Mit oder ohne Liebe (Jak 2:8-13)

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Von Daniel Muhl

🎥 Das königliche Gesetz nach Jak 2 - Video (D. Muhl, 23.03.22)
📓 Der Glaube Jesu und das königliche Gesetz oder ein toter Glaube (Jak 2:1-20) - PDF - (D. Muhl):

Der Jakobusbrief - Kapitel 2 (D. Muhl)
Der Glaube Jesu und das königliche Gesetz oder ein toter Glaube
📕 Der Glaube Jesu anstelle eines falschen Blickes (Jak 2:1-7)
📕 Mit oder ohne Liebe (Jak 2:8-13)
📕 Der unechte Glaube (Jak 2:14-20)
Der nächste Abschnitt bringt uns das "Gesetz des Königs" nahe und er zeigt uns sehr interessante Verbindungen zu diesem Gesetz auf:
  • 8 Wenn ihr wirklich das königliche Gesetz erfüllt nach dem Schriftwort: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, dann handelt ihr recht. 9 Wenn ihr aber auf die Person Rücksicht nehmt, so begeht ihr Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter überführt. 10 Denn wer das ganze Gesetz Gesetz hält, aber gegen ein einziges [Gebot] verstößt, der ist aller [Gebote] schuldig geworden. 11 Denn der gesagt hat: „Du sollst nicht ehebrechen“, der hat auch gesagt: „Du sollst nicht töten“. Wenn du nun nicht die Ehe brichst, aber tötest, so bist du ein Übertreter des Gesetzes geworden. 12 Redet so und handelt so wie [Menschen], die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen! 13 Das Gericht [ergeht] allerdings erbarmungslos über den, der kein Erbarmen geübt hat; das Erbarmen [aber] triumphiert über das Gericht.

Wer diese Verse oberflächlich überfliegt, hat vielleicht den Eindruck, Jakobus motiviere zur Gesetzlichkeit. Tatsächlich ist aber genau das Gegenteil der Fall! Der Briefschreiber motiviert zu der Liebe, die auch der König hat. Diese königliche Liebe ist untrennbar mit Barmherzigkeit verbunden! Das königliche Gesetz ist nur von der königlichen Liebe dominiert und dieses Gesetz ist ein Gesetz der Freiheit!
Warum? Es befreit uns von der "sklavischen Einhaltung" aller Gesetze oder von der Beachtung eines ungeschriebenen Verhaltens-Codex! Im vorangehenden Text (V. 2-7) wird ein Verhalten beschrieben, in dem den wohlhabenden Leuten mehr Beachtung und Wertschätzung gegeben wird als einem "unsauber Gekleideten". Gerade dieses Verhalten offenbart ein "gesetzliches Denken", das die Erfolgreichen als die "Gesegneten" und die Bedürftigen als die "Verfluchten" sieht.
Dieses Denken geht davon aus, dass die Reichen deshalb materiell gesegnet sind, weil sie das Gesetz vom Sinai besser einhalten als die Armen. Sie sind der irrigen Meinung, dass Gott darauf schaut, ob jemand die Gesetze der Bibel "überdurchschnittlich gut" einhält oder nicht.
Bewusst oder unbewusst glauben sie: "Wer die Gesetze zu 80% einhalten kann, wird mit Reichtum gesegnet und wer sie nur zu 40% einhält, wird mit Armut verflucht!" Da Gott diese Menschen offensichtlich verflucht hat, muss man sie zusätzlich auch noch mit Verachtung bestrafen! Zu dieser Kategorie der "Verfluchten" zählten damals nicht nur die Armen, sondern auch die Blinden, Lahmen, Aussätzigen und natürlich auch alle, die ganz offensichtlich ein unmoralisches Leben führten, wie z. B. Prostituierte oder Zöllner. Alle diejenigen, die von diesem Denken geprägt sind, vertrauen in der Regel auf ihre frommen Leistungen und dadurch auch auf sich selbst; genauso wie auch der Pharisäer in Lk 18:9ff. Diesen Leuten will Jakobus ihre falsche Hoffnung nehmen! Menschen, die ihr Vertrauen auf ihre frommen Leistungen setzen, gehen davon aus, dass sie mit einer 80-90-prozentigen Einhaltung des Gesetzes von Gott gesegnet und womöglich noch gerechtfertigt würden. Darum schreibt Jakobus:

  • "Denn wer das ganze Gesetz hält, aber gegen ein einziges [Gebot] verstößt, der ist aller [Gebote] schuldig geworden." (Jak 2:10)

Paulus sagte es mit etwas anderen Worten:

  • "Denn alle, die aus Werken des Gesetzes sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: 'Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, um es zu tun'." (Gal 3:10)

Zu den Nationenchristen, die sich jetzt beschneiden lassen wollten, um dadurch womöglich errettet zu werden, sagte Paulus:

  • 3 Ich bezeuge aber noch einmal jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. 4 Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen. (Gal 5:3-4)

Wer die Herabsetzung und Verachtung des Geringen praktiziert, tritt das königliche Gesetz "du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" mit Füßen. Dadurch wird er zu einem noch viel schlimmeren Gesetzesübertreter, als wenn er den Kümmel nicht "verzehntet" (Mt 23:23)! Genau das ist der Grund, weshalb Jakobus schrieb:

  • "Wenn ihr aber auf die Person Rücksicht nehmt, so begeht ihr Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter überführt." (Jak 2:9)

Warum ist man aber aller Gebote schuldig, wenn man nur gegen ein einziges Gesetz verstößt? Wenn ich im Laden eine Schokolade gestohlen habe, kann ich doch nicht wegen "Mordes" angeklagt werden, oder? Warum bin ich "aller Gebote" schuldig, wenn ich "nur gestohlen" habe? Heinz Schumacher schreibt in seinen Anmerkungen zu Jak 2:10:

"Denn wer das ganze Gesetz hält, aber gegen ein einziges [Gebot] verstößt (V. 10), der hat sich damit am Ganzen vergangen. - Darum verlangt Gott in 5Mo 28:1 - 5Mo 28:15 die lückenlose Beobachtung aller seiner Gebote und Ordnungen. Das Gesetz ist ja gleichsam ein Zaun (Eph 2:14); dieser darf keine Löcher aufweisen. Wird eine Sünde geduldet, so kommen weitere hinzu."

Trotzdem noch einmal die Frage: "Warum bin ich aller Gebote schuldig, wenn ich 'nur ein Gebot' übertreten habe?" Das Gesetz und die Propheten hängen an lediglich 2 Geboten; nämlich an:

  1. Liebe Gott ...
  2. Liebe deinen Nächsten ...

Gott misst jedes Verhalten an diesen beiden Geboten, die wiederum in einem Wort zusammengefasst werden können: "LIEBE!" Wer seinen Nächsten bestiehlt, liebt ihn nicht und hat damit das ganze Gebot, das auf der Liebe basiert, nicht erfüllt! Kein Mensch kann alle Gebote halten! Alle Menschen sind Gesetzesübertreter! Nun kam Gott selbst in Seinem Sohn Jesus Christus auf die Erde und erfüllte für uns alle das ganze Gesetz und die Propheten! Alle diejenigen, die an Ihn glauben und sich in Ihm bergen, sind in demjenigen "drin", der das ganze Gesetz erfüllt hat und deshalb gehören sie auch zum "Gesetzeserfüller". In Christus ist keine Verdammnis mehr (Röm 8:1).

Darum sind wir vollständig davon befreit, das Gesetz aus eigener Kraft zu erfüllen und dürfen uns nur noch von der Liebe Gottes leiten lassen, die Er durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen hat (Röm 5:5)! Wer liebt, erfüllt das Gesetz des Königs und ist von dem krampfhaften Beachten aller Vorschriften und Regeln befreit!

Jakobus geht es in diesem Abschnitt nicht darum, dass die Leser bemüht sind, alle Gesetze minutiös einzuhalten, sondern darum, dass sie aus der Liebe leben und nicht mehr auf ihre frommen Leistungen vertrauen.

In Vers 11 zitiert Jakobus zwei von den zehn Geboten:

  1. "Du sollst nicht ehebrechen!"
  2. "Du sollst nicht töten!"

Anschließend nimmt er den "Totschläger", der (scheinbar) die Ehe nicht gebrochen hat, als Beispiel. Ehrlich gesagt; ich hätte es genau umgekehrt gemacht! Warum? Weil ich die Brüder viel einfacher des Ehebruchs, statt eines Totschlags bezichtigen könnte. Jesus sagte klar und unmissverständlich in Mt 5:28:

  • "Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen."

Deshalb kenne ich keinen Bruder, der von sich behaupten würde: "Ich habe im Herzen noch nie Ehebruch begannen!" Jeder, der ganz ehrlich die Gedanken seines Herzens prüft, muss bekennen, dass er schon einmal ein Ehebrecher war oder noch ist! Darum sind wir alle, nach dem Gesetz des Königs, schuldig geworden! Warum also nimmt Jakobus das Beispiel des Tötens, wo sich die meisten Leser vielleicht als unschuldig empfanden! Zwischen dem "Töten" und der "Verachtung des Geringen" (was ja das Problem der Briefempfänger war) besteht in den Augen Gottes ein Zusammenhang. Bevor Jesus den Ehebruch des Herzens erwähnt, sagte Er in Mt 5:21-22:

  • "21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka (o. Dummkopf)!, dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt: Du Narr (o. Verrückter)!, der Hölle des Feuers verfallen sein wird."

Hier erkennen wir einen ersten Zusammenhang! Auch hier war das Thema "du sollst nicht töten!" und Jesus verschärft das Gebot, indem Er das "fluchende Verachten" des Bruders auf die gleiche Ebene stellt! In diesem "fluchenden Verachten" steckt letztlich auch der Hass und Johannes bringt es auf den Punkt, wenn er in 1Jo 3:15 schreibt:

  • "Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Mörder, und ihr wisst, dass kein Mörder das ewige Leben bleibend in sich hat."

In den Augen Gottes hängt das Verachten des Bruders auch mit dem Hassen zusammen, das in der Bibel auch mit einem Zurückstellen oder an die "Zweite-Stelle-setzen" wiedergegeben werden kann. Das verachtende Zurückstellen des Bruders hängt mit dem Hassen zusammen und das wird in den Augen Gottes als "Mord" bezeichnet!
Was die Gedanken unserer Herzen betrifft, sind wir also alle Mörder und Ehebrecher! Deshalb haben wir nur noch eine Hoffnung und das ist die Gnade Gottes, die uns in Jesus Christus zuteilgeworden ist! Wer die wunderbare Gnade Gottes erfahren durfte, ist so von der Liebe Gottes überwältigt, dass er seinen Bruder und seine Schwester nur noch lieben will! Dass es uns oft nicht so gelingt, wie wir wollen, ist ein anderes Problem und hängt mit Röm 7 zusammen! Der Liebende kann niemanden mehr verachten! Der Liebende ist einer, der den HERRN sucht und deshalb alles versteht (Spr 28:5)! Der Liebende ist barmherzig, weil er die überströmende Gnade Gottes erfahren durfte! Der Liebende und Erbarmende wird nach dem Gesetz der Freiheit gerichtet!
Den Barmherzigen gilt eine große Verheißung:

  • "Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren." (Mt 5:7)

Dazu gehört auch:

  • "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!" (Mt 7:1)

Darum schreibt Jakobus:

  • "Das Gericht [ergeht] allerdings erbarmungslos über den, der kein Erbarmen geübt hat; das Erbarmen [aber] triumphiert über das Gericht."

Unbarmherzige werden erbarmungslos gerichtet. Das machte Jesus auch mit dem Gleichnis vom "unbarmherzigen Knecht" deutlich (Mt 18:21-35)! Unbarmherzige und Nicht-Liebende werden nach dem Gesetz der Sünde und des Todes gerichtet (Röm 8:2). Das Gleichnis vom "unbarmherzigen Knecht" zeigt uns aber auch, dass die ganze Schuld abgetragen werden muss. Damit hat auch das Gericht gegen den unbarmherzigen Knecht ein Maß! In der Bibel gibt es keine maßlosen Gerichte! Am Ende triumphiert auf jeden Fall die Barmherzigkeit über das Gericht! Das zeigt uns auch der Apostel Paulus in Röm 11:32, wenn er schreibt:

  • "Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt."


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