Von der Dreieinigkeit

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Abschrift des Heftes: Von der Offenbarung Gottes im Sohn
Julius Beck (1887-1962) stammt aus Altingen.
Er war Mittelschullehrer in Calw, nach 1945 Rektor.

Aus der Reihe: Vätererbe Bd. VI
Verlag Ernst Franz Metzingen, Württ.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Von der Offenbarung Gottes im Sohn

7. Von der Dreieinigkeit

Der ungeoffenbarte Gott des Ungrundes birgt in sich eine große Kräftefülle, deren Zentralkräfte als A, O und U bezeichnet werden. Sie bezeichnen die unwesentliche Gottheit. Diese unwesentliche Gottheit offenbart sich im Sohn - im Urgrund; sie offenbart sich selbst, aus sich selbst und durch sich selbst. Der Sohn heißt auch die Herrlichkeit des Vaters. Es ist aber die Dreieinigkeit des Ungrundes dieselbe wie die Dreieinigkeit des Urgrundes; denn es ist immer nur dieselbe Gottheit, welche nur Eine ist - in allen ihren Kräften und Eigenschaften, auf allen Stufen ihrer Offenbarung. Der Unterschied besteht nur darin, dass die Gottheit des Ungrundes unwesentlich, die des Urgrundes wesentlich ist.

Die Offenbarung der Heiligen Dreieinigkeit geschieht in 3 Gestalten, die mit verschiedenen Begriffen bezeichnet werden. Die Schrift unterscheidet Jaspis-, Sardis- und Saphirgestalt, also mit Namen von 3 Edelsteinen. Diese Edelsteine sind gewählt wegen ihrer Farben: jaspisrot, sardisweiß und saphirblau. Rot ist die Farbe des Feuers und deutet hin auf die Vatersnatur Gottes; weiß ist die Farbe des Lichtes und deutet auf den Sohn, der das „Licht der Welt“ ist; blau kennzeichnet die Luft, das Symbol des Hl. Geistes. In diesen 3 „Gestalten“ offenbart sich die Gottheit - als eine Einheit. Es sind also nicht 3 Personen zu denken, wenn von der Hl. Dreieinigkeit die Rede ist; vielmehr handelt es sich immer nur um die eine und einzige Gottheit, die sich aber in 3 verschiedenen Stufen offenbart. (Auch der Mensch, das „Ebenbild“ der Gottheit, ist in 3 Gestalten offenbar als Geist, Seele und Leib.)

Dass die Gottheit des Urgrundes dieselbe ist wie die Gottheit des Ungrundes, zeigt die Rede des Sohnes - als der unwesentlichen Weisheit. Sie spricht: „Ich bin die erste, lusterweckende Ursache aller Dinge, das U; ohne mich, die erste Ursache des Wohlgefallens Gottes, ist nichts geschaffen. Ich bin das A, die sich ausdehnende Aktionskraft, die allen Dingen Leben und Wesen, Form und Gestalt verleiht. Ich bin auch das O, die einfassende Kraft der Reaktion, welche allen Dingen ihr Bestandwesen gibt.“ - Die unwesentliche Weisheit des Ungrundes aber ist der Sohn des Urgrundes, welcher in der Offenbarung sich als A und O, als Anfang und Ende, als Erster und Letzter bezeichnet. Immer ist es also dieselbe einige Gottheit, ob ungeoffenbart im Ungrund, oder geoffenbart im Urgrund.

Die Gottheit, die sich offenbaren will, heißt der Vater; der Vater ist der Wille. Die Gottheit, die geoffenbart wird, heißt der Sohn, der als Feuer und Licht aus dem Vater geboren wird. Es ist aber der Gebärer derselbe wie der Geborene - und kein anderer; der Offenbarer derselbe wie der Geoffenbarte! Der Vater gebiert ohne Unterlass den Sohn; aus Vater und Sohn gehet ohne Unterlass der Geist aus, die dritte Gestalt in der Gottheit. Vater, Sohn und Geist bilden aber eine Einheit, nämlich die Drei-Einheit oder die Heilige Dreifaltigkeit. Der Begriff der Einheit bezieht sich auf die Gottheit; die Zahl Drei deutet auf die drei Gestalten der sich offenbarenden Gottheit hin. Sie bedeutet aber nicht etwa 3 verschiedene Personen. Dies ist ein - menschlicher - Gedanke, der aber für die Gottheit unziemlich ist. Sofern das Wort Gottes von drei Zeugen spricht, meint es eben den in 3 Gestalten sich offenbarenden Gott, der aber nur Einer ist. Der Vater im Ungrund ist die erste Gestalt; der Sohn des Urgrundes ist die zweite Gestalt; der Heilige Geist, der in siebenfacher Kraft aus Vater und Sohn ausgeht, ist die dritte Gestalt der göttlichen Offenbarung. (Dabei handelt es sich um Tatsachen, die für den menschlichen Verstand nicht ohne weiteres fassbar sind.)

Der gläubige Christ spricht: „Ich glaube, dass ein Gott ist; ich glaube, dass dieser Gott einig, d. h. nur eine Person ist; ich glaube, dass dieser einige Gott sich in Dreifaltigkeit offenbart.“

Die 3 Kraftstrahlen Gottes im Urgrund

Diese 3 Kraftstrahlen heißen auch Kraftgestalten, weil das lichte Chaos des Ungrundes erst im geoffenbarten Urgrund eigentliche Gestalt annimmt. Nach Art der Hl. Schrift werden aber die Farben von Edelsteinen dazu gebraucht, um den Unterschied dieser Kraftgestalten anzudeuten. Die Zahl 3 entspricht den 3 Ungrundskräften A, O und U.

Die Einheit dieser 3 Kraftstrahlen aber ist die Herrlichkeit der sich im Urgrund offenbarenden Gottheit. Bezeichnenderweise sind die Farben der Edelsteine Sardis, Jaspis und Saphir gewählt, weil mit deren Farben die Natur der göttlichen Urkräfte am besten bezeichnet werden kann. Das Rot des Sardis weist hin auf die Farbe des Feuers; das Feuer aber ist das Symbol der Vatersnatur und entspricht der Urkraft A im Ungrund. Die Farbe des Jaspis ist weiß - wie die Farbe des Lichtes; weiß deutet auf die Natur des Sohnes, der das Licht der Welt ist - und entspricht dem O der göttlichen Ungrundskräfte. Saphirblau deutet auf das Symbol des Geistes, die Luft, hin - und entspricht dem U der Grundkräfte.

Wiederum wird mit dem Buchstaben A die zeugende, schöpferisch-wirkende Aktionskraft, mit O die empfangende, in sich fassende mütterliche Reaktionskraft, mit dem U die erste lusterweckende Ursache und die bewegende Kraft des göttlichen Willens zur Selbstoffenbarung bezeichnet. So ist der Dreieinige Gott in 3 Gestalten im Urgrund offenbar.

Dass Farben zur Bezeichnung der göttlichen Kräfte herangezogen werden, ist keine Willkür. Im Alten Bund trug der Hohepriester Aaron das Brustschildlein, welches 12 verschiedene Farben von Edelsteinen in sich barg. Die Zahl 12 kommt mit der Zahl der Stämme Israels überein. In 3 x 4 = 12 Farbstrahlen offenbarte sich die göttliche Kraft in diesen Stämmen, wobei die für jeden einzelnen Stamm gewählte Farbe die besondere Eigenart dieses Stammes, aber auch die im Verhältnis zu dieser Eigenart in seinen Gliedern geoffenbarte göttliche Kraft bezeichnen konnte. Wohl mag also eine Deutung dahin versucht werden, dass die jedem Stamm zugeordnete Farbe gerade den besonderen Eigenschaften des Charakters und Geistes dieses Stammes entspreche; einstweilen will mit der Füllezahl 12 hauptsächlich auf die Fülle der Kräfte Gottes hingewiesen werden, welche Er dem einzelnen Stamm und damit dem Gesamtisrael gegeben hatte. Im Neuen Bund werden den einzelnen Aposteln auch solche Farben von Edelsteinen zugeordnet. Auch hier will zunächst auf die Fülle der göttlichen Kräfte hingewiesen werden, welche der Geist dem einzelnen Apostel zugeordnet hat. Wie das Sonnenlicht durch das Prisma in 7 Regenbogenfarben zerlegt wird, so bricht sich auch das Licht des Geistes Gottes in den verschiedenen Gemütseigenschaften der Apostel verschieden. Dem einen Apostel mag mehr von der feurigen Vatersnatur, dem andern von der lichten Sohnesnatur und wieder einem andern mehr von der durch das lichte Blau bezeichneten Natur des Geistes an Gaben geschenkt worden sein, so dass die Kräfte der Gottheit in 12facher Herrlichkeit in den Aposteln erstrahlen. Immerhin möchte es gesucht und gewagt erscheinen, die einzelne Farbe mit der Geistesbegabung des einzelnen Apostels als identisch zu bezeichnen. Zudem ist die symbolische Bedeutung der einzelnen Edelsteine und gerade auch ihrer Farbe in der Hl. Schrift nirgends scharf ausgeprägt oder festgestellt. Durch die vielen Farben der Edelsteine wird allgemein der herrliche Reichtum der Gaben Gottes angedeutet.

Eindeutig aber weist Offb 4:3 mit seinen Farben auf die Grundkräfte der Gottheit hin, wenn es heißt: „Und der auf dem Throne saß, war anzusehen wie der Stein Jaspis und Sarder; und ein Regenbogen war um den Stuhl, gleich anzusehen wie ein Smaragd.“ In Dem, der auf dem Throne saß, dem Sohn, sind die durch rot und weiß, durch Sardis und Jaspis angedeuteten Kräfte wirksam. Das Grün des Regenbogens aber ist eine Verschmelzung von rot und blau, also der Vaters- und der Geistesnatur. -

Die im Lichtsraum des Urgrundes geoffenbarte Majestät des göttlichen Wesens ist das Wort des Lebens in seiner Herrlichkeit. Es ist die Herrlichkeit des Eingeborenen Sohnes, um welche der zum Menschensohn erniedrigte Heiland im hohenpriesterlichen Gebet bittet, wenn Er spricht: „Vater, verkläre mich mit der Klarheit, welche ich bei Dir hatte, ehe der Welt Grund gelegt war.“ Diese im Lichtsraum offenbare, anbetungswürdige Gottheit ist Wort und Weisheit, d. h. Feuer und Licht, womit ebenfalls wieder auf das Vorhandensein der göttlichen Urkräfte hingewiesen wird. Sie wird auch als die göttliche Herrlichkeit bezeichnet.

In Hes 1 ist diese Herrlichkeit des Urgrundes in dem Gesicht des Propheten in deutlich unterschiedener Struktur dargestellt wie an keiner anderen Stelle der Hl. Schrift, abgesehen von Hes. 10. Diese sich offenbarende und dem menschlichen Begreifen sich eröffnende himmlische Herrlichkeit ist die himmlische, ebenbildliche Menschheit, nach deren Muster der Mensch Adam erschaffen wurde, wenn der Schöpfer spricht: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“ So nahe steht der - inzwischen gefallene - Mensch mit seinem Wesen und der Grundstruktur seiner Kräfte dem göttlichen Wesen, so dass man billig fragt: „Herr, was ist der - vorläufig in Sünden verlorene - Mensch; und was wirst Du durch das Blut Jesu wieder aus ihm machen?“

Vater, Sohn und Geist

Während sonst die Gleichheit des Wesens und die Einheit des Willens zwischen Vater und Sohn betont wird, seien hier gewisse Unterschiede in ihrer Offenbarungsweise herausgestellt; denn Vater und Sohn sind nicht identische Wesen, sondern sind verschiedene Stufen in der Offenbarung derselben Gottheit.

Ist der Ungrund unerforschlich und unerreichbar für jedwede Kreatur, so ist der Urgrund eine sichtbare Erscheinungsweise des verborgenen Ungrundes. Der Vater ist vor seiner Offenbarung ein lichtes, heiliges Chaos; der Sohn ist die Geburt aus dem Vater, während der Hl. Geist ein Ausfluss aus Vater und Sohn ist. Des Vaters Natur und Eigenschaft ist das Feuer; des Sohnes Art ist das Licht. Der Feuersnatur des Vaters ist der Edelstein mit der glutroten Farbe, der Sarder, zugeordnet; dem Sohn in seiner Lichtsgestalt der lichthelle Jaspis, während dem Geist als Andeutung seiner Natur der blaue Saphir zum Gleichnis dient. Der Natur des Vaters entspricht die Aktionskraft, der des Sohnes die Reaktionskraft. Ist der Vater ein strenges, eifriges Wesen, so der Sohn die barmherzige und huldvolle Gottheit, während der Geist das Amt des Trösters innehat. Ist der Vater ein verzehrendes Feuer, so ist der Sohn ein liebliches Licht; und das Wesen des Geistes, das aus beiden Teilen ausfließt, gleicht der Himmelsluft, aus welcher die Geist- und Lebenswasser geboren werden.

Die irdische Natur zeigt im Gleichnis auf diese Verhältnisse hin: aus dem Feuer wird das Licht geboren; aus Feuer und Licht kommt die Luft hervor und aus der Luft wird das Wasser geboren. Die irdischen Elemente stehen im Verhältnis der Geburt zu einander und sind so ein Bild der sich selbst offenbarenden Gottheit, die in Geburten aus sich hervortritt. So ist der Vater, der Wille, die Ursache des Feuers im Geburtsrad der HI. Dreieinigkeit; das Feuer ist der Vater des Lichts, d. h. des Sohnes; aus Feuer und Licht kommt der Geist, in dessen lichtfeurigen Wassern die 7 Kräfte der Gottheit d. h. ihre Füllekräfte wohnen und wirken.

Ungeoffenbarte und geoffenbarte Weisheit

Wir unterscheiden die Weisheit Gottes im Ungrund - vor ihrer Offenbarung - von der Weisheit Gottes im Urgrund. Die Weisheit des Ungrundes ist unwesentlich, weil noch nicht geoffenbart. Sie spielt aber eine große Rolle in der Gottheit; denn sie ist die lusterweckende Kraft Gottes, welche die göttlichen Grundkräfte zur Offenbarung erregt und der Gottheit die Dinge vorstellt, die geoffenbart werden sollen. Die menschliche Phantasie mag als schwaches Abbild von ihr gelten.

Die Weisheit des Urgrundes - als geoffenbart - ist wesentlich geworden, wie der Urgrund selbst eine wesenhafte Offenbarung der Gottheit ist. Auch auf dieser Offenbarungsstufe spielt die Weisheit eine große Rolle: sie teilt dem aus Ungrund und Urgrund, d. h. aus Vater und Sohn ausgehenden Geist die siebenfache Fülle der Lebenseigenschaften und Weisheitsarten der Gottheit mit. Daher kommt es, dass die Schrift von 7 Geistern Gottes redet (Offb 1:4ff.), welche schon im Alten Testament durch den 7armigen Leuchter vorgebildet sind, ebenso durch die 7 Feuerflammen (Fackeln) vor dem Throne Gottes.

Es besteht folgende Geburtenreihe in der Offenbarung Gottes: Aus dem Vater wird der Sohn geboren. Der Vater hat zum Symbol das Feuer, der Sohn das Licht. Als irdisches Gleichnis dieses Geburtsvorganges kann gelten, dass aus einem brennenden Feuer Licht ausstrahlt. Aus Vater und Sohn gehet der Geist aus, welcher mit der Luft verglichen wird. Auch hierfür können zur klareren Vorstellung irdische Vorgänge beim Brennen und Leuchten dienen; das flackernde Kerzenlicht zeigt an, dass Luft aus dem Licht ausgeht. Die Geburtenreihe geht noch weiter: aus der Geistesluft entsteht Geist- oder Lebenswasser, welches auch das gläserne Meer mit seinen lichtfeurigen Wassern genannt wird. Ein irdisches Abbild dafür: Atmosphärische Luft wird durch Unterkühlung und starken Druck zu Wasser verdichtet.

Im Ablauf dieser Geburtenreihe hat die im Urgrund wesenhaft gewordene Weisheit wiederum ihre besondere Bedeutung. Sie teilt dem ausgehenden Geist die 7fache Kraft der Weisheitsarten und Eigenschaften Gottes mit. Diese 7 Arten und Kräfte Gottes wohnen schon im Ungrund, dem Vater; sie sind aber noch ungeoffenbart. Da der Vater sich selbst aus sich selbst offenbart, wohnen sie auch im Sohne, welcher mit der ganzen Fülle der Gottheit erfüllt ist. Der Sohn aber wird auch das Lebenslicht genannt; in Ihm wohnt sowohl das feurige Leben des Vaters als das Lichtswesen des Sohnes. Aus diesem lichtsfeurigen Wesen aber gehet ein Lichtesglanz aus; und dieser Lichtesglanz heißt die ewige Weisheit Gottes - im Urgrund. Dieser ausgehende Lichtesglanz ist zu unterscheiden von dem Licht selber, obwohl der Sohn auch Weisheit genannt wird. Dieser ausgehende Lichtesglanz muss als eine besondere Stufe beim Ausgang des Geistes aus Vater und Sohn bezeichnet werden. Es ist aber dieser Lichtesglanz nicht nur einfach, sondern er erstrahlt in 7 Farben - wie der Regenbogen, und deutet eine 7fache Kraft des ausgehenden Geistes an. Als irdisches Gleichnis mag die Brechung des weißen Lichtes dienen, welches durch ein Prisma in die 7 Regenbogenfarben zerlegt wird. Als das zerlegende Prisma mag das Leben des Sohnes gelten. In diesen 7 Kraftstrahlen und Weisheitsarten erscheint der Geist Gottes bei seinem Ausgehen aus Vater und Sohn. Doch ist es die Weisheit, welche dem ausgehenden Geist seine 7fache Art mitteilt. Sie mag irgendwie personhaften Charakter in der Gottheit tragen. Der ausgehende Geist ist nunmehr durch die Weisheit stark bereichert. Diese hat auch in der geoffenbarten Gottheit als wesentliche Weisheit eine große Bedeutung; sie kann als Mutter sowohl der 7 Geisteskräfte als auch des Lebenswassers angesprochen werden. Denn auch in dem Lebenswasser zeigen sich die 7 Kräfte und Lebenseigenschaften, wie sie in Vater und Sohn wohnen. Deutlich ist die Weisheit in dieser Funktion als ein Mutterwesen zu erkennen, welches dem ausgehenden Geiste - wie eine Mutter ihren Kindern - den eigenen Wesensstempel aufdrückt. Es befindet sich also nicht nur das feurige, männliche Wesen des Vaters, sondern auch das liebliche, weibliche Wesen des Sohnes im ausgehenden Geiste.

Von der großen Funktion der Weisheit, die dem ausgehenden Geist die 7fachen Arten der Eigenschaften Gottes vermittelt, kündet auch schon das Alte Testament in Spr 9:1: „Die Weisheit bauete ihr Haus und hieb 7 Säulen.“ Die 7 Säulen sind die 7 Geisterkräfte, welche jeweils ihre besonderen Namen tragen. Doch wird der Weisheit hier noch eine weitere große Tätigkeit zugeschrieben: „Sie bauete das Haus Gottes“, d. h. durch sie wurde alles gemacht, was gemacht und geschaffen ist. Vater und Sohn wirken also durch die Weisheit alle ihre Werke, sowohl bei der Schöpfung als in der Geschichte. Dies ist ein leuchtendes Beispiel für die große Wahrheit, dass bei allen Werken Gottes stets die ganze Heilige Dreieinigkeit zusammenwirkt.

Kommt die Urkraft zur Schöpfung aus Vater und Sohn, so teilt die Weisheit diesen Allmachtskräften ihre Unterschiedlichkeit in Gattungen und Arten mit, so dass durch sie ein jegliches Geschöpf seine besondere Art empfängt. Die Weisheit gibt in alles hinein die Form, die Farbe, die Zahl und den Ton - und wirkt die Mannigfaltigkeit in den Werken Gottes. Überall in der Schöpfung zeigen sich Spuren der sich in alles einerschaffenden Weisheit; solche Spuren sind auch die alltäglichen Führungen und Schickungen der „Weisheit auf der Gasse“.

Insbesondere trägt der Mensch, das edelste aller Geschöpfe, Spuren der göttlichen Weisheit an sich. Sie hat ihn zu einem geheimnisvollen Wesen gemacht, so dass er fragen muss: „Herr, was ist der Mensch?“ Ihm teilte die Weisheit ihre 7 Grundkräfte in der Gestalt von 4 unteren und 3 oberen Seelenkräften mit. Und wie verschieden ist die Art und die Wirksamkeit dieser 7 Kräfte! Man erkennt, dass die Weisheit Gottes ein unergründliches Meer von Kräften und Möglichkeiten darstellt; denn die Mannigfaltigkeit in den Geschöpfesgattungen erscheint geradezu als grenzenlos.

Wie innig der Mensch - vor dem Fall - mit der göttlichen Weisheit verbunden war, zeigt die Tatsache, dass ihm - als dem Ebenbild der Gottheit - die Weisheit als „Braut“, also als das weibliche Teil seines Wesens, zugeordnet war. Sie sollte seine Betreuerin und Beraterin sein, d. h. im Menschen dieselben Funktionen im Kleinen ausüben, welche sie in der Gottheit im Großen auszuüben hat. Dass der Mensch, vom Satan verführt und betrogen, dieser göttlichen Wesenheit in sich nicht das nötige Gehör schenkte, brachte seinen Fall zuwege und ließ ihn die ebenbildliche Herrlichkeit verlieren. Nur zu begründet erscheint hier die Klage des Dichters: „Ach, was hat Adams Fall auf diesem Erdenball doch angericht’t!“ Es kann nur als große Barmherzigkeit Gottes bezeichnet werden, wenn sich uns die Weisheit in der Gestalt des Heilandes wieder anbietet und nähert, ja sich wieder mit ans verloben und vermählen will. -

So ist die göttliche Weisheit von hohem Adel und von großer Kraft und Bedeutung; sie ist das Mutterwesen in der Gottheit, also die weibliche „Tinktur“, das Licht, wogegen das Feuer männlich zeugenden Charakter trägt. Schon im Ungrund liebt und ehrt sie der Vater. Da dem Sohne - als der himmlischen Menschheit - beide Tinkturen des Männlichen und des Weiblichen innewohnen, wird Er selbst im Wechsel auch die Weisheit genannt. So ist Er, Jesus Christus, „uns gemacht von Gott zur Weisheit“. Nachdem der Eingeborene Sohn, also die himmlische Menschheit, irdische Menschheit geworden war, anerkannte Ihn der Vater als „seinen lieben Sohn, an dem Er Wohlgefallen hatte.“

Der Eingeborene Sohn Gottes - im Urgrund - heißt auch „Wort und Weisheit“. Dabei deutet „Wort“ auf die männliche Tinktur, „Weisheit“ auf die weibliche Art des Sohnes hin. Dasselbe ist der Fall bei dem Ausdruck „Feuer und Licht“. Beide Begriffe sind in einander verschlungen in dem Ausdruck: „Lichtfeurige“ Wasser. Das „Feuer“ deutet auf die zeugende Vatersnatur, „Licht“ auf die gebärende Sohnesnatur. Die lichtfeurigen Wasser des gläsernen Meeres vor dem Throne Gottes enthalten beide Naturen. Am meisten wird der Doppelbegriff „Licht und Leben“ gebraucht, in eines gefasst in dem Wort „Lebenslicht“. „Leben“ entspricht dem Wort und dem Feuer; es bedeutet das männlich-feurige Wesen des Vaters; „Licht“ steht für das liebliche weibliche Wesen und deutet auf die Weisheit des Sohnes. Der Evangelist Johannes sagt: „Und das Leben war das Licht der Menschen“. Es ist das Lebenswort, das zeugende Vaterswesen, zugleich auch das „Licht“, das gebärende Mutterwesen im Sohn, welches als Weisheit dem Menschen zur Braut gegeben war.

Die genannten Doppelbegriffe bedeuten jeweils nicht zwei Wesen; sie sind eine Umschreibung des Doppelcharakters des Sohnes und machen eine Einheit aus. Bilden Vater, Sohn und Geist eine Dreieinheit, so die Doppelnamen „Wort und Weisheit“, „Feuer und Licht“ und „Licht und Leben“ eine Zweieinheit. Und diese Zweieinheit ist der Sohn in seiner Doppelnatur. Als Doppelnatur bezeichnet Ihn auch der Ausdruck „jungfräulicher Mann“ oder „männliche Jungfrau“. Die Bezeichnung „jungfräulicher Mann“ bezieht sich auf den Sohn sowohl in seiner Eigenschaft als himmlische Menschheit, wie auch auf den Menschensohn Jesus von Nazareth. Dieser sündlose Mensch war ein Vollmensch mit zwei Naturen, wie sie - nach dem Urbild der himmlischen Menschheit - auch Adam anerschaffen waren. Dieselbe Stufe eines Vollmenschen wird auch der gefallene, aber wiedergeborene Mensch in seiner Auferstehung wieder erreichen. Schon vorher empfängt er durch die Geburt von oben die himmlische Weisheit wieder als eine Anlage in sich, die ihn zu einem „kleinen Ganzen des großen Ganzen“ macht. Jedenfalls ist der neue Mensch in uns wieder ein Abbild der himmlischen Menschheit, weshalb der geheimnisvolle Ausdruck „jungfräulicher Mann“ für uns von größter Bedeutung ist. - Der Sohn, der aus dem Vater geboren ist, ist zugleich der Schöpfer des Alls und des Menschen. „Schaffen“ bedeutet ein Bewegen und Ausfließen der Kräfte des Schöpfers. Da dem Sohne sowohl die zeugenden als auch die gebärenden Kräfte der Gottheit innewohnen, wirken sie sich auch in den geschaffenen Wesen aus. Überall in der Tier- und Pflanzenwelt begegnet man den beiden Tinkturen männlich und weiblich. In der Regel sind die beiden Kraft- und Wesensarten getrennt, in der Tierwelt grundsätzlich, in der Pflanzenwelt seltener. Die Pflanzen bringen in der Regel sowohl den männlichen Blütenstaub als auch die weiblichen Bestäubungsorgane in derselben Blüte oder doch auf derselben Pflanze hervor. Durch die „Selbstbestäubung“ entstehen Samen, aus denen neue, vollkommene Pflanzen hervorgehen.

Dieser Vorgang ist eine irdische Parallele für den Zeugungs- und Geburtsprozess in der Gottheit des Sohnes. Dieser ist Feuer und Licht. Das Licht, d. h. das weibliche Wesen des Sohnes, leuchtet wundersam hinein in das Feuerleben, d. h. in das männliche Teil des Sohneswesens. Das Feuerleben des Wortes, erfüllt mit allen Kräften Gottes, geht als Geist ein in die hell leuchtende Weisheit. Durch diese Vereinigung werden die 7 Geister leiblich und wesentlich, d. h. ausgeboren.

Die 7 Geister aber sind die Schöpfungswerkzeuge, durch welche alles, was geschaffen ist, hervorgebracht wurde. Dazu befähigte sie der in ihnen wohnende und wirkende göttliche Krafttrieb und Kräfteausfluss.

Nur in seiner Doppelnatur kann der Sohn Schöpfer sein. In dieser Natur ist Er auch der Stammvater der neuen Menschheit. Nach dem Willen Gottes sollte einst Adam, bevor er gefallen war - und er noch beide Tinkturen in sich trug, mit Hilfe der ihm beigegebenen Weisheit sich offenbaren, auch gebären. Durch den Sündenfall wurde dies unmöglich gemacht. Dass es aber möglich gewesen wäre, dass Adam als Doppelwesen Menschen aus sich selbst gezeugt und geboren hätte, beweist der göttliche Geburtsprozess im Sohne. Vermöge dieser Doppelnatur kann Er der Stammvater, d. h. der mütterliche Vater oder die väterliche Mutter der aus Gott kommenden neuen Menschheit sein. Wen Er gebiert, der ist wahrhaftig von oben, aus dem Geist geboren - und damit ein Kind Gottes d. h. eine Geburt aus Gott.

Welch’ große Aussicht hat der wiedergeborene Mensch, dem durch die Kraft Gottes, des Sohnes, wieder eine männlich-weibliche Tinktur anerschaffen wird! Er bedarf dann weiter keiner Ergänzung mehr, denn er ist bereits männliche Jungfrau oder jungfräulicher Mann. So steht er wieder da im „Bilde Gottes“, in welches Gott die Menschen zurückführen will. Dadurch wird der Sündenfall aufgehoben; denn seine verderblichen Auswirkungen sind durch diese Neuschöpfung beseitigt.

„Nun ist also wieder Rat,
und ich fühle in der Tat wieder neue Lebenslust
tief in meiner Menschenbrust.“
M. Hahn

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Die Offenbarung des Sohnes Gottes in der Schöpfung (Vätererbe Bd. VII)