Menschen auf der neuen Erde

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

Inhaltsverzeichnis'’'
Kapitel davor:
Das siebte Gesicht "auf Erden"- Offb 19:17 - Offb 20:15

Die Menschen auf der neuen Erde

Offb 21:1 - Offb 22:5

Dieses Glied entspricht dem Glied B (Offb 2 und Offb 3). Jene Kapitel beschäftigen sich besonders mit den Menschen, die am Tage des Herrn, und während der großen Trübsal auf Erden sein werden, in den letzten Tagen der alten Erde. Offb 21:1 - Offb 22:5 beschäftigt sich mit der neuen Erde und den Menschen, die darauf wohnen werden, nachdem alle jene Gerichte vorüber sind.

Dieses große Glied zerfällt in drei Teile:

B - Offb 21:1 - Offb 22:5 = Die Menschen auf der neuen Erde.
B - A - Offb 21:1.2 = Gesichte: Himmel und Erde usw.
B - Offb 21:3-8 = Stimmen.
A - Offb 21:9 - Offb 22:5 = Gesichte. Die Braut.

Diese Teile können wieder zergliedert werden. Wir wollen sie der Reihe nach darstellen.

Neuer Himmel und neue Erde

A - a - b - Offb 21:1 = Gesicht. "Und ich sah".
c - Offb 21:1 = Der neue Himmel und die neue Erde.
a - b - Offb 21:2 = Gesicht. "Und ich sah".
c - Offb 21:2 = Das neue Jerusalem.

In diesem ersten Gesicht (A) wird zweierlei geschaut,

1. der neue Himmel und die neue Erde und
2. das neue Jerusalem.

In dem anderen Gesicht (A - Offb 21:9 - Offb 22:5) ist der zweite Gegenstand des ersten Gesichts erweitert und eingehender geschildert.
Die beiden Gruppen von Gesichten sind durch Stimmen (B - Offb 21:3-8) voneinander getrennt.

Außer dem, was Gott beliebt, uns zu zeigen und zu sagen, kann der sterbliche Mensch durchaus nichts wissen.

Alle Erdichtungen sind also ganz unnütz, sogar irreführend. Von welcher Wichtigkeit sind darum die bedeutsamen Ausdrücke "und ich sah", "und ich hörte", "und ich sah".

Dieses ganze Glied (Offb 21:1 - Offb 22:5) muss als auf das Gericht vom großen weißen Thron folgend, betrachtet werden.

Es haben einige gemeint, die beiden Kapitel enthielten nur weitere Einzelheiten über das Tausendjährige Reich. Aber die Tatsache, dass ein neuer Himmel und eine neue Erde geschaffen, der erste Himmel und die erste Erde vergangen sind, und dass "das Meer nicht mehr ist", schließt die Möglichkeit ganz aus, dass dies nur eine Wiederkehr von etwas schon Dagewesenem, und die Darbietung weiterer Einzelheiten sein könnte.

Das werden wir auch deutlich erkennen, wenn wir weiter fortschreiten:

Offb 21:1
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr.

Hierzu müssen wir dieselbe Bemerkung machen wie bei der "ersten" und "zweiten" Auferstehung. Die erste Erde ist derjenigen gewichen, die nicht die zweite, sondern die "neue" genannt wird. Der erste Himmel und die erste Erde, die damalige Welt, wurde mit der Sintflut "verdorben" (1Mo 1:1; 2Petr 3:6).

Der Himmel, "der jetzt ist", und die Erde werden "aufbewahrt, dass sie zum Feuer aufgehoben werden" (2Petr 3:7). Durch Feuer werden sie "zergehen" (2Petr 3:10), und wird der neue Himmel und die neue Erde ins Wesen treten. Beide Stellen stehen in Übereinstimmung mit Jes 51:16 und Jes 65:17.

Die Tradition redet von einem "Ende der Welt" und geht irre, weil sie "die Schrift nicht kennt, noch die Kraft Gottes". Unser Zeitalter wird ein Ende nehmen, nicht aber die Welt, wie die Menschen denken und reden. Noch andere Schriftstellen beschäftigen sich mit diesem Zergehen (Mt 5:18; Mt 24:34.35; Mk 13:30.31; Lk 16:17; Lk 21:33).

Alles wird "neu" werden. Das durch "neu" wiedergegebene Wort (kainos) bedeutet neu, nicht nur von der Zeit, sondern auch in Bezug auf die Art.

Der Himmel wird "neu" sein, die Erde "neu"; denn es wird "kein Bann (Bannfluch) mehr sein" (Sach 14:11) und darum auch keine Sünde, keine Leiden, kein Kummer. Da wird man sehen

Die heilige Stadt

Offb 21:2
Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, herabfahren aus dem Himmel von Gott, bereitet wie eine für Mann geschmückte Braut.

Der Name der Stadt ist in seiner hebräischen Form gegeben, nicht ins Griechische übertragen, als sollte diese Stadt unterschieden werden vom irdischen Jerusalem. Nicht desto weniger ist es buchstäblich zu nehmen. Der Himmel ist wirklich vorhanden, die Erde ist eine wirkliche, das Meer ein wirkliches.

Warum soll die Stadt nicht wirklich vorhanden sein? Sie ist allerdings neu, neu nach Material, Größe, Gestalt, Lage, Entstehung und allem, was damit verbunden ist. Im zweiten Gesicht wird das neue Jerusalem noch weiter geschildert. Jetzt vernehmen wir erst himmlische Stimmen, welche es kennzeichnen und seine Bestimmung kundtun.

Stimmen

B - d - e - Offb 21:3 = eine laute Stimme.
f - Offb 21:3.4 = Äußerungen: Gutes gegeben (Offb 21:3), das Böse beseitigt (Offb 21:4).
d - e - Offb 21:5 = Der auf dem Throne saß.
f - Offb 21:5-8 = Äußerungen: Gutes gegeben (Offb 21:5-7), das Böse beseitigt (Offb 21:8).

Offb 21:3
Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Thron heraus sprechen: Siehe die Hütte Gottes bei den Menschen, und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Er selbst, Gott, wird mit ihnen, und ihr Gott sein.

Dieser Segen soll nicht länger auf Israel allein beschränkt sein. Alle Menschen auf der neuen Erde (denn sie sind der Gegenstand des Teiles B); werden des herrlichen Segens teilhaftig.

Selbst bei Israel war Gottes Segen mit Bedingungen verknüpft (3Mo 26:3.11.12; 1Kö 6:11-13; 1Kö 9:3-9). Im Tausendjährigen Reich fallen diese hinweg (Hes 20:42-44; Hes 37:23.24.26.28; Ps 135:21; Ps 68:17.19; Sach 2:14; Sach 8:3 u.a.), aber auch nur für Israel. Hier werden alle Bewohner der Erde gesegnet. Endlich wohnt Gott wieder bei den Menschen wie vor dem Sündenfall. Es wird von den "Menschen" als von den "Nationen" geredet (Offb 21:24-26).

Der nächste Vers schildert den glückseligen Zustand der Bewohner der neuen Erde.

Offb 21:4
Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Alle Tränen, denn es gibt viele Tränen und vielerlei Veranlassung dazu. Kein Tod mehr, keine Sterbelager, keine Begräbnisse noch Gräber. Die Sorge hört auf, alles Trauern ist zu Ende, das Weinen wird gestillt uns kein Schmerz mehr empfunden (Jes 25:7.8; Jer 35:10; Jer 31:16).

In den nächsten Versen Offb 21:5-8 ertönen weitere Stimmen.

Stimmen vom Thron

Offb 21:5-8
5. Und der auf den Throne saß, sprach: "Siehe, Ich mache alles neu". Und Er spricht: "Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss."

6. Und Er sprach zu mir: "Es ist geschehen. ICH bin das A und das O, der Anfang und das Ende. ICH will dem Dürstenden geben von der Quelle des Lebenswassers umsonst.

7. Wer überwindet, soll es ererben, und ICH will sein Gott sein, und er soll Mein Sohn sein.

8. Den Verzagten aber und Ungläubigen und Gräulichen und Mördern und Hurern und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern soll ihr Teil werden in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod."

Diese Wort erschallen vom Thron aus. Der Befehl, alles dies aufzuschreiben, schließt ein, dass das andere schon geschrieben war.

Dreimal haben wir den Ausdruck: "Und Er sprach."

  1. Alles soll neu werden;
  2. alles ist wahrhaftig und gewiss, und
  3. alles ist geschehen, was vorausgesagt und beschlossen war. Johannes sieht zuerst die neue Erde, sodann die heilige Stadt;

weiter hört er von der Seligkeit der Bewohner, und endlich erfährt er die Gründe, die zur Ausschließung der anderen beigetragen haben.

Die Verzagten sind diejenigen, welche aus Furcht von Gott abfallen (das Gesetz berücksichtigt sie, wie bei Gideons Heer, Ri 7:3). Die "Ungläubigen" sind solche, von denen Tit 1:15 und Mt 11:20-24 redet. Die Befleckten werden in 3Mo 18:22.26.27 erwähnt. Mörder und Zauberer haben Umgang mit unreinen und lügnerischen Geistern. In den Tagen des Antichrist werden derer viele vorhanden sein, sowie auch der anderen hier genannten Übertreter.

Wir gelangen nun zu den letzten zwei Gesichten von der Braut und der heiligen Stadt, die Offb 21:9 - Offb 22:5 geschildert werden.

Die Braut und die heilige Stadt

Die heilige Stadt:

A - g - Offb 21:9-21 = Schilderung.
h - Offb 21:22-27 = Vorzüge.

Das gesegnete Land:

g - Offb 22:1.2 = Schilderung.
h - Offb 22:3-5 = Vorzüge.

Offb 21:9
Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten voll der letzten sieben Plagen, und redete mit mir und sprach: "Komm, ich will dir die Braut zeigen, das Weib des Lammes."

Es wird hier genau gesagt, was Johannes sehen sollte. Es war einer der sieben Engel, der dem Apostel schon "die große Babylon" gezeigt hatte.

Um die hurerische Stadt zu sehen (Offb 17:1), wird Johannes in die Wüste geführt (Offb 17:3). Die heilige Stadt sieht er von einem hohen Berg aus.
Ebenso ging es dem Propheten Hesekiel (Hes 40:2).

In Bezug auf das Wesen der heiligen Stadt sind wir nicht auf unsere Einbildungskraft angewiesen. Es wird uns ausdrücklich gesagt, dass sie "die Braut" ist, d.h. darstellt oder enthält.

In Offb 19. war die Rede von dem Weib (gyne). Hier wird von der Braut (nymphe) gesprochen. Die eine ist vor dem Tausendjährigen Reich, die andere nach dem Ende der tausend Jahre.

Es heißt nicht, die letztere wäre zu jener Zeit geschaffen worden, sondern nur, dass Johannes sie sah "niederfahren aus dem Himmel", wo sie schon gewesen war; wie lange, wird jedoch nicht gesagt.

Wenn das Weib (Offb 19) Israel darstellte, so ist die Braut nicht Israel, sondern "von Israel".

Wir müssen hier an die drei in der Heiligen Schrift offenbarten Berufungen erinnern, auf die wir hingewiesen haben.

1. Zunächst hat Israel eine irdische Berufung; es herausgerufen aus den Völkern, um im heiligen Land gesegnet zu werden. Israel war "das Weib“, und wird im ganzen Alten Testament als solches bezeichnet. Die Hochzeit wird nach der Erfüllung von Offb 19:8 vollzogen werden.
2. In Hebr 3:1 wird die "himmlische Berufung" erwähnt, an dem eine gewisse Klasse gläubiger Israeliten teilhatten. Dazu können alle diejenigen gerechnet werden, die wir als die "alttestamentlichen Heiligen" bezeichnen.

Trotz aller Israel gegebenen irdischen Verheißungen und inmitten derer, die jene irdischen Verheißungen werthielten, war eine auserwählte Schar, deren Hoffnungen nicht irdisch, sondern himmlisch waren. Sie strebten nicht nach dem Irdischen, sondern warteten mit himmlischer Hoffnung auf himmlischen Segen. Von ihnen steht geschrieben:

"Diese alle sind gestorben im Glauben, und haben die Verheißungen nicht empfangen, sondern sie von ferne gesehen, und sich damit getröstet und genügen lassen, und bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden wären. (1Mo 23:4; 1Petr 2:11). Denn die solches sagen, die geben zu verstehen, dass sie ein Vaterland suchen ... Nun aber begehren sie eines besseren, nämlich eines himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, zu heißen ihr Gott, denn Er hat ihnen eine Stadt bereitet" (Hebr 11:13-16). Und von Abraham heißt es (Hebr 11:10): "Denn er wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist."

Wenn daher der Engel zu Johannes sagt: (Offb 21:9): "Komm, ich will dir das Weib zeigen, die Braut des Lammes..." und zeigte ihm "die große Stadt, das heilige Jerusalem, niederfahren aus dem Himmel von Gott", was anders können wir dann schließen, als dass wir hier jenes "bessere Land" haben, die "Stadt", auf welche die alttestamentlichen Heiligen, die eine himmlische Berufung hatten, warteten?

Es ist auch bemerkenswert, dass die Namen auf den Toren die der zwölf Stämme der Kinder Israel sind (Offb 21:12) und die Namen auf den zwölf Grundsteinen, die der zwölf Apostel des Lammes sind (Offb 21:14).

Auf welche andere "Stadt" als diese warteten die Auserwählten? Gewiss nicht auf eine irdische Stadt, sondern auf dieses neue Jerusalem, dessen glückselige Bewohner sie jetzt werden. Keine andere Stadt hat diese Grundsteine; von keiner als dieser ewigen Stadt konnten Apostel und Propheten weissagen, Gott sei ihr Baumeister. Er selbst hat die Stadt gebaut, und Seine Propheten und Apostel sind alle beim Bau beteiligt gewesen. Vom Baumeister selbst kam ihnen die Botschaft betreffs dieser Stadt. Ihre Namen hat Er zum Schmuck auf die Grundfesten der Mauern gesetzt. Keine andere Stadt war's, denn diese allein hat Grundfesten; alle anderen werden im Rauch vergangen sein, diese besteht. Auf sie also warteten Abraham und sein Same. Es ist die heilige Stadt.

Bräutigam und Braut

3. Von einer anderen Berufung noch lesen wir in Eph 1:18. Sie wird die "hohe Berufung" (Phil 3:14), mit "heiligem Ruf" (2Tim 1:9) genannt. Wenn wir die Berufung der christlichen Kirche mit den anderen Berufungen vermischen, so schaffen wir nichts als Verwirrung.

Hier in Offb 21 haben wir den neuen Himmel und die neue Erde, die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel des Lammes. Wir fragen: Was hat das alles mit der Kirche zu tun, dem Leib Christi? Geht es nicht einzig und allein die heilige Stadt an und die Braut des Lammes? Die Verheißung Christi an die zwölf Apostel, Mt 19:28 (obwohl sie zweifellos ihre besondere Erfüllung im Tausendjährigen Reich hat), ist niemals aufgehoben worden. Da fragen wir: Was sollen wir davon halten, wenn die Apostel zum Leib Christi gehören? Die Gemeinde gehört zu Christo, dem Bräutigam, aber die Apostel gehören hier zur Braut.*)

*) Dadurch wird vollständig aufgeräumt mit der Erdichtung der "apostolischen Nachfolge", die sich niemals hätte behaupten können, wäre nicht die Wahrheit betreffs des Geheimnisses verdunkelt worden. Wir müssen aber bemerken, dass während die zwölf Apostel in dieser Welt getrennt sind von der Kirche, hat der Apostel Paulus eine ganz andere Stellung erhalten, und ist zur Verkündigung des Geheimnisses beauftragt.

In Übereinstimmung damit steht auch die Lehre von Eph 5:25-33! - Die Christen setzen sich in ihrer Selbstsucht an die Stelle anderer und wollen die Braut sein; dadurch verlieren sie den Segen ihrer eigenen Stellung zur Seite des Bräutigams.

Braut und Bräutigam, obwohl in gewissem Sinne eins, sind doch voneinander zu unterscheiden; aus allen Schriftstellen, die sich auf das Geheimnis’ beziehen, geht deutlich hervor, dass die Glieder des Leibes Christi' zum Bräutigam selbst gehören. Hingegen werden die auserwählten alttestamentlichen Heiligen die Braut sein. Siehe Jes 12:6: "Jauchze und rühme, du Einwohnerin zu Zion, denn der Heilige Israels ist groß in dir." In Offb 22:3 lesen wir: "Der Stuhl Gottes und des Lammes wird darinnen sein." Die Herrlichkeit der heiligen Stadt rühmen zahlreiche andere Schriftstellen. Siehe Jes 60:3.14.19.20; Offb 21:23.24.27; Jes 54:11.12.

Wohl mochte der Apostel den Wunsch aussprechen, die Heiligen wie eine "reine Jungfrau" Christo zuzubringen (2Kor 11:2). Dadurch soll ebenso wenig behauptet werden, dass die Kirche die Braut Christi ist, wie der Apostel selbst von sich sagen will, er sei ihr Vater (1Kor 4:15) oder er sei ihre Mutter (Gal 4:19). In dem einen Fall spricht er von den Ängsten einer Mutter, in dem anderen von der liebevollen Sorge eines Vaters, während er 2Kor 11:2 von dem Eifer eines Freundes des Bräutigams redet. Das "Geheimnis" ist etwas ganz anderes.

Das Geheimnis des Leibes

In Eph 5:28.29 wird gefordert, dass "die Männer ihre Weiber lieben sollen wie ihren eigenen Leib. Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, gleichwie auch der Herr die Gemeinde. Denn wir sind Glieder Seines Leibes."

Wie also Christus Seinen eigenen Leib (sich selbst und die Gemeinde) liebt, so sollen die Männer ihre Weiber lieben. So wird "das große Geheimnis" als Vergleich für die gegenseitigen Pflichten zwischen Männern und Weibern benutzt. Keinesfalls wird gesagt, dass die Gemeinde das Weib ist, oder dass Christus der Mann ist. Sondern wie Christus Seinen Leib (sich selbst und die Gemeinde) liebt, so sollen die Männer ihre Leiber lieben (sich selbst und ihre Weiber).

Eins ist klar, nämlich, dass die Gemeinde der Leib Christi ist, und dass die Glieder des Leibes, weil sie "in Christo" sind, einen Teil des Bräutigams bilden. Sie können darum unmöglich die Braut selber sein, die vom Bräutigam getrennt, und zu unterscheiden ist.

Es ist ebenfalls gewiss, dass das Geheimnis der Gemeinde im Alten Testament nicht offenbart, sondern "in Gott verborgen gewesen ist"' (Eph 3:9), "das ewige Zeiten hindurch verschwiegen" (Röm 16:25), verborgen von den Weltzeiten und von den Geschlechtern an" (Kol 1:26).

Wenn man im Alten Testament ein Gleichnis für die Gemeinde Gottes findet, so soll das nicht heißen, die Gemeinde wäre darin offenbart worden; Gott erklärt ausdrücklich, sie sei verborgen gewesen.

So wird z.B. wird 1Mo 24 als Vorbild für Christus und Seine Gemeinde aufgefasst. Isaak ist der Bräutigam und Rebekka die Gemeinde, die Braut. Das Kapitel kann allerdings als Gleichnis gebraucht werden, aber nicht als Gleichnis für die Gemeinde. Der Bräutigam und die Braut hatten sich beide "bereitet", ehe sie zur Hochzeit gerufen wurden. Die Braut wurde im Hause von Abrahams Bruder gefunden. Ganz besonderes Gewicht war darauf gelegt worden, dass sie nicht "von den Töchtern der Kanaaniter" wäre. Abraham sprach zu Elieser: "Schwöre mir, dass du ziehest in mein Vaterland und zu meiner Verwandtschaft, und nimmst meinem Sohn Isaak ein Weib daselbst."

Diese wichtige Sache wird in 1Mo 24:3.4.7.37.38 stark betont. Abraham und Nahor waren Brüder, und durch Isaaks Heirat mit Rebekka, und Jakobs Heirat mit den Töchtern ihres Bruder Laban (Lea und Rahel) ging das ganze Haus Nahors in der Familie Abrahams auf.

Im geraden Gegensatz dazu wird wieder und wieder versichert, dass die Gemeinde Gottes aus Juden und Nationen bestehe. Beide zusammen bilden mit Christo, dem Haupt, "einen neuen Menschen" (Eph 2:15). Als dieses vorbildliche Weib gewählt wurde, waren aber die Nationen ausdrücklich ausgeschlossen; Isaak führt seine Braut sogleich "in die Hütte seiner Mutter Sara", und bildete so die Grundlage zu dem Vorbild, wie es Gal 4:21-31 dargestellt worden ist.

Rebekka stellt also nicht die Gemeinde, den Leib Christi dar, sondern jene große Wolke von Zeugen des Alten Testaments, die gleich ihr, alle weltlichen Vorteile um des Herrn willen aufgeben. Für diese bereitet Gott die "Stadt, die einen Grund hat". Von ihnen gelten wahrscheinlich die Worte: "Wo sie das Land gemeint hätten, von welchem sie ausgezogen waren (wie Rebekka daraus ausgezogen war), hatten sie ja Zeit, wieder umzukehren. Nun aber begehrten sie eines besseren, nämlich eines himmlischen Erbes. Darum schämt sich Gott nicht, ihr Gott zu heißen, denn Er hat ihnen eine Stadt bereitet" (Hebr 11:15.16).

Es scheint uns darum ganz klar zu sein, dass weder das "Weib" in Offb 19 noch die Braut in Offb 21 die Gemeinde Gottes ist. Auf das Weib wird im Gleichnis von den "zehn Jungfrauen" (Mt 25), sowie in der Weissagung von Ps 45 deutlich hingewiesen. Diese Schriftstellen sind völlig klar, wenn wir nur die christliche Kirche daraus lassen; bringen wir sie aber hinein, so entsteht die größte Verwirrung.

Die heilige Stadt

Doch wir kehren zurück zur heiligen Stadt und betonen wieder, dass alles in diesem Kapitel (wie im ganzen Buch) für wirklich zu halten ist. Es ist eine wirkliche Stadt. Barnes sagt: "Kein Mensch wird sich wohl einbilden, dass die wörtlich zu nehmen sei." Nein! "Wir bilden es uns nicht ein", sondern glauben, dass es wahr ist, und finden es leichter, Gottes Wort zu glauben, als die Auslegungen der Menschen zu verstehen! Es ist seltsam, dass dieselben Ausleger, welche die geistlichen Wahrheiten verstofflichen, doch so sehr gegen diejenigen eifern, die diese Stadt als wirklich vorhandene auffassen.

Alle anderen Städte sind gleichsam Schatten, denn sie vergehen alle. Wäre darum nicht diese Stadt eine wirkliche, so hätte Gott gewiss nicht das Bild einer Stadt gewählt. Wir hätten dann ein Wort ohne Gedanken, einen Schatten ohne Körper!

Ja, die Stadt ist eine wirkliche, sie ist von ewiger Dauer; denn "es wird kein Gebanntes mehr sein" (Offb 22:3).

Daraus geht hervor, dass sich die Stelle nicht, auf das Tausendjährige Reich beziehen kann, denn gleich nach dem Ende der tausend Jahre zeigt sich der Fluch in all seiner Macht und Fruchtbarkeit.

"Komm, ich will dir die Braut zeigen", sagt der Engel.

Offb 21:10.11
10. Und er trug mich im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem hernieder fahren aus dem Himmel von Gott;

11. die hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Glanz war gleich wie der aller köstlichste Stein, wie ein Jaspis, klar wie ein Kristall.

Die Menschen meinen, der Gedanke, dass eine Stadt wirklich vom Himmel herabkommen sollte sei absurd: Doch wir fragen: Warum? Zwar ist es gegen alle Erfahrung. Dürfen wir aber eine Sache für widersinnig halten, wenn wir von etwas Ähnlichem noch nicht gehört haben?

Die Menschen werden wohl immer so urteilen. Darum galt auch das Reisen mit der Eisenbahn zuerst für widersinnig. Der Gedanke, dass man in 14 Tagen von London nach New York gelangen könnte, wurde einst belächelt! Dass Wagen ohne Pferde fahren könnten, war eine Idee, die man einst für absurd hielt. Ohne Draht zu telegraphieren wurde vor nicht langer Zeit als etwas Widersinniges betrachtet!

Viele Generationen hindurch waren nur weiße Schwäne bekannt, und die Erfahrung ließ den Schluss bilden, es gäbe nur solche. Jetzt aber wissen wir, dass in Australien auch schwarze Schwäne vorkommen.

Die Erfahrung sagt den Wilden, dass Holz vom Wasser getragen wird, Eisen indessen versinkt; sie werden daher schließen, ein eisernes Schiff sei eine Unmöglichkeit.

Vieles, was wir einst, nach unserer Erfahrung urteilend, für widersinnig hielten, hat sich als das Gegenteil erwiesen.

So wird es auch bei dieser wunderbaren Stadt sein. Es wäre doch widersinnig, hätte Gott keine neuen herrlichen Dinge für die Menschen auf der neuen Erde bereit. Wieso ist eine neue Erde weniger widersinnig als die heilige Stadt? Bei den Menschen mag es unmöglich sein und unwahrscheinlich aussehen. Aber bei Gott sind alle Dinge möglich. Er hat uns auf die Offenbarung dieser Wunder vorbereitet, indem Er zu Johannes sagte: "Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss" (Offb 21:5). Wer will angesichts dieser Erklärung wagen, die Wirklichkeit dieser geschilderten Dinge infrage zu stellen? Die Menschen stellen nur ihre Torheit und Unwissenheit bloß, wenn sie sich erkühnen zu fragen, ob es eine wirkliche Stadt sei.

Das große Babylon war eine wirkliche Stadt. Herodot erzählt, dass es auf jeder Seite 120 Stadien lang gewesen sei. Warum sollte die heilige Stadt nicht 1200 Stadien lang sein? Babylons Mauern waren 50 Ellen breit und 200 Ellen hoch. Warum sollten die Mauern der heiligen Stadt nicht 144 Ellen hoch sein? Babylon hatte 100 eherne Tore. Warum sollte das neue Jerusalem nicht 12 Perlentore haben? Kurz, warum nicht glauben, was Gott sagt? Es ist einfacher und leichter und macht glücklicher.

Diese Schilderung zeigt eine auffallende Ähnlichkeit mit Hes 40-48, wo die irdische Stadt dargestellt ist. Jedoch die beiden Städte sind ihrem Ursprung nach verschieden, und können darum in Größe und Art kaum gleich sein. Wer die irdische und die himmlische Stadt als ein und dieselbe betrachtet, dessen Gedanken müssen in Verwirrung sein, und er kann mit der Feder nur Verwirrung anrichten.

Was hören wir nun über das Licht der Stadt? Sie "bedarf keiner Sonne". Ihr Licht ist geheimnisvoll. Früher bildeten sich die Menschen ein, über das Licht vollständig Bescheid zu wissen und erhoben Einwendungen gegen 1Mo 1:3, weil es vor Sonne, Mond und Sternen geschaffen wird. Aber seit der Entdeckung der "X-Strahlen" hat man gefunden, dass man in Wahrheit sehr wenig über das Licht weiß; und Professor Röntgen hat selber bekannt, dass niemand zur Zeit wagen könnte, über die Natur des Lichtes einen Schluss zu ziehen. So ist es denn besser, auf Gottes Wort zu vertrauen und abzuwarten, bis die Menschen ihre Unwissenheit auch in manchen anderen Dingen eingesehen haben, über die sie gut Bescheid zu wissen glauben. - Lasst uns weiter auf Gottes Schilderung der heiligen Stadt lauschen.

Offb 21:12-14
12. Und sie hatte eine große und hohe Mauer und zwölf Tore, und auf den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, nämlich die der zwölf Stämme der Söhne Israels.

13. Von Osten drei Tore und von Westen drei Tore.

14. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und darauf zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.

Die Zahl zwölf kehrt bei allen Maßen der Stadt wieder, denn zwölf ist die Zahl, welche Vollkommenheit in der Regierung zum Ausdruck bringt, und Gottes Herrschaft ist vollkommen. Alles ist im Einklang, und sogar Zahlen und Maße drücken unbeschränkte Vollkommenheit aus.

Die Himmelsgegenden sind auf folgende Weise angeordnet: O. N. S. W; in 4Mo ist die Reihenfolge: O. S. W. N. ; in Hes 42:16-19 stimmt sie mit der in der Offenbarung überein, während wir in Hes 48:16.30-34 N. O. S. W. finden.

Das Weib in Offb 12 stand auf dem wechselnden Mond, die große Babylon saß auf dem wilden Tier. Die Stadt aber hat zwölf Grundfesten.

Die Namen der zwölf Apostel des Lammes stehen darauf geschrieben. Die Zwölf folgten dem Herrn Jesus, dem Lamm Gottes, nach, als Er auf Erden war. Sie sind getrennt von den anderen Aposteln, die der Gemeinde nach der Himmelfahrt Christi gegeben wurden (Eph 4:11-15).

Das alles lässt erkennen, dass hier Israel in Frage kommt und nicht die christliche Kirche. Die Kirche gehört zum Bräutigam und wird dann "bei Christo" sein. Die Stadt ist getrennt von Christus und nimmt als die Braut eine besondere Stellung ein.

Die zwölf Apostel stehen mit den zwölf Geschlechtern in Verbindung, nicht aber mit der Gemeinde Gottes. Paulus Name wird hier nicht genannt, noch die Namen der anderen Apostel der Kirche. Der Name Paulus wird hier nicht erwähnt, noch die Namen der anderen Apostel der Kirche. Abraham wartete "auf eine Stadt, die einen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist" (Hebr 11:10). Hier ist diese Stadt, und hier sind die Gründe. Gott ist ihr Baumeister.

Größe der Stadt

Offb 21:15-17
15. Und der mit mir redete hatte ein goldenes Messrohr, um die Stadt und ihre Tore und ihre Mauer zu messen.

16. Und die Stadt liegt viereckig, und ihre Länge ist so groß, wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr auf zwölftausend Feld Wegs. Die Länge und die Breite und die Höhe sind bei ihr gleich.

17. Und er maß ihre Mauer, einhundertvierundzwanzig Ellen nach Menschen-, das heißt Engelmaßl

Das bedeutet, Engel und Menschen gebrauchen das gleiche Maß.

In Hes 48:16 finden wir zuerst das Maß jeder Seite: 4500 Ruten. In Hes 48:35 haben wir den ganzen Umfang: 18 000 Ruten. Bei einem Viereck ist es üblich, das Maß einer Seite anzugeben, wie Hes 45:2; Hes 48:16-20.30.32.34.

Demnach wird die Stadt 1500 Meilen im Geviert haben, im anderen Fall wäre das ganze Maß zuerst gegeben, und wir müsten es dann durch vier teilen, um das Maß der Seiten, um die es sich handelt, zu erhalten.

Die "Mauer" ist etwas ganz anderes. Sie ist ringsum 144 Ellen hoch.

In 2Mo 24 haben wir ein Schattenbild dieser Stadt. Sinai ist (wegen des besseren Blutes als in 2Mo 24:6) verwandelt in Zion. Da finden wir Mose und Aaron, seine beiden Söhne und siebzig von den Ältesten Israels auf dem Berge; wir hören, dass sie den Gott Israels sahen, dass sie daselbst aßen und tranken, und dass Er Seine Hand nicht ausstreckte wider die Obersten in Israels. In 2Mo 24:4 haben wir die zwölf Säulen, die den zwölf Aposteln zu entsprechen scheinen. Das alles geschah, ehe der Herr in ihrer Mitte wandelte. Die Zeit war noch nicht gekommen, dass das Volk um den Berg und auf demselben, mit Gott wohnen konnte. Es war in einem Zustand der Unreife; darum war ein Heiligtum nötig. Das himmlische Jerusalem aber ist ein herrlicher Berg (Hebr 12:22).

Es ist der Berg Gottes, und darum kommt das Maß sowohl der Höhe als auch der Länge und Breite zu; und wie der Berg Sinai einst mit einem Gehege umgeben war, so auch das neue Jerusalem. Am Sinai war Israel außerhalb des Geheges; insofern aber als Mose, Josua und die Ältesten von Israel innerhalb der Grenzen zugelassen waren, finden wir im Sinai einen Hinweis auf das neue Jerusalem. So bezieht sich also das Maß 12 000 auf nur eine Seite; sonst ist die Höhe der Stadt überhaupt nicht bezeichnet, was notwendig wäre, wenn nur die Gesamtsumme der vier Seiten gegeben wäre.

Einige haben das Maß von 12 000 Stadien für das des Umfangs gehalten. Darauf aber kann man antworten: da nur ein Maß angegeben ist, so muss es eine Ausdehnung der Stadt bezeichnen. Sonst wäre ein Maß gegeben, das erst durch vier geteilt werden müsste, ehe man Länge, Breite und Höhe erfahren könnte; wenn dagegen das Maß einer Seite angehört und alle anderen Seiten der gegebenen gleich sind, so ist alles klar, und man gelangt ohne Umweg zur Sache. Und da wir mit dem Berg Gottes, welcher der Thron Gottes ist (Offb 22:1), zu tun haben (1Mo 22:14 kommt zur Erfüllung in Offb 5:6; Offb 21:22), wie kann es uns da schwerfallen, das eine Maß für die Länge, Breite und Höhe geltend aufzufassen? Ist eine Ausdehnung von 375 Meilen leichter zu glauben als 1500 Meilen?

Baustoffe der Stadt

Offb 21:18-20
18. Und der Bau ihrer Mauer war von Jaspis, und die Stadt von lauterem Gold gleich dem reinen Glas.

19. Und die Gründe der Mauer der Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelsteinen. Der erste Grund war ein Jaspis (dunkelgrün und durchsichtig, mit roten Adern), der zweite ein Saphir (azurblau, fast durchsichtig), der dritte ein Chalzedon (eine Art von Achat oder Onyx, wahrscheinlich blauweiß und durchscheinend) der vierte ein Smaragd (von leuchtendem Grün),

20. der fünfte ein Sardonyx (eine Mischung von Chalzedon und Karneol, fleischfarben), der sechste ein Sardion (wahrscheinlich der Karneol da das Rot zuweilen leuchtend ist), der siebte ein Chrysolith (gelb oder goldfarben und durchsichtig), der achte ein Beryll (von meergrüner Farbe), der neunte ein Topas (heute ein gelber Stein, doch bei den Alten ein blassgrüner Stein), der zehnte ein Chrysopras (blassgelb und grün, heutzutage zum Topas gerechnet), der elfte ein Hyazinth (tiefrot, feuerfarben oder auch violett), der zwölfte ein Amethyst (von violetter Farbe).

Es ist ziemlich schwer die Steine genau zu identifizieren, da einige darunter verschiedene Farben haben. Treffen wir nun eine Auswahl der oben angegebenen Farben, so lassen sich die Steine folgendermaßen anordnen:

X - Grün (Jaspis).
Blau (Saphir).
Blau (Chalzedon).
Grün (Smaragd).
Y - Rot (Sardonyx).
Rot (Sardion).
X - Gelb (Chrysolith).
Grün (Beryll).
Gelb (Topas).
Grün (Chrysopras).
Y - Violett (Hyazinth).
Violett (Amethyst).

Wir sehen, dass die zwölf Steine der Farbe nach in Gruppen von vier Steinen abwechseln; die beiden Paare von zwei Steinen unterscheiden sich von den Gruppen mit den vier Steinen dadurch, dass die zwei gleich sind (rot, violett).

Offb 21:21
Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen; ein jedes Tor war aus einer Perle, und die Straße (das Straßenmaterial) der Stadt war lauteres Gold, wie durchsichtiges Glas.

Das Wort "Straße" kann kaum sagen wollen, die Stadt habe nur eine Straße, so dass es besser scheint, das Wort in allgemeiner Weise aufzufassen, als bezeichne es das Material, aus welchem alle Straßen gemacht sind.

Das Wort plateia bedeutet indessen irgendeinen großen freien Raum, wie z. B. der Platz, der in der Mitte der meisten Städte zu finden ist. Dieser Gedanke liegt in der Auffassung des Wortes als vom Raum geltend, der nicht bebaut ist, oder von dem Straßenmaterial, das aus Gold, anstatt aus Erde besteht.

Die plateia wird zweifellos ein großer freier Platz sein, ein Platz für öffentliche Zusammenkünfte, nicht eine Straße, wie wir sie uns vorstellen. Denn dort fließt der Lebensfluss, und es wächst da der Lebensbaum. Es wird natürlich auch Wege geben; aber dieser weite freie Platz hat seinen Grund. Es gibt das Paradies wieder.

Die Straßen werden bedingt durch die zwölf Tore; jedoch nicht der Verteidigung wegen sind sie da, sondern zum Schmuck der Stadt, und sie sind ihrer Bestimmung entsprechend gebaut.

Vorzüge der Stadt

Offb 21:22
Und ich sah keinen Tempel darin, denn der Herr Gott, der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm

Es bedarf keines Tempels noch sonst einer Stätte der Anbetung; denn die ganze Stadt ist geheiligt, und durchdrungen von der Gegenwart Gottes. Diese Tatsache trennt den letzten Teil des Buches vom vorhergehenden, wo der Tempel vorhanden ist (Offb 3:12; Offb 7:15; Offb 11:1.16-19; Offb 14:15.17; Offb 15:5.6.8; Offb 16:1) und zeigt, dass hier die Zeit des Tausendjährigen Reiches längst vorüber ist.

Offb 21:23
Und die Stadt bedarf keiner Sonne, noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und das Lamm ist ihre Leuchte.

Der Sitz Gottes in der Stifthütte und im irdischen Tempel hatte kein Licht von Sonne und Mond, denn es bedurfte dessen nicht in der herrlichen Gegenwart Gottes (schekinah). Das Fehlen von Sonne und Mond lässt auch erkennen, dass die ZeIt des Tausendjährigen Reiches hier vorüber sein wird; denn während der tausend Jahre wird "des Mondes Schein sein wie der Sonne Schein, und der Sonne Schein wird siebenmal heller sein, denn jetzt (Jes 30:26). Diese Stelle bezieht sich auf die Erde, jedoch auch da ist die heilige Stadt unabhängig von Sonne und Mond (siehe Jes 60:19.20; [Jes 4:5]).

Offb 21:24-26
24. Und die Nationen werden in ihrem Lichte wandeln, und die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeit zu ihr.

25. Und ihre Tore werden nimmermehr geschlossen werden am Tage; denn da wird keine Nacht sein.

26. Und man wird die Herrlichkeit und Ehre der Nationen hineinbringen.

Es wird also auf der neuen Erde Nationen geben. Woher kommen diese Nationen (Offb 21:24)? Mt 25:31-46 gibt uns Aufschluss. Wenn der Herr allen irdischen Widerstand zunichte gemacht hat, so wird Er die übrig bleibenden Nationen sammeln, und über ihr Bestehen während des Tausendjährigen Reiches entscheiden nach ihrem Verhalten gegenüber den Juden, was der Ausdruck "meine Brüder" erkennen lässt. So gehen also auch andere Nationen als Israel in das irdische Reich des Menschensohnes ein.

Wie nun die Sünde im Garten eindrang, so dringt sie auch ein bei den Nationen unter der Herrschaft des Herrn nach dem Tausendjährigen Reich.

Die Frage ist: umschließt die Bezeichnung "Gog und Magog" (Offb 20:8) alle Nationen (außer Israel) am Ende des Tausendjährigen Reiches? Der Ausdruck "Gog und Magog" will sagen, dass nur gewisse Nationen in Betracht kommen, und ihr Wohnsitz deutet dies auch an: sie wohnen "an den vier Enden der Erde".

Der Teufel handelt bei seiner Verführung nach demselben Grundsatz, den Jerobeam 1Kö 12:27-33 befolgte. Wir müssen beachten, dass die "vier Ecken" unterschieden sind von der "Breite" der Erde; die "vier Ecken" liegen weiter weg. Diese Betrachtungen weisen Gog und Magog ihren Ort an und zeigen, dass die Empörung universell ist.

So sind denn die "vier Ecken" die äußersten Grenzen der Erde, als deren Mittelpunkt Jerusalem anzusehen ist, und die Himmelsgegenden N. S. O. W. sind von Jerusalem aus zu bestimmen und bezeichnen die entferntesten bewohnten Gegenden der Erde in jenen Richtungen.

Das Heraufziehen auf die "Breite der Erde" lässt denken an ein weites unbesetztes Gebiet; demnach hätten sich die Leute von Gog absichtlich so weit wie möglich vom Mittelpunkt der Erde ferngehalten. Wie ihre Herzen ferne waren, so blieben sie auch als Person fern; darum konnte Stan in ihre törichten Herzen leicht Eingang finden, sie überreden, ihre eigene Herrschaft aufzurichten und dann in bewaffneten Scharen auszuziehen, um das Joch abzuwerfen und den herrlichen Baum in Besitz zu nehmen.

So wird denn am Ende des Tausendjährigen Reiches die Sache geradeso stehen wie zu Beginn: es werden "Nationen" in das neue Reich auf der neuen Erde eingehen. Damit können wir Gottes Verheißung Abraham gegenüber 1Mo 17:20 und 1Mo 25:1-4 in Verbindung bringen. Röm 4:16 scheint alle zu umschließen, die Abrahams Glauben haben, siehe Vers 16 "uns alle".

Wenn es nun am Ende des Tausendjährigen Reiches in Bezug auf die Nationen gerade so steht wie zu Beginn, so wissen wir auch, woher die Nationen in Offb 21:24 kommen. Diejenigen Völker, die während des Tausendjährigen Reiches im göttlichen Licht des irdischen Jerusalem wandelten, sind auf die neue Erde versetzt, um im himmlischen Licht des neuen Jerusalem zu weilen.

Wir machen aufmerksam auf dasselbe Kennzeichen der "Böcke" Mt 25: sie gehen in das ewige (äonische) Feuer mit Gog und Magog (Offb 20:9).

Aber nur "Könige" werden zu der Stadt eingehen. Das sieht aus, als wären diese "Könige" mehr als Individuen, die aus den Nationen auserlesen sind, um sie zu leiten.

Die Worte "die da selig werden“, sind eine spätere Hinzufügung, die durch den traditionellen Glauben veranlasst wurde, dass nur zwei Klassen bestünden: die Seligen und die Verlorenen. Aber, wie wir zuvor bemerkt haben, gibt es mehrere Klassen der Seligen, da mehrere Auferstehungen sind, an Herrlichkeit von einander verschieden wie ein Stern vom anderen.

Da sind die Nationen mit ihren Königen, die Bürger der heiligen Stadt, da ist die Braut, da ist die Gemeinde Gottes, welche die allerhöchste Stelle einnimmt. Die Nationen sind nicht die Kirche, noch sind die Bürger der heiligen Stadt die Kirche. Sondern die Gemeinde, der Leib Christi hat sein besonderes Vorrecht und Schicksal, wovon die Episteln, welche an die christlichen Gemeinden gerichtet sind, handeln.

Unterwerfung ist die Grundforderung der göttlichen Herrschaft in der Ewigkeit, wie in der Zeit. Israel wird den zwölf Aposteln untergeordnet sein; die Überwinder werden gesetzt sein über die Nationen (Offb 2:26; Offb 12:5), und die Gemeinde wird über die Engel herrschen (1Kor 6:2).

Die heilige Stadt bedarf keines geschaffenen Lichts, aber die Nationen können das Licht der Stadt nicht entbehren. Sie brauchen keinen Führer, um hinein zu gelangen, denn ihr Licht ist Ihnen eine Rauch- und Feuersäule.

Offb 21:27
Und Unreines wird nimmermehr hineingehen, keiner der Gräuel und Lüge tut; sondern nur die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes.

Dadurch soll nicht gesagt sein, dass es dann etwas Unreines geben wird, das in die Stadt hineinkommen und sie beflecken könnte. Die Stadt wird durch diese Stelle allen anderen Städten gegenübergestellt, die je bestanden haben. Der Vers lässt erkennen, das die dann lebenden Nationen und ihre Könige im Buch des Lebens geschrieben sind. Auch zeigt er, dass verschiedene Gruppen von Seligen sein müssen, da alle diese zu den Seligen gehören. Alle sind gerettet von der ewigen (äonischen) Verdammnis, aber nicht alle in denselben Zustand der Herrlichkeit versetzt. Sie werden alle an der ewigen Seligkeit teilhaben, aber in verschiedenen Stellungen. Die Nationen werden ihre eigene Stelle einnehmen, Israel seine eigene, auch die Kirche ihre eigene.

Der Ausdruck "Gräuel tun" bezieht sich auf den Götzendienst, entweder auf die Anfertigung von Götzenbildern (siehe Jes 44:9-18; Jes 45:16; Jes 46:6; Hes 7:20; Hes 22:3.5) oder die Anbetung derselben (3Mo 18:20-30; 5Mo 12:31; Jer 8:12; Jer 11:15; Hes 33:26). Diese Menschen in der heiligen Stadt sollen nicht anderen Menschen auf der Erde entgegen gestellt werden, sondern vielmehr allen früheren Erdenbewohnern, diese Stadt allen früheren Städten.

Die folgenden fünf ersten Verse von Offb 22 gehören noch zu dem letzten Gesicht. Hier dürfte Offb 21 noch nicht zu Ende sein. Es müsste erst nach Offb 22:5 aufhören, und Offb 22 mit Vers 6 beginnen; denn es enthält den Schluss des Buches, und entspricht genau der Einleitung in Offb 1, wie wir unter sehen werden.

Die Schilderung des wieder gewonnenen Paradieses ist der Gegenstand dieser fünf Verse. Sie entspricht nicht dem, was die Menschen sich ausdenken würden; denn sie erwarten ein körperloses Leben des Geistes. Hier aber ist Wesen und Wirklichkeit weit großartiger als im 1. Buch Mose. Hier ist die Vollendung von 1Mo 1 u. 2, durch welche Anfang und Ende sich harmonisch zu einem Ganzen vereinigen. 1Mo 1 u. 2 ist der "Anfang"; Offb 21:1 - Offb 22:5 ist das "Ende".

Das zukünftige Paradies

Offb 22:1-5
1. Und er zeigte mir einen Strom von lebendigem Wasser, klar wie Kristall; der ging aus von dem Throne Gottes und dem Lamme.

2. Mitten auf ihrer (der Stadt) Straße, auf beiden Seiten des Flusses war der Baum des Lebens, zwölf Arten von Frucht bringend, jeden Monat seine Frucht gebend; und die Blätter des Baumes dienten zur Heilung der Nationen (die somit von den Bürgern der heiligen Stadt unterschieden sind).

3. Und Gebanntes soll es nicht mehr geben; und der Thron Gottes und des Lammes wird darin sein, und Seine Knechte werden Ihm dienen.

4. Und sie werden Sein Angesicht sehen und Sein Name wird an ihrer Stirn sein.

5. Und es wird keine Nacht mehr sein, und sie bedürfen keiner Leuchte noch des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird über sie leuchten lassen, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit (für die Äonen der Äonen).

Für die Zeit des Tausendjährigen Reiches ist Ähnliches vorausgesagt (Hes 47:12). Jedoch diese letzten Gesichte vom wieder gewonnenen Paradiese stellen es so hoch über die Stadt des Tausendjährigen Reiches, wie diese wieder über dem Jerusalem der Vergangenheit und Gegenwart steht. Alles ist buchstäblich zu nehmen und ist wirkliche Tatsache.

Wir hören von der Stadt und ihrem Licht, vom Strom und den Bäumen, und von den Beziehungen der Bürger und der Nationen zu alledem. In Offb 2:7 war den Überwindern verheißen worden, was sich in Offb 22:14.15 erfüllt. Die Überwinder sind wirkliche Wesen; ebenso sind die Blätter dieses Baumes, die zu ihrem Gebrauch bestimmt sind, wirklich. Die heilsamen Blätter bedingen nicht Krankheit, Leiden oder Schmerz, sondern weisen wohl hin auf das Essen vom "Baum des Lebens" (1Mo 2:9; 1Mo 3:22.23.24) und die Verleihung ewigen Lebens.

Der Baum des Lebens sollte Adam und Eva das Leben erhalten. Der Sündenfall aber hatte den Verlust jener herrlichen Gabe zur Folge. Der Mensch wurde aus dem Garten vertrieben, weil er nicht mehr von dem Baume essen sollte; der Grund wird angegeben in den Worten: "Dass er nicht ausstrecke seine Hand, und breche von dem Baum des Lebens und esse, und lebe ewiglich."

Daraus geht hervor, dass der "Baum des Lebens" das Mittel war, durch welches Adam gelebt hätte. Deshalb wurde er an demselben Tage, an dem er ungehorsam gewesen war, von dem Baume getrennt, und sein Tod war sicher und gewiss.

Damit er nur ja in seiner Sünde und Schande nicht ewiglich lebe, wurden die Cherubim mit bloßem hauenden Schwert vor dem Garten gelagert.

Die Seligkeit des ewigen Lebens konnte von da an nur in, und durch Christus erlangt werden. Der "Baum des Lebens" sollte bewahrt werden, und er wird hier im Paradies wieder gegeben. Kein bloßer "Zwischenzustand", wie die Tradition lehrt, sondern eine zukünftige herrliche Wiederherstellung des verlorenen Paradieses mit dem Baum des Lebens. Seine Blätter werden das Leben erhalten, und zu einem ewigen Leben machen. Kein geschaffenes Wesen kann vom Schöpfer getrennt bleiben. Die bloße Erwähnung des Baumes ruft den Fluch ins Gedächtnis zurück, und es wird uns gesagt, dass es kein Gebanntes mehr geben wird.

Die Bibel zeigt auf ihren ersten Seiten den Menschen in Eden, dem Garten des Herrn, dem Paradies Gottes. Gottes Pläne hinsichtlich des Gartens sind nicht offenbart; denn alles wurde durch das Eindringen der alten Schlange zerstört, und erst wenn sie in den Feuersee geworfen sein wird, werden diese Pläne in Bezug auf den Menschen erneuert, wiederhergestellt und ausgeführt werden.

Elohim hatte den Menschen geschaffen; als Jehova Elohim besuchte Er ihn in jenem Garten und offenbarte Sich selbst und Seine herrlichen Werke dem Menschen (1Mo 2:19.20). Nach der ersten Sünde hörten Adam und sein Weib die Tritte Gottes, der zur gewohnten Stunde kam (1Mo 3:8). Jedoch Satan drang ein und säte Zweifel im Herzen unserer ersten Eltern, Zweifel an der Wahrheit der Worte Gottes (1Mo 3:1). Er redete ihnen ein, dass die Folgen des Ungehorsams nicht derart sein würden, wie Gott gesagt hatte. Den Weg dazu hatte Eva schon vorbereitet, indem sie als Möglichkeit hinstellte ("dass ihr nicht sterbet", 1Mo 3:3), was Gott als Gewissheit verkündigt hatte ("du wirst sterben", 1Mo 2:17). Satan beutet dies sofort aus und versichert ihnen: "Ihr werden mitnichten sterben." Sie glauben den Lügen Satans mehr als der Wahrheit Gottes. Das war ihre Sünde. Bald entdeckten sie, was die Wahrheit war; denn der Urteilsspruch wurde schnell ausgeführt: sie wurden aus dem Paradies Gottes vertrieben, und vom "Baum des Lebens" getrennt; sie begannen zu sterben an demselben Tage an dem sie von dem Baum der Erkenntnis gegessen hatten.

Die Bibelforscher haben diese Grundwahrheit ganz aus den Augen verloren. Sie liegt an der Schwelle der Schrift und ist von unendlicher Wichtigkeit, wenn wir alle späteren Offenbarungen verstehen wollen.

Von da an lautet die eine Frage: Wie kann der Mensch zum verlorenen Paradies zurück gelangen? Das nächste Kapitel schon handelt davon. In 1Mo 4 wird uns der erste Schritt kundgetan: der Weg Gottes, den Abel einschlug, und der Menschenweg, den Kain erfand. Es hat zu allen Zeiten diese zwei Wege gegeben: "den Weg Gottes“ einerseits, und "den Weg Kains" (Jud 1:11) andererseits. Auf dem einen Wege bekennt der gläubige Sünder:

"Nicht aus eigener Vernunft noch Kraft."

Auf dem anderen sagt der nach nichts Fragende, sich gegen Gott empörende Mensch: "Aus eigener Vernunft und Kraft". Das ist allen Religionssystemen gemein. Sie streiten und kämpfen bis an den Tod um die der Frage willen, was ihre Vernunft und Kraft zu leisten habe; alle aber sind darin einig, dass etwas geleistet werden müsse. Dieser traurige Streit ist von jeher geführt worden und wird bis ans Ende dauern.

Hier haben wir das Ende vor uns. Und die Apokalypse will uns sagen, wie es erreicht werden wird.

Juden, Griechen und die Gemeinde Gottes (1Kor 10:32) haben ihr eigenes Schicksal.

Die Gemeinde Gottes wird schon lange vorher entrückt worden sein, dem Herrn entgegen in die Luft, um bei Ihm ewigen Segen zu empfangen.

Israel wird "gepflanzt" sein in sein Erbteil.

Und die Nationen? Die ganze Menschheit wird das verlorene Paradies zurückgewinnen und wieder eingesetzt in Eden, die herrlichen Freuden der offenbarten Gegenwart Gottes genießen, wie Offb 22:1-5.14.17 schildert.

Der Baum und das Wasser des Lebens

Die Tradition hat das Wort Gottes wirkungslos gemacht. Das Paradies ist in der Schrift stets, vom 1Mo an bis zur Offenbarung ein bestimmter Ort; 1Mo 2 wird es geschildert, 1Mo 3 geht es verloren; Lk 23:43 redet von seiner Wiedererlangung; 2Kor 12:2.4 sieht Paulus es im Gesicht; Offb 2:7 wird es verheißen. Und hier (Offb 22:1-5.14.17) ist die Verheißung erfüllt, und das verlorene Paradies ein wieder gewonnenes Paradies geworden. "Der Baum des Lebens" und das "Wasser des Lebens" waren stets die Hauptkennzeichen seiner seligen Freuden und werden es auch bleiben.

Das alles wissen die Menschen nicht, und haben das Paradies zu einem jetzt vorhandenen Ort gemacht, dem sie den Namen "Zwischenzustand" geben, ein Ausdruck, welcher der Heiligen Schrift völlig unbekannt ist. Den "Baum des Lebens" gibt es dort nicht, ebenso wenig das "Wasser des Lebens". Es ist einfach und allein eine menschliche Tradition und ein armseliger Ersatz für die wirklichen Herrlichkeiten der göttlichen Offenbarung.

Wenn die Tradition Wahrheit ist, so muss Offb 22 ein Lüge sein, und es kann überhaupt kein "Paradies Gottes" geben.

Die Kritiker sagen uns, das Paradies von 1Mo 2 und 3 sei ein Mythos, und die Christen betrachten das Paradies von Offb 2:7; Offb 22:1-5.14.17 gewöhnlich als Mythos; denn da sie ein gegenwärtig bestehendes Paradies an die Stelle gesetzt haben, in dem sich "Abrahams Schoß" und "eine tiefe Kluft" findet, nicht aber der "Baum des Lebens“, und das "Wasser des Lebens", so haben sie keinen Platz mehr für das Paradies Gottes, welches wieder hergestellt werden soll.

Nicht zwei Paradiese werden gewonnen für das eine verlorene. Wer darum die Tradition annimmt und festhält, muss "davon tun von den Worten des Buches" (Offb 22:19) alles, was über das Paradies gesagt ist; denn jene feierliche Warnung wird in unmittelbarer Verbindung mit dem "Wasser des Lebens" (Offb 22:17) und dem "Baum des Lebens" (Offb 22:14) erteilt.

Das Wort "Knechte" in Offb 22:3 will uns sagen, dass die Kirche hier nicht gemeint ist. Sie werden "sehen Sein Angesicht“, weist auf unsere ersten Eltern, die sich versteckten unter den Bäumen im Garten. Sie werden herrschen in höherem Sinne als jene in Offb 20:4-6 und nicht tausend Jahre lang, sondern in alle Ewigkeit.

Dies ist die kurze Schilderung des neuen Himmels und der neuen Erde, des wieder gewonnenen Paradieses, der heiligen Stadt und ihrer Bewohner, und aller Menschen auf der neuen Erde.

Lies weiter:
Schluss des Buches - Offb 22:6-21