Der Weisheit heller Ruf ertönt - Spr 1:20-23a

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aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)


6. Der Weisheit heller Ruf ertönt - Spr 1:20-23a

Die Weisheit schreit draußen, sie lässt auf den Hauptstraßen ihre Stimme erschallen. Sie ruft an den Ecken lärmvoller Plätze; an den Eingängen der Tore in der Stadt redet wie ihre Worte: bis wann ihr Einfältigen, wollt ihr Einfältigkeit lieben, und werden Spötter ihr Wohlgefallen haben an Spott, und Toren Erkenntnis hassen? Kehret um zu meiner Zurechtweisung!

Eigentlich heißt es: dass die Weisheiten zur Buße, Umkehr und Heimkehr rufen; es ist "der Weisheit Fülle", die uns in Christus als der "Weisheit Gottes" zuteil wird (1Kor 1:24-30). Auch Delitzsch sieht in diesem Plural die "absolute, allumfassende, ja, leibhaftige, personifizierte" Weisheit und führt aus "Die Reden der Weisheit im Spruchbuch berühren sich eng mit den Reden des Herrn im Logos-Evangelium" (Joh-Ev). So wird sie zur "Quelle der Heilsworte". Die Weisheit schreit (DEL: gellend laut; BUB: klagt; BA ein helles, lichtes Rufen, ein Künden im Jubelton); sie lässt laut ihre Stimme erschallen und versieht so ihren Heroldsdienst in der Öffentlichkeit Israels. Der vierfachen Örtlichkeit in der Stadt (draußen - auf den Hauptstraßen - an lärmvollen Plätzen - in den Eingängen der Tore) entspricht ein vierfaches Reden: sie schreit - lässt ihr Stimme erschallen - ruft - redet Aussprüche (vgl. Spr 8:1-4).

In Übereinstimmung damit spricht Jes 52:7 von dem Messias: "Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße dessen der Frohe Botschaft bringt, der Frieden verkündigt, die Botschaft des Guten bringt und Heil verkündigt, der zu Zion spricht: Dein Gott herrscht als König!" So erschallte Gottes Weisheitswort und Bußruf durch Jesus auf den Wiesen und Hügeln Galiläas und an den Ufern des Sees Genezareth; in den Synagogen Israels und in den Tempelhallen zu Jerusalem; auf staubigen Landstraßen, lärmenden Märkten und in den Häusern Seiner Gastgeber; in der einsamen Wüste wie in der lärmenden Hauptstadt Jerusalem; zu den im Stadttore sitzenden Zöllnern; aber auch zu Priestern und Schriftgelehrten, Führern Israels und römischen Offizieren; zugleich an den großen Festen Israels, etwa, wenn Er festlichen Prozessionen gegenüberstand, wie es uns Joh 7:37-39 schildert. Nur als das zur Schlachtbank geführte Lamm verstummte Er (Jes 53:7) und "schalt nicht wider, als Er gescholten ward". Und wenn Jes 42:2 davon spricht, dass der Messias Gottes "nicht schreien und nicht rufen und Seine Stimme auf den Straßen nicht erheben wird", so bezieht sich diese Aussage nicht auf die Verkündigung der Weisheit in der Volksöffentlichkeit; sie weist vielmehr darauf hin, dass Jesus auf jegliche Propaganda für Seine Heilungswunder und für das Geheimnis Seiner Messianität verzichtete (s. Mt 12:16-20)!

Wo erschallte der Weisheit klarster, hellster, unüberhörbarster Ruf? Draußen! Hat doch der Christus außerhalb des Tores gelitten und außerhalb des Lagers Seine Schmach ertragen (Hebr 13:12-13). Seitdem erschallt die Botschaft vom Kreuz und vom Gekreuzigten, die das Zentrum des Evangeliums darstellt (1Kor 2:2). Wen aber dieser Ruf getroffen hat, der ist be-rufen zu allerhöchster Herrlichkeit. Diesen Weg aber findet nur der, welcher umkehrt zur Zurechtweisung Gottes, der in der Buße heimkehrt zu dem lebendigen Gott! An wen ergeht der Weisheit Ruf?

Die Weisheit Gottes in Christo wendet sich an die Einfältigen, die als Zugängliche (BA) nicht nur für das Böse und jede Ideologie des Verderbens empfänglich sind, sondern auch gegenüber dem Worte Gottes offen stehen; sie ergeht auch an die zynischen, freigeistigen, intellektuellen Spötter, die Wohlgefallen an der Spottsucht haben und nichts als bindende Wahrheit anerkennen (s. Joh 18:38 - Apg 2:13 - Apg 17:18) - "Wie lange zögerst Du Deine Rettung hinaus?"

Hier jedoch ruft die Weisheit Gottes: Bis wann, wie lange, willst du Einfältiger, Spötter und Narr dich gegen mein Rufen versperren und das Gottesheil ausschlagen? Kehre um zu meiner Zurechtweisung! Dem schießt sich Ps 4:2 an mit den Worten: "Ihr Männersöhne, bis wann soll meine Herrlichkeit zur Schande sein? Bis wann werdet ihr Eitles lieben, Lüge suchen?" Jesus selbst aber sagte: "Jerusalem, Jerusalem... wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie ein Henne ihre Küken unter ihre Flügel sammelt, ihr aber habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus wird euch wüste gelassen, bis ihr sprecht: Gesegnet sei der im Namen JAHWEHs Kommende!" (Mt 23:37-39).

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