Der größte Prophet mit der weitesten Schau

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

23. Der größte Prophet mit der weitesten Schau (A)

Wie heißt der größte Prophet? Paulus. Das dürfte überraschen. Man zählt Paulus zu den Aposteln, nicht zu den Propheten. Dazu soll er noch die weiteste Schau haben? Das wäre neu! - Es ist bedauerlich, dass man Paulus nicht zu den Propheten zählt. Ein Beweis, dass man seine Lehre gründlich verkannt hat.

Hören wir, was Paulus über den ihm gewordenen Auftrag zu sagen hat. „Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen, und alle zu erleuchten, welche die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott“ (Eph 3:8.9). „Ich tue euch aber kund, Brüder, dass das Evangelium, welches von mir verkündigt worden, nicht nach den Menschen ist. Denn ich habe es weder von einem Menschen empfangen, noch erlernt, sondern durch Offenbarung Jesu Christi“ (Gal 1:11.12)."Dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und Predigt von Jesu Christo, nach der Offenbarung des Geheimnisses, das in den Zeiten der Zeitalter verschweigen war, jetzt aber geoffenbart, und durch prophetische Schriften, nach Befehl des ewigen Gottes, zum Glaubensgehorsam an alle Nationen kundgetan worden ist“ (Röm 16:25.26). Eindeutig und unmissverständlich bezeugt Paulus, dass er der einzige und einmalige ist, der ein äonenaltes Geheimnis Gottes zu enthüllen hat. Das ist ein Geheimnis Gottes, dass nicht nur diese Welt, sondern die Welten umfasst. Denn zu den Äonen Gottes zählen nicht nur diese Welt, sondern die Welten! - Fällt uns nicht die ganz erhabene Prophetie des Paulus auf?

Das Geheimnis ist groß

Was ist das für ein Geheimnis, das durch Paulus enthüllt wird? „Dieses Geheimnis ist groß; ich aber sage es in Bezug auf Christum und seine Gemeinde“ (Eph 5:32). Wohlgemerkt, Paulus hat den Auftrag, das Geheimnis von Christus und seine Gemeinde zu enthüllen. Nicht nur eine Gemeinde wird enthüllt, sondern Christus und seine Gemeinde. Es geht um zwei Faktoren! Was vor Urzeiten in Gott verborgen gewesen ist, soll jetzt nicht nur aufgezeigt, sondern auch in aller Wirklichkeit ausgeführt und durchgeführt werden. Ein Novum, d. h. ein völlig neues Heilsgeschehen wird durch Paulus aufgewiesen. Aus den Nationen wird eine Herauswahl gerufen und ins völlig neue Heilsgeschehen gestellt. Beachten wir: Nicht die Nationen insgesamt werden in ein neues Heilsgeschehen geführt, sondern eine Herauswahl aus den Nationen wird in ein einzigartiges und einmaliges Heilsgeschehen gerufen: Christus und seine Gemeinde.! - Wahrhaftig, für die damalige Heilsauffassung ein Geheimnis. Dieses Geheimnis hat Paulus im Auftrag Gottes enthüllt. Ist es auch wirklich enthüllt? Leider ist dieses Geheimnis heute noch weithin ein Geheimnis. Warum denn? Willst du nicht diese Frage im Ernst erwägen?

Wie sieht das enthüllte Geheimnis in der Praxis aus? Kurz gesagt: Die Auferbauung der Ekklesia. Deutlicher: die Auferbauung des Leibes Christi! Paulus schaut und enthüllt ein Heilsfaktum und einen Heilsfaktor, der nicht nur dieses Zeitalter prägt, sondern auch die kommenden. - So etwas Gewaltiges hat kein anderer Prophet zu sagen gehabt.

Eine völlige Heilswende

Dieser paulinischen Prophetie wurde selbstverständlich schärfstens widersprochen. Paulus wurde als Phantast hingestellt. Apostelkonziele haben sich damit befassen müssen. Selbst Petrus spricht von einer schwer verständlichen Lehre des Paulus, die viele verdrehen (2Petr 3:16). Alle Apostel standen vor einer totalen Neuheit. - Es sei nur auf eine Tatsache hingewiesen, die den Juden und Judenchristen unverständlich war: Ab jetzt geht es heilsmäßig nicht mehr hinein in die Welt, sondern heraus aus der Welt. Ab jetzt geht es nicht mehr mit Israel und durch Israel zu den Nationen, sondern ohne Israel zu den Nationen und heraus aus den Nationen. Eine völlige Heilswende.- Ist sie dir bekannt? Etwa nur, dass in dieser Welt eine christliche Gemeinschaft erstehe, oder so ein weltfremder, frommer Club sich im Geschehen dieser Zeit irgendwie bemerkbar mache? Höre, was der zuständige Prophet zu sagen hat: - „...und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welches da ist sein Leib, nämlich die Fülle dessen, der alles in allen (und allem) erfüllet“ (Eph 1:22.23). Also, die Gemeinde Jesu Christi ist Christi Leib, ist Christi Körper! Das ist wahrhaftig etwas ganz Neues. Denn hier geht es um ein Geschehen, das in erster Linie den Christus angeht. Höre: Die Auferbauung der Gemeinde Jesu Christi ist christusbedingt.

Warum um Christi willen? Paulus sagt: Die Ekklesia ist seine Vervollständigung, sein Pläroma. Wiederum eine totale Neuheit. Christus muss eine Vervollständigung haben, Er muss als Haupt einen Körper empfangen. Erst dann ist ER der Fülle-Christus. Ohne seinen Körper ist er nicht vollständig. - So ist die Gemeinde Jesu Christi nicht nur eine Gemeinschaft, auch nicht eine Sondergemeinschaft für diese Welt, sondern sie ist die höchste Körperschaft in den Himmeln! Sie ist, ganz kurz gesagt, der Christus!

Paulus hat über den Christus-Körper noch mehr zu sagen: „....welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (Eph 1:23). Also, Christus muss seine Fülle erlangen, wenn ER das All zur Heilsfülle führen soll. Ohne die Ekklesia keine Christusfülle, ohne sie keine Heilsfülle. Erst muss Christus seine Fülle haben, erst dann tritt Er den Dienst als Heilsfüllewirker an. - „O, welch eine Tiefe des Reichtums, beide... „ (Röm 11:33-36).

Beginn des Unheils

Es drängt sich uns die Frage auf, warum Christus eine Ergänzung seiner Fülle haben muss. Ist Er unvollständig? Darf dieser Gedanke überhaupt aufkommen? Ja, denn das ist das Geheimnis, das Paulus zu enthüllen hat. Wer diese Enthüllung begriffen hat, wird wissen, warum Christus die Fülle-Ergänzung haben muss. Bei Paulus ist der Körper Christi immer in den Christus-Heils-Diensten! „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? (1Kor 6:2.3). Also, für die ewigen Heils-Dienste ist der Körper Christi da. Und wenn Heilsdienste, dann liegt hierin die Erklärung für die Frage nach der Einbuße der Fülle des Christus. Durch das Un-Heil, d.h. durch den Sündenfall hat der, „dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden“, eine Vollmaßeinbuße erlitten. Beachten wir dazu die Tatsache, dass das Un-Heil nicht im Paradies begonnen hat, sondern im „Allerheiligsten Gottes“ durch den Luzifer (Lichtträger)! Höre: In den höchsten Höhen geschah das Unheil. Wen betraf es darum zuerst? Den Höchsten! Da war sein Pläroma am Erleiden. Diese „Wunde“ am Christus muss geheilt werden. Selbstverständlich geschieht diese Heilung durch ihn. ER ist der Heiland, auch der eigene Heiland. ER opfert sich, um in erster Linie seine Heilsfülle zu erlangen. Seine Heilandsfülle ist sein Leib. Und wenn Er mit seinem Leibe vereinigt ist, dann beginnen die welten- und die zeitenumfassenden Heilsvollführungen. Zu diesem ganz erhabenen Zweck ist die Ekklesia der Körper Christi geworden. - Das sind Geschehnisse, die nur Paulus darzustellen hat. Hast du ihn hierin schon verstanden?

Die Vervollständigung des Christus

Wann wir Christus sein Pläroma erlangen? Paulus sagt: „Das sagen wir als ein Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und überbleiben auf die Zukunft des Herrn, werden denen nicht vorkommen, die da schlafen. Denn er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels, und mit der Posaune Gottes hernieder kommen vom Himmel. Und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Danach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit denselben hingerückt werden in den Wolken dem Herrn entgegen in die Luft, und werden also beim Herrn sein allezeit“ (1Thes 4:15-17). Die Erstlingsauferstehung - kann auch Ausauferstehung heißen - samt der Entrückung führt zum Offenbarwerden vor dem Preisrichterstuhl Christi (Röm 14:10; 2Kor 5:10). Da kommt der Körper Christi mit dem Christus zur letzten Ausgestaltung. Da ist der Treffpunkt und der Augenblick, den „die Engel gelüstet zu schauen“. Da ersteht der aktionsfertige Christus!

Hier sind auch die Fragen nach der Ausauferstehung und der Entrückung geklärt. Sie sind dem Wesen und der Zeit nach geklärt. Achten wir auf die Tatsache: Erstlingsauferstehung und Entrückung sind in erster Linie um Christi willen da! Die Vollendungsgeschehnisse der gegenwärtigen Zeit, - von denen nicht wenig geredet wird - sind darum nicht im Blickfeld der Welt, oder der Heiligen der Welt zu beurteilen, sondern im Blick auf den Fülle-Christus! Nicht weil die „Heiligen“ den Endleiden enthoben werden wollen oder sollen, nicht weil sie selbstersehnte Vorzüge erleben wollen, findet die Entrückung statt, sondern weil das im Beschluss des Vaters für seinen Sohn liegt. Erstlingsauferstehung und Entrückung haben ihre Grundbedeutung im Pläroma. - Vollzug des Christus! - Wer diese Dinge anders sieht, der kommt dauernd mit dem Mann in Konflikt, der sie darzustellen hat.

Gerichte und Gerichtsfunktionen

Damit ist auch die Frage nach dem Preisrichterstuhl Christi - und auch allen Gerichten - geklärt. Gerade bei der Deutung der Gerichte Gottes besteht unter uns ein heilloses Durcheinander. Nur, weil man die Her-Richtung des Füllechristus und die Her-Richtungen durch den Füllechristus nicht zu unterscheiden weiß. Beachten wir: Nur der Körper Christi kommt vor den Preisrichterstuhl. Nur der Fülle-Christus wird hernach die Welt richten. Gerichte und Richtfunktionen sind Sache des Fülle-Christus. - Darum hat es der Leib Christi weniger mit dem Regieren (Verwalten) zu tun. Zum Regieren ist der andere Körper bestimmt, der als Weib dem „Mann“ in der Hoch-Zeit angetraut wird. Der Leib Christi ist vorzüglich - wie das Haupt - zum Richten bestimmt. Der Füllechristus ist der Her-Richter!

Auch die Frage, wer zum Leibe Jesu Christi gehört, ist hier geklärt. „Welchen Gott gewollt hat kundzutun, welcher sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Nationen, welches ist Christus in euch, der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit (Kol 1:27). Achten wir beim Lesen der paulinischen Heilsdarstellungen auf das „Christus in euch“. - „Ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott.“ - „Unser Bürgerrecht ist im Himmel.“ So könnten wir fortfahren. Wir müssen uns aber sagen, dass dieser paulinische In-Christus-Schau die Wiedergeburt zugrunde liegt. Wiedergeburt ist die Kardinalswahrheit der Heilslehre. Nicht biblische Erkenntnisse - obgleich sie wichtig sind, - nicht Wachstumsstand - wiewohl er wichtig ist, - sind ausschlaggebend, sondern die Wiedergeburt. Selbstverständlich ist diese fundamentale Wiedergeburtslehre nicht nur bei Paulus zu finden. Nein, das ist die Heilslehre schlechthin; die Jesus aufs deutlichste betonte, und die alle Apostel in den Vordergrund stellten. Paulus kann darum von dieser Grundlehre der Wiedergeburt, sonderlich hinsichtlich des Werdens des Leibes Christi, um keine Haaresbreite abweichen, und bezeugt mit aller Klarheit das Verhältnis „in Christus“! - Alle Fragen nach der Zughörigkeit zum Leibe Jesu Christi sollte man darum nicht von den Randwahrheiten abhängig machen, sondern vom „Sein in Christus“. Das ist nur durch die Wiedergeburt möglich. „Derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geit, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi (Röm 8:16.17) Den Kinder - aber auch nur den Kindern - steht das ganze Erbe zu. Und wenn sie bis zum Mündigkeitsstand noch eine Reifezeit benötigen, so wird diese Zeit sie keineswegs enterben, sondern zum Erben befähigen. Grundlegend ist und bleibt die Wiedergeburt.

Beginn der Erstlings-Fülle

Noch eine sehr wichtige Frage: Wann begann Christi Vervollständigung? Diese Frage ist nicht einfach, weil Christi Leib „vor Grundlegung der Welt“ beschlossen worden ist. Wie bereits festgestellt: Die Fülle des Christus ist vorausgesagt im Augenblick des Unheilsgeschehens. Vorausgesagt im Sinne der Verheißung. Diese Verheißung findet ihre Vollführung. Wann? Nach der Auferstehung Christi! „Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? (1Kor 15:55). „Der uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem Vorsatz und Gnade, die uns gegeben ist in Christo vor der Zeit der Welt, jetzt aber offenbart durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesu Christi, der dem Tode die Macht hat genommen, und das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium, zum welchem ich jetzt gesetzt bin, ein Prediger und Apostel und Lehrer der Nationen“ (1Tim 1:9-11). - Wiederum eine neuartige paulinische Lehre. Mit der Auferstehung des Erstlings beginnt die Erstlings-Fülle.

Mit Jesu Auferstehung ist nicht nur dem Tode die Macht genommen, sondern auch das gesamte Auferstehungsleben eröffnet. Er ist der Erstling aus den Toten. Zum Erstling gehören die Erstlinge (1Kor 15:20). Sie waren sofort da! „Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen, und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung, und kamen in die heilige Stadt, und erschienen vielen“ (Mt 27:52). Wer diese Auferstandenen waren, kann niemand sagen. Auf alle Fälle waren sie da und gehörten dem Erstling an. Sie können nicht zur ersten Auferstehung gezählt werden, weil die erst bei der Wiederkunft Christi sein wird. Die Erstlinge haben nun einmal die Ausauferstehung, und gehören zu jener Kategorie: „So wir samt ihm gepflanzt werden zu gleichem Tode, so werden wir auch seiner Auferstehung gleich sein“ (Röm 6:5). „Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbild seines Sohnes, auf dass derselbe der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Röm 8:29). - Ob die Erstlingsauferstehung fortlaufend sei, kann niemand sagen. Fest steht, dass sie mit der Entrückung abgeschlossen wird. Da liegt die Fülleausgestaltung des Christus. Und dann tritt der Füllechristus in die weltumfassende Heilsaktion. Dabei wird auch die Unheilsaktion ihr Füllemaß erlangen. Darüber im nächsten Traktat.

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24. Der größte Prophet mit der weitesten Schau (B)