Lebensbild von Mathias Jaegle

Aus Bibelwissen
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Vorspann aus: „Von der Ausauferstehung in Phil 3:11 oder der Weg zur höchsten Vollkommenheit"
Erschienen In der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum (1948)

Abschrift mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort noch als Schrift verfügbar

Zur Erinnerung

Am 24. Oktober 1989 verstarb Bruder Jaegle im 92. Lebensjahr. Er war Grüner des Werkleins, welches wir heute weiterführen dürfen.

Ca. 4 Wochen vor seinem Tode schrieb er noch eigenhändig seinen Lebenslauf nieder, so wie wir ihn jetzt wiedergeben:

„In meinem langen Leben durfte ich Gottes Gnade reichlich erfahren. Einmal darin, dass Gott mir ein langes Leben schenkte, denn meine Wiege stand noch im letzten Jahrhundert.

Am 27. Juli 1998 erblickte ich Metzeral (Elsass) das Licht der Welt. Dort, in einem Bauernhaus, verlebte ich meine ersten Jugendjahre.

Da ich täglich den harten Dienst eines Bergbauern sah, zog ich ein Handwerk vor - ich wollte Schlosser lernen. Doch wurde diese normale Entwicklung durch den Krieg 1914-1918 unterbrochen. Wir wurden Kampfgebiet, und schließlich traf uns das Flüchtlingslos. Ich wurde dann in den Kriegsdienst berufen und durfte Gottes Bewahrung reichlich erfahren und war oft dem Tode nahe. Doch schon damals hat Geist an meinem Herzen gearbeitet. Und so durfte ich in meine irdische Heimat zurückkehren.

Doch nun fing ein neuer Lebenskampf an: Die Heimat zertrümmert und kein Beruf, die wertvollen Jahre vom Krieg aufgezehrt. Zum Erlernen der französischen sprachen ging ich 1 1/2 Jahre nach Frankreich. Meine berufliche Aktivität als Angestellter durfte ich nach 25jähriger Tätigkeit abschließen.

Durch all dieses schwere Erleben war ich vom Leben enttäuscht und schmerzlich suchte ich nach dem Sinn des Lebens. Gott gab mir die Antwort auf eine liebliche Weise.: Er ließ mich meine Frau finden. Da sie einer Gemeinschaft angehörte, nahm sie mich mit unter Gottes Wort, und ich kam zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. Da ich zur Erkenntnis des ewigen Lebens kam, das uns Gott bereithält, war mir nun der sinn des Lebens klar!

Er schenkte mir eine glückliche Ehe mit drei Kindern, die alle im Glauben stehen. Wohl hatten wir als Eltern beide ein Leiden zu tragen, erfuhren aber das Durchtragen des Herrn.

1968 Zogen wir nach Beblenheim in’s „Petit Chateau“, das seinerzeit von den Hauseltern Müller geleitet wurde.

Große Freude durften wir an 6 Enkeln und 12 Urenkeln erleben. Wir feierten im Jahre 1972 die goldene Hochzeit, und am 30. August 1976 rief der Herr meine liebe Gattin heim in die Ewigkeit.

Trotz meiner Gebrechen habe ich mich dem Wortstudium gewidmet und durfte vielen zum Segen werden.

  • ) Nun darf ich mich mit den Entschlafenen im Ungewahrten niederlegen, bis dass Er kommt zur Auferstehung.“
* Kurz vor seinem Tode hat er noch den Wunsch geäußert, den letzten Satz seinem Lebenslauf hinzuzufügen.


Als sein Nachfolger ist es mir ein Herzenswunsch, noch einige Worte folgen zu lassen, eingedenk Pauli Zuspruch: Solche habt zum Vorbild... (Phil 3:17).

Im Jahre 1982 durfte ich den damals 85jährigen Bruder Jaegle persönlich kennenlernen. Er lebte in auffallender Bescheidenheit in einem kleinen Zimmer des Altenheims Beblenheim im Elsass; doch so einfach seine äußere Umgebung auch war, so reich war sein Inneres!

Als einem Schüler von Bruder A. E. Knoch ward ihm ein vorzügliches Fundament biblischer Erkenntnis gegeben, zahlreiche Beiträge in älteren Ausgaben von U. R. (Schriftenreihe: Christi unerschöpflicher Reichtum) sowie der konkordanen Schriftenreihe zeugen von hiervon. Dass ihn Gott dann aus den Konkordanten Werk heraus in die Eigenverantwortlichkeit führte (was nicht ohne menschliche Enttäuschung und mancherlei Leid abging), zeugte von seinem besonderen Auftrag, den der Herr für ihn bereit hatte - eine staatliche Zahl biblischer Schriften konnte so zum Segen vieler Gläubigen aus seiner Feder entstehen.

So strahlte der in der Schule des Lebens gereifte Bruder Mathias Jaegle auf mich einen tiefen Frieden und absolute Lauterkeit aus, gepaart mit der Liebe des Christus. Im Bild des Timotheus wurde er damit auch für mich zu einem nachahmenswerten Vorbild.

Es bleibt die Freude auf ein Wiedersehen in der Herrlichkeit.

In großer Dankbarkeit
Gerhard Groß