Das erste Gesicht "im Himmel"

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Die Menschen auf Erden - Offb 2-3

Das erste Gesicht "im Himmel"

Offb 4 - 5

Der Thron und seine Umgebung

Wir kommen nun zu dem Teil des Buches, den wir auf S. 128 durch den Buchstaben X bezeichnet haben. Er besteht, wie wir gesehen haben, aus sieben Paar Gesichten.

Das erste Gesicht in jedem Paar ist ein Gesicht "im Himmel", das zweite ein Gesicht "auf Erden".

Jedes Gesicht "im Himmel" bereitet auf ein Gesicht vor, das danach "auf Erden" gesehen wird; und das "auf Erden" Geschaute ist die Auslegung das vorher "im Himmel" Gesehene. Beide erklären sich gegenseitig. Die himmlische Vision erklärt, was auf der Erde gesehen wird, und die Äußerungen in jedem himmlischen Gesicht zeigen den besonderen Gegenstand der darauf folgenden Ereignisse. Die erste Vision in jedem Paar bildet also den Schlüssel zur folgenden.

Diese Einteilung ist vom Heiligen Geist selbst gemacht worden; und die von Menschen herrührende Kapiteleinteilung ist nur irreleitend, wo sie nicht mit der göttlichen Einteilung übereinstimmt.

Wir werden sie darum nur in der Bezugnahme berücksichtigen.

Diese himmlischen und irdischen Visionen werden die großen Kapitel in diesem Teil unseres Buches bilden. Wir werden jede der vierzehn Visionen in folgender Ordnung besprechen: zuerst geben wir den Gedankenaufbau mit den etwa nötigen Erweiterungen; sodann lassen wir unsere eigene Übersetzung folgen, die sich auf den revidierten griechischen Text (nach den in den Anmerkungen genannten Autoritäten) gründet, und fügen die zur Auslegung erforderlichen Erklärungen hinzu.

Die Strukturen sind äußerst lehrreich; sie geben den Zweck jedes Abschnitts an und zeigen auf den ersten Blick, auf welche Gegenstände wir unsere Aufmerksamkeit zu richten haben.

Folgendes ist (kurz) der Gedankenaufbau von H1, dem ersten Gesicht "im Himmel" (Offb 4 und Offb 5)

H1 (im Buch = Seite 130)

A - Offb 4:1-8 = Der Thron, die Ältesten und die Lebewesen
B - Offb 4:8-11 = Die Äußerungen der Lebewesen und der Ältesten. Thema: Schöpfung
A - Offb 5:1-7 = Der Thron und das Buch. Der Löwe und das Lamm.
B - Offb 5:8-14 = Das neue Lied der Lebewesen und der Ältesten. Andere himmlische Äußerungen. Thema: Erlösung

Daraus ist zu erkennen, dass die Hauptgegenstände dieser Vision "im Himmel" sind. Der Anfang verleiht dem ganzen Buch sein eigentümliches Gepräge. Er ist der Schlüssel zu allem, was folgt, und führt uns durch den Geist in die zukünftige Zeit, zu dem "Tag des Herrn". Das Erste, was Johannes sieht (Offb 4:2) ist

Der Thron

Offb 4:2
"Sogleich war ich im Geiste. Und siehe, ein Stuhl war gesetzt im Himmel".
Das sind hochbedeutende Worte, die unsere Gedanken auf die große, zentrale, das ganze Buch der Weissagung beherrschende Tatsache lenken.

Es ist der Tag, von dem in Ps 103:19 gesagt wird:

Der Herr hat Seinen Stuhl im Himmel bereitet,
und Sein Reich herrschet über alles".

Und in Ps 9. und Ps 10., die von der kommenden großen Trübsal sprechen, (Offb 9:10; Offb 10:1) heißt es: Der Herr "hat Seinen Stuhl bereitet zum Gericht".

In Ps 11:4-5 lesen wir:

"Der Herr ist in Seinem heiligen Tempel,
des Herrn Stuhl ist im Himmel;
Seine Augen sehen darauf,
Seine Augenlider prüfen die Menschenkinder.
Der Herr prüft den Gerechten;
Seine Seele hasst den Gottlosen und die gerne freveln.
Er wird regnen lassen über die Gottlosen
Blitze, Feuer und Schwefel,
und wird ihnen ein Wetter zum Lohn geben".

Diese drei Psalmen sagen die Ereignisse voraus, die in der Apokalypse ausführlicher beschrieben sind.

Daniel (Dan 7:9.10) spricht auch von diesem Tag, wenn er sagt: "Solches sah ich, bis dass Stühle gesetzt wurden und der Alte setzte sich; ... Sein Stuhl war eitel Feuerflammen, und desselben Räder brannten mit Feuer. Und von demselben ging aus ein feuriger Strahl. Tausend mal Tausend dienen Ihm, und zehntausend mal Zehntausend standen vor Ihm. Das Gericht wurde gehalten, und die Bücher wurden aufgetan.

Dieser Thron hat mit dem Gericht zu tun; der "Gnadenstuhl" ist nicht mehr vorhanden. Die Gnade ist der gegenwärtigen Periode im Reich Gottes zu eigen, während Gericht, Gerechtigkeit und Recht in der zukünftigen Periode charakteristisch sein werden.

Die himmlische Stimme kündigt es an: "Gerecht und wahrhaftig sind Deine Wege, Du König der Nationen" (Offb 15:8ff), "Deine Urteile sind offenbar worden" (Offb 15:4). Du bist gerecht, der da ist und der da war, und heilig, dass Du solches geurteilt hast (Offb 16:5; s. auch Offb 16:7 und [Offb 19:2].11). Die Märtyrer schreien: "Herr, Du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest Du nicht und rächst unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen" (Offb 6:10). Es wird ihnen nicht geantwortet, diese Forderung wäre nicht am Platze; aber sie ist verfrüht: sie sollen noch eine kleine Zeit ruhen. Der Himmel selbst fordert alle auf, sich zu freuen über die Ausübung des Gerichts (Offb 18:20; Offb 19:2). "Fürchtet Gott und gebt Ihm die Ehre (lautet der Ruf, der dann erschallen wird); denn die Zeit Seines Gerichts ist gekommen." (Offb 14:7).

Auch die letzte Vision zeigt das Gericht (Offb 20:4); es wird den Heiligen übergeben, die überwunden haben. Ps 149:5-9 spricht ebenfalls von dieser Schlussszene:

"Die Nationen sollen fröhlich sein und preisen,
und rühmen auf ihren Lagern.
Ihr Mund soll Gott (El) erheben,
und sollen scharfe Schwerter in ihren Händen haben,
dass sie Rache üben unter den Nationen,
Strafe unter den Völkern;
Ihre Könige zu binden mit Ketten,
und ihre Edlen mit eisernen Fesseln:
dass sie ihnen tun das Recht, davon geschrieben ist.
Solche Ehre werden alle Seine Heiligen haben. Halleluja!"

Daher ist der Thron, mit dem die erste Vision "im Himmel" beginnt, der große und zentrale Gegenstand. Das geht aus dem Gedankenaufbau hervor. Dieser zeigt auch andere wichtige Gegenstände, nämlich das Buch und das Lamm, sowie ihre Beziehung zur Schöpfung (Offb 4.) und zur Erlösung (Offb 5.).

Ehe wir zur Auslegung fortschreiten, müssen wir die Erweiterung von A (im Buch S. 212) Offb 4:1-8 geben. Die große Bedeutung des Thrones erkennen wir aus der Genauigkeit, mit der er geschildert wird.

Der Thron = Offb 4:1-8
A - a - Offb 4:1-3 = Auf ihm: der Thronende.

b - d - Offb 4:3 = Um ihn: ein Regenbogen.
e - Offb 4:4 = Um ihn: 24 Stühle.
c - Offb 4:5 = Aus ihm: Blitze.
b - d - Offb 4:5 = Vor ihm: sieben Fackeln.
e - Offb 4:6 = Vor ihm: ein gläsernes Meer.
a - Mitten auf dem Stuhl und um den Stuhl: die vier Lebewesen.

Wir gehen nun dazu über, die Auslegung jedes einzelnen Gliedes zu geben, dabei bezeichnen wir jedes Glied mit dem betreffenden Buchstaben, so dass seine Stellung in dem Gedankenaufbau leicht zu finden ist.

Der Thronende

A - a - Offb 4:1-3

Offb 4:1
Nach diesen Dingen ...
Sieben Mal in dem Buch haben wir diesen oder einen ähnlichen Ausdruck (Offb 4:1; Offb 7:1.9; Offb 15:5; Offb 18:1; Offb 19:1; Offb 20:3). Da in dem letzten Fall tausend Jahre dazwischen liegen, so geht daraus hervor, dass das Geschaute nicht unmittelbar folgen muss (Der Ausdruck ist ein hebräisches Idiom, vgl. 1Mo 22:1).

sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel ....
Fünf Mal wird in dem Buch vom Auftun gesprochen; und wenn dadurch auch keine literarische Einteilung bezeichnet wird, so ist doch das Auftun stets von der größten Wichtigkeit. Siehe Offb 11:19; Offb 15:5; Offb 19:11 und Offb 21:1. Hier wird zunächst eine Tür aufgetan, um Johannes einzulassen. Beim Hervorgehen der Heere es Himmels aber sagt Johannes: "Und ich sah den Himmel aufgetan" (Offb 19:11), nicht nur eine Tür. Dasselbe erfuhr Hesekiel, als er Gesichte sah, die "Gott zeigte".

und die erste Stimme, die ich gehört hatte (zu Anfang Offb 1:10) war als von einer Posaune, die zu mir redete, die sprach: "Steig her, und Ich will dir zeigen, was hernach geschehen muss."
Es ists nich nötig die Worte dei genesthai anders aufzufassen als in Offb 1:1.19; Offb 22:6; Mt 24:6; Mt 26:64; Dan 2:28.29. - Meta tauta bedeutet wörtlich übersetzt: nach diesen Dingen, wenn es im historischen Stil gebraucht ist; wenn der ausdruck aber in der Verheißung und Prophezeiung steht, so bedeutet er: danach. Siehe Offb 1:10 und Offb 9:12.

Offb 4:2
Alsbald war ich im Geist. Siehe Offb 1:10; Offb 17:3 und Offb 21:10. Und über den weiteren Gebrauch von en pneumati, im Geist, siehe Röm 9:1; Röm 14:17; Röm 15:16: 1Kor 12:3.9; 2Kor 6:6; 1Thes 1:5; Jud 1:20 und Mi 3:8.

Und siehe, ein Thron war gesetzt im Himmel, und auf dem Thron saß Einer, .... Dies ist augenscheinlich der Vater, der von nun an im ganzen Buch als Der auf dem Stuhl sitzt" bezeichnet wird. Er wird vom Sohn unterschieden in Offb 6:16; Offb 7:10.

Offb 4:3
und der da saß, war anzusehen gleich wie ein Jaspissstein und ein Sarder (Karneolstein); und ein Regenbogen war um den Stuhl, gleich anzusehen wie ein Smaragd.
Es ist nicht genau zu sagen, was unter der Ähnlichkeit mit diesen Steinen gemeint ist, noch können wir sie genügend bestimmen. Über den Regenbogen aber kann kein Zweifel bestehen. Er weist auf das Gericht hin, auf das Gericht nicht durch Wasser, sondern durch Feuer; er spricht auch von Hoffnung und Befreiung der Glieder des Bundes, dessen "Zeichen" er ist. Seine Gestalt erinnert an den Bund von 1Mo 9:8-17, und seine Farbe, die den Gegensatz zu der des Feuers bildet, redet von Gnade inmitten des Gerichts (Hab 3:3; Ps 101:1).

Die vierundzwanzig Ältesten

Offb 4:4

Und um den Thron (siehe) vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste mit weißen Kleidern angetan, ....
Das Wort für Throne der Ältesten ist dasselbe, welches für den Thron von Offb 4:2 gebraucht ist. Wahrscheinlich waren sie sowohl kleiner als auch niedriger, da sie augenscheinlich untergeordnet waren.

und auf ihren Häuptern goldene Kronen.
Die gebräuchliche Auslegung sagt, dass in den Ältesten die Gemeinde sinnbildich dargestellt wird. Warum müssen sie aber etwas anderes bedeuten, als was sie sind?

David bildete die vierundzwanzig Priesterordnungen (1Chr 24:3-5) nach dem himmlischen Vorbild. Es wurde ihm alles vom Geist gegeben. "Das alles" sagt David, "ist mir beschrieben gegeben von der Hand des Herrn" (1Chr 28:11-13:19). - Ebenso war es bei der Stiftshütte, welche diente als "Vorbild und als Schatten des Himmlischen; wie die göttliche Antwort zu Mose sprach, da er die Hütte vollenden sollte. Schaue zu, sprach Er, dass du machst alles nach dem Bild, das dir auf dem Berge gezeigt wurde" (Hebr 8:5 und Parallelstellen)

Darum werden die Hütte und alle Geräte "der himmlischen Dinge Vorbilder" genannt (Hebr 9:23). Ebenso war es bei David und dem Tempel. Was David auf Erden bildete, war ein Bild der wirklichen "himmlischen Dinge". Die Anbetung im Tempel auf Erden war also jene Anbetung, die im Himmel geschieht, nachgeahmt; und würden wir jetzt in den Himmel entrückt, so könnten wir sehen, wie sie von diesen Ältesten, die dem himmlischen Gottesdienst vorstehen, verrichtet wird.

Die Ältesten sind die Häupter der himmlischen Priesterschaft, die Hohenpriester oder Ältesten des himmlischen Gottesdienstes. Der Komparativ presbyteros, der Ältere, ist von den ältesten Zeiten an von presbytes, der Alte, dadurch unterschieden worden, dass es den Titel einer amtlichen Stellung bezeichnete. (Wie das deutsche "Aldermann").

In den Papyros wird es wiederholt, sowohl von bürgerlichen als auch von religiösen Leitern gebraucht. Die Angelegenheiten der gesamten Priesterschaft der ägyptischen Mysterien wurden von einer jährlichen Ratsvversammlung von 25 presbyteroi geleitet. Das Wort bedeutete keinesfalls "Priester"; denn wir finden oft die Bezeichnung "Presbyter-Priester" für einen Leiter der Priester; es gab also sowohl priesterliche wie bürgerliche Vorsteher. In diesem Sinne ist das Wort im AT von den "Ältesten der Priester" gebraucht (s. Jes 37:2; Jer 19:1). Auch hier hat das Wort diese Bedeutung.

David verteilte die vierundzwanzig Ordnungen, sechzehn auf die Söhne Eleasars und acht auf die Söhne Itamars. Diese waren "Oberste im Heiligtum und Oberster vor Gott" (1Chr 24:5). Fragen wir: "Warum vierundzwanzig?" so lautet die Antwort: Zwölf ist die Zahl, welche Vollkommenheit mit Bezug auf die Regierung ausdrückt; und wo immer wir zwölf oder ein Vielfaches von zwölf finden, da ist die Zahl mit Regierung und Herrschaft verbunden.

Es war die Zahl der Leviten (24 000), die dem Werk am Hause des Herrn vorstehen sollten (1Chr 23:3-4).
Es war die Zahl der Propheten, welche die Gesänge zum Lobe Gottes mit Musikinstrumenten zu begleiten hatten (1Chr 25:31).
Der Torhüter von den Söhnen Levi waren vierundzwanzig (1Chr 26:17-19).
Dieselbe Zahl herrschte sowohl im Tempel als auch im Palast vor.

Zwölf Oberste waren gesetzt über 24 000 (1Chr 27:1-15).
Zwölf Beamte standen den Gütern des Königs vor (1Chr 27:25-31).

So sind die vierundzwanzig Ältesten die fürstlichen Leiter der himmlischen Gottesanbetung. Sie sind Könige und Priester. Sie waren nicht, und können nicht die Gemeinde sein. Sie wurden schon gekrönt zur Zeit, da der Thron gesetzt wurde. Sie sind nicht erlöst worden; denn sie unterscheiden zwischen sich und denen, die erlöst sind. Siehe ihr Lied Offb 5:9.10. Sie sprechen von der "Zeit, zu geben den Lohn Deinen Knechten" (Offb 11:18), sagen aber nicht uns, Deinen Knechten. Sie sind himmlische Wesen, die nicht gefallen sind, und sind darum "mit weißen Kleidern angetan".

Sie reden von der Schöpfung (Offb 4:8-11). Und ihr Lied von der Erlösung (Offb 5:8-14) ist ein "neues Lied". Das Lied von der Erlösung würde der Gemeinde nicht neu sein; es wäre das alte Lied, das sie auf Erden so oft gesungen hat. Einer der Ältesten redet zu Johannes (Offb 7:13-17), als stehe er abgesondert und sei unterschieden von der großen Schar und auch von Johannes selbst. Sie opfern "goldene Schalen voll Räucherwerks, das sind die Gebete der Heiligen (Offb 5:8).

Es sind also Priester, die für andere ihr Amt verrichten. Siehe 2Chr 5:11-14. - Tut das die Gemeinde? Und als "Älteste" waren sie auch Herrscher, und sitzen darum auf Thronen (s. 1Mo 24:2; 2Mo 3:16; 1Sam 30:26; 2Sam 3:17; 2Sam 5:3). Sie stehen neben dem König und sind Seine Räte (vgl. 2Sam 17:4 und 1Kö 8:1-3).

Aus alledem ist die Stellung der vierundzwanzig Ältesten zu erkennen. Wollte man sagen, dass sie die Gemeinde darstellen sollen, so müsste man vielen Schriftstellen eine andere Bedeutung aufzwängen, die sie aber nicht haben können.

Die sieben Geister Gottes

Offb 4:5
Und von dem Thron gehen aus Blitze und Stimmen und Donner, und sieben Feuerfackeln brannten vor dem Thron, welches sind die sieben Geister Gottes.
Siehe oben über Offb 1:4; Offb 3:1 und vergleiche Offb 5:6. Die sieben Geister sind "vor dem Thron" zum Dienste dessen, der darauf sitzt. Mit dem Thron wird all das Beiwerk des Gerichts verbunden, welches Furcht einflößt und vom kommenden Zorn redet.

Die vier Lebewesen

Offb 4:6
Und (siehe) vor dem Thron wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall ....
Es wird nicht gesagt, was da war, sondern nur, wem es "gleich" war. Nachdem wir das wissen, brauchen wir nicht nach einem weiteren Vergleich zu suchen. Wir glauben, dass der Himmel voll herrlicher Wirklichkeiten ist, nicht voll wesenloser Schatten. Eines Tages werden wir sehen, was Johannes sah; dann werden wir es wissen. Jetzt haben wir zu glauben was geschrieben ist, bis der Glaube durch das Schauen ersetzt werden wird.

und in der Mitte des Thrones und um den Thron vier Lebewesen, voll Augen vorn und hinten.

Offb 4:7
Und das erste Lebewesen war gleich einem Löwen, und das zweite Lebewesen gleich einem Stier, und das dritte Lebewesen hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und das vierte Lebewesen (war) gleich einem fliegenden Adler.

Offb 4:8
Und jedes der vier Lebewesen hatte sechs Flügel, ringsum und inwendig sind sie voll Augen.
Das Wort für "Lebewesen" (bei Luther: "Tiere") ist nicht dasselbe wie in Offb 13. und Offb 17.. Hier ist es zoon, und bezeichnet ein lebendes Geschöpf; In Offb 13 und Offb 17 aber ist es therion, ein wildes, ungezähmtes Tier. Es ist schwer, einen Ausdruck zu finden, der das Original genau wiedergibt; die Übersetztung "Lebewesen" wird am besten zutreffen.

Das erste Mal, wo zoa oder Lebewesen in der Bibel erwähnt werden, sind sie genannt, aber nicht beschrieben. 1Mo 3:24 sind sie als "die Cherubim" bezeichnet, welches Wort niemals übersetzt worden ist.

In Hesekiel (Hes 1:5-14) werden die Lebewesen beschrieben, und in Hes 10:20 werden sie mit den Cherubim identifiziert. "Das ist das Tier, das ich unter dem Gott Israels sah am Wasser Kebar, und merkte, dass es Cherubim wären." Die beiden Bezeichnungen werden in Hesekiel abwechselnd gebraucht. Vgl. Hes 1:22 und Hes 10:1.15. Niemand kann etwas über sie sagen, außer was Gott selbst uns gesagt hat. Die Meinungen der Menschen über das, was sie "darstellen", sind kaum wert, widerlegt zu werden. Auch unsere Meinungen sind wertlos, wir können unsere Leser nur hinweisen auf das, was Gott über sie offenbart hat.

Einige wollen haben, dass sie die Gottheit darstellen; doch ist kaum anzunehmen, dass Gott, welcher geboten hat, dass kein Bildnis der Gottheit gemacht werden soll, selbst ein Bild von sich machen sollte, noch dazu "das Gleichnis eine Stieres", der Gras frisst. (s. 5Mo 4:15.16; Röm 1:22.23; Ps 106:19.20). Außerdem beten sie an, werden aber niemals selbst angebetet (Jes 6.; Offb 4:5).

Einige glauben, dass sie die vier Evangelien darstellen; doch können Tiere wohl kaum Bücher darstellen. Auch kann man sich nicht leicht denken, wie die vier Evangelien den Baum des Lebens bewahren, oder in der Stiftshütte und im Tempel eine hervorragende Stellung einnehmen sollten.

Aus den folgenden Tatsachen geht hervor, dass sie nicht die Gemeinde darstellen:

  1. Drei der vier Lebewesen sind Tiere, und es muss zwischen einem Symbol und dem versinnbildlichten Gegenstand eine Übereinstimmung irgendwelcher Art bestehen.
  2. Sie rufen das Gericht herauf (Offb 6) und geben den sieben Engeln die Schalen "voll des Zornes Gottes" (Offb 15). Dies ist gewiss nicht die Aufgabe der Gemeinde, weder jetzt noch in der Zukunft.
  3. Offb 5:9.10 zeigt nach dem genauen Text, und in genauer Übersetzung, dass die Lebewesen nicht von sich selbst als von Erlösten reden, sich vielmehr von diesen absondern. Siehe unten, die Auslegung der betreffenden Wörter.
  4. Sie können nicht gewöhnliche Engel-Wesen sein, da sie in Offb 5:8.11 von den Engeln unterschieden werden. Es wird ihnen auch nie, wie den Engeln, ein Auftrag gegeben. Im Gegenteil, sie selbst erteilen Aufträge, was die Engel niemals tun.
  5. Sie stehen in Verbindung mit dem Thron Gottes, kommen nie ohne diesen vor.
  6. Wie wir schon gesagt haben, werden sie zuerst 1Mo 3:24 erwähnt: "Und trieb Adam aus und es lagerten (in einer Hütte) vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem bloßen hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens". Das Zeitwort "bewahren" bedeutet so viel wie hüten, Fürsorge üben wie 1Mo 2:15; 1Mo 18:19 usw. - Sie treten also zuerst bei dem Sündenfall auf, und wir weisen auf die Tatsache hin, dass sie die lebende Schöpfung darstellen, daher ihr Namen Lebewesen. Ihre Zahl vier bringt sie mit der Erde in Verbindung und Röm 8:19-22 lässt die ganze Kreatur an den Wirkungen des Sündenfalls teilnehmen.

"Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Zumal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit ohne ihren Willen, sondern um des willen, der sie unterworfen hat, nämlich auf Hoffnung. Denn auch die Kreatur wird frei werden von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass alle Kreatur sich mit uns sehnt, und ängstigt sich noch immer" (Röm 8:19-22).

Diese Worte erhalten eine neue Bedeutung, wenn wir die Cherubim oder Lebewesen als die konkrete Darstellung der sich ängstigenden Kreatur betrachten und als Pfand dafür, dass ihr Sehnen eines Tages aufhören, und ihre Hoffnung erfüllt werden wird. Die Hoffnung wurde gegeben, als sie zuerst, wie in einer Hütte (diese Bedeutung enthält das Wort), vor Eden gelagert wurden. Da wurde zu jener Zeit des Herrn Gegenwart kundgetan. Dorthin brachten Kain und Abel ihre Opfer, und Kain ging dort hinweg "von dem Angesicht" des Herrn (1Mo 4:14-16).

Diese Hütte Gottes mag bis zur Zeit der Flut bestanden haben. Denn Sem wird als der Hüter der Hütte bezeichnet. Das Wort "lagerte" 1Mo 3:24 ist schakan, es bedeutet stationieren oder in einer Hüllte wohnen und wird gewöhnlich gebraucht, um Gottes Wohnen unter den Menschen zu bezeichnen.*)

In 1Mo 9:26.27 lesen wir:

Gelobt sei der Herr, der Gott Sems;
und Kanaan sei sein Knecht.
Gott breite Japhet aus,
und lasse ihn (d.h. Gott) wohnen (oder seine Hütte setzten) in den Hütten Sems.

Hier sind die drei Patriarchen erwähnt: Kanaan (d. i. Ham) und Japhet in den beiden mittleren Versen, Sem und der Herr, sein Gott, in den beiden äußeren. Nach dieser Stelle bestand die Hütte Gottes unter den Menschen bis zur Sündflut und enthielt die Cherubim.

Nach der Flut bildete man ihnen die Theraphim nach (wahrscheinlich ein Korruption von Cherubim), und sie wurden der Gegenstand der Anbetung. Die Erinnerung an sie wurde von den zerstreuten Völkern mitgenommen (1Mo 11), und vermutlich sind die assyrischen Bildwerke überlieferte Verzerrungen der Cherubim, denn sie bestehen aus einem Menschen mit einem Adlerkopf, aus einem Löwen oder einem geflügeltem Stier mit einem Menschenhaupt.

Als Gott die Stiftshütte in Israel aufrichtete, wollte Er unter den Kindern Israels "wohnen" (2Mo 25:8); wir haben hier dasselbe Wort, das 1Mo 3:24 durch "lagern" wiedergegeben ist. Zuerst wurde nicht die Stiftshütte selbst gemacht, sondern die Lade des Bundes mit dem Gnadenstuhl und den Cherubim (2Mo 25:10-12). Das waren natürlich nicht die wirklichen Cherubim, sondern nur Nachbildungen davon auf dem Gnadenstuhl. Abbildungen der Cherubim waren auch in den Vorhang eingewebt (2Mo 26:31; 2Mo 36:35). Es sollte dadurch gezeigt werden, dass von nun an die Hoffnung der Kreatur mit der Hoffnung Israels vereinigt wäre, und dass beide sich auf die Kraft des Versöhnungsblutes gründeten.

Gott redete von dem Gnadenstuhl, "zwischen den zwei Cherubim", und dort wohnte Seine Herrlichkeit (schekinah), 1Sam 4:4; 2Sam 6:2; Ps 80:4.8.15.20; Jes 37:16. Der ursprüngliche Bund mit Adam und mit des Menschen Sohn selbst umfasst die ganze Schöpfung und redet von ihrer Hoffnung auf Befreiung (Ps 8:7-9; Ps 148:7-11). Die Herrlichkeit des Tausendjährigen Reichs wird nicht vollendet sein, ehe jene Hoffnung erfüllt sein wird (Jes 11:6-9).

In Offb 4 und Offb 5 will des Menschen Sohn die Hoffnung der Kreatur verwirklichen; darum freut sich die Schöpfung über die herrliche Aussicht. Die Lebewesen sind bei dem Thron zu sehen; sie reden von der Schöpfung. Die Erde soll gerichtet werden, und ihre Befreiung ist nahe. Darum sagen sie: "Herr, Du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn Du hast alle Dinge geschaffen, und durch Deinen Willen haben sie das Wesen, und sind geschaffen" (Offb 4:11). Sie sprechen von der Erlösung, auf welche sich die kommende Befreiung gründet (Offb 5:9.10; siehe unten); so geben sie darüber Aufschluss, warum sie mit dem blutbesprengten Gnadenstuhl in Verbindung standen.

In alle dem sind wir auf alttestamentlichem Boden; denn wo auf diese wichtigen Wahrheiten in Röm 8 hingewiesen wird, da wird die Hoffnung der Kreatur als eine andere von der Hoffnung der Gemeinde des Herrn dargestellt, obwohl sie mit ihr vereinigt ist, und von ihrer Offenbarung in Herrlichkeit abhängt. Wir können also, um alles zusammen zu fassen, sagen, dass die Cherubim himmlische Wirklichkeiten sind, Lebewesen, über die wir aus Erfahrung nichts wissen. Aber die Bezugnahmen in der Schrift lehren uns, dass sie irgendwie von dem Teilhaben der Kreatur an den Folgen des Sündenfalles sprechen, und von der Hoffnung auf eine zukünftige Befreiung von dessen Folgen. Daher werden sie hier eingeführt, jetzt, wo die Befreiung bevorsteht, und darum auch ihre Worte, welche die Nähe der Erlösung kundtun.

Das führt uns zu den Äußerungen der Lebewesen und der vierundzwanzig Ältesten in B - Offb 4:8-11 (im Buch S. 212).

Äußerungen der Lebewesen u. Ältesten

B - Offb 4:8-11

Wir kommen nun zu B - Offb 4:8-11, dessen Gegenstand von der Anbetung und den Äußerungen der Lebewesen und den Ältesten gebildet wird. Es ist ein Teil von H1 (siehe oben) und gehört zu der ersten Vision "im Himmel".

Der Gedankenaufbau lässt sich folgendermaßen darstellen:

B - f - Offb 4:8 = Anbetung der Lebewesen. "Und hatten keine Ruhe"
g - Offb 4:8 = Ihre Äußerung (Schöpfung): "Heilig, heilig, heilig"
f - Offb 4:9.10 = Anbetung der Ältesten. "Und da die Tiere ...."
g - Offb 4:11 = Ihr neues Lied (Schöpfung): "Herr Du bist würdig"

Offb 4:8
Und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen:

Heilig, heilig, heilig,
Herr Gott, der Allmächtige,
der da war und der da ist und der da kommt".

Dies ist die erste aller siebzehn himmlischen Kundgebungen. Sie beginnen bei Gott selbst und berichten, was Sein Wesen ist, nicht, was Er hat oder getan hat, noch was Er tun wird. Die Betonung liegt auf: Der da war; denn es steht zuerst (vgl. Offb 1:8 und Offb 11:17, wo die Gegenwart betont wird). Der Zweck des ganzen Buches besteht darin, die Heiligkeit Gottes zu verkündigen, was auch gleich hier am Anfang als Erstes geschieht. Die Herrschaft des Himmels soll auf Erden begründet werden; dann soll alles heilig sein, wo jetzt alles unheilig ist. Daher finden wir in dem großen Reichs-Gebet denselben Gedanken:

"Unser Vater im Himmel,
Dein Name werde geheiligt,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel"

Dann, und nicht eher ist von uns die Rede: "Gib uns" usw. Es ist auch bemerkenswert, dass drei Psalmen von dieser zukünftigen Herrschaft weissagen: Ps 93.; Ps 97.; Ps 99.. Die Psalmen, welche diesen vorangehen, beginnen alle drei mit der Aufforderung, dem Herrn zu lobsingen, und dann beginnt jeder dieser Psalmen mit den Worten: "Der Herr ist König". Jetzt können sie noch nicht als von vollendeten Tatsachen gesungen werden, aber es wird der Tag kommen, wo sie von der vorhandenen herrlichen Wirklichkeit reden werden.

Auf was wir aber hindeuten möchten, isst dies, dass jeder der drei Psalmen mit einem Hinweis auf Gottes Heiligkeit schließt, weil dann "der Herr König ist". Die himmlischen Äußerungen in der Offenbarung aber beginnen mit der Proklamation Seiner Heiligkeit; denn die, welche sprechen; "heilig, heilig, heilig" werden die Gerichte herabrufen, wodurch die heilige Herrschaft herbeigeführt werden wird (siehe Jes 23:18; Sach 14:20.21) Die drei Psalmen müssen im Lichte der Apokalypse aufmerksam gelesen werden.

Der erste (Ps 93.) wird eingeführt durch das Lied auf den Sabbat (im Ps 92.), das von dem zukünftigen tausendjährigen Sabbathalten redet, und von der Vertilgung der Gottlosen, dem Umkommen der Feinde und der Zerstreuung der Übeltäter, ehe der Herr der Höchste ist und ewiglich bleibt (Ps 92:8-10). Dann folgt die Antwort im Ps 93., der mit den Worten beginnt: "Der Herr ist König". Er sagt, dass das Reich aufgerichtet ist und Sein Stuhl fest steht, und schließt mit der Erklärung: "Heiligkeit ist die Zierde Deines Hauses, o Herr, ewiglich".

Zu dem zweiten Ps 97. wird in Ps 95:1 aufgefordert: "Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn, alle Welt!" Dieser einleitende Psalm preist die Herrlichkeit des Tausendjährigen Reiches, die in Ps 97:11 zusammengefasst ist:

"Der Himmel freue sich
und die Erde sei fröhlich!"*)

Das ist auch der Inhalt der letzten himmlischen Kundgebung Offb 19:5.7. Die Antwort folgt dann in Ps 97, der auch mit der Erklärung beginnt: "Der Herr ist König"" und verkündet, dass "Gerechtigkeit und Gericht Seines Stuhles Festung" ist (Ps 97:2 und vgl. Offb 13:3; Offb 16:7; Offb 10:2); dann redet der Psalm von denselben Gerichten, die auch in der Apokalypse geschildert werden, und von der Erhöhung Jehovas in allen Landen (Ps 97:9; vgl. Ps 92:8). Er schließt damit, dass er die Gerechten auffordert: "Freuet euch des Herrn, und danket Ihm, und preist Seine Heiligkeit!"

  • ) Die Massora weist auf ein bemerkenswertes Akronstichon in den vier hebräischen Wörter hin, die diesen Vers bilden. Die vier Wörter beginnen mit den vier Buchstaben, den den Namen Jehova bilden: (JHWH). Dadurch wird dem Vers das Gepräge aufgedrückt, dass er das Endergebnis von Jehovas Tun enthält.

Zu dem dritten der drei Psalmen lädt Ps 98:1-3 ein: "Singet dem Herrn ein neues Lied; denn Er tut Wunder. Er siegt mit Seiner Rechten und mit Seinem heiligen Arm.... Er gedenkt an Seine Gnade und Wahrheit dem Hause Israel". Es folgt dann die Antwort darauf in Ps 99., der mit den Worten beginnt: "Der Herr ist König, darum zittern die Völker; Er sitzt auf Cherubim, darum bebt die Welt". Dreimal erinnert dieser Psalm an das dreifache "Heilig" der Lebewesen in Offb 4:8, wodurch uns die Auslegung gegeben ist.

Ps 99:3: "Man danke Deinem großen und wunderbaren Namen, der da heilig ist".
Ps 99:5: "Erhebet den Herrn, unsern Gott, und betet an zu Seinem Fußschemel; denn Er ist heilig".
Ps 99:9: "Erhöhet den Herrn, unsern Gott, und betet an zu Seinem heiligen Berge; denn der Herr, unser Gott ist heilig".

All diese Wahrheit und Lehre ist in den himmlischen Äußerungen der vier Lebewesen enthalten.

Wir haben darauf aufmerksam gemacht, dass jedes "im Himmel" geschaute Gesicht durch himmlische Stimmen gekennzeichnet wird, und wir haben die Tatsache dargelegt, dass der Schlüssel zu der folgenden Gerichtsszene "auf Eden" in diesen Äußerungen zu suchen ist. Wir müssen darum diesen Kundgebungen mehr Beachtung schenken, als es gewöhnlich geschieht. Ihre Worte müssen wir sorgfältig erwägen, ihren Lehren nachgehen und ihre Tragweite für die Ereignisse "auf Erden" verfolgen.

Offb 4:9
Und wenn die Lebewesen werden geben Preis und Ehre und Dank dem, der auf dem Throne sitzt, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Offb 4:10
Dann werden die vierundzwanzig Ältesten niederfallen vor dem, der auf dem Throne sitzt, und werden anbeten den, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und werden ihre Kronen werfen vor den Thron und sprechen:

"Würdig bist Du, Herr und unser Gott
zu nehmen Preis und Ehre und Kraft;
denn Du hast alle Dinge geschaffen,
und durch Deinen Willen waren sie
und sind geschaffen".

So ist die Schöpfung das Thema der ersten großen Kundgebung der Lebewesen und Ältesten. Ihre Worte verkündigen die segensreiche Tatsache, dass die kommenden Gerichte den Zweck haben werden, den Fluch aufzuheben, die Erde von aller Unreinigkeit zu reinigen, und dem Sehnen und Ängsten der Kreatur ein Ende zu machen. Die himmlischen Ältesten beteiligen sich an der himmlischen Kundgebung und erkennen ihre Wahrheit dadurch an, dass sie ihre Häupter in Anbetung und Huldigung beugen.

Das Buch, der Löwe und das Lamm

Offb 5:1-7

Nachdem wir Glied B = Offb 4:8-11 (im Buch S. 160) betrachtet haben, kommen wir nun zu Glied A = Offb 5:1-7 (im Buch S. 160), das von dem Thron und dem Buch, dem Löwen und dem Lamm handelt.

Wir haben hier wie in A = Offb 4:1-8 den Thron. Aber es wird jetzt mehr von dem, der auf dem Thron sitzt gesprochen, als von dem Thron selbst.

A - h - Offb 5:1 = Seine rechte Hand - "Und ich sah..."
i - Offb 5:1 = ein Buch
k - Offb 5:2-5 = der Löwe - "Und ich sah ..."
k - Offb 5:6 = das Lamm - "Und ich sah ..."
i - Offb 4:7 = das Buch - "Und es kam ...."
h - Offb 4:7 = "aus der rechten Hand ...."

Offb 5:1
Und ich sah in der rechten Hand des, der auf dem Thron sitzt, ein Buch (oder Rolle) geschrieben inwendig und auswendig, versiegelt mit sieben Siegeln.
Es ist viel Geist aufgewandt worden, um auszulegen, was das "Buch" darstellt. Einige haben vermutet, es solle die Geschichte der christlichen Kirche sein; doch wir hoffen, unsere Leser sind jetzt so ziemlich davon überzeugt, dass die Gemeinde nicht der Gegenstand der Apokalypse ist.

Auch kann es nicht das Buch des Bundes sein, der noch mit Israel gemacht werden soll, denn jenes Neue Testament gründet auf der Gnade (Hebr 10:16.17), während dieses Buch mit dem Gericht zu tun hat. Warum sollen wir abschweifen, um eine weit hergeholte Bedeutung zu suchen, wenn wir doch im Wort selbst so klare Weisungen darüber haben, was ein versiegeltes Buch bedeutet. Jes 29:11 lesen wir: "Dass euer aller (der Propheten) Gesichte sein werden wie die Worte eines versiegelten Buches, welches man gäbe einem, der lesen kann, und spräche: Lies doch das! und er spräche: Ich kann nicht, denn es ist versiegelt." Dan 12:1-3 lesen wir von der großen Trübsal, die das zentrale Thema der Apokalypse bildet. Aber Daniel darf nur die Tatsache der trübseligen Zeit verkündigen, aus der die Kinder seines Volkes, die Juden, errettet werden sollen. Die Einzelheiten und die näheren Umstände jenes Tages durfte Daniel damals nicht kundtun. Darum wird ihm gesagt (Dan 12:4): "Und du, Daniel, verbirg diese Worte, und versiegle diese Schrift bis auf die letzte Zeit," Und als Daniel fragt (Dan 12:8): "Was wird danach werden?" erhält er die Antwort: (Dan 12:9): "Gehe hin, Daniel, denn es ist verborgen und versiegelt bis auf die letzte Zeit." Auch die Einzelheiten eines früheren Gesichts sollte er versiegeln: "Aber du sollt das Gesicht geheim halten, denn es ist noch eine lange Zeit bis dahin" (Dan 8:26).

Was werden wir in der Apokalypse, die ja von dem Ende der "langen Zeit", und der "letzten Zeit" handelt, vor allem zu erwarten haben? Sicherlich doch das Entsiegeln dieses Buches, von dessen Versiegelung der Prophet Daniel so bedeutungsvoll redet. Wenn die Zeit der Erfüllung alles dessen, was in dem Buch geschrieben steht, heran naht, dann werden die Siegel gebrochen. Aber selbst da, obwohl die sieben Siegel geöffnet sind, muss auch Johannes noch gewisse Dinge "versiegeln", nämlich, was die sieben Donner geredet haben" (Offb 10:4). Wir halten deshalb dafür, dass die Eröffnung der Siegel des Buches die Erweiterung, Entwicklung und Fortsetzung des Buches Daniel ist, wo Gott nun die Gerichte schildert, die zur Erfüllung seiner Weissagungen notwendig sind. Das Brechen jedes einzelnen Siegels hat ein besonderes Glericht unmittelbar zur Folge. Eine ähnliche Bedeutung hatte der dem Hesekiel gegebene und zusammengestellte Brief: "Den breiteten sie aus vor mir, und er war beschrieben von außen und von innen, und stand darin geschrieben Klage, Ach und Wehe" (Hes 2:10) Ebenso enthüllt die Eröffnung der Siegel des Buches hier in der Offenbarung Trübsal, Ach und Wehe. Aber es ist auch noch mehr darin enthalten. Da finden wir auch den Zweck all des Gerichts. Es besteht in dem Wiedererlangen des verwirkten Erbes. (Siehe Offb 5:2 unten). Die besondere Wichtigkeit des Buches ist in dem Gedankenaufbau folgendermaßen dargestellt:

Erweiterung von k (im Buch S. 173)
Offb 5:2-5
Der Löwe

k - l - Offb 5:2 = die Proklamation des Engels - "Und ich sah..."
m - Offb 5:2 = "Wer ist würdig?"

1. Folge: Unfähigkeit

n - o - Offb 5:3 = niemand ist fähig, (handelnde Person)
p - Offb 5:3 = das das Buch aufzutun (Handlung)

2. Folge: Weinen.

n - o - Offb 5:4 = niemand ist fähig, (handelnde Person)
p - Offb 5:4 = das das Buch aufzutun (Handlung)
l - Offb 5:5 = Trost des Ältesten: "Und einer ...."
m - Offb 5:5 = Antwort auf die Frage: "Siehe ...."

Offb 5:2
Und ich sah einen starken Engel, der rief aus mit lauter Stimme: "Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen?"
Es scheint in dem siebenfach versiegelten Buch noch mehr enthalten zu sein, als wir über Offb 5:1 gesagt haben, mehr als die bloße Fortsetzung der Weissagungen Daniels. Dass diese Fortsetzung darin gegeben wird, ist gewiss; aber in dem Buch muss auch notwendig geschrieben stehen, warum die Gerichte kommen, und warum all diese Macht entfaltet wird. Wenn das Buch mit dem ganzen Gegenstand der Weissagung zu tun hat, mit ihrer Veranlassung, nicht allein mit ihren Folgen, ihrem Ausgang, dann führt es uns auch zurück zu dem Anfang, auf den schon der Cherub hinwies, als Adam aus dem Paradies getrieben wurde, als er sein Erbe verwirkte, und als die Verheißung des kommenden Befreiers und Erlösers gegeben wurde.

Das erste Gesicht "im Himmel" (Offb 4 und Offb 5) nimmt die Geschichte des Menschen in seiner Beziehung zum Thron da wieder auf, wo sie 1Mo 3:24 stehengeblieben ist. Hier ist der Thron aufgerichtet; aber der Mensch ist ausgeschlossen, und kann noch keinen Zugang zum Baum des Lebens gewinnen. Darum die Proklamation: "Wer ist würdig?" Wer hat das Recht, das verwirkte Erbteil, das verlorene Paradies, zurück zu gewinnen? Satan hält die Welt jetzt in seinem Besitz. Er ist ihr "Gott" und "Fürst" (Joh 12:31; Joh 14:30; Joh 16:11; Eph 2:2) und als solcher konnte er in besonderer Weise den versuchen, der zur Erlösung der Welt auf dem allein möglichen, gesetzmäßigen Weg gekommen war (siehe 3Mo 25:25; 5Mo 25:5; Rt 4:1-6). Nun verstehen wir diese Proklamation, die in dem himmlischen Gesicht eine so wichtige Stelle einnimmt. Die Frage wird der des Boas gleich sein: Wer wird für die Menschen und für Israel als Goel (Erlöser) handeln, und ihr verlorenes Gut zurückgewinnen? Jer 32 zeigt, dass bei einer solchen Verhandlung ein versiegelter Brief übergeben wurde (lies Jer 32:6-16); das versiegelte Buch hier soll einen viel wichtigeren Loskauf veranschaulichen: die, von welcher das neue Lied singt, das unmittelbar darauf folgt. Das Thema des Liedes ist nichts Geringeres als die Erlösung der Kreatur durch den, der vollkommen würdig ist durch unantastbares Recht, und eine Macht ohnegleichen. Denn der Goel war nicht nur der Erlöser, er war zugleich ein Rächer.

Offb 5:3
Und niemand im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde konnte das Buch auftun oder es ansehen.
Die geforderte Würdigkeit ist so groß, dass kein geschaffenes Wesen es auch nur ansehen kann. Keiner konnte auf die Herausforderung des Herolds Antwort geben.

Offb 5:4
Und ich weinte sehr, dass niemand würdig erfunden ward, das Buch aufzutun, noch es anzusehen.
Die Szene muss sehr anschaulich und lebendig gewesen sein, dass Johannes in so große Traurigkeit geraten konnte. Nicht in enttäuschter Neugierde hatten seine Tränen ihren Grund. Sicherlich dachte er an die ernsten Folgen davon, dass ein Würdiger nicht hatte gefunden werden können. Er muss es wohl an der Eigentümlichkeit oder der Erscheinung des Buches erkannt haben; denn bis jetzt hatte noch keine Stimme über die Art oder den Inhalt des Buches etwas enthüllt. Einer der Ältesten bricht das Stillschweigen.

Offb 5:5
Und einer der Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, der Löwe, der da ist vom Stamme Juda, die Wurzel Davids, hat überwunden*), aufzutun das Buch, und wird seine sieben Siegel brechen.
(* Die Zeitform im Griechischen zeigt, dass das Überwinden am Kreuz gemeint ist.) Nicht einer der Ältesten oder der Cherubim, noch ein Engel oder Geist konnte das Werk des Goel (Erlösers) vollbringen. Keiner derselben konnte der nächste Verwandte sein, niemand als des Menschen Sohn, der Davids Sohn und Davids Herr ist. Nur er, der zugleich die "Wurzel" ist, aus der David stammte, und der "Zweig", der von David kam, konnte "am nächsten verwandt" sein und daher berechtigt, das verwirkte Erbe des Thrones, des Landes und des Volkes zu erkaufen. Er war der "Löwe vom Stamme Juda" (1Mo 49:8-10; 4Mo 24:7-9; Jes 9:5.6; Jes 11:1; Ps 89:20-29).

Der Herr Jesus wird als der Löwe überwinden, und davon handelt das Buch; zuerst aber überwand er als das erwürgte Lamm. Daher sah Johannes, als er sich umwandte, nicht einen Löwen, wie der Älteste verkündigt hatte, sondern ein Lamm, gemäß einer früheren geschichtlichen Tatsache.

Der Herr nimmt zuerst die Stelle des vom Paradies und dem Lebensbaum ausgeschlossenen Menschen ein (1Mo 3:24). Sein Erlösungswerk auf Erden beginnt mit Seinem Kommen nicht in einen Garten, sondern in einer Wüste (Mt 4:1). Er naht dem bloßen Schwert und hört die Worte dessen, der da spricht: "Schwert, mache dich auf über meinen Hirten und über den Mann, der mir der nächste ist! spricht der Herr Zebaoth (Sach 13:7). Er wurde von dem Schwert durchbohrt, und dadurch hat er das Recht, einzutreten und ist würdig, das Buch zu nehmen.

Als Johannes zuerst hinblickt (Offb 5:1), sieht er nur "den Stuhl und das Buch", die im Gedankenaufbau unterschiedlich sind von dem zweiten Hinschauen. Denn als er danach wieder hinschaut (Offb 5:6), erblickt er "das Lamm". Das Lamm ist jetzt in der Mitte des Thrones, nicht mehr außerhalb. Es hat das Recht, dem Thron zu nahen und hinzuzutreten.

Offb 5:6
Und ich sah inmitten des Thrones und der vier Lebewesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen, wie wenn es erwürgt wäre, und hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, die gesandt sind auf die ganze Erde. Der Älteste sprach von einem Löwen; Johannes aber blickt hin und sieht ein Lamm.
Der Älteste sprach von der Folge, Johannes sieht die Ursache. Der Löwe wird seine Kraft gebrauchen und den Usurpater seiner Herrschaft hinaustreiben. "Der Fürst dieser Welt ist (schon) gerichtet" (Joh 16:11). Das Urteil ist gesprochen; eine Vorladung zum Gericht ist ausgegangen (Joh 12:31; Joh 12:11), und die Ausübung des Richterspruches steht bevor (Offb 12). Das alles wird hier zuerst als ein, durch die Zahlung des Kaufpreises gewonnenes "Recht" dargestellt; darum sieht Johannes ein Lamm "wie erwürgt".

Vollbrachte Zahlung ist der Grund zukünftiger Macht (Kol 2:15; Hebr 2:14). Dieser Umstand macht die Würdigkeit des wahren Goel aus. Die Hörner des Lammes deuten seine Macht an (1Sam 2; 2Sam 22:3; Ps 75:5: hebräisch: Erhebet nicht euer Horn; pocht nicht auf Gewalt. (Ps 132:17; Ps 148:14; Kla 2:3; Hes 29:21; Dan 8:5.20.21 usw.) Diese Macht ist eine göttliche und hat eine geistliche, und allmächtige Kraft in der Ausführung. Die sieben Augen bezeichnen nach Sach 4:10 und Sach 3:9 die Tatsache, dass der Herr die Sünde des Landes Israel wegnehmen wird.

Offb 5:7
Und es kam und nahm es aus der rechten Hand des, der auf dem Thron sitzt.
So endigt die Szene vom Thron und dem Buch, dem Löwen und dem Lamm. Hiermit stimmt Dan 7:9-14 überein, wo des Menschen Sohn zu dem Alten kommt und Gewalt, Ehre und Reich empfängt; das auch wird gleich darauf im neuen Lied in Offb 5:8-14 verherrlicht, womit die erste Vision "im Himmel" abschließt.

Das neue Lied

B - Offb 5:8-14
Hiermit haben wir das letzte Glied von H erreicht. In dem Gedankenaufbau (auf S. 160 im Original) ist es mit B bezeichnet; es besteht aus Offb 5:8-14 und behandelt "das neue Lied" der Lebewesen und Ältesten und die himmlischen Äußerungen anderer Engelwesen.

Das Glied ist in strenger Folge geordnet; der Sprecher und seine Äußerungen sind getrennt und in fünf Paaren oder Gruppen aufgeteilt.

Erweiterung von B (Original S. 160)
Das neue Lied

B - q1 - Offb 5:8.9 = Die vier Lebewesen und die 24 Ältesten
r1 - Offb 5:9.10 = Ihr neues Lied
q2 - Offb 5:11.12 = Viele Engel
r2 - Offb 5:12 = Ihre Äußerung
q3 - Offb 5:13 = Alle Kreatur
r3 - Offb 5:13 = Ihre Äußerung
q4 - Offb 5:14 = Die vier Lebewesen
r4 - Offb 5:14 = Ihre Äußerung
q5 - Offb 5:14 = Ihre Äußerung

Hier haben wir in q1 bis q5 die himmlischen Sprecher und Sänger während r1 bis r5 jeweils ihr Lied und ihre Äußerung enthält. Die Äußerungen beziehen sich auf die Szene, die zuvor "im Himmel" stattgefunden hat, und auf das Ergebnis, das in dem nachfolgenden Gesicht "auf Erden" zu sehen ist. Die himmlischen Stimmen heben in dem Augenblick an, wo das Lamm, das allein berechtigt und würdig ist, das Buch nimmt.

Offb 5:8
Und da es das Buch nahm, da fielen die vier Lebewesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm und hatten ein jeglicher eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerks, das sind die Gebete der Heiligen.
Im Alten Testament ist die Harfe mit Freude und Fröhlichkeit verbunden (siehe 1Chr 25:1.5; 2Chr 29:25; Ps 71:22; Ps 92:4; Ps 149:3), sowie das Fehlen der Harfe Trauer ausdrückt: "Die Freude der Harfe hat ein Ende" (Jes 24:8). Harfen waren auch in besonderer Weise mit der Weissagung verbunden (1Sam 10:5; 1Chr 25:3; Ps 49:5).

Die goldenen Schalen sind zum Altar gehörige Gefäße oder Becken (Sach 14:20); die Septuaginta gebraucht das Wort zur Bezeichnung der Tempelgefäße (1Kö 7:45.50; 2Chr 4:22; 2Mo 25:23-28; 2Mo 27:3; 2Mo 37:10-16). Die "Gebete der Heiligen" sind die Gebete, auf die unser Herr im Gleichnis vom Richter Bezug nimmt, wo er selbst die Anwendung des Gleichnisses gibt und fragt: "Sollte aber Gott nicht auch retten seine Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's mit ihnen verziehen? Ich sage euch: Er wird sie erretten in einer Kürze. Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, dass er auch werde Glauben (griech. den Glauben) finden auf Erden?" (Lk 18:7.8). Der Glaube, von dem hier die Rede ist, ist der, auf den sich Offb 2:19; Offb 13:10; Offb 14:12 bezieht. Diese Auserwählten sind die Heiligen, von denen Mt 24:31 und Dan 7:18.22.27 sprechen. Sie sind das "heilige Volk des Höchsten". Der "Höchste" ist ein Titel Gottes, der immer in Beziehung zur Erde, nie in Verbindung mit der christlichen Kirche gebraucht wird. Die Ältesten verrichten priesterlichen Dienst, denn er wird für andere ausgeübt. Das kann aber die Kirche nicht tun. Sind die Ältesten die Kirche, so können nicht "die Heiligen" die Kirche darstellen; denn die Kirche kann nicht für sich selbst, noch kann ein Teil für den andern opfern. Nein! Die Kirche ist "eins mit Christo Jesu" und kann nicht geschieden oder auseinandergerissen werden.

Offb 5:9
und singen ein neues Lied und sprechen:
Die Lebewesen sprechen nur in dieser ersten Vision "im Himmel" und in der letzten in Offb 19:4, sonst niemals, die Ältesten sprechen in der ersten und der letzten, aber auch ein drittes Mal in Offb 11:17. Es ist bedeutsam, weil es die Wichtigkeit jener Äußerungen kennzeichnet. In dem ersten Gesicht "im Himmel" lassen sie ihre Stimme zweimal ertönen: Zuerst in Verbindung mit dem Thron und dem auf dem Thron Sitzenden (und zwar sprechen die Lebewesen zuerst Offb 4:8 und die Ältesten danach Offb 4:11); da ist ihr Thema die Schöpfung. Das zweite Mal sprechen sie über das Lamm und das Buch; sie singen zusammen (Offb 5:9.10) und ihr Thema ist die Erlösung.

Sechs Mal erschallen himmlische Stimmen in diesem ersten Gesicht "im Himmel". Der ganze Himmel singt von der Würdigkeit Gottes als des Schöpfers und von der Würdigkeit des Lammes als des Erlösers. Dies sind die Hauptpersonen des Buches. Die Themata sind: die Aufhebung des Fluches von der Kreatur; der Loskauf des Erbes, die Vertreibung des großen Usurpators. Alles das wird vollbracht durch die Zahlung des Kaufpreises, durch die Verdienste des Lammes und des Beweises der erlösenden Macht. Die erste der vier himmlischen Äußerungen steht daher in Verbindung mit dem Lamm und dem Buch.

Das neue Lied der Lebewesen und Ältesten
Offb 5:9.10

"Würdig bist du
zu nehmen das Buch
und aufzutun seine Siegel;
denn du bist erwürgt,
und hast Gott ein Volk erkauft mit deinem Blut
aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation,
und hast sie gemacht unserm Gott
zu einem Königreich und Priestern,
und sie herrschen über die Erde."'

Dies ist das Thema des neuen Liedes: Die Würdigkeit des Lammes, das Buch zu nehmen, ist, weil dass es das Erlösungswerk vollbracht hat. Einst war das Volk aus Ägypten erlöst worden, denn beim Auszug wird in der Bibel das erste Mal von Erlösung gesprochen. Da heißt es im Lied Mose 2Mo 15:13: "Du hast geleitet durch deine Barmherzigkeit dein Volk, das du erlöst hast, und hast sie geführt durch deine Stärke zu deiner heiligen Wohnung." Nun aber ist das Volk zerstreut worden unter "allerlei Geschlecht und Zunge und Volk und Nationen"; darum muss es "zum andern Mal" erlöst werden, "wie Israel geschah zur Zeit, da sie aus Ägypten zogen" (Jes 11:11.16).

Der Unterschied der Lesart in Offb 5:9 ist von größter Wichtigkeit, da die Auslegung des ganzen Buches zum großen Teil von dieser Stelle abhängt. Die richtige Lesart scheidet den Sänger von den Erlösten und macht sie zu himmlischen Wesen, die keiner Erlösung bedürfen, die vielmehr von der für andere vollbrachten Erlösung singen.

Die Zahlung des Lösegeldes ist aber nur ein Teil des Erlösungswerkes. Wenn das Lösegeld zwar bezahlt, aber keine Macht vorhanden ist, um von der Erde Besitz zu ergreifen, und den, der es festhält, zu vertreiben, so ist die Zahlung vergeblich gewesen. Und wiederum, wenn die Macht ausgeübt, und der Usurpator ausgetrieben wird ohne voraufgehende Zahlung des Lösegeldes, so würde die Tat eine rechtlose sein. So ist also zur Erlösung des verwirkten Erbes zweierlei nötig: Lösegeld und Macht. Das erste Erlösungslied singt von der Zahlung des Lösegeldes, das zweite feiert die Ausübung der Macht.

Zunächst hören wir, von wem die zweite Äußerung ausgeht:

Offb 5:11.12
Und ich sah und hörte die Stimme vieler Engel um den Thron und der Lebewesen und der Ältesten, und ihre Zahl war Myriaden und Myriaden; welche sprachen mit lauter Stimme:

"Würdig ist das Lamm, das erwürget ist,
zu nehmen Kraft
und Reichtum
und Weisheit
und Stärke
und Ehre
und Preis
und Segen."

So geben sie eine siebenfache Beteuerung der Würdigkeit des Lammes. Die Begriffe "Kraft" und "Stärke" teilen die sieben in drei und vier. Hier haben wir die Redefigur Polysynderton (d. h. Häufung der Bindewörter), wodurch die einzelnen Züge der Würdigkeit des Lammes hervorgehoben werden. Wir sollen dabei erkennen, dass die Erlösungskraft und Macht das Thema bilden.

Offb 5:13
Und alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und im Meer, alles was darin ist, hörte ich sagen:

"Dem der auf dem Thron sitzt,
und dem Lamm
Segen
und Ehre
und Preis
und Macht
von Ewigkeit zu Ewigkeit."

Dies ist die Lobpreisung der gesamten Kreatur, darum ist sie vierfach, da sie in Verbindung mit der Erde steht (deren Zahl vier ist), und da der auf dem Thron Sitzende der Herrscher der Erde ist. Hingegen ist die dem Lamm, das erwürget ist, dargebrachte Lobpreisung eine siebenfältige, da das Erlösungsblut "durch den ewigen Geist" geopfert wurde (Hebr 9:14).

Offb 5:14
Und die vier Lebewesen sprachen:
"Amen"
und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder und beteten an.
Es kommt uns fast profan vor, eine Erklärung der himmlischen Äußerungen zu versuchen. Sie sind die himmlische Auslegung der wunderbaren Tatsachen, die Johannes in diesem ersten Gesicht "im Himmel" hörte. "Und noch einmal, da Er einführt den Erstgeborenen in die Welt, spricht er: Und es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten" (Hebr 1:6). So gibt die Septuaginta die Schlussworte des Liedes Mose wieder. Und warum sollen denn alle, die sein Volk sind, jauchzen? Warum sollen ihn die Engel Gottes anbeten? Deshalb, weil der die Drohung 5Mo 32:43 ausführen wird:

Denn Er wird das Blut Seiner Knechte rächen;
und wird sich an Seinen Feinden rächen,
und gnädig sein dem Lande Seines Volkes."

Dies sind die Schlussworte des Liedes Mose. Jetzt sehnt und ängstigt sich sich noch die Kreatur (Röm 8:11); aber es wird der Tag kommen, an dem das Lied Mose gesungen werden wird. Wenn die Herrlichkeit des Herrn wieder über Israel scheint, so wird man lobpreisen:

"Auf Erden erkennt man seinen Weg,
unter allen Völkern Sein Heil;
die Völker freuen sich und jauchzen
das Land gibt sein Gewächs" (Ps 67)
"Lasset rühmen die Bäume des Waldes" (Ps 96)
"Die Wasserströme frohlocken,
und alle Berge seien fröhlich." (Ps 98)
"Schafe und Ochsen allzumal,
dazu auch die wilden Tiere,
die Vögel unter dem Himmel
und die Fische im Meer,
und was im Meer lebet, (wird sagen)
Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist
dein Name in allen Landen (Ps 8 und Ps 110).
"Alles, was Odem hat, lobe den Herrn (und sage) Halleluja!"

Lies weiter:
Das erste Gesicht "auf Erden"