Das Leben von Andrew Jukes

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Veröffentlichung eines Freundes von Andrew Jukes

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Andrew Jukes 1815 - 1901

Die Familie

Die Familie der Jukes lebte in alten Zeiten in Cumberland. Von dort übersiedelte ein Sidward Jukes am Anfang des 14. Jahrhunderts nach Shropshire und Staffordahire, und in diesen Landschaften blieben dann seine Nachkommen.

Ein Glied dieser Familie *1770, heiratete 1814 eine Tochter von John Ewart, Inspektor der Hospitäler in Indien. Dieser Andrew ging mit seiner Braut nach Bombay, wo er als Mediziner wirkte. Als Angestellter der East India Company und Gesandter des Hofes von Persien starb er in Isaphan am 21. Novemer 1821 und wurde auf dem armenischen Friedhof außerhalb der Stadt begraben.

Sein ältester Sohn, Andrew John, wurde am 5. November in Bombay geboren. Seine Großmutter, Mrs. Ewart, hatte ihre Tochter nach Indien begleitet. 1820 brachte sie den kleinen Andrew und seinen Bruder Mark heim nach England, wo er der Sorgfalt der Schwester ihres Vaters überlassen wurde, sie kehrte nach Indien zurück, wo sie ihre Tochter als Witwe vorfand. 1822 brachte sie sie mit den zwei kleineren Kindern, Laura und Augustus nach England.

Für seine Großmutter, Mrs. Ewart, empfand Mr. Jukes allezeit tiefe Liebe und Verehrung. Ihr verdankte er seine ersten Instruktionen im Evangelium des Christus. As er im Alter von 12 Jahren die Schule von Harrow besuchte, übersiedelte auch Mrs Ewart, um ihm dort ein Heim zu bereiten.

Die frühen Jahre

Als er 1832 die Schule verließ, wurde er von der East India Company in den Dienst gestellt und nach Poona gesandt, wohin seine Großmutter ihm folgte. Wir möchten annehmen, dass der Grund seines Abschieds von der Armee sein tiefes Verlangen war, Gott in heiligem Dienst zur Verfügung zu stehen. "Schon in meinen frühen Jahren erwachte in mir der Wunsch, für Gott zu leben." schrieb er einmal. 1837 kehrte er nach England zurück, und im folgenden Jahr trat er in das "Trinity College, Cambridge" ein. Dort war es seine tägliche Praxis, die Bibel zu studieren; er unterrichtete auch in der bekannten Jesus Lane Sonntagsschule. Er kam leider nicht mehr unter den persönlichen Einfluss von Charles Simeon, welcher 1836 gestorben war. Eine große Hilfe war ihm Prof. Corrie, (Gebetbuch der engl. Hochkirche). 1840 gewann er den Hulsean-Preis mit einem Essay: Die Prinzipien der Prophetischen Interpretation.

Etwa zu dieser Zeit begegnete er Augusta, der Tochter von Admiral Hole, einem ausgezeichneten Offizier, der sich nach dem Dienst in Trafalgar in Barnstaple niedergelassen hatte. Weil Mr. Jukes sich der Church Missionary Gesellschaft zum Dienst in Sierra Leone zur Verfügung gestellt hatte, verweigerte Admiral Hole zunächst seine Erlaubnis zur Heirat, welche seine Tochter in ein so ungesundes Klima führen würde. Aber der Plan zum missionarischen Dienst zerschlug sich, hauptsächlich darum, weil Mr. Jukes sich verpflichtet fühlte, seiner Großmutter zur Verfügung zu stehen. So fand die Hochzeit am 27. 2. 1842 statt. Mrs. Ewart begleitete das junge Paar in das neue Heim und blieb bis zu ihrem Tode im Alter von 92 Jahren bei ihnen (1852).

Es würde vermessen sein, wenn der Schreiber dieser Zeilen versuchen wollte, den Charakter von Mrs. Jukes zu beschreiben, zumal seine Kenntnis von ihr auf die letzten sechs Jahre ihres Lebens begrenzt war. Aber er erinnert sich der kostbaren Empfänglichkeit ihres abgehärmten Gesichts, wenn sie fast schweigend saß, während ihr Ehemann die Geheimnisse Gottes öffnete, und sie war sofort entzündet, wenn es irgendeine Gelegenheit gab, jemandem zu helfen. Sie war eine Frau, die sowohl Weisheit als auch Liebe in der Schule Christi gelernt hatte, und manch einer, einschließlich ihrer Kinder, wird sie preisen und als gesegnet bezeichnen.

Der Dienst beginnt

Im Juni 1842 wurde Mr. Jukes vom Erzbischof von York in dessen Kathedrale zum Diakon ordiniert, und damit war er berechtigt, in der Unterpfarrei der St. Johns Kirche, Hull, zu dienen. Er kam so gut durch seine Examination, dass der Erzbischof ihn nicht nur von der üblichen Prüfung für das Priesteramt befreite, sondern ihn auch zur Ordination als Priester schon für das folgende Jahr nominierte.

Aber ein ganz anderer Weg lag vor ihm. Es war die Zeit außerordentlicher Aufregung in der Englischen Kirche. Der Sturm wegen der "Tracts for des Times" war auf dem Höhepunkt der Bischöfe, Politiker und Journalisten rasten gegen die Oxford Theologen, und die Abspaltung Richtung Rom und Newmans Nachfolgern hatte begonnen. Mr. Jukes war nicht beeinflusst von der Oxford Bewegung. Dennoch sympathisierte er mit ihrem Protest gegen den gotteslästerlichen Erastianismus, welcher die königliche Oberhoheit zu einem Deckmantel der Tyrannei des Parlaments über die Kirche machte. Er bewunderte die Hingabe und den Eifer für gute Werke bei den Traktarian Führern.

Ich werde nie vergessen, schreibt er einige Jahre später, als ich das erste Traktat von Dr. Pusey über das Fasten in den "Tract for the Times" las. Auf meine einfache Weise hatte ich mich immer der Enthaltsamkeit befleißigt, aber Puseys Traktat gab mir Wegweisung und Stärkung... Es war wie Frühlingszeit nach langem Frost....

Unter Druck

In der Tradition waren Bekehrung und Wiedergeburt seit langem gleichgesetzt worden, und sein Beruf nötigte ihn, das getaufte Kind als wiedergeboren zu erklären. In seinen Studien hatte ihm das bisher noch keine Not bereitet. Die Sprache des Taufdienstes war nicht die einzige Schwierigkeit, welche er im Gebetbuch fand. Er beschreibt seine Nöte in einem Brief ohne Datum, der wohl um das Jahr 1860 anzusetzen ist.

Ich konnte nicht aufrichtig sagen, dass in allem im Taufgottesdienst zustimmte. Ich konnte auch nicht sagen, dass Christus starb, um den Vater mit uns zu versöhnen, wie es der 2 Artikel erklärt. Im Gegenteil, ich glaube, dass der Vater den Sohn gab, sogar, als wir noch Feinde waren, um uns mit sich selbst zu versöhnen. Wiederum konnte ich nicht sagen, dass die Bösen nicht den Leib des Christus im Herrenmahl empfangen, wie es der 29. Artikel erklärt. Stattdessen glaube ich, dass es gerade ihr Urteil ist, dass sie ihm empfangen. "Wenn ich nicht zu ihnen gekommen wäre, hätten sie keine Sünde...

Er stand unter sehr schwerem Druck, vor allem wegen der durch Erlass der "Uniformity" durch Elisabeth I. von allen denen geforderten Unterschrift, die in eine gut besoldete Pfarrstelle eingeführt werden sollten. Unter Charles II. war dieser Erlass noch bestätigt und ergänzt worden, dass "ungeheuchelte Zustimmung und Übereinstimmung mit allem und jedem gefordert wurde, was enthalten und beschrieben ist in und durch das <Allgemeine Gebetbuch>. Der Berichterstatter stimmt diesem Erlass keineswegs zu, muss aber dennoch feststellen, dass auch die Lockerung der Ausdrücke dieser Deklaration, wie sie seitdem stattgefunden hat, den Gewissensdruck Mr. Jukes nicht entfernt hätte mildern können. Man konnte ja auch leicht dem Zwang zur Unterschrift dieser Deklaration entgehen, da die Unterschrift von zukünftigen Amts- und Pfarrstelleninhabern gefordert wurde. Ihm wurden auch andere Formulierungen in den Mund gelegt, damit er dem Gewissensdruck entgehen könnte. Aber ein Mann seiner Geradlinigkeit konnte nichts sagen, was er nicht glauben und für richtig erkennen konnte.

1896 schrieb er einen Brief an die Enkelin seines alten Pfarrers über diese Zeit: Es gibt keinen Platz in der Welt der mir so teuer ist wie Hull. Ich verbrachte die besten Jahre meines Lebens dort und habe in meinem Testament festgelegt, dass ich da auch beigesetzt werden will neben meiner teuren Ehefrau. Ich werde nie Ihren lieben alten Großvater und alle seine mir erwiesene Freundlichkeit vergessen. Wie gut erinnere ich mich an ihren Bruder und an X.. als sie hinsichtlich ihrer Verlegenheit wegen dieser Unterschrift zu mir kamen, die in jenen Tagen von der Geistlichkeit gefordert wurde. Ich konnte ihnen nicht helfen, denn ich steckte in denselben Nöten. Aber was sie und ich litten, war nicht vergeblich. Die alte Unterschriftenforderung, die seit Generationen zarte Herzen und Gewissen bedrückt hatte, wurde wenige Jahre später abtgeschafft...

In einem anderen Brief schreibt er 1893. Nach vielen Gesprächen mit meinem lieben alten Pfarrer ging ich direkt zum Erzbischof, um ihm meine Schwierigkeiten darzustellen. So bin ich niemals in den Priesterstand getreten.

Auf der Straße

1870 berichtet er weitere Einzelheiten über diese Zeit. Als ich vor 30 Jahren zuerst beunruhigt war wegen Konstitutionen, Position und Dienst der Kirche von England, schien die Frage einfacher zu sein als heute. Obgleich ich das Böse in der Kirche wahrnahm, schreckte ich doch davor zurück, eine Spaltung oder Sekte hervorzurufen, weil ich sah, dass manche Schwierigkeit, unter der ich in der Kirche seufzte, mir bei jeder Art Abtrennung von ihr folgen würde. Ich erinnere einen Vers aus Jes 24:18, der von dem Tag spricht, an dem der Herr alle existierenden Dinge abbrechen wird, um sein verheißenes Königtum zu bringen. Sei damals habe ich in unzähligen Fällen gesehen, wie der, der vor der Stimme des Grauens flieht, in die Grube fällt; und der, der aus der Grube herauskommt, im Garn gefangen wird. Denn die Fenster in der Höhen tun sich auf, und es erbeben die Grundfesten der Erde. Mein Weg zu der Zeit, von der ich spreche, war durch göttliche Vorsehung eingezäunt... Wie mein Traktat "Der Weg, welchen sie Ketzerei nennen" dir gezeigt haben wird, war ich von meiner Unterpfarre suspendiert, und so war mir eine Zeit der Ruhe gegeben, um auf Gott zu warten. Ich begann dann, das Wort unter freiem Himmel zu predigen. Das Ergebnis war, dass sich Menschen um mich sammelten- Was sollte mit ihnen geschehen? Wir begannen, uns in einem Raum zu versammeln, und, wie ich es von ganzem Herzen begehrte, in allem durch das Wort geleitet zu werden; wir begegneten einander als Brüder zur gegenseitigen Erbauung, jedem Bruder die Möglichkeit zum Sprechen und Beten gebend, wie der Geist ihn leiten mochte. Es würde Tage brauchen, um dir zu erzählen, welcher Schein, welche Anmaßung, welche Torheit hervorkam, wie alle wirklichen Gaben unterdrückt wurden durch voreiliges Geschwätz der zumeist unwissenden Brüder, wie alle Arten von falschen "Professoren" zu uns kamen, nur um alles Geld von uns zu bekommen, was nur irgend möglich war. Denn zu den Zeit hatte ich Geld, und ich versuchte buchstäblich jeden Tag nach dem Wort zu handeln: "Gib dem, der dich bittet... ..Ich erfuhr die Wahrheit des Wortes Jes 54:15: Wer das Böse meidet, setzt sich der Beraubung aus. Ich sah, wie unter dem Vorwand geistlicher Gaben und geistlichen Dienstes unsere Zusammenkünfte zu Gelegenheiten wurden für erbärmliche und allermeist offenbare Selbstdarstellung und sogar Selbstbetrug, denn einige der Sprecher glauben offensichtlich, sie sprächen im Geist. Aber es war nicht Gottes Geist.. die Früchte zeigten es. Als Ergebnis baten mich die gottesfürchtigen, stillen Brüder, diesem Treiben zu wehren. Ich durfte keinem mehr das Sprechen erlauben außer denen, die in ihrem Dienst anderweitig erwiesen hatten, dass sie zur Erbauung sprechen konnten. Du kannst dir die Proteste der selbsternannten "Propheten" vorstellen und die Streitigkeiten und Abspaltungen, die folgten. So lernte ich Schritt für Schritt, dass man ohne die Kraft nicht auf bloße Weisung der Schrift handeln kann und dass die angemaßte Kraft eine große Täuschung ist...

In Lehre und Praxis glichen Mr. Jukes und seine Anhänger den Plymouth-Brüdern, einer Gemeinschaft, die etwa 14 Jahre zuvor entstanden war. Als besonderes Kennzeichen vermieden sie alles, was nach religiösem Formwesen aussah bis hin zu Ablehnung jeglichen besoldeten Predigtdienstes. Sie hielten sich dagegen in beständiger Abhängigkeit vom Heiligen Geist. In ihren weiteren Besonderheiten folgte Mr. Jukes ihnen nicht. Dagegen ist es außerordentlich überraschend, dass Mr. und Mrs. Jukes der Wiedertaufe von Mr. Daniell, einen Baptistenprediger, zustimmten. Es gibt nur wenige Briefe aus dieser Zeit, welche im Detail die Nöte und Enttäuschungen wiedergeben wie der zuletzt zitierten. Aber das besondere Kennzeichen, der noch vorhandenen Briefe ist ein Ton der Schroffheit und Geltendmachung seines eigenen Urteils, welcher fremdartig klingt für jemanden, der den Briefschreiber aus späteren Jahren als einen Mann voller Güte und Großmut kannte. In dieser Zeit war er beständig am Forschen in der Schrift, in den Schriften der Väter und denen der Mystiker, wie z.B. Jakob Boehme.

Erste Schriften

1847 erschien sein erstes größeres Werk: Die Opfergesetze nach 3Mo 1-7. Siehe auch hier: [1].
Den Inhalt des Buches hatte er als Botschaft seiner Gemeinde in Form von Vorlesungen ausgerichtet. Als er sie nach Korrektur drucken wollte, erhielt er einen Brief von einem Hörer, welcher ihm mitteilte, dass er diese Lesungen in Kurzschrift mitgeschrieben habe und sie zu veröffentlichen gedenke.. Das Copyright-Gesetz gab dem Autor keinen Schutz für öffentlich gehaltene Predigten. So musste er sein eigenes Werk für 100 L zurückkaufen. Er kennzeichnet darin die einzelnen Arten der Opfer im Gesetz und die dadurch repräsentierten unterschiedlichen Aspekte des Opfers Christi, zugleich den verschiedenen Grad, mit dem die einzelnen Gläubigen das Werk Christi würdigen. In späteren Jahren pflegte Mr. Jukes von diesem Buch als einem unausgereiften zu sprechen, und er beabsichtigte, es irgendwann zu erweitern.

Sein nächstes Werk war: Die charakteristischen Unterschiede der vier Evangelien [2] , ein weniger ursprüngliches Werk, aber bemerkenswert als einer viel weitergehenden Vertrautheit mit den Vätern. Seine Fortschritte in den Studien wurden noch offensichtlicher in dem Buch: Die Vorbilder der Genesis.  :[3]

Weitere Werke A.Jukes : [4]

Noch mehr Druck

Inzwischen war die Kongregation von der Straße in einen Raum umgesiedelt, befand aber diesen Platz als zu eng, und es wurde beschlossen, eine Kapelle zu bauen. Dieser Wunsch legte Mr. Jukes eine neue Last auf. Dennoch appellierte er an die Brüder und erhielt gerade so viel, als er zum Kauf des Grundstücks benötigte. Danach geschah drei Jahre lang nichts, und er schloss daraus, dass nach den Herrn Willen sein Werk in Hull abgeschlossen sei. So traf er Arrangements, um nach London zu übersiedeln. Gerade zu dem Zeitpunkt, als er zu gehen beabsichtigte, opferten die armen Seelen fast alles, was sie besaßen, wenn er nur bliebe und ihnen diente. Aber noch immer war er am Fragen nach dem Willen des Herrn, denn wenn der Herr ihm für so viele >Jahre keine Kapelle zugestanden hatte, sollte es denn jetzt sein Wille sein? Und er fragte sich, ob er dem Herrn mit seinen Schriften nicht besser dienen könnte als damit, eine neue Sekte zu errichten.

Die Kapelle wurde schließlich gebaut, fasste mehr als 600 Personen und wurde 1866 eingeweiht als Kirche vom Evangelisten St. Johannes. Das wiederum erregte Ablehnung bei extremeren Plymouth-Brüdern, so dass sie an der Einweihung nicht teilnahmen, denn sie fürchteten, dass er "im Hinabgehen in den Strom, um andere zu erreichen, selber hinweggeschwemmt würde".

Neu entdeckte Wahrheiten

Aber aus einem ganz anderen Grund wurde seinem Dienst in Hull ein Ende gesetzt. Einer seiner alten Freunde, der ihn oft in Glaubensfragen aufgesucht hatte, kam in Not wegen der allgemeinen Lehre von der ewigen Verdammnis. Die Sache war Mr. Jukes nicht neu. Schon als Student war er von der Tatsache beeindruckt, dass viele Verordnungen im AT als ewig bezeichnet werden und dennoch an ein Ende gekommen sind. So folgerte er, dass ewig und immer während nicht austauschbar sind. Er kam zu der Überzeugung, dass das Werk Gottes durchgeführt wird in einander folgenden Zeitaltern oder Ewigkeiten (Äonen). Darüber hinaus hatte er erkannt, dass Gott uns nicht von dem Tod, sondern durch den Tod rettet, so dass der Ausdruck "der zweite Tod" nahelegt, dass dieser, gleich dem ersten Tod, Teil des Planes der Erlösung des Menschen von einer Welt der Sünde ist.

Und schließlich wurde seine Aufmerksamkeit auf Gottes Methode gelenkt, eine Auswahl zu retten, um durch sie das Ganze zu erlösen, und dass die Christenheit, eine kleine Auswahl, nicht erwählt wurde, um einen Segen zu erben, sondern um diesen Segen den Nicht-Erwählten weiterzugeben. Diese Gedanken entwickelte er in zahlreichen Briefen an seinen Freund. Das Werk zirkulierte als Manuskript unter wenigen Freunden, und für eine lange Zeit weigerte er sich, es zu veröffentlichen, nicht weil er an der Wahrheit zweifelte, aber weil er im Zweifel war, ob sie passend sei für diese Zeit. Endlich übergab er diese Briefe gewissen Personen, zu deren Urteilsfähigkeit er Vertrauen hatte, und auf deren Rat veröffentlichte er sie 1867 unter dem Titel: Der zweite Tod und die Wiederbringung aller Dinge. Auf kein anderes Werk verwandte er soviel Sorgfalt, indem er es immer wieder überarbeitete im besonderen vertrauen, dass die Hoffnung, die er verfocht, schon Bestandteil der frühen Kirche gewesen und danach nur verschüttet worden war.

Zusammenbruch

Die Veröffentlichung dieses Buches führte zu bitteren Kontroversen. Viele seiner alten Getreuen hielten streng an der Lehre der endlosen Pein. Andere bevorzugten die Lehre der Vernichtung der Gottlosen. Aber von beiden Seiten wurde er mit Nachdruck angegriffen. Mr. Jukes scheint überrascht gewesen zusein, dass die von ihm neuentdeckte Wahrheit nicht alsbald von anderen angenommen wurde, und auch er reagierte in seinen Briefen mit einem schroffen Ton, zugleich sind diese Briefe gekennzeichnet von einer übermäßigen Überanstrengung. Er war durch 25 Jahre geistlicher Anspannung gegangen. Er hatte Sorge getragen für viele Seelen, welche von ihm Führung erwartet hatten und hatte erfahren, welche Erschöpfung es mit sich bringt, sein Leben in Liebe darzulegen für die Freunde. Er hatte die Enttäuschungen eines Idealisten erlitten, der feststellen muss, dass diejenigen, für die er wirkt, seinem Ideal nicht entsprechen.

Die Geldsammlung für den Bau der Kapelle, seine dann endlich gegebene Zustimmung, darin Gottesdienste zu halten in dem Glauben, damit der Herde zu dienen, eine neuerliche Herausforderung durch Mr. Longley, seinem alten Lehrer, der ihn aufforderte, zur englischen Staatskirche zurückzukehren (was ihm fas soviel Not bereitete wie die erste Verweigerung) und jetzt das Verworfen werden von jenen, denen er freundschaftlich verbunden war, weil sie meinten, er habe den Glauben an Christus verworfen und sich der Erkenntnis von der allumfassenden Liebe Gottes verschlossen. Wen wundert's, dass seine körperliche und geistige Gesundheit unter diesen vielfältigen Spannungen zusammenbrach.

Nachdem er etliche Jahre zuvor vom Pferd gestürzt war und erhebliche Schädelverletzungen davongetragen hatte, brachen jetzt die Symptome mit heftigen Kopfschmerzen bis hin zu Lähmungserscheinungen wieder auf. So verließ er Hull in der festen Überzeugung, sein Werk nie wieder aufnehmen zu können. Im Winter 1867/68 verbrachte er lange Zeit in Griechenland, Ägypten und im Heiligen Land. Die Kapelle aber wurde an die Presbyterianer verkauft.

Das Evangelium, sein Leben

Von der Reise kehrte er in besserer Kondition zurück, aber immer noch unfähig zur Arbeit. Er war zu diesem Zeitpunkt 53 Jahre alt. Im April 1868 verließ er Hull.

Er wurde niemals Priester der englischen Staatskirche, erhielt aber dennoch vom Bischof von London die Erlaubnis, in der Kirche zu amtieren. Aber die Zeit war für ihn wegen seiner instabilen Gesundheit noch nicht gekommen. Als er jedoch nach einiger Zeit entdeckte, welche Kraft er selbst aus der Predigt schöpfte, ohne Schaden zu nehmen, fühlte er sich neu erfrischt durch die Proklamation des Evangeliums, welches sein Leben war.

Wir haben gesehen, dass er in der Zeit seines Lebens in Hull ein fleißiger Student der Heiligen Schrift und der Väter war. Dadurch reifte in ihm die Erkenntnis, dass unsere Errettung vielmehr darin besteht, was Christus ist als in dem, was er getan hat.

1870 bekam er Besuch von Mr und Mrs. Pearsall Smith, welche von Amerika gekommen waren, um religiöse Treffen zu halten. Durch sie wurde er bekannt mit Mr. und Mrs. Cowper Temple (später Lord und Lady Mount Temple), in deren Häusern er bedeutenden Menschen begegnete, denen er bisher ferngestanden hatte. Es war der Plan der Eheleute Temple Menschen der verschiedensten geistlichen Richtungen zusammenzubringen, die aber in der Liebe zu unserem Retter übereinstimmen. Diese Treffen gestalteten sich zu den wohlbekannten Broadland Konferenzen, ausgehend vom Jahre 1870.

Eine Freundschaft

Zu dieser Zeit wurde ich bekannt mit Mr. Jukes, und ich freue mich der Bekanntschaft und Freundschaft mit einem Mann, der mir die tiefsten Segnungen meines Lebens vermittelte. Im Herbst 1873 wurde ich Hilfsgeistlicher in Highgate, und der Pfarrer wies mich an einen Geistlichen, den er beschrieb als mächtig in der Schrift. Er war groß, seine Augen von klar blauer Farbe. Wenige Tage später rief mich Mr. Jukes. Nach kurzer Zeit unserer Konversation erwähnte er eine kürzlich erschienene Übersetzung von Origenes. "Lieben sie Origenes? Dann müssen wir Freunde sein." Und er erwies sich wirklich als ein treuer Freund. Es geschah, dass wir lange Spaziergänge unternahmen, wobei er über alles sprach, was ihn gerade bewegte. Es ist charakteristisch für ihn, dass er für mehr als ein Jahr überhaupt nicht über die Wiederherstellung aller Dinge sprach, denn er wusste, ich hatte genug zum Nachdenken. Vielleicht erfuhr ich auch deshalb nichts über die Bibellesungen, die er in seinem Hause hielt.

Obgleich er der Meinung war, dass seine Zeit zum Predigen zu Ende sei, predigte er gelegentlich in der Allerheiligen Kirche. Seine Predigt war ein Vor-augenstellung des Wortes über unseren Herrn "...er predigte gewaltig und mit Autorität"... Seine Ausdrucksweise war sehr einfach, er gebrauchte manche Wiederholung und schreckte auch nicht vor sehr lebendigen Illustrationen zurück. "Wenn wir sagen, ein Kohlkopf ist teuer, meinen wir, dass wir viel dafür bezahlen. Unser Herr ist uns teuer und wert, wenn wir viel für ihn geben." Er sprach immer wie einer, der die Wahrheit sah, die er beschrieb, und berichtete sie nicht aufgrund der Autorität anderen.

Weitere Schriftwerke

1879 machte die überaus labile Gesundheit vom Mrs. Jukes eine Übersiedlung nach Woolwich notwendig. Vielleicht war die Wahl nicht sehr glücklich. Schon vor dem Winter musste sie in einwärmeres Klima gebracht werden, und Torquay wurde erwählt ... !880 starb sie und wurde in Hull beigesetzt. Mr. Jukes kehrte nach Woolwich zurück, wo seine Ausdauer und sein Glaube ihn bald befähigten, sein literarisches Werk wieder aufzunehmen und das Werk zu vollenden, welches seinen Lesern als das vollkommenste seiner Bücher erscheint. Seit einiger Zeit hatte sein Bemühen der Lektüre der Passagen des Johannesevangeliums über den Ausdruck "Wahrlich, wahrlich" gegolten. Er erachtete diese als Beschreibung für die verschiedenen Stufen des neuen Menschen in uns. Das Buch erschien 1881 unter dem Titel: "Der neue Mensch und das ewige Leben". Diesem folgte 1888 : "Die Namen Gottes" in der Heiligen Schrift. Die verschiedenen Namen Gottes in der Genesis stellen verschiedene Offenbarungen Gottes dar.

Obwohl seine Gesundheit weiterhin zerbrechlich blieb, konnte er doch an manchen Treffen in London teilnehmen, speziell an denen einer Gesellschaft mit Namen "Clerical Friends in Council" , in der sich Kirchenmänner der verschiedensten Richtungen begegneten. Bei diesen Treffen war er immer ein angesehener Sprecher. Er führte auch eine enorme Korrespondenz, denn seine Bücher waren in England und Amerika weit verbreitet und wurden in etliche Sprachen übersetzt.

Im Alter

In seinem Alter hatte er Rheuma und Herzattacken zu leiden, so dass das Schreiben und die Bewegungen schwieriger wurden. Im allgemeinen ging es ihm aber noch recht ordentlich. Er freute sich an Besuchen seiner Freunde und war auch fähig zur Konversation mit ihnen bei nur geringer Beeinträchtigung seiner geistigen Kraft. Er war immer strahlend und dankbar. Die Worte "Dank sei Gott, alle Dinge sind für uns und nicht gegen uns" waren beständig auf seinen Lippen.

Als die Schwäche zunahm, musste er sein Haus in Woolwich aufgeben und zu seinem Sohn nach Hackney umsiedeln. Im Herbst 1900 besuchte er seine Tochter Southampton, wo er am 4. Juli 1901 friedlich heimgehen durfte.


Seine Werke In Bibelwissen zu lesen:

1. Die Opfergesetze nach 3Mo 1-7 (1847)

2. Der zweite Tod und Die Wiederbringung aller Dinge (1867)

3. Der neue Mensch und das ewige Leben (1881)

4. Die Namen Gottes (1888)