Schlussbemerkungen

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nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes:
Der zweite Tod und die Wiederbringung aller Dinge


I. Die Wiederbringung aller Dinge

II. Das Zeugnis der Schrift

Teil 1. Gottes Vorsatz im Sohn
Teil 2. Der Vorsatz der Äonen
Teil 3. Durch Tod und Gericht zum Leben

III. Allgemein verbreitete Einwände
IV. Schlussbemerkungen


Die Wiederbringung aller Dinge

IV. Schlussbemerkungen

Wer mein Wort hat, soll reden

Dies ist nach meiner Überzeugung das Zeugnis der Schrift bezüglich des Vorsatzes und des Weges Gottes, unseres Erlösers. Dass diejenigen, welche wie das Volk Israel den Vorsatz Gottes, der über ihre Heilszeit hinausgeht, nicht sehen können, dieses als falsche Lehre verurteilen werden ist ebenso sicher, wie Israel die Propheten tötete und den Ratschluss Gottes für die Sünder aus den Heiden verwarf; und es wird den Hass der gefallenen Geister auf sich ziehen, so gut wie stolze Seelen allezeit sich gegen das Evangelium empören. Sie glauben, sie würden ewig bleiben. Dass all ihr Stolz aber und ihre Empörung überwunden werden soll, daran zu denken, ist sehr erniedrigend. Selbst für Wahrheit liebende Seelen, die anders gelehrt haben, ist es sehr schwer, eine Wahrheit anzunehmen, die sie überführt, dass sie bisher geirrt haben.

Jetzt, sowohl wie früher, erkennen Samariter Christus als den "Heiland der Welt" (Joh 4:42), während Meister in Israel von dieser Seiner Eigenschaft nichts wissen wollen. Für Lehrer heißt Lernen zugleich auch Verlernen, und dies ist nicht leicht. Auch können wir nicht erwarten, dass solche, die in der Synagoge obenan sitzen, gern von ihrer Höhe herabsteigen und sich erniedrigen, um nicht nur den Platz von Schülern einzunehmen, sondern auch noch sich dafür ruhig tadeln zu lassen. Wie können Meister in Israel ihre eigenen Worte essen? Selbst die, welche willig sind, sich lehren zu lassen, fürchten sich. Das Bewusstsein, dass sie dem Irrtum unterworfen sind und sich täuschen können, veranlasst sie, an dem Gewohnten festzuhalten. Dies alles und noch mehr, dass wir von Natur Gott so falsch beurteilen, verhindert die Ausbreitung der in Vorstehendem geschilderten Lehre. Ist sie aber nach dem Vorsatz Gottes, so wird sie standhalten und jedes folgende Zeitalter wird sie klarer hervortreten lassen. Endlich wird Gott ganz gewiss alle Menschen von ihrem Misstrauen Ihm gegenüber heilen.

Jetzt aber sagt Er: "Wer Mein Wort hat, der predige Mein Wort recht. Wie passen Stroh und Weizen zusammen? spricht der Herr" (Jer 23:28). Ich fürchte darum nicht, dass die Erklärung von Gottes Gerechtigkeit und Liebe, wie manche es vermuten, die Menschen dazu verleitet, geringer von Ihm zu denken. Wir sind "wohl selig, doch in der Hoffnung" (Röm 8:24), nicht in der Furcht. Die Lüge, dass Er ein Zerstörer sei und uns nicht liebe, hat die Seele von Ihm ferngehalten und tut dies noch. Und wenn auch mancher meint, dass die Lehre von der Wiederbringung, selbst wenn sie wahr wäre, dennoch nur mit großem Vorbehalt im Geheimen erwähnt werden dürfe, weil die Menschen sie missbrauchen würden, so kann ich doch ihre Klugheit nicht für weise halten und glaube vielmehr, dass die Wahrheit, wenn Gott sie offenbart hat, selbst die Kraft hat, ihren Weg zu gehen.

Befürchtete Folgen dieser Lehre

Gewiss kann diese Wahrheit ebenso gut wie jede andere missbraucht werden. Wo ist etwas Gutes, das nicht verdorben werden könnte? Die Bibel und das Evangelium selber können verdreht werden, um Menschen zu vernichten, und Christus selber kann denen, für die Er starb, zu einem Geruch des Todes werden. Das berechtigt uns aber ganz gewiss nicht, die Bibel oder das Evangelium zu verschließen oder irgendeine Wahrheit, die Gott uns gnädig offenbart hat, für uns zu behalten oder zu leugnen. Und wenn ich daran denke, wie man früher das Evangelium bekämpft hat, dass, wenn Gnade gepredigt wurde, die Menschen sie missbrauchten und sündigten damit die Gnade um so mächtiger würde - wenn ich daran denke, wie man die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben zurückgewiesen hat mit der Behauptung, sie untergrabe jede praktische Gottseligkeit - wenn ich sehe, wie die Gnadenwahl Gottes, so deutlich sie auch in der Heiligen Schrift offenbart ist, dennoch von einigen geleugnet wird, welche weiser als Gott meinen, solche Lehre stehe im Gegensatz zu der Liebe und Wahrheit Gottes und müsse dem Menschen gefährlich werden - dann bin ich nicht besorgt über die Folgen irgendeiner Lehre, sondern vertraue darauf, dass wenn sie nur wahr ist, ihre Wahrheit sie schließlich rechtfertigen muss. Ich glaube vielmehr, dass, wenn die Nichtigkeit der schließlichen Vergeltung verstanden würde, wenn die Menschen sähen, dass sie unter dem Gericht sein müssen, so lange sie in der Sünde bleiben, und dass sie nur freiwerden, wenn sie der Sünde sterben, dann könnten sie nicht das Evangelium so verdrehen, wie sie es jetzt tun, und nicht die Predigt vom Kreuz, in dem allein das Heil beschlossen liegt, missbrauchen.

Auszüge orthodoxer Schriftstellen

Auch glaube ich, dass diese Lehre von der Wiederbringung dem hoffnungslosen Zweifel, der immer mehr zunimmt, einen großen Teil seiner Kraft nehmen würde, diesem Zweifel, der gewiss durch das Dogma von der nie endenden Strafe nur noch verstärkt wird. Viele Menschen wenden sich ab vom Evangelium und von der Schrift, ohne zu wissen, was sie enthält, weil sie zurückgestoßen werden durch die Behauptung, dass Gott, welcher Liebe ist, alle mit Ausnahme einer kleinen Herde, der wenigen, welche den schmalen Weg finden, zu endlosem Elend bestimmt habe. Selbst treue Gläubige seufzen unter der Last, welche diese allgemein angenommene Lehre jeder nachdenkenden und selbstlosen Seele auferlegt. "Ich für meinen Teil" sagt Henrh Rogers, "würde es nicht bedauern, wenn das ganze Menschengeschlecht schon in seinem vierten Jahre sterben müsste. Soweit wir sehen können, könnte man darüber nicht traurig sein". "Dasselbe Evangelium", sagt Isaak Taylor, "welches unsers Seelen mit warmen Regungen durchdringt und unsere Selbstsucht vernichtet, wirkt in unserem Herzen ein Mitgefühl, das oft versucht zu wünschen, es wäre nicht wahr oder es hätte uns nicht gelehrt, also zu fühlen". Noch eindringlicher sind die Worte von Albert Barnes, welches die Finsternis der orthodoxen Theologie bezeugen: "Diese und hundert andere Schwierigkeiten erheben sich, wenn wir an diesen großen Gegenstand denken; und sie tun dies gerade dann, wenn wir versuchen, unsere ungläubigen Brüder zu drängen, dass sie sich mit Gott versöhnen lassen möchten und Ihm vertrauen. Ich bekenne, dass ich diese Schwierigkeiten fühle, und zwar immer deutlicher und mächtiger, je mehr ich auf sie sehe und je länger ich lebe. Ich sehe keinen Strahl von Licht über diesen Gegenstand, und ich habe auch keinen gehabt von dem ersten Augenblick an, wo ich mich mit ihm beschäftigte. Was weise und gute Menschen geschrieben haben, habe ich eingehend gelesen. Ich habe ihre Theorien und Erklärungen beachtet, habe versucht, ihre Beweisgründe abzuwägen, denn meine Seele lechzt nach Licht und Trost bei diesen Fragen. Aber ich habe nichts gefunden, und in der Verzweiflung und Angst meines eigenen Geistes bekenne ich, dass ich nirgendwo Licht sehe. Nirgends auch nur ein Strahl, dass ich's begreifen könnte, warum die Sünde in die Welt gekommen ist, warum die Erde bedeckt ist mit Sterbenden und Toten, und warum der Mensch leiden muss bis in alle Ewigkeit." (Albert Barnes Praktische Reden S. 123).

Solche Bekenntnisse sind gewiss sehr traurig, aber sie drücken noch nicht den tausendsten Teil von dem Entsetzen aus, welches der Gedanke nie endenden Elends in jedem liebenden Herzen hervorbringen sollte. Wie Archer Butler sagt: "Wäre es möglich, dass menschliche Einbildungskraft die Schrecken eines solchen Loses fassen könnte, so würde alles Nachdenken darüber zu Ende sein; es würde die ganze Kraft des menschlichen Denkens ausdörren und versengen". Ja das menschliche Leben würde still stehen, wenn diese Lehre von der endlosen Qual verwirklicht werden könnte. Kann solche eine Lehre wahr sein? Ist sie es, dann sollen die Menschen sie immer und überall bekennen. Ist sie aber einfach das Resultat des missverstandenen Gotteswortes, so ist es höchste Zeit, dass die Kirche erwacht, um das Wort richtiger zu lesen. Es ist nicht meine Sache, die Heiligen Gottes einer früheren Zeit zu richten. Gott wird sie und ihr Werk richten. Wenn ich aber an die Worte denke, welche nicht fleischlich und weltlich gesinnte Menschen, sondern vielmehr einige treue Gotteskinder in jener langen Nacht gesprochen haben, als das Tier, welches aussah wie ein Lamm und redete wie ein Drache, die Herrschaft hatte (Offb 13:11) - wenn ich

  • Augustinus sagen höre, dass "Kinder, die ungetauft aus dem Leben scheiden in die aller mildeste Verdammnis kommen werden, derjenige aber, welcher predigt, sie kämen nicht in die Verdammnis, sich in grobem Irrtum befinde. Augustinus wiederholt diese Lehre immer wieder, oder
  • Thomas von Aquin, "den Segen der Heiligen sei ihnen deshalb um so herrlicher und ihre Danksagung gegen Gott sei um so reichlicher, weil ihnen gestattet sei, die Strafe der Gottlosen zu sehen"- oder
  • Petrus Lombardus, "sie Auserwählten seien, während sie die unaussprechlichen Leiden der Gottlosen sehen, darüber nicht traurig, sondern würden vielmehr bei dem Anblick mit Freude erfüllt, und Gott für ihre eigene Rettung danken".
  • Luther: "es sei der höchste Grad des Glaubens, zu glauben, dass Gott gnädig ist, der so wenige errettet und so viele verdammt, zu glauben, dass der gerecht ist, der nach Seinem Willen macht, dass wir notwendigerweise verdammungswürdig sind. -

Wenn ich daran denke, dass solche Männer solche Worte geredet haben und dass ihre Worte von Christen gebilligt worden sind, dann kann ich nur niederfallen und beten, dass doch solche Nacht niemals zurückkehren, und dass der Herr sie da, wo sie noch jetzt in Menschenherzen herrscht, vertreiben möchte.

Rückwirkung solcher Ansichten

Denn nicht nur Ungläubige werden von solcher Lehre verletzt. Solchen, die glauben, tut sie noch größeren Schaden. Denn unsere Begriffe von Gott wirken auf uns selbst zurück. Infolge eines ewigen Gesetzes müssen wir mehr oder weniger umgestaltet werden in die Gleichheit des Gottes, den wir anbeten. Wenn wir glauben, dass Er hart sei, so werden wir hart. Glauben wir er sorge nicht um die Leiber und Seelen der Menschen, so sorgen wir auch nicht darum. Glauben wir aber, dass Er die Liebe ist, so werden wir auch etwas von Seiner Freundlichkeit zurückstrahlen. Deshalb gab uns Gott Sein Ebenbild in Seinem eingeborenen Sohn, auf dass wir, wie sich "in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht spiegelt, in dasselbe Bild verklärt" würden (2Kor 3:18). Was dieses Ebenbild war, sagen die Evangelien. In Wort und Tat zeigen sie, dass "Gott Liebe ist, die alles verträgt, alles glaubt, alles hofft, alles duldet und nimmer aufhört" (1Jo 4:8.16 - 1Kor 13:7), wenn alles andere aufhört; und dass Er am Ende sowohl wie am Anfang das Leben und die Hoffnung verlorener Sünder ist. O seliges Evangelium - "ob Er wohl reich war, ward er doch arm um unseretwillen, auf dass wir durch Seine Armut reich würden" (2Kor 8:9). "Ob Er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt Er's nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern äußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch, und an Gebärden als ein Mensch erfunden. (Phil 2:6.7).

Er kam aus dem Leben in den Tod, aus dem Himmel auf die Erde, "nachdem nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist Er's gleichermaßen teilhaftig geworden" (Hebr 2:14 - 1Jo 4:3), um unsere Last für uns zu tragen, unsere Schande, Fluch und Tod auf sich zu nehmen, damit Er unsere Bande zerreißen und uns in, mit und für sich ewiglich zurückbringen könnte zur Rechten Gottes. Wie Er dies getan hat, mit welchem Erbarmen, welcher Wahrheit Geduld, Sanftmut und Liebe, das kann bis jetzt nur Gottes Auge völlig erkennen. Dass wir Ihm so ungleich sind, beweist, wie wenig wir Ihn gesehen haben, "denn wir werden Ihm gleich sein, wenn wir Ihn sehen, wie Er ist" (1Jo 3:2). Und doch sind einige durch das, was sie gesehen haben, zu neuen Kreaturen geworden. Menschen, die einst für sich lebten, haben "ihr Leben gelassen, ja haben gewünscht, verbannt zu sein für ihre Brüder" (1Jo 3:16 - Röm 9:3), weil Sein Geist von ihnen Besitz genommen hat; darum mussten sie sich selbst hingeben, gleich dem, welchen sie liebten, um Verlorene zu erretten.

Wird die Herrlichkeit, welche kommen soll, dies alles aufheben? Wird Christus dann ein anderer Christus sein als der, welcher Er bisher war? Kann Er dann auf verlorene Seelen hinsehen ohne den Willen, sie zu erretten oder ist Ihm vielleicht in der Herrlichkeit, wenn Er auch den Willen hat, so doch die Macht zu erretten genommen? Und wird die Herrlichkeit auch Seine Glieder verändern, so dass sie nicht mehr ihren Nächsten lieben wie sich selbst? Jetzt gibt uns ein Blick auf Christus das Verlangen, für andere zu leben und zu sterben. Wenn wir Ihn aber sehen, wie Er ist, und Ihm gleich werden, wird dann unser Verlangen, für Verlorene zu leiden und zu sterben, nicht mehr sein? Heißt dies Ihm gleich werden? Wenn das, was allgemein gelehrt wird, wahr ist, dann wird, ich kann es kaum niederschreiben, der kommende Christus ungleich sein dem, der Er bisher war. Entweder will oder kann Er dann nicht bis zum Äußersten erretten. Ja mehr noch - so lehrt man uns - anstatt über die Verlorenen zu weinen, wie Er es bisher getan, wird es Ihm keine Pein sein, Myriaden seiner Kreaturen, wenn nicht Seiner Kinder in endloser Qual zu sehen. Dann wird Er jedenfalls nicht derselbe Jesus Christus sein, gestern, heute und in Ewigkeit (Hebr 13:8).

Ist diese Lästerung? Wer lehrt sie dann? Gewiss wissen die Menschen nicht, wie solche eine Lüge selbst bekehrte Seelen, wenn sie daran glauben, verhärtet, ja verhärten muss? Denn wenn es recht ist, für solche, die mit Christus im Himmel sind, dass sie auf die Qualen der Verlorenen unbewegt hinsehen und in ihrer eigenen Freude ruhen und Gott danken, dass sie nicht sind wie die anderen, dann kann das gleiche Tun und der gleiche Geist auch jetzt nicht böse sein. Viele zeigen, dass sie so denken. Die Welt geht verloren, und sie werden gerettet; aber sie können jetzt leben in der Hoffnung, einst bei Christus zu sein und freuen sich so ihrer eigenen Errettung, ohne an die große Masse derer rings um sie her zu denken. Die Welt geht verloren, und sie werden gerettet; aber sie können jetzt leben in der Hoffnung, einst bei Christus zu sein und freuen sich so ihrer eigenen Errettung, ohne an die große Masse derer rings um sie her zu denken, die wenn sie noch nicht in der Hölle sind, jedenfalls dahin kommen.

Selbst gläubige Seelen nehmen mehr als sie es selbst wahrnehmen, schaden sich selbst durch ihren Glauben an nie endende Qualen. Ihre Hoffnung, dass auch jedes noch so tief gewurzelte Übel entfernt werden kann, ist nur gering, und sie zeigen, wie gering ihr Glaube an die Kraft der unermüdlichen Liebe ist. Wenn der Herr über alle Dinge in Seinem Universum das Böse bleiben lässt, dann können sie auch nicht darüber Herr werden; oder sollten sie erwarten, Böses mit Gutem überwinden zu können, wenn, wie sie glauben, Gott selbst im Laufe der Zeitalter dies nicht fertigbringt? Müssen sie darum nicht nach wenig kurzen Anstrengungen die Widerspenstigen und Irrenden ihrem Schicksal überlassen, da doch Gott der Geduld selber nach ihrem Evangelium Seelen für alle Ewigkeit unverändert ohne Errettung und ohne Vergebung lässt? Bei ihrer Ansicht können sie nur das Böse richten; sie glauben nicht daran, dass es durch Gutes überwunden wird oder dass diejenigen, welche jetzt noch vom Bösen gefangen sind, durch nicht aufhörende Liebe, Wahrheit und Geduld befreit werden können und müssen.

Selbst die Predigt des Evangeliums wird durch diese Ansicht beeinträchtigt, denn sie treibt die Menschen zu unreifem und hastigem Werk an den Seelen - ungleich dem, der vor der Tür steht und anklopft (Offb 3:20) - wodurch sie oft das rechte Wachstum des neuen Menschen, den sie doch hervorbringen wollen, vor der Zeit hervorrufen, und so für alle Zeit schädigen. Gott sei gepriesen, Seine Gnade geht über alles, und Er ist besser, als Seine Kinder es glauben, und was wir Falsches über Ihn denken, das schädigt zwar Sein Volk und die Welt, kann aber niemals Seinen Vorsatz ins Wanken bringen. Und Sein Wort - wollten die Menschen nur suchen, so würden sie es selber finden - in dem "Gesetz von den Erstlingsfrüchten" in dem "Vorsatz der Zeitalter" und in der Errettung durch das "Kreuz", d. h. durch Auflösung, vor allem aber in dem Angesicht Jesu Christi nennt uns die Wahrheit, welche das große Rätsel löst und zeigt, warum der Mensch leiden muss, so lange er in Sünden ist, dass er nämlich durch solches Leiden und durch den Tod in Christo zurückgebracht werden soll zu Gott, und zurückgebildet in Sein Ebenbild.

Was sagt die Schrift

Ich schließe, wie ich begonnen habe. Was sagt die Schrift? das ist die Frage. Wenn diese grausamen Ansichten von Gott, die so viele annehmen, wirklich die Wahrheit sind, dann sollen die Menschen sie nicht nur glauben, sondern auch unaufhörlich verkündigen. Sind sie aber, wie ich glaube, nur falsche Begriffe von der Wahrheit, Abgötter, aus dem menschlichen Sinn entstanden, ebenso falsch und entgegengesetzt der Offenbarung, welche Gott von Sich in Christo gemacht hat, wie die Abgötter von Stein und Holz und Gold und Silber es waren gegenüber dem Gesetz des Mose, so möchte doch der Geist unseres Gottes sie überall völlig vernichten, und unsere Finsternis umgestalten zu vollkommenem Tag. Keine Frage kann von größerer Bedeutung sein, und keine Theologie, die vor ihr die Augen schließt, kann das Sehnen um uns herum befriedigen, welches nach meiner vollen Überzeugung das Werk von Gottes Geist ist. Die Frage lautet tatsächlich: "Ist Gott für uns oder wider uns?" Ist Er aber für uns, ist Er dann stärker als unsere Feinde? Was ich geschrieben habe, enthält nach meiner Überzeugung die Antwort Gottes. Und dass sich uns diese Wahrheit jetzt aufschließt ja, dass Gott selber sie überall aufschließt, ist, glaube ich, ein klares Zeichen und ein Zeugnis dafür, dass die gegenwärtigen Dinge hinweggetan werden, und dass das Gericht über die abgefallene Christenheit nahe bevorsteht.

Eine Zeit der Versuchung und des Streites kommt herauf zwischen einem gottlosen Spiritualismus und einem sogenannten Glauben, der alle tatsächliche Erfahrung der Geistesoffenbarung und Geistesleitung verloren hat, dessen Bekennen darum keine andere Grundlage habt, als einen Buchstaben oder eine Überlieferung, die, wenn sie auch wahr ist, in fleischlichen Händen nur eine schwache Waffe ist gegenüber einem Haufen lügender Geister. Weh denen, die bei solcher Versuchung sich des Herrn Eigentum nennen, und doch nichts hören können von Seiner inwendigen Stimme, noch sich lehren lassen von Seinem Geist. Noch aber sagt Er: "Wer Ohren hat, der höre, was der Geist sagt" (Offb 3:22 u.a). Wenn wir Seine Gnade suchen, so ist sie immer noch für uns da. Möchte Er uns völliger in Seine Wahrheit leiten und als Mittel dazu, uns mehr als bisher Seine Heilige Schrift aufschließen, die, gleich der Welt um uns, unerkannte und unentdeckte Schätze birgt, ja den unerforschlichen Reichtum Christi, den Er verlorenen Geschöpfen darbietet.

Mit herzlichem Gruße !
Dein A n d r e w J u k e s

V. Nachschrift

Einige Auszüge aus William Low, die sich mehr oder weniger direkt auf den Gegenstand der vorstehenden Seiten beziehen, lasse ich folgen. Als er von dem Sündenfall spricht, sagt er: "ich habe nun die Herrlichkeit des ursprünglichen Zustandes des Menschen im Paradies gezeigt, und die traurige Veränderung, welche der Sündenfall über ihn gebracht hat. Aus einem göttlichen und himmlischen Geschöpf ist er so elend umgestaltet worden, dass er innerlich die Natur und das finstere Feuer der Teufel und äußerlich die Natur aller Tiere besitzt; ein Sklave dieser äußeren Welt, lebt er ins Ungewisse hinein unter Leiden, Furcht Trauer und Elend, bis sein Leib ohne seinen Willen unserem Anblick entzogen und in der Erde geborgen wird.

Und der Grund dafür, dass selbst die verkommensten Menschen nicht völlig erkennen und begreifen, dass ihre Seele sich in diesem elenden Zustand befindet, liegt darin, dass die zwar gefallene Seele noch mit dem Blut eines menschlichen Leibes verbunden ist und deshalb das süße, belebende Licht der Sonne die Seele erreichen und dasselbe in gewissem Grad und für eine bestimmte Zeit an ihr ausrichten kann, was es an der Finsternis, Schärfe, Säure, Bitterkeit und Zorn tut, die sich in dieser äußeren Natur befinden; das heißt, es erleichtert, versüßt und erleuchtet sie in bestimmtem Grad. Da dies aber nicht ihr eigenes Leben ist, nicht aus der Seele selbst entspringt, sondern sie nur durch Vermittlung des Leibes erreicht, so ist die Seele, wenn sie in dieser gegenwärtigen Zeit kein eigenes Licht bekommen hat, sobald der Tod des Leibes ihre Verbindung mit dem Licht dieser Welt abbricht, nichts als ein finsteres, wütendes Feuer in teuflischem Zustand. Wenn daher das Licht dieser Welt mit einem Mal erlöschen würde, so würden alle Menschenseelen, an denen die Wiedergeburt nicht schon tatsächlich begonnen hat, finden, dass sie nichts anderes sind als die Wut des Feuers und der Schrecken der Finsternis.

Obwohl nun das Licht und die Herrlichkeit dieser äußeren Welt es verhindert, dass selbst ganz schlechte Menschen beständig und eindringlich die zornige, stolze, finstere und selbstquälerische Art empfinden, die das eigentliche Wesen jeder gefallenen, nicht wiedergeborenen Seele ausmacht, so empfängt doch jeder Mensch in der Welt mehr oder weniger häufige und starke Fingerzeige darüber, dass es so mit ihm steht im innersten Grund seiner Seele. Wie vielerlei Ablenkungen gibt es, zu denen die Menschen ihre Zuflucht nehmen, um einer gewissen inneren Unruhe zu begegnen, vor der sie sich fürchten und von welcher sie nicht wissen, woher sie kommt. Ach, das rührt daher, dass in ihnen ein finsteres, schmerzendes Feuer, ein gefallener Geist lebt, der niemals Erlösung gefunden hat und nun versucht, sich selbst zu erkennen und um Hilfe zu rufen, sobald die Zerstreuung der Welt ihm Ruhe gönnt.

Warum sind viele Menschen, wenn schwere Enttäuschungen oder weltliche Schande über sie hereinbrechen, der Verzweiflung nahe und wünschen sich, unfähig, sich selbst noch länger zu tragen, lieber den Tod? Weil weltliches Licht und weltliche Herrlichkeit nicht mehr auf das Blut einwirkt, und die Seele, ihrem eigenen finsteren, feurigen, wütenden Wesen überlassen, den Leib lieber um jeden Preis vernichten, als das Gefühl ihres eigenen zornigen, selbstquälerischen Feuers noch länger ertragen möchte.

Wer hat nicht zu der einen oder anderen Zeit gefühlt wie in ihm Bitterkeit, Zorn, Selbstsucht, Neid und Stolz aufstiegen, von denen er nicht sagen konnte, wie er sich ihrer hätte erwehren können? Sie verdunkelten alle seine Gedanken und verschwanden dann wieder ebenso plötzlich, sei es, weil die Sonne freundlich erstrahlte oder etwas Erfreuliches eintraf; und zu anderer Zeit kam es dann plötzlich wieder über ihn. Das sind deutliche Zeichen für einen jeden, dass in ihm ein finsterer Gast weilt, verborgen unter Fleisch und Blut, der durch weltliches Licht und irdische Vergnügungen oft eingeschläfert wird, sich aber trotzdem manchmal zeigt und die Seele in Ewigkeit quälen muss, wenn er nicht in diesem Leben die Beachtung gefunden hat, die er beansprucht. Und wegen dieser in uns verborgenen Hölle hat unser Herr Jesus, als Er auf Erden war, die auch jetzt noch für jede Seele geltenden Worte gesprochen: "Kommet her zu Mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken" (Mt 11:18). Denn da die Seele nur deshalb zu diesem selbstquälerischen Feuer geworden ist, weil durch unsere ersten Eltern die Geburt des Sohnes Gottes in ihr ausgelöscht wurde, so gibt es für sie im Himmel und auf Erden kein anderes Heilmittel als dass sie zu diesem Sohn Gottes kommt und durch Ihn von neuem geboren wird.

O ihr armen Ungläubigen, die ihr euch mit dieser Hölle in eurer Natur abfindet und nicht nach Errettung strebt oder gar, was noch schlimmer ist, dem einen Erretter, den Gott selber euch gesandt hat, mit Verachtung den Rücken kehrt. Glaubt doch nicht, ihr könntet euch selbst erretten; ihr könnt ebenso wenig euch, wie den gefallenen Geistern, die in der Hölle sind, helfen. Und redet nicht von dem Erbarmen und der Güte Gottes. Sein Erbarmen ist unbegrenzt, und Seine Güte können wir nicht fassen; aber dass sie grenzenlos ist, zeigt sich darin, dass Er diesen Heiland der Menschheit gegeben hat, weil nur Er sie erlösen konnte. Es ist deshalb der fruchtbarste Irrtum, in den ein Mensch geraten kann, wenn er lieber auf irgendeine andere Güte Gottes rechnet, als auf die, welche Er uns in Jesus Christus angeboten hat. Und wenn der Mensch darin beharrt, so beraubt er sich damit der Möglichkeit irgendeiner Art oder Stufe der Errettung. Denn da der Sohn Gottes der "Glanz der Herrlichkeit" des Vater ist (Hebr 1:3), so ist die zum Ebenbild Gottes geschaffene Seele, nur so weit der Sohn Gottes in ihr geboren ist, aufnahmefähig für Glanz und Herrlichkeit: Wer also diese Geburt verwirft und sich gegen diese Methode der Erlösung sträubt, verwirft damit alle die Güte, welche die göttliche Natur selber für uns hat". (Grounds of Christian Regeneration S. 11-15)

"Und doch ändert sich die Liebe, welche alle Dinge hervorgebracht hat, nicht durch den Fall ihrer Kreaturen, sondern ist fortwährend an der Arbeit, die ganze gefallene Natur und Schöpfung zurückzubringen. Alles was zwischen Gott und Seiner gefallenen Schöpfung vorgeht, ist ein und dasselbe Ding, das Wirken zu ein und demselben Endziel, und wenn es auch das eine Mal "Zorn" , das andere Mal "Strafe", "Flut" und "Tod" genannt wird, so ist es doch alles vom Anfang bis zum Ende nur das Werk der ersten schaffenden Liebe und bezweckt und wirft nichts anderes als die Werke des reinigenden Feuers, welches einzig und allein all das finstere Böse wegbrennen kann, welches das Geschöpf von seiner ursprünglichen Vereinigung mit Gott fernhält. Gottes Fürsorge, vom Sündenfall an bis zur Wiederherstellung aller Dinge, wirkt dasselbe, als wenn Er zu dem finsteren Chaos der gefallenen Natur sagt: "Es werde Licht". Er sagt immer noch das gleiche und wird fortfahren es zu sagen, bis in Natur und Kreatur nichts Böses mehr vorhanden ist. Wenn Gott schafft, erleuchtet, heiligt, droht und straft oder vergibt und erlöst, so ist das dem Wesen nach das gleiche Wirken der göttlichen Natur. Wenn Gott die Heiligen und die Engel im Himmel erleuchtet und verherrlicht, so ist das das gleiche Wirken der göttlichen Natur, wie wenn Er auf Erden Sünder schlägt, sie leiden lässt, straft und reinigt. Und die unzählbaren, zu Tode geschlagenen Sünder, mögen sie nun durch die Sintflut Noahs oder durch den Untergang Sodoms hinabgeworfen sein in den schrecklichen Schmelzofen eines Lebens, welches immer nur neue Formen des Elends erfährt bis zu dem Tage des Gerichts, müssen durch die alles wirkende, alles erlösende Liebe Gottes, die niemals aufhört, endlich doch zu der Erkenntnis gelangen, dass sie gerade einen solchen Gott der Liebe verloren und wieder gefunden haben.

Und wenn für lange, lange Zeitalter feurige Pein und quälende Finsternis das Los vieler, ja der meisten der verfluchten Geschöpfe Gottes ist, so wird auch dies nicht länger dauern, als bis das große Feuer Gottes allen Hochmut in Demut zerschmolzen hat, und alles eigene Ich gestorben ist in dem blutigen, süßen und alles errettenden Kreuz Christi, welches seine erlösende Kraft nicht eher verlieren kann, als bis Sünde und Sünder unter den Kreaturen Gottes keinen Raum mehr finden. Und wenn für eine Seele, welche mit ihrer Sündenlast aus diesem Leben scheidet, lange Zeitalter nötig sind, um das zu bewirken, wozu selbst für einen verhärteten Pharao oder für einen Nichtswürdigen wie Nero, so lange sie in diesem Leibe sind, Tage und Nächte genügen, so kommt dies daher, dass die Seele, wenn Fleisch und Blut von ihr genommen sind, nur noch die starke, abtrünnige Natur gefallener Engel hat, die ihren Platz hat in jener schwärzesten Finsternis eines feurigen Zornes, der in ihnen und ihrem Reich brennt.

Um dies zu verhindern und uns zu Kindern der Auferstehung zu machen, kam Jesus Christus, der eingeborene Sohn Gottes in die Welt und starb und stand wieder auf von den Toten für uns... Sagt dies nicht deutlich genug, was der Mensch durch seinen Sündenfall verloren hat, nämlich die Geburt des Sohnes Gottes in seiner Seele? Und deshalb konnte allein der Sohn Gottes und auch Er nur durch das Kreuz der Erlöser des Menschen werden". (Addres to the Clergy pp. 171-175 abgekürzt).

"Denn tatsächlich ist die neue Geburt ein neuer Mensch, sei es Christus für uns oder Christus in uns, gebildet durch das göttliche Wort. Und dieser neue Mensch "ist von Gott geboren und kann nicht sündigen" (1Jo 3:9), weil in seiner Natur keine Sünde ist. Dies ist "der, welcher die Welt überwunden hat", weil er göttlicher Natur ist und entgegen der Welt und über ihr. Dies ist der einzige, welcher seinen Bruder lieben kann wie sich selbst, weil die Liebe Gottes in ihm wohnt. Der alte, natürliche Mensch ist von dieser Welt und nur von dem Licht dieser Welt erleuchtet: Er ist eingeschlossen in seinen Stolz, Hochmut und Zorn und kann ihnen nur entfliehen durch das Kreuz Christi, d.h. wenn Er mit Ihm stirbt. Dies ist das Ich, von dem unser Heiland sagt, dass wir es verleugnen sollten, die das Ich, welches wir hassen und verlieren müssen, wenn das Reich Gottes in uns erscheinen, d.h. der Wille Gottes in uns geschehen soll. Alle anderen Opfer, die wir bringen an weltlichen Gütern, Ehre vor der Welt oder Vergnügungen sind nur Kleinigkeiten im Vergleich zu diesem geistlichen sowohl als natürlichen Tod des eigenen Ichs, welcher eintreten muss, bevor unsere Wiedergeburt zur Tatsache werden kann. (Ground of Christian Regeneration pp. 69 und 99).

"Möge darum niemand an dem Aufschließen dieses Geheimnisses Anstoß nehmen, als ob es etwas Neues wäre, denn das ist es durchaus nicht; es ändert in keinem Punkt die Lehre des Evangeliums, nur setzt es jeden Artikel des alten christlichen Glaubens an seine rechte Stelle und betont die Notwendigkeit, dass in uns, wenn wir gerettet sein wollen, das Leben Gottes sich öffnen und dass das Eigenleben, welches uns von Gott fernhält, sterben muss. Lasst mich euch deshalb noch einmal, wie ich schon so oft getan habe, bitten, das ihr dies Geheimnis nicht als eine bloße Erkenntnis annehmt, noch dasselbe, wie die Welt meistens es mit der Bibel getan hat, zu einem Gegenstand des Urteils oder der Spekulation macht. Diese und jede andere Lehre ist nutzlos, ja schlimmer als nutzlos, wenn sie nicht lehrt, dass die Wahrheit auf keine andere Weise wirklichen Eingang bei euch finden kann, als wenn ihr eurem Ich und eurer irdischen Natur absterbt.

Das Evangelium sagt euch dies alles mit klaren Worten, und das Geheimnis zeigt euch nur, dass das ganze System des Weltalls die gleiche Sprache redet. Ein rechter Jünger des Geheimnisses ist ein rechter Jünger Christi, denn das Geheimnis führt euch nur zu dem Evangelium, und überall, wo es eindringt, sei es in die Höhe oder in die Tiefe der Natur, will es nur die Worte Christi bestätigen: "Wer Mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis" (Joh 8:12) und "Wer nicht absagt allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein" (Lk 14:33). Dies ist der Inhalt dieses Geheimnisses. Es will euch nicht an sich ziehen, sondern durch jede Wahrheit von der Natur weg zu Christus hinleiten als dem einzigen Weg, der einzigen Wahrheit, dem einzigen Leben und der einzigen Erlösung der Seele; nicht als durch Erkenntnis ergriffen noch durch die Geschichte erkannt, sondern als durch eigene Erfahrung gefunden, lebt, spricht und wirkt es in eurer Seele. Es mag einer so lange und so viel über dies Geheimnis lesen wie er will, so ist doch alle seine Arbeit verloren, wenn er irgend etwas anderes von ihm erreichen will, als dass der Mensch tot sein muss für Sünde und Welt, um für Gott leben zu können durch Jesus Christus unseren Herrn" (Way to Divine Knowlegde S. 255-258 abgekürzt).


VI. Anhang

Schriftgebrauch der Worte "Tod" und "Verlorengehen"

Die Meinung, dass die Gottlosen vernichtet werden würden, welche zu verschiedenen Zeiten vertreten wurde von solchen, die die Lehre von der niemals endenden Strafe nicht aufrecht erhalten konnten, steht nicht nur im Gegensatz zu dem ganzen Verlauf unserer Wiedergeburt, welche zeigt, dass Tod und Gericht den einzigen Weg zum Leben und zur Befreiung für eine gefallene Kreatur darstellt, sondern sie widerspricht auch direkt dem, was die Schrift über den Tod sagt. Es ist schwer zu verstehen, wie Gläubige sich zu dieser Lehre bekennen können. Man sollte denken, dass auch da, wo der Grund für das Kreuz noch nicht verstanden wird, doch schon der Buchstabe der Schrift die Menschen davor hätte bewahren müssen, dass sie nicht unter "Tod" , "Verlorengehen" und "Untergang" das Nichtssein oder die Vernichtung der Gottlosen verstehen könnten. Denn was ist "Tod"? Was ist "Verlorengehen"? Wie werden diese Begriffe in der Heiligen Schrift gebraucht?

Zunächst was den "Tod" betrifft: Bedeutet wohl irgendeiner der verschiedenen "Tode", von denen die Schrift spricht, das Nichtsein oder die Vernichtung des Menschen? Wir wollen als Beispiel die verschiedenen Bedeutungen des Wortes "Tod" nehmen, welche Paulus im im 6., 7. und 8. Kapitel des Römerbriefes anwendet. Wir lesen (Röm 6:7): "Wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde". Ist dieser Tod, das Freisein von der Sünde, wohl Nichtsein oder Vernichtung? Ferner, wo der Apostel sagt (Röm 7:9): "Ich lebte einst ohne Gesetz. Da aber das Gebot kam, wurde die Sünde wieder lebendig, ich aber starb" - war dieser durch das Gesetz in ihm gewirkte Tod Vernichtung? Ferner sagt er (Röm 8:6): "Fleischlich gesinnt sein ist der Tod"; ist dieser Tod Nichtsein oder Vernichtung? Und schließlich, wenn er (Röm 8:38) sagt "Weder Tod noch Leben..., mag uns scheiden...", ist dieser Tod etwa Vernichtung? Als Adam am Tage seines Sündenfalles starb (1Mo 2:17), war das Vernichtung? Als sein Leib starb und zu Staub wurde (1Mo 5:5), war das Vernichtung? Ist unser "Totsein durch Übertretungen und Sünden (Eph 2:1.2) Vernichtung? Wenn das "Weizenkorn in die Erde fällt und erstirbt" (Joh 12:24), wird es dann vernichtet, oder hat Paulus recht, wenn er sagt: "Das du säest, wird nicht lebendig, es sterbe denn" (1Kor 15:37)? Beweisen nicht diese und ähnliche Stellen zweifellos, dass in keiner von ihnen der Tod als Nichtsein oder Vernichtung verstanden werden kann? Aus welchem Grunde, frage ich, sind wir berechtigt, diesem Tod eine besondere Bedeutung beizulegen, welche das Wort "Tod" eingestandenermaßen sonst nicht hat, noch haben kann? Wo ist der Beweis dafür, dass es aus dem zweiten Tod keine Auferstehung geben kann?

In Wahrheit ist der Tod für den Menschen einfach das Ende und die Trennung von einer Lebensform, in welcher er gelebt hat. Gott sterben heißt, von Seiner Welt des Lichtes getrennt werden dadurch, dass infolge der Lüge der Schlange das göttliche Leben des Lichtes und der Liebe in uns vernichtet wird. Der Sünde sterben, das genaue Gegenteil des ersten, heißt getrennt werden von der Welt der Finsternis dadurch, dass in Folge der Wahrheit das finstere Leben des Unglaubens und der Eigenliebe in uns vernichtet wird. Der durch das Gesetz gewirkte Tod ist das Ende und die Trennung von unserem gefallenen, fleischlichen Leben, das sich selbst genügt; während das, was gewöhnlich Tod genannt wird, nämlich der Tod des Leibes, einfach unsere Trennung von der äußeren Welt ist, in der wir leben und an deren äußerem Leben wir Anteil haben, so lange wir im Leib sind. Wenn wir sehen, dass es drei Welten gibt, deren jede ihr eigenes Leben besitzt - eine Lichtwelt, eine Welt der Finsternis und diese äußerlich sichtbare Welt - so kommt das, was in der Schrift von der neuen Geburt oder von anderen verschiedenen Arten des Todes gesagt wird, durch welche wir hindurch müssen, sofort ein klares Licht. Denn der einzige Weg in eine Welt ist der, dass man in sie hineingeboren wird, und der einzige Weg aus ihr heraus ist der, dass man ihr stirbt. Durch die Sünde sind wir der Lichtwelt Gottes gestorben und sind gefallen und leben in einer Geisteswelt der Finsternis. Wir müssen durch die Wahrheit, das ist durch Christus dieser finsteren Geisteswelt absterben um wiederum in Gottes Lichtwelt leben zu können. Die natürliche Geburt und der Tod des Leibes und sein Leben haben nur mit dieser äußeren sichtbaren Welt zu tun.

Aus diesem Grund bedeutet der Begriff "Vernichtung", so oft er in der Schrift gebraucht wird, niemals "Zu-nichts-werden". Sehen wir z.B. die Worte des Ps 90. "Der Du die Menschen lässt sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder" - kann dieses "Sterben" Vernichtung sein? (Anm. des Übersetzers: Luther hat hier das hebr. SchUBH AR JeRaKA frei durch "sterben" übersetzt, während es wörtlich heißt: zurückkehren zum Staub). Ist es nicht vielmehr gerade die Auflösung, welche stattfinden muss, wenn gefallene Kreaturen jemals völlig in das Reich Gottes zurückgebracht werden sollen? So sagt Hiob (Hi 19:10): "Er hat mich zerbrochen, um und um und lässt mich gehen", und (Hi 9:22): "Es ist eins, darum sage ich: Er bringt um beide, den Frommen und den Gottlosen". Will er denn damit sagen, dass er nicht mehr sei, oder dass die "Frommen" umgebracht werden, so dass sie nicht mehr da sind? Petrus sagt (2Petr 3:6): "Die Welt ward... verdorben", und von dem gegenwärtigen Himmel und von dieser Erde heißt es: "Sie werden vergehen... und sich verwandeln" (Hebr 1:11.12). Von Israel und Jerusalem wird gesagt (5Mo 30:18 - Jer 12:17 - Jer 15:6), sie sollen "verderben" und "umkommen", wird darum irgend jemand annehmen, dass sie aufhören zu sein?

Auch mit dem Ausdruck: Welche umkommen", manchmal mit "die Verlorenen" übersetzt (1Kor 1:18 - 2Kor 2:15 - 2Kor 4:3) ist es ebenso; wissen wir doch, dass diese "Verlorenen", obwohl sie umkommen, doch noch da sind, und dass sowohl die Verlorenen als auch die Geretteten beide noch existieren, wie viele Schriftstellen bezeugen. Von dem Gerechten heißt es in der bekannten Stelle bei Jesaja (Jes 57:1) "Der Gerechte kommt um, und niemand ist es, der es zu Herzen nimmt" - heißt dies "umkommen" nicht mehr sein? Im Ps 83:17-19 lesen wir: "Mache ihr Angesicht voll Schande, dass sie nach Deinem Namen fragen müssen, o Herr. Schämen müssen sie sich und erschrecken auf immer und zuschanden werden und umkommen, so werden sie erkennen, dass Du mit Deinem Namen heißest Herr allein und der Höchste in aller Welt" - Da sollen also Menschen "umkommen", damit sie den Herrn erkennen. Und welches ist wohl die rechte Antwort auf die Fragen: "Wer will Dir in der Hölle danken, denn im Tode gedenkt man Dein nicht" (Ps 6:6), wird Dir auch der Staub danken und Deine Treue verkündigen?" (Ps 30:10). Ist nicht der Verlust oder die Vernichtung unseres gefallenen Lebens der einzige Weg zu einem besseren? Sagt nicht unser Herr selbst mehr als einmal (Mt 10:39 - Mt 16:25 - Joh 12:25), dass der Weg, unser Leben oder unsere Seele zu erretten, der ist, dass wir sie in ihrer gefallenen Form verlieren, damit sic von neuen geboren werden können?

Die letzten Worte müssten eigentlich zur Entscheidung dieser Frage genügen, denn an einer Stelle (Mt 10:29) stehen sie in unmittelbarer Verbindung mit dem bekannten Wort (Mt 10:28): "Fürchtet euch vor dem, der Leib und Seele verderben mag in der Hölle", welche Worte beständig von eingingen als Beweis dafür zitiert werden, dass unter "Vernichtung" - "Nichtsein" verstanden werden müsse. Und doch wiederholt unser Herr in engster Verbindung mit vorstehenden Worten dies gleiche Wort, um jenen Tod und jene Auflösung der Seele zu bezeichnen, die, weit davon entfernt ihr das Dasein zu nehmen, vielmehr der bestimmte Weg zu ihrer Rettung ist. Christus rettet sie, wie wir gesehen haben, durch den Tod; denn da sie in Sünde gefallen ist, so muss "der sündige Leib aufhören, dass wir hinfort der Sünde nicht dienen" (Röm 6:6). Die Auserwählten, die Erstlingsfrüchte, sind der lebendige Beweis hierfür. Der "neue Mensch" wurde in ihnen erschaffen, und der "alte Mensch" stirbt und hört auf, während doch der, in dem dies alles geschieht, immer dieselbe Person bleibt.

Es mag ein Rätsel sein, und ist es auch wie das: "Als die Sterbenden, und siehe, wir leben..., als die nichts inne haben und doch alles haben" (2Kor 6:9.10); doch ist es nur das Rätsel des Kreuzes, dass nämlich "Gott durch den Tod die Macht nimmt dem, der des Todes Gewalt hat" (Hebr 2:14). Wenn darum das Wort "Vernichtung" ebenso wie Tod, das Aufhören irgendeiner bestimmten Lebensform bedeutet, in welcher der Mensch gelebt hat, so bedeutet es doch niemals gänzliches "Nichtsein" es ist vielmehr das Mittel, um das gefallene Geschöpf in ein neues Leben zu bringen, denn ein Chaos ist immer die notwendige Bedingung für eine Neuschöpfung.

Manche stützen sich besonders auf das Wort apollumi und schließen daraus, dass es einer der stärksten Ausdrücke ist in der griechischen Sprache, welches Vernichtung ausdrückt, dass deshalb die Vernichtung auch unheilbar sein müsse. Darauf antworte ich, dass es sich nicht um die Frage handelt, wie groß die Vernichtung ist, sondern ob Gott nicht noch größer sei, und ob Er deshalb nicht imstande sei, gerade aus der Vernichtung etwas Besseres hervorzubringen. Dies wenigstens ist gewiss, dass sowohl im Neuen Testament wie im klassischen Griechisch das infrage stehende Wort von solchen gebraucht wird, die obwohl "verloren", dennoch "gerettet" werden. Zu den bereits aus dem Neuen Testament zitierten Stellen will ich nur noch eine hinzufügen (Lk 19:10): "Des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist".

Und der neutestamentliche Gebrauch des Wortes solo beweist, dass es nicht so sehr Bewahrung vor zukünftigem oder angedrohtem Gericht bedeutet (in welchem Falle lareo gebraucht sein würde, wie bei Joh 17:15 - Offb 3:10 - Jud 1:1 - 1Thes 5:23), sondern vielmehr Befreiung aus irgendeinem gegenwärtigen drückenden Übel. So lesen wir (Mt 9:21.22). "Denn sie sprach bei sich selbst: Möchte ich nur Sein Kleid anrühren, so würde ich gesund, esodä - d.h. meine Gesundheit würde wieder hergestellt; "und das Weib ward gesund sodesomai - d.h. ihre Gesundheit wurde wieder hergestellt - "zu derselben Stunde". So auch (Mk 5:23): "Und Jarirus bat ihn sehr und sprach: Du wollest kommen und Deine Hand auf sei legen, apos soda, dass sie gesund werde und lebe". so auch (Mk 6:56): "und alle, die Ihn anrührten, esolouto wurden gesund". Ferner in Bezug auf Lazarus (Joh 11:12): "Herr, schläft er, sodärsetai so wird es besser mit Ihm," d.h. so wird seine Gesundheit wieder hergestellt. Und ferner Lk 8:36 - Lk 18:42 - Apg 4:9 - Jak 5:15 usw. Siehe auch das, was von unserem Herrn gesagt wird (Hebr 5:7), dass Er "in den Tagen Seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert hat zu dem, der Ihm von dem Tode konnte aufhelfen," (wörtlich "aus dem Tode heraus"), "und ist erhört worden". Aber Er wurde nicht v o r dem Tode bewahrt sondern a u s ihm errettet. Unsere Errettung geschieht also gleich der unseres Herrn, denn wir sind Seine Glieder, nicht v o r dem Tode, sondern durch ihn und aus ihm heraus.