David als prophetisches Modell - David in Ziklag

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Von Holger Stoye

Bibeltext

  • 1Sam 30:1-25 - Und es geschah, als David und seine Männer am dritten Tag nach Ziklag kamen, waren die Amalekiter in das Südland und in Ziklag eingefallen. Und sie hatten Ziklag geschlagen und mit Feuer verbrannt. 2 Und sie hatten die Frauen und was sonst in der Stadt war, gefangen weggetrieben, vom Kleinsten bis zum Größten. Sie hatten aber niemand getötet, sondern sie weggetrieben und waren abgezogen. 3 David und seine Männer kamen zur Stadt. Und siehe, sie war mit Feuer verbrannt, und ihre Frauen, Söhne und Töchter waren gefangen weggeführt. 4 Da erhoben David und das Volk, das bei ihm war, ihre Stimme und weinten, bis sie nicht mehr weinen konnten. 5 Und die beiden Frauen Davids waren gefangen weggeführt worden, Ahinoam, die Jesreeliterin, und Abigajil, die Frau Nabals, des Karmeliters. 6 Und David war in großer Bedrängnis, denn das Volk sprach davon, ihn zu steinigen. Denn die Seele des ganzen Volkes war erbittert, jeder war erbittert wegen seiner Söhne und wegen seiner Töchter. Aber David stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott. 7 Und David sagte zu dem Priester Abjatar, dem Sohn des Ahimelech: Bring mir doch das Ephod her! Und Abjatar brachte das Ephod zu David. 8 Und David befragte den HERRN: Soll ich dieser Schar nachjagen? Werde ich sie einholen ? Und er sprach zu ihm: Jage ihr nach, ja, du wirst sie gewiß einholen und die Gefangenen ganz gewiß befreien! 9 Da zog David hin, er und die sechshundert Mann, die bei ihm waren. Und sie kamen an den Bach Besor, wo einige zurückblieben und haltmachten. 10 Und David jagte ihnen mit vierhundert Mann nach. Denn zweihundert Mann, die zu erschöpft waren, um über den Bach Besor zu gehen, blieben zurück. 11 Und sie fanden einen Ägypter auf dem Feld und brachten ihn zu David und gaben ihm Brot zu essen und Wasser zu trinken. 12 Sie reichten ihm auch ein Stück Feigenkuchen und zwei Rosinenkuchen. Und als er gegessen hatte, kam er wieder zu sich, denn er hatte drei Tage und drei Nächte kein Brot gegessen und kein Wasser getrunken. 13 Und David sagte zu ihm: Zu wem gehörst du ? Und woher bist du? Er antwortete: Ich bin ein junger Ägypter, der Knecht eines Amalekiters. Mein Herr hat mich zurückgelassen, denn ich wurde heute vor drei Tagen krank. 14 Wir sind eingefallen in das Südland der Kreter und in das Gebiet von Juda und in das Südland von Kaleb und haben Ziklag mit Feuer verbrannt. 15 Und David sagte zu ihm: Willst du mich zu dieser Schar hinabführen? Und er antwortete: Schwöre mir bei Gott, daß du mich nicht töten und mich nicht in die Hand meines Herrn ausliefern wirst! Und ich will dich zu dieser Schar hinabführen. 16 Als er ihn hinabführte, siehe, da hatten sie sich über die ganze Gegend hin ausgebreitet. Sie aßen und tranken und feierten ein Freudenfest wegen all der großen Beute, die sie aus dem Land der Philister und aus dem Land Juda mitgenommen hatten. 17 Und David schlug sie von der Morgendämmerung an bis zum Abend des folgenden Tages, so daß keiner von ihnen entrann außer vierhundert jungen Männern, die auf Kamele stiegen und entflohen. 18 Und David befreite alles, was die Amalekiter genommen hatten; auch seine beiden Frauen befreite David. 19 Und es fehlte ihnen nichts, vom Kleinsten bis zum Größten, weder Söhne noch Töchter, weder Beute noch alles, was sie ihnen weggenommen hatten; alles brachte David zurück. 20 Und David nahm alle Schafe und Rinder. Sie trieben sie vor dem anderen Vieh her und sagten: Dies ist die Beute Davids! 21 Und David kam zu den zweihundert Männern, die zu erschöpft gewesen waren, um David zu folgen, und die man am Bach Besor zurückgelassen hatte. Sie gingen David und dem Kriegsvolk entgegen, das bei ihm war. Und David trat zu dem Volk und fragte sie nach ihrem Wohlergehen. 22 Und allerlei Böse und Nichtswürdige von den Männern, die mit David gezogen waren, sagten: Weil sie nicht mit uns gezogen sind, wollen wir ihnen von der Beute, die wir den Feinden entrissen haben, nichts geben, sondern jeder nehme seine Frau und seine Kinder; die können sie mitnehmen und gehen. 23 Aber David sagte: Macht es nicht so, meine Brüder, mit dem, was der HERR uns gegeben hat! Er hat uns bewahrt und diese Schar, die über uns gekommen war, in unsere Hand gegeben. 24 Und wer sollte in dieser Sache auf euch hören? Denn wie der Anteil dessen, der in den Kampf hinabzieht, so soll auch der Anteil dessen sein, der bei dem Troß bleibt. Miteinander sollen sie teilen. 25 Und so geschah es von diesem Tag an und darüber hinaus. Und David machte es zu Ordnung und Recht für Israel bis auf diesen Tag.

Wer gewinnt - Gott oder Satan?

Über dem Auf und Ab der gesamten Menschheitsgeschichte wie auch über der ganz persönlichen Geschichte jedes einzelnen Menschen steht eine große Frage: Worauf läuft am Ende alles hinaus? Was ist das Ziel der Geschichte? Wer behält in diesem großen Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Gut und Böse, zwischen Gott und Satan die Oberhand, wer kann am Ende seine Ziele und Gedanken verwirklichen?

Zugespitzt formuliert: Wer gewinnt – Gott oder Satan?

Ist das ernstlich eine Frage? Hat nicht Gott alles erschaffen, das Sichtbare und das Unsichtbare (Kol 1:16) - und damit auch den Satan? Wie sollte das Geschöpf dem Schöpfer überlegen sein? Entscheidend ist, wie man die Frage nach dem Sieg definiert. Beim Fußball ist das klar - gewonnen hat, wer die meisten Tore schießt. Wie aber ist es hier? Geht es nur um die Machtfrage, ist die Antwort eindeutig:
Gott hat einen Tag gesetzt, an dem er den Satan zunächst aus dem Himmelsbereich auf die Erde werfen (Offb 12:7-9), dann vorübergehend binden (Offb 20:1-3) und schließlich in den Feuersee werfen wird (Offb 20:10). Gott ist es, der dem Satan den zeitlichen und inhaltlichen Spielraum vorgibt, in dem dieser sich bewegen darf (Offb 12:12; Hi 1:12 u. Hi 2:6). Es ist schon so, wie Luther es sagte, Satan ist nur der „Kettenhund Gottes“.

Bei der Machtfrage gibt es am Sieg Gottes nichts zu rütteln.

Wie aber ist es bei der Beziehungsfrage zwischen Gott und den Menschen? Seit seinem Abfall von Gott ist es Satans Ziel, möglichst viele Geschöpfe Gottes in seinen Abfall mit hineinzuziehen und einen dauerhaften Keil zwischen den Schöpfer und seine Geschöpfe zu treiben. Seit dem Sündenfall ist ihm dies bei der weit überwiegenden Zahl der Menschen auch gelungen. Bis zum heutigen Tage. Die weit überwiegende Zahl der Menschen lebt in Trennung von Gott. Bleibt es dabei oder wird sich dieser Zustand noch einmal grundlegend und umfassend ändern? Entscheidet sich die Frage des Sieges auch daran, wieviele Menschen am Ende des Kampfes in Gemeinschaft mit Gott leben, dann ist der Sieg Gottes nach Auffassung mancher durchaus zweifelhaft.
Im Alten Testament wird uns eine Begebenheit berichtet, durch die unsere Frage sehr anschaulich beantwortet wird – ich meine den Einfall der Amalekiter in die Davidsstadt Ziklag, wo David sich auf seiner Flucht vor Saul für 1 Jahr und 4 Monate mit seinen Leuten und deren Familien im Exil aufhielt (1Sam 27:6-7).

David in Ziklag - ein prophetisches Modell

Die Begebenheiten des Alten Testamentes sind wie ein Bilderbuch zu den Lehraussagen des Neuen Testamentes. Neben der persönlich-erbaulichen Seite über Vertrauen, Gebet und die Hilfe Gottes hat unser Text auch einen hochinteressanten Bezug auf Christus und Seinen Sieg. So wie das Leben Davids insgesamt ein prophetisches Modell auf Christus hin ist, so hat auch unser Text prophetischen Modellcharakter und möchte uns in einem Modell etwas anschaulich machen von dem vollständigen Sieg Christi über alle Macht des Feindes. Betrachten wir den Text deshalb einmal von seiner typologischen Seite her:

  1. David („Geliebter, Liebender“) ist ein Typus auf Christus.
  2. Ziklag bedeutet übersetzt „Ursprung“.
  3. Amalek heißt übersetzt „Herrschervolk/Talbewohner/der das Volk aussaugt“ und ist eine Abschattung von Satan und seinen Finsternismächten.

Aus diesem Blickwinkel wird das Geschehen um Ziklag zu einer anschaulichen Darstellung der Heilsgeschichte Gottes.

Der Einfall in Ziklag – alle wurden gefangen weggeführt

  • Sam 30:1-2 - Und es geschah, als David und seine Männer am dritten Tage nach Ziklag kamen, da waren die Amalekiter in den Süden und in Ziklag eingefallen; und sie hatten Ziklag geschlagen und es mit Feuer verbrannt. 2 Und sie hatten die Weiber und alle, die darin waren, gefangen weggeführt, vom Kleinsten bis zum Größten; sie hatten niemand getötet, sondern sie hatten sie weggetrieben und waren ihres Weges gezogen.

So wie die Amalekiter in Ziklag („Ursprung“) ist Satan auch ins Paradies – dem Ort des Ursprungs des Menschen in der Gemeinschaft mit Gott – eingefallen und hat die Menschen durch die Verführung zum Ungehorsam als seine Gefangenen weggeführt. Unser Text betont: „Niemand“ wurde getötet – aber „alle, die darin waren, vom Kleinsten bis zum Größten“ wurden gefangen weggeführt. Diese doppelte Betonung des Textes ist schon erstaunlich und soll wohl zweierlei deutlich machen:

  1. Es handelt sich um eine begrenzte Aktion – niemand wurde in seiner Existenz ausgelöscht, für niemand war dieser Einfall in Ziklag eine endgültige Vernichtung ohne jede Hoffnung.
  2. Aber es war auch eine allumfassende Aktion – alle ohne jede Ausnahme wurden gefangen weggeführt, vom Kleinsten bis zum Größten.

Heilsgeschichtlich bedeutet dies:
Seit dem Sündenfall leben wir alle von Geburt an im „Vollmachtsbereich der Finsternis“ (Kol 1:13). Niemand ist davon ausgenommen, es gilt für den schlimmsten Verbrecher wie auch für den edelsten Menschen gleichermaßen – wir alle sind Gefangene des Satans und leben unter dessen Vollmacht als Gefangene der Sünde und des Todes in der Gottesferne.

  • Röm 3:10-12 - "Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; 11 da ist keiner, der verständig sei; da ist keiner, der Gott suche. 12 Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tue, da ist auch nicht einer."
  • Röm 3:22-23 - 22 ... Denn es ist kein Unterschied, 23 denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes,

Es handelt sich also auch heilsgeschichtlich um eine allumfassende Aktion Satans. Aber es handelt sich auch heilsgeschichtlich um eine begrenzte Aktion Satans:

  • 1Tim 2:4 - 4 (unser Retter-Gott) will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

So wie niemand durch die Amalekiter getötet wurde, so wie für jeden eine Hoffnung auf Befreiung blieb, so ist es auch heilsgeschichtlich: Gott will den Zustand der Gefangenschaft unter Sünde, Tod und Teufel für jeden Menschen beenden – „Gott will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
Niemand befindet sich in einer Situation ohne Hoffnung, für niemand hat dieser „Einfall in Ziklag“ eine Situation geschaffen, aus der es keine Rettung mehr gäbe. Es gibt Hoffnung für alle: „niemand wurde getötet“.

Die beiden Frauen Davids

  • 1Sam 30:5 - Und auch die beiden Weiber Davids waren gefangen weggeführt, Achinoam, die Jisreelitin, und Abigail, das Weib Nabals, des Karmeliters.

Nachdem David und seine Männer zurückgekehrt sind, folgt eine Zeit der Trauer und des Weinens „bis keine Kraft mehr in ihnen war zu weinen“. Und dann folgt wieder so eine merkwürdig abgesetzte und betonte Aussage: „auch die beiden Weiber Davids waren gefangen weggeführt“. Auch hier dürfen wir wohl eine besondere prophetische Bedeutung vermuten. Über die beiden Frauen Davids lesen wir in 1Sam 25:43-44 (bei der Hochzeit mit Abigail):

  • Und David hatte auch Achinoam von Jisreel genommen; und so wurden sie alle beide seine Weiber. 44 Saul aber hatte seine Tochter Michal, das Weib Davids, Palti, dem Sohne des Lais, aus Gallim, gegeben.

Wenn man Michal nicht zählt, die während der Flucht Davids einem anderen gegeben wurde, dann war Achinoam die erste und Abigail die zweite Frau Davids.

- Achinoam bedeutet übersetzt: „Mein Bruder ist Freude“.
- Abigail heisst übersetzt: „Mein Vater ist die Quelle der Freude“.

Bezugspunkt beider Namen ist also die Freude, einmal in der Personifizierung als Bruder und einmal als Vater. Damit stehen die beiden Frauen Davids hier als Modell für Israel und die Gemeinde:

- Israel ist wie Achinoam die erste Frau und Christus der natürlichen Abstammung nach als Same Abrahams ihr Bruder (diese brüderliche Beziehung zu seinem Volk wird auch besonders an der Josefgeschichte deutlich).
- Die Gemeinde hingegen steht wie Abigail als zweite Frau in keiner natürlich-brüderlichen Beziehung zu Christus (war die Frau eines Narren), aber sie bekommt durch Christus den freien Zugang zum Vater und nach Röm 8:15 darf sie Gott als „Abba, lieber Vater“ ansprechen.

Für manche mag es ungewohnt sein, auch die Gemeinde in dem Bild als Frau zu sehen. Aber auch im Buch Ruth spielen zwei Frauen eine Hauptrolle – die jüdische Witwe Naomi als Bild auf Israel in der Trübsal und Zerstreuung und die Moabiterin Ruth als Bild auf die Gemeinde, die aus den Nationen stammt, den Boas als Typus auf Christus heiratet und aus der dann auch die kinderlose Witwe Naomi durch die Geburt des Obed wieder in die Lebenslinie zurückkommt.
Wir betonen oft zu einseitig das Bild von der Gemeinde als Leib des Christus und sehen die Gemeinde von daher fast ausschließlich zusammen mit Christus als Mann und Israel als das Weib. Das ist heilsgeschichtlich auch richtig. Aber wir dürfen uns nicht einseitig auf dieses Bild vom Leib fixieren, die Bibel gebraucht auch andere Bilder für die Gemeinde. So spricht auch Paulus zweimal von der Gemeinde im Bild einer Frau:

  • 2Kor 11:2 - Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Manne verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.
  • Eph 5:25ff - Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat,
  1. In der Innenbeziehung zu Christus kann die Gemeinde also auch im Bild der Frau gesehen werden.
  2. Das ändert nichts an der heilsgeschichtlichen Stellung Israels als „Eheweib Jahwes“ und meint nicht, dass die Gemeinde Israel als „Eheweib Jahwes“ heilsgeschichtlich abgelöst hätte – aber es löst aus einer einseitigen Fixierung und macht deutlich, dass wir wie Paulus die Gemeinde in ihrer Christusbeziehung auch im Bild der Frau sehen dürfen, ohne uns gleich dem Verdacht auszusetzen, die heilsgeschichtlichen Grundlinien durcheinanderzubringen.
  3. Die Bibel ist in ihrer Bildsprache eben viel lebendiger, als unser Denken in Schablonen es gewohnt ist.

Auch wenn es für manche ungewohnt ist, meine ich also in den beiden Frauen des David hier ein Modell für Israel und die Gemeinde zu sehen. Das wird im folgenden noch eine Rolle spielen. Aber soweit es es noch lange nicht. Zunächst nimmt unser Text eine erstaunliche Wendung.

Die Haftbarmachung Davids

  • 1Sam 30:6 - Und David war in großer Bedrängnis, denn das Volk sprach davon, ihn zu steinigen; denn die Seele des ganzen Volkes war erbittert, ein jeder um seine Söhne und um seine Töchter. Aber David stärkte sich in Jahwe, seinem Gott.

Wenn die Menschen ein schweres Unglück trifft, suchen sie immer nach einem Schuldigen. Das scheint ganz tief im Menschen angelegt zu sein. Aus der persönlichen Erbitterung heraus wollen die Männer David steinigen.
So hat auch im Lauf der Geschichte der Mensch Gott immer wieder bittere Vorwürfe gemacht und bis heute ist die alte, meist vorwurfsvoll gemeinte Frage „Warum lässt Gott als das Leid zu?“ ein Dauerbrenner (siehe auch: Wo war Gott, als in Haiti die Erde bebte?).
Aber während es bei David schließlich doch nicht zum Äußersten kommt, ist es bei Christus auch zu diesem letzten Schritt der persönlichen Haftbarmachung für die Schuld und Sünde der Welt gekommen. In den Psalmen lesen wir die Christusprophetie:

  • Ps 69:4 - Mehr als die Haare meines Hauptes sind derer, die ohne Ursache mich hassen; mächtig sind meine Vertilger, die ohne Grund mir feind sind; was ich nicht geraubt habe, muß ich alsdann erstatten.

So weit geht es bei David nicht. Wir lesen in dieser Stunde äußerster Not:

  • 1Sam 30:6 - Aber David stärkte sich in Jahwe, seinem Gott.

So dürfen auch wir uns immer wieder im Gebet und im Wort Gottes stärken:

  • Ps 62:8 - Vertrauet auf ihn allezeit, o Volk! schüttet vor ihm aus euer Herz! Gott ist unsere Zuflucht. (Sela – Empor!)

Gott vertrauen, vor IHM unser Herz ausschütten, zu IHM fliehen und den Blick von den Umständen weg empor auf IHN zu richten – so stärken wir uns in Jahwe, unserem Gott.

Die Rettungsaktion

  • 1Sam 30:8-10 - Und David befragte Jahwe und sprach: Soll ich dieser Schar nachjagen? Werde ich sie erreichen? Und er sprach zu ihm: Jage nach, denn du wirst sie gewißlich erreichen und wirst gewißlich erretten. 9 Da zog David hin, er und die sechshundert Mann, die bei ihm waren; und sie kamen an den Bach Besor, wo die Zurückbleibenden stehen blieben.

10 Und David jagte nach, er und vierhundert Mann; denn zweihundert Mann blieben stehen, welche zu ermattet waren, um über den Bach Besor zu gehen. So wie David sich mit der Wegführung der Einwohner Ziklags nicht einfach abfand, sondern sich aufgrund einer göttlichen Verheissung aufmacht, um die Gefangenen zu befreien, so hat sich auch Christus aus der Herrlichkeit des Vaters aufgemacht, um uns aus der Gefangenschaft Satans zu befreien. Gott gibt sich nicht geschlagen. Er sandte seinen Sohn, um „Freiheit auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen“ (Jes 61:1).
Und auch Christus handelt bei seiner großen Befreiungsaktion aufgrund eines göttlichen Verheissungswortes:

  • Phil 2:10-11 auf daß in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, 11 und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.

Hier ist Christus für seinen Weg der Selbsterniedrigung bis zum Tod am Kreuz nichts geringeres verheissen, als es dem David verheissen wurde: „Jage nach, denn du wirst sie gewißlich erreichen und wirst gewißlich erretten.“
Schon unmittelbar nach dem Sündenfall hat Gott diesen großen Kampf mit Satan, der Schlange, und den letztendlichen Sieg Jesu angekündigt:

  • 1Mo 3:15 - „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.“.

Am Kreuz von Golgatha hat sich dieses Wort erfüllt. Im Sterben des Gottessohnes wird Ihm die Ferse zermalmt, zugleich aber dem Satan der Kopf zertreten. Hier am Kreuz hat Jesus ein für allemal über alle Macht des Satans gesiegt.
Und wir als gläubige Gemeinde gleichen den 600 Mann, die an der Durchführung dieser Rettungsaktion beteiligt sind. 400 Mann begleiten David, 200 Mann bleiben erschöpft zurück und bewachen das Gerät. Wie auch immer – ob im Einsatz vor Ort oder im begleitenden Gebet – mögen wir doch beteiligt sein an dieser großen Rettungsaktion des Christus und uns von IHM dabei gebrauchen lassen.

Der Höhepunkt – vollständige Befreiung

Der wunderbare Höhepunkt unseres Textes findet sich dann in 1Sam 30:18-19:

  • Und David befreite alles, was die Amalekiter genommen hatten; auch seine beiden Frauen befreite David. 19 Und es fehlte ihnen nichts, vom Kleinsten bis zum Größten, weder Söhne noch Töchter, weder Beute noch alles, was sie ihnen weggenommen hatten; alles brachte David zurück.

Wie herrlich – eine vollständige Befreiung und Wiederbringung aller Gefangenen und sogar aller Beute. Dies findet seine neutestamentliche Bestätigung in 1Tim 2:4:

  • Unser Retter-Gott will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Gott will – aber wird sein Wille auch geschehen? Kann Gott seinen Willen verwirklichen? Selbstverständlich – was Gott will, das vermag ER auch zu tun:

  • Ps 135:6 - Alles, was Jahwe wohlgefällt, tut er in den Himmeln und auf der Erde, in den Meeren und in allen Tiefen;
  • Jes 46:10 - der ich von Anfang an das Ende verkünde, und von alters her, was noch nicht geschehen ist; der ich spreche: Mein Ratschluß soll zustande kommen, und all mein Wohlgefallen werde ich tun;
  • Eph 1:11 - die wir zuvorbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rate seines Willens,

David hat eben nicht nur seine beiden Frauen befreit – und Christus befreit nicht nur seine Gemeinde und sein Volk Israel.
Wir lesen in ganz pointierter und betonter Weise: „Alles brachte David zurück“ – und so wird auch Christus alles zurückbringen in die Lebensgemeinschaft mit dem Vater:

  • Joh 12:32 - Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.

Sogar die „Beute“ brachte David vollständig zurück. Heilsgeschichtlich denke ich hier an die Schöpfung, die in den Fall des Menschen mit hineingezogen wurde:

  • Röm 8:21 - daß auch selbst die Schöpfung freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.
  • Ps 145:9 - Jahwe ist gut gegen alle, und seine Erbarmungen sind über alle seine Werke.

Das ist das heilsgeschichtliche Programm Gottes wie es auch das Ziel der Befreiungsaktion Davids war: „Alle/alles“. Nichts und niemand bleibt in der Gefangenschaft des Satans zurück. Alles bringt ER zurück zu Gott.

  • Röm 11:32 - Denn Gott hat alle zusammen in den Unglauben eingeschlossen, auf daß er alle begnadige.
  • 1Kor 15:22 - Denn gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden.

Und mit welchem Ziel?

  • 1Kor 15:28 - ... auf daß Gott sei alles in allen.

Was wäre das auch für ein Sieg Jesu, wenn ein großer oder gar der größte Teil der Geschöpfe Gottes weiterhin für alle Zeiten im Tod und in der Gottesferne dahinvegitieren müßten?
Dann hätte es der Satan letztlich ja doch geschafft, einen dauerhaften Keil zwischen den Schöpfer und Seine Geschöpfe zu treiben und müßte - da er sein Ziel erreicht hätte - wohl gar als der eigentliche Sieger bezeichnet werden.
Nicht Gottes Heilswille, sondern der Unheilswille Satans hätte sich dann im Lauf der Welt- und Heilsgeschichte durchgesetzt. Die Machtfrage allein stand nie wirklich zu Debatte – aber die Beziehungsfrage siegreich zu gestalten und alle seine Geschöpfe in die Lebens- und Liebesgemeinschaft mit sich zurückzuführen – das ist der eigentliche Kern der Heilsgeschichte Gottes. Die große Befreiungsaktion Gottes durch seinen Sohn endet erst mit der Befreiung auch des letzten seiner Geschöpfe. So wie es der Apostel Johannes in dem prophetischen Ausblick von Offb 5:13 schauen darf:

  • „Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm den Lobpreis und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“

Dann hat die Frage: „Wer gewinnt? Gott oder Satan?“ in jeder Hinsicht ihre herrliche und abschließende Beantwortung erfahren.