Das dritte Gesicht "im Himmel"

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor:
Das zweite Gesicht "auf Erden" - Offb 8:7 - Offb 11:14

Das dritte Gesicht "im Himmel"

Offb 11:15-19

Die siebte Posaune führt uns zum Himmel zurück und zu dem dritten Gesicht, das Johannes dort sieht. Denn die Posaune ertönt im Himmel.

Nachdem der Engel in die Posaune gestoßen hat, hören wir wieder die himmlischen Stimmen, die uns sagen, in welcher Absicht es geschehen ist. Offb 19:1-16 verkünden abermals himmlische Stimmen, dass die Wirkung der Posaunen vollendet ist. Nachdem die Posaunen geblasen, und der Zweck ihres Erschallens enthüllt ist, folgt eine Unterbrechung, eine Zwischenhandlung, welche sich über Offb 12:13.14 erstreckt; die Wirkungen des Erschallens werden erst in Offb 16:1 aufgenommen und bilden das Thema von Offb 16:17 und Offb 18.

Die siebte Posaune umfasst also alle sieben Zornschalen: die letzten sieben Plagen, die das "dritte Wehe" bilden. Die siebte Posaune reicht demnach von Offb 11:15 bis Offb 18:24 oder sogar Offb 20:15; denn zu ihr gehören alle noch übrigen Gerichte; sie besteht aus den übrigen fünf Paaren Gesichten "im Himmel" und "auf Erden" und nimmt ungefähr die Hälfte der ganzen Apokalypse ein. Daraus sehen wir, von welcher Wichtigkeit der Teil der heiligen Schrift ist, mit dem wir uns jetzt befassen wollen. Es geht auch daraus hervor, warum die himmlischen Äußerungen, die dem Ertönen der Posaune folgen, auf das Ende hinweisen, auf das Aufrichten des Thrones der irdischen Herrschaft, die Auferstehung der Toten, der "Kleinen und Großen", und auf das Endgericht. Das alles wird durch die himmlischen Stimmen vorbereitet; die Antwort darauf bilden die letzten Äußerungen von Offb 19. in dem sieben und letzten himmlischen Gesicht.

In Offb 10:7 hat der mächtige Engel verkündet, dass "in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er posaunen wird, vollendet werden soll das Geheimnis Gottes, d.h. es soll vollendet werden während der Zeit seines Blasens (die sich, wie wir gesehen haben über alle sieben Zornschalen und bis Offb 20:15 erstreckt). Alle verborgenen Vorsätze Gottes, deren Einzelheiten nur ihm bekannt waren, werden sich erfüllen.

Dieser große Teil beginnt mit einem kurzen Unterteil (Offb 11:15-19), der von dem Erschallen der siebten Posaune handelt. Der Gedankenaufbau ist wie folgt:

Das Erschallen der siebten Posaune

Das dritte Wehe

H3 - A - Offb 11:15 = Das Erschallen der siebten Posaune im Himmel.
B - a - Offb 11:15 = Große Stimmen im Himmel.
b - Offb 11:15 = Ihre Äußerung.
B - a - Offb 11:16 = Die 24 Ältesten.
b - Offb 11:17.18 = Ihre Äußerung
A - Offb 11:19 = Das Auftun des Tempels im Himmel.

Offb 11:15
Und der siebte Engel blies seine Posaune. Und es wurden laute Stimmen im Himmel.
Das siebte Siegel, die siebte Posaune und die siebte Zornschale unterscheiden sich von den sechs vorhergehenden durch unverkennbare Zeichen, aus denen wir zu Genüge sehen können, dass sie zurückgreifen, nicht aber fortfahren. Sie behandeln alle dasselbe Thema wie die sechs ersten Siegel, Posaunen und Zornschalen, geben Einzelheiten, die in den anderen nicht enthalten waren, und führen uns zu einer Krisis. Sie berichten die anderen Ereignisse der entsprechenden Periode, aber von einem anderen Gesichtspunkt aus.

Hier haben wir es mit der "siebten" Posaune zu tun, der letzten dieser Gruppe. Daraus folgt noch nicht, dass nach dieser keine andere mehr ertönen wird; auch kann trotzdem schon eine frühere Posaune in Bezug auf einen anderen Gegenstand die "letzte" genannt werden. 1Kor 15:51.52 lesen wir von "der letzten Posaune". Denn es wird die Posaune erschallen." 1Thes 4:16 heißt es, "der Herr wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels, mit der Posaune Gottes hernieder kommen vom Himmel". Dies ist die letzte Posaune in Bezug auf die christliche Kirche, aber nicht die letzte überhaupt. Sie wird ertönen lange vor Beginn der Gerichte, um seine schlafenden Heiligen aufzunehmen, damit sie auf ewig bei Ihm seien.

Eine andere große Posaune wird nach der großen Trübsal in unmittelbarer Verbindung mit der Wiederkunft des Herrn erschallen. Siehe Mt 24:31. Sie ertönt später als diese "siebte Posaune", denn vom Erscheinen Christi redet erst Offb 19. So ist also die "siebte Posaune" Offb 11:15 noch nicht die letzte Posaune in absoluter, sondern nur in relativer Weise; sie ist die letzte dieser Reihe von sieben. Auch wird sie nicht als die "letzte" bezeichnet, und wir haben nicht nötig, sie so zu nennen. Die Posaune 1Kor 15:51.52 wird mit Bezug auf die christliche Kirche die "letzte" genannt. Sie wird unsere Verbindung mit der Erde beschließen, alles Sehnen und alle Erwartung zu Ende bringen und ist darum im wahren Sinne unsere letzte Posaune.

Die Posaune von 1Kor 15:51.52 ist dieselbe, die 1Thes 4:16 erwähnt wird. Es sind uns schon so viele sichere Beweise dafür gegeben, dass die "sieben Posaunen" einer ganz anderen Periode angehören, dass wir die Posaune, welche die christliche Kirche zu ihrer Himmelfahrt auffordern wird, nicht mit derjenigen verwechseln können, welche die letzten Plagen Gottes herbeiführen und sein Gericht über die Erde beenden wird.

Die Proklamation des Kyrios

Das Ertönen dieser Posaune ruft große Bewegung im Himmel hervor. Es hat nicht weniger zu bedeuten als die Proklamation der Krönung des rechtmäßigen Königs der Erde (vgl. 1Sam 15:10; 1Kö 1:39) und ist das Siegel dafür, dass endlich die Stunde gekommen ist, die glorreiche Botschaft von der Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden auszurufen. Es ist die Verkündigung, dass die alte Bitte der Zeiten: "Dein Reich komme" endlich erfüllt werden soll. Denn davon reden die lauten Stimmen im Himmel.

die sprechen:

"Es ist die Herrschaft der Welt unseres
Herrn und Seines Christus geworden,
und Er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit." (2Mo 15:18; Ps 10:16; Dan 2:44; Dan 7:14).

Das ganze Thema befasst sich mit der Herrschaft. Davon allein ist von Anfang an die Rede gewesen, und nun soll die Sache durch die Endgerichte der sieben Zornschalen entschieden werden. Der Ausgang wird in diesem Gesicht im Himmel schon im voraus gefeiert. Diese Vision gewährt einen Ausblick auf das Ende des ganzen Buches der Offenbarung. Der Wechsel der Herrschaft vollzieht sich erst, wenn die Ereignisse von Offb 20 geschehen sind. "Die Reiche der Welt" werden als wilde Tiere dargestellt, die keinen Herrn kennen und keinem angehören. So betrachtet Gott alle irdische Herrschaft. So betrachtet Gott alle irdische Herrschaft. In der Welt ist die Herrschaft, die jetzt den Händen der Menschen überlassen ist, noch niemals für Gott ausgeübt worden. Seine Gewalt wird nicht anerkannt, seine Oberherrschaft sogar verworfen.

Es ist ein Torheit, von "christlichen Reichen" oder "christlichen Nationen" zu reden; und es ist mehr als Torheit, wenn sich die Diener dies Evangeliums damit abgeben, die wilden Tiere zähmen zu wollen. Ihre Aufgabe ist es vielmehr, alle vor den kommenden Gerichten, die sie gänzlich vernichten werden, zu warnen, und den verlorenen Sündern die Gnade Gottes kundzutun. Wir denken jetzt nicht an irgendwelche gesetzmäßigen Handlungen, die wir (gleichsam im Vorübergehen) ausführen mögen, um den Zustand der Dinge zu bessern, oder schreiende Übelstände zu beseitigen; sondern wir reden davon, dass man diese Dinge zu seinem besonderen Lebenszweck macht, und verwerfen dies vor allem an Dienern des Evangeliums. Was uns not tut, ist nicht ein "bürgerlicher Sonntag", sondern ein Sonntag für Gott, wo den Menschen gesagt wird, wie Gott über alle diese Dinge urteilt, wie Er ihnen abhilft, und was für Maßnahmen er ergreifen wird, um alles zurecht zu bringen. Ein Sonntag, an dem die Menschen hören, dass kein tausendjähriges Reich möglich ist ohne Christus, und dass es für die Welt keine Hoffnung gibt, ehe sie nicht unter die unmittelbare Herrschaft Gottes und Seines Gesalbten kommt.

Sogar die Gesetze, die Gott auf dem Sinai gab, und die göttlichen Ordnungen der Stiftshütte und des Tempels konnten Israel nicht vor religiösem Abfall und politischem Verderben bewahren. Es muss daher doch vollkommen klar sein, dass von menschlichen Gesetzen oder Religionen für die Welt nichts zu erhoffen ist.

Gerechte Herrschaft ist das, was der ganzen Welt am meisten not tut. Um dieses Ziel zu erreichen, entstehen alle politischen Reformbewegungen, alle nationalen Verschwörungen und Revolutionen. Sie verleiht dem Anarchisten den Beweggrund zu ihrem Verbrechen. Aber die Menschen wissen es nicht oder wollen es nicht einsehen (und nur wenige sagen es ihnen), dass keine gerechte Herrschaft für die Welt möglich ist, ehe der Gerechte kommen wird, "der die Krone haben soll" (Hes 21:32), und der herrschen wird in Gerechtigkeit; dass kein Friede für die Erde möglich ist, ehe der Friedefürst, den die Menschen schmählich ermordet haben, wiederkehren wird, um den Frieden zu bringen. Als er kam, verkündigten die Engel als Zweck seines Kommens "Friede auf Erden" (Lk 2:14); als Er aber verworfen worden war, wussten Seine Jünger, dass kein Friede auf Erden sein könnte, solange das Blut des Friedefürsten nach Rache schreit, und sangen darum: "Friede sei im Himmel" (Lk 19:38). Dort ist nun unser Friede (Eph 2:14-17); und Friede wird jetzt den Sündern gepredigt.

Das alles und noch mehr liegt in der himmlischen Äußerung: Das kommende Reich ist nicht von "dieser Welt" (Joh 18:36). Es kommt vom Himmel, und von dort erwarten wir den zukünftigen König. Dann wird sich Ps 2. erfüllen und viele ähnliche Schriftstellen.

Auf die allgemeine Äußerung der großen Stimmen folgt die besondere der vierundzwanzig Ältesten, welche die erste mit allen dazu gehörenden Einzelheiten ausstattet.

Offb 11:16-18

16. Und die vierundzwanzig Älteste, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihr Angesicht und beteten Gott an

17. und sprachen:

Wir danken Dir Herr Gott, Allmächtiger,
:der Du bist, und warst, dass Du die große
Macht ergriffen und die Herrschaft angenommen hast.
18. Und die Nationen zürnen (Ps 2:1; Ps 44:6)
und es gekommen Dein Zorn und die Zeit der Toten gerichtet zu werden,
und zu geben den Lohne Deinen Knechten, den Propheten,
und den Heiligen, und denen, die Deinen Namen (d. h. Dich)
fürchten, den Kleinen und Großen, und
zu verderben, die die Erde verderben."

Sieben Tatsachen werden hier lobpreisend aufgezählt. Und diese sieben sind in vier und drei aufgeteilt. Die drei letzten sind dadurch gekennzeichnet, dass sie zu einer besonderen festgesetzten Zeit geschehen sollen. Die vier ersten umfassen vier Handlungen Gottes und deren Wirkungen.

Das erste, das Annehmen der Kraft, offenbaren die sieben Zornschalen (Offb 15:8), wo der Tempel voll Rauch erfüllt wurde von der Herrlichkeit Gottes und Seiner Kraft. Von dem Zorn der Völker und Gottes Zorn redet Ps 2:1.5. In Verbindung mit dieser Stelle sind viele Psalmen zu lesen, die in diese Zeit voraus greifen, und die also auch im voraus rühmen, wie Gott große Macht angenommen hat z.B. Ps 93. - Ps 99.; Ps 57. u.a. Noch andere Schriftstellen weisen auf diese Zeit des Zorns hin. Man lese Jes 26:20.21:

"Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer, und schließ die Tür nach dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe. Denn siehe, der Herr wird ausgehen von Seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit der Bewohner des Landes über sie, dass das Land wird offenbaren ihr Blut, und nicht weiter verhehlen, die darinnen erwürgt sind." Ebenso: Jes 24:17-21; Jes 30:27.28.30-33; Hes 38:16-23; Zeph 1:2.3.14-16; Zeph 3:8).

Bei den Gerichten der siebten Posaune wartet Gott nicht mehr auf Besserung oder Buße. Zorn und Rache fordern ihr Recht. Jehova antwortet nun endlich auf den wiederholten Ruf Seines Volkes: "Steh auf, Herr!" Ps 3:8; Ps 7:7; Ps 44:27. Jetzt ist die Zeit gekommen, in der Gott auf das Flehen des Ps 68. hört:

"Es stehe Gott auf, dass Seine Feinde zerstreut werden und die Ihn hassen vor Ihm fliehen. Vertreibe sie, wie der Rauch vertrieben wird; wie das Wachs zerschmilzt vom Feuer, so müssen umkommen die Gottlosen vor Gott. Die Gerechten aber müssen sich freuen und fröhlich sein vor Gott, und von Herzen sich freuen."

Die zwei letzten großen Zeugen Gottes werden ihr, durch wunderbare Zeichen beglaubigtes Zeugnis, vollendet haben. Nun lässt Gott alle Predigt aufhören, und die Rache nimmt ihren Lauf.

Die drei letzten Punkte in der Aussage der Ältesten beziehen sich auf die, für die Erfüllung der Rache festgesetzte Zeit (kairos).

1. "Die Zeit der Toten, gerichtet zu werden"

Diese Stelle verbindet also die Ereignisse von Offb 20. mit dem Ertönen der Posaunen (sieh Offb 20:12.14). Die Auferstehung ist mit eingeschlossen, denn die Toten, "groß und klein", stehen zum Gericht vor Gott. Hier haben wir mehr als nur Vergeltung für die Leiden der Märtyrer oder als gerechte Herrschaft.

2. Zu geben den Lohn
(a) "Deinen Knechten, den Propheten",

wie Offb 10:7 berichtet ist (vgl. 2Kö 9:7). Derselbe Ausdruck findet sich Dan 9:6.10 und 2Kö 17:13.24; 2Kö 21:10; 2Kö 24:2. Die alttestamentlichen Propheten haben eine hervorragend Stellung im kommenden Reich (nicht in der Gemeinde Gottes) siehe Lk 13:28; Mt 5:10-12.

(b) "und den Heiligen."

Das ist eine besondere Bezeichnung für die alttestamentlichen Heiligen, und ist nicht zu verwechseln mit den an die Gemeinden gerichteten Episteln, wo es auf die Glieder des Leibes Christi angewandt ist; auch darf man darunter nicht die Engel verstehen, von denen das Wort an Stellen wie 5Mo 33:2 gebraucht ist. 2Mo 22:30 nennt sie die Heiligen unter dem Gesetz, ebenso Ps 16:3; Ps 30:5; Ps 31:24; Ps 24:10; Ps 50:5.

Die "Heiligen" von denen hier die Rede ist, werden Dan 7:18 erwähnt: "Die Heiligen des Höchsten werden das Reich einnehmen" (siehe Dan 7:22.27). Gegen diese "Heiligen" streitet das Tier (Dan 7:21.25). Sie werden in der Apokalypse auch anderweitig als die "Heiligen" bezeichnet (siehe Offb 13:7.10; Offb 14:12; Offb 16:6; Offb 17:6; Offb 18:24; Offb 19:8; Offb 20:9). Bei dieser siebten Posaune wird ihnen der Lohn zugesprochen, und Offb 20:4 wird er ihnen verliehen. Auf diesen Lohn verweisen auch die Evangelien an Stellen wie Mt 10:41.42; Mt 16:27; Mt 25:34; Offb 2:23; Offb 22:12.

(c) "denen, die Deinen Namen fürchten, den Kleinen und Großen."

Man beachte, dass die Ältesten nicht sagen "uns", die Deinen Namen fürchten. Wieder unterscheiden sie zwischen sich selbst und den Menschen. Es war ein charakteristisches Merkmal an den Heiligen unter dem Gesetz, dass sie den Herrn fürchteten. Siehe Lk 1:50; 1Sam 12:24; Ps 34:10. Doch schließen diese Worte wohl auch die Nichtisraeliten ein (als unterschieden von den Kindern Israel, die als Glieder des heiligen Volkes "Heilige" genannt werden).

Wir finden diese Unterscheidung auch in Ps 115.: es ist da zuerst die Rede von "Israel" (Ps 115:9), dann von dem "Haus Aaron" (Ps 115:10) und dann von denen, "die den Herrn fürchten" (Ps 115:11). In Ps 115:13 heißt es hierauf: "Er segnet, die den Herrn fürchten, beide, Kleine und Große".

Der letzte Zweck der siebten Posaune ist:

3. "zu verderben, die die Erde verdorben haben."

Dieses Wort schließt die Zerstörung Babylons ein und den Untergang derer, die das Tier angebetet haben. Es mag auch die große Vernichtung der Heere Satans und der Empörer, die seine Bundesgenossen sind, umfassen, Offb 20:9 (vgl. Jes 24:21).

Mit dem Verderben derer, die die Erde verderben, hören Gottes Gerichte auf, und "das Geheimnis Gottes" ist vollendet (Offb 10:7), so wie auch "das Geheimnis der Bosheit" (2Thes 2:7).

Das dritte Gesicht "im Himmel" schließt mit den Worten:

Das Öffnen des Tempels

Offb 11:19

Und es tat sich der Tempel (Naos) Gottes, der im Himmel ist, und die Arche des Bundes wurde in seinem Tempel gesehen.
Wir haben schon darauf hingewiesen, dass der Himmel eine Stätte herrlicher Wirklichkeiten, nicht aber ein Ort mit luftigen Nichts ist, wie die Theologie ihn so gern darstellt. Ein himmlischer Tempel ist dort, himmlische Anbetung und eine himmlische Priesterschaft, nach deren Vorbild die irdische gestaltet wurde (2Mo 25:40; Hebr 9:23).

Die Apokalypse ist das Buch der Enthüllung und ddes Öffnens. Sieben bedeutsame Eröffnungen finden darin statt.

Eine Tür wird aufgetan im Himmel - Offb 4:1
Die Siegel werden aufgetan - Offb 6:1-9
Der Abgrund tut sich auf - Offb 9:2
Der Tempel Gottes wird aufgetan - Offb 11:19
Die Hütte des Zeugnisses wird aufgetan - Offb 15:5
Der Himmel wird aufgetan - Offb 19:11
Die Bücher des Gerichts werden aufgetan - Offb 20:12

Das Auftun des himmlischen Tempels macht die Bundeslade sichtbar und weist auf den Bundesgott hin, der die Segensverheißungen hält, die er Seinem Volk gegeben hat, der aber auch das Gericht an Israels Feinden erfüllen wird.

Von diesem Tempel gehen die kommenden Gerichte aus (Offb 14:15.17; Offb 15:5 usw.; Offb 16:17)

Wir erkennen daraus, dass die Gerichte mit der Wiederherstellung seines Volkes Israel zu tun haben, sowie mit der Erfüllung aller Seiner Bundesverheißungen, die sich auf das Land (1Mo 15) und den Thron (2Sam 7) beziehen. Diese Verheißungen waren bedingungslos und darum fest und gewiss. Die Lade des Alten Bundes war verborgen; diese wird offenbart und dargestellt als Zeichen für das Heil Israels und die Vernichtung seiner Feinde. Das "Geheimnis" Gottes ist vollendet (Offb 10:7), denn der Tempel ist aufgetan und die Lade offenbart.

Die Lade des Alten Bundes stand in enger Verbindung mit der Stiftshütte und Moses, mit dem Land und Josua, mit dem Reich und David, mit dem Tempel und Salomo. Das alles ist hier vereinigt bei der himmlischen Lade, deren Abbild die irdische Lade war.

Unter diesem Bund wird sich endlich alles erfüllen, was das Lied des Zacharias (Lk 1:68-79) verkündigt hatte, wa aber wegen der Verwerfung Christi bisher noch nicht eingetroffen ist:

A - Gelobet sei der Herr, der Gott Israels
denn Er hat besucht und erlöset Sein Volk;
B - und hat unter uns aufgerichtet ein Horn des Heils
in dem Hause Seines Dieners David.
C - Wie Er vor Zeiten geredet hat
durch den Mund Seiner heiligen Propheten,
D - dass Er uns errette von unseren Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen.
E - und Barmherzigkeit erzeigte, unseren Vätern
und gedachte an Seinen heiligen Bund,
E - an den Eid, den Er geschworen hat unserem Vater Abraham
D - und zu geben, dass wir erlöset aus der Hand unserer Feinde
Ihm dienen ohne Furcht unser Leben lang
in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die Ihm wohlgefällig ist.
C - Und Du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen,
Du wirst vor dem Herrn hergehen, dass Du Seinen Weg bereitest.
B - und Erkenntnis des Heils gibst Seinem Volk,
die da ist in Vergebung der Sünden,
A - durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes,
durch welche uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe.
auf dass Er erscheine denen, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes,
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens."

Doe fett gedruckten Wörter zeigen uns das Thema jedes Gliedes an. Der Übersicht wegen stellen wir die Themen in folgender Reihenfolge zusammen.

A - Lk 1:68 = Die Heimsuchung Gottes
B - Lk 1:59 = Ihr Gegenstand: Aufrichtung des Heils.
C - Lk 1:70 = Es ist vorausgesagt durch die Propheten.
D - Lk 1:71 = Ergebnis; Errettung von den Feinden.
E - Lk 1:72 = Basus: Der Bund.
E - Lk 1:73 = Basis: Der Eid.
D - Lk 1:74-75 = Ergebnis: Anbetung der Erlösten.
C - Lk 1:78 = Erfüllung: Der den Weg bereitende Prophet
B - Lk 1:77 = Zweck: Kundtun des Heils.
A - Lk 1:78.79 = Die Heimsuchung Christi.

In so herrlicher Weise hat uns Gott, der heilige Geist, darauf hingewiesen, welche Bedeutung Sein Bund hat. Die Offenbarung der Lade des Bundes, die Johannes im geöffneten Himmel sieht, ist zugleich Bundeszeichen und Bundesversicherung. Nachdem sie sichtbar geworden ist, geschehen alsbald Zeichen auf Erden, welche die Bedeutung der Lade für die Erde kundtun.

Es ist augenscheinlich, dass wir hier zu einer wichtigen Krisis gelangen. Es wird das Ende vorbereitet, selbst das Gericht vor dem großen weißen Thron in Offb 20.. Auf dieses dritte Gesicht im Himmel folgt nun ein drittes Gesicht auf Erden, das dem himmlischen entspricht.

Ehe alles, was darin enthalten ist, in Erfüllung geht, werden wir zur Gründung der Welt zurückgeführt, damit uns Verschiedenes erklärt werde. Wir sehen, wie das Ende mit dem Anfang verbunden ist, und erfahren die Bedeutung der großen Krisis.

Darum ist die dritte Vision im Himmel mit ihrem Vorgreifen so feierlich, und darum die Antwort so kurz, die nun in der dritten Vision auf Erden angegeben wird.

Lies weiter:
Das dritte Gesicht "auf Erden" Offb 11:19