Das fünfte Gesicht "auf Erden"

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor:
Das fünfte Gesicht "im Himmel" - Offb 14:1-5

Das fünfte Gesicht "auf Erden"

Offb 14:6-20

Das nächste Gesicht "auf Erden" folgt unmittelbar auf das vorhergehende, und bereitet das Ausgießen der sieben Zornschalen vor. Nachdem der siebte Engel in die siebte Posaune gestoßen hat (Offb 11:15), war kein Engel mehr wahrzunehmen. Daraus erkennen wir, dass Offb 12:1 bis Offb 15:8 eingeschoben ist, und eine zusammenhängende Episode bildet.

Die fünfte Vision auf Erden besteht aus dem Erscheinen von sechs Engeln, die aufeinander folgen; jeder derselben hat eine besondere Mission, und alle, außer einem (dem fünften), haben etwas Besonderes kundzutun. Sie sind voneinander verschieden und setzen die Episode fort, indem sie uns Gottes Gedanken über die kommenden Ereignisse mitteilen, und uns sagen, was Er während der Zeit tut, wenn das Tier und der falsche Prophet in Offb 13 ihre Wirksamkeit entfalten. Sie geben auch eine Zusammenfassung aller noch übrigen Gerichte des Buches.

Die sechs Engel bilden mit des Menschen Sohn sieben himmlische Erscheinungen. Sie zerfallen, wie der Gedankenaufbau zeigt, in drei und vier. Die drei ersten sind deutlich abgesondert. Die vier letzten bilden zwei Paare. Der erste Engel jedes Paares hat eine Sichel und der zweite erteilt den Befehl, sie zu gebrauchen.

Das erste der beiden Paare stellt die Ernte dar und das zweite Paar die Weinlese.

Folgendes ist der Gedankenaufbau dieses Gesichts als Ganzes betrachtet:

Sechs Engel

E5 - A - I. a1 - Offb 14:6 = Der erste Engel
b1 - Offb 14:7 = Seine Verkündigung.
II. a2 - Offb 14:8 = Der zweite Engel.
b2 - Offb 14:8 = Seine Erklärung
III. a3 - Offb 14:9 = Der dritte Engel.
b3 - Offb 14:9-13 = Seine Drohung = Offb 9:11. Sein Trost = Offb 12:13.

A - B - IV. a4 - Offb 14:14 = Des Menschen Sohn
b4 - Offb 14:14 = Was er hat: Eine Sichel.
V. a5 - Offb 14:15 = Der vierte Engel.
b5 - Offb 14:15.16 = Sein Befehl an des Menschen Sohn: Ernte
Ausführung des Befehls: Ernte

B - Vi. a6 - Offb 14:17 = Der fünfte Engel.
b6 - Offb 14:17 = Was er hat: Eine scharfe Sichel.
VII. a7 - Offb 14:18 = Der sechste Engel
b7 - Offb 14:18-20 = Sein Befehl an den fünften Engel
a7 - Offb 14:18 = Ausführung des Befehls Offb 19:20 = Weinlese.

Der erste Engel

Offb 14:6-7
6. Und ich sah einen andern Engel fliegen im Mittelhimmel, der hatte das ewige Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, und allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern

7. und sprach mit lauter Stimme:

"Fürchtet Gott, gebt Ihm die Ehre;
denn die Stunde Seines Gerichts ist gekommen;
und betet an den, der gemacht hat den Himmel und die Erde
und das Meer und die Wasserbrunnen."

Wir müssen daran denken, dass das Wort "Evangelium", das oft als technischer Ausdruck gebraucht wird, "frohe Botschaft" bedeutet. Die Botschaft kann verschiedener Art, und doch eine "frohe" sein. Wir erwähnen nur "das Evangelium vom Reich" und "das Evangelium von der Gnade Gottes". Beide werden gepredigt und sollen gemäß dem Bund, dem sie zugehören, gepredigt werden. In dem gegenwärtigen Bund, zum Beispiel, soll nur das "Evangelium von der Gnade Gottes" verkündigt werden (Apg 20:24), und derjenige wird verflucht, der jetzt ein anderes Evangelium predigt (Gal 1:8). Das "Evangelium von dem Reich" wurde von Johannes dem Täufer, von Christus und Petrus kundgetan (Mt 4:23; Mt 9:35). Und es wird wieder in der großen Trübsal gepredigt werden, nachdem die Gemeinde entrückt sein wird (Mt 24:14), bis hin zu dieser Zeit, wo das "ewige Evangelium" an seine Stelle treten wird. Ein "ewiges Evangelium" wird es genannt, weil es uns zum Anfang zurückführt, und von der frühesten frohen Botschaft redet, die Gott als Schöpfer verkündete; es ist die eine große Wahrheit, die von Anbeginn bezeugt worden ist. Im strengsten Sinne des Wortes ist es offenbar nicht "ewig"; denn es kann nicht mehr gepredigt werden, wenn die Stunde Seines Gerichts gekommen und vorübergegangen ist. Dadurch wird die Sache in unseren Augen entschieden. Jedenfalls ist es klar, dass zu dem Evangelium der Gnade Gottes, das jetzt gepredigt wird, noch mehr gehört als die bloße Tatsache, dass die Menschen Gott "fürchten" sollen. Und wer dürfte sich vermessen, jetzt zu verkündigen, dass "die Stunde seines Gerichts (die Krisis) gekommen" sei? Nein, dieses "ewige Evangelium" kann jetzt noch nicht verkündigt werden. Der Augenblick, in dem diese Worte proklamiert werden können, ist noch nicht da. Wir reden "von dem zukünftigen Gericht" (Apg 24:25 mellonots, kommende), aber wir können nicht sagen, dass die "Stunde" schon da ist. Wenn "Gnade" und "Gericht" dasselbe sein sollen, dann müssen wir wiederholen, dass Worte für die Zwecke der Offenbarung überhaupt nicht zu gebrauchen sind. "Jetzt ist der Tag des Heils", nicht der Tag des Gerichts (2Kor 6:2).

Das Evangelium ist also in dem Sinn ewig, dass es dem ersten und letzten Bund zwischen Gott und den Menschen angehört. Es geht bis zum Anfang bis vor das Gesetz zurück, und redet von dem Anspruch Gottes, des Schöpfers, nicht aber von dem Werk Christi, des Heilands. "Nun weiß ich, dass du Gott fürchtest", so redet Gott zu Abraham (1Mo 22:12). "Wollt ihr leben, so tut also; denn ich fürchte Gott", sagte Josef (1Mo 42:18). Ebenso bei Hiob (Hi 1:1) und den hebräischen Wehmüttern (2Mo 1:17-21). "Die Gott fürchteten" war eine Bezeichnung, die besonders den Propheten aus dem Heidentum gegeben wurde (Apg 13:16.26).

Dann wird die Zeit sein, dass das Wort aus Jes 61:2 am Platz ist, das der Herr ausließ, als er in der Synagoge in Nazareth Jes 61:1.2 las (Lk 4:18-20) "Der Geist des Herrn ist bei mir" usw. bis zu dem ersten Satz des 2. Verses: "zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn." Dann wird bedeutsam hinzugefügt, dass "er das Buch zumachte und sich setze." Warum? Weil es noch nicht Zeit war, zu verkÜndigen, was auf Jes 61:2 folgt, nämlich : "einen Tag der Rache unseres Gottes". Hier aber, wo der erste Engel mitten im Himmel der ganzen Erde predigt, hier wird es an der Zeit sein, den "Tag der Rache" als gegenwärtig zu kundzutun. Weil sie den Irrtum begangen hatten, das Wort der Wahrheit nicht recht zu teilen, und die Zeiten miteinander zu verwechseln, war die Gemeinde der Thessalonicher in große Verwirrung geraten. Es ist ihnen ein gefälschter Brief gesandt worden worin Paulus ihnen gesagt haben sollte; "dass der Tag Christi bereits gekommen sei" (2Thes 2:2). War dem so, so waren sie nicht "entrückt worden, dem Herrn entgegen in die Luft" vor dem großen und schrecklichen Tag, und hatten also allen Grund "erschreckt" zu sein; denn ihr Glaube und ihre Hoffnung waren "eitel"- Wenn ihr "Glaube" auch anhielt, so scheint es doch, als wäre ihre "Hoffnung" geschwunden, denn während sie 1Thes 1:3 erwähnt wird, so ist 2Thes 1:3 nicht die Rede davon. So befreit sie denn Paulus aus ihrer Täuschung und gibt ihnen weitere Offenbarungen über des Herrn Kommen.

Man beachte, dass es hier nicht heißt: der Tag Seines Gerichts ist gekommen", sondern "die Stunde". Das Wort bezieht sich natürlich auf das letzte Stadium des Gerichts, die sieben Zornschalen, die alles beschließen. "Fürchtet Gott, und gebt Ihm die Ehre... betet an (nicht das Tier, sondern) den, der gemacht hat Himmel und Erde." Gott, der Schöpfer wird verkündigt, und zwar von einem Engel, nicht von den Menschen. Die himmlischen Stimmen tun den Vater und den Sohn kund, aber hier haben wir den Schöpfer. Aus diesem Grund wird Anbetung gefordert. In was für einem Zustand muss sich die Erde zu jener Zeit befinden, wenn nur dieser Teil des ersten Evangeliums proklamiert werden kann. Was hier berichtet wird, findet jedenfalls vor Offb 13. statt.

Und trotz alledem halten die Ausleger dies für den "Anfang der christlichen Missionen" oder "die Arbeit der Bibelgesellschaft"! Wer diese Worte so falsch auslegt, kann sie nicht in ihrem Zusammenhang gelesen haben! Nein, es ist dies die erste Stunde der Verkündigungen der Engel. Eine feierlich ernste Mahnung folgt nun.

Der zweite Engel

Offb 14:8
Und ein ein anderer, ein zweiter Engel folgte nach, der sprach: "Gefallen, gefallen ist Babylon die große, welche getränkt hat alle Nationen mit dem Zornwein ihrer Hurerei."
Hier wird Babylon zum ersten Mal in der Apokalypse erwähnt, und in dieser kurzen vorbereitenden Verkündigung das ganze Kapitel Offb 17 und Offb 18 zusammengefasst. Die Worte des Engels sind eine Weissagung, und deuten hin auf das Ausgießen der letzten Zornschale. Das Gericht über Babylon beschließt die ganze Reihe der göttlichen Gerichte. Aus der Verkündigung dieses zweiten Engels geht hervor, dass Offb 17:1-3 und Offb 18:2 denselben Gegenstand behandeln.

Während die Handlung des ersten Engels zu einer Zeit zurückführt, die vor Offb 13 liegt, gehen die Worte des zweiten Engels über das Ende des Kapitels hinaus. In dem Wort thymos liegt der Sinn des Aufbrausens (Zornwein). Ihre "Hurerei" erinnert uns an die herrschende Religion jener Zeit, wie wir oben in Offb 14:4.5 gesehen haben; dies ist auch der Grund des Gerichts über Babylon. Was Babylon ist, werden wir hören, wenn wir zur Betrachtung von Offb 17. gelangen.

Der dritte Engel

Offb 14:9-13
Sechs Verse handeln von dem dritten Engel und seiner Ankündigung. Der Gedankenaufbau zeigt, dass dieses Glied b3 zwei Teile hat, nämlich:

b3 Offb 14:9-11 = Seine Androhung und
Offb 14:12.13 = sein Trost

Beide Teile sind von so großer Wichtigkeit, dass jeder einen besonderen Gedankenaufbau besitzt.

Die Androhung wird zweimal wiederholt: zu Anfang von c und zu Ende von c. Wir erkennen aus der Androhung die besondere Natur der Sünde, die bestraft werden soll: nämlich die Anbetung des Tieres und das Annehmen seines Malzeichens (charagma). Zwischen der zweimaligen Erwähnung der Sünde steht die angedrohte Strafe, die zuerst in positiver, dann in negativer Weise geschieht. Der Gedankenaufbau will unsere Aufmerksamkeit auf den Ernst und die Wichtigkeit der Aufgabe des dritten Engels lenken. Wir geben zunächst den Gedankenaufbau seiner Androhung.

b3 - c - Offb 14:9 = Angabe der Vergehens
x - Offb 14:9 = Anbetung des Tieres.
y - Offb 14:9 = Annahme seines Malzeichens
d - Offb 14:10 = Strafe (positiv): Trinken.
e - f - Offb 14:10 = Qual
g - Offb 14:10 = Ihre Art (Feuer).
e - f - Offb 14:11 = Qual
g - Offb 14:11 = Dauer (ewig).
d - Offb 14:11 = Strafe (negativ): keine Ruhe.
c - Offb 14:11 = Angabe der Vergehens
x - Offb 14:11 = Anbetung des Tieres.
y - Offb 14:11 = Annahme seines Malzeichens

Die Androhung des 3. Engels

Diese Verkündigung führt uns wieder zu einer Zeit zurück, die vor Offb 13 liegt. Es ist eine feierlich ernste Warnung, die so klingt, als richte sie sich gegen eine andere Proklamation, die das Tier dann erlassen haben wird oder im Begriff steht, zu erlassen.

Die Warnung folgt auf die Bezeichnung der Sünden, um derentwillen das Gericht angekündigt ist.

Offb 14:9-11
9. Und ein anderer, ein dritter Engel folgte ihnen und sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt das Malzeichen an seine Stirn oder an seine Hand,

10. der soll auch von dem Wein des Zornes Gottes trinken, der lauter eingeschenkt ist in den Kelch seines Zorns; und soll gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm;

11. und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier anbeten und sein Bild, und wer das Malzeichen (oder Brandmal) seines Namens annimmt."

Das ist eine der feierlichsten Warnungen, die in der ganzen Bibel gegeben werden. Sie darf nicht, auch nicht im Geringsten abgeschwächt werden, sondern ist in ihrem furchtbaren Ernst aufzufassen. Sie sollte genügen, um Tausende zu warnen, dass sie den Versuchungen und Drohungen des Tieres und des falschen Propheten widerstehen. Der Drohungen und Verlockungen werden genug sein. Gottes Drohung hier soll sie aber übertreffen und viele stark machen, "auszuharren bis ans Ende". Hier wird die "Geduld der Heiligen" sich zeigen. Hier werden sie gestärkt und ermutigt werden, "zu halten die Gebote Gottes" und nicht die Gebote des Tieres, den Glauben Jesu zu bewahren, und der Religion des falschen Propheten nicht anzuhängen. Wenn diese Warnung sie nicht bewahrt, so ist nichts imstande dazu.

Der Trost, welcher nun folgt, bestätigt, dass es besser sein wird, zu sterben als untreu zu werden; besser ist's, den Segen zu empfangen, der dem Tod, dem Märtyrertod, folgt, als unter Gottes Fluch zu leben und die Strafe des ewigen Feuers zu leiden. Fassen wir den ersten Teil der Drohung als von dem zukünftigen ewigen Zustand handelnd auf, so können wir annehmen, dass sich der zweite Teil auf die Qualen bezieht, welche die Abtrünnigen auf Erden zu leiden haben, denn "Tag und Nacht" kann doch nicht von der Ewigkeit gelten. "Und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier anbeten usw." Hier steht das Partizip der Gegenwart; es kann also nicht heißen: die angebetet haben, "annimmt" steht auch in der Gegenwart, woraus folgt, dass sie auf Erden keine Ruhe haben werden Tag und Nacht, während sie das Tier anbeten; und mit Bezug auf die Ewigkeit heißt es, dass "der Rauch der Qual aufsteigt von Ewigkeit zu Ewigkeit."

Das bereitet uns auf den Trost vor, welcher nun folgt, und der zugleich eine Ermutigung sein soll:
Der Gedankenaufbau ist folgender:

Der Trost des 3. Engels
b4 - h - k - Offb 14:12 = Die Geduld der Heiligen.
l - Offb 14:12 = Der Gehorsam der Heiligen
i - m - Offb 14:13 = Die Stimme vom Himmel.
n - Offb 14:13 = Segen.
h - k - Offb 14:13 = Die übrigen Heiligen.
l - Offb 14:13 = Die Werke der Heiligen.

Offb 14:12.13
12. Hier ist die Geduld der Heiligen, die da halten die Gebote Gotte und den Glauben an Jesum.

13. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel sagen: "Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an."
Es ist eine andere Stimme, die hier ertönt, nicht die des dritten Engels. Der Sinn ist klar: "Von nun an" gilt von dem Tod, von der Zeit an. Die Verfolgung führt zum gewissen Tod. Darum wird der besondere Segen denen zuteil, die lieber sterben, als dass sie den Versuchungen und Drohungen des Tieres und des falschen Propheten nachgeben. "Betet an, oder ihr werdet getötet" ist deren Ruf. "Lasst euch töten und empfangt den Segen", ruft Gott ihnen zu. Von diesem Segen spricht Offb 14:1-5 und Offb 15:1-4, und die Worte hier weisen auf diese Schriftstellen hin.

"Ja, sagt der Geist, sie sollen ruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach."
Das Wort kopon, das wir mit "Mühen"wiedergegeben haben, kommt von kopto, schlagen, die Brust schlagen, also klagen. (Siehe Mt 11:17; Mt 21:8; Mt 24:30; Lk 8:52; Lk 23:27; Offb 1:7; Offb 18:9). Das Substantiv kann also wohl "Mühe" bedeuten. Siehe Lk 8:5: "Dieweil mir aber diese Witwe soviel Mühe macht." Ebenso Mt 25:10; Mk 14:6; Lk 11:7; Gal 6:17.

Es ist hier die Rede von einem gewaltsamen Tod, nicht von dem "Einschlafen" der Heiligen in diesem Bund. Die Worte haben keine Beziehung zu dem gegenwärtigen Zustand der Dinge. Sie können nicht von der christlichen Gemeinde ausgelegt werden, obwohl es, wenn man sie in allgemeiner Weise anwenden will, immer besser ist, den Tod zu leiden, als Götzen anzubeten oder mit Götzendienern Gemeinschaft zu halten. Ihre "Werke", die ihnen nachfolgen, bestehen in ihrem "Zeugnis", ihrem "Gehorsam", und ihrer "Geduld", wovon in diesem Buch so oft die Rede ist. Die Werke gehen ihnen nicht voran, um ihnen den Lohn zu verschaffen, sondern sie folgen nach als Beweis ihres Gehorsams.

Des Menschen Sohn

Die sechs Erscheinungen von Engeln in dem fünften Gesicht werden zu sieben durch die Vision vom Menschensohn, welche im Zentrum steht. Diese sieben zerfallen, wie gewöhnlich in vier und drei.

Wir haben die drei ersten betrachtet. Die vier letzten gehören zusammen und sind eng miteinander verbunden; die zwei ersten davon stellen die Ernte dar, die zwei letzten die Weinlese.

Des Menschen Sohn steht im Zentrum der sieben, und trennt die sechs Engel dadurch in zweimal drei. Das zeigt der Gedankenaufbau des ganzen Gesichts.

Die vier letzten bilden zwei Paare. Der erste Engel in jedem Paar hat eine Sichel in der Hand, während der zweite jedes Paares den Befehl gibt, die Sichel zu gebrauchen. In dem ersten Paar wird die Ernte auf Erden gehalten, im zweiten die Weinlese.

Wir haben jetzt die vier letzten Erscheinungen zusammen darzustellen und geben im Folgenden den Gedankenaufbau.

Offb 14:14-20

Der vierte Engel und die Ernte:

B - IV. - Offb 14:14 = Des Menschen Sohn und Seine scharfe Sichel.
V. - o - Offb 14:15 = Der vierte Engel und woher er kommt (Tempel).
p - Offb 14:15 = Sein Ruf an des Menschen Sohn.
q - Offb 14:15 = Befehl zu ernten.
r - Offb 14:16 = Gründe.
s - Offb 14:16 = Folgeleistung.
t - Offb 14:16 = Die Ernte wird geerntet.

Der sechste Engel und die Weinlese:

A - B - VI. - Offb 14:17 = Der fünfte Engel und seine scharfe Sichel.
VII. - o - Offb 14:18 = Der sechste Engel und woher er kommt (Altar).
p - [Offb 14:18] = Sein Ruf an den fünften Engel.
q - Offb 14:18 = Befehl zu ernten.
r - Offb 14:18 = Grund.
s - Offb 14:19 = Folgeleistung.
t - Offb 14:19.20 = Die Weinlese wird gehalten.

Ernte und Weinlese

Ernte und Weinlese werden von des Menschen Sohn und dem fünften Engel gehalten, obwohl darüber von dem vierten und sechsten Engel berichtet wird, wie der Gedankenaufbau zeigt.

Offb 14:14
Und ich sah, und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke sah ich einen sitzen, gleich eines Menschen Sohn, in seiner Hand eine scharfe Sichel.
Des Menschen Sohn war der Sämann (Mt 13:37), und des Menschen Sohn ist der Schnitter. Hier wird der Titel zum letzten Mal in der Bibel gebraucht. Er bringt den Herrn Jesus in Verbindung mit der Erde, und steht darum hier, wo die Ernte der Erde gehalten wird.

Als der Titel zuerst zur Zeit seiner Demütigung gebraucht wurde (Mt 8:20), hatte Jesus nicht, wo Er Sein Haupt hinlegen konnte. Jetzt aber, wo er Gericht hält, hat er eine goldene Krone auf Seinem Haupt. Er ist auf der Wolke und unsichtbar für die Erde; aber wenn Er auch nicht zu sehen ist, so wird doch die Wirkung der scharfen Sichel in Seiner Hand bald offenbar werden. Die Krone weist auf Ps 21:4 zurück: "Du setzest eine güldene Krone auf sein Haupt", denn sie ist das Zeichen, dass Er jetzt zur Herrschaft gelangt; und "du setzest" steht in scharfen Gegensatz zur "Dornenkrone", welche ihm bei Seinem ersten Kommen von den Kriegsknechten aufs Haupt gesetzt wurde.

Der vierte Engel

Offb 14:15
Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel (naos), und rief mit lauter Stimme zu dem, der auf der Wolke saß: "Schlag an mit deiner Sichel und ernte; denn die Stunde zu ernten ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist reif."

Es kann kein Zweifel darüber herrschen, dass dies eine Gerichtsszene ist. Der Titel "des Menschen Sohn" bezeugt es; denn Gott "hat Ihm Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darum dass Er des Menschen Sohn ist" (Joh 5:27). Das Alte Testament bringt diese Ernte in Verbindung mit dem Gericht; denn Joe 4:13 wird ganz derselbe Befehl erteilt: "Schlagt die Sichel an, denn die Ernte ist reif", und gleich darauf wird auch die Weinlese erwähnt: "Kommt herab, denn die Kelter ist voll, und die Kufen laufen über: denn ihre Bosheit ist groß." Bei diesem Ereignis "verfinsterte sich Sonne und Mond" (Offb 14:15).

Die meisten Ausleger geben zu, dass die Weinlese eine Gerichtsszene darstellt, warum nicht auch die Ernte? Die Ernte ist reif; wozu kann sie reif sein als zum Gericht? Der Weinstock ist "der Weinstock der Erde"; die Ernte ist "die Ernte der Erde". So werden uns die beiden großen Gebiete, in denen das Gericht wird ausgeübt werden, klar und deutlich vor Augen gestellt.

Hier haben wir eine der sechs kurzen Verkündigungen, die in Verbindung mit de Vorhergehenden stehen und es ergänzen; sie rufen noch folgende Gerichte herbei und erklären sie in wenigen Worten:

Offb 14:16
Und der auf der Wolke saß, schlug an mit seiner Sichel an die Erde, und die Erde ward geerntet.
Das Wort "Erde" wird wiederholt, um uns die Tatsache einzuprägen, dass wir hier mit der Erde als solcher zu tun haben. "Die Stunde des Gerichts" ist erschienen. Wie man das von der "Gemeinde" auslegen, oder im guten Sinne eines Lohnes auffassen kann, das ist uns gänzlich unverständlich. Der erste der sechs Engel gebraucht genau dieselben Worte (Offb 14:7). Hier haben wir 2Thes 1:6.7. Wenn seine Zeit gekommen ist, zu "sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse" (Mt 13:41), "so schicket er bald die Sichel hin, denn die Ernte ist da" (Mk 4:29). Mt 24:37-42 muss in Verbindung mit der hier erwähnten Stelle gelesen werden. Die Guten werden in die Scheune gesammelt werden; von diesen Scheunen redet das nächste Kapitel; der Gedanke der Ernte aber ist das Gericht. Darum auch die scharfe Sichel. Dass diese Auslegung richtig ist, geht auch aus einem Vergleich mit Jer 51:33 hervor: "Denn also spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: Die Tochter Babel ist wie eine Tenne, wenn man darauf drischt; es wird die Ernte ganz sicher kommen." Babylon wird in den Versen erwähnt, die unmittelbar vor der Ernte stehen. Offb 14:8und Offb 17 und Offb 18 identifizieren es mit Jer 51:33; denn die Ernte ist das Ende der Welt". (Mt 13:39).

Auf die Ernte folgt nach der Ordnung der Natur die Weinlese darum ist es hier im Gericht ebenso. Das führt uns zu dem fünften Engel

Der fünfte Engel

Offb 14:17
Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel (naos), welcher ist im Himmel, der hatte auch eine scharfe Sichel.
Ihn fordert der sechste Engel auf, die Weinlese zu halten.

Der sechste Engel

Offb 14:18-20
18. Und ein anderer Engel ging aus vom Altar, der hatte Macht über das Feuer, und rief mit lauter Stimme zu dem, der die scharfe Sichel hatte, und sprach: "Schlag an mit deiner scharfen Sichel, und schneide die Trauben am Weinstock der Erde; denn seine Beeren sind reif geworden."

19. Und der Engel schlug an mit seiner Sichel an der Erde; und schnitt den Weinstock der Erde, und warf es in die große Kelter des Zorns Gottes.

20. Und die Kelter ward außerhalb der Stadt getreten; und es ging Blut aus von der Kelter bis an die Zäume der Pferde durch tausend sechshundert Geld Wegs.

Auch diese Stelle redet von den letzten Gerichten des Buches. Beide Engel sind die Diener des "Herrn der Erde " (Offb 11:4). Dreimal wird uns vorgehalten, dass die Sichel "scharf" ist und mit Leichtigkeit ihre Arbeit tun wird. Der Weinstock ist der "Weinstock der Erde". (Siehe 5Mo 32:32.33).

Hier wird die sechste Zornschale vorher verkündet (Offb 16:12-16) und der große Streit von Harmagedon. Hierauf bezieht sich Joe 4:12-15, wo wir lesen: "Die Kelter ist voll, und die Kufen laufen über". Und ebenso steht Joe 3 in Verbindung mit der "Ernte" (vgl. Zeph 3:8; Jes 34:1-8). Offb 19:15 redet von dem Treten der Kelter. Und Jesaja berichtet davon in Jes 63:1-4. Nichts kann dem Schrecken jener sieben Gerichte gleichkommen, die hier in den wenigen Worten über die Ernte und die Weinlese zusammengefasst sind. Mit "Dreschen" endet die eine, mit "Treten" die andere; und es handelt sich hier um Palästina, nicht um Italien; um Jerusalemn und nicht um Rom.

Lies weiter:
Das sechste Gesicht "im Himmel" - Offb 15:1-8