Beziehungen - Lust oder Frust?

Aus Bibelwissen
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Von Daniel Muhl

Die Bedeutung der Beziehungen

Die Beziehung zu anderen Menschen ist ein fundamentaler Bestandteil unseres Lebens. Ein Leben ohne Beziehungen kann sich kaum ein Mensch vorstellen. Selbst die Einsiedler kommen in der Regel ab und zu mit den Menschen in Kontakt. Ein Leben ohne Kontakte ist praktisch unvorstellbar.
Die allermeisten Menschen sehnen sich nach freundschaftlichen Beziehungen. Das mag ein Grund dafür sein, dass es so viele Menschen in die Stadt zieht. In der Stadt hat es viele Menschen und da gibt es viele Veranstaltungen, wo man Kontakte knüpfen kann. Gleichzeitig fördert eine Großstadt die Anonymität der einzelnen Menschen. Dies führt nicht selten zu einer Vereinsamung. Paradoxerweise finden wir gerade in den Städten viele Menschen, die kaum über tiefergehende Beziehungen verfügen. Man hat viele Leute um sich herum, ist aber trotzdem einsam! Vielfach sind sie über die „Unverbindlichkeit“ ihrer Mitmenschen enttäuscht. Die Betroffenen fragen sich: „Warum nur haben andere so ‚gute Beziehungen’, währenddessen mir viele aus dem Weg gehen?“ Diese Frage soll noch näher beleuchtet werden, doch zuerst möchte ich noch etwas über die Bedeutung der Beziehungen sagen.
Wenn der Mensch nur aus einem funktionierenden Körper bestehen würde, der „gefüttert“, „gepflegt“ und „unterhalten“ werden muss, dann wäre die menschliche Existenz das „Traurigste“ und „Sinnloseste“ was man sich vorstellen kann. Die mächtigen Römer waren der Meinung, man müsse dem Volk nur „Brot und Spiele“ bieten, um sie ruhig zu stellen. Wahrscheinlich denken heute etliche Politiker ähnlich. Dadurch degradiert man den Menschen zu einem Objekt, das einfach nur befriedigt werden muss!
Doch der Mensch ist viel mehr, als nur ein gut funktionierender Zellhaufen. Der Mensch wurde „im Bilde Gottes“ geschaffen (1Mo 1:27) und dadurch auch zu einem Wesen der Gemeinschaft und der Liebe! Menschen, die in authentischen und liebevollen Beziehungen leben dürfen, ...

- sind solche, die sich angenommen und wertvoll fühlen,
- sind jene, die sich akzeptiert und geliebt wissen,
- sind auch solche, die einen gesunden Rückhalt haben.

Freundschaftliche Beziehungen stärken und erfreuen unser Bewusstsein. Viele pflegen „gute Beziehungen“ aus rein egoistischen Gründen, weil sie das persönlich weiterbringt. Das ist aber der falsche Ansatz. Früher oder später wird so eine Einstellung sichtbar und dann brechen die Beziehungen auseinander.
Obwohl freundschaftliche Beziehungen wichtig und gesund sind, so sollten sie doch nicht zum reinen Selbstzweck aufgebaut werden, sondern immer aus der Liebe heraus. Authentische und liebevolle Beziehungen sind wertvoller als Reichtum und Genuss! Die Bedeutung solcher Beziehungen kann man nicht hoch genug einschätzen, weil nur die Liebe allein, unserer Existenz auch einen wirklich tiefen Sinn geben.

Das Problem „Beziehung“

Vielleicht kann man einsehen, dass Beziehungen wertvoll und wichtig sind, aber in der alltäglichen Realität sind sie für viele Menschen mehr Frust als Lust! Wenn man die eigenen Beziehungen anschaut, dann stellt man vielleicht fest, dass die meisten Kontakte spannungsgeladen sind. An vielen Stellen „knistert“ es unangenehm. Gleichzeitig vergleicht man sich vielleicht mit seinen Mitmenschen und stellt frustriert fest, dass einige über sehr viele "gute Beziehungen" verfügen, derweil man selbst, bei den Kollegen kaum beachtet wird.
Bei einer solchen Analyse, will man natürlich wissen, weshalb das so ist. Da kommen Fragen hoch, wie „was mache ich falsch?“ oder „warum werde ich so wenig beachtet?“ Andere machen es sich etwas einfacher, indem sie sich sagen, dass die Menschen grundsätzlich egoistisch und schlecht sind (was zwar aus der Sicht Gottes richtig ist, aber auch für sich selbst gilt). So kann man sich vielleicht mit den folgenden Worten beruhigen: „Letztlich tragen alle anderen an meinen desolaten Beziehungen die Schuld!“. Diese Schlussfolgerung dürfte zu einfach sein und hilft nur die anstehenden Probleme zu verdrängen.

Was sind die Gründe für mangelhafte Beziehungen?

Ein selbstkritisches Hinterfragen des eigenen Verhaltens ist sicher ein guter Weg und solches ist auch sicher notwendig, damit wir dazulernen und in unserer Persönlichkeit wachsen können.
Trotzdem muss man auch wissen, dass die Stärke der Beziehungsfähigkeit, auch etwas mit unserer Veranlagung zu tun hat. Introvertierte und schüchterne Menschen haben es schwerer in eine Beziehung hineinzukommen, aber sie haben meist den Vorteil, dass sie mehr in bestehende Beziehungen investieren und die vorhandenen Beziehungen oft mit mehr Treue pflegen. So wie introvertierte Menschen Vor- und Nachteile haben, so ist es auch bei den extrovertierten Personen! Extrovertierte Menschen können in der Regel relativ schnell und unkompliziert Kontakte knüpfen; sie tun sich jedoch schwerer damit, dauerhafte Beziehungen zu pflegen. Diese beiden Typen ergänzen sich gut und unsere Gesellschaft braucht beide. Dummerweise vergleichen wir uns zu sehr untereinander, so dass der Introvertierte manchmal den Extrovertierten beneidet und umgekehrt.
Zuerst ist es einmal wichtig, dass wir ein Ja zu unserer Veranlagung haben und festhalten, dass ich als introvertierter Mensch nicht eine extrovertierte Person werden muss oder umgekehrt! Egal wie wir veranlagt sind; wir sollten uns trotzdem immer wieder fragen, wie ich meine Beziehungen fördern und pflegen kann? Allerdings sollte dies nicht aus egoistischen Motiven geschehen.
Nebst den unterschiedlichen Veranlagungen gibt es aber noch andere Gründe, weshalb die eigenen Beziehungen vielleicht nicht so befriedigend sind. Ein wesentlicher Faktor ist die persönliche Auswahl der eigenen Beziehungen. Wenn ich Beziehungen zu Menschen pflege, die nichts lieber tun, als über andere herzuziehen, dann muss ich mich nicht wundern, wenn ich die Angst hege, dass alle schlecht von mir denken. „Zeig mir deine Freunde und ich sage dir wer du bist!“ Dieser Satz dürfte nicht in allen, jedoch in vielen Fällen zutreffend sein.
Eine Ursache für gute und schlechte Beziehungen möchte ich anhand einer Parabel erläutern:

Ein Mensch durfte einmal in die Hölle schauen! Zu seiner Überraschung sah er dort einen ganz großen Bankettsaal inmitten eines wunderbaren Palastes. Die Menschen saßen an einem wunderbar gedeckten Tisch, auf dem die köstlichsten Speisen aufgetischt waren. Es war eine einzige Gaumenfreude und der Raum war wunderschön! Doch die Leute um den Tisch sahen verhungert aus und sie wollten die Köstlichkeiten genießen, konnten es aber nicht! Warum? Weil sie alle so lange Löffel hatten und ihre Arme zu kurz waren, konnten sie die Speisen nicht zu ihrem Mund führen. Trotz des Überflußes und der wunderschönen Umgebung waren sie hungrig und total unglücklich. Das war der Blick in die Hölle! Anschließend sah der Mensch in den Himmel und ein weiteres Mal wurde er überrascht! Im Himmel sah alles ganz genau gleich aus wie in der Hölle, jedoch mit nur einem Unterschied: „Die Menschen waren satt, fröhlich und glücklich! Auch hier hatten die Menschen zu lange Löffel, so dass auch sie selbst ihren Mund nicht erreichen konnten. Doch hier kamen alle ganz selbstverständlich auf die Idee, sich gegenseitig das wunderbare Essen in den Mund zu schieben, so dass jeder satt wurde!

Auch wenn diese Geschichte nicht den wahren Gegebenheiten von Himmel und Hölle entspricht, so ist sie doch sehr aufschlussreich! Die Menschen im Himmel hatten eine gute Beziehung zueinander, weil sie füreinander da waren. Sie sahen die Bedürfnisse des anderen und halfen ihnen ihre Bedürfnisse zu stillen! Deshalb ist es kein Wunder, wenn im Himmel alle satt und zufrieden sind.
Viele Menschen sind über ihre Beziehungen enttäuscht und stellen frustriert fest, dass eigentlich jeder nur für sich schaut! „Keiner sieht meine Bedürfnisse, niemand interessiert sich wirklich für mich!“ An dieser Stelle wird eigentlich schon die eigene egoistische Haltung sichtbar. „Ich erwarte von den anderen, dass sie meine Bedürfnisse erkennen und sie auch möglichst stillen! Gleichzeitig ist es mir aber zu mühsam, mich um andere zu kümmern.“
Wenn ich meine Beziehungen mit den Erwartungen, die ich von den anderen habe, aufbauen möchte, dann werde ich früher oder später scheitern. Ein weiteres Problem in diesem Zusammenhang ist die Vorstellung, man müsse in einer guten Beziehung ganz viel Zeit miteinander verbringen und jede freie Minute in den einen freundschaftlichen Kontakt investieren. Wer sich an andere „klammert“, muss sich nicht wundern, wenn er einsam wird. Die meisten Menschen ziehen sich aus einer Beziehung zurück, wenn sie spüren, dass der andere sie „besitzen“ möchte! Auch hier wird letztlich wieder der Egoismus sichtbar.
Manchmal sind gute Freunde so oft zusammen, dass es nach längerer Zeit plötzlich zu einem schweren Bruch kommt. Meine Frau und ich haben in unserem Bekanntenkreis schon so oft intensive „Busenfreundschaften“ beobachtet, die dann plötzlich völlig auseinanderbrachen. Nicht zuletzt deshalb lesen wir in die Bibel:

  • Spr 25:17 - Mache deinen Fuß selten im Haus deines Nächsten, damit er dich nicht satt wird und dich hasst!

Wer gute Beziehungen anstrebt, sollte in das Wohl seines Nächsten investieren, ohne etwas zurückzuerwarten. Es ist ganz wichtig, dass wir uns immer wieder bewusst machen: „Wir besitzen keine Freunde, keine Kinder, keine Familienangehörigen! Wer liebt und das Wohl seines Nächsten sucht, gibt ihm auch völlige Freiheit.

Der Weg zu gesunden Beziehungen

Es wurde deutlich, dass eine egoistische Grundhaltung ein völliger Beziehungskiller ist. Mit unseren egoistischen Erwartungen machen wir früher oder später jede Beziehung kaputt. Wie aber kommen wir zu gesunden Beziehungen? Die beiden wichtigsten Gebote in der Bibel lauten wie folgt:

  • Mt 22:37-39 - Er aber sprach zu ihm: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand." 38 Dies ist das größte und erste Gebot. 39 Das zweite aber ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."

Wenn wir unseren Hauptfocus auf den Gott gerichtet haben, der selbst die Liebe ist (1Jo 4:8) und der uns bedingungslos liebt, dann werden wir früher oder später auch mit dieser bedingungslosen Liebe gefüllt. Sie allein schenkt uns den Frieden und die Ruhe, die wir wirklich brauchen. Durch die Liebe Gottes müssen wir unseren eigenen Wert nicht mehr über unsere Leistung definieren, sondern wir dürfen wissen, dass jeder Mensch unfassbar wertvoll ist, weil Gott ihn liebt und ihn zu einem Wesen in seinem Bilde bestimmt hat. Erst wenn unsere Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung bei Gott gestillt ist, sind wir auch in der Lage unsere Mitmenschen in richtiger Weise zu lieben.
Diese Liebe ist die absolute Grundlage für jede tiefe, erfüllende und dauerhafte Beziehung! Wenn wir der göttlichen Liebe nacheifern, dann wachsen Beziehungen die bleiben und auch wirklich Freude machen. Manchmal wachsen solche Beziehungen nur ganz langsam und es braucht viel Geduld!
Doch wie verhält sich die Liebe? Welche Eigenschaften besitzt sie? Im ersten Korintherbrief beschreibt der Apostel Paulus die Liebe in wenigen Worten:

  • 1Kor 13:1-13 - Wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel. 2 Und wenn ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß und wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetze, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts. 3 Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung [der Armen] austeile und wenn ich meinen Leib hingebe, damit ich Ruhm gewinne, aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts. 4 Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig; sie neidet nicht; die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, 5 sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, 6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, 7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. 8 Die Liebe vergeht niemals; seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. 9 Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise; 10 wenn aber das Vollkommene kommt, wird das, was stückweise ist, weggetan werden. 11 Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war. 12 Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin. 13 Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.

Eine Liebe, die nicht das Eigene sucht, sondern die auf das „DU“ fokussiert ist, kann gesunde Beziehungen aufbauen, so dass man durch die Beziehungen auch Freude erleben darf. Trotzdem müssen wir auch sehen, dass es immer Beziehungen gibt, die spannungsgeladen sind. Friedrich Schiller sagte einmal:

"Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt."

Selbst Jesus Christus, der Sohn Gottes, konnte und wollte nicht mit allen in Harmonie leben! Wer sich zur Liebe bekennt und sein Leben nach ihr ausrichtet wird trotzdem Feinde haben. Aber er wird auch wahre Freunde finden und in diesen Beziehungen fühlt er ein großes Glück und eine tiefe Freude!
Doch die schönste und tiefste Beziehung die wir haben können, ist eine Vertrauensbeziehung zum himmlischen Vater und zu seinem Sohn Jesus Christus! Eine solche Beziehung entsteht meist durch eine Sehnsucht nach Gott, die anschließend eine Hinwendung zu Gott bewirkt.

"Wenn du anfängst Gott zu suchen, dann erkennst du plötzlich die eigene Sündhaftigkeit und deine eigene Unfähigkeit, vor Gott bestehen zu können. Aber durch das Wort Gottes darfst du auch erkennen, dass Gott seinen Sohn gesandt hat, um alle deine Sünden und Fehler auszutilgen. Jesus Christus ist auch gekommen, um dir sein ewiges Leben und seine eigene Gerechtigkeit zu schenken!"

Aber nicht nur das! Er hat allen, die ihr Leben Jesus Christus anvertraut haben, auch bezeugt, seine göttliche Liebe in ihr Herz ausgeschüttet zu haben (Röm 5:5). Die „Liebesbeziehung“ zu Gott ist die Basis für jede weitere Beziehung! Auf diesem Fundament können auch verletzte und krankhafte Beziehungen wieder gesunden!

Der Segen von gesunden Beziehungen

Gesunde Beziehungen und solche, die von der göttlichen Liebe geprägt wurden, sind ein Segen und eine Wohltat. In solchen Beziehungen muss man keine Maske mehr tragen, man kann authentisch sein, man weiß sich geliebt und angenommen. Man spürt die gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung! Man wird geliebt; nicht weil man etwas zu bieten hat, sondern einfach deshalb, weil man ein Geschöpf Gottes ist. In einer solchen Gemeinschaft der Liebe, trägt man Sorge füreinander und man sucht das Glück und Wohlbefinden des anderen! Der Apostel Paulus motiviert Menschen, die Jesus Christus ihr Leben geschenkt haben, mit folgenden Worten:

  • Phil 4:8-9 - Übrigens, Brüder, alles, was wahr, alles, was ehrbar, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was liebenswert, alles, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob [gibt], das erwägt! 9 Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.