Das letzte Gespräch Jesu mit Petrus

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

von Daniel Muhl

Die Vorgeschichte

Bevor ich das letzte Gespräch zwischen Jesus und Petrus näher erläutern werde, möchte ich noch einige Gedanken über den Apostel Petrus weitergeben.
Petrus nimmt bei den Aposteln eine ganz besondere Stellung ein. Man könnte ihn als spontan, offen, impulsiv und direkt bezeichnen. Wie so oft haben auch diese Eigenschaften Vor- und Nachteile. Die Vorteile eines solchen Charakters sind oft eine mutige Entschlossenheit oder die Fähigkeiten voranzugehen, zu motivieren und etwas zu wagen! Denken wir nur an die Bereitschaft des Petrus, Jesus nachzufolgen, an den Mut, auf dem Wasser dem Herrn entgegenzugehen und an das spontane Bekenntnis, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Die Nachteile oder die Schwächen eines solchen Charakters sind z. B. ein vorschnelles und zu wenig überlegtes Reden oder Handeln. Ein solches Reden sehen wir z. B. in Mt 16:22:

  • Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihn zu tadeln, indem er sagte: [Gott] behüte dich, Herr! Dies wird dir keinesfalls widerfahren.

Aus dem unüberlegten Handeln resultiert dann manchmal auch eine Selbstüberschätzung, wie wir das in der Aussage von Mt 26:35 erkennen können:

  • Petrus spricht zu ihm: Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen.

Der Nachteil des vorschnellen Handelns besteht gelegentlich auch darin, dass man zu sehr auf die eigenen Erfahrungen schaut und zu wenig mit dem Wirken Gottes rechnet. Bei der dreimaligen Verleugnung des Petrus spielte die Menschenfurcht eine große Rolle. Aber auch Jahre später bestimmte noch manchmal die Menschenfurcht das Handeln von Petrus. Petrus aß mit unbeschnittenen Gläubigen aus den Nationen an einem Tisch, weil er lernen durfte, dass er das, was Gott gereinigt hat, nicht als unrein deklarieren durfte (Apg 10:11-20). Doch als er hörte, dass eifrige Anhänger von Jakobus im "Anmarsch" waren, fürchtete er sich vor diesen Leuten, zog sich zurück und heuchelte dabei (Gal 2:11-15).

Jeder Mensch hat von Gott einen ganz bestimmten Charakter bekommen und jeder Charakter hat seine Vor- und Nachteile! Aber es ist nicht so entscheidend, welchen Charakter wir haben, viel wichtiger ist, was wir mit unserem Herzen machen!

- Haben wir unser Herz ganz dem Herrn Jesus geweiht (Spr 23:26)?
- Lieben wir Ihn von ganzem Herzen?
- Wollen wir Ihm von ganzem Herzen nachfolgen und Ihm dienen?

Auch wenn Petrus nicht immer einen einfachen Charakter hatte; eins muss man ihm lassen: "Er war mit ganzem Herzen dabei! Er liebte seinen Herrn Jesus von ganzem Herzen!" Und genau das war das Entscheidende!

Nach der dreimaligen Verleugnung seines Herrn, weinte Petrus bitterlich (Mt 26:75). Auch dieses Verhalten zeigt die große Liebe des Petrus! Dass er seinen wunderbaren Herrn, den er doch so sehr liebte, dreimal verleugnete, schmerzte ihn zutiefst! Aber Petrus brauchte auch noch die Lektion, dass er aus eigener Kraft seinem Herrn nicht treu bleiben konnte, obwohl er das von ganzem Herzen wollte. Nach der Auferstehung Jesu kam es zu einer ganz persönlichen Begegnung zwischen Petrus und dem Auferstandenen (1Kor 15:5). Dies geschah noch bevor Jesus den anderen Aposteln begegnete. Diese erste Begegnung nach der Auferstehung war für Petrus bestimmt nicht einfach. Man stelle sich vor: "Jetzt begegne ich meinem Herrn, dem ich treu zur Seite stehen wollte und dabei kläglich versagt habe! Wird Er mir Vorwürfe machen und mich vielleicht sogar verdammen oder wird Er mir tief traurig und enttäuscht ins Gesicht schauen? Was wird Er zu mir sagen und wie wird Er sich verhalten?" Da dies ein persönliches und intimes Gespräch zwischen Jesus und Petrus war - das die Öffentlichkeit nichts angeht - berichtet uns die Bibel auch nichts darüber.
Es ist jedoch anzunehmen, dass dem Petrus nach diesem Gespräch völlig klar wurde, "der Herr hat mir vollständig vergeben und Er steht immer noch ganz zu mir!" Auf jeden Fall wurde Petrus durch diese Begegnung ganz neu im Glauben gestärkt.

Die letzte Begegnung

Die Jünger hatten die Verheißung, dass sie den Auferstandenen in Galiläa wieder sehen würden (Mt 28:7) und so gingen sie an den See Genezareth und warteten vermutlich darauf, was weiter geschehen würde. In dieser Wartezeit geschah Folgendes:

  • Joh 21:3-14 - Simon Petrus spricht zu ihnen: Ich gehe hin fischen. Sie sprechen zu ihm: Auch wir gehen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot; und in jener Nacht fingen sie nichts. 4 Als aber schon der frühe Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer; doch wussten die Jünger nicht, daß es Jesus war. 5 Jesus spricht nun zu ihnen: Kinder, habt ihr wohl etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. 6 Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus! Und ihr werdet finden. Da warfen sie es aus und konnten es vor der Menge der Fische nicht mehr ziehen. 7 Da sagt jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Simon Petrus nun, als er hörte, dass es der Herr sei, gürtete das Oberkleid um - denn er war nackt - und warf sich in den See. 8 Die anderen Jünger aber kamen in dem Boot - denn sie waren nicht weit vom Land, sondern etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen nach. 9 Als sie nun ans Land ausstiegen, sehen sie ein Kohlenfeuer liegen und Fisch darauf liegen und Brot. 10 Jesus spricht zu ihnen: Bringt her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! 11 Da ging Simon Petrus hinauf und zog das Netz voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig, auf das Land; und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. 12 Jesus spricht zu ihnen: Kommt her, frühstückt! Keiner aber von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. 13 Jesus kommt und nimmt das Brot und gibt es ihnen und ebenso den Fisch. 14 Dies ist schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, nachdem er aus den Toten auferweckt war.

Dreimal verleugnete Petrus seinen Herrn! Und jetzt offenbarte sich Jesus schon das dritte Mal! Der Herr ist als Auferstandener den Jüngern also nicht nur einmal begegnet, sondern mehrere Male. Das ist auch deshalb so wichtig, weil der Mensch nach einer einmaligen Erscheinung später vielleicht daran zweifeln würde, ob die Begegnung auch wirklich real war. Paulus listet in 1Kor 15 eine große Anzahl von Auferstehungszeugen auf, die zum Zeitpunkt der Brieferstellung mehrheitlich noch lebten. Dadurch wurde auch deutlich, dass die Auferstehung keine Illusion, sondern eine absolute Realität ist.
Doch als Auferstandener lebte Jesus nicht mehr so mit den Jüngern zusammen wie zuvor. Er erschien ihnen jeweils nur noch für gewisse Zeitabschnitte. Die Jünger sollten sich von jetzt an nicht mehr an Seiner ständig sichtbaren Gegenwart ergötzen, sondern sie sollten lernen, vermehrt aus dem Glauben zu leben und auf den Herrn zu vertrauen, ohne Ihn immer vor Augen zu haben. Für das Glaubensleben ist es von entscheidender Bedeutung, darüber nachzudenken, was ER gesagt und verheißen hat. Nachfolger Jesu sollten erkennen, dass Sein Wort das Entscheidende im Leben eines Jüngers werden soll. Bei der Begegnung mit den "Emmaus-Jüngern" war es dem Herrn ein ganz großes Anliegen, dass die Jünger sich an die Verheißungen Gottes erinnern würden und darüber nachdachten, was im Wort Gottes geschrieben stand. Das "Mitdenken", das normalerweise mit "Buße tun" übersetzt wird, hat im Wort Gottes einen ganz großen Stellenwert. Persönlich habe ich den Eindruck, dass unser Denken viel zu stark Diesseits orientiert ist. Leider ist das Sichtbare für uns noch viel zu wichtig! Dabei vergeht alles Sichtbare und weil das Wesenhafte nicht sichtbar ist, schenken wir dem Wesenhaften oft zu wenig Beachtung. Paulus hatte diesbezüglich einen Prioritätenwechsel vollzogen:

  • 2Kor 4:18 - ... da wir nicht das Sichtbare anschauen, sondern das Unsichtbare; denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig.

Ich bin davon überzeugt, wenn wir nur eine Minute in den dritten Himmel hineinschauen könnten, wären für uns die irdischen und sichtbaren Angelegenheiten längst nicht mehr so wichtig.

Das entscheidende Gespräch

Bevor ich dieses letzte Gespräch näher kommentiere, möchte ich den dazugehörigen Text noch lesen:

  • Joh 21:15-23 - Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, [Sohn] des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Weide meine Lämmer! 16 Wieder spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, [Sohn] des Johannes, liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebhabe. Spricht er zu ihm: Hüte meine Schafe! 17 Er spricht zum dritten Mal zu ihm: Simon, [Sohn] des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb? und sprach zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe! 18 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst. 19 Dies aber sagte er, um anzudeuten, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach! 20 Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen, den Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert? 21 Als nun Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was [soll] aber dieser? 22 Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach! 23 Es ging nun dieses Wort hinaus unter die Brüder: Jener Jünger stirbt nicht. Aber Jesus sprach nicht zu ihm, dass er nicht sterbe, sondern: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?

Nach diesem einmaligen Frühstück kommt die alles entscheidende Frage des Herrn Jesus! Diese Frage ist so wichtig, dass Jesus sie gleich dreimal stellt. Auch wenn Jesus diese Frage damals Petrus stellte, so bin ich doch davon überzeugt, dass Er diese Frage letztlich allen stellt, die sich dem Herrn zur Verfügung stellen möchten. Jeder Diener und Sklave Jesu Christi sollte sich zwischendurch wieder einmal die Frage stellen: "Liebe ich den Herrn aus ganzem Herzen?" Die Beantwortung dieser Frage ist fundamental wichtig! Jeder, der dem Herrn in richtiger Weise dienen möchte, sollte ganz ehrlich bezeugen können: "Ja, ich liebe meinen Herrn Jesus aus ganzem Herzen!" (siehe auch: Liebe Gott aus deinem ganzen Herzen).
Es gibt Gläubige, die mit viel Schwachheit behaftet sind und äußerlich scheinbar nicht viel für den Herrn tun können, die aber ihren Herrn mit brennendem Herzen lieben. Solche sind dem Herzen Gottes näher, als diejenigen, die sehr begabt sind und vieles für den Herrn tun, aber mehr an die eigene Ehre denken. Die Botschaft Jesu ist deutlich: "Es ist mir lieber, du liebst mich innig und folgst mir nach, als dass du Dinge tust, von denen du denkst, sie seien mir wichtig!" Wir sollten unseren Herrn von Herzen lieben und uns nach Ihm mit tiefstem Verlangen sehnen.
Eine Tochter machte einmal für ihren Vater viele schöne Zeichnungen. Darüber freute sich der Vater sehr. Doch mit einem Mal rannte die Tochter auf ihren Vater zu, umarmte ihn ganz innig und sagte: „Papa, ich habe dich ganz fest lieb!“ Diese Geste erfreute dann den Vater noch viel mehr, als die vielen Zeichnungen.

Die Liebe zum Herrn ist viel wichtiger als der Umstand möglichst viel für den Herrn getan zu haben. Natürlich möchte jeder der den Herrn liebt, Ihm auch von Herzen dienen; aber die Liebe hat in allem den Vorrang. Im AT wird diese Wahrheit in einer Konstellation besonders deutlich:

Jonathan konnte nicht sehr viel für David tun, doch die Liebe Jonathans war David kostbarer, als vieles anderes (2Sam 1:26). Kaum einer tat für David soviel wie Joab! Doch wie viel Herzeleid bereitete Joab dem David (2Sam 3:39 - Joab war auch ein Sohn der Zeruja, der zum Leidwesen Davids seinen Sohn Absalom tötete; 2Sam 18 + 2Sam 19)?"

Stehen wir Christen nicht auch in der Gefahr, ähnlich wie Joab zu werden? Vielleicht tun wir auch viel für unseren Herrn, aber gleichzeitig bereiten wir Ihm auch viel Herzeleid, weil wir manchmal zu unbarmherzig sind und eine geringe Liebe zu unserem Herrn haben. Wie viele Gläubige wollen sich den Himmel verdienen und wie viele meinen, sie könnten mit ihrem Brav-sein und mit dem Gute-Werke-tun ihren Gott zufrieden stellen. Ich stelle auch bei mir selbst fest, dass die Arbeit für den Herrn manchmal größere Priorität hat, als der Herr selber. Ich mache viel für den Herrn, aber die „Stille Zeit mit dem Herrn“ vernachlässige ich immer wieder. Dabei sollte es doch so sein, dass ich meinen Herrn von ganzem Herzen liebe und mich auf die Gemeinschaft mit Ihm freue und dass ich große Lust an Ihm habe. Damit will ich nicht sagen, dass ich den Herrn nicht lieben würde und auch nicht, dass ich mich über Ihn nicht freuen würde, aber manchmal sind meine Prioritäten verschoben, so denke ich zumindest.

Die dreimalige Frage

Jesus fragte Petrus dreimal fast das Gleiche und Petrus antwortete auch dreimal ganz ähnlich. Die kleinen Unterschiede sind jedoch nicht uninteressant. Deshalb möchte ich diese dreimalige Frage und Antwort etwas genauer betrachten:

1. Frage & Antwort 2. Frage & Antwort 3. Frage & Antwort Bemerkungen
ELB Joh 21:15 - ... spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, [Sohn] des Johannes, liebst (ἀγαπᾷς +25) du mich mehr als diese? ELB Joh 21:16 - Wieder spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, [Sohn] des Johannes, liebst (ἀγαπᾷς +25) du mich? ELB Joh 21:17 - Er spricht zum dritten Mal zu ihm: Simon, [Sohn] des Johannes, hast du mich lieb (φιλεῖς +5368)? ἀγαπᾷς +25 = (göttliche) Liebe
φιλεῖς +5368 = freundschaftliche (Liebe)
Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb (φιλῶ +5368) habe. Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb (φιλῶ +5368) habe. Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb (Φιλεῖς +5368)? und sprach zu ihm: Herr, du weißt alles du erkennst, dass ich dich lieb (φιλῶ +5368) habe. φιλῶ +5368 = freundschaftliche (Liebe)
Spricht er zu ihm: Weide (Βόσκε +1006) meine Lämmer (ἀρνία +721)! Spricht er zu ihm: Hüte (ποίμαινε +4165) meine Schafe (πρόβατά +4263)! Jesus spricht zu ihm: Weide (Βόσκε +1006) meine Schafe (πρόβατά +4263)! Βόσκε +1006 = Gib Kräuter
ἀρνία +721 = Lämmlein
ποίμαινε +4165 = behirten
πρόβατά +4263 = Schafe


Die erste Frage Jesu lautete: »Liebst du mich mehr als diese?« Die Frage Jesu begann mit der "agape", mit der göttlichen Liebe, und zusätzlich fragt Er auch noch, ob seine Liebe zu Ihm größer ist, als die Liebe zu den anderen. Mehr als andere heißt auch, dass man Jesus in allen Dingen mehr Priorität gibt als den Menschen. An dieser Stelle darf sich jeder Christ fragen:

- Wem will ich mehr gefallen? Dem Herrn oder den Menschen?
- Was ist für mich wichtiger: Was die Menschen von mir denken oder was Jesus über mich denkt?

Interessant ist, wie Petrus antwortet. Er sagt nicht: Ich liebe dich mehr als die anderen und ich liebe Dich mit der göttlichen Liebe (gr. agape). Petrus antwortete sehr vorsichtig und auch zurückhaltend:

  • Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe (o. dass ich dich mag).

Petrus redet hier eigentlich nicht von der göttlichen, sondern von der freundschaftlichen Liebe. Hier kommt doch eine gewisse Demut von Petrus zum Ausdruck. Er konnte sich nicht so einschätzen und sagen, Seinen Herrn auf der höchsten Stufe lieben zu können. Er sagt auch nicht: Dich liebe ich mehr als die anderen. Selbst dies konnte er noch nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Er spürte; es wäre vermessen, wenn ich sagen würde: "Ich liebe Dich mehr als alle anderen!"
Aus diesem Text wird auch deutlich, dass ein Hirte und auch jeder Diener Jesu Christi, seine Mitchristen nur dann gottgemäß versorgen kann, wenn man den Herrn Jesus mehr liebt als die anderen Menschen. Das allein ist die Grundlage, um anderen Gläubigen auch richtige geistige Nahrung zu geben. Solches gilt nicht nur für Pastoren, Prediger und Gemeindeleiter, sondern auch für Hauskreisleiter, Sonntagschullehrer und Jugendgruppenleiter. Letztlich gilt es, in irgend einer Weise, für jeden Christen, der das Wort Gottes weiter gibt. Alle sollten bereit sein, das Evangelium des Friedens zu verkünden (Eph 6:15) und somit auch geistliche Nahrung weiterzugeben. Ob das in der Familie, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz ist.

Jesus macht in Seiner Fragestellung eine Abstufung:

  1. Liebst (ἀγαπᾷς +25) du mich mehr als diese
  2. Liebst (ἀγαπᾷς +25) du mich
  3. Magst (φιλεῖς +5368) du mich (o. liebst du mich freundschaftlich)

Hier können wir eine klare Abschwächung erkennen. Mit Seiner Fragestellung neigt sich Jesus immer eine Stufe mehr herunter. Als Jesus erkannte, dass Petrus sich die höchste Stufe der Liebe noch nicht mit Bestimmtheit zutraute, begab Er sich eine Stufe tiefer und noch eine tiefer, bis eine Übereinstimmung vorhanden war.
Jesus setzt die Messlatte immer tiefer und holt uns genau da ab, wo wir uns befinden. Jesus überfordert uns nicht; Er steigt auf unsere Stufe hinab.

Petrus interpretierte diese dreimalige Fragestellung wahrscheinlich als zweifelndes Misstrauen ihm gegenüber. Vielleicht dachte er: »Glaubt Er mir nicht, dass ich Ihn lieb habe, weil ich Ihn verleugnet habe? Er sollte doch wissen, dass ich Ihn wirklich lieb habe!«
Jesus konnte deshalb ein so guter Hirte sein, weil Er Seinen Vater über alles liebte. Seine tiefe Liebe zum Vater und zu uns, vermittelte Ihm die Kraft, dem Vater gegenüber absolut gehorsam zu sein und dadurch konnte Er als guter Hirte Sein Leben für die Schafe lassen. Unsere Liebe zu Gott und zu unserem Herrn Jesus sollte die Grundlage für jeden Dienst bilden. Nicht zuletzt deshalb steht in der Bibel mehrfach:

  • Lk 10:25 - "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand und deinen Nächsten wie dich selbst."

An diesen beiden Geboten, hängt das ganze Gesetz und die Propheten. Diese beiden Gebote stehen über allen anderen Geboten. Sie haben die höchste Priorität. Mehr dazu: Siehe "Liebe Gott aus deinem ganzen Herzen".

Die Reihenfolge des Auftrages ist ebenfalls interessant:

  1. Gib Kräuter (Nahrung) meinen Lämmlein (Kindlein im Glauben). Versorge sie mit geistlicher Nahrung. Damit Menschen, die jung im Glauben sind, wachsen und geistlich zur Reife gelangen können, brauchen sie das Wort Gottes, denn dies ist die Nahrung für den geistlichen Menschen.
  2. Behirte meine Schafe. Das Behüten und Bewahren der Gläubigen ist gerade in einer Zeit der großen Verführungen ganz wichtig. Dazu gehört auch Zuspruch, Ermahnung und Trost. Auch das Hineinführen in das biblische Denken trägt sehr viel zu einer Bewahrung bei.
  3. Gib Kräuter (Nahrung) meinen Schafen. Auch die im Glauben älteren Gläubigen, müssen weiter mit geistlicher Nahrung versorgt werden, damit sie geistlich wachsen können und zur vollen Erkenntnis Jesu Christi kommen.

Es ist das Schönste und Wichtigste, dass wir mit Freuden unseren Herrn Jesus lieben und wenn wir unsere Lust an Ihm haben. Möge Er uns zeigen, dass dies die schönste Liebesbeziehung ist, die es überhaupt gibt und dass wir in dieser Liebe völlige Genüge und ewiges Glück haben.