihre Bestimmung, ist himmlisch. Aber hier bezieht sich alles auf die Ausübung des Gerichts auf Erden und an den Menschen.

Es gibt einen ähnlichen Titel, der auch bedeutsam ist: "Der lebendige Gott". Dieser ist in beiden Testamenten und ohne Unterschied gebraucht, da er weder zu Israel noch zur Kirche in besonderer Beziehung steht; er hat aber immer eine verborgene Beziehung zu den Götzen und zu dem Gericht an den Götzendienern. Oft wird dies im Text gesagt; wo es aber nicht in Worten ausgedrückt ist, muss der Gedanke an Götzen; Götzendienst und Götzendiener im Geist hinzugefügt werden.

Der Titel("der lebendige Gott") kommt 13 Mal im hebräischen Alten Testament und zweimal im chaldäischen vor (Dan 6:20.26), zusammen 15 mal. Er tritt zuerst auf in der Verbindung mit dem Abfall von Gott (13x), zuletzt steht er im Zusammenhang mit Gnade und Segen.

Im Neuen Testament kommt er 16 mal vor (4x4), das Quadrat von vier, vier ist die Zahl, die besonders mit der Erde zu tun hat. Die ganze Sache ist so wichtig, dass wir alle Stellen angeben möchten.

Die erste in 5Mo 5:23 gibt (wie gewöhnlich) den Schlüssel. Bei der Gesetzgebung (mit besonderer Betonung des zweiten Gebotes, hörten sie die Stimme des lebendigen Gottes aus dem Feuer reden."

Der hier gebrauchte Titel steht in Verbindung mit dem Götzendienst, und zwar in Sonderheit in seiner ältesten und allgemeinsten Form, der Sonnenverehrung.

Wenige Verse zuvor (5Mo 4:19) lesen wir "dass du nicht deine Augen aufhebest gen Himmel, und siehst die Sonne und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels, und fällst ab, und betest sie an, und dienst ihnen" usw.

Die ganze heidnische Welt betete die Sonne und das Heer des Himmels an; man verband "mit ihnen gewisse menschliche Charaktere, welche wirklich die Taten vollbracht hätten, die dann den Himmelskörpern zugeschrieben wurden" (Faber: "Mysterium des heidnischen Götzendienstes" Bd. 2). Die Sonne hatte verschiedene Attribute, eins davon war "der Lebendige". ("Adventures in New-Guinea" S. 56; Sampson, Low & Co.) Bei den Freimaurern nimmt die Sonne eine hervorragende Stellung ein, und Sonnendienst ist über die ganze Welt verbreitet. Wir können unsere Beweisführung nicht dadurch aufhalten, dass wir hier noch weitere Einzelheiten geben. Wir haben dieselben in einem Anhang zusammengestellt, wo unsere Leser die Ausführungen nachschauen können.

Wirt weisen darauf hin, dass der erste Gebrauch des Titels "der lebendige Gott" zu tun hat mit der Stimme aus der Mitte des Feuers, und dass der Titel zum letzten Mal (Offb 7:2) gebraucht wird, wo Gottes Knechte versiegelt werden mit "dem Siegel des lebendigen Gottes", um bewahrt zu bleiben vor der dann kommenden furchtbarsten Phase der Abgötterei, welche die Welt je gesehen hat: der Anbetung des Tieres - und um erhalten zu werden in dem Gericht, das über die Anbeter des Tieres kommen wird.

5Mo 32:40.41 haben wir (zwar nicht den Titel, sondern) Worte, welche den Begriff des Titels mit jener Zeit des Gerichts in Verbindung setzen.

5Mo 32. enthält "das Lied Moses", wovon in Offb 15:3 die Rede ist, und die Zeit, von der es spricht, ist die apokalyptische Zeit. "Denn Ich will Meine Hand in den Himmel heben, und will sagen. Ich lebe ewiglich. Wenn Ich den Blitz Meines Schwertes wetzen werde, und Meine Hand zur Strafe greifen wird, so will Ich Mich wieder rächen an Meinen Feinden, und denen, die Mich hassen, vergelten." (5Mo 32:40.41).

Ps 18:47-49: "Der Herr lebt, ...der Gott, der Mir Rache gibt, und zwingt die Völker unter Mich, der Mich errettet von Meinen Feinden" u.a.

Der Titel hat auch zu tun mit der Wiederherstellung und Befreiung Israels. Siehe Jer 16:14.15; Jer 23:7.8.

Wie die gerichtet werden, die diesen Titel den Götzen geben, sagt der Prophet Amos, Am 8:14.

Wenn unsere Leser alle folgenden Stellen, wo der Titel "der lebendige Gott" gebraucht wird, miteinander vergleichen, so werden sie finden, dass sie sich (als Ganzes) auf Israel, die Nationen, auf die Erde, auf Götzendiener und Götzen beziehen: 5Mo 5.; Jos 3:10; 1Sam 17:26.36; wo David den Namen Gottes gebraucht gegen den Hohn von Goliath. 2Kö 19:4.16; Jes 37:4.17, wo er gegen den Vorwurf des Sanherib gebraucht ist. Ps 42:3; Ps 84:3, wo er in geheimer Beziehung zu den falschen Göttern steht, die von den anderen gesucht und angebetet werden. Ebenso Jer 10:10; Jer 23:36 und Hos 2:1.

Im Neuen Testament ist der Gebrauch der gleiche: Mt 16:16; Mt 26:63; Joh 6:69; Apg 14:15; Röm 9:26; 2Kor 3:3; 2Kor 6:16; 1Thes 1:9 (Abgötter); 1Tim 3:15; 1Tim 4:10; 1Tim 6:17; Hebr 3:12; Hebr 9:14; Hebr 10:31; Hebr 12:22 und Offb 7:2. Sechzehn Stellen im Ganzen (4 in den Evangelien und der Apostelgeschichte, 4 in den Gemeinde-Briefen, 2 in den Pastoralbriefen, 4 im Hebräerbrief und einmal in der Offenbarung.)

Es ist von diesem besonderen Titel, wie auch von den sechs anderen genug gesagt worden, um zu zeigen, dass sie alle das Buch der Offenbarung mit dem Alten Testament und den Evangelien, nicht aber mit der Gemeinde verbinden. Ihr vereintes Zeugnis legt dar, dass Christus in der Apokalypse kundgetan wird, nicht in der Weise, wie Er der christlichen Kirche dargestellt ist, sondern so, wie Er im Alten Testament im Verhältnis zu Israel und der Erde geoffenbart ist.

Es finden sich noch andere Titel Christi in der Offenbarung, die weiteres Zeugnis ableben; diese aber können wir lassen, bis wir im Buch selbst zu ihnen gelangen. Es ist genug gesagt worden, um zu zeigen, dass die Titel, die der Herr Jesus im ersten Kapitel des Buches annimmt, dasselbe in der Auslegung gänzlich absondern von der Gemeinde, die da ist Sein Leib.

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Einleitung 2. Teil