Jes 6-

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Kommentar zu Jesaja 6

Von Daniel Muhl

Einblick in den himmlischen Thronsaal

Einführung

Kirche 24.png

Die Bibel gibt uns in Hi 1 und 2 einen ersten Einblick in den Thronhimmel Gottes. Eine zweite Beschreibung finden wir in 1Kö 22. Der Text aus Jes 6 dürfte der dritte Einblick sein und Hes 1 der vierte.

Alle Berichte machen deutlich, wie die wahren Machtverhältnisse aussehen! Sie lassen uns die Herrlichkeit und Majestät Gottes erahnen. Die Schreiber dieser Berichte versuchen, mit menschlichen Worten das zu beschreiben, was sie sehen durften. Wenn wir die Texte studieren, versuchen wir uns das Beschriebene vorzustellen, und wir merken sehr bald, wie unsere Vorstellungskraft an ihre Grenzen stößt.

Beim Lesen und Studieren der Bibel dürfen und sollen wir unseren Verstand und unsere Denkfähigkeit benutzen, aber wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass wir das Wort Gottes nur dann richtig verstehen können, wenn uns der Heilige Geist belehrt. Richtige Gotteserkenntnis kommt nur durch eine Offenbarung durch den Heiligen Geist.

In diesem Abschnitt - so glaube ich - geht es weniger darum, dass wir uns ein buntes dreidimensionales Bild vorstellen, als viel mehr darum, zu erkennen, was Gott uns mit diesem Bild sagen will.

Die Seraphim und ihre Anbetung vor dem Thron Gottes

Verse 1-4

Bedeutung der Markierungen (§fm) 🖌️
Wichtig, grundlegend, zentral (§rt)
Mensch, Seele, Sünde, Blut (§ro)
Gericht, Leid, Feuer, (§or)
Gott, Geist, Liebe, Licht, Öl (§ge)
Leben, Neues, Pflanzen (§hg)
Weisheit, Verständnis, Erkenntnis (§gt)
Verheißung, Prophetie, Auferstehung (§gr)
Treue, Glauben, Vertrauen, Himmel (§hb)
Rat, Weisung, Gebot, Wasser (§bl)
Gnade, Güte, Barmherzigkeit, Herrlichkeit (§vi)
Freude, Ruhe, Stille, Gottesfurcht, Wein (§vt)
Ermunterung, Zuspruch, Ermahnung, Trost (§pi)
Boshaftigkeit, Gesetzlosigkeit, Verführung (§sw)
Hervorhebung 1 (§f)
Hervorhebung 2 (§l)

ℹ️ · 📖 · 📙 · ☰·
ELB Jes 6:1 Im Todesjahr des Königs Usija, da sah ich den Herrn sitzen auf hohem und erhabenem Thron, und die Säume [seines Gewandes] füllten den Tempel.
ELB Jes 6:2 Seraphim standen über ihm. Jeder von ihnen hatte sechs Flügel: mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er.
ELB Jes 6:3 Und einer rief dem andern zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen! Die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit!
ELB Jes 6:4 Da erbebten die Türpfosten in den Schwellen von der Stimme des Rufenden, und das Haus wurde mit Rauch erfüllt.

Das Todesjahr von König Usija

Die meisten Ausleger datieren dieses Jahr auf 740 v. Chr. In der Chronologie der Bibel von F. H. Baader wird das Jahr mit 749 v. Chr. angegeben. Wahrscheinlich begann um diese Zeit das Wirken des Propheten Jesaja. Man vermutet, dass Jesaja mit dem Königshaus verwandt war und als junger Beamter unter König Usija tätig war.

Usija wurde mit 16 Jahren König und regierte 52 Jahre in Jerusalem (2Chr 26:3). Zu Beginn seiner Amtszeit war er ein gottesfürchtiger König, dem der HERR auch viel Erfolg schenkte, und der Wohlstand in Israel nahm ständig zu. Mit der Zeit wurde Usija überheblich, und darum wollte er im Tempel selbst auf dem Räucheraltar räuchern, obwohl er kein Priester bzw. Levit war. Weltliche Könige waren oft Herrscher und Priester in einem, und an dieser Stelle wollte er das vermutlich auch sein. Aber hier überschritt er seine Kompetenzen, und deshalb wurde er von Gott mit Aussatz bestraft, sodass er ab da Zeit seines Lebens in die Quarantäne musste. Sein Sohn Jotam übernahm dann die Regierungsgeschäfte.

Im Todesjahr von König Usija hatte Jesaja diese beeindruckende Vision! Das Volk lebte im Wohlstand, war verwöhnt und auch hochmütig geworden. Wenn ein Volk jahrzehntelang im Luxus lebt, dann meint es immer mehr, auch ohne Gott leben zu können, und die Mahnworte der Propheten waren ihnen lästig. Sie waren überzeugt, dass sich ihr bisheriger Lebensstil bewährt hat, und sie keiner Korrektur bedürfen.

Der Herr sitzt auf dem Thron

Einige Ausleger vermuten, dass Jesaja in seiner Vision in den salomonischen Tempel versetzt wurde und die unsichtbaren bzw. geistlichen Machtverhältnisse sehen durfte. Andere meinen, Jesaja wurde 'im Geist' in den Thronsaal versetzt, der sich im Himmel befindet. Für mich spielt das nicht so eine große Rolle, weil sich der himmlische Thronsaal vermutlich sowieso in einer anderen Dimension befindet und dreidimensional gar nicht erfassbar ist. Der himmlische Thronsaal ist nicht Milliarden von Lichtjahren entfernt! Ich glaube jedoch, dass er im Himmel ist, sich aber in einer anderen Dimension befindet, und deshalb für uns mit "technischen Hilfsmitteln" sowieso nicht erreichbar ist. Vielleicht kam der himmlische Thronsaal damals tatsächlich in den Tempel von Jerusalem, aber wie gesagt, in einer anderen Dimension!"

Der Herr (hebr. Adonai) saß auf einem hohen und erhabenen Thron. 'Adonai' dürfte hier ein Hinweis darauf sein, dass an dieser Stelle Jesus Christus auf dem Thron saß, denn in Ps 110:1 spricht Jahweh zu Adon: 'Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!' Aus dem NT wird klar ersichtlich, dass hier der Vater zum Sohn spricht (Apg 2:34 / Hebr 1:13).

Adonai hält das Zepter in der Hand. Er bestimmt, was mit seinem Volk und in der Weltgeschichte passiert! Diese Vision erhielt Jesaja, als Usija vielleicht schon im Sterben lag oder bereits gestorben war. Möglicherweise haben sich viele im Volk gefragt, ob Jotam auch ohne Usija im Hintergrund für Ruhe und Wohlstand sorgen konnte. Aber das war nicht die entscheidende Frage. Die entscheidende Tatsache war, dass der Herr auf dem Thron saß. Jetzt war eine Rückbesinnung auf Gott gefragt. Jesus sagte in Mt 28:18b: 'Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde.'

Die Säume füllten den Tempel

Die Säume gehörten zum königlichen Gewand! Ein königliches Gewand strahlt die Würde und Herrlichkeit des Königs aus. Je größer und schöner das Gewand ist, desto mehr war das ein Hinweis auf die Größe des Königs. Wenn die Säume den ganzen Tempel erfüllen, dann zeigt das u. a., dass alles im Tempel zum Gewand Gottes gehört oder sich zumindest unter diesem herrlichen Gewand befindet. Hier haben nur absolut Geheiligte Zugang. Kein überheblicher König kann hier eintreten, ohne die Konsequenzen tragen zu müssen. Der schirmende Cherub aus Hes 28:13-14 hatte eine Decke voller Edelsteine! Auch das war ein Ausdruck großer Herrlichkeit! Leider hat sich auch dieser überhoben (Hes 28:17)!

Die Seraphim standen über ihm

Die Seraphim dürften ranghohe 'feurige Geisteswesen' sein, denn das Wort 'saraph' leitet sich von 'brennen' ab und steht in 4Mo 21:6 in Verbindung mit den 'feurigen Schlangen'. Vermutlich war (o. ist) Satan auch ein Saraph. Die Seraphim mit den sechs Flügeln sind an dieser Stelle auf jeden Fall keine 'gefallenen Engel'.

In Offb 4:8 ist von vier lebendigen Wesen die Rede, die auch sechs Flügel haben und ebenfalls "Heilig, heilig, heilig!" rufen. In der Offenbarung befinden sich die Wesen nicht über dem Thron, sondern um den Thron herum.

Die Tatsache, dass diese Wesen über (o. 'von oben herab zu') dem Herrn stehen, hat mir immer wieder etwas Mühe bereitet, weil außer dem Vater niemand über unserem Herrn Jesus Christus stehen kann. Da sich Jesus als Mensch eine Zeitlang unter die Engel erniedrigt hat (Hebr 2:7), könnte hier bereits eine erste Stufe seiner Erniedrigung sichtbar geworden sein!"

Die sechs Flügel

Zwei Flügel bedeckten das Gesicht! Heißt das, dass diese feurigen Seraphim nicht einmal in der Lage waren, das Angesicht dessen anzuschauen, der auf dem Thron saß, oder mussten sie ihre Gesichter bedecken, damit Jesaja nicht zu stark geblendet wurde? Haben sie Ihre Angesichter bedeckt, um würdig anbeten zu können oder hätten ihre 'freien Angesichter' bedeutet, dass sie zwangsläufig ein feuriges Gericht ausgelöst hätten? Vermutlich gibt es noch einige weitere Interpretationen dazu, wie dies verstanden werden kann. Auf jeden Fall sind das für mich alles ein Stück weit offene Fragen!

Mit zwei Flügeln sind sie geflogen. Diese Stelle macht u. a. deutlich, dass es sich hier nicht um statische Wesen im salomonischen Tempel handelte. Wahrscheinlich können Engel mit "über Lichtgeschwindigkeit" fliegen.

Zwei Flügel bedeckten ihre Füße. In einer Auslegung von MacLaren heisst es:

Die Flügel stellten keinen Schirm dar, der die Füße des Seraphs vor dem Auge Gottes verbarg, sondern es war das instinktive Gefühl der Demut, unwürdig zu sein, das sie über die Füße faltete, obwohl auch sie wie ein Ofen brannten!

"Heilig, heilig, heilig"

Das hebr. Wort 'qadosh' kommt von 'qadash' und hat den Bedeutungsinhalt 'abgesondert sein', 'geweiht sein', 'geheiligt sein‭'. In Bezug auf Gott hat das möglicherweise mehrere Bedeutungen:

  1. Gott ist dreifach abgesondert. Er hat sich von der Kreatur (vom triebgesteuerten Wesen), vom menschlichen Denken und auch von der Weisheit der Engel abgesondert. Er steht immer über allem Denken!
  2. Dieses dreifache "heilig" dürfte auch ein Hinweis auf den dreieinigen Gott sein (Vater, Sohn, Heiliger Geist). Ist der dreieinige Gott auch 'geweiht' und wie kann Er als der Höchste jemandem geweiht sein? Ich würde sagen, alle drei haben sich der göttlichen Liebe 'geweiht'.
  3. Jesus Christus hat sich in allen Stufen als der Heilige erwiesen:
    1. Als Sohn Gottes beim Vater.
    2. Da verschiedene Hinweise auf eine Erniedrigung als Engel hindeuten, hat er sich auch als "Engel des HERRN" als heilig erwiesen.
    3. Aber auch als Mensch war Er der Heilige, der absolut Abgesonderte von allem menschlichen und kosmischen Denken.

Die Sündenerkenntnis, Reinigung und Sendung von Jesaja

Verse 5-8

ℹ️ · 📖 · 📙 · ☰·
ELB Jes 6:5 Da sprach ich: Wehe mir, denn ich bin verloren. Denn Mann mit unreinen Lippen ein bin ich, und mitten in einem Volk mit unreinen Lippen wohne ich. Denn meine Augen haben den König, den HERRN der Heerscharen, gesehen.
ELB Jes 6:6 Da flog einer der Seraphim zu mir; und in seiner Hand war eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte.
ELB Jes 6:7 Und er berührte [damit] meinen Mund und sprach: Siehe, dies hat deine Lippen berührt; so ist deine Schuld gewichen und deine Sünde gesühnt.
ELB Jes 6:8 Und ich hörte die Stimme des Herrn, der sprach: Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich!

"Wehe mir, ich habe den HERRN der Heerscharen gesehen"

Jeder Mensch, der die Herrlichkeit Gottes sehen durfte, erkennt augenblicklich, wie klein, wie elend und fehlerhaft er ist. Das wäre selbst beim vorbildlichsten Menschen, der je über diese Erde gegangen ist, der Fall. Wenn ich bedenke, wie wichtig wir uns nehmen und wie oft wir glauben, etwas sagen zu haben, dann ist das oft einfach nur peinlich. Es ist besonders beschämend, wenn wir kleinen "Erdenwürmer" uns anmaßen zu glauben, dass wir es besser machen würden als Gott.

Hiob hatte eine tiefe Gotteserkenntnis und war vielleicht der vorbildlichste Mensch, der je über diese Erde ging, aber nachdem er den HERRN 'gesehen' hatte, sagte er in Hi 42:3-6:

  • "Wer ist es, der den Ratschluss verhüllt ohne Erkenntnis? So habe ich denn [meine Meinung] mitgeteilt und verstand [doch] nichts, Dinge, die zu wunderbar für mich sind und die ich nicht kannte. 4 Höre doch, und ich will reden! Ich will dich fragen, und du sollst es mich wissen lassen! 5 Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen. 6 Darum verwerfe ich [mein Geschwätz] und bereue in Staub und Asche."

Wir Menschen sind in den Augen Gottes zwar sehr wertvoll, aber wir nehmen uns trotzdem viel zu wichtig. Unsere Meinung und unser Handeln sind in Bezug auf die Ewigkeit völlig wertlos, es sei denn, der HERR selbst bewirkt durch den Heiligen Geist etwas in und durch uns!

Die Erkenntnis unserer Sündhaftigkeit ist von grundlegender Bedeutung! Ohne das Erkennen unserer eigenen Sünden gibt es keine Buße oder Umkehr, und es fehlt das Bewusstsein, dass wir völlig auf die Gnade Gottes angewiesen sind. Dadurch kommt es auch nicht zu der notwendigen Reinigung.

Die eigene Verlorenheit

Jesaja sah keine Möglichkeit, vor dem Angesicht des HERRN bestehen zu können. Er wusste, dass jeglicher Versuch, sich rechtfertigen zu wollen, einfach nur scheitern würde. Er konnte seine Sündhaftigkeit, seine unreinen Lippen und seinen Makel nicht reinigen. Auch wenn es Jesaja an dieser Stelle nicht ausdrücklich aussprach, so ist es doch naheliegend, dass er in seinem Herzen nur noch eine Hoffnung hatte: 'Vielleicht erlöst der HERR mich aus meiner Verlorenheit und schenkt mir Seine Gnade und Barmherzigkeit.' Möglicherweise hoffte er, ähnlich wie der Zöllner in Lk 18:13, nur noch auf die Gnade Gottes.

Eine glühende Kohle bewirkt die Beseitigung der Schuld

Die ELB übersetzt in Vers 7:

  • "Siehe, dies hat deine Lippen berührt; so ist deine Schuld gewichen und deine Sünde gesühnt."

Wörtlich müsste man hier übersetzen: "Deine Vergehen und Verfehlungen sind bedeckt worden!" Es handelt sich also um das 'Zudecken' oder 'Verschirmen' der Sünde. Dieses 'Zudecken' erfolgte durch eine glühende Kohle vom Altar. Dabei dürfte es sich wahrscheinlich eher um den "Räucheraltar" und weniger um den "Brandopferaltar" gehandelt haben, aber das lässt sich wohl kaum mit Sicherheit sagen.

Die glühende Kohle (oder der glühende Pflasterstein) berührte den Mund und die Lippen des Propheten, was dazu führte, dass seine Vergehen bedeckt wurden. Das hebräische Wort für den glühenden Pflasterstein lautet 'Rizpah', und dieses Wort ist mit 'Retsef' (heiße Kohlen, Rostkohlen, glühende Steine) und mit 'Reshef' (Flamme, Feuerstrahl) verwandt. Das Wort 'Reshef' finden wir auch in Hl 8:6. Dort heißt es:

  • "Lege mich wie ein Siegel an dein Herz, wie ein Siegel an deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe, hart wie der Scheol die Leidenschaft. Ihre Glut (Reshef) sind Feuergluten (Reshef), eine Flamme des HERRN."

Letztendlich hat eine feurige Liebe die Vergehen des Jesaja bedeckt, sodass er befreit weitergehen konnte. Ich denke, dass dieses Erlebnis zu großer Dankbarkeit geführt hat. Sie dürfte auch die Bereitschaft des Jesaja bewirkt haben, sich vom HERRN senden zu lassen.

Seine 'gereinigten Lippen', seine Bereitschaft, sich senden zu lassen, und das Wirken des Heiligen Geistes haben unter anderem unzählige Prophezeiungen über den Messias ermöglicht. Sein Dienst für das Wort Gottes war in mancher Hinsicht absolut einzigartig.

Hier bin ich, sende mich

Nachdem Jesaja den König des Himmels gesehen hatte, fühlte er sich verloren (w. beendet, d. h. er kam an sein Ende). In einer solchen Situation kommt jegliches Selbstvertrauen an sein Ende. Jeder Mensch, der das sieht, was Jesaja gesehen hat, erkennt sofort, dass er aus sich selbst heraus niemals zur göttlichen Vollkommenheit gelangen und den "himmlischen Anforderungen" genügen kann. Nur durch das Einwirken Gottes können Menschen für Gott tauglich werden!

Ich zweifle daran, ob Jesaja ohne die Zusage aus Vers 7, so bereitwillig gesagt hätte: "Hier bin ich, sende mich!" Durch die Zusage, dass seine Schuld gewichen und seine Sünde gesühnt wurde, wusste er, dass Gott ihn dazu befähigt hat, und das gab ihm die Freimütigkeit, sich in den Dienst zu stellen!

Auch wir dürfen diese Gewissheit haben, weil durch das Kreuz unsere Schuld gewichen und unsere Sünde gesühnt wurde! Paulus schreibt in Kol 1:12:

  • "... dem Vater danksagend, der euch fähig gemacht hat zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht;

Was für ein Gnadengeschenk! Gott hat uns fähig gemacht; nicht wir müssen uns fähig machen! Gott sendet auch uns, den Menschen, die Gnaden-Botschaft Gottes weiterzugeben!

Sind wir bereit und haben auch wir den Mut zu sagen:"Hier bin ich, sende mich!"?

Ankündigung der Verstockung

Verse 9-10

ℹ️ · 📖 · 📙 · ☰·
ELB Jes 6:9 Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Hören, ja, hören sollt ihr und nicht verstehen! Sehen, ja, sehen sollt ihr und nicht erkennen!
ELB Jes 6:10 Mache das Herz dieses Volkes fett, mache seine Ohren schwer[hörig], und verklebe seine Augen: damit es mit seinen Augen [nicht] sieht und mit seinen Ohren [nicht] hört und sein Herz [nicht] einsichtig wird und es [nicht] umkehrt und Heilung für sich findet!

Was für ein seltsamer Auftrag!?

Stellen wir uns folgende Situation vor: Wir wissen, dass der HERR uns senden und mitteilen will, was wir sagen sollen. Stellen uns weiter vor, wir hätten noch genügend Zeit, um darüber nachzudenken, was der HERR uns wohl für einen Auftrag geben würde! Vermutlich hätten wir gedacht, dass der HERR uns mit der Verkündigung des Evangeliums beauftragt oder dass wir die Menschen zur Umkehr auffordern oder jemandem helfen und ihn trösten sollen. Mit der Aufforderung, "mache das Herz dieses Volkes fett, mache seine Ohren schwer[hörig]", würden wir wohl kaum rechnen. Natürlich bekommen wir heute wohl kaum diesen Auftrag, wie ihn Jesaja bekam, aber durch die Ermahnungen der Christen, "die Kinder im Mutterleib nicht abzutreiben", geschieht mit unserer Gesellschaft etwas Ähnliches. Sie wird diesbezüglich immer "schwerhöriger" und regt sich auch immer mehr darüber auf!

Mit sehenden Augen nicht erkennen

Doch zuerst muss Jesaja dem Volk etwas anderes sagen:

  • "Geh hin und sprich zu diesem Volk: Hören, ja, hören sollt ihr und nicht verstehen!"

Diese Aussage ist vielleicht für einzelne eine letzte Chance, ins Nachdenken zu kommen und umzukehren! Wenn ich zu einigen sage, "ich sage euch jetzt etwas, aber ich weiß jetzt schon, dass euch das überhaupt nicht interessiert und ihr auch nicht hören wollt!", dann ist es möglich, dass einzelne den Entschluss fassen, "doch ich will es hören!", sozusagen als Protestreaktion!

Diese Jesajastelle wird im NT an folgenden Stellen zitiert:

  1. Mt 13:14-15 - "Und bei ihnen erfüllt sich die Weissagung des Propheten Jesaja, die da sagt: 'Mit den Ohren werdet ihr hören und nicht verstehen, und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und nicht erkennen. Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, und mit den Ohren hören sie schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile.'"
  2. Mk 4:12 - "damit sie sehen und doch nicht erkennen und hören und doch nicht verstehen, damit sie sich nicht etwa bekehren und ihnen die Sünden vergeben werden."
  3. Lk 8:10 - "Er aber sagte: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen; den andern aber wird es in Gleichnissen gesagt, damit sie sehen und doch nicht sehen und hören und doch nicht verstehen."
  4. Apg 28:26-27 - "Geh zu diesem Volk und sprich: Mit den Ohren werdet ihr hören und doch nicht verstehen, und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und doch nicht erkennen! Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, und mit den Ohren hören sie schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich würde sie heilen."

Diese Verweise unterstreichen die Bedeutung der Zurückweisung der Botschaft durch etliche, während gleichzeitig betont wird, dass bestimmte Menschen in der Lage sein werden, zu hören, zu verstehen und sich zu bekehren. Sowohl bei Jesus als auch bei Paulus blieb diese Verstockung Israels bestehen. Aber das alles war eine himmlische Entscheidung, und wir werden noch sehen, warum der HERR so entschieden hat!

Was für ein Gegensatz

Ist das nicht seltsam? Auf der einen Seite der herrliche himmlische König, der auf seinem Thron sitzt, und auf der anderen Seite ein Prophet, der zu einem verstockten Volk spricht und sie noch schwerhöriger machen soll. Die ganze Situation macht deutlich: "Es war eine Entscheidung des Himmels, dass dieses Volk mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört und sein Herz nicht einsichtig wird"! Natürlich spielte dabei die 'Verstocktheit der Herzen' auch eine Rolle (und dafür muss sich jeder einzelne vor Gott auch verantworten), aber letztendlich gehörte das alles zum wunderbaren Gesamtplan Gottes. Paulus durfte dies erkennen, als er in Röm 11:25 folgendes schrieb:

  • "Denn ich will nicht, Brüder, daß euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr nicht euch selbst für klug haltet: Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Nationen hineingekommen sein wird!"

Infolge der Verstockung Israels kam es zu einer Hinwendung zu den Nationen, sodass die Entstehung des Leibes Jesu aus allen Nationen in die Wege geleitet werden konnte. Was für ein Wunder Gottes! Natürlich kommt der König des Himmels nicht in Verlegenheit, wenn Sein Volk nicht auf Ihn hört! Er hat immer Mittel und Wege, um mit Seinem Volk ans Ziel zu kommen und es auch in die Vollendung zu führen! So lesen wir in Röm 11:15 folgende Verheißung:

  • Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anders sein als Leben aus den Toten?


Dauer der Verstockung und Gericht am Verbliebenen

Verse 11-13

ℹ️ · 📖 · 📙 · ☰·
ELB Jes 6:11 Da sagte ich: Wie lange, Herr? Und er sprach: Bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner, und die Häuser ohne Menschen und das Land zur Öde verwüstet ist.
ELB Jes 6:12 Der HERR wird die Menschen weit fortschicken, und die Verlassenheit mitten im Land wird groß sein.
ELB Jes 6:13 Und ist noch ein Zehntel darin, so wird es wieder dem Niederbrennen anheimfallen wie die Terebinthe und wie die Eiche, an denen beim Fällen ein Stumpf [bleibt] - ein heiliger Same ist sein Stumpf.

Eine wichtige Frage

Nachdem Jesaja zur Kenntnis nehmen musste, dass er einen Auftrag bekam, "das Herz des Volkes fett zu machen", wollte der Prophet unbedingt wissen, "wie lange, HERR?". Wie so oft macht der HERR keine Zeitangabe, aber Er macht deutlich, dass die ganze Sache zeitlich befristet ist! Ich glaube, das war für Jesaja das Wichtigste! Eine endlose Verstockung seines geliebten Volkes wäre für ihn emotional der Untergang gewesen. Er wünschte sich die Gewissheit, dass dies nur ein vorübergehender Zustand sein würde, und der HERR gab ihm diese Gewissheit, indem Er mit einem "bis ..." antwortete.

Bis zur Verwüstung

Die totale Verwüstung ist auch immer die totale Katastrophe, und es ist auch das, was wir uns nie wünschen würden! Ja, das sollten wir uns auch nicht wünschen! Wir sollten wie Abraham um die Rettung von Menschen in verlorenen Städten bitten (1Mo 18:23ff).

Nebenbei erwähnt: Die Schiiten machen genau das Gegenteil: Sie sehnen sich nach einem weltweiten Chaos und nach der totalen Zerstörung Israels! Warum? Weil nach ihrer Überzeugung der Mahdi (der muslimische Messias) erst nach diesem Chaos kommen und ein weltweites islamisches Königreich aufrichten kann! Dieser Glaube ist die Grundlage dafür, dass die iranischen Mullahs den weltweiten Terror unterstützen. Solange dieser Glaube existiert, kann es im Nahen Osten keinen Frieden geben, und wenn die westlichen Politiker das nicht erkennen, ist jeder Versuch, hier einen Frieden zu schaffen, zum Scheitern verurteilt!

Wenn aber der HERR eine Verwüstung zulässt, dann dürfen wir auch wissen, dass Er die Menschen in einen neuen und wichtigen Prozess führt: "Die verhärteten Herzen werden langsam und stetig 'weich gemacht'!" Die Herzen fangen an, sich Gott zuzuwenden, und wenn das passiert, dann schenkt Gott eine Erneuerung! Genau eine solche Erneuerung hat der "Exil-Prophet" Hesekiel durch eine Verheißung Gottes angekündigt:

  • Hes 36:26-27 - Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. 27 Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, daß ihr in meinen Ordnungen lebt und meine Rechtsbestimmungen bewahrt und tut.

Die Verwüstungen

Unter Nebukadnezar kam es zu einer ersten totalen Verwüstung. Dann folgte das 70-jährige Exil in Babel. Anschließend kam es unter Serubbabel, Esra und Nehemia zu einem erneuten Aufbau. Die zweite Zerstörung des Tempels fand im Jahr 70 unter Titus statt. Nach dem Bar-Kochba-Aufstand im Jahr 135 n. Chr. unter Kaiser Hadrian kam es dann zu einer totalen und definitiven Zerstörung von Jerusalem und zu einer weltweiten Zerstreuung der Juden.

Am Ende dieses Zeitalters geschieht dann noch Folgendes:

  • Sach 14:2-4 - Und ich versammle alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg; und die Stadt wird eingenommen und die Häuser werden geplündert. Und die Frauen werden geschändet. Und die Hälfte der Stadt wird in die Gefangenschaft ausziehen, aber der Rest des Volkes wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden. 3 Dann wird der HERR ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen, wie er schon immer gekämpft hat am Tag der Schlacht. 4 Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten [liegt]; und der Ölberg wird sich von seiner Mitte aus nach Osten und nach Westen spalten zu einem sehr großen Tal, und die [eine] Hälfte des Berges wird nach Norden und seine [andere] Hälfte nach Süden weichen.

Ein heiliger Same

Dieses einmalige Kapitel endet mit folgendem Satz:

  • "Ist noch ein Zehntel darin, wird es wieder dem Niederbrennen anheimfallen wie die Terebinthe und wie die Eiche, an denen beim Fällen ein Stumpf [bleibt] - ein heiliger Same ist sein Stumpf."

Alle 'mächtigen und stolzen Bäume' werden niedergebrannt. Alles Hohe und Erhabene kommt an sein Ende! Das erinnert auch ein Stück weit an folgende Jesajastelle:

  • Jes 2:12-14 - Denn der HERR der Heerscharen hat [sich] einen Tag [vorbehalten] über alles Hoffärtige und Hohe und über alles Erhabene, dass es erniedrigt werde; 13 über alle Zedern des Libanon, die hohen und erhabenen, und über alle Eichen Baschans; 14 über alle hohen Berge und über alle erhabenen Hügel;

Letztlich werden alle Geschöpfe in ihrem Stolz erniedrigt! Der Hochmut wird gefällt und verbrannt, aber trotzdem bleibt etwas übrig: der Stumpf! Dieser wird als heiliger Same bezeichnet!

In Kapitel 11 berichtet Jesaja von einem Stumpf, aus dem ein Spross hervorgeht:

  • Jes 11:1-5 - Und ein Sproß wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schößling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen. 2 Und auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und Furcht des HERRN; 3 und er wird sein Wohlgefallen haben an der Furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, und nicht zurechtweisen nach dem, was seine Ohren hören, 4 sondern er wird die Geringen richten in Gerechtigkeit und die Elenden des Landes zurechtweisen in Geradheit. Und er wird den Gewalttätigen schlagen mit dem Stab seines Mundes und mit dem Hauch seiner Lippen den Gottlosen töten. 5 Gerechtigkeit wird der Schurz seiner Hüften sein und die Treue der Schurz seiner Lenden. -

Was für ein Wunder! Unser Erlöser, unser Herr Jesus Christus, kam aus diesem Stumpf, aus einem widerspenstigen und ungehorsamen Volk!

Ja, die Wege Gottes sind unergründlich!


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