Das Monarchienbild, Dan 2

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Aus dem Zweimonatsheft für gläubige Schriftforscher:
"Das prophetische Wort"
Begründet von Professor E. F. Ströter

Herausgegeben von Heinrich Schaedel
Maranatha-Verlag, Klosterlausnitz i. Thür.
XIX. Jahrgang 1925

siehe weitere Abschriften

Die Visionen im Buche Daniel

Von Heinrich Schaedel

1. Das Monarchienbild, Dan 2
2. Die vier großen Tiere, Dan 7
3. Der Widder und der Ziegenbock, Dan 8
4. Die siebzig Jahrwochen, Dan 9
5. Der große Krieg, Dan 10-12


1. Das Monarchienbild, Dan 2

Nebukadnezar ist auf der Höhe seiner Macht angelangt. Als er einst auf seinem Lager über die Zukunft seines Reiches nachdenkt, schläft er ein und Gott gibt ihm einen Traum, den wir aber auch Vision nennen dürfen. Sein Geist wird dadurch sehr erregt, aber er hat den Traum beim Erwachen vergessen. Es sollte hier offenbar werden, dass nur Gott zukünftige Dinge vorhersagen kann und es nicht in der Macht der Menschen liegt, zukünftige Dinge zu enthüllen. Der König ist von dieser Vision so erschüttert, dass er unter allen Umständen wissen will, was für einen Traum er gehabt, und was dieses Gesicht bedeuten soll. Alle Gelehrten, Wahrsager und Zauberer fordert er auf, ihm den Traum ins Gedächtnis zurückzurufen und ihm auch die Deutung zu sagen. Die Weisheit der Menschen versagt aber hier gründlich und wird ganz zu Schanden. Der unter dämonischem Einfluss stehende orientalische Mysterienkultus wird von dem König als schändlicher Betrug erkannt. Das Bekenntnis der Weisen lautete: „Es ist kein Mensch auf Erden, der sagen könnte, was der König fordert.“ Das ist eine Bankrotterklärung des menschlichen Wissens schon im ersten Weltreich. Das erkennt der König, und in furchtbarem Zorn flammt er auf und befiehlt, dass alle Weisen hingerichtet werden sollen. Da springt Daniel ein. Es wird einmal in der Vollendung ein interessantes Studium sein, zu erforschen was die Weltmächte und Völker alles den gläubigen Gottesmännern zu verdanken gehabt haben. Daniel geht den richtigen Weg. Er nimmt seine Zuflucht zu Gott im Gebet, der ja hier allein helfen kann. Das war ja jedenfalls Gottes weise Führung. Der Herr zeigt ihm den Traum und gibt ihm auch die Deutung. Darüber lobt Daniel den Gott des Himmels, in dem alle Schätze der Weisheit verborgen liegen.

Was in künftigen Zeiten geschehen soll

Daniel wird auf seine Bitte hin vor den König gebracht und steht dort als aufrechter junger Mann, der wohl Gott, aber nicht die Menschen fürchtet. Ein freimütiges und klares Bekenntnis legt er ab. „Das verborgene Ding, das der König fordert von den Weisen, Gelehrten, Sternsehern und Wahrsagern, steht in ihrem Vermögen nicht, dem König zu sagen. Aber es ist ein Gott im Himmel, der kann verborgene Dinge offenbaren; der hat dem König Nebukadnezar angezeigt, was in künftigen Zeiten geschehen soll.“ Ein solches Bekenntnis zu dem Judengott Jehova bedeutete jedenfalls viel an diesem heidnischen Königshof. Daniel will aber ja nicht den Eindruck machen, als ob er mehr wüsste, als wie andere. Er sagt: „So ist mir solches verborgenes Ding offenbart, nicht durch meine Weisheit, als wäre sie größer denn aller, die da leben; sondern darum, dass dem König die Deutung angezeigt würde, und du deines Herzens Gedanken erführest.“ Daniel erzählt dann ausführlich den Traum und sofort steht das ganze Bild wieder vor der Erinnerung des Königs. Er erzählt den Traum des Königs in streng sachlicher Weise.

  • Dan 2:27-35: „Du König sahest und siehe, ein großes und hohes und sehr glänzendes Bild stand vor dir, das war schrecklich anzusehen. Des Bildes Haupt war von feinem Golde, seine Brust und Arme waren von Silber, sein Bauch und seine Lenden waren von Erz, seine Schenkel waren Eisen, sein Füße waren eines Teils Eisen und eines Teils Ton. Solches sahest Du bis dass ein Stein herab gerissen ward ohne Hände; der schlug das Bild an seine Füße, die Eisen und Ton waren, und zermalmte sie. Da wurden miteinander zermalmt das Eisen, Ton, Erz, Silber und Gold und wurden wir Spreu auf der Sommertenne, und der Wind verwehte sie, dass man sie nirgends mehr finden konnte. Der Stein aber, der das Bild schlug, ward ein großer Berg, dass er die ganze Welt füllte."

Das ist die Vision gewesen. Die Frage ist hier berechtigt, warum wohl Gott diesem heidnischen König eine Vision gegeben hat und nicht Daniel. Jedenfalls ist das auch göttliche Weisheit, die sich hier offenbart. Hätte Gott dem Juden Daniel diese Vision gegeben, dann würden auch heute noch manche gescheite Menschen sagen, dass dieselbe eine Erfindung des engherzigen jüdischen Geistes sei. Es sei jüdische Spekulation über die Zukunft der Weltvölker. Wir werden später sehen, dass die Visionen, die Gott dem Daniel gab, viel tiefer sind. Nebukadnezar sieht im Bild den äußeren Verlauf der Weltgeschichte, während Daniel in seinen Visionen mehr den inneren Charakter schauen darf. Die eine große Wahrheit ist aber hier sofort zu erkennen, dass jedes folgende Metall minderwertiger ist, als wie das vorhergehende. Somit zeigt uns Gott auf den ersten Blick, dass die Entwicklung der Völkergeschichte keine Aufwärtsbewegung, sondern eine Abwärtsbewegung ist. Das hätte doch auch die christliche Theologie längst sehen müssen und wäre dann die Kirche vor mancher utopistischen Erwartung verschont geblieben, die die in den letzten Jahrzehnten so viele berauschende sogenannte Evolution oder Entwicklungslehre bei so vielen Christen erweckt hat. Weiter fällt auf, dass diese Riesenstatue auf sehr schwachen Füßen steht, denn Eisen und Ton sind eine schlechte Mischung und geben dem ganzen ein zweifelhaftes Fundament.

Deutung der Vision

Daniel gibt nun aber eine Auslegung oder Deutung der Vision, auf die wir genau achten müssen. „Du König, bist ein König aller Könige, dem der Gott des Himmels Königreich, Macht, Stärke und Ehre gegeben hat und alles, da Leute wohnen, dazu die Tiere auf dem Felde und die Vögel unter dem Himmel in deine Hände gegeben und dir über alles Gewallt verliehen hat. Du bist das goldene Haupt. Nach dir wird ein anderes Königreich aufkommen, geringer denn deines. Danach das dritte Königreich, das ehern ist, welches wird über alle Lande herrschen. Und das vierte wird fest sein wie Eisen; denn gleichwie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja wie Eisen alles zerbricht, also wird es auch alle diese zermalmen und zerbrechen. Dass du aber gesehen hast die Füße und Zehen eines Teils Ton und eines Teils Eisen: das wird ein zerteiltes Königreich sein; doch wird von des Eisens Art darin bleiben, wie du denn gesehen hast, Eisen und Ton gemengt. Und dass du die Zehen an seinen Füßen eines Teils Eisen und eines Teils Ton sind, wird’s zum Teil ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein. Und das du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt: werden sie sich wohl nach Menschengeblüt untereinander mengen, aber sie werden doch nicht aneinander halten, gleichwie sich Eisen mit Ton nicht mengen lässt. Aber zur Zeit solcher Königreiche wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Königreich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewiglich bleiben. Wie du dann gesehen hast einen Stein, ohne Hände vom Berge herab gerissen, der das Eisen, Erz Ton, Silber und Gold zermalmte. Also hat der große Gott dem König gezeigt, wie es hernach gehen werde, und der Traum ist gewiss, und die Deutung ist recht.“

Diese Vision des Nebukadnezars gibt uns den Grundriss aller übrigen Visionen, wie wir das später sehen werden. Auch haben wir hier die Weltgeschichte im Umriss. Die vom heiligen Geist dem Daniel gegebene Auslegung zeigt uns aber klar und deutlich, wie die Weltgeschichte oder das ganze Menschenwerk mit allen seinen Errungenschaften dem Gericht Gottes verfallen ist. So lesen wir auch

  • Hab 2:3: "Wird’s nicht also vom Herrn Zebaoth geschehen: Was die Völker gearbeitet haben, muss mit Feuer verbrennen, und daran die Leute müde geworden sind, das muss verloren sein.“'

Das ganze Gebäude des menschlichen Tuns und Schaffens wird hinweg geräumt werden ,und der Herr wird dann auf dem Plan des Weltgeschehens erscheinen und Weltgeschichte machen, die bleibenden Wert haben wird. So fährt ja auch der Prophet Habakuk fort und sagt:

  • Hab 2:4: „Denn die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt."

Die ersten drei Weltreiche

Das goldene Haupt ist also Nebukadnezar, der große König von Babylon, dem Gott Macht, Stärke und Ehre gegeben hatte. An die Stelle des Goldes tritt im zweiten Weltreich das geringere Silber. Dieses zweite Weltreich wird uns auch im Buch Daniel genannt. Dan 5:28 heißt es von der Handschrift an der Wand:

  • Dan 5:28: „Peres, das ist, dein Königreich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben."'

ebenso:

  • Dan 6:1: Und Darius aus Medien nahm das Reich ein, da er 62 Jahre alt war.“

Und von Nebukadnezar heißt es in

  • 2Chr 36:20: „Er führte weg gen Babel, was vom Schwert übrig geblieben war, und sie wurden seine und seiner Söhne Knechte, bis das Königreich der Perser aufkam."

Die dritte Weltmacht kam erst nach Daniels Lebenszeit auf, aber er sagt uns trotzdem, wer diese Weltmacht sein wird.

  • Dan 8:21: „Der Ziegenbock ist der König von Griechenland."

Die gelehrten Kritiker sagen uns, dass wir im letzten Teil des Buches Daniel nicht prophetische Gesichte, sondern einfache Geschichte hätten, die erst viel später in dieses Prophetenbuch geschrieben worden wäre, wenn überhaupt nicht das ganze Buch erst in der Makkabäerzeit entstanden sei. Es wäre wohl denkbar, dass die Priester und Schriftgelehrten in der Zeit des alttestamentlichen Antichristen, des syrischen Königs Antiochus Epiphanes, wo sich offenbar manche prophetischen Aussagen erfüllten, wenigstens eine Vorerfüllung fanden, wenn auch die Hauptsache durchaus auf das Ende deutet, allerlei Randbemerkungen zum Buche Daniel gemacht hätten, die dann in späteren Abschriften des Textes mit aufgenommen worden wären. Doch interessiert uns das weiter nicht. Für uns steht einfach fest, dass unser Gott auch durch die Propheten Weltgeschichte Jahrtausende voraus schreiben lassen kann. Wie viele prophetische Aussagen des Alten Testamentes haben sich doch wörtlich im Leben Jesu erfüllt. Wie erschütternd wörtlich sind die Weissagungen über das Leben Jesu in Erfüllung gegangen. So kann auch unser Gott hier dem Daniel wunderbare Dinge sagen lassen durch seinen Geist, die Weltgeschichte im Voraus sind. Also das griechische Weltreich trat an die Stelle des medisch-persischen. Von diesem dritten Weltreich erklärt Daniel, dass es über alle Lande herrschen werde. Der erste König des griechischen Weltreiches eroberte die ganze damals bekannte Erde. Die Geschichte erzählt, dass er geweint habe, als es keine Reiche mehr zu erobern gegeben habe. Unter dem Ausdruck „alle Lande“ haben wir nicht die Erde in ihrem heutigen geographischen Begriff zu verstehen, sondern es sind die Länder der alten Welt, die Länder um Palästina herum. Das Weltbild der Propheten geht ja nicht über die Länder um das mittelländische Meer hinaus.

Das vierte Weltreich

Das vierte Weltreich wird nun aber ausführlich beschrieben. Die beiden Schenkel weisen hin auf das ost- und weströmische Reich. Die Bibel erzählt uns ja auch, dass Jesus geboren wurde als der römische Kaiser Augustus über Palästina und die damalige Welt herrschte. Wir haben also in der vierten Weltmacht Rom zu sehen. Das größte Interesse der Deutung des Propheten ruht auf diesem Reich. Während über die anderen Reiche nur wenige Worte gesagt sind, so haben wir hier eine ausführliche Beschreibung. Das römische Weltreich war eine eisernen Macht und zwang alles unter seine eiserne Gewalt. Die Fortsetzung aber der Beine in die Füße und Zehen zeigt die Minderwertigkeit und Schwäche. Das römische Weltreich wird sich zerteilen, wie es ja auch durch die 10 Zehen angedeutet ist. Dan 2:41 spricht es ja deutlich aus, dass ein zerteiltes Königreich in Erscheinung treten werde. Es wird aber von des Eisens Art darin bleiben. Es ist doch durchaus berechtigt nach einer solchen klaren Sprache anzunehmen, dass ein Völkerbund von 10 Reichen aus dem alten römischen Reich hervorgehen wird, wozu wir ja heute die Ansätze sehr deutlich in den Weltereignissen sehen können. Wir brauchen hier in der Deutung gar nicht weiter zu gehen. Ob die ganze Darstellung darauf hinweist, dass aus dem oströmischen Reich und dem weströmischen, also aus Osteuropa und Westeuropa je 5 vorherrschende Reiche entstehen werden, wie manche das sagen, lassen wir ruhig auf sich beruhen. Wir können das ja abwarten.

Eisen und Ton werden in der Deutung mehrmals genannt und deuten die Stärke und die Schwäche an. Man hat bei dem Eisen vielfach gedacht an den Militarismus der Staaten, und das ist wohl berechtigt. Die Weltstaaten haben ja ihre Macht stets auf den Militarismus, auf die Gewalt des Eisens gegründet. Im Ton will man wohl nicht mit Unrecht die knetbare Masse, die Demokratie sehen. Dieses Bild ist verständlich und zeigt uns die modernen Völker, wie sie sind. „Von des Eisens Art“ ist eben auch in den modernen Demokratien. Aber hier zeigt sich eben auch die Schwäche der modernen Staaten. Militarismus und Demokratie sind unversöhnliche Gegner, sie lassen sich nie innerlich verbinden, aber sie kommen beide in den modernen Staaten deutlich zum Vorschein. Selbst die Vermischung durch Menschengeblüt, wie der Prophet sagt, ändert hier nichts, der innere Zusammenhang fehlt. Es will uns aber scheinen, als ob wir hier noch an etwas anderes denken dürfen und wissen wir ja, dass die Prophetie oft eine mehrfache Erfüllung findet. In Jer 16 wird Israel der Ton in des Töpfers Hand genannt. Der Ton tritt erst in der letzten Ausgestaltung des Monarchienbildes hervor. Vorher war keine Rede von ihm. Da ist es doch gewiss nicht aus der Luft gegriffen, wenn wir darauf hinweisen, dass die Juden in den letzten Jahren doch stark im Völkerleben hervorgetreten sind. Das jüdische Element wird ja heute in den modernen Staaten durchaus als die Schwäche derselben erkannt. Eine innere Verbindung oder Assimilation ist aber unmöglich. Ton und Eisen lassen sich nicht verschmelzen.

Die Aufrichtung des Königreichs Gottes

„Zur Zeit solcher Königreiche“, nachdem die unnatürliche Mischung von Eisen und Ton in die Erscheinung getreten sein wird, besonders in der Ausgestaltung der 10 Zehen, wird Gott ein Königreich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird. Der Stein löst sich ohne Menschenhände und trifft das Monarchienbild. „Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewiglich bleiben.“ Das ist eine unzweideutige und klare Schilderung. Auf Grund dieser Aussagen ist man nicht berechtigt anzunehmen, dass das Reich Gottes langsam und allmählich komme. Diese Schilderung zeigt klar und deutlich, dass die Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden eine große Katastrophe bedeutet, die die ganze Völkerwelt erschüttern wird. Die Weltgeschichte ist bisher eine Geschichte von Blut und Tränen gewesen. An Programmen zur Verbesserung der Welt hat es nicht gefehlt. Es haben sich aber alle Rezepte bisher als unwirksam erwiesen. Das viele Experimentieren mit verschiedenen Staatsformen ist ja dafür ein schlagender Beweis. Es wird auch so bleiben, bis die Menschen vollständig abgewirtschaftet haben und Gott wieder auf den Plan tritt. In Nebukadnezar sehen wir noch den goldenen Absolutismus, dann folgt aber beim zweiten Weltreich bereits die Einschränkung durch der Perser und Meder Gesetz. Alexander machte noch einen Anlauf, um zu diesem reinen Absolutismus zurückzukehren, aber er war ganz abhängig von seinen großen Feldherren, die sich auch in sein Reich bei seinem Tode teilten. Im vierten Weltreich, das erst eisern in seinem Bestand war, zeigt sich bald die Teilung in Ton und Eisen und offenbart damit die ganze Schwäche, die durch die Zehnteilung der Zehen noch besonders charakterisiert wird.

Es wird in dieser Vision noch nichts gesagt von dem Kommen des Messias. Nebukadnezar hat dafür noch kein Verständnis und es werden erst in den Visionen, die dem Daniel gegeben wurden, darüber nähere Mitteilungen gemacht. Wir wissen aber aus der Schrift, dass der Stein, der ohne Menschen Hände losgelöst wird, der Stein ist, den die Bauleute verworfen haben. Er wird das ganze antigöttliche Weltwesen einst vernichten und aus dem Wege räumen. Es wird auf dieser Erde keine rechte Ordnung geben, ehe der Herr Jesu wiederkommt. Das Wort Gottes wird Recht behalten in seinen Aussagen. Daran halten wir fest und lassen uns nicht betören von dem Gerede der Menschen. Die Weltzeit bis zum zweiten Kommen des Herrn ist und bleibt böse, und die Gläubigen sind nach Gal 1:4 Herausgerettete aus diesem gegenwärtigen argen Weltlauf. Sie sollen sich auch nicht diesem Weltlauf gleichstellen, wie Paulus Röm 12:2 sagt.

Nebukadnezar ist tief erschüttert durch das, was der Gott des Himmels ihm durch Daniel hatte sagen lassen. Die Prophetie hat bei ihm den göttlichen Zweck erreicht. Er betet Gott an und legt ein freimütiges Bekenntnis ab. Das ist ja der praktische Zweck auch heute noch im Studium der Prophetie, dass man dadurch zur demütigen Anerkennung des herrlichen Gottes geführt wird. Aber auch für Gläubige ist die Beschäftigung der Prophetie von großem Wert. Sie werden dadurch in die Gedanken Gottes eingeführt, die ihren Charakter doch wesentlich beeinflussen, und die Beschäftigung mit den zukünftigen Dingen ist ein wesentlicher Faktor zu einem biblischen Heiligungsleben. Der wesentlichste Punkt der Prophetie ist doch der Vorsatz Gottes in Christo Jesu zum Heil der ganzen Schöpfungswelt. Klar und bestimmt ist das Wort 1Jo 3:3: „Ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er rein ist.“ Die Vernachlässigung des Propheten Wortes hat sich in der Kirche schwer gerächt. Selbst in ernsten Kreisen, wo man die Zukunftsfragen in das Gebiet der Spekulation verweist, macht sich ein sehr bedenklicher Subjektivismus geltend, in dem sich alles nur dreht um das liebe fromme Ich, um die eigene Person. Beschäftigt man sich aber mit dem prophetischen Wort Gottes, dann stellt sich unser Glaubensleben anders ein. Unser Innenleben ist dann nicht mehr egozentrisch, sondern theozentrisch. Das heißt, meine Person und auch mein persönliches Heil ist dann nicht mehr die Hauptsache, sondern Gott ist es, um den sich alles dreht. Seine Gedanken und Pläne erfüllen dann unser Leben und haben einen köstlichen Niederschlag auf unser Heiligungsleben. Nichts ist heute nötiger in den gläubigen Kreisen, als wie eine ernsthafte Beschäftigung mit der Prophetie. Ohne die ganze Schrift, deren großer Teil doch prophetisch ist, ist eine männliche Reife der Gläubigen nicht möglich. Wer aber eingeht auf die großen Gedanken Gottes, der wird am eigenen Leben den reichsten Segen erfahren.

Lies weiter:
2. Die vier großen Tiere, Dan 7