Selbstlosigkeit und Demut

Aus Bibelwissen
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Von Daniel Muhl

IN BEARBEITUNG !

Der Vers 3 aus Phil 2 beinhaltet eine wahre geistliche Grundhaltung:

  • Phil 2:3 - nichts aus Eigennutz oder eitler Ruhmsucht [tut], sondern dass in der Demut einer den anderen höher achtet als sich selbst;

Der Eigennutz und die Ruhmsucht

Der Eigennutz kommt aus der Selbstsucht und die Selbstsucht kommt aus dem Wunsch, das Leben genießen zu können und das Leben kann man dann am besten genießen, wenn man geliebt wird. Viele Menschen fühlen sich dann geliebt, wenn sie Ehre und Wertschätzung bekommen und wenn andere ihnen ihre Bedürfnisse stillen. Da aber praktisch alle Menschen natürlicherweise zuerst ihre eigenen Bedürfnisse gestillt haben möchten, tun sie an ihrem Nächsten meist nicht das, was sie sich von ihrem Nächsten wünschen und so erleben viele Menschen keine Erfüllung ihrer Sehnsüchte. Dafür beobachten sie, wie andere – die sich wehren können – zu ihrem Recht kommen und sich dann so manches Bedürfnis selbst erfüllen können und der Teufelskreis des fortlaufenden Egoismus hat begonnen.
Das Bedürfnis nach Ehre und Ruhm ist vielerorts deshalb so stark, weil wir Menschen in den allermeisten Fällen unseren Selbstwert über die Anerkennung der Mitmenschen definieren. Jeder Mensch möchte sich wertvoll fühlen und das fühlen wir meist nur dann, wenn wir Wertschätzung und Anerkennung bekommen und diese bekommen wir in der Regel nur dann, wenn wir das leisten, was die anderen von uns erwarten. Die logische Folge davon ist, dass wir das herausstreichen, wo wir stark und gut sind, währenddem es uns dann auch sehr leicht fällt, andere schlecht zu machen. Da wo wir andere „entwerten“ steigt unser eigener Wert; so meinen wir zumindest! Das mag kurzfristig manchmal zutreffen, aber längerfristig ist dieses Lebenskonzept immer eine Sackgasse.
Der natürliche Mensch ist fast automatisch in diesen Teufelskreis des Eigennutzes und der Ruhmsucht gefallen, weil ihm die Weisheit und der Weitblick fehlte, die längerfristigen Auswirkungen zu erkennen.
Paulus motiviert nun die Philipper aus diesem Teufelskreis herauszutreten, indem er ihnen die Gesinnung Jesu Christi vor Augen malt. Wir können auch deshalb aus diesem Teufelskreis heraustreten, weil wir keine Liebe suchen müssen, da wir als Kinder Gottes über die Maßen bedingungslos und göttlich geliebt werden. Wir konnten eine Liebe entdecken und erfahren, die jede andere Liebe bei Weitem in den Schatten stellt. Wer die Liebe Gottes wirklich erkannt hat, ist nicht mehr auf die schwache Liebe der Menschen angewiesen und kann gleichzeitig die Menschen ohne Erwartungen und Bedingungen lieben. Wenn ein Kind Gottes erkannt hat, welche wunderbare Identität es in Christus erhalten hat, dann müsste es seinen eigenen Wert auch nicht mehr über seine Leistung definieren. In der Praxis funktioniert es leider oft nicht, weil wir unser Denken noch viel zu wenig dem göttlichen Denksystem angepasst haben. Obwohl die Korinther Heilige und Geliebte Gottes waren, obwohl sie ein Tempel Gottes waren, herrschte bei ihnen trotzdem noch Streitsucht und Parteiungen.
Wenn Menschen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus kommen, dann nehmen sie leider sehr oft das egoistische Denken mit und übertragen es auf das fromme Leben als Christ. Sie definieren dann ihren Wert über das Einhalten der Gebote Gottes über ihre guten Werke oder über ihr Bibelwissen und haben leider nicht erkannt, dass sich ihr Denken noch gar nicht erneuert hat. Sie meinen zwar ein erneuertes Denken zu haben, weil sie sich jetzt um die Gebote Gottes kümmern und gute Werke tun, aber nach wie vor definieren sie ihren Wert über ihre Leistung. Früher ging es um die weltliche Leistung und jetzt geht es um die religiöse Leistung! Viele haben noch zu wenig erkannt, dass sie ihre neue Identität einfach nur geschenkt bekommen haben.
Ich glaube, dass nach Erhalt des ersten Korintherbriefes die Gemeinde in Korinth ein ganz neues Bewusstsein bekam. Sie durften das Denken Gottes erkennen und jeder, der dieses Denken Gottes übernommen hatte und anfing mit den Gedanken Gottes mitzudenken, konnte immer mehr den Teufelskreis des Eigennutzes und der Ruhmsucht durchbrechen. Weil wir wissen dürfen, dass wir bedingungslos von Gott geliebt sind und wir durch Seine Gnade auch Seine Kinder sein dürfen, haben wir es nicht mehr nötig, eigennützig und ehrsüchtig zu leben.

Wahre Demut

Die Demut ist die „enge Pforte“ zur Gnade und nur durch die Gnade Gottes wird uns alles geschenkt. Ich bezeichne die Demut ganz bewusst als „enge Pforte“, weil wahre Demut uns völlig zuwider ist. Wenn wir gedemütigt werden, dann fühlen wir zuerst einmal immer einen „Werteverlust“. Wir werden klein gemacht und deshalb empfinden wir uns selbst als weniger wert! Auch dieses Gefühl offenbart uns, dass wir unseren Wert immer noch über unser Ansehen definieren. Wenn wir gedemütigt werden, dann stört das unser altes fleischliches Wesen, weil es sich dann minderwertig fühlt! Leider übernimmt unsere Seele dieses Minderwertigkeitsgefühl nur zu oft, statt sich auf das neue Bewusstsein auszurichten. Würde die Seele sich ganz vollständig auf das neue Denken ausrichten, würde es ihr nichts mehr ausmachen, wenn sie gedemütigt würde! Dies ist allerdings nur dann der Fall, wenn die Seele begriffen hat, dass sie ihren Wert nicht mehr über ihre Leistung definieren muss. Solange ein Mensch seinen Wert über seine (fromme oder andere) Leistung definiert, solange ist jede Demütigung eine scheinbare Entwertung und deshalb auch nur ganz schwer auszuhalten.
Jesus Christus konnte Seine Demütigung bei der Verurteilung u. a. nur deshalb aushalten, weil Er Seinen Wert nicht über Sein weltliches Ansehen definierte und weil Er vollkommen liebte. Er wusste um Seinen Wert, weil Er von Seinem Vater über alles geliebt wurde und wenn wir wirklich erkannt haben, dass wir von unserem himmlischen Vater als Seine Kinder unendlich geliebt werden, dann sind auch wir nicht mehr von der Anerkennung der Menschen abhängig.
Eine demütige Grundhaltung ist einerseits so schwer und andererseits so leicht! Ein stolzes Herz kann sich mit der Demut einfach nicht anfreunden. Es empfindet die Demut als etwas Lästiges, das es zu bekämpfen gilt. Nazigrößen titulierten die Demut als Zeichen der Schwäche. Ihre Grundhaltung zitiere ich jetzt sinngemäß mit eigenen Worten:

Der Demütige ist der „schwache Untermensch“, der sich alles gefallen lässt. Der Demütige ist nicht zur Herrschaft, sondern zum Diener und Sklaven, bestimmt. ‚Schwache Untermenschen’ dürfen nicht mit der Herrscherklasse vermischt werden, da sie die Ausreifung des edlen und starken Menschen verzögern. Der Demütige offenbart seine Bestimmung als dienender Untermensch!

In dieser Welt, wo es um die Selbstverwirklichung des Fleisches geht, mögen diese Aussagen auf den ersten Blick durchaus zutreffend sein, aber wer etwas über den Tellerrand hinausdenkt, erkennt sehr schnell, dass ein solches Denksystem eine zerstörerische Kraft hat. Es produziert Verachtung und Menschen, die fortwährende Verachtung erfahren, sind wiederum sehr empfänglich für den Hass und dieser hat ein unheimliches Zerstörungspotenzial! Das sehen wir gerade auch beim Terrorismus. Für unsere Gesellschaft sind die Terroristen die schlimmsten aller Menschen, aber nicht wenige entwickelten ihren Hass gerade deshalb, weil ihnen vor ihrer Radikalisierung viel Verachtung entgegengebracht wurde und genau an diesem Punkt trägt unsere Gesellschaft eine Mitverantwortung.
Wie könnte ich Gott und Seinen Sohn lieben, wenn Er meinen Geist und meine Seele verachten und somit als wertlos einstufen würde? Gott könnte mir in Seiner Größe und Herrlichkeit begegnen, so dass ich Ihn fürchten und vor Ihm niederfallen würde. Ich könnte Ihm auch gar nichts erwidern; ich bin Ihm in allem unterlegen! Ein Herrscher kann seine Untergebenen immer in die Knie zwingen, aber eine gewaltmäßige Unterdrückung erzeugt nie eine echte Liebe zum Herrscher (von ganzem Herzen). Das erste Gebot, das eigentlich viel mehr eine Verheißung ist, überwältigt mich immer mehr! Es heißt nämlich: „Du wirst Gott lieben ...!“ Der Gott der Bibel bringt es fertig, dass Ihn früher oder später jedes Geschöpf von ganzem Herzen lieben wird, weil jedes Geschöpf irgendwann einmal die Liebe Gottes ganz persönlich und so wunderbar erleben wird, dass es gar nicht anders kann, als diesen Gott von ganzem Herzen zu lieben.
Eine bleibende Atmosphäre der Liebe entsteht nur durch eine echte Demut aller Beteiligten, wo jeder seinen Nächsten höher als sich selbst achtet. Diese Haltung erscheint uns in vielen Fällen als unmöglich. Wären wir z. B. bei der Steinigung des Stephanus dabei gewesen und hätten Saulus beobachtet, mit welchem Eifer er dieser Steinigung zugestimmt hatte, dann hätten wir diesen gesetzlichen Pharisäer wohl kaum höher als uns selbst achten können, da wir in ihm beinahe den Inbegriff des Bösen gesehen hätten. Heute können wir, als echte Christen, Paulus ohne Probleme höher als uns selbst achten, da wir um seine Liebe und Hingabe an Gott wissen. Gerade aus diesem Beispiel dürfen wir jetzt lernen, auch andere sogenannt „böse Menschen“ höher als uns selbst zu achten, weil wir bei keinem Menschen wissen, was Gott aus ihm noch machen wird. Manchmal macht Gott aus einem grausamen Sklavenhändler einen Mann der Liebe und Gnade, wie wir aus der Lebensgeschichte von John Newton ersehen können (siehe hier)!
Auch innerhalb der gläubigen Christenheit fällt es uns manchmal schwer, einander höher zu achten. Doch wer etwas genauer nachdenkt, hat allen Grund seine Brüder und Schwestern höher als sich selbst zu achten. Gott hat die körperlichen und intellektuellen Stärken und Schwächen unterschiedlich verteilt, so dass in den Augen Gottes viele „Kleine“ und „Unbedeutende“ größer sind, als diejenigen, die wir als groß anschauen! Das Paradebeispiel dazu sehen wir bei der armen Witwe. Äußerlich betrachtet hat die arme Witwe, mit ihren zwei Scherflein, vermutlich am wenigsten einbezahlt, aber in den Augen Gottes hat sie am meisten eingelegt, weil sie ihr ganzes Geld einlegte! Sie gab 100% ihres Vermögens. Andere gaben vielleicht 100x mehr; aber bei ihnen war es nur 10% ihres Vermögens und deshalb war es in den Augen Gottes weniger. Die gleiche Betrachtungsweise dürfen wir auch bei den Begabungen anwenden. Da gibt es Menschen, die sind vielleicht sehr gering begabt, aber sie geben ihr Äußerstes und praktizieren eine Ganzhingabe! Von Außen betrachtet, sieht es vielleicht relativ bescheiden aus, aber in den Augen Gottes war es alles! Das umgekehrte Beispiel gilt genauso: „Da ist vielleicht ein hoch begabter Prediger, der allseits sehr geschätzt wird, der sich aber kaum zur Hälfte seiner Möglichkeiten hingibt. Darum könnte der berühmt, begabte Christ theoretisch auch den scheinbar geringen Bruder höher als sich selbst achten. Wer es nicht kann, hat das Geheimnis aus 1Kor 12 noch nicht entdeckt, wo Paulus schreibt:

  • 1Kor 12:22-24 - sondern gerade die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig; 23 und die uns die weniger ehrbaren am Leib zu sein scheinen, die umgeben wir mit größerer Ehre; und unsere nichtanständigen haben größere Wohlanständigkeit; 24 unsere wohlanständigen aber brauchen es nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dabei dem Mangelhafteren größere Ehre gegeben, 

Auch diese Grafik kann eine Hilfe sein, den Nächsten höher als sich selbst zu achten!


Die Selbsterniedrigung und Erhöhung Jesu
1. Tiefster Abstieg und höchste Erhöhung (Phil 2:1-11)
1.2 Ermunterung und Trost (Phil 2:1)
1.3 Gemeinschaft des Geistes (Phil 2:1)
1.4 Herzliches Mitleid und Erbarmen<(Phil 2:1)
2. Freude durch eine Liebe und Gesinnung (Phil 2:2)
3. Selbstlosigkeit und Demut (Phil 2:3)
4. Das Seine und das der Anderen (Phil 2:4)
5. Die Gesinnung Jesu Christi (Phil 2:5)
6. Eine Geschichte zu Karfreitag (Phil 2:6-11
7. Die Selbsterniedrigung Jesu (Phil 2:6-8)
8. Der Triumph des Gottessohnes (Phil 2:9-11)