Das Glückseligkeitsreich

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift einzelner Themen aus: Die Gemeine
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Auszug aus: Zeit und Ewigkeitsfragen im Lichte der Bibel
Verlag des Ev. Vereins für innere Mission Augsb. Bekenntnisses, Karlsruhe

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
Der Werdegang des Königreichs Christi Ps 2

Das Glückseligkeitsreich

Eine Auslegung der Bergpredigt

Matthäus 5-7

In die Bergpredigt stellen uns unsere vorliegenden Kapitel hinein. Im Evangelium des Mt 5-7 ist sie durch den Geist einheitlich zusammengefasst. In die allererste Anfangszeit des öffentlichen Wirkens unseres Heilandes versetzt uns diese Königreichs-Predigt Christi. In Galiläa weilt der Herr. Auf einem Berge sitzt Er. Vor Ihm lagern Seine Jünger; in weiterem Kreise um Ihn sind große Volkshaufen. Da empfängt der Heiland durch den Heiligen Geist eine Art prophetische Zentralschau. In dieser Gruppierung: E r inmitten des K r e i s e s; zunächst um Ihn die J ü n g e r; weiter um Ihn das V o l k, sieht Er die Grundlage und dann im Geiste die Erfüllung des Glückseligkeits-Reiches, welches Er auf Erden nach dem Willen des Vaters schaffen sollte. Am A n f a n g steigt das V o l l e n d e t e vor Seiner geisterfüllten Seele auf - und am Schluss sieht Er dann noch den Weg der Vollendung.

Ein neues Gesetz?

Es hat auf den ersten Blick etwas tief Befremdendes, den Heiland am Anfang Seiner Wirksamkeit in der Bergpredigt ein n e u e s G e s e t z aufrichten zu sehen. Ist Er denn nicht gekommen, Sein Leben zu geben, Versöhnung und Erlösung zu schaffen? Soll nicht auf dem Berge Zion und zu Jerusalem durch Ihn eine Errettung geschaffen werden und soll nicht, wer an Ihn glaubt, gerettet werden? Was soll das neue Gesetz? Ist Er nicht des Gesetzes Ende und wer an Ihn glaubt, gerecht? Stößt der Heiland mit der Bergpredigt uns nicht wieder in des Gesetzes Werke, von denen doch Paulus sagt, verflucht ist, wer mit des Gesetzes Werken umgeht. Wir stehen in der Tat in der Bergpredigt vor einem merkwürdigen Rätsel. Und doch, sowie wir den Blick auf die verschiedenen Haushaltungen Gottes lenken, in welchen Er Seinen Rettungsrat durchführt, dann löst sich uns dies Rätsel. Es gibt eine Haushaltung, die ist des Gesetzes Ende, das ist die Haushaltung der Gläubigen, der Gemeine, der Kinder Gottes. Diese stehen in dem Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu. In ihnen ist durch den Glauben und im Glauben das ewige Leben - der Heilige Geist, der in alle Wahrheit leitet.

Es gibt aber auch eine Haushaltung des Königreichs Christi und der weltweiten Untertanenschaft - eine Haushaltung der evangelisierten Massen - und diese Haushaltung ist d i e der F ü l l e des G e s e t z e s, wie der Heiland gerade in der Bergpredigt sagt; (Mt 5:17ff.) Hier ist der Heilige Geist nicht i n w o h n e n d, sondern ausgegossen ü b e r alles Fleisch - und macht es diesem Fleisch möglich, Gott in Christo untertan zu sein. Hier ist nicht Geburt - Salbung, die alles lehrt - sondern Untertanenschaft und Lehrer, die halten lehren alles, was der Herr befohlen hat. Und nun müssen wir uns klar halten, dass der Heiland im j ü d i s c h e n V o l k geboren ist, also nicht unter den Nationen. Wir müssen uns klar halten, dass der Heiland zunächst nur gekommen ist zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. War dies Volk gewonnen, dann sollten von ihm aus gesegnet werden alle Nationen der Erde. Der Heiland als E r f ü l l e r der P r o p h e t e n und des p r o p h e t i s c h e n W o r t e s musste zunächst die Heraufführung dieses Königreichees im Auge haben; denn etwas anderes haben ja die Propheten nicht geweissagt. Dies Königreich ist aber gesetzlich, allerdings wie wir sagen könne, fülle-gesetzlich. Von Zion geht aus das Gesetz und von Jerusalem das Recht über alle Nationen.

Das Königreich der Himmel

Als der Heiland nun auf dem Berge saß und die Jünger vor Ihm und die Volkshaufen um Ihn, da verklärte der Geist in Ihm dies Königreich der Himmel. Mit prophetischen Strichen zeichnet Er es uns, so wie es vor Seinem Geiste erstand. Dabei sah Er es, wie nicht anders möglich, ganz in der Wahrheit - d. h. in seinem ganzen wunderbaren Aufbau - Er sah aber auch bereits den Weg, den schweren Weg, auf welchem es zu seiner Vollendung kommen sollte. Betend mag der Heiland längere Zeit gesessen haben, ehe er anhob zu reden. Schon bis die Jünger sich um Ihn gesetzt, und die Volkshaufen sich im Kreise gelagert hatten, verging doch einige Zeit. Schauend - äußerlich schauend und innerlich schauend saß der Herr still in der Gegenwart Seines Vaters. Da überkam Ihn in Anschauung der um Ihn Wartenden ein tiefes, wunderbares Glückseligkeitsgefühl. Diese alle sollte Er und durfte Er glückselig machen. Und die ganze Welt glückselig machen, das war Sein großer, Sein heiliger Beruf.

Glückselig, glückselig, glückselig - so entströmte es drum n e u n Mal hintereinander Seinem heiligen Munde. D r e i mal drei m a l - die ganze Fülle der Gottheit mit allem was sie an Glückseligkeit geben kann - quoll Ihm aus Herz und Mund. Und mit einem: „Seid fröhlich und jauchzet (Mt 5:12) schließt die neunfache göttliche, völlige Glückseligkeit ab, als mit ihrem göttlichen Ziel. Sie läuft aus in die Z e h n. In zehn Sätzen prägt der Heilige Geist die Glückseligkeitsfülle aus. Das zeigt deutlich an, dass hier in der Bergpredigt etwas z u m Z i e l Gekommenes dargestellt ist, denn die Zahl Z e h n ist natürlich und geistlich die Z i e l z a h l.

Göttliche Glückseligkeits-Fülle

Also neun Seligpreisungen mit einem zehnten Freude-Aufjauchzen, so haben wir es hier vor uns - d a s ist die g a n z e göttliche G l ü c k s e l i g k e i t s - F ü l l e zum Z i e l gekommen. Und achten wir wohl - nicht der ganze Rettungsplan ist zum Ziel gekommen, sondern die G l ü c k s e l i g k e i t s f ü l l e, das ist etwas anderes. Wenn der Heiland in der Bergpredigt neunmal ausruft: „Selig“ - so hat das Wort „selig“ hier nicht die gleiche Bedeutung wie etwa da, wo unsere deutsche Bibel sonst „selig sein“ oder „selig geworden sein“ redet. Da sollte eigentlich überall stehen: „Gerettet sein und gerettet worden sein.“ Davon ist nun in unsern Seligpreisungen nicht die Rede. Das Wort, das hier steht, heißt „Glückselig“ und entspricht dem alttestamentlichen Wort: „W o h l d e m !“ In dieses Wort „glückselig“ ist, wie schon das Wort „Glück“ anzeigt, etwas I r d i s c h e s eingeschlossen. Die Worte „selig, selig, selig sind“ zeigen an, dass hier eine Vollendungsstufe des Königreichs der Himmel noch a u f dieser E r d e gemeint ist. Das ist eben das sogenannte tausendjährige Reich, von dem hier gehandelt ist, welches ein Glückseligkeitsreich Christi auf d i e s e r E r d e ist vor ihrer v ö l l i g e n Neuschöpfung. Es ist die letzte Vorstufe vor der endlichen Ganz-Neu-Schöpfung. Wenn nun der Heiland neunmal ausbricht: Selig, selig, selig - und zuletzt in ein freudiges Jauchzen übergeht in der Zehn - so sieht Er diese Stufe. Als der Heiland Seine Jünger und die Volkshaufen um Ihn prophetischen Auges anblickte, diese Scharen, an welchen er jetzt zu wirken a n f i n g , da zeigte Ihm der Vater im Heiligen Geist das Vollendete.

Wie kann auch ein Baumeister etwas bauen, wenn er nicht das Vollendete im Bild vor sich hat? Wie kann jemand die größten Schwierigkeiten und Leiden zur Heraufführung einer Sache ertragen, wenn er nicht ein g e w i s s e s , großes, h e r r l i c h e s V o l l e n d u n g s z i e l hat? So ist auch im Sohn dieses Vollendungsziel zur Klarheit geworden in dieser Stunde, und darum brach’s aus: „Selig, selig, selig.... freuet euch mit Jauchzen“ - und darum gerade neun mal und in der Zehn sich vollendend. Auch die Jünger und die Volksmassen sollten, wenn sie auch wohl das meiste nicht verstanden, doch einen staunenden Blick tun in ein großes K o m m e n d e s und j e t z t sich A n b a h n e n d e s. Den Eindruck musste der Stumpfeste bekommen, ein großes, seliges Neues ist auf dem Weg, und der vor uns sitzt, der wird es hinausführen. Aber noch mehr dürfen wir wohl sicher glauben. Diese Scharen waren alle voll von lebendiger, messianischer Hoffnung - wenn nun die Bergpredigt an sie drang mit ihrem n e u n m a l i g e m S e l i g und mit ihrem s i e b e n - m a l i g e m „I c h sage e u c h“ - die Fülle des Gesetzes führt endlich zur Ruh - zur Sieben.

Der Blick auf die erwählten Erstlinge

Das Siebener-Reich - das auf den Sabbat angelegte Reich - geht in seine Erfüllung, wenn in Ihm, dem Heiland, die Gesetzes-Fülle daist und die Gesetzes- Erfüllung möglich ist. So sehen wir aus allem, wie der Heilige Geist im Geiste des Herrn das Glückseligkeitsreich zeichnete, und wie der heilige Mund in dreimal dreifachem Selig - in siebenfachem „Ich sage euch“ - und in aufjauchzender Freude dies innerlich Geschaute kundgab. Das ist die Bergpredigt: Der P l a n e n t w u r f des v o l l e n d e t e n G l ü c k s e l i g k e i t s r e i c h e s gezeichnet am Anfang der Grundlegung desselben. Und was sah der Herr zuerst? Er sah, wie namenlos glückselig die Zeit sein werde, wo endlich die Menschheit frei in Gottes ewigen Gesetzen sich bewegte. Es ist, als hörte man den König David aufjauchzen, wenn er vom göttlichen Gesetz sagt: „Es ist vollkommen und erquicket die Seele. Die Befehle des Herrn sind richtig und erfreuen das Herz. Die Rechte des Herrn sind köstlicher als Gold und viel feines Gold, sie sind süßer als Honig und Honigseim.“

Aber freilich, hier ist noch mehr als David - hier ist Davids Sohn und Herr; hier heißt es neunmal glückselig - und siebenmal: „Ich aber sage euch!“ Hier ist die Fülle und Erfüllung. Und wie herrlich in seiner ganzen zukünftigen Gliederung sieht der Herr das Glückseligkeitsreich. Da saßen vor Ihm zunächst die auserwählten Jünger - diese b e r u f e n e n E r s t l i n g e. Darum zeichnet der Herr zuerst die v o l l e n d e t e E r s t l i n g s g e m e i n e (Mt 5:1-12). Sie ist ja die Grundlage des tausendjährigen Glückseligkeitsreiches. Sie muss erst geistleiblich vollendet sein als die mitherrschende Söhne-Schar. Wunderbar zeichnet der Heiland in unnachahmlichen Geistesstrichen diese Erstlings- oder Glaubensgemeine. Er zeichnet sie in einer Weise, wie eben nur der Heilige Geist selber und der, welcher diesen Geist nicht nach dem Maß hatte, sie zeichnen kann. Da ist immer ein machtvoller G r u n d s t r i c h ihrer N i e d r i g k e i t : arm, leidend, alles tragend; hungernd; dürstend; barmherzig; einfältig; friedensuchend; verfolgt; geschmäht - und jedem steht gegenüber ein noch machtvollerer Grundstrich ihrer Hoheit: Besitzerin des Himmelreichs; geistgetröstet; Erden-Erbin; Gerechtigkeitsträgerin; Gottschauende; Söhne-Gemeine, Seine geringsten, aber verherrlichten Brüder, die standen zuerst vor dem Herrn - kraftvoll - waren sie nicht Sein eigen Bild in Niedrigkeit und Hoheit? Kein Wunder, dass der zwölfte Vers ein freudiges Aufjauchzen bringt (fröhlich und getrost-jauchzend, Mt 5:12).

Der Blick auf auf die Volkshaufen

Dann schaut der Herr von den erwählten Erstlingen hinüber zu den Volkshaufen - sie vertreten das g a n z e j ü d i s c h e V o l k. Auch ein Volk der Wahl. Salz- und Licht-Träger der Welt soll es sein. Salz-Träger - die Feuer- und Gerichts-Herrlichkeit des Herrn soll durch dies Volk hineingetragen werden und geoffenbart werden unter den Nationen; und Licht-Träger - die Gnadenherrlichkeit des Herrn soll es auch hinaustragen. Durch die Gemeine, die vollendet, werden Licht und Salz dargereicht - durch’s jüdische Volk werden sie übernommen und der Welt gegeben. Darum heißt es: Ihr seid das Salz der E r d e und ihr seid das Licht der W e l t. Die Glaubensgemeine ist aus der Welt herausgenommen - sie verlässt Vaterland, Freundschaft und Vaterhaus - und wird durch den ewigen Salz- und Lichtes-Herrn, den Sohn, Ihm gleich gemacht zu Salz und Licht. Das jüdische Volk ist ein Volk, als solches hineingegeben unter die Völker. Während die Gemeine aus den Nationen herauskommt, wird das jüdische Volk immer in sie hineingegeben und wird auch nach seiner Wieder-Annahme, wie der Prophet Sacharja sagt - als ein Same wieder ausgestreut. (Sach 10:9).

Christus und Seine Erstlings-Söhne-Gemeine auf dem Berg Zion herrschend - werden den gläubig-gewordenen Juden den Licht- und Salz-Charakter geben - gewissermaßen die Licht- und Salz-Vollmacht, oder die Licht- und Salz-Tinktur - und diese werden beide in die Welt tragen. So sieht der Heiland zum anderen in den Jüngern und dem Volkshaufen zusammen - das Salz der Erde und das Licht der Welt. Und der Geist verklärt ihm die volle Gewissheit: Ihr s e i d das Salz der Erde, ihr s e i d das Licht der Welt. Freilich kann hier der heilige Geist mitten im Verklärungsbild den dunklen Streifen nicht vergessen. Der Heiland deutet an, dass das zum Salz bestimmte Volk erst fade wird und auf den Gassen der Völker zertreten wird; er deutet auch an, dass die Lichtstadt auf dem Berge Zion wird eine Zeit verborgen bleiben (Mt 5:13-15). Ja, das „ihr seid“, „ihr seid“ steht nach göttlicher Wahl fest und das gereut Gott nicht, aber es geht durch Gerichte zur Erfüllung.

Das Glückseligkeitsreich des Christus

Da werden die Menschen noch den Vater im Himmel über dem leuchtenden Licht preisen (Mt 5:16). Und nun zeichnet der göttliche Mund die Zeit des e r f ü l l t e n G e s e t z e s. Majestätisch setzt Er Sich selbst als den gesetzerfüllenden Herrn an die Spitze: „Ich aber sage euch!“ Herrlich wird das sein, wenn die göttlichen Richtlinien in ihrer Fülleschönheit auf Erden herrschen und die Menschen segnen werden. Herrlich wird das sein, wenn derselbe Herr, welcher die Füllegesetze gibt, auch in den willig Untergetanen die Erfüllung wirken wird. Das Glückseligkeitsreich ist das Reich des durch Christus in die Fülle gehobenen Gesetzes. Ernst wird und erschütternd zu jener Zeit das Salz wirken - das göttliche Gerichtsfeuer. Herrlich und köstlich wird aber auch das Licht leuchten, die vergebende und Erfüllungskraft gebende Gnade. Selbst Leute dieser Welt müssen, wenn sie diesen Teil der Bergpredigt lesen, bekennen: Ja, wenn sie alle so wären, dann wäre es schön. Sie geben damit Zeugnis von der Herrlichkeit des göttlichen Gesetzes und von dem Wunsch in ihrem Gemüte: Es möchte aufgerichtet sein.

Ein wunderbarer Lebens- (Mt 5:21-26), Liebes- (Mt 5:27-32), Wahrheits- (Mt 5:33-37) und Gerechtigkeits- (Mt 5:38-48) Verkehr wird das sein. Und von H e r z e n wird alles gehen, das Helfen (Mt 6:6-15); das Fasten (Mt 6:16-18). Und der Mammonsgott wird das Genick gebrochen haben (Mt 6:19-24). Und der Sorgengeist wird ferne weichen müssen (Mt 6:19-34). Eine Hauptsorge wird die Herzen durchdringen, in göttlicher Gerechtigkeit zu wachsen (Mt 6:33). Das gegenseitige Sich-Beschuldigen der Menschen und das Richten wird weichen müssen vor heiligem, tiefem Selbstgericht (Mt 7:1-6). Und der Himmel wird offen sein in Christo den betenden Menschen und einer wird den andern lieben wie sich selbst (Mt 7:7-12). Kurz: Gesetz und Propheten werden eine herrliche Füllezeit haben (Mt 7:12). Wer diese prophetische Schilderung der Zustände des Glückseligkeitsreiches liest, der wird gar bald merken, dass dieselben unter den heutigen Verhältnissen im Großen nicht durchzuführen sind.

Gotteskinder, ja, in ihrem geistgeborenen Geistesleben; Gotteskinder, als E i n z e l n e, können in diesen Linien leben, aber dann müssen sie eben gleich dem ewigen Gottessohne, der für sie lebte, leiden und wieder leiden. Und das ist ja auch der Gottes-Kinder Weg. Im Großen aber werden diese Glückseligkeits-Reichslinien erst laufen können unter den Menschen, wenn nach furchtbaren Zerbruchs-Katastrophen die Menschheit ihr Eigenwirken endlich aufgibt, und sich Christus und Seinen Heiligen untertan macht. Dann wird’s gehen. Hohe geistliche und sittliche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, ehe die Menschheit solche Wege geht. Solange sie noch wie heute in ihrer Masse gar in der N e u o r d n u n g von W i r t s c h a f t s v e r h ä l t n i s s e n und s o z i a l e n V e r h ä l t n i s s e n glaubt die Grundlage des Glückseligkeitsreiches schaffen zu können, ist sie auf entsetzlichem Verderbensweg.

Voraussetzung ist eine Neuordnung

Eine Neuordnung im Verhältnis zu dem, der da sagt: „Ich sage euch!“ muss eintreten; und eine Neuordnung der ganzen sittlichen Denkart - der Ichzerbruch - muss eintreten, sonst kann solche Glückseligkeit nicht kommen. Das Glückseligkeitsreich unseres Heilandes ruht auf der W i e d e r g e b u r t der Menschheit d u r c h C h r i s t u s. Nur müssen wir, wo es sich um die ganzen Völkermassen handelt, das Wort Wiedergeburt anderes fassen., als wo es sich um die Gemeine handelt. Die Wiedergeburt der Gläubigen in Christo ist ein wahrhaftiges Gezeugtwerden von Christi Bild durch den uns einwohnenden Geist. Die Wiedergeburt im Glückseligkeitsreich ist die Umkehr oder Bekehrung der Nationenmassen zu Christus, der mit Seinem Geist sie dann regieren darf. Aber eine solche auf Buße gegründete Bekehrung hat die Bergpredigt zur Voraussetzung. Was müssen aber die Völker wohl noch erleben, bis sich eine solche Bekehrung der Geister in ihnen vollzieht. Einstweilen machen sie’s immer noch mit dem e i g e n e n I c h .

Wer nun Bergpredigt-Richtlinnen den unbekehrten Völkern auflegen und einpflanzen will - und wie viele wollen das in unseren Tagen - der wird eine entsetzliche Enttäuschung erleben. Denn je höher die Linien sind, welche den Völkern gezeigt werden, umso furchtbarer wird ihr Ichleben sich daran aufrichten und die Linien als Fesseln sprengen. Man kann dieses Heiligtum nicht den Hunden geben und diese Perlen nicht vor die Säue werfen, der Heiland selbst warnt davor - sie zertreten sie mit ihren Füßen und wenden sich und zerreißen die Prediger der Linien (Mt 7:6). Darum haben sie auch den Auswirker Christum selbst zerrissen. Mögen sich das alle die merken, welche ein Glückseligkeitsreich mit Unbekehrten wollen.

Ein ernster Gerichtsblick

Darum sieht der Heiland auch in Seiner Zentralschau vom Glückseligkeitsreich es deutlich voraus, dass es noch lange nicht kommen werde. Das ist am Schluss der Bergpredigt der ernste Gerichtsblick, den der Heiland tut. Er ruft es mit ganzem Ernst aus, dass dieses Glückseligkeitsreich erst kommen könne, wenn der Eingang durch die e n g e P f o r t e geschehen sei. Die enge Pforte und der schmale Weg ist aber der S e l b s t z e r b r u c h s - W e g, oder noch klarer gesagt, weil doch der Heiland von sich sagt. „Ich bin die Tür und ich bin der Weg“ - die enge Pforte und der schmale Weg ist E r s e l b s t. Nur, wenn die Nationen zerbrochen - den Heiland brauchen und den Heiland wollen - das Judenvolk voran d e n annimmt, den es gekreuzigt hat, dann kann’s werden. Hier sieht aber der Heiland klar - dass diesen Weg zunächst nur w e n i g e gehen werden. Hier haben wir wieder d i e G e m e i n e. Und Er sieht klar, dass die Massen nur durch schwere V e r d e r b e n s g e r i c h t e hindurch zum Glückseligkeitsreich eingehen werden (Mt 7:15). Er weiß auch, die meisten werden ihnen zufallen. Die Schafskleider trügen. Darum sieht aber der Heiland auch die tiefen Gerichte.

Er schaut den ins Feuer geworfenen Baum mit den schlechten Früchten. Er schaut die falschen Propheten mit all ihren „christlichen“ Gedanken und Taten ohne Buße - hinausgetan. Er erblickt das jüdische Haus und das Nationen-Haus in seinem großen Fall (Mt 7:16-27). Es ist ergreifend bis ins innerste Herz hinein, dass das letzte Wort in dieser prophetischen Schau des Glückseligkeitsreiches „g r o ß e r F a l l“ heißt. Da hinein treibt - das Judentum voran - die ganze Nationenwelt - zum großen Fall. Gewitter türmen sich über dem Völkermeer - Platzregen bereiten sich vor - Winde stoßen schon je und je und heulen erschreckend - große Wasser der Trübsal sammeln sich - ans’s Weltenhaus zu stoßen. Dem allem ist es nicht gewachsen. Die Kulturnationenwelt mit dem Judentum in ihrer Mitte, hat Jesu Wort gehört und nicht getan - sie sind nicht durch die enge Pforte gegangen - sie haben den falschen Propheten Gehör geschenkt - darum ist der große Fall unausbleiblich. - Und er steht, nachdem der jüdische Fall schon Jahrhunderte erfolgt ist, nunmehr nationenweit vor der Tür. - Die Völker sind gewissermaßen hineingezogen in den jüdischen Fall. -

Der notwendige Durchgang

Aber wird’s beim großen Fall bleiben? Nimmermehr! Es wird der notwendige Durchgang zum Glückseligkeitsreich sein. Gott hat bei Sich selbst geschworen und es wird Ihn nicht gereuen - da ist die d r e i mal d r e i - (das heißt: so wahr ich Gott - Gott bin) - glückselig, glückselig, glückselig sollen sie noch werden. Und der das gesagt, der ist der Bürge. Er hat durch Tod und Grab hindurch den Weg durchbrochen und sitzt und wartet zur Rechten des Vaters auf die Reifestunde. Und noch mehr - die Gemeine der Gläubigen ist dessen Bürge. Schon gibt’s hier und da: Geistlich Arme - die den Himmel in sich tragen; schon gibt’s Leidtragende, unter der Sünde schwer Gebeugte, die errettet und getröstet sind; schon gibt’s Sanftmütige - Menschen, die dulden -und die das Siegel der Weltherrschaft in sich tragen; schon gibt’s Gerechtigkeits-Hungrige, die satt sind in Christo; schon gibt’s Liebes-Erbarmens-Menschen - welche im Besitz des göttlichen Liebes-Erbarmens stehen; schon gibt’s reine, gerade, einfältige Herzen, welche Gott zustimmen - und Ihn in Christo noch schauen; schon gibt’s passionelle Friedensleute - welche freudig sich als Söhne Gottes - des Gottes des Friedens bekennen; schon gibt’s Verfolgte und Geschmähte in Christo, welche die Herrschaft mit Ihm erhoffen. Schon gibt’s glückselige Leute mit dem Kreuz gezeichnet.

Sehet hier den Anbruch des Glückseligkeitsreiches. Ist der Anbruch heilig, so ist auch der Teig heilig! Der in Seiner Berg-Zentralschau die Gemeine sah, hat auch das Reich gesehen; und der das Reich gesehen hat, der hat auch den Weg des Falls gesehen - und der den Weg des Falls gesehen hat, der hat eben auch die Gesetzes-Fülle-Herrlichkeit des Glückseligkeits-Reiches gesehen. Und wir, die wir die Fülle der Gemeine kommen sehen; wir, die wir den Fall vor der Türe sehen - wir sehen und glauben auch in Christo - aber nur in Ihm - das kommende Glückseligkeitsreich - und beten im Geiste: Komme bald, Herr Jesu, und bringe die Erquickungszeit.

Lies auch:
Leide mit! (2Tim 1:7-14)