Das tausendjährige Königreich Christi nach der Schrift

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift des des Buches:
Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden
von Heinz Schumacher (1964)

Paulus Verlag Karl Geyer, Stuttgart

Inhaltsverzeichnis
weitere Abschriften

C. Das tausendjährige Königreich Christi nach der Schrift

I. Das Königreich nach dem AT: Das Reich als Reich Israels

Die Botschaft von einem Königreich Gottes auf dieser Erde ist im AT unzertrennlich verbunden mit den völkisch-nationalen Belangen Israels. Das von den Propheten verheißene Reich Jehovas isst das Reich, in dem Israel seinem Gott gehorcht, Israel über die Erde herrscht, Israel die Völker missioniert. Jerusalem ist Welthauptstadt, Sitz des Gottkönigs, religiöses und politisches Zentrum, von dem Heil und Segen, Gesetz und Recht, aber auch Macht und Gericht ausgehen. Das Königreich nach dem AT ist das Reich Israels. Es setzt ein in seinem Land wohnendes, zu seinem Gott bekehrtes und Ihm willig diennendes Israel voraus, in dessen Mitte Jehova-Christus thront.

Weil sich die ältesten Königsreich-Verheißungen andeutungsweise und umrisshaft schon bei den Patriarchen finden - den Abrahams-Nachkommen wird Landbesitz, Herrschaft und Segnung verheißen -, gehen wir in unserer Darstellung bis auf diese zurück.

1. Gottes Bund mit Abraham, Isaak und Jakob

Mit dem Kapitel 1Mo 12 beginnt ein neuer Abschnitt der göttlichen Heilsgeschichte. Gott beschäftigt sich nicht länger mit der Menschheit insgesamt - wie Er es noch in 1Mo 11 beim Gericht der Zerstreuung getan - ,sondern wählt sich einen einzelnen heraus: den Abraham aus Ur in Chaldäa. Abraham ist Gottes Auserwählter, wie später das Volk Israel, heute die Christusgemeinde, und im absoluten Sinne Jesus Christus Gottes Auserwählter ist. Alle Züge göttlicher Auswahl treten schon bei Abraham in Erscheinung: Gottes Auserwählte sind in besonderer Weise in Gottes Schule und Erziehung, an ihnen stellt Gott etwas dar als Anschauungsunterricht für die anderen, sie genießen nicht nur besondere Segnungen, sondern sind auch bevorzugt mit Kreuz und Leiden, Kämpfen verworfen und verdammt seien; im Gegenteil ist der letzte Zweck der Auserwählung der, ein Segen für die anderen zu sein.*6

Auserwählt zum Gekreuzigtwerden
*6 „Es hat seine zwei Seiten, auserwählt zu sein. Es ist ganz verkehrt, die Auserwählung Israels immer nur von dem Gesichtspunkt der Bevorzugung aus anzusehen. Sein Auserwähltsein prägt sich ebenso aus in den Gerichtszeiten, welche die Geschichte dieses Volkes bis auf den heutigen Tag aufzuweisen hat, als es sich ausprägen wird in der wunderbaren leitenden Stellung, welche es dereinst unter den Nationen einzunehmen berufen ist. In der allerdeutlichsten Weise sehen wir das an Seinem (Gottes) ‚Auserwählten‘, in welchem alles das kulminiert (seinen Höhepunkt erreicht), was in dem Auserwähltsein liegt. Sich auserwählen lassen, d. h. willig sein zum Gekreuzigtwerden, das hat Israel noch nicht erkannt; daher ihr Gegensatz zu den Auserwählten, der, da Er wohl wohl hätte mögen Freude haben, das Kreuz erduldete (Hebr 12:2). Aber der Weg des Gekreuzigtwerdens ist dennoch dem Volk nicht erspart geblieben. Und darum kann es mit der Auserwählung Israels von Seiten Gottes nicht anders geworden sein. Gerade darin, dass dies Volk seit Jahrtausenden das gekreuzigte unter den Völkern ist, erweist sich die Treue Gottes.“ (Strö/8, 9)

Die Verheißungen des Landbesitzes, der Herrschaft und der Segnung, die später im Gesetzesbund Gottes mit Israel zur Zeit Moses noch deutlicher in ihren Einzelheiten ausgesprochen wurden, finden sich grundsätzlich auch schon bei Abraham, Isaak und Jakob. Es ist das dasselbe Land, das Gott dem Abraham für seine Nachkommen verheißt und dem Mose für Israel in Aussicht stellt. Obwohl sich aber die Zusagen Gottes an Abraham und an Mose in denselben Linien bewegen, ist der Hintergrund jedesmal ein anderer. Abraham ist der Mann des Glaubens, Mose der Mann des Gesetzes. Der Bund Gottes mit Abraham ist ein einseitiger Bund von Gott aus - der Bündnispartner Gottes, Abraham, fällt in tiefen Schlaf, statt durch die Stücke der zerteilten Tiere hindurchzugehen, wie es beim Abschluss von Bündnissen üblich war (1Mo 15:5-21; vgl. Jer 34:18.19). Abraham hat es nicht mit Werken zu tun, sondern mit Verheißungen. Gottes Reden an Abraham besteht fast einzig und allein in Verheißungen. Immer wieder kehrt das göttliche „Ich will“:

I c h - w i l l dich zu einer großen Nation machen und dich segnen, und i c h - w i l l deinen Namen groß machen; und du sollst ein Segen sein! Und i c h - w i l l segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“'’ (1Mo 12:2.3)
“Deinem Samen w i l l - i c h dieses Land geben.“ (1Mo 12:7)
“Hebe doch deine Augen auf und schaue von dem Orte, wo du bist, gegen Norden und gegen Süden und gegen Osten und gegen Westen! Denn das ganze Land, das du siehst, die w i l l - i c h es geben und deinem Namen auf ewig. Und i c h - w i l l deinen Samen machen wie den Staub der Erde, so dass, wenn jemand den Staub der Erde zu zählen vermag, auch dein Same gezählt werden wird. Mache dich auf und durchwandle das Land nach seiner Länge und nach seiner Breite; denn dir w i l l - i c h es geben.“ (1Mo 13:14-17).
''An selbigem Tag machte Jehova einen Bund mit Abram und sprach: Deinem Samen gebe ich dieses Land vom Strome Ägyptens bis an den großen Strom, den Strom Phrat: die Keniter und die Kenisiter und die Kadmoniter und die Hethiter und die Perisiter und die Rephaim und die Amoriter und die Kanaaniter und die Girgasiter udn die Jebusiter.“ (1Mo 15:18-21)
“Ich schwöre bei mir selbst, spricht Jehova, dass, weil du dieses getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, ich dich reichlich segnen und deinen Samen mehren werde, wie die Sterne des Himmels und wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist; und dein Same wird besitzen das Tor seiner Feinde; und in deinem Samen werden gesegnet werden alle Nationen der Erde.“ (1Mo 22:16-18). (Man vergleiche ferner: 1Mo 26:2-4; 1Mo 28:12-15).

Vor Abraham steht nicht, wie vor Mose, der fordernde Gott („Du sollst“), sondern der verheißende Gott („Ich will“). Gewiss erwartet Gott auch von einem Abraham Gehorsam, aber es ist Glaubensgehorsam, der sich auf Gottes Zusagen stützt, nicht Gesetzesgehorsam, der auf das eigene Vermögen angewiesen ist. Auf dem Boden der abrahamitischen Glaubenshaushaltung macht Gott Seine Segnungen nicht vom Tun des Geschöpfes abhängig (wie auf dem Boden der mosaischen Gesetzeshaushaltung), sondern Gott schenkt Seine Verheißungen gewissermaßen bedingungslos, nur gebunden an Seinen göttlichen Willen und Seine Verheißungstreue.

Paulus weist in Röm 4 und im Galaterbrief nach, dass die Gemeindehaushaltung, in der wir heute leben, durchaus dieser Abrahamshaushaltung entspricht und nicht etwa der mosaischen Gesetzeshaushaltung. Was für die Abrahamshaushaltung kennzeichnend war, ist auch typisch für die heutige Gemeindehaushaltung: wir werden aus Glauben gerecht ohne Zutun von Werken. Bei Mose und auf dem Boden des Gesetzes ist die Reihenfolge immer die:

  1. Der Mensch muss Gottes Forderungen erfüllen.
  2. Tut er das, dann schenkt ihm Gott Sein Heil, Seinen Segen.

Bei Abraham, auf dem Boden der Verheißung, und auch heute bei der Gemeinde, auf dem Boden des Evangeliums, aber lautet die Reihenfolge:

  1. Gott verheißt und schenkt bedingungslos Seine Gemeinschaft und Seinen Segen.
  2. Im Glauben an Gottes Verheißung, im Besitz des göttlichen Gnadengeschenkes soll alsdann der Mensch im Gehorsam Gottes Willen tun.

Es besteht also nicht nur große Ähnlichkeit, sondern eine direkte Entsprechung zwischen Gottes Handeln mit Abraham, dem „Vater der Gläubigen“, und mit der gläubigen Gemeinde heute. Heute wie damals steht vor uns der schenkende, verheißende Gott, und wir haben Seinen Verheißungen lediglich zu trauen, Sein Geschenk lediglich anzunehmen; dadurch werden wir gerecht, kommen wir mit Gott in Ordnung, stehen wir unter Seinem Wohlgefallen. Das Gesetz war lediglich eine Einschaltung zwischen die Glaubenshaushaltung mit Abraham und die Glaubenshaushaltung mit der Gemeinde, wie Paulus in Röm 5:20; Gal 3:17.19.21.21 bezeugt. - Gewiss ist uns sehr viel mehr geschenkt als einem Abraham; auch liegt unser Verheißungsgut auf einer anderen Ebene als der irdischen Landbesitzes; aber das grundsätzliche Verfahren Gottes mit uns entspricht genau Seinem Verfahren mit Abraham. Während Gott mit Mose, wie wir noch sehen werden, einen z w e i seitigen Bund schloss, war Gottes Bund mit Abraham ein e i n seitiger Bund, ,daher auch nur von Gott kündbar, nicht vom Menschen aus. Es war ein Bund man dem auch menschlicher Unglaube und menschliche Untreue nichts zu ändern vermochten. -

Man könnte nun vielleicht versucht sein zu fragen: Was haben alle diese Gedanken mit unserem Thema: „Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden“ zu tun? - Sie sind für unser Thema von großer Wichtigkeit. Würden sich nämlich die ersten und frühesten Königsreich-Verheißungen erst auf dem Boden des Gesetzes finden, dann stünden sie (und damit auch alle späteren Königreichs-Verheißungen) auf einem äußerst schwachen, schwankenden, ungewisse Fundament. Dann hinge es letztlich vom Tun des Menschen, genauer; vom Gehorsam oder Ungehorsam Israels ab, o b und wann sich diese Verheißungen noch einmal erfüllen.

Nun finden sich aber die ältesten Königreichs-Verheißungen bereits bei Abraham. Gott hat ihm ohne jede Bedingung zugesagt, dass seine Nachkommen das Land Palästina vom Nil bis zum Euphrat besitzen und über ihre Feinde herrschen sollen (1Mo 22:17; wer das „Tor besitzt“, übt die Herrschaft aus), und dass alle Nationen (1Mo 22:18) und Geschlechter (1Mo 12:3) durch Abraham und seinen Samen gesegnet werden sollen. Die Grundlage aller Königsreich-Verheißungen ist somit der einseitig von Gott aus geschlossene Gnaden- und Verheißungsbund mit Abraham, ist das souveräne göttliche „Ich will“m das zwar Geschöpfe zu seiner Durchführung benutzt, aber letztlich nicht von ihrer Treue oder Untreue abhängig ist.

Wurden aber die Verheißungen Gottes an Abraham nicht unter Josua und sodann unter den Königen David und Salomo erfüllt? Dies geschah wohl anbruchhaft und teilweise; nicht aber im Vollumfang Denn bis heute hat das auserwählte Volk aus dem Samen Abrahams das ihm verheißene Land nur vorübergehend, aber noch nicht „auf ewig“ (1Mo 13:15) besessen; noch wurden bis heute allen Nationen und Geschlechtern des Erdbodens durch den Abrahams-Samen Segnungen zuteil. Dass die Verheißungen des Abraham-Bundes in der Richter- und Königszeit keine erschöpfende Erfüllung fanden, geht ferner daraus hervor, dass die Propheten Israels dem Volk der Wahl für eine spätere Zeit erneut Segnungen in Aussicht stellen, die sich durchaus in den Linien der Abrahamsverheißungen bewegen, wenn sie auch diese an Umfang, Deutlichkeit und Herrlichkeit weit überragen.

2. Der sinaitische Gesetzesbund

Es seien zunächst einige besonders kennzeichnende Königsreichs-Verheißungen der mosaischen Gesetzeshaushaltung genannt:

“W e n n du fleißig auf die Stimme Jehovas, deines Gottes, hören wirst und tun, was recht ist in Seinen Auge, und horchen wirst auf Seine Gebote und beobachten alle Seine Satzungen, so werde ich keine der Krankheiten auf dich legen, die ich auf Ägypten gelegt habe; denn ich bin Jehova, der dich heilt (oder: dein Arzt).“ (2Mo 15:26).
"W e n n ihr fleißig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, so sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern, denn die ganze Erde ist mein; und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein.“ (2Mo 19:5.6)
W e n n du fleißig auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sagen werde, so werde ich deine Feinde befeinden und deine Dränger bedrängen.... Und ihr sollt Jehova, eurem Gott, dienen: so wird Er dein Brot und dein Wasser segnen, und ich werde Krankheit aus deiner Mitte entfernen. Keine Fehlgebärende und Unfruchtbare wird in deinem Lande sein; die Zahl deiner Tage werde ich voll mache. Meinen Schrecken werde ich vor dir hersenden und alle Völker verwirren, zu denen du kommst, und dir zukehren den Rücken aller deiner Feinde ... Und ich werde deine Grenze setzen vom Schilfmeer (Roten Meer) bis an das Meer der Philister (das Mittelmeer), und von der Wüste bis an den Strom (Euphrat); denn ich werde die Bewohner des Landes in deine Hand geben, dass du sie vor dir vertreibest.“ (2Mo 23:22.25-27.31)
“Und so tut meine Satzungen und beobachtet meine Rechte und tut sie, so werdet ihr sicher wohnen in eurem Lande. Und das Land wird seine Frucht geben, und ihr werdet essen bis zur Sättigung und sicher in demselben wohnen.“ (3Mo 25:18.19)
“W e n n ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Gebote beobachtet und sie tut, so werde ich eure Regen geben zu ihrer Zeit, und das Land wird seinen Ertrag geben, und die Bäume des Feldes werden ihre Frucht gebenM und die Dreschzeit wird bei euch reichen bis an die Weinlese, und die Weinlese wird reichen bis an die Saatzeit; und ihr werdet euer Brot essen bis zur Sättigung und werdet sicher in eurem Lande wohnen. Und ich werde Frieden im Lande geben, dass ihr euch niederlegt, und niemand sei, der euch aufschreckt; und ich werde die bösen Tiere aus dem Lande vertilgen, und das Schwert wird nicht durch euer Land gehen. Und ihre werdet eure Feinde jagen, und sie werden vor euch fallen durchs Schwert; und fünf von euch werden hundert jagen, und hundert von euch werden zehntausend jagen, und euere Feinde werden vor euch fallen durchs Schwert. Und ich werde mich z u euch wenden und euch fruchtbar machen und euch mehren und meinen Bund mit euch aufrechterhalten; und ihr werdet das altgewordene Alte essen, und das Alte wegräumen vor dem Neuen. Und ich werde meine Wohnung in eure Mitte setzen , und meine Seele wird euch nicht verabscheuen; und ich werde in eurer Mitte wandeln und werde euer Gott sein, und ihr werdet mein Volk sein.“ (3Mo 26:3-12)
“Ein heiliges Volk bis du Jehova, deinem Gott; dich hat Jehova, dein Gott, erwählt Ihm zum Eigentumsvolke zu sein aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind.“ (5Mo 7:6)
“Jehova wird dich reichlich segnen in dem Lande, ,welches Jehova, dein Gott, dir als Erbteil gibt es zu besitzen, w e n n du nur der Stimme Jehovas, deines Gottes, fleißig gehorchst, darauf zu achten, dieses ganze Gebot zu tun, das ich dir heute gebiete. Denn Jehova, dein Gott, wird dich segnen, ,wie Er zu dir geredet hat; und du wirst vielen Nationen auf Pfand leihen, du aber wirst nichts auf Pfand entlehnen; und du wirst über viele Nationen herrschen, über dich aber werden sie nicht herrschen.“ (5Mo 4-6)
“Jehova hat dir heute sagen lassen, dass du Ihm ein Eigentumsvolk sein sollst, so wie Er zu dir geredet hat, und dass du alle Seine Gebote beobachten sollst; und dass Er dich zur höchsten über alle Nationen machen will, die Er gemacht hat, zum Ruhm und zum Namen und zum Schmuck; und dass du Jehova, deinem Gott, ein heiliges Volk sein sollst, so wie Er geredet hat.“ (5Mo 26:18.19)
“W e n n du getreulich der Stimme Jahwes, deines Gottes, gehorchst und alle Seine Gebote, die ich dir heute gebe, beobachtest und hältst, so wird dich Jahwe, dein Gott, hoch über alle Völker der Erde erheben, und es werden alle die nachfolgenden Segnungen über dich kommen und sich an dir verwirklichen, wenn du auf die Stimme Jahwes, ,deines Gottes hörst. Gesegnet bist du drinnen in der Stadt und gesegnet draußen auf dem Felde. Gesegnet ist deine Leibesfrucht und deine Feldfrucht und die Frucht deines Viehs, der Wurf deiner Rindert und die Tracht deiner Schafe. Gesegnet ist dein Korb und deine Backschüssel, Gesegnet bist du, wenn du eingehst und gesegnet bist du, wenn du ausgehst. Jahwe wird deine Feinde, die sich wider dich erheben, vor dir niederstrecken; auf e i n e m Wege werden sie gegen dich zu Felde ziehen, aber auf sieben wegen vor dir fliehen.
Jahwe wird den Segen dich begleiten lassen bei allem deinem Tn und bei allem, was deine Hand unternimmt, und dich segnen in dem Lande, das dir Jahwe, dein Gott, verleiht! ... Jahwe wird Seine reiche Schatzkammer, den Himmel, für dich auftun, um deinem Lande den Regen zu geben zu seiner Zeit, damit Er alles Tun deiner Hand segne, so dass du vielen Völkern wirst leihen können, ohne selbst je entlehnen zu müssen. So wird dich Jahwe zum Haupte machen und nicht zum Schwanz, und du wirst immer nur höher steigen und nie wird es mit dir abwärts gehen, w e n n du den Geboten Jahwes, deines Gottes, die ich dir heute gebe, gehorsam sein wirst, d,ass du sie beobachtest und hältst...“ (5Mo 28:1-8.12-14) (Ka)

Es ist nicht schwer, den weiter oben genannten Unterschied zwischen dem Reden Gottes an Abraham und dem an Mose zu erkennen. Schon äußerlich fällt auf, dass die meisten der zuletzt genannten Verheißungen mit einem „Wenn“ beginnen. Vor der göttlichen Zusage steht eine Bedingung, und zwar eine Bedingung, die das Geschöpf, der Mensch, in diesem Fall das Volk Israel, erfüllen muss.

Weshalb gab Gott den Gesetzesbund

Weshalb ließ Gott überhaupt auf den Abrahamsbund den Gesetzesbund unter Mose folgen? War diese Einschaltung notwendig?

Paulus erklärt es so, dass er sagt: „Durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“ (Röm 3:20), und weiter: „Das Gesetz ist unser Zuchtmeister gewesen auf Christum hin“ (Gal 3:24). Hätte Israel alle Königsreich-segnungen ohne die Gesetzeserziehung bekommen, so hätte es dies wohl seiner eigenen Frömmigkeit und Tüchtigkeit zugeschrieben. Es hätte keine Sündenerkenntnis gehabt. Deshalb hätte es aber auch keine Sünden v e r g e b u n g, Reinigung und Heiligung erlangen können, denn diese haben ja die Sündenerkenntnis zur Voraussetzung Israel war und ist zum „heiligen Volke“ bestimmt, kann dies aber paradoxerweise erst werden, wenn es seine natürliche Unheiligkeit nicht länger bestreitet. Erst wer an sich selbst zerbrochen ist, seine eigene Unfähigkeit zu allem Göttlichen und guten erkannt hat, weiß mit dem gekreuzigten Christus etwas anzufangen, kann Vergebung und Reinigung und Heiligung erlangen. Und von Anfang an war es ja Gottes Plan, Seinen Sohn nicht nur als den K ö n i g zu Seinem Volke zu senden, sondern auch als das L a m m, das der Welt Sünde trug, ja sogar z u e r s t als das Opferlamm. Damit Israel seinen Messias einmal nicht nur als den K ö n i g, sondern auch, von der eigenen Sündhaftigkeit überzeugt, als das L a m m anerkennen und annehmen möge, war die Gesetzeserziehung notwendig.*7

Eigene Kraft oder Gotteskraft?
*7 E. F. Ströter sieht in dem Versprechen des Vokes Israel von 2Mo 19:8 „die Sprache des unerneuerten Herzens“ und den Grund für den göttlichen Übergang vom bisherigen abrahamitischen Glaubens- und Gnadenbund zum Gesetzesbund:
“Der mosaische Bund ist an Bedingungen geknüpft. 2Mo 19:3-8 gemahnt Gott das Volk Israel an die große Zeit zwischen Ägypten und Sinai. Es war die Brautzeit in dem Verhältnis Gottes zu Seinem Volk Israel war erlöst, befreit durch das Blut des Passahlammes, es war durch die Tiefe des Roten Meeres gegangen und dadurch aus der Hand Pharaos errettet worden. Jehova straft sie auf der ganzen Reise nicht mit e i n e m Wort; Er speist und tränkt sie und schlägt alle ihre Feinde zu Boden. Wäre Israel auf die Gedanken Gottes eingegangen, hätte es die Gnade erkannt, die Gott in jenen drei Monaten vom Auszug aus Ägypten an bis zur Ankunft am Sinai über Seinem Volke walten ließ, so hätte seine Geschichte ganz anders verlaufen können. Aber Israel verstand seinen Gott nicht. Als Er sie erinnert an Seine Gnadenführungen bis dahin und sie auffordert, Seinen (Gnaden-)Bund, mit den Väter gemacht, aufgrund dessen Er sie bisher so freundlich geführt und geleitet hatte, zu halten, antworteten sie: 'Alles was der Herr geredete hat, wollen w i r tun‘ (vgl 2Mo 19:8 mit 2Mo 24:3). Das ist die Sprache des unerneuerten Herzens, das sich vermisst, alle Gebote Gottes zu halten Unter diesen Umständen konnte Gott auf dem eingeschlagenen Weg nicht weitergehen. Die innere Herzensstellung de sVolkes erheischt es als eine Maßnahme der erzieherischen Weisheit Gottes, sie beim Wort zu nehmen und nun zunächst den Gesetzesbund mit ihnen aufzurichten (vgl. 3Mo 26:3-39), obgleich Er wuste, dass sie diesen Bund nicht halten würden ... Wenn nun aber auch Israels Geschichte bis heute sich auf dieser Linie abgespielt hat, so liegt trotzdem keinerlei Berechtigung vor, daraus den Schluss zu ziehen, dass dies das Ende der Wege Gottes mit Seinem Volke sei und dass alle Hoffnung für Israels Zukunft vergeblich sei. Israel braucht bloß zu erkennen, dass es zu viel gesagt hat, und braucht bloß von der stolzen Höhe der Selbstvermessenheit, alle Gebote Gottes tun zu wollen in eigener Kraft, herunter zu steigen, so wird Gott auch alsbald bereit sein, wieder anzuknüpfen an den Verheißungs- und Gnadenbund, den Er mit den Vätern aufgerichtet, und der durch den Gesetzesbund (auch in Bezug auf das Volk Israel als auserwähltes Volk) nicht aufgehoben, sondern nur zeitweilig außer Wirksamkeit gesetzt ist, gerade zu dem Zweck, dass das Volk dann um so williger wäre, darauf einzugehen, wenn es einmal erkannt hat, dass der Weg, den sie am Sinai unter göttlicher Zulassung eingeschlagen hatten, nicht zum Ziele führt.“ (Strö/6-8).

Immerhin werden jetzt die bei Abraham nur umrissartig gegebenen Verheißungen deutlicher, präziser, konkreter. Sie gewinnen schärfere Konturen, bekommen Farbe und Inhalt. Es ist nicht mehr nur von einem Land die Rede, das gott Israel geben will, sondern dieses Land wird näher gekennzeichnet als „gut“, „geräumig“, „von Milch und Honig fließend“. Einzelne bestimmte Segnungen werden jetzt genannt, die später im Munde der Propheten des Königreiches immer wieder vorkommen: Gesundheit, Fruchtbarkeit von Menschen und Vieh, Sieg und Herrschaft über die Feinde, Regen und Ertrag des Landes, Sättigung, Sicherheit, Länge des Lebens, Reichtum und Überfluss, Gottes Wohnung in Israels Mitte. Hier tritt schon ein wesentliches Merkmal aller Königreichs-Verheißungen in Erscheinung, dass nämlich äußere sichtbare Güter und Segnungen wie Gesundheit, Furchtbarkeit, Reichtum, Herrschaft usw. und innere, geistliche Segnungen (geheiligtes Eigentumsvolk in dessen Mitte Gott wohnt) ineinanderfließen. Wir werden das bei den Weissagungen der Propheten noch deutlicher verfolgen können. Es ist charakteristisch für das verheißene Reich, dass darin

Himmlisches mit Irdischem,
Äußerliches mit Innerlichem,
Sichtbares mit Unsichtbarem,
Segnungen der Natur, des Klimas, des sozialen und politischen Lebens mit Segnungen des Geistes, der Seele

sich verbinden.

Nun haben sich ja unbestreitbar die Verheißungen an Abraham und an Mose in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten - von der Landnahme unter Josua bis in die Königszeit, besonders unter David und Salomo - zu erfüllen begonnen. Wir sagen mit Vorbedacht: zu erfüllen b e g o n n e n ! Denn wir glauben nicht, dass Gott diese Seine Verheißungen in jener Zeit erschöpfend erfüllt habe, so dass für die Zukunft nichts Weiteres zu erwarten stünde! Was unter Mose, Josua, David, Salomo an Erfüllung göttlicher Verheißungen erlebt und erfahren wurde, war ein B e g i n n , ein A n b r u c h, eine T e i l a u s z a h l u n g des Verheißenen. In den u n g e s c h m ä l e r t e n Besitz a l l e r verheißenen Segnungen, und vor allem: in einen d a u e r h a f t e n ungeschmälerten Besitz, kam Israel bis heute nie! Das war schon deshalb nicht möglich, weil ja Gott im Gesetzesbund mit Mose die schon Abraham gegebenen Zusagen gewissermaßen nachträglich an allerlei menschlicherseits zu erfüllende Vorbedingungen geknüpft hatte. 5Mo 28:1 wird das Tun a l l e r Gebote zur Voraussetzung für den Empfang a l l e r Segnungen gemacht! Weil aber Israel nie a l l e Gebote hielt, kam es auch nie in den Besitz a l l e r Segnungen. Wer die Geschichtsbücher des AT liest, ,bekommt einen anschaulichen Eindruck davon, dass Israel weit davon entfernt blieb, als „heiliges Volk“ in einem „heiligen Land“ seinem Gott zu leben und zu dienen. Götzendienst, Niederlagen, Hungersnöte, Bruderkriege, Gesetzesübertretungen und Gottlosigkeiten aller Art lösten einander ab.

Reichsteilung und Zerstreuung

Und selbst als das Reich Israel unter Salomo eine nie gekannte Blüte- und Glanzzeit erlebte, schaufelte doch dieser König gegen Ende seines Lebens seinem Reich selber das Grab, indem er durch seinen Götzendienst den Zorn Gottes über Israel herauf beschwor (1Kö 11), und durch sein geteiltes Herz für die in den nächsten Generation folgende Teilung des Reiches sorgte. Und so steht der Segen von 5Mo 28 (und anderen Stellen) im Vollsinn bis heute noch aus, während sich, seit es von den Tagen Rehabeams und Jerobeams an mit dem Volk der Wahl immer mehr abwärts ging, mehr und mehr die Fluchseite jenes Kapitels mit ihren erschütternden Drohweissagungen an Israel und Juda erfüllte:

„Es wird aber geschehen, wenn du der Stimme Jehovas, deines Gottes, n i c h t gehorchst, dass du darauf achtest, zu tun a l l e Seine Gebote und Seine Satzungen, die ich dir heute gebiete, so werden a l l e diese Flüche über dich kommen und dich treffen: Verflucht wirst du sein in der Stadt, und verflucht wirst du sein auf dem Felde. Verflucht wird sein dein Korb und dein Backtrog. Verflucht wird sein die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Landes, das Geworfene deiner Rinder und die Zucht deines Kleinviehs. ... Jehova wird den Fluch, die Bestürzung und die Verwünschung wider dich senden in allem Geschäft deiner Hand ... Jehova wird die Pest an dir haften lassen ... wird dich schlagen mit Schwindsucht und mit Fieberglut und mit Hitze und mit Entzündung und mit Dürre und mit Kornbrand und mit Vergilben des Getreides, und sie werden dich verfolgen, bis du umkommst ... Jehova wird dich geschlagen vor deinen Feinden dahingeben; auf e i n e m Wege wirst du wider sie ausziehen, und auf sieben Wegen wirst du vor ihnen fliehen, und du wirst umhergetrieben werden in allen Königreichen der Erde. ... Jehova wird dich schlagen mit Wahnsinn und mit Blindheit und mit Erstarrung des Herzens; und du wirst am Mittag umhertappen, wie der blinde im Finstern tappt, und du wirst kein Gelingen haben auf deinen Wegen ... Deine Söhne und deine Töchter werden einem anderen Volke gegeben werden, und deine Augen werden es sehen und werden nach ihnen schmachten den ganzen Tag ... Jehova wird dich schlagen mit bösen Geschwüren an den Knien und an den Schenkeln, von deiner Fußsohle bis zu deinemScheitel, das du nicht wirst geheilt werden können. Jehova wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nationen führen, die du nicht gekannt hat, du noch deine Väter; und du wirst daselbst anderen Göttern dienen, Holz und Stein. Und du wirst zum Entsetzen werden, zum Sprichwort und zur Spottrede unter allen Völkern, wohin Jehova dich wegtreiben wird ... Der Fremdling, der in deiner Mitte ist, wird höher und höher über dich emporkommen, und du, du wirst tiefer und tiefer hinabsinken. Er wird dir leihen, du aber wirst ihm nicht leihen; er wird zum Haupte, du aber wirst zum Schwanze werden.
Jehova wird von ferne, vom Ende der Erde her, eine Nation gegen dich herbeiführen, gleichwie der Adler fliegt, eine Nation harten Angesichts, welche die Person des Greises nicht ansieht und des Knaben sich nicht erbarmt ... Und in der Belagerung und in der Bedrängnis womit dein Feind dich bedrängen wird, wirst du essen die Frucht deines Leibes, das Fleisch deiner Söhne und deiner Töchter, welche Jehova, dein Gott, dir gegeben hat ... We du nicht darauf achtest, a l l e Worte dieses Gesetzes zu tun, die in diesem Buche geschrieben sind, dass du diesen herrlichen und furchtbaren Namen, Jehova, deinen Gott, fürchtest, so wird Jehova deine Plagen und die Plagen deines Samens außergewöhnlich machen: große und andauernde Plagen, und böse und andauernde Krankheiten ... Und ihr werdet übrigbleiben als ein geringes Häuflein, anstatt, dass ihr waret wie die Sterne des Himmels an Menge ... Und Jehova wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde ... Und unter jenen Nationen wirst du nicht rasten und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden, und Jehova wird dir daselbst ein zitterndes Herz geben, Erlöschen der Augen und Verschmachten der Seele...“ 5Mo 28:15ff.

Schon Mose hatte mit prophetischem Blick vorausgesehen, dass diese Flüche tatsächlich über sein Volk kommen würden, dass aber hernach ein unter die Nationen zerstreutes Israel zu seinem Gott umkehren und Erbarmen und Vergebung und Wiederherstellung finden werde:

“Und es wird geschehen, ,wenn alle diese Worte über dich kommen, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du es zu Herzen nimmst unter all den Nationen, wohin Jehova, dein Gott, dich vertrieben hat, und umkehrst zu Jehova, deinem Gott, ... du und deine Kinder, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele: so wird Jehova, dein Gott, deine Gefangenschaft wenden und sich deiner erbarmen; und Er wird dich wiederum sammeln aus all den Völkern, wohin Jehova, dein Gott, dich zerstreut hat. Wenn deine Vertriebenen am Ende des Himmels wären, so wird Jehova, dein Gott, von dannen dich sammeln und von dannen dich holen; und Jehova, dein Gott, wird dich in das Land bringen, welches deine Väter besessen haben, und du wirst es besitzen; und Er wird dir wohltun und dich mehren über deine Väter hinaus. Und Jehova, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Kinder beschneiden, damit du Jehova, deinen Gott, liebest mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, auf dass du am Leben bleibest. Und Jehova, dein Gott, wird alle diese Flüche auf deine Feinde und auf deine Hasser legen, die dich verfolgt haben. Und du, du wirst umkehren und der Stimme Jehovas gehorchen, und wirst alle Seine Gebote tun, die ich dir heute gebiete.“ 5Mo 30:1-8

Alle diese Weissagungen des Segens, des Fluches und der Wiederherstellung können nur recht verstanden werden, wenn man sich vor Augen hält, dass es eine mehrfache Erfüllung der biblischen Prophetie gibt, und dass sich in Israels Geschichte Segenszeiten und Gerichtszeiten immer wieder ablösen, bis hin zu jener letzten Gerichtszeit und Segenszeit beim Erscheinen des Königs, Jehova-Christus. So erfüllte sich 5Mo 28 nach der Segensseite hin anbruchhaft unter Mose/Josua - auch heute wieder seit der Gründung eines Staates Israel im Jahre 1948 -, aber im Vollumfang doch erst im Reich des kommenden Königs; es erfüllte sich nach der Fluchseite hin in der Assyrischen und Babylonischen Gefangenschaft, in der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 und in all den nachfolgenden einzigartigen Leiden und Verfolgungen des auserwählten Volkes bis in unsere Zeit, und wird sich noch erfüllen in der letzten antichristlichen Drangsal; und ebenso kam die in 5Mo 30 geweissagte Wiederherstellung unter Serubabel zur Zeit Esras und Nehemias in der Rückkehr aus Babylon anbruchhaft zustande, eine weitere Erfüllung erleben wir heute (zunächst äußerlich) in dem neu erstandenen Staat Israel, die Vollerfüllung aber wird erst eintreten wenn der König kommt und selber Sein geliebtes, untreues Volk sammelt und zu sich bekehrt.

3. Israels Königreich unter David und Salomo

Gottes Gedanken mit Seinem auserwählten Volk liefen von Anfang an auf ein Gottkönigtum hinaus, auf Theokratie. Gott selbst, Jehova, wollte Israels König sein. Deshalb erhoben auch die großen Führergestalten wie Mose und Josua nie den Anspruch, Könige Israels zu sein. Ihr König war Gott! Zwar trat dieses Gottkönigtum infolge des Ungehorsams des Volkes vorerst nur mangelhaft in Erscheinung; es blieb aber die Erwartung Israels, dass sich endlich doch erfüllen würde, was sie am Roten Meer gesungen hatten:

“Jehova wird König sein immer und ewiglich!“ (2Mo 15:18)

und wozu Gott sie bestimmt hatte:

“Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein“ (2Mo 19:6)

Eine Wendung trat ein, als das Volk zur Zeit Samuels, des Propheten, einen (irdischen König) begehrte, gleich allen anderen Nationen (1Sam 8:6). So harmlos dieses Begehren auch klingen und so notwendig es in jener Situation erscheinen mochte, als Samuel alt geworden war und seine Söhne nicht auf seinen Wegen wandelten -: in Gottes Augen war es ein schwerwiegendes, ja verhängnisvolles Wort. Es war das erste mal - leider nicht das letzte mal -, dass Israel seinen Gott öffentlich verwarf:

“Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll.“ (1Sam 8:7)

immer wieder war es Israels Verhängnis, dass es den übrigen Völkern gleich sein wollte, während es nach Gottes Plan und Willen gerade a n d e r s sein sollte als die Völkerwelt, Gottes abgesondertes Eigentumsvolk, das gerade durch sein A n d e r s s e i n die übrige Welt beeindrucken und zum Aufhorchen bringen sollte.*8

Angleichung an die Welt?
*8 Denselben Fehler begeht man heute weithin in der Gemeinde Gottes, die ja seit eh und je in der Gefahr stand, Israels Fehler zu wiederholen, statt sich durch sie warnen zu lassen (1Kor 10). Weithin glaubt man, durch Angleichung an die Welt die Menschen für Christus zu gewinnen, während in Wahrheit - sowohl nach der Schrift wie nach der Erfahrung - die Menschen gerade dann aufhorchen under Christus-Botschaft Gehör schenken, wenn die A n d e r s a r t i g k e i t der wahren Christen - in selbstloser Liebe und heiligem Wandel - wahrnehmen.

Gott aber hält Sein Volk von seinem Weg falscher Wahl nicht gewaltsam zurück. Obwohl Er Israels Schöpfer und Herr ist und ihnen Sein Königtum aufzwingen könnte, will Er doch nur als in Freiheit und Liebe anerkannter und bejahter König über Sein Volk regieren. Er lässt sie ihren Weg gehen, damit sie gerade durch den Irrweg irdischer Königswahl zu Ihm als ihrem allein rechtmäßigen König zurückfinden und sich später, durch Erfahrung klug geworden, Ihm um so williger und freudiger hingeben möchten.

Obwohl aber das irdische Königtum als solches ein falscher Weg für Israel war - denn es war der Weg der Verwerfung ihres rechtmäßigen Königs Jehova -, lässt sich Gottes Barmherzigkeit und Weisheit dazu herab, ihnen in der Person ihrer Könige etwas darzustellen und abzuschatten von dem, was in Gottes Heilsprogramm mit Israel und den Völkern verborgen liegt.

Anbruch und Vorausdarstellung

Gerade für die drei ersten Könige, die noch über G e s a m t - Israel herrschten, trifft dies zu: für Saul, David und Salomo.

Indem Saul sich immer stärker als ein Typus (Abbild, Schattenriss) des Feindes Gottes, des Satan, darstellt, während David und Salomo Züge des Christus aufweisen, trägt die Zeit dieser Könige (neben der geschichtlichen Bedeutung, die natürlich unangetastet bleibt, wie auch der rein erbauliche Wert für den heutigen Bibelleser).

Saul stellt etwas dar von dem Wesen und Weg des Feindes; die Kämpfe zwischen David und Saul weisen hin auf die jahrtausendelange Auseinandersetzung Christus - Satan; und das Königtum unter David und Salomo ist Anbruch und Vorausdarstellung des Königtums Christi auf dieser Erde. Die sei an einigen charakteristischen Zügen im Folgenden gezeigt.

Das Königtum Sauls und Davids

Saul, dessen Name neben „der Begehrte“ auch mit „Begehrer“ gedeutet wird, war tatsächlich ein Begehrer! Dies führt der alte Samuel als charakteristisches Merkmal des jungen Königs dem Volke vor Augen (1Sam 8:11-18), noch ehe er überhaupt zum König gesalbt war. Schon sehr bald wurde Saul sein (wenn auch fromm getarnter) Eigenwille und sein Hochmut zum Verhängnis. (Man lese 1Sam 13:8-15 und 1Sam 15:1-31). Er vermaß sich, Brandopfer zu opfern, und verschonte den Amalekiterkönig Agag und das Beste seines Kleinviehs und Rindviehs, um es Jehova zu opfern. Samuel sagt ihm daraufhin (1Sam 15:22.23, PB):

"Hat denn der Herr Lust an Brand- und an Schlachtopfern? Er fordert Gehorsam. Wertvoller als Opfer ist Gehorsam, Hinhören besser als Widderfett! Widerspenstigkeit ist Sünde wie Zauberei, Eigensinn Sünde wie schuldbarer Götzendienst. Weil du des Herrn Wort verworfen hast verwarf Er dich, dass du nicht mehr König seist!“

Hätte Saul Gott gehorcht, so wäre sein Königtum bestätigt worden auf ewig, nun aber „hat sich Jehova einen Mann gesucht nach Seinem Herzen und ... ihn zum Fürsten über Sein Volk bestellt“ (1Sam 13:14); „Jehova hat dich verworfen, dass du nicht mehr König über Israel seist ... Jehova hat heute das Königtum Israels von dir abgerissen und es deinem Nächsten gegeben, der besser ist als du! (1Sam 15:26.28).

In seinem Begehren, seinem Ungehorsam und seiner Überheblichkeit, seinem Eigenwillen und seiner Ehrsucht (1Sam 15:30: „nun e h r e mich doch“) ist Saul ein Abbild Satans, des Feindes Gottes. Er ist es auch darin, dass sein Königtum nicht von Dauer ist, keine göttliche Bestätigung erlangt und schon sehr bald einem anderen zugesagt wird, „der besser ist“, der „ein Mann nach dem Herzen Gottes ist“, nämlich David, dem „Geliebten“ (wie sein Name lautet), dem Demütigen, dem Vorbild auf Christus.

Eigenartig erscheint es, dass der bereits in 1Sam 15 verworfene Saul noch bis zu seinem Tode (1Sam 31) weiter regiert, während der schon in 1Sam 16 zum König ersehene und gesalbte (1Sam 1:13) David erst nach dem Tode Sauls nach einer nochmaligen Salbung (2Sam 2:4) sein Königtum antritt. Eigenartig ist ferner, dass die Regierungszeit Sauls in 1Sam 13:1 mit zwei Jahren und in Apg 13:21 mit 40 Jahren angegeben wird. Regierte er vor seiner Verwerfung zwei Jahre und hernach als Verworfener 38 Jahre, wie einst das aus Ägypten ausgezogene Israel zwei Jahre unter Gottes Geduld stand und weitere 28 Jahre unter Gericht (4Mo 10:11; 4Mo 14:29-34; 5Mo 2:7.14)? In jedem Fall bleibt die Tatsache bestehen, dass der Verworfene noch lange Zeit weiter regierte, während der „bessere“ König „nach dem Herzen Gottes“, den Saul beneidete (1Sam 18:9), fürchtete und hasste (1Sam 18:29) und töten wollte (1Sam 20:33), immer wieder vor Saul fliehen und sich verbergen musste. Gerade diese uns seltsam erscheinenden Tatsachen werfen aber ein Licht auf den noch heute währenden Kampf zwischen Christus und Satan. Christus, der Gesalbte, der längst vom Vater ersehene König (Ps 2:6), hat Sein Königtum bis heute noch nicht öffentlich angetreten; dies geschieht erst, wenn sich Offb 11:15 und Offb 19:11-16 erfüllen. Satan hingegen, der längst Verworfene, darf immer noch sein Königtum über die Reiche dieser Welt (Lk 4:6; Eph 2:2; Eph 6:12) aufrechterhalten, ja durfte des Sohn Gottes sogar zeitweilig während Seines Erdenwandels hart bedrängen, Ihm nachstellen und Ihn töten.

Christusgesinnung zeigt sich bei David auch darin, dass er ein Herz für die Bedrängten und Bedrückten hat (1Sam 22:2 u. a., vgl. Mt 11:28), dass er stets nach dem Willen Gottes fragt (1Sam 23:2.4) 2Sam 2:1 u. a. vgl. Joh 4:34), dass er seinen Gegner im Grunde seines Herzens nicht einmal hasst und gute Gelegenheiten, ihn umzubringen, nicht wahrnimmt (1Sam 24 und 1Sam 26) und nach dem Tode Sauls an dessen Haus „Güte Gottes“ erweist (2Sam 9:1.3). Und wie klar erkennt das Auge des Glaubens den Kampf zwischen Christus und Satan doch auch in der nüchternen Feststellung von 2Sam 3:1, die dem Glaubenden zur herrlichen Verheißung wird:

“Und der Streit war lang zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids; David aber wurde immerfort stärker, während das Haus Sauls immerfort schwächer wurde.“'’

David herrschte nicht als ein Begehrer über sein Volk, auch nicht als Diktator oder Tyrann, sondern - seinem früheren Hirtenberuf entsprechend - w e i d e t e Israel, so wie es auch von Christus heißt, dass Er ein Führer sei werde, der Sein Volk w e i d e n werde (Mt 2:6).

Was er in 2Sam 22 in einem Loblied zum Ausdruck bringt, ,erinnert ebenfalls sehr stark an Christus und Sein kommendes Reich:

“Du bewahrtest mich auf zum Haupte der Nationen; ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir. Die söhne der Fremde heuchelten mir Gehorsam; beim Hören des Ohres gehorchten sie mir ... Der Gott, der mir Rache gab und die Völker unter mich niederwarf ... Darum Jehova, will ich Dich preisen unter den Nationen und Psalmen singen Deinem Namen.“ 2Sam 22:44b.45.48.50

Gewiss sind nicht alle Wesenszüge und Handlungen Davids Christusvorbild, so wenig Saul in jeder Hinsicht nur Satan abschattet. Aber in den Grundzügen trifft es doch zu, wie an den wenigen genannten Beispielen schon klar geworden sein mag, dass Saul ein Typ des Feindes, David aber ein Abbild Christi ist.

Salomos Königtum

Auch Salomo, der Friedliche“, unter dessen 40-jähriger Königsherrschaft Israel seine höchste bisherige Blüte- und Glanzzeit erlebte, ist in vielfacher Hinsicht ein Abbild Christi und sein Friedensreich eine Vorschattung des tausendjährigen Friedensreiches des Messias (= des Christus). Man lese und bedenke in diesem Lichte die folgenden Aussagen:

“Siehe, ein Sohn wird dir geboren werden, der wird ein Mann der Ruhe sein und ich werde ihm Ruhe schaffen von allen seinen Feinden ringsum. Denn Salomo (der Friedliche) wird sein Name sein, und Frieden und Ruhe werde ich Israel geben in seinen Tagen.“ 1Chr 22:9
“Juda und Israel waren zahlreich, wie der Sand, der am Meere ist, an Menge; sie aßen und tranken und waren fröhlich. Und Salomo war Herrscher über alle Königreiche, von dem Strom (dem Euphrat) an bis zu dem and der Philister und bis zu er Grenze Ägyptens; sie brachten Geschenke und dienten Salomo alle Tage seines Lebens. Und Juda und Israel wohnten in Sicherheit, ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, von Dan bis Beerseba, alle Tage Salomos. Und Gott gab Salomo Weisheit und sehr große Einsicht und Weite des Herzens wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist. Und die Weisheit Salomos war größer als die Weisheit alle Söhne des Ostens und als alle Weisheit Ägyptens. Und er war weiser als alle Menschen ... und sein Name war unter allen Nationen ringsum. Und man kam aus alle Völkern, um die Weisheit Salomos zu hören, von allen Königen der Erde her, die von seiner Weisheit gehört hatten.“ 1Kö 4:20.21.25.29.30.31.34

Im Zusammenhang mit David und Salomo darf nicht unerwähnt bleiben der Bund Gottes mit David, der, wie schon der Verheißungsbund mit Abraham und der Gesetzesbund mit Mose, seine letzte und volle Erfüllung erst im Königreich Christi finden wird.

Wir lesen in 2Sam 7:11-16 folgende Zusagen Gottes an David:

“Ich habe dir Ruhe geschafft vor allen deinen Feinden; und Jehova tut dir kund, dass Jehova dir ein Haus machen wird. Wenn deine Tage voll sein werden und du bei deinen Vätern liegen wirst, so werde ich deinen Samen nach dir erwecken, der aus deinem Leibe kommen soll, und werde sein Königtum befestigen. Der wird meinem Namen ein Haus bauen; und ich werde den Thron seines Königtums befestigen auf ewig. Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein, so dass, wenn er verkehrt handelt, ich ihn züchtigen werde mit einer Menschenrute und mit Schlägen der Menschenkinder; aber meine Güte soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul weichen ließ, den ich vor dir weggetan habe. Und dein Haus und dein Königtum sollen vor dir beständig sein auf ewig, dein Thron soll fest sein auf ewig.“

Salomo betet bei der Tempelweihe in 2Chr 6:16.17:

“Und nun, Jehova, Gott Israels, halte Deinem Knechte David, meinem Vater, was Du zu ihm geredet hast, indem Du sprachst: Es soll dir nicht fehlen an einem Manne vor meinem Angesicht, der da sitze auf dem Throne Israels, wenn nur deine Söhne auf deinen Weg achthaben,dass sie in meinem Gesetze wandeln, so wie du vor mir gewandelt hast. Und nun, Jehova, Gott Israels, möge sich Dein Wort bewähren, das Du zu Deinem Knechte David geredet hast!“

In 2Chr 7:12.17.18 antwortet ihm Gott:

Ich habe dein Gebet gehört und diesen Ort zum Opferhaus erwählt ... Und du, wenn du vor wandeln wirst, so wie dein Vater David gewandelt hat, dass du tust nach allem, was ich dir geboten habe, und wenn du meine Satzungen und meine Rechte beobachten wirst, so werde ich den Thron deines Königtums befestigen, so wie ich mit deinem Vater David einen Bund gemacht und gesagt habe: Es soll dir nicht an einem Manne fehlen, der über Israel herrsche.“

Im Ps 89 erinnert der Sänger Ethan Gott an Seinen Bund mit David und hält Ihm Sein eigenes Wort vor:

“Dazumal redetest Du im Gesicht von Deinen Frommen und sagtest: Hilfe habe ich auf einen gelegt, ich habe einen Auserwählten erhöht aus dem Volke. Ich habe David gefunden, meinen Knecht ... Er wird mir zurufen: Mein Vater bist Du, mein Gott, und der Fels meiner Rettung! So will auch ich ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten der Könige der Erde. Ewig will ich ihm meine Güte bewahren, und mein Bund soll ihm fest bleiben. Und ich will seinen Samen einsetzen für immer, und seinen Thron wie die Tage der Himmel ... Einmal habe ich geschworen bei meiner Heiligkeit: Wenn ich dem David lüge! Sein Same wird ewig sein und sein Thron wie die Sonne vor mir; ewiglich wird er feststehen wie der Mond; und der Zeuge in den Wolken ist treu.“

An den darauf folgenden Worten des Psalmisten wird deutlich, dass jener Bund mit David in Salomo und seinen Nachkommen noch keine erschöpfende und dauerhafte Erfüllung fand.

Der Prophet Jeremia wiederholt später - lange nach der Zeit Davids und Salomos - Gottes Verheißung an David und bestätigt damit,d ass durch die Untreue Salomos (1Kö 11) und seiner Nachkommen der David-Bund nicht aufgehoben ist, sondern noch eine zukünftige Erfüllung finden wird:

“Siehe, Tage kommen, spricht Jehova, da ich das gute Wort erfüllen werde, welche ich über das Haus Israel und über das Haus Juda geredet habe. In jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich dem David einen Sproß der Gerechtigkeit hervorsprossen lassen, und Er wird Recht und Gerechtigkeit üben im Lande. In jenen Tagen wird Juda gerettet werden und Jerusalem in Sicherheit wohnen; und dies wird der Name sein, mit welchem man es benennen wird: Jehova, unsere Gerechtigkeit. Denn so spricht Jehova: Nie soll es dem David an einem Manne fehlen, der auf dem Throne des Hauses Israel sitze ... Und das Wort Jehovas geschah zu Jeremia so: Wenn ihr meinen Bund betreffs des Tages und meinen Bund betreffs der Nacht brechen könnt, so dass Tag und Nacht nicht mehr seien zu ihrer Zeit, so wird auch mein Bund mit meinem Knechte David gebrochen werden, dass er keinen Sohn habe, der auf seinem Throne König sei.“ Jes 33:14-17.19-21.

Dass kein anderer als Christus es ist, der einmal die Thronfolge Davids übernehmen und der wahre Erfüller des David-Bundes sein wird, geht aus Lk 1:32.33 hervor:

“Diese (nämlich Jesus) wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und der Her, Gott (= Jehova-Elohim), wird Ihm den Thron Seines Vaters David geben; und Er wird über das Haus Jakobs herrschen ewiglich, und Seines Reiches wird kein Ende sein.“

So weisen sowohl die Vorausdarstellungen des Königreiches unter David und Salomo als auch die Verheißungsworte des David-Bundes, die Jeremia bestätigt und der Engel Gabriel wieder aufnimmt, auf Christus als den wahren Erfüller aller Königreichs-Vorbilder und -Weissagungen hin.

Fortsetzung siehe:
4. Die Königreichs-Weissagungen der Propheten und Psalmisten