Dank für den Glauben und die Liebe Philemons

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Von Daniel Muhl

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Bibeltext

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ELB Phim 1:4 Ich danke meinem Gott, indem ich allezeit deiner in meinen Gebeten gedenke,

ELB Phim 1:5 da ich von deiner Liebe und von dem Glauben höre, den du an den Herrn Jesus und allen Heiligen gegenüber hast,
ELB Phim 1:6 dass die Gemeinschaft deines Glaubens wirksam werde in der Erkenntnis alles Guten, das in uns im Hinblick auf Christus ist.
ELB Phim 1:7 Denn ich hatte viel Freude und Trost wegen deiner Liebe, weil die Herzen der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt worden sind.

Der Dank und die Gebete

Sehr oft dankte Paulus für Seine Brüder und für die Gemeinden, mit denen er verbunden war. Das Danken gehört zu den ganz kostbaren Dingen des (geistlichen) Lebens. Die positiven Auswirkungen einer echten Dankbarkeit werden oft unterschätzt. Das griechische Wort für Danken heißt eucharisteo (+2168) und gehört zur Wortfamilie der Gnade (charis; +5485). In dieser Wortfamilie finden wir Wörter wie "Freude", "Gnadengaben" und "Vergebung". Im Dank liegt eine "wohltuende Freude" und eine "gute Gnade". Der Dankende bezeugt, eine gute Gnade erhalten zu haben, die eine große Freude und manchmal auch eine Vergebung beinhaltet.
Wenn Paulus allezeit in seinen Gebeten für Philemon dankt, dann bezeugt Paulus damit, ...

- dass Philemon für Paulus ein großes Geschenk Gottes ist
- dass es für Paulus eine Gnade ist, mit Philemon im Geiste verbunden zu sein
- dass er dem Philemon große Wertschätzung entgegenbringt
- dass Philemon ein Teil seiner großen Freude ist
- dass es ein Gunst- und Gnadenerweis Gottes ist, Philemon als Bruder haben zu dürfen

Dankbarkeit fördert die gegenseitige Wertschätzung, sie fördert die Genügsamkeit und letztlich auch das "Glücklich-Sein". Durch die Dankbarkeit wird man zufrieden und man entdeckt immer mehr die Güte und Gnade Gottes im eigenen Leben. Infolge der Dankbarkeit - gerade auch für die Brüder - wurde dem Apostel Paulus vielleicht immer mehr bewusst, wie reich er durch jeden Bruder und Mitarbeiter am Evangelium von Gott beschenkt war. Ehrliche Dankbarkeit hat einen sehr motivierenden Charakter. Jeder Mensch, der ein herzliches und ehrliches Dankeschön empfängt, freut sich und ist dadurch motiviert. Wenn wir Gott gegenüber dankbar sind - selbst in Situationen, die im Moment nicht so angenehm sind - dann freut das unseren Gott und Vater sehr!
Lasst mich das Empfinden unseres himmlischen Vaters, mit menschlichen Worten darstellen. Wenn wir Ihm von Herzen "danke lieber Vater" sagen, freut Ihn das so sehr, dass Er schon darauf brennt, uns Seinen nächsten Segen zu zeigen und dann denkt Er vielleicht: "Warte nur und ich will dir zeigen, was ich noch alles für Dich parat habe! Du wirst aus dem Staunen nicht mehr herauskommen!" In den Psalmen steht das wunderbare Wort:

  • Ps 50:23 - Wer Dank opfert, verherrlicht mich und bahnt einen Weg; ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen.

Ein Dank ist eigentlich nur insofern ein richtiges Opfer, wenn es uns nicht leicht fällt, Gott für etwas zu danken! Es fällt mir schwer, Gott dafür zu danken, dass Er meine liebe Frau zu sich geholt hat, weil sie mir immer wieder fehlt und weil ich sie schmerzlich vermisse! Aber ich kann meinem Vater dafür danken, dass Er meine Frau von allen ihren Schmerzen befreit hat und dass sie jetzt bei Ihm sein darf! Das gönne ich meiner lieben Frau von Herzen! Mein Verlust, den ich empfinde, muss aber auch mir zum Guten zusammenwirken!

Was musste es in Philemon ausgelöst haben, als er die Worte des großen Apostel Paulus las: "Ich danke meinem Gott, indem ich allezeit deiner in meinen Gebeten gedenke, ..."? Mein Leben, meine Existenz, mein Dasein und mein Dienst, löst in Paulus eine tiefe Dankbarkeit und Freude aus! Er sieht in mir eine "gute Gnade" Gottes! Sogar ich darf für ihn ein Segen sein!
Welche Freude und welche Motivation lösen doch solche Worte in einem Menschen aus? Wie ist das für uns Gläubige, wenn jeder plötzlich erkennen darf: "Ich bin ein Grund des Dankes, ich bin ein Grund der Freude und durch mich dürfen meine Brüder und Schwestern gesegnet sein!"? Wenn wir das erkennen dürfen und dadurch noch mehr motiviert sein dürfen, für unsere Nächsten ein Segen zu sein, dann haben wir die Aufwärts-Spirale der Gnade, der Vergebung, des Dankes und der Freude betreten.

Das, was hier der Apostel Paulus schreibt, ist aber letztlich auch das, was der Herr Jesus Christus uns gegenüber empfindet! Er dankt allezeit beim Vater für uns und Er gedenkt allezeit in den Gebeten an uns (Hebr 7:25)! Wir dürfen für unseren Herrn Jesus ein Grund der Freude und der Dankbarkeit sein! Was für eine wunderbare Tatsache?

Liebe, Glauben und Erkenntnis

Ein wesentlicher Grund der Dankbarkeit des Apostels Paulus war der Umstand, dass er um die Liebe und den Glauben von Philemon wusste. Paulus sah in Philemon einen Mann, der sich von der Liebe leiten ließ. Was für einen Segen ist es doch, wenn ein Hausherr sich von der Liebe leiten lässt, wenn er die Liebe in alle seine Entscheidungen miteinbezieht? Es liegt mir fern, die Christen des ersten Jahrhunderts zu idealisieren, weil ich ebenso sehe, mit wie vielen Problemen die ersten Gemeinden zu kämpfen hatten. Auch da gab es Parteiungen, Streitsucht, Neid und andere unschöne Dinge! Philemon war bestimmt genauso ein Mensch mit Schwächen und Charaktereigenschaften, die für seine Hausgenossen nicht immer angenehm waren. Aber er war gleichfalls ein Mensch, der sich von der Liebe leiten und bestimmen lassen wollte. Ich bin überzeugt; Philemon war immer wieder bestrebt, herauszufinden, was das Beste für seine Familie, sein Haus und seine Gemeinde ist und dies zu tun. Dies dürfte ihm nicht immer gelungen sein, aber es war zumindest sein Bestreben!
Ich weiß ja nicht, was Philemon dachte, als er feststellte, dass sein Sklave Onesimus geflohen war und ihn womöglich zusätzlich beraubt oder ihm sonst irgendeinen Schaden zufügt hatte. Je nachdem wie die Vorgeschichte war - die wir leider nicht so genau kennen - wurde er mit ganz unterschiedlichen Gefühlen konfrontiert. Sehr naheliegend ist, dass er wütend, enttäuscht und verärgert war. Ziemlich sicher fühlte er sich betrogen! Wenn wir davon ausgehen, dass Philemon schon vor der Flucht seines Sklaven ein Mann war, der sich in der Liebe übte, dann kamen aber noch andere Empfindungen dazu. Vielleicht verspürte er große Selbstzweifel! Möglicherweise fragte er sich:

"Hat Onesimus meine Fürsorge und Liebe zu wenig gespürt, sodass er jetzt einfach abgehauen ist? War ich zu streng mit ihm oder war ich vielleicht sogar zu milde, sodass er darauf spekulierte, dass ich ihn nicht sehr hart bestrafen würde, falls er erwischt würde? Wo habe ich versagt und was war mein Vergehen, dass er jetzt das Weite gesucht hat? Fehlte mir einfach die Weisheit für den richtigen Umgang mit diesem Sklaven?"

Gerade wenn man bestrebt ist, aus der Liebe zu leben, dann sind das fast zwangsläufig Fragen, die uns bewegen, wenn so etwas geschieht! Wir haben in unseren Häusern heute glücklicherweise keine Sklaven mehr, aber es passiert auch uns immer wieder einmal, dass sich jemand aus unserer Familie oder Freundeskreis "entfernt". Wenn wir lieben, dann lässt uns das nicht kalt, und wenn wir ein gewisses Maß an Empathie haben, dann stellen wir uns schon etliche Fragen:

"Warum hat sich jene Person entfernt? Weshalb fühlte sich dieser Mensch in unserer Gemeinde nicht wohl? Warum will mein Bruder nichts mehr mit meiner Familie zu tun haben? Wo habe ich meinen Mitmenschen verletzt oder habe ich mich zu wenig für ihn interessiert?"

Es gibt noch viele Fragen, die man in solchen Situationen stellen kann! Sie sind nicht unbedingt angenehm, weil sie unter Umständen unser eigenes Verhalten infrage stellen! Doch der Liebende muss die Fähigkeit haben, sich selbst immer wieder einmal infrage zu stellen. Die Liebende lernt mehr und mehr, dass jeder Mensch auf einen anderen Ausdruck der Liebe anspricht! Keiner braucht das Gleiche! Man könnte genauso sagen: "Jeder braucht eine ganz individuelle Liebeserfahrung! Liebe spürt man ja unter anderem da, wo man eine besondere Wertschätzung erfährt. Aber auch hier empfinden die Menschen die Wertschätzung in ganz unterschiedlichen Bereichen. (Tipps dazu in dem Büchlein von Gary Chapman: Die fünf Sprachen der Liebe)
Der Umstand, dass Jesus die Samariterin um Wasser bat, empfand diese als große Wertschätzung, währenddem eine neuzeitlich emanzipierte Frau dies ganz anders empfunden hätte. Etliche Frauen von heute hätten vielleicht gedacht: "Schon wieder so ein Macho, der sich gerne bedienen lässt!" Die Samariterin war überrascht, dass ein Jude - der normalerweise nicht mit Samaritern sprach - sie, die erst noch eine Frau war, angesprochen hat. Die Überraschung wurde immer noch größer, als sie bemerkte, dass dieser Mann ihr sogar das Lebenswasser anbot, obwohl er um ihre unsteten Beziehungsgeschichten wusste (Joh 4.)!
Je mehr uns Solches bewusst wird, desto mehr realisieren wir, wie abhängig wir von der Führung des Heiligen Geistes sind! Nur Er kann uns zeigen, wie ein anderer Mensch von der Liebe angesprochen werden kann und wann er eine Wertschätzung empfindet. Gerade hier ist dann wieder der Glaube, das Vertrauen gefragt! Das Wissen, dass uns nur Gott offenbaren kann, was ein Mensch wirklich braucht, damit ihm geholfen werden kann und das Vertrauen, dass Gott uns zur rechten Zeit die richtigen Worte und das weise Handeln gibt, gehören untrennbar zusammen! Da wo dies in göttlicher Weise umgesetzt wurde, da haben sich Liebe, Glauben und Erkenntnis vereint!

Freude und Trost

Die vorbildliche Liebe von Philemon bewirkte in Paulus viel Freude und Trost! Wahre Liebe bewirkt immer wesenhafte Freude. Paulus durfte dadurch auch das Wirken des Heiligen Geistes in seinem Bruder Philemon erkennen und begreifen, "das Werk Gottes unter den Menschen wächst und die alles verändernde Liebe Gottes gewinnt in etlichen Brüdern und Schwestern immer mehr Raum"! Die Arbeit des Apostels Paulus in Kolosäa trägt Früchte und das freute ihn, der hier vermutlich auch pflanzen durfte (1Kor 3:6).
Mitarbeiter am Evangelium stehen manchmal in großer Anfechtung! Durch etliche Rückschläge, durch Anfeindungen und infolge kaum erkennbaren Auswirkungen, kam selbst ein Apostel Paulus an den Rand der Verzweiflung (2Kor 1:8). Manchmal erlebte Paulus fast nur Traurigkeit auf Traurigkeit (Phil 2:27) und gelegentlich fürchtete er sich, vergeblich gearbeitet zu haben (Gal 4:11). Wenn sich solche Gefühlszustände kumulieren, ist die Seele manchmal nahe dran, aufzugeben. Plötzlich kommen dann Zweifel in einem hoch und man fragt sich:

- Was mache ich hier eigentlich?
- Machen meine Bemühungen überhaupt noch Sinn?
- Mache ich etwas falsch?
- Warum sehe ich in meiner Arbeit kaum Erfolg?
- Seit Jahren predige ich, dass wir frei vom Gesetz sind und trotzdem bauen sich die Christen immer wieder neue Regeln auf?
- Wie lange sage ich schon meinen Brüdern, dass sie bedingungslos geliebte Söhne Gottes sind und nach wie vor, definieren sie ihren Wert über ihre fromme Leistung?
- usw.

Plötzlich entsteht dadurch eine Gemütsverfassung, in der man wie Elia, einfach nur noch sterben möchte. Man hat keine Kraft und keine Motivation mehr und dann verliert man beinahe allen Mut! Auch Jeremia und andere Gottesmänner kamen an diesen Punkt.
Wenn man dann in einer solchen Situation erfahren darf, wie die Liebe Gottes in den Geschwistern wirkt und wie das Vertrauen in Gott bei anderen Christen, mit denen man zusammengearbeitet hat, wächst, dann ist das ein Trost und eine große Freude! Dadurch erfährt ein Diener Jesu Christi einen neuen Zuspruch, eine Ermunterung und eine ganz neue Kräftigung!


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