Lebensbild T.Böhmerle

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Kurzes Lebensbild von Pfarrer Böhmerle (1870 – 1927)

Theodor Böhmerle kam am 25. Juni 1870 als Sohn gläubiger Eltern – der Vater war Schneider­meister - in Esslingen zur Welt. Er ist das erste von zehn Kindern, wovon den Eltern nur drei erhalten blieben. Ihm wurde der Name Theodor, d. i. Gottesgabe, gegeben und schon früh war es der Wunsch der Mutter, dass er Pfarrer werden sollte. Durch viel Not und Krankheit verdanken die Kinder besonders der Mutter durch ihr hin­ge­gebenes, nächtelanges Unterstützen der Arbeit ihres Mannes, dass sie höhere Schulen besuchen konnten. Die Eltern, immer in der Hoff­nung bessere Verhältnisse vorzufinden, ziehen 1878 über Vaihingen a. Enz nach Pforzheim. Von dort gehen sie 1886 nach Landau i. d. Pfalz. Schon als Kind muss Theodor Böhmerle, durch Nachbarn Kontakt zu Hahnscher Gemeinschaft gehabt haben.

Schule und Studium

Der 16-jährige Theodor bleibt allein in Pforzheim um das Gymnasium abzu­schließen und dem, nun auch zum eigenen Wunsch ge­word­enen, Berufsziel näher zu kommen, Pfarrer zu werden. Unter­stützt und ermutigt durch den dortigen Direktor kann er im Folgenden tatsächlich Theologie studieren. Sein Weg führt in zuerst nach Heidel­berg, dann über Tübingen nach Greifswald. Nachdem er in Heidelberg, bestürzt über rationali­stische Theologen, das Studium fast schon ab­brechen möchte, so findet er in Tübingen mehr Licht, hier erinnert er sich besonders an Prof Kübel (1838 - 1894, Nachfolger von Johann Tobias Beck) und seinen klaren Biblizismus.

Als das Studium vorzeitig zu Ende scheint, weil dem Vater die finanziellen Mittel nicht mehr zur Ver­fügung stehen, greift Gott souverän ein. Gerade aber die letzte Station Greifswald wirkt sich tief und segnend auf ihn aus, da das ganze Professorium gläubig ist, was einzig­artig zu jener Zeit in Deutsch­land war. Unter denen, welche ihn besonders geprägt haben, sind zu nennen die Professoren Cremer, Nathusius und D. Schlatter. Böhmerle selbst schrieb über diese Zeit: „... Was ich hier fand, war, was ich längst gesucht, aber weder in Heidelberg noch in Tübingen gefunden hatte, dass nämlich ein Professor der Theologie nicht nur durch seine Persönlichkeit und seine Lehre und Wahrhaftigkeit auf seine jungen Zuhörer wirke, sondern dass er ihnen zugleich ein Seelsorger sein soll, den sie ihre inneren Gänge und Kämpfe mit ihren Verirrungen und Abwegen klarlegen können. ...„

Zu seiner Ordination 1891 erhält er und zwei Freunde den Vers: “Ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet“ (Matt. 10, 20).

Vikariat und Lebensschule

Sein erstes Vikariat ist Grenzach bei Lörrach. Dort wird ihm die Begegnung mit der Jungfer Schlup wegweisend. Zum einen übt sie als gereifte Person, mit festem Charakter und tiefer Frömmigkeit geist­lich mütterlichen Einfluss auf ihn aus, auch noch nach seiner Zeit in Grenzach. Und zum anderen lernt Böhmerle Menschen aus ihrem großen Bekannten­kreis kennen, wie zum Beispiel die Rappards, Dora und Inspektor H. Rappard von der Pilgermission St. Chrischona. Später bittet Böhmerle Dora Rappard zu einer ersten Frauenrüste nach Karlsruhe, wo sie dann auch zur Großherzogin Luise ins Schloß geladen wurden. Noch heute sind die Kontakte zwischen dem Bibelheim Bethanien und St. Chrischona lebendig.

In dieser Zeit in Grenzach liest er die Lebensbilder von Martin Luther, Henri Arnaud, August Hermann Francke, Karl Gerok und Jung-Stilling. Später beschäftigten ihn noch die Lebensbilder Ludwig Hofackers und Michael Hahns. Anhand Bengels Gnomon liest er sich ins griechische Neue Testament und über­setzt den Propheten Maleachi. Der alte Pfarrer dem er zugeteilt ist, sagte ihm einmal: „Herr Vikar, sie werden einmal nicht in der Landeskirche bleiben“ Darüber ist T. Böhmerle ganz erschrocken und meint, das könne doch nicht sein, er sei doch so treu dabei. Aber der alte Pfarrer ist sich sicher: „Sie werden sehen, dass ich recht habe.“

Nach einem zehnmonatigen Aufenthalt in Mannheim, wo er als Vikar und militärischer Rekrut dient, wird dem nun 23- jährigen Böhmerle, bei seinem Entlass vom Major für den guten Geist gedankt, den er in die Truppe brachte. Sein anschließender Wirkungsbereich ist Konstanz. Auf der Insel Mainau bleibt er durch Gottesdienste, wenn die gläubige Großherzogin anwesend war, in Erinnerung, aber der Umgang mit den „gebild­eten Ständen“ fällt ihm schwer. Er fühlt sich offenbar unter einfachen Leuten wohler.

Nach den Stationen Nußbaum und Niefern, kommt er schließlich nach Durlach, wo er die Bibel- und Ge­betsstunden der Gemeinschaftleute aufsucht um brüderliche Kontakte zu pflegen. Dort wird ihm seine Frau Emma Siedler geschenkt. Die schlichte Hochzeit findet am 3. September 1896 statt.

Die Gabe der Wortverkündigung

Böhmerles Gabe das Wort auszuteilen hat vollmächtige Züge, die Gottesdienste und Ver­sammlungen in denen er Bibelstunden hält, erfahren offensichtlich einen gewissen Zulauf. Es wird ihm eine außer­ordentliche Visitation vonseiten der Oberkirchenbehörde geschickt, doch in seinem Heiland geborgen scheint sogar der „Religionsunterricht mit den jungen Schülern Geist inspiriert und geht bewahrt von statten“, so dass ihm statt eines Tadels sogar Lob zuteil wird.

Langensteinbach/ prägende Brüder

Nun führt sein Weg nach Langensteinbach. Dort wird er am 27. Mai 1899 zum Pfarrer „gewählt“. Zur Pfarrei gehören Auerbach, Spielberg, Untermutschelbach und das Albtal bis Marxzell. Während er an seinem neuen Wirkungsort, bei den einen mit seiner klaren biblischen Predigten Anstoß erweckte – er weigerte sich „weltliche Feste“ zu besuchen - wuchs die Liebe unter Brüdern gerade in der „Gemein­schaft“ zunehmend.

Besonders herzlich war er mit Landwirt Christoph Augenstein und Lehrer Schüssler verbunden. Augen­stein, ein Original, der auch mal seine Fürbitte für Afrika in die Furchen des zu bearbeitenden Feldes einzuteilen pflegt, nannte man das Gewissen von Auerbach. Zum Glauben gekommen bei Pfarrer Hen­höfer richtete dieser einen Versammlungsraum und eine Kinderschule in seinem Hause ein. Er sam­melte eine beachtenswerte Bibliothek zusammen und soll über deren Benutzung gesagt haben „Glesa hab i viel, aber i hett mehr beta solla“.

Lehrer Schüssler war auch ein Mann großer Belesenheit, nicht nur war er ein Liebhaber der Schriften Prälat Oetingers und Pfarrer Philipp Matthäus Hahns, sein Interesse galt ebenso anderen neu auf­strebenden wissen­schaftlichen Gebieten. Doch soll er eine überaus tiefe Erkenntnis in den ganzen Rat Gottes gehabt und viel Zeit aufs Bibelstudium verwendet haben. Er war es, der zu Beginn der Amtszeit Böhmerles, sich immer eines Kommentars zu seiner Predigt enthielt. Als er darauf von Pfr. Böhmerle an­ge­sprochen wurde, war die Antwort, er predige noch Gesetz. Was Böhmerle bei allem biblischen Wissen tief traf. Später bekannte er: „Ich war orthodox bis unter die Haarspitzen. Ich war ein Los­polterer und habe meinen Mann gestellt – bis der Mann gestellt wurde und mein Ich zusam­menbrach. Ich kam unter das Gesetz des Geistes der lebendig macht.“

Reisedienst für AB-Verein

Fünf Jahre nach Amtsantritt in Langensteinbach wird nun Pfarrer Böhmerle als Inspektor in den AB-Verein (Evangelischer Verein für Innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses) berufen. In Über­ein­stimmung mit Familie und Oberkirchenamt beginnt eine Reise­prediger­zeit. Diese Zeit ist nicht immer einfach für die nun neun-köpfige Familie. Als sich Pläne abzeichnen ein Bibel­heim zu gründen, um der Zunahme der Versammlungen Rechnung zu tragen, bietet der Gemeinderat ein Grundstück als Geschenk an, wenn dieses Heim in Langensteinbach gebaut wird. Am 25. Mai 1909 ist Eröffnung des Bibel­heim Bethaniens, welches 2009 sein 100 -Jähriges Jubiläum feierte.

Schriftum

Neben der Leitung des Bibelheims oblag Pfarrer Böhmerle von 1908 an die Schriftleitung des „Reich-Gottes-Boten“. Er verfasst biblische Betrachtungen, Gedichte, mischt sich auch mal in kirchenpolitische Angelegenheiten, zB als das Glaubensbekenntnis verweichlicht werden soll. Begrüsst Weltmissions­konferenzen, schränkt sich aber selbst auf seinen von Gott gegebenen Wirkungskreis ein. Er nimmt auch mal eine Betrachtung von Prof. Ströter in seinen Boten und in Ströters „Prophetischen Wort“ erscheinen Artikel von Böhmerle. Es ist mündlich überliefert, das Ströter Böhmerle in Langensteinbach aufsuchte, letzterer aber nicht da war. Böhmerle soll darauf gesagt haben: „Dann kommt scho koiner uff die Idee, dass mir unter einer Decke gsteckt hättet.“

Die reifste Frucht seiner schriftstellerischen Arbeit, welche auch heute noch nicht an geistlicher Strahl­kraft verloren hat, sind die biblischen Betrachtungen, über die Leibes-Gemeinde die er "Gemeine" nennt und ihre Stellung in allen Lebenslagen. Die Monats­schrift „Die Gemeine“ erscheint zwei Jahre. Der Herr ruft Theodor Böhmerle am 7. Januar 1927 zu sich.

Zeuge Seiner Kraft

Sein Nachfolger im Bibelheim Pfleiderer schreibt 1930 im Vorwort zu einer Wiedervorlage biblischer Betrachtungen: “Pfarrer Böhmerle war einer der mutigsten Wahrheitszeugen der unmittelbar hinter uns liegenden Jahre, ein Schriftforscher von Gottes Gnaden, der sich selbst und seine Meinung ständig unter das Licht des Wortes Gottes stellte und sich von demselbigen korrigieren ließ. Weshalb er auch immer tiefere Auf­schlüsse in den geoffenbarten Rat Gottes hinein erhielt. Die empfangenen Erkenntnisse brachten ihm, da er mit unerschrockener Bekennerfreimütigkeit einem inneren Muss folgend sich als ganzer Mann dazu bekannte, viel Bedrängnis, Gegnerschaft und Kreuz. Aber vielen denen er den Blick in den göttlichen Plan öffnen durfte, haben sich zu ihm gestellt in einer Dankbarkeit, die in die Ewigkeit hinüber reicht. Manche seiner geistgesalzenen Urteile haben sich bereits anhand der Wirklichkeit als unab­weisliche Wahrheit ausgewiesen“.

In einer Grabrede wurde das Ziel seiner Arbeit so erfasst: „Das war auch sein Ziel all seiner Arbeit, dass er allen denen, die zu ihm kamen, zu der inneren Stellung verhelfen wollte: In Christus Jesus sein. Er wusste es seinen Hörern und Lesern unermüdlich mit immer neuen Worten und anschaulichen Bildern einzuhämmern, dass Frucht in unserem Leben nur erwachsen kann aus der Lebensverbindung mit dem Herrn.“