Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg

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Von Daniel Muhl

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Jesus erzählte oft Gleichnisse und Geschichten, die gar nicht in unser Rechtsempfinden passen. Was in den Augen Gottes gerecht ist, wird in unseren Augen manchmal als ungerecht wahrgenommen. Immer wieder haben wir in unserem menschlichen Empfinden den Eindruck, dass Gott manchmal zu nachsichtig ist (bei David nach seinem Ehebruch und Mord; 2Sam 12:13) und ein andermal zu streng (bei Saul, als dieser den Bann angeordneten nicht vollstreckte 1Sam 15:1-23). Das Verhalten Gottes passt so oft nicht in unsere Theologie hinein und solches verunsichert uns manchmal zutiefst. Sofort kommt das Gefühl in uns hoch, Gott ist so unberechenbar, man weiß nie woran man bei ihm ist und das beunruhigt zutiefst.

Ohne auf die Fragen einzugehen, die sich aus den erwähnten Beispielen ergeben, möchte ich an dieser Stelle nur eines sagen: "Wäre Gott mit dem Denken von uns kleinen Menschen vollständig erfassbar, wäre er ein kleiner Gott! Bibelstellen, die nicht in unsere Theologie hineinpassen, verursachen oft zuerst eine Verunsicherung, bilden aber nach einer geschenkten Offenbarung, oft die Grundlage für eine vertiefte göttliche Erkenntnis!"
Das folgende Gleichnis strapaziert unseren Gerechtigkeitssinn bis aufs Äußerste. Jesus erzählte in Mt 20 das seltsame Gleichnis von den Arbeiteren im Weinberg. Ein Religionsstifter, der den Menschen gefallen möchte, würde nie ein solches Gleichnis erzählen!

Bibeltext

  • Mt 20:1-16 Denn mit dem Reich der Himmel ist es wie mit einem Hausherrn, der ganz frühmorgens hinausging, um Arbeiter in seinen Weinberg einzustellen. 2 Nachdem er aber mit den Arbeitern um einen Denar den Tag übereingekommen war, sandte er sie in seinen Weinberg. 3 Und als er um die dritte Stunde ausging, sah er andere auf dem Markt müßig stehen; 4 und zu diesen sprach er: Geht auch ihr hin in den Weinberg! Und was recht ist, werde ich euch geben. 5 Sie aber gingen hin. Wieder aber ging er hinaus um die sechste und neunte Stunde und machte es ebenso. 6 Als er aber um die elfte [Stunde] hinausging, fand er andere stehen und spricht zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag müßig? 7 Sie sagen zu ihm: Weil niemand uns eingestellt hat. Er spricht zu ihnen: Geht auch ihr hin in den Weinberg! 8 Als es aber Abend geworden war, spricht der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Rufe die Arbeiter und zahle ihnen den Lohn, angefangen von den letzten bis zu den ersten! 9 Und als die um die elfte Stunde [Eingestellten] kamen, empfingen sie je einen Denar. 10 Als aber die ersten kamen, meinten sie, dass sie mehr empfangen würden; und auch sie empfingen je einen Denar. 11 Als sie den aber empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn 12 und sprachen: Diese letzten haben [eine] Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht, die wir die Last des Tages und die Hitze getragen haben. 13 Er aber antwortete und sprach zu einem von ihnen: Freund, ich tue dir nicht unrecht. Bist du nicht um einen Denar mit mir übereingekommen? 14 Nimm das Deine und geh hin! Ich will aber diesem letzten geben wie auch dir. 15 Ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinen zu tun, was ich will ? Oder blickt dein Auge böse, weil ich gütig bin? 16 So werden die Letzten Erste und die Ersten Letzte sein; denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.

Ein seltsamer Arbeitgeber

Das Reich der Himmel (o. die Regentschaft der Himmel) wird mit einem Hausherrn (anthrōpos +444 oikodespotēs +3617) verglichen, der Arbeiter für seinen Weinberg sucht. Er findet sie. Doch er stellt nicht nur am Morgen seine Arbeiter ein sondern während des gesamten Tages. Die ersten beginnen mit Tagesbeginn und die Letzten beginnen um die elfte Stunde (17.00 Uhr). Am Abend, vmtl. um 18.00 Uhr werden alle Arbeiter zusammengerufen und die Arbeiter, die um 17.00 Uhr anfingen, erhalten zuerst einen Denar (gr. dēnarion). Sie bekommen als erstes einen Tageslohn für eine Stunde Arbeit. Nebenbei bemerkt: der Tageslohn von einem Denar war üblich oder zumindest so gut, dass die Arbeiter, die zu Tagesbeginn eingestellt wurden, mit der Höhe des Lohnes durchaus zufrieden waren. Das war schon eine ganz große Überraschung! Alle dachten: "Wow! Was ist das für ein großzügiger Herr.“ Wenn die Letzten für eine Stunde Arbeit einen Denar bekommen, dann gibt es für uns vielleicht zehn oder zwölf Denare!" Und dann kommt die große Enttäuschung. Sie erhalten „nur“ den vereinbarten Tageslohn. Was für eine große "Ungerechtigkeit" und der Tropfen, der das "Fass zum Überlaufen" brachte, war die Tatsache, dass diese Kurzarbeiter als erstes ihren Lohn bekamen! Welcher Mensch versteht da die Enttäuschung und die Wut der ersten Arbeiter nicht?
Damit wir die ganze Geschichte besser verstehen können, empfiehlt es sich, alles aus der Sicht der einzelnen Personen anzuschauen.

Die ersten Arbeiter

Bei allen Arbeitern dürfte es sich um "Tagelöhner" handeln, die sich im Laufe des Tages auf dem Marktplatz einfanden. Es waren Arbeiter, die keine Festanstellung hatten. Vermutlich suchten sie jeden Tag aufs Neue eine Arbeit. Die ersten Arbeiter waren die "Frühaufsteher". Sie wussten, wenn sie einen Tageslohn verdienen wollten, dann mussten sie zeitig auf dem Arbeitsmarkt erscheinen, damit sie möglichst früh einen "Job" finden würden, um dann einen Tageslohn erhalten zu können. Aus Erfahrung wussten sie ganz genau: "Wenn ich erst am Mittag erscheine, dann stehen meine Chancen schlecht, eine Arbeit zu finden. Zudem würde es dann nur einen halben Tageslohn geben. Dieses Risiko kann und will ich nicht eingehen. Ich werde um 6.00 Uhr auf dem Marktplatz stehen und mich als Arbeiter 'anbieten'." Wahrscheinlich gab es auch Tage, wo man keine Arbeit fand oder vielleicht erst im Laufe des Tages. Aber dieser Tag, war ein glücklicher Tag! Bereits zu Tagesbeginn finden sie eine Arbeit in einem Weinberg! Mit dem vereinbarten Denar waren sie auch einverstanden. Vielleicht war es sogar so, dass sie dachten: "Dieser Arbeitgeber zahlt einen guten Lohn!" Glücklich und zufrieden, schon so früh eine Arbeit gefunden zu haben, machten sie sich ans Werk.

Der Tag war natürlich hart und die Tageshitze trug auch das Seine dazu bei, so dass es sehr anstrengend war! Doch mit der freudigen Erwartung, einen anständigen Tageslohn zu erhalten, hielten sie durch. Im Laufe des Tages kamen noch mehr Arbeiter dazu und die Arbeitslast wurde dadurch vielleicht etwas geringer. Sehnsüchtig erwarteten sie den Feierabend, wo sie ihren Lohn beziehen und sich ausruhen konnten. Einige freuten sich vielleicht auch auf das Wirtshaus und den wohlverdienten Becher Wein.

Es wird 18.00 Uhr und Erleichterung macht sich breit. Endlich können wir unser Gehalt abholen. Doch dann folgt die erste Überraschung! Die Arbeiter, die nur eine Stunde gearbeitet haben, werden zuerst gerufen. Das war an sich schon etwas befremdlich! Aber dann kommt die noch größere Überraschung! Die Letzten erhalten für eine Stunde Arbeit, einen Denar! Die Letzten waren vermutlich sehr überrascht und man sah es ihnen bestimmt auch an. So erstaunt es auch nicht, als die Ersten dachten: "Wenn die Letzten mehr bekommen, als sie dachten, dann bekommen wir wahrscheinlich auch mehr, als wir denken; zumal wir zwölf mal mehr gearbeitet haben. Wenn wir auch den vereinbarten Denar bekommen, dann wäre das sehr ungerecht!" Durch diese Schlussfolgerung stiegen ihre Erwartungen rapide an.

Der Hausherr gibt aber auch ihnen einen Denar. In der Folge wurden die hohen Erwartungen enttäuscht. Da kommen schon Fragen auf: "Wie kann es sein, dass einige nur eine Stunde arbeiten müssen und genau gleichviel erhalten, wie wir, die wir zwölf Stunden gearbeitet haben? Was denkt sich der Hausherr dabei? Merkt er nicht, wie betrogen wir uns fühlen? usw."

Während des ganzen Tages rechneten die ersten Arbeiter immer mit einem Lohn von einem Denar und damit waren sie durchaus zufrieden. Die Unzufriedenheit kam erst, als sie sahen, dass die "Müßiggänger" genau den gleichen Lohn bekamen. Die Unzufriedenheit kam also nicht durch den zu kleinen Lohn zustande, sondern durch eine falsche Annahme, die dann die Erwartungen hochgeschraubt haben. Man könnte fast sagen: "Durch das unerwartete Verhalten des Hausherrn am Abend wurde die Gier der ersten Arbeiter "geweckt"! Es kam das zum Vorschein was im Innern dieser Arbeiter schlummerte. Die unerwartete Güte und Barmherzigkeit des Hausherrn erweckte dann auch die Missgunst, die noch in ihrem Herzen schwelte und diese wiederum offenbarte ihre mangelnde Liebe.

Wie so oft, lässt Gott manchmal unerwartete und unverständliche Dinge geschehen, weil dadurch die Herzen offenbar werden. Wenn tief in uns drin, die Gier, der Neid oder die Unversöhnlichkeit schlummert und wir uns von diesen Dingen nicht abwenden, dann lässt Gott irgend etwas Unverständliches geschehen, damit offenbar wird, was in uns drin steckt. Dies tut er nicht weil er uns bloßstellen will, sondern damit es uns bewusst wird und wir uns von diesen Dingen reinigen können.

Die Arbeiter die im Laufe des Tages eingestellt wurden

Zur dritten, zur sechsten und zur neunten Stunde, also um 9.00, 12.00 und 15.00 Uhr, hielt der Hausherr immer wieder nach zusätzlichen Arbeitern Ausschau. Was für Leute waren das? Waren es die Langschläfer? Waren es diejenigen, die in der vorderen Nacht durchgezecht haben und am Morgen kaum aus dem Bett kamen? Oder waren es einfach Leute, die bis jetzt nicht das Glück hatten, eine Arbeit zu finden, die vielleicht schon stundenlang danach Ausschau hielten und nichts fanden? Jesus sagt einfach, dass sie ohne Arbeit waren und nichts bewirken konnten. Die Übersetzungen beschreiben den Zustand dieser Leute in Mt 20:3 wie folgt:

-"auf dem Markt müßig stehen"
-"stehend auf dem Markt, untätig"
-"Standgenommenhabende als Unwirksame" (DBR)
-"untätig stehend auf dem Markt"
-"die auf dem Markt als Arbeitslose standen."

Die Bibel sagt uns eigentlich nicht, dass es sich hier um Müßiggänger handelte, sondern lediglich um Arbeitslose. Der Grund ihrer Arbeitslosigkeit könnte zwar Faulheit sein oder die Tatsache, dass sie Langschläfer waren, aber es konnten genau so gut solche gewesen sein, die seit dem Morgen verzweifelt nach einer Arbeit gesucht haben, jedoch bis anhin nicht fündig wurden. Egal aus welchem Grund sie später vom Hausherrn angesprochen wurden; sie hatten eine geringere Chance noch einen Job zu finden und die Wahrscheinlichkeit am Abend einen ganzen Tageslohn einzukassieren, war sehr klein. Eigentlich sollten diese Leute auch an diesem Tag einen Tageslohn verdienen, weil sie sonst schnell zu wenig zum Leben haben. Der Beginn des Tages verlief also für die Leute, die Arbeit suchten, nicht so befriedigend. Einige waren vielleicht selbst schuld, weil sie zu lange geschlafen haben, andere aber nicht. Ganz egal was die Gründe waren, vermutlich hat sich jeder schon etwas Sorgen gemacht, ob er noch einen Job finden würde. Als sie dann vom Hausherrn angesprochen wurden, hatten sie den Job einfach genommen, ohne genau zu wissen, was sie dafür bekommen würden. Der Hausherr sagte ja einfach:

  • Mt 20:4 - ... Und was recht ist, werde ich euch geben.

Sie dachten, besser eine Arbeit, als gar keine und sie vertrauten der Aussage des Hausherrn, dass er sie recht entlohnen wird. Der Arbeitgeber schien vertrauenswürdig. Hier spielte also der Glaube schon eine gewisse Rolle. Am Abend gab es auch für sie eine Überraschung! Die Arbeiter, die um 17.00 Uhr eingestellt wurden, erhielten ihren Lohn zuerst und alle staunten, wie großzügig der Hausherr war. Es ist gut möglich, dass auch sie jetzt mit mehr als einem Denar rechneten, aber irgendwie wussten sie auch, dass selbst wenn sie nur einen Denar bekommen würden, es ein guter Lohn war, da sie erst um 9.00, 12.00 oder 15.00 Uhr begannen und ein Denar ein üblicher Tageslohn war.

Auch wenn sie es vielleicht nicht als gerecht empfanden, was der Hausherr tat, so waren sie trotz allem, angenehm überrascht, dass sie mehr bekamen, als sie rechneten. Sie trauten sich auf jeden Fall nicht etwas zu sagen oder vielleicht rechneten sie bereits damit, dass die Arbeiter vor ihnen, sich am schnellsten zu Wort melden würden.

Wie auch immer; diese zweite Gruppe bekam am Abend mehr als sie den ganzen Tag gerechnet haben. Während der Lohnauszahlung kam vielleicht kurzzeitig eine überhöhte Erwartung ins Spiel. Aber sie verhielten sich auf jeden Fall ruhig. Die Güte und Großzügigkeit des Hausherrn war eine mehrheitlich angenehme Überraschung und der Tag endete erst noch besser als gedacht!

Die letzten Arbeiter

Die letzten Arbeiter wurden eine Stunde vor Arbeitsschluss eingestellt. Um 17.00 Uhr begannen sie ihre Arbeit und um 18.00 Uhr wurden sie ausbezahlt. Sie bekamen aber keinen Stundenlohn, sondern einen Tageslohn! Umgerechnet erwarteten sie vielleicht 10 Euro; sie bekamen aber 120 Euro! Was für ein Glück! Es war fast wie ein Lotteriegewinn. Es kam noch dazu, dass sie als Erste den Lohn bekamen, obwohl sie am wenigsten gearbeitet haben. Da stellt sich schon die Frage, weshalb die Letzten so bevorzugt wurden?

Wir wissen nicht, wie ihr Tag verlief, ob sie Ausschläfer oder Müßiggänger waren. Der Hausherr findet sie und spricht sie an:

  • Mt 20:6b-7a - "Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?", fragte er sie. 7 "Es hat uns eben niemand eingestellt", antworteten sie.

Ich gehe davon aus, dass die Letzten auch arbeitswillig waren und dass sie bis kurz vor 17.00 Uhr keine Arbeit fanden. Mit größter Wahrscheinlichkeit haben sie ihre Hoffnung aufgegeben, denn um 17.00 Uhr findet man in der Regel keine Arbeit mehr und wenn man das Glück hat, eine zu finden, dann verdient man vielleicht gerade noch so viel, dass man sich ein kleines Stück Brot kaufen konnte (damals kostete ein Brot oft mehr als ein Stundenlohn). Der Tag begann also mit der Hoffnung eine Arbeit zu finden. Doch niemand stellt sie ein. Vielleicht sahen sie nicht so kräftig und arbeitsam aus, vielleicht waren es die Verbitterten, die Unglückseligen. Als im Laufe des Tages die Hoffnung auf eine Arbeit schwand, machte sich sehr wahrscheinlich eine große Frustration und Hoffnungslosigkeit breit. Die Arbeiter, die kein Erspartes mehr hatten, rechneten damit, hungrig ins Bett gehen zu müssen. Die Arbeiter, die am Morgen eingestellt wurden, sagten sich am Abend: "Die Letzten mussten bis 17.00 Uhr nicht arbeiten!" Die letzten Arbeiter empfanden es etwas anders. Sie hätten gesagt: "Wir konnten den ganzen Tag nicht arbeiten, weil wir keine Arbeit fanden und das war Stress pur!" Der Tag der Arbeitslosen, die erst um 17.00 Uhr eingestellt wurden, war auf keinen Fall leichter, weil es einen ungeheuren Stress bedeutet, wenn die Hoffnungslosigkeit überhand nimmt!

Nachdem die Hoffnung praktisch gestorben war, noch eine Arbeit zu finden, werden die Arbeitslosen vom Hausherrn angesprochen. Er stellt sie ein und die Arbeiter sagen sich: "Jetzt können wir noch etwas Kleines verdienen und müssen vielleicht nicht hungrig ins Bett. Sie wissen zwar nicht, wie viel sie verdienen, aber sie vertrauen dem Hausherrn, dass er ihnen einen angemessenen Lohn geben wird. Sie arbeiten "im Glauben" das Rechte zu bekommen. Bereits nach einer Stunde endet die Arbeit und die Arbeiter waren gespannt, was es jetzt geben würde. Sie waren überrascht, dass sie zuerst gerufen wurden und als ihnen ein Tageslohn ausbezahlt wurde, waren sie einfach überwältigt! Was für eine Gnade, was für eine Güte und was für eine Großzügigkeit, die doch nur aus der Liebe stammen kann. Die letzten Arbeiter liebten ohne Zweifel ihren neuen Arbeitgeber ganz besonders! Sie wussten, dass ihr Lohn zum größten Teil ein Gnadengeschenk war! Ihr Tag endet mit einer freudigen und unerwarteten Überraschung! Sie erlebten eine einmalige Güte und Gnade! Und sie liebten ihren neuen Arbeitgeber ganz besonders und sie wären sogar bereit, ein andermal umsonst für diesen Hausherrn zu arbeiten! Übrigens: Den Begriff "Hausherr" kann man gemäß der DBR auch mit WOHNETRÄNKmächTIGER übersetzen (w: dem BINDEND IST, WOHNEzugehöriges zu TRÄNKEN). Mit anderen Worten: "Alle die in seinem Haus sind, sollen so getränkt werden, dass sie keinen Durst mehr verspüren!" Das erinnert uns an die Worte Jesu:

  • Joh 4:13b-14 - Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; 14 wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.

Der Hausherr

Der Hausherr hat einen arbeitsreichen Tag vor sich. Es muss viel getan werden. Vielleicht muss die Ernte möglichst schnell eingefahren werden, da es zu einem Wetterumschwung kommt. In seinem Betrieb fehlen aber viele Arbeiter. So geht er frühmorgens auf den Marktplatz, wo es immer wieder Tagelöhner gibt. Er wird fündig und vereinbart mit den Tagelöhnern einen fairen Preis. Der Hausherr gibt ihnen die Arbeitsanweisung, weiß aber auch, dass er mit diesen Leuten sein Tagesziel nicht erreichen wird. Also beschließt er wieder auf den Markt zu gehen und weitere Arbeiter einzustellen. Im Laufe des Tages sieht er wie seine Arbeiter sich für ihn abmühen, jedoch nicht in der Lage sein werden, die ganze Arbeit tun zu können. Er muss ihnen unbedingt unter die Arme greifen und noch weitere Arbeiter einstellen. Wahrscheinlich stellt er um 16.00 Uhr fest, dass immer noch welche fehlen und er entschließt sich, noch ein letztes Mal Arbeiter zu suchen, obwohl es fraglich ist, um diese Zeit noch Leute zu finden. Auf dem Marktplatz findet er frustrierte und vielleicht auch verzweifelte Leute, die ihm vorher vielleicht nicht auffielen. Möglicherweise waren es auch Leute, die vorher nicht unbedingt so belastungsfähig aussahen, die vielleicht zu schnell "schlapp" gemacht hätten. Er sieht ihre Verzweiflung und Not und er bekommt Mitleid mit ihnen. Er entschließt sich, auch sie noch für eine Stunde einzustellen. Jetzt kann der Hausherr sein Tagesziel erreichen und er freut sich über den großen Ertrag, den er am Abend einfahren kann. Das schwere Schicksal der letzten Arbeiter und den psychischen Stress, den sie infolge ihrer Hoffnungslosigkeit erleiden mussten, bewegte den Hausherrn so sehr, dass er sich entschließt, ihnen zuerst den Lohn auszuzahlen. Vielleicht dachte er auch, dass diese Arbeiter nichts dafür konnten, den ganzen Tag keine Arbeit zu finden und so entschied er sich noch dazu, ihnen auch einen Tageslohn zu geben, weil er ja die Freiheit hat, jedem den er will ein Geschenk zu machen! Der Tageslohn war nicht verdient, aber er war ein Geschenk aus Liebe!

Als die ersten Arbeiter mit diesem Geschenk an die letzten Arbeiter unzufrieden waren, sagte der Hausherr Folgendes:

  • Mt 20:13b-15 - Er aber antwortete und sprach zu einem von ihnen: Freund, ich tue dir nicht unrecht. Bist du nicht um einen Denar mit mir übereingekommen? 14 Nimm das Deine und geh hin! Ich will aber diesem letzten geben wie auch dir. 15 Ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinen zu tun, was ich will ? Oder blickt dein Auge böse, weil ich gütig bin?

Der Hausherr hat sich an seine Abmachung mit den ersten Arbeitern gehalten und diese waren ursprünglich mit dem Lohn durchaus zufrieden. Wenn er nun den anderen Arbeitern ein Geschenk macht - und jeder ist berechtigt ein Geschenk zu machen - dann ist das die Sache des Hausherrn und die anderen können ihm Solches nicht verbieten. Wenn ich einem Menschen ein Geschenk mache, dann können die anderen nicht einfach sagen: "Das ist ungerecht, warum machst du nicht auch mir ein Geschenk!" Ein echtes Geschenk ist immer etwas Unverdientes und schenken tut man denjenigen etwas, die man liebt und die man dazu ausgewählt hat. Der Beschenkte ist also auch immer ein Auserwählter und ein Geliebter. Das Geschenk kann man nicht verdienen. Alle Arbeiter ab 9.00 Uhr waren mehr oder weniger Beschenkte und alle haben gearbeitet, ohne die Höhe des Lohnes zu kennen und sie haben im Vertrauen auf den Hausherrn gearbeitet. Somit ist der Glaubende immer auch ein Beschenkter!

- Der Hausherr hält sein Wort und ist großzügig!
- Der Hausherr liebt!
- Der Hausherr hat Erbarmen!
- Der Hausherr beschenkt die, die ihm vertrauen!

So ist unser Gott!

Aus der Sicht der Ewigkeit

Die Ewigkeit und die Unendlichkeit lassen sich mathematisch kaum mit einem Maß oder mit einer Zahl verbinden! Beispiel:

Stellen wir uns theoretisch einmal Folgendes vor: Ein Astronaut kann in einem Raumschiff unendlich schnell fliegen (was physikalisch nicht möglich sein dürfte). Wenn der Astronaut 10 Sekunden lang unendlich schnell fliegt, dann ist er nach 10 Sekunden unendlich weit gereist. Nach einer Stunde ist er ebenfalls unendlich weit geflogen! Aber theoretisch müsste er nach einer Stunde weiter weg sein, als nach 10 Sekunden.

Wir merken also: Sobald die Unendlichkeit im Spiel ist, hören die mathematischen Gesetze ein stückweit auf zu existieren! Aber was hat das mit unserem Gleichnis zu tun? Was schenkt unser Gott den Glaubenden? Paulus macht es deutlich, wenn er schreibt:

  • Röm 8:32 - Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?

und

  • 21 So rühme sich denn niemand [im Blick auf] Menschen, denn alles ist euer. 22 Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges: alles ist euer, 23 ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.

Den Glaubenden ist ohne Zweifel alles geschenkt! Kann man alles - oder anders gesagt: die Unendlichkeit - verdoppeln oder verzehnfachen? Das Reich der Himmel ist wie ein Hausherr, der allen, die bei ihm arbeiten (ganz egal wie lange), das "Ganze" gibt! Gott gibt den Glaubenden, die nur "kurz" in seinem Weinberg gearbeitet haben, das ewige Leben und letztlich auch alles, genauso wie allen anderen! Er kann seinen Arbeitern, die spät dazu gekommen sind, nicht einen Zehntel des ewigen Lebens geben, er kann ihnen nur das ganze ewige Leben geben! Er gibt allen Glaubenden alles und sie müssen erkennen: Es ist einfach ein Geschenk! Wie groß und herrlich ist doch unser Gott! Ich freue mich über meinen Gott so sehr, dass ich mich auch überaus freuen werde, wenn meine Brüder und Schwestern ebenfalls in Christus alles erhalten werden, auch wenn sie nur einen Bruchteil von dem gearbeitet haben, was ich gearbeitet habe. Ich freue mich, wenn ein Sünder sich auf dem Sterbebett zu Gott bekehrt und kaum mehr etwas für Gott tun kann und trotzdem alles in Christus bekommt, so wie ich!

Die von Gott Beschenkten und Begnadigten hat Gott auserwählt und die "Verdiener" sind die Berufenen! Vielleicht ist dieses Gleichnis auch ein Bild auf die Gott treu ergebenen Engel, die sich Jahrtausende lang im Dienste Gottes gemüht haben und letztlich trotzdem nicht mehr bekommen, als wir armen Sünder! Wir, die wir die Engel einmal richten werden (1Kor 6:3), werden den "Lohn" sogar vor ihnen empfangen!

Ja die Ersten werden die Letzten sein!