Jak 1-

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Kommentar zu Jakobus 1

Von Daniel Muhl

Empfänger und Versuchungen

Vers 1

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Jak 1:1 Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, den zwölf Stämmen, die in der Zerstreuung sind, [seinen] Gruß!

Der Brief

Dieser Brief beginnt – wie so oft bei den Briefen – mit der Benennung des Absenders und der Empfänger. Gleich im Anschluss kommt Jakobus auf das Thema der Versuchung, bzw. Erprobung zu sprechen.

Der Absender

Zum Autor dieses Briefes schreibt Heinz Schumacher:

"Von den im NT genannten Trägern des Namens Jakobus (Mk 3:18 - Mk 6:3 - Mk 15:40 - Lk 6:16) kommt wohl nur der leibliche Bruder Jesu als Verfasser in Frage (vgl. außer Mk 6:3 und Mt 13:55 - Apg 12:17 - Apg 15:13 - Apg 21:18 - 1Kor 15:7 - Gal 1:19 - Gal 2:9 - Gal 2:12) - Jesu leibliche Brüder glaubten zunächst nicht an ihn (Joh 7:5); doch spätestens nach Jesu Auferstehung wurde Jakobus durch eine besondere Erscheinung (1Kor 15:7) von der Gottessohnschaft seines Bruders Jesus überzeugt; er wurde dann sogar ein "Säulenapostel" der Jerusalemer Urgemeinde (Gal 1:19)."

Jakobus, der Bruder des Johannes, starb gemäss Apg 12:2 den frühen Märtyrertod und Jakobus, der Sohn des Alphäus wird nach Apg 1:13 nicht mehr erwähnt. Deshalb geht man u. a. beim Jakobusbrief davon aus, dass es sich beim Autor um den (Halb-)Bruder des Herrn Jesus handelt.

Die Empfänger

Die Empfänger dieses Briefes sind klar benannt: Die zwölf Stämme in der Zerstreuung (griech. diaspora)! Klar ist auch, dass es sich bei den Empfängern um mehrheitlich Jesus-gläubige Israeliten, bzw. Juden handelte. Es waren also meist solche, die in Israel oder in einer Diaspora-Gemeinde zum Glauben an Jesus Christus fanden. Einige wurden vielleicht infolge der Verfolgung aus Israel vertrieben und andere lebten bereits seit ihrer Kindheit in der Diaspora.

Es ist anzunehmen, dass sich zu diesen judenchristlichen Gemeinden in der Diaspora, mit der Zeit auch Heidenchristen anschlossen, so dass dieser Brief auch für sie von Bedeutung war. Durch ihre jüdische Herkunft hatten die Empfänger mehrheitlich eine gute Kenntnis des Alten Testamentes (Tanach). Sie hörten das Wort – es war in ihrem Kopf gespeichert – aber es hatte auf ihre Lebensführung kaum die gewünschten Auswirkungen (Jak 1:22-23).
Es ging hier aber nicht nur um die Kenntnisse über den Tanach. Die Briefempfänger wurden auch mit dem Glauben an Jesus konfrontiert. Sie durften verstanden haben, dass Jesus für ihre Sünden starb und sie gerettet würden, wenn sie den Namen des HERRN angerufen haben (Apg 2:21). Vielleicht kannten auch einige vom Hören-sagen* die Aussage Jesu aus Joh 5:24:

  • "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, ⟨der⟩ hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen."

(* das Johannesevangelium war damals wahrscheinlich noch nicht vorhanden).
Die Empfänger waren also Leute, die wussten, dass ihnen durch den Glauben an Jesus vergeben ist und dass sie jetzt gerettet sein dürfen. Dieses Wissen kann zu einem "falschen Ruhekissen" werden, wenn man meint, man könne jetzt weiterhin ein ichbezogenes Leben führen. Aus dem Brief geht hervor, dass einige Empfänger reich waren. Auch waren Händler dabei, die ihre eigenen Pläne schmiedeten und (noch) reicher werden wollten (Jak 4:13). Sie pflegten eine weltliche Gesinnung, bei der die Erfolgreichen innerhalb der Gemeinde große Beachtung erhielten, währenddem die Bedürftigen als ein "lästiges Anhängsel" angeschaut wurden (Jak 2:2-3).

Für die alttestamentlich geprägten Juden war die Botschaft "glaube an den Herrn Jesus und du wirst gerettet werden", ein sehr praktikabler Umstand, der ihnen das Seelenheil zusicherte, ohne dass sie ihre weltliche Gesinnung und Geldgier ablegen mussten! Das ichbezogene Leben konnte aber auch etwas anders ausgeschaut haben:

Vielleicht hielten sich diese Leute an die jüdischen Rituale, hatten ein großes Wissen über den Tanach (so wie die Pharisäer) und erlebten, wie sie materiell gesegnet wurden. In der Folge dachten sie: "Die materiell bedürftigen Brüder wurden von Gott weniger gesegnet, weil ihre Frömmigkeit zu wünschen übriglässt!"

Das führte dann natürlich auch zu einer Geringschätzung der Armen. Möglicherweise waren sie als gesetzestreue Juden in vergangenen Zeiten darauf bedacht, alle Gebote der Thora einzuhalten, um dadurch gerechtfertigt zu werden und zum göttlichen Leben zu gelangen. Wenn sie dann ehrlich waren, konnten sie feststellen, dass sie das nie wirklich schaffen werden; nicht zuletzt auch deshalb, weil ihr Herz an vielen irdischen Gütern hing. Die Botschaft, dass man allein durch den Glauben gerettet und zum wahren Leben gelangen kann, war da natürlich äußerst willkommen. Endlich konnten sie ihre religiösen Anstrengungen beiseitelegen und mussten sich um ihr Seelenheil keine Sorgen mehr machen. Gleichzeitig konnten sie sich wieder ihren lukrativen Geschäften widmen.

Es ist natürlich richtig, dass wir allein durch Gnade und Glauben gerettet sind! Und Paulus sagt auch, dass kein Mensch durch Gesetzeswerke gerechtfertigt wird! Aber das Problem der Empfänger dieses Briefes bestand darin, dass sie den Begriff "Glauben" nicht biblisch füllten! Eine Möglichkeit, wie sie über den Glauben dachten, könnte wie folgt lauten:

"Ich glaube, dass Jesus für meine Sünden gestorben ist und darum habe ich ewiges Leben; aber mein Leben kann ich Gott nicht anvertrauen und ich muss mich selbst um die Geschäfte meines Lebens kümmern, weil es ja auch "bettelarme Gläubige" gibt, die sich zu wenig um ihr Wohl gekümmert haben!" Ganz nach dem Motto: "Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!"

Ein solches Denken beinhaltet aber nicht den biblischen Glauben! Der Glaube, wie ihn uns die Bibel aufzeigt, beinhaltet eine vertrauensvolle Liebesbeziehung zum himmlischen Vater, in der wir Ihm unser Herz schenken! Der wahrhaft Gläubige hat dem Herrn Jesus sein Leben anvertraut und dient Ihm als treuer Sklave! Jesus bestimmt als HERR über das Leben eines jeden Gläubigen! Wer mit dieser Herzenshaltung Jesus dient, der hat einen "echten Glauben" und dieser Glaube rettet sehr wohl!

Jakobus beschreibt u. a. "Gläubige", die noch selbst über ihr Leben bestimmen und bei denen die weltliche Gesinnung nach wie vor die Oberhand hat. Leider fehlt ihnen noch der "echte Glaube" und ihr eigener "Pseudoglaube" wird sie nicht retten! Auch wenn Jakobus an die zwölf Stämme in der Diaspora schrieb, so weist er auf ein Problem hin, das bei den "Heiden-Christen" genauso gut zu finden ist! Insbesondere bei den materiell reichen Gläubigen im christlichen Abendland! Wenn die "Wohlstandschristen" aus den Heidenvölkern meinen, der Jakobusbrief gelte ihnen nicht, weil sie keine messianischen Juden seien, dann sind sie einer gefährlichen Täuschung erlegen! Paulus schreibt in seinem letzten Brief auch ganz klar:

  • "Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit!" (2Tim 3:16)

Verse 2-4 und 13-15

ELB Jak 1:2 Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet,
ELB Jak 1:3 indem ihr erkennt, daß die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt.
ELB Jak 1:4 Das Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt.
...
ELB Jak 1:13 Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand.
ELB Jak 1:14 Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird.
ELB Jak 1:15 Danach, wenn die Begierde empfangen hat, bringt sie Sünde hervor; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.

Bedeutung und Wesen der Versuchungen

Der ganze Brief enthält einige sehr harte Mahnworte an selbstsüchtige Gläubige, die sich in einer falschen Sicherheit wiegen. Interessanterweise beginnt der Brief aber mit dem Thema der Versuchung. So lesen wir ab Vers 2:

  • 2 Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet,
    3 indem ihr erkennt, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt.
    4 Das Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt.

Da Jakobus das Thema "Versuchung" in den Versen 13-15 noch einmal aufgreift, möchte ich diese auch noch lesen:

  • 13 Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand.
    14 Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird.
    15 Danach, wenn die Begierde empfangen hat, bringt sie Sünde hervor; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.

Offensichtlich wurden die Empfängergemeinden mit verschiedenartigen Versuchungen und Erprobungen konfrontiert, die nicht wenige Gläubige verunsichert haben. Der HERR begann, die Gemeinden zu läutern, indem Er diese Versuchungen zuliess. Gleichzeitig beauftragt Er den Jakobus diesen verunsicherten (messianischen) Christen einen Brief zu schreiben, damit sie wissen, dass diese Erprobungen durch Ihn genehmigt wurden, damit das wahre 'Gold des Glaubens' geläutert werden kann.
Wer in solchen Versuchungen das Vertrauen weiterhin auf seine eigenen Vorkehrungen setzt, wird zwangsläufig "Schiffbruch" erleiden. In diesem Fall führt die Erprobung zu einem Fall. Wer sich aber durch den Jakobusbrief ermahnen lässt, sein ganzes Vertrauen auf den HERRN zu setzen, indem er sich z. B. um Bedürftige, Witwen und Waisen kümmert, wird als bewährt aus dieser Versuchung hervorgehen. Die Versorgung der Bedürftigen in einer allgemeinen Krise birgt immer die Gefahr sein Vermögen zu verlieren und genau dazu braucht es ein großes Gottvertrauen.
Wer die Geschichte von Georg Müller gelesen hat, der weiß, dass dieser Mann alles Geld immer wieder für seine Waisen aufbrauchte und ständig vor dem "Nichts" stand! Ohne Vertrauen auf Gott (echter Glaube) hätte er diesen Zustand nicht lange ausgehalten! Seine Erprobung bestand darin, dass er oft keine Hilfe sah, aber immer mit der Hilfe Gottes rechnete! Dadurch wurde offenbar, wie groß und echt sein Glaube, bzw. sein Vertrauen war! Sein Glaube hatte sich absolut bewährt!

Das Thema "Versuchung", bzw. "Erprobung" ist relativ komplex, weil wir mit Aussagen konfrontiert werden, die nur sehr schwer unter "einen Hut" zu bringen sind. Das griech. Wort lautet "peirasmos" (+3986) und bedeutet Prüfung, Erprobung und Versuchung.
In der Schule wird bei einer Prüfung festgestellt, ob der "Prüfling" bestanden hat oder ob er durchgefallen ist. Derjenige, der bestanden hat, entspricht den geprüften Anforderungen und hat sich diesbezüglich bewährt. Alle diejenigen, die durchgefallen sind, wissen, dass ihnen noch etwas fehlt und sie noch weiter üben müssen!
Bei meinen Enkelkindern habe ich schon mitbekommen, wie sie vor einer Prüfung dachten, sie hätten den Stoff absolut "im Griff" und nach der Prüfung stellte sich dann heraus, dass ihre Arbeit ungenügend war. Manchmal war es aber auch umgekehrt!
Theoretisch wüsste jeder Christ, dass man dem Herrn Jesus in jeder Situation absolut vertrauen kann. Im Hauskreis oder in theologischen Diskussionsrunden würden dies die meisten Christen bestätigen und vielleicht denken viele Theoretiker, dass sie dazu auch imstande sind. Aber wenn dann eine schwere Prüfung kommt, dann realisiert man plötzlich, wie schnell sich auch der Zweifel und Kleinglaube breit macht. Das Vertrauen auf Gott will im praktischen Alltag immer wieder geübt sein!

Jesus betete uns vor:

  • "... und führe uns nicht in Versuchung (+3986), sondern errette uns von dem Bösen!" (Mt 6:13)

Dieses Gebet steht in einem scheinbaren Widerspruch zu der Aussage von Jakobus. Wir haben ja gelesen:

  • "Erachtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen (+3986) fallt, ..." (Jak 1:2)

Sehr interessant ist ja auch die Aussage von Jakobus in Vers 13:

  • "Niemand sage, wenn er [zum Bösen] versucht (+3985) wird: „Ich werde von Gott versucht“ (+3985); denn Gott kann nicht zum Bösen versucht (+551 = a-peirastos von +3987) werden und er selbst versucht (+3985) niemanden."

Bevor ich versuche, dies zu erklären, möchte ich auf die verschiedenen Arten von Versuchungen aufmerksam machen und habe dabei die Aufstellung von Dr. Roger Liebi als Grundlage genommen:

  1. Versuchung durch Satan zum Bösen (von unten), zum Unglauben, zum Misstrauen gegenüber Gott. Beispiel: Eva in 1Mo 3.
  2. Versuchung durch die eigene Begierde (von innen – Jak 1:14). Beispiele: Habsucht, Gier, Geldliebe, Ehrsucht, sexuelle Erfüllung ausserhalb der göttlichen Ordnung usw.
  3. Versuchungen, durch die Welt (von aussen). Beispiele: Die Frau von Potifar will Josef verführen (1Mo 39:12). Motivation durch Menschen, Medien und Mainstream zur Sünde jeglicher Art. Beispiele: Zum Betrug, Spott, Verachtung usw.
  4. Prüfung und Erprobung "durch Gott". Beispiel: Abraham soll seinen Sohn für Gott opfern (1Mo 22)

Zuerst möchte ich einmal festhalten, dass Gott keine Prüfungen und Versuchungen benötigt, um herauszufinden, ob sich jemand bewährt oder nicht. Das wusste Er schon, bevor Er die Welt erschuf. Im Gegensatz zu einem Lehrer in der Schule braucht Gott für sich selbst keine Prüfungen, um festzustellen, ob ein Schüler für ganz bestimmte Anforderungen auch tauglich ist.

Aufgrund der Aussage von Vers 13, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass nur die Engel und Menschen Prüfungen und Versuchungen brauchen, um zu erkennen, was wirklich Sache ist. Dabei kann man das Echte vom Unechten unterscheiden.
Jede Versuchung wird von Gott genehmigt, weil Er damit ganz entscheidende Prozesse einleiten kann. Er will Seinen Geschöpfen auch offenbaren, was in ihnen und anderen Menschen steckt! Wie das Gott macht, möchte ich an einigen Beispielen verdeutlichen:

  1. Vor ca. 6'000 Jahren hat Gott genehmigt, dass Eva von der Schlange versucht wurde, um damit zu zeigen, dass eine lebendige Seele (1Kor 15:45) ohne Unterordnung unter den Geist (ohne Glauben und ohne den Heiligen Geist) niemals in der Lage ist, den satanischen Versuchungen zu widerstehen. Durch diese Versuchung wurde auch offenbar, was im Herzen des Menschen schlummerte; nämlich "die Gier nach mehr". Eva wollte mehr Erkenntnis und die Aussicht, so zu sein wie Gott, war absolut verlockend!
  2. Vor ca. 4'000 Jahren hat Gott den Abraham geprüft. Nicht weil Er wissen wollte, ob Abraham bereit war, für Ihn sein Liebstes zu opfern (das wusste Er schon), sondern um sein Vertrauen noch mehr zu "stählen" und um der gesamten Engelwelt zu zeigen, wie sehr sich ein Leben aus dem Vertrauen zu Ihm bewährt. Nach der Erprobung sagte der Engel des HERRN: "Denn nun habe ich erkannt, dass du Gott fürchtest, ..." (1Mo 22:12).
    In ähnlicher Weise durften "Satan und die Söhne Gottes" erkennen, dass Hiob, trotz größter Katastrophen in seinem Leben, weiter darauf vertraute, dass sein Erlöser lebt (Hi 19:25). Letztlich war es auch eine Demonstration der Kraft des Heiligen Geistes, der in diesen Männern durch den Glauben wirkte.
  3. Vor ca. 2'000 Jahren widerstand der Sohn Gottes sämtlichen Versuchungen Satans, zum Bösen. Obwohl Jesus alles verlor – nämlich Reichtum, Macht, Ehre, Wohlbefinden, Anerkennung, Herrlichkeit, Leben und sogar Seine Gottverbundenheit – liebte Er bis zum letzten Atemzug und vertraute Seinem Vater. Der Vater ließ die größten Versuchungen zum und vom Bösen an Seinem Sohn zu, weil Er sowohl allen Geisteswesen als auch allen Menschen zeigen wollte, dass der aus Gott geborene Sohn, durch den Heiligen Geist alles überwinden kann!
  4. Zur selben Zeit ließ Gott es zu, dass der Satan auch den Petrus zur Untreue versuchen konnte. Leider war er erfolgreich, so dass Petrus seinen HERRN dreimal verleugnete. Aber weil Jesus für Petrus betete (Lk 22:32), erlitt Petrus keinen Schiffbruch am Glauben. Gott ließ hier dieses "Schütteln oder Sichten des Weizens", bzw. diese Versuchung zu, damit dem Petrus klar wurde, wie sehr er sich selbst überschätzte, als er lauthals verkündete, sogar für Jesus sterben zu können (Joh 13:37).
  5. Heute leben wir in der Endzeit und über diese Zeit sagte der HERR in Offb 3:10 Folgendes:
    "Weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen."

Gut möglich, dass die Corona-Pandemie der Startschuss für diese Versuchung darstellt. Sie ist aber nicht die letzte Versuchung, die über den Erdkreis kommen wird! Auf jeden Fall kann die hier genannte Versuchung nur durch das "Bewahren des Wortes 'vom Ausharren auf Jesus' " überstanden werden. Nur diejenigen, die in dieser 'verrückten Zeit' weiterhin auf Jesus und Sein Wort vertrauen, überstehen diese weltweite Versuchung. Jegliches Vertrauen auf die eigene Vorsorge wird zerschmettert werden.
Glauben wir immer noch daran, dass unsere Seelen gerettet werden, auch wenn – wie in Apg 27:41 beschrieben – "das ganze Schiff auseinandergebrochen ist"? Ohne die Gnade Gottes und ohne die Kraft des Heiligen Geistes würde ich dann am Glauben Schiffbruch erleiden, doch wenn es soweit kommen würde, möchte ich mit Seiner Gnade und der Kraft des Heiligen Geistes rechnen! Bevor der Heilige Geist an Pfingsten ausgegossen wurde, wollte Jesus den Menschen klar machen, dass sie ohne den innewohnenden Geist Gottes keine Versuchung zum Bösen überstehen werden können! Nicht zuletzt auch darum betete Er vor:

  • "... und führe uns nicht in Versuchung (+3986), sondern errette uns von dem Bösen!" (Mt 6:13)

Nachdem wir nun den Heiligen Geist haben, sollten wir nach wie vor nicht um eine Versuchung bitten, denn das würde zeigen, dass wir uns, wie Petrus, überschätzen. Aber wenn Gott eine Erprobung zulässt, dann dürfen wir erkennen, dass der Vater unseren Glauben jetzt "stählen", verstärken und vertiefen möchte! Er traut uns diese Prüfung zu, damit unser Ausharren vor Engel und Menschen sichtbar wird und unser Glaube sich bewährt! Deshalb schreibt Jakobus, dass wir die Erprobung als Grund zur Freude betrachten dürfen. Wenn ein Lehrer mich zum Abitur (Schweiz: Matura) schickt und sagt, "ich traue dir eine 1 zu" (Schweiz: 6), dann ist er davon überzeugt, dass ich die Prüfung mit Bravour bestehen werde und ich kann mich schon auf die Prüfung freuen, weil mir danach vmtl. jedes Studium offen steht! Falls wir in der Versuchung doch durchfallen, gibt uns Gott noch mindestens eine weitere Chance! Als Petrus den Märtyrertod starb, gab ihm der Geist Gottes die Kraft dazu! Eine Kraft, die er selbst nicht hatte, wie uns seine Verleumdungsgeschichte zeigt. Jede Erprobung Gottes führt uns einen Schritt weiter dahin, in das Bild Jesu verwandelt zu werden.

Vertrauensvolles Bitten um Weisheit

Verse 5-8

ELB Jak 1:5 Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden.
ELB Jak 1:6 Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird.
ELB Jak 1:7 Denn jener Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde,
ELB Jak 1:8 [ist er doch] ein wankelmütiger Mann, unbeständig in allen seinen Wegen.

Für die Erprobungen braucht es Weisheit

Offensichtlich wurden die Empfänger des Jakobusbriefes mit Versuchungen bzw. Erprobungen konfrontiert, so dass sich Jakobus gleich zu Beginn gedrängt fühlte, den Lesern seines Briefes Mut zuzusprechen, indem er ihnen die geistlichen Vorteile dieser Erprobungen aufzeigte. Gerade weil diese Prüfungen positive Auswirkungen haben, sollen sich die Brüder in dieser schweren Situation freuen. In den von Gott verordneten Prüfungen zeigt sich, was an "unserem" Glauben echt ist und ob sich unsere "Art des Glaubens" bewährt. Dabei lernen wir auch den "unechten Glauben" – wie er ab Jak 2:2ff beschrieben wird – abzulegen und können erkennen, welche "Art von Glauben" sich bewährt. Letztlich ist es nur der Glaube Jesu Christi (Jak 2:1), der in uns Raum gewinnen soll. Ein echter Glaube wird gerade durch die Erprobung, für uns selbst, und andere, sichtbar.

Sobald eine notvolle Erprobung geschieht, sind wir Christen zuerst einmal betrübt, weil es unser Leben (z. T. massiv) erschwert! Normalerweise betrachten wir jede beschwerliche Situation, zunächst aus menschlicher Sicht und gerade das macht uns zu schaffen. Doch Jakobus zeigt uns die geistliche Schau. Er macht deutlich, wie eine derartig unangenehme Situation aus der Sicht Gottes aussieht. Auch Petrus schreibt in 1Petr 4:12-13 etwas Ähnliches:

  • "Geliebte, lasst euch durch das Feuer ⟨der Verfolgung⟩ unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes; 13 sondern freut euch, insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, damit ihr euch auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd freut!"

Im 1. Kapitel des 2. Thessalonicherbriefes macht Paulus ebenfalls auf die positiven Auswirkungen der Bedrängnisse aufmerksam, indem er schreibt:

  • 3 Wir sind es Gott schuldig, allezeit für euch zu danken, Brüder, wie es recht und billig ist; denn euer Glaube wächst über die Maßen und die Liebe zueinander nimmt bei jedem Einzelnen von euch allen zu,
    4 sodass wir selbst uns in den Gemeinden Gottes euer rühmen wegen eures geduldigen Ausharrens und [festen] Glaubens in all euren Verfolgungen und Bedrängnissen, die ihr erduldet.
    5 [Das ist] ein Anzeichen des gerechten Gerichtes Gottes; sollt ihr doch der Königsherrschaft Gottes würdig erachtet werden, für die ihr auch leidet,
    6 so gewiss es bei Gott gerecht ist, euren Bedrängern als Vergeltung Bedrängnis darzureichen, ..."

Die Bedrängnis bewirkt bei einem echten Glauben Geduld und Ausharren (w. Darunter-bleiben). Das Ausharren bewirkt ein "Stählen" und Wachstum des Glaubens. Daraus entstehen ein vollkommenes Werk sowie eine vollkommene Ausreifung. Mit dem vollkommenen Werk (Jak 1:4) dürften weniger vollbrachte Werke gemeint sein als vielmehr die Gläubigen selbst, die zu einem vollkommenen und heiligen Werk Gottes heranreifen dürfen. Durch das Feuer – wie Petrus die Verfolgung beschreibt – wird das "Gold des Glaubens" geläutert und von den "Schlacken" der Ichsucht befreit! In der Folge kommt es zu einer Bewährung des Glaubens. Dies hat wiederum eine Erwartung (o. Hoffnung) zur Folge, die nicht enttäuscht, bzw. zuschanden wird (Röm 5:5). Als krönenden Abschuss bekommen die Bewährten Anteil an der Königsherrschaft Gottes (2Thes 1:5).

Wenn nun die Bedrängten dieses wunderbare Ziel vor Augen haben dürfen, dann können sie sich in der Erprobung freuen, obwohl wir normalerweise keine Versuchungen mögen. Nachdem Jakobus die positiven Auswirkungen der Versuchungen aufzeigen durfte, fährt er wie folgt fort:

  • 5 Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden.
    6 Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird.
    7 Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde,
    8 [ist er doch] ein wankelmütiger Mann, unbeständig in allen seinen Wegen."

Damit wir ausharren können, brauchen wir den Glauben Jesu Christi (Jak 2:1).

Der scheinbare Themenwechsel von Vers 4 zu Vers 5, hängt vermutlich damit zusammen, dass es die göttliche Weisheit benötigt, um richtig ausharren zu können. Möglicherweise braucht es auch Weisheit, damit der Glaube Jesu Christi in unseren Herzen Raum gewinnen kann. Auf jeden Fall ist die Weisheit für unsere Ausreifung sehr wichtig und wenn sie uns fehlt, dürfen wir um sie bitten. Das Wort Gottes verheißt uns an dieser Stelle, dass wir sie auch bekommen werden.

Oft fragen wir uns, ob die Bitten, die wir vor unserem HERRN aussprechen, auch Seinem Willen entsprechen. Die ehrliche Bitte um göttliche Weisheit, entspricht auf jeden Fall dem Willen Gottes! Weil wir, im Bezug auf das Erhalten der göttlichen Weisheit, eine absolute Zusage haben, müssen wir auch nicht den kleinsten Zweifel daran haben, dass wir sie erhalten werden! Gott wünscht sich aber, dass wir Ihn darum bitten! Warum? Weil uns dadurch folgende Dinge bewusst werden:

  1. Wir besitzen diese Weisheit nicht aus uns selbst.
  2. Wir können uns diese Weisheit auch nicht durch Intelligenz und intellektuelle Anstrengungen erarbeiten.
  3. Wir können uns diese Weisheit nur von Gott selbst schenken lassen.
  4. Diese Weisheit widerspricht in vielen Teilen der menschlichen Vernunft. Zu dieser Weisheit gehört u. a. auch die "Torheit" der Predigt, die die Gläubigen erretten kann. Das wird aus 1Kor 1:21 ersichtlich.

Aus dem Kontext wird auch deutlich, dass wir die göttliche Weisheit brauchen, damit wir geduldig ausharren und vollkommen ausreifen können. Die Weisheit verhindert, dass wir geistlicherweise an Bedürftigkeit leiden (V.4).

Was beinhaltet die göttliche Weisheit?

Selbstverständlich könnte man zu dieser Frage mehrere Vorträge halten, da uns die Bibel dazu sehr viele Aussagen macht (Mehr dazu: Siehe hier!). Aber an dieser Stelle möchte ich nur ganz kurz einige wesentliche Aspekte dazu weitergeben:

"Göttliche Weisheit schenkt uns die Fähigkeit, geistliche Zusammenhänge zu erkennen. Sie macht auch deutlich, welche langfristigen Auswirkungen Entscheidungen nach sich ziehen und welche Entschlüsse Bestand haben!"

Die meisten Bibelleser kennen ja die Aussage:

  • "Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang!" (Ps 111:10a)

Wer den HERRN fürchtet und auf Ihn in allen Entscheidungen achtet, schaut auf Denjenigen, der alles bestimmt. Wer Ihn fürchtet, lernt in allen Dingen auf Ihn zu vertrauen und trifft dadurch Entscheidungen, die Bestand haben! Wer den HERRN nicht fürchtet, ignoriert den allmächtigen Gott und ist mit einem Menschen zu vergleichen, der meint, er brauche die Gesetze der Gravitation bei seiner Planung nicht zu berücksichtigen!

Gott macht uns keine Vorwürfe, wenn es uns an Weisheit mangelt. Er wünscht sich jedoch, dass wir Ihn darum bitten und somit auch zum Ausdruck bringen, dass wir ohne Ihn keine wirkliche Weisheit haben können. Wenn wir Gott mit ehrlichem Herzen um Weisheit bitten, dann müssen wir absolut nicht daran zweifeln, dass Er sie uns gibt! Ganz einfach deshalb, weil Er sie uns versprochen hat und Er als einziger absolut treu ist. Es gibt andere Dinge, um die wir bitten, wo der Zweifel eine gewisse Berechtigung hat. Wenn ich den HERRN darum bitte, mich aus einer bestimmten Not zu befreien, dann könnte es sein, dass der Herr mich nicht aus dieser herausholen will, sondern wie damals zu Paulus sagen möchte:

  • "Meine Gnade genügt dir, denn ⟨meine⟩ Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung." (2Kor 12:9)

In diesem Fall musste Paulus nicht daran zweifeln, dass Gott ihm diesen unerwünschten Zustand, auch zum Guten zusammenwirken lässt. Zweifel ist immer dann fehl am Platz, wenn Gott uns etwas ganz eindeutig versprochen hat. Vor seinem dreifachen Gebet versprach Gott dem Paulus nicht, dass er ihn zeitnah vom Satansengel befreien würde. Paulus zweifelte wohl kaum daran, dass Gott es gut mit ihm meinte, aber solange er von Gott keine Zusage hatte, konnte er auch nicht mit absoluter Gewissheit sagen, dass seine Not schnell verschwinden würde.

Wenn Gott uns Weisheit verspricht, nachdem wir Ihn darum gebeten haben, dann wäre es Ihm gegenüber, ein böses Misstrauen, wenn wir daran zweifeln, diese Weisheit zu bekommen. Die Weisheit Gottes wirkt sich in unserem Leben allerdings nicht so aus, dass wir anschliessend völlig problemlos unseren Lebensweg gehen könnten oder dass wir ab sofort immer die Entscheidungen treffen werden, die uns ein erfolg- und genussreiches Leben ermöglichen! Sollten wir mit einer solchen Erwartung Gott um Weisheit bitten, dann würde unsere Erwartung zwangsläufig enttäuscht. Möglicherweise würde die betroffene Person dann zu dem Schluss kommen, dass sie "die versprochene Weisheit" gar nicht bekam!

Der Mann, der an den Zusagen Gottes zweifelt, wird von Jakobus mit einer Meereswoge verglichen, die vom Wind bewegt, ständig hin und her geworfen wird (V.6). Ein Zweifel an Gottes Zusage, ist letztlich immer mit Unglauben gleichzusetzen. Wenn ich Gott misstraue, dann zweifle ich auch daran, dass Er es wirklich gut mit mir meint! Im Extremfall unterschiebt man Ihm sogar böse Motive! Aus menschlicher Sicht hätte Paulus Gott auch böse Motive unterschieben können, als Er ihm den Satansengel, der ihn mit Fäusten schlug, nicht wegnahm. Ein Zweifel an der Liebe Gottes lässt uns unbeständig werden! Wer an der Liebe Gottes zweifelt, nur weil Gott seine Nöte nicht wegnimmt, lebt in einer ständigen Ungewissheit. Er ist unbeständig auf allen seinen Wegen, weil er kein Lebensfundament hat. Ganz nach dem Motto: "Alles ist relativ!" Diese Aussage bezieht er dann auch auf die Liebe Gottes. Nichts ist so beständig, wie die Liebe Gottes! Wir Gläubigen dürfen mit absoluter Gewissheit wissen, dass wir immer mit der Liebe Gottes verbunden sind! Ganz egal was passiert. Darum schreibt Paulus:

  • "Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." (Röm 8:38-39)

Wer das – wie Paulus – in jeder Situation glaubt, der ist beständig und steht auf einem unerschütterlichen Felsen; ganz im Gegensatz zur Meereswoge. Der Zweifler ist eine traurige Existenz, weil er von Gott nichts empfängt (V.7). Er ist mit dem Volk Israel in der Wüste zu vergleichen, das immer wieder daran zweifelte, dass Gott es wirklich gut mit ihnen meinte! Viele haben Gott sogar böse Motive unterschoben, als sie sagten:

  • "Wozu bringt uns der HERR in dieses Land? Damit wir durchs Schwert fallen und unsere Frauen und unsere kleinen Kinder zur Beute werden? Wäre es nicht besser für uns, nach Ägypten zurückzukehren?" (4Mo 14:3)

Diejenigen, die Gott böse Motive unterschieben, empfangen den verheißenen Segen nicht. Das Volk sagte zu Mose, und damit letztlich auch zu Gott, dass er sie nur deshalb in die Wüste führte, um in der Wüste vor Hunger sterben zu müssen (2Mo 16:3). Dieses ungläubige und widerspenstige Volk ist zwar nicht verhungert, aber es musste in der Wüste sterben, weil sie – im Gegensatz zu Josua und Kaleb – nicht daran glaubten, dass Gott ihnen im Kampf gegen die Riesen helfen würde, um ihnen das verheißene Land zu schenken!

Der Herr Jesus Christus möge uns Gnade und Weisheit schenken, dass wir nie an Seinen Zusagen und an Seiner Liebe zweifeln werden!

Das Verwelken und der Lohn der Bewährung

Verse 9-12

ELB Jak 1:9 Der niedrige Bruder aber rühme sich seiner Hoheit,
ELB Jak 1:10 der reiche aber seiner Niedrigkeit; denn wie des Grases Blume wird er vergehen.
ELB Jak 1:11 Denn die Sonne ist aufgegangen mit ihrer Glut und hat das Gras verdorren lassen, und seine Blume ist abgefallen, und die Zierde seines Ansehens ist verdorben; so wird auch der Reiche in seinen Wegen dahinschwinden.
ELB Jak 1:12 Glückselig der Mann, der die Versuchung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er den Siegeskranz des Lebens empfangen, den der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben.

Hoheit und Niedrigkeit

Nachdem ein Gläubiger göttliche Weisheit empfangen durfte, bekommt er auch einen neuen Blick auf die Dinge. Durch die göttliche Weisheit darf man auch immer mehr die wahre Realität sehen. In den nachfolgenden Versen zeigt Jakobus die Auswirkungen der göttlichen Weisheit auf:

  • 9 Es rühme sich aber der Bruder niedrigen [Standes] seiner Höhe,
    10 der reiche dagegen seiner Niedrigkeit; denn wie des Grases Blume wird er vergehen.
    11 Denn die Sonne ging auf mit [ihrer] Glut und versengte das Gras und seine Blume fiel ab und die Schönheit seines Aussehens war dahin; so wird auch der Reiche mit seinen Unternehmungen dahinschwinden. –
    12 Glückselig der Mann, der die Versuchung geduldig erträgt; hat er sich nämlich in der Prüfung bewährt, so wird er den Siegeskranz des Lebens empfangen, den [Gott] denen verheißen hat, die ihn lieben.

Diese vier Verse kann man mit ganz unterschiedlichen "Brillen" anschauen. Je nachdem, welche Brille man aufsetzt, freut man sich außerordentlich oder man ist ziemlich deprimiert. Diese Verse haben einen tief seelsorgerlichen Aspekt. Es lohnt sich auf jeden Fall, intensiv über diese Verse betend nachzudenken. Wer sie wirklich verstehen durfte, wird glückselig sein; ganz egal ob arm oder reich. Wenn alle Gläubigen diese Aussagen verstanden hätten, gäbe es unter ihnen keine Minderwertigkeitsgefühle mehr und sie würden aufhören, sich neidisch zu vergleichen!
Wenn alle Menschen diese vier Verse wirklich verstanden hätten, würden sie ihre Nächsten nicht mehr verachten, sondern im Gegenteil; sie würden sich gegenseitig maximal wertschätzen. Reiche Menschen wären nicht mehr stolz auf ihre Errungenschaften und sie würden aufhören, ihr Vertrauen auf den vergänglichen Reichtum zu setzen. Auch den "Schönen und Erfolgreichen" wäre bewusst, dass diese Dinge genauso vergehen, wie die Blumen des Feldes. "Reiche und schöne Menschen" würden beginnen, ihren Wert und den Wert ihrer Mitmenschen über etwas ganz anderes zu definieren.

Der arme, niedrige, unscheinbare und benachteiligte Bruder bekommt hier eine ganz neue Perspektive. Aus göttlicher Sicht hat er eine ganz andere Stellung, als dies von außen wahrgenommen wird. Egal wie arm und bedürftig er ist; durch den Heiligen Geist, der in seinem Herzen Wohnung gemacht hat, darf er die höchstmögliche Identität haben! Er darf Kind, bzw. Sohn Gottes sein, weil er durch den Glauben an Jesus Christus zum Leib Christi gehören darf. Kein Geschöpf im ganzen Universum kann eine höhere Identität bekommen als diese! Selbst die ranghöchsten Engelfürsten – die uns in Bezug auf Kraft und Intelligenz weit überlegen sind – haben nicht so eine hohe Identität. Den armen und benachteiligten Menschen fällt es wesentlich leichter, diese frohe Botschaft anzunehmen, weil sie kaum eine irdische Identität haben, auf die sie nicht verzichten könnten. In vielen Fällen freuen sie sich einfach über die geschenkte neue göttliche Identität!
Das ist mitunter auch ein Grund, warum Jesus die "Armen im Geist" glückselig preist. Das Wort Gottes verheißt den Niedrigen an so vielen Stellen eine große Erstattung. Gerade auch zwei Frauen, die in der Gesellschaft eine niedrige Stellung innehatten, machen auf diesen Umstand aufmerksam. Sowohl Hanna als auch Maria durften dies erkennen und in ihren Lobgesängen zum Ausdruck bringen:

  • "Er hebt den Geringen aus dem Staub empor, aus dem Schmutz erhöht er den Armen, um ihn sitzen zu lassen bei Edlen; und den Thron der Ehre lässt er sie erben." (1Sam 2:8)
  • "Er hat Mächtige von Thronen hinabgestoßen und Niedrige erhöht." (Lk 1:52)

Paulus verheißt den Christen, die mitleiden, bzw. um Jesu Willen leiden, Folgendes:

  • Röm 8:16-17 - Der Geist selbst bezeugt ⟨zusammen⟩ mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. 17 Wenn aber Kinder, so auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir wirklich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.

Im Gegensatz dazu, hat es ein Reicher viel schwerer, nicht mehr auf seine "erarbeitete Stellung" und sein "erworbenes Vermögen" zu vertrauen. Diese Dinge haben seiner Seele über lange Zeit ein gutes Selbstwertgefühl vermittelt. Sein Vermögen bot ihm auch das trügerische Gefühl von Sicherheit!

Mit zwei seelsorgerlichen Sätzen führt Jakobus die Reichen zum richtigen Bewusstsein! Ich sage es jetzt einmal mit meinen Worten:

"Rühme dich deiner Niedrigkeit, weil deine irdische Schönheit, deine menschliche Kraft, dein weltliches Vermögen und alle deine irdischen Geschäfte wie eine Blume verwelken und dahinschwinden werden!"

Jakobus vermittelt das gleiche Bewusstsein wie das Predigerbuch:

"Aller weltliche Reichtum, alle kosmische Weisheit und jeglicher irdische Genuss ist nur ein eitler Dunst!"

Alle reichen Geschwister, die das vor Augen haben und aus diesem Bewusstsein leben, werden ...

  • ... die Geringen nicht mehr verachten
  • ... nicht mehr stolz auf das Erreichte sein, weil sie wissen, dass alles nur ein Geschenk Gottes ist
  • ... wissen, dass ihr weltliches Vermögen, wie bei Hiob, von einem Tag auf den anderen verloren gehen kann
  • ... ihr Vertrauen nicht mehr auf ihr Vermögen setzen und sie werden mit einer großen Freigiebigkeit und Fröhlichkeit ihr Vermögen für die "Sache des HERRN" einsetzen, indem sie mit den Hungrigen ihr Brot teilen und den Bedürftigen zu Hilfe kommen!

Erst wenn die Wohlhabenden in dieses Bewusstsein gekommen sind, sehen sie ihre eigene Niedrigkeit und können sich auch – in tiefster Demut – über ihre hohe Stellung in Christus freuen! Für mich sind diese Verse Seelsorge pur!

Versuchungen

In Vers 12 macht Jakobus wieder einen Sprung zum Thema Versuchung! Die Versuchungen, bzw. Erprobungen, mit denen die Briefempfänger konfrontiert wurden, hatte Gott genehmigt, damit den Gläubigen bewusst wurde, inwiefern ihr Herz noch am irdischen Reichtum hing und wie groß ihr Gottvertrauen war. Durch die Prüfungen geriet das angenehm eingerichtete Leben plötzlich ins Wanken.
Die Corona-Pandemie hat unsere Existenz auch erschüttert. Wir hatten uns an viele Annehmlichkeiten und Freiheiten gewöhnt, durch deren Wegfall innerhalb weniger Wochen plötzlich Existenzängste auftauchen und mit einem Mal wird es fraglich, ob die alten Freiheiten wieder zurückkehren werden.
Glauben wir nach wie vor, dass Gott einen guten Plan für unser Leben hat; auch wenn vieles ins Wanken geraten ist? Möchten wir gerade jetzt umso mehr dem HERRN dienen und uns Ihm ganz hingeben, damit wir für unsere bedrängten Mitmenschen ein Segen sein können? Möchten wir weiter am Vertrauen auf Gott festhalten, auch wenn Gott uns Dinge wegnimmt, an die wir uns gewöhnt haben?
Wenn Gott uns dazu Seine Gnade schenkt und wir die Versuchung geduldig ertragen, dann dürfen wir den unvergänglichen Siegeskranz des Lebens empfangen (1Kor 9:25)! Dieser unvergängliche Siegeskranz löst eine unvorstellbare Glückseligkeit aus, für die es sich absolut lohnt, die von Gott verordneten Versuchungen geduldig zu ertragen.

Versuchungen

Verse 13-15

ELB Jak 1:13 Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand.
ELB Jak 1:14 Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird.
ELB Jak 1:15 Danach, wenn die Begierde empfangen hat, bringt sie Sünde hervor; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.

Kommentar: 👉 Siehe Verse 2-4

Gaben und Erstlingsfrüchte

Verse 16-18

ELB Jak 1:16 Irret euch nicht, meine geliebten Brüder!
ELB Jak 1:17 Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist noch eines Wechsels Schatten.
ELB Jak 1:18 Nach seinem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir gewissermaßen eine Erstlingsfrucht [seiner] Geschöpfe seien.

Gott versucht niemand zum Bösen

In Vers 13 machte Jakobus darauf aufmerksam, dass Gott niemand [zum Bösen] versucht. Auch kann kein Geschöpf Gott dazu bringen, etwas Böses zu tun! Das muss man sich "auf der Zunge zergehen lassen"! Ganz egal wie böse ein Geschöpf ist; es führt nie dazu, dass Gott etwas Böses tut! Selbst jedes noch so schmerzhafte Gericht – wie z. B. der Feuersee – ist gut, weil Gott immer ein gutes Ziel verfolgt! Eine ziellose Bestrafung wäre nicht mehr gut, weil sie kein "gutes Ziel" mehr im Auge hat. Gott macht nie etwas Zweck- oder Sinnloses! Darüber sollten alle Christen einmal intensiv nachdenken, weil es sich auch entscheidend auf das persönliche Gottesbild auswirkt!
Von Gott kommt nie etwas Böses und somit auch nie etwas Sinnloses! Alles, was nicht die Liebe als Motiv und Ziel hat, ist letztlich Sünde und somit böse! Darum schreibt Jakobus weiter:

  • 16 Irrt euch nicht, meine geliebten Brüder! 17 Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem es keine Veränderung gibt, keine Verfinsterung durch einen Wandel [seines Wesens]. 18 Nach [seinem freien] Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit hervorgebracht, damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.

Offensichtlich gab es in diesen "Diaspora-Gemeinden" Leute, die behaupteten, sie seien von Gott versucht worden und deshalb "in Sünde" gefallen. Es ist Satan der will, dass wir in Sünde fallen! Gott möchte, dass sich unser Glaube bewährt; gerade auch dann, wenn eine Bedrängnis jeden natürlichen Menschen zu einem egoistischen Handeln animiert! "Ich habe jetzt so viele Probleme; ich kann mich jetzt nicht auch noch um die Bedürftigen kümmern", mag der eine oder andere gesagt haben.
Vielleicht dachten diese Leute auch: "Weil Gott eine notvolle Versuchung in mein Leben hineingestellt hat, löste Er in mir auch ein egoistisches Handeln aus!" Daraus folgte möglicherweise die völlig falsche Schlussfolgerung: "Gott hat mich zum Bösen versucht!" Das könnte der Grund gewesen sein, warum Jakobus jetzt schreibt: "Irrt euch nicht, meine geliebten Brüder!"
Von Gott kommen jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk! Niemals versucht er zum Bösen! Es ist nicht Gott, der die Begierde in uns hineingelegt hat. Die "Gier nach mehr" entsteht vielmehr durch unseren Egoismus.

Alle guten Gaben kommen von Gott

Den Vers 17 kann man aber auch von einer anderen Seite beleuchten. Möglicherweise dachten die erfolgreichen und wohlhabenden Brüder, dass ihr Reichtum durch ihre eigenen Bemühungen und Aktivitäten zustande gekommen sei. Sie sahen sich selbst als Ursache ihres irdischen Wohlstandes! Diese Einstellung führt zu der Schlussfolgerung, dass man sich ja selbst um seine Versorgung kümmern muss! Die Folge davon ist, dass man früher oder später immer mehr von den eigenen Sorgen geplagt wird. Ein solches Denksystem führt uns weg vom Vertrauen auf Gott und fördert damit auch den Unglauben!
Wer hingegen erkennt, dass alle guten Gaben, die wir geniessen dürfen, Geschenke unseres himmlischen Vaters sind, wird immer mehr von der Dankbarkeit geprägt werden! Die Dankbarkeit gegenüber Gott lässt auch das Vertrauen, bzw. den Glauben wachsen. Gleichzeitig darf man dadurch die unerschöpfliche Gnade Gottes sehen!
Das Wesen Gottes – das voller Liebe und Erbarmen ist – verwandelt sich nie! "In Gott ist gar keine Finsternis" schreibt der Apostel Johannes in 1Jo 1:5! Das gilt immer! Auch wenn der himmlische Vater Schweres in unser Leben hineinverordnet! Es gilt auch dann, wenn die Welt im Chaos versinkt. Gott führt nie zum Bösen, sondern immer zum Guten! Zum Bösen kommen die Menschen nur dann, wenn sie Gott misstrauen und ihre eigenen Wege gehen wollen!

Erstlingsfrüchte

Der "Vater der Lichter" hat uns nach Seinem freien (Liebes-)Willen durch das Wort der Wahrheit geboren (o. hervorgebracht; so steht es in Vers 18). Diese göttliche Tatsache ist einfach (un-)glaublich! Der Schöpfer des Universums hat uns kleine unvollkommene und fehlerhafte "Erdenwürmer" als Erstlingsfrucht Seiner Geschöpfe hervorgebracht! Wer kann diese große Güte fassen? Was hat Ihn dazu bewogen? Es war einfach nur Liebe; so wie ein Kind normalerweise einfach durch die Liebe zweier Menschen entstanden ist!

Im AT waren die Erstlinge dem HERRN geweiht. Sie waren für Ihn bestimmt. Der HERR wollte die Erstlinge geniessen! Sie waren zu Seiner Freude bestimmt! So dürfen wir auch uns sehen! In Bezug auf die Völker hat Israel diese Stellung! So lesen wir in Jer 2:3a:

  • "Israel war heilig dem HERRN, der Erstling seiner Ernte."

Wenn die Gläubigen als die "Erstlingsfrucht Seiner Geschöpfe" bezeichnet werden, dann heisst das aber auch, dass noch andere "Früchte" hinzukommen werden! Paulus brachte das in Röm 11:15-16 zum Ausdruck, als er schrieb:

  • 15 Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anderes sein als Leben aus den Toten?
    16 Wenn aber das Erstlingsbrot heilig ist, so auch der Teig; und wenn die Wurzel heilig ist, so auch die Zweige.

Wie in Röm 8:19-21 und in Röm 11:32 kommt auch hier eine ganz wunderbare Hoffnung für den Rest der Schöpfung zum Ausdruck!

Hören, Ablegen und Annehmen

Verse 19-21

ELB Jak 1:19 Ihr wißt [doch], meine geliebten Brüder: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn!
ELB Jak 1:20 Denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.
ELB Jak 1:21 Deshalb legt ab alle Unsauberkeit und das Übermaß der Schlechtigkeit, und nehmt das eingepflanzte Wort mit Sanftmut auf, das eure Seelen zu erretten vermag!

Schnell zum Hören, langsam zum Reden

In diesen drei Versen motiviert Jakobus zu einem ganz neuen Verhalten. Die Empfänger dieser Zeilen sollten ihre Prioritäten neu setzen. Wer den gesamten Jakobusbrief an einem Stück einmal durchgelesen hat, empfindet dieses Schreiben manchmal ziemlich "hart". An einigen Passagen dieses Briefes bekommt man fast ein wenig den Eindruck, dass Jakobus die Empfänger als "Söhne des Bösen" sah. Dabei denke ich auch an die ersten Verse von Kap 4. und 5.
Aber das war nicht so! Trotz all' seiner "harten Worte" schrieb Jakobus an "seine geliebten Brüder" (Jak 1:16 - Jak 1:19 - Jak 2:5). Die Liebe will uns zum Lieben führen und dabei gebraucht sie manchmal Worte, die uns treffen und schmerzen.

Die Ermahnung, die in Vers 19 ausgesprochen wird, ist fundamental wichtig. Wer sie sich zu Herzen nimmt, muss nicht selten völlig umdenken und ein ganz neues Verhalten einüben.
Normalerweise reden wir viel zu viel (in etlichen Ehen wird jedoch viel zu wenig gesprochen) und gleichzeitig haben wir noch kaum gelernt, richtig zuzuhören. Hier benötigen die meisten Christen (ich miteingeschlossen) einen Prioritätenwechsel! Bevor ich erkläre, warum das so wichtig ist und wie wir uns das angewöhnen können, will ich die Ursachen unserer "Redefreudigkeit" sowie mangelhaften Hörbereitschaft kurz erläutern.

Nebenbei bemerkt: Es gibt auch "die Stillen im Lande", die aus Gewohnheit kaum etwas sagen, obwohl sie vielleicht durchaus etwas zu sagen hätten. Verbal zurückhaltende Menschen, die aus der Stille mit Gott etwas erkannt haben, müssen sich wahrscheinlich eher darin üben, mutig das weiterzugeben, was Gott ihnen deutlich gemacht hat.

Wenn ich jetzt über das Reden spreche, dann meine ich nicht nur die akustischen Verlautbarungen, sondern auch Äusserungen in Briefen, E-Mails, in Online-Kommentaren und sozialen Medien, wie Facebook, Twitter und Co. Viele Menschen reden viel, ...

  • ... weil es ihnen hilft, die Dinge, die sie so sehr beschäftigen, besser zu verarbeiten. Das ist durchaus verständlich und grundsätzlich auch nicht schlecht. Leider erhoffen wir uns vom Zuhörer bewusst oder unbewusst Hilfe. Viele Zuhörer können uns aber nicht die Hilfe geben, die wir wirklich brauchen. Wer im Gebet viel mit Gott redet, hat den besten Zuhörer und Helfer gefunden. Doch auch hier gilt: Ihm zuzuhören muss höhere Priorität haben als Ihn "vollzuquatschen". Auf Ihn hören können wir meist nur dann, wenn wir Sein Wort betend lesen.
  • ... weil sie denken, dass ihre Erfahrungen und "Erkenntnisse" sehr wichtig seien und ihr Gegenüber dies aber noch zu wenig verstanden hat. Als Großvater weiß ich, dass meine z. B. fünfjährigen Enkel ihre Erfahrungen weit überschätzen. Genauso weiß der ewigseiende Gott, dass ich meine Erfahrungen manchmal weit überschätze. Völlig lachhaft ist es, wenn Menschen meinen, dass sie mit ihrer sechzig- oder achtzig-jährigen Erfahrungen bereits besser wüssten, was gut ist und gut wäre, als der ewigseiende Gott!
  • ... weil sie auf sich aufmerksam machen wollen. Das vermittelt ihnen das Gefühl etwas "mehr wert" zu sein. Sie möchten auch ernst genommen und wertgeschätzt werden. Die Gewissheit, wirklich wertvoll zu sein, kann uns nur Jesus schenken, weil Er uns durch den Glauben an Ihn, die Identität eines Gotteskindes schenkt! Das ist höchste Wertschätzung und die kann uns kein Mensch geben.

Wer das aufmerksame Zuhören an die erste Stelle setzt, und dem Ewigen sowie denen zuhört, die sich von Ihm belehren lassen, hat eine sehr weise Entscheidung gefällt.
Der achtsame Zuhörer denkt auch darüber nach, was der Redende wirklich meint und was für Motive und Sehnsüchte dahinterstecken! Der gute Zuhörer lernt auch "zwischen den Zeilen" zu lesen.

* Das griech. Wort für "hören" lautet "akouo". Dieses Wort ist sprachlich mit den Worten "akantha" (+173; Dorn) und "ous" (+3775; Ohr) verwandt. Darum benutze ich den Ausdruck "spitzes Ohr".
Wer auf die Stimme Jesu hört, hat ein spitzes Ohr*, das auf das Reden Jesu fokussiert ist. Die natürliche Folge ist dann auch der Gehorsam gegenüber Gott.

Nur derjenige, der gelernt hat zu hören, wie ein Jünger Jesu hört, wird auch an Weisheit zunehmen. Das macht uns auch schon das Buch der Sprüche deutlich.

  • Spr 1:5 - Der Weise wird hören und an Kenntnis zunehmen, und der Verständige wird sich weisen Rat erwerben;
  • Spr 2:2 - so dass du dein Ohr aufmerksam auf Weisheit hören lässt, dein Herz neigst zum Verständnis;

Leider stelle ich auch bei mir immer wieder einmal fest, dass ich in den Gesprächen schlecht zuhöre, weil mich ein zuvor geäusserter Gedanke noch länger beschäftigt oder weil ich meine zu wissen, was mein Gegenüber sagen will und schon darüber nachdenke, was ich als Nächstes sagen möchte. Bei diesem "schlechten Zuhören" entgehen mir dann wichtige Dinge, so dass ich zu wenig gut erkenne, was hinter dem Gesagten steckt! Das Erkennen des Hintergründigen ist aber oft sehr wichtig, weil man dann dem Gegenüber eine bessere Hilfe sein kann.

Zorn bewirkt keine Gerechtigkeit

Durch das "Zu-viele-Reden" entstehen auch viele Verletzungen. Das führt dann nicht selten zu immer heftigeren Reaktionen, die Zorn erzeugen. Meist möchten wir im Zorn ein Unrecht brandmarken und wenn möglich beseitigen. Dabei sind wir bewusst oder unbewusst der irrigen Meinung, eine Gerechtigkeit herzustellen, die auch von Gott erwünscht ist. Doch Jakobus macht hier ganz klar deutlich, dass dies so nicht geht oder kennen wir irgendeinen König, Regent oder Diktator, der durch seinen Zorn eine Gerechtigkeit hergestellt hätte?
Als David auf den "reichen Mann" zornig war – in der Geschichte, die Nathan dem David nach seinem Ehebruch mit Bathseba erzählte –, bemerkte er nicht einmal, dass er selbst der Mann war (2Sam 12:5).
In Bezug auf den Zorn rät uns David in Ps 37:2-5:

  • "Erzürne dich nicht über die Übeltäter, beneide nicht die, die Unrecht tun! Denn wie das Gras werden sie schnell vergehen und wie das grüne Gras verwelken. Vertraue auf den HERRN und tu Gutes, wohne im Land und weide dich an Treue und ergötze dich an dem HERRN: So wird er dir geben die Bitten deines Herzens. Befiehl dem HERRN deinen Weg und vertraue auf ihn, und er wird handeln!

In Vers 21 schliesst Jakobus dies Abschnitt ab, indem er zum Ablegen der Unsauberkeit und Schlechtigkeit ermahnt. Gerade das "viele Reden", das "Über-andere-Reden", das "Sich-Empören" und "Zornig-werden" führt zu einem unsauberen Wesen und zu einer wachsenden Bosheit! Das gilt es abzulegen wie ein beschmutztes Kleid!

Das Aufnehmen des Wortes

Das wirksame Gegenmittel dazu ist das Aufnehmen des Wortes Gottes. Der natürliche Mensch sträubt sich gegen die Aufnahme des Wortes Gottes, weil das Wort Gottes ihm immer wieder seine Fehlerhaftigkeit vor Augen führt und er sich dadurch wertlos oder minderwertig fühlt. Dies wiederum geschieht aber nur deswegen, weil er seinen Wert über seine Leistung definiert. Wir müssen es immer wieder neu buchstabieren: Unsere Fehlerhaftigkeit macht uns vor Gott nicht unwert! Wir sind in Seinen Augen so wertvoll, dass Er für uns den höchsten Preis bezahlte!
Weil wir beim Aufnehmen des Wortes Gottes oft einen inneren Widerstand empfinden, rät uns Jakobus, dass wir es mit Sanftmut aufnehmen sollen. Damit ist eine demütige, sanfte, zurückhaltende und bescheidene Haltung gemeint. Der Sanftmütige lässt sich etwas sagen; auch von Menschen, die noch nicht so gereift sind. Im Lexikon zur Bibel lesen wir in Bezug auf die Sanftmut Folgendes:

"Darunter ist aber keineswegs eine weichlich-nachgiebige Grundhaltung zu verstehen. Menschen sollen schon auf ihr Fehlverhalten hingewiesen werden, aber eben mit einer barmherzigen und nicht von Zorn geprägten Grundeinstellung."

Wer das Wort Gottes mit Sanftmut und Willigkeit aufnimmt, darf die Erfahrung machen, wie dieses Wort seine Seele errettet!

Täter des Wortes

Verse 22-27

ELB Jak 1:22 Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen!
ELB Jak 1:23 Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Gesicht in einem Spiegel betrachtet.
ELB Jak 1:24 Denn er hat sich selbst betrachtet und ist weggegangen, und er hat sogleich vergessen, wie er beschaffen war.
ELB Jak 1:25 Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und dabei geblieben ist, indem er nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, der wird in seinem Tun glückselig sein.
ELB Jak 1:26 Wenn jemand meint, er diene Gott, und zügelt nicht seine Zunge, sondern betrügt sein Herz, dessen Gottesdienst ist vergeblich.
ELB Jak 1:27 Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten.

Wie sollte ich das Wort Gottes tun können?

Nachdem Jakobus auf die Wichtigkeit des Hörens und das Aufnehmen des Wortes Gottes aufmerksam machte, fährt er jetzt mit den Auswirkungen fort. Mit der Aufforderung, "werdet Täter des Wortes", tun wir uns aus theologischer oder praktischer Sicht vielleicht schwer. Manch einer denkt vielleicht:

"Wie sollte ich das Wort Gottes tun können? Ich kann ja nicht einmal die 10 Gebote einwandfrei halten und wenn ich versuche die Bergpredigt Jesu umzusetzen, dann stelle ich immer wieder ein klägliches 'Scheitern' fest! Hatten nicht auch die Israeliten am Horeb 'hoch und heilig' versprochen, alles zu tun, was der HERR zu ihnen geredet hat (2Mo 19:8)? Haben sie nicht auch zu Josua gesagt; '... wir wollen dem HERRN dienen, denn er ist unser Gott' (Jos 24:18)?, währenddem Josua nüchtern feststellen musste; 'ihr könnt dem HERRN nicht dienen.'? Ich kann mich viel besser mit Paulus identifizieren, der sagte: 'Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.' (Röm 7:17)! Ist es nicht so; sobald ich versuche 'ein Täter des Wortes' zu sein, falle ich doch wieder in die Gesetzlichkeit und versuche aus eigener Kraft gerecht zu werden, oder?"

Aber Hand aufs Herz! Könnte man nicht auch das Gleiche bei den Stellen sagen, wo Paulus uns dazu auffordert, "reich an guten Werken" zu sein (1Tim 6:18)? Könnte ich nicht auch hier sagen:

  • "Sobald ich versuche 'gute Werke zu tun', falle ich doch wieder in die Gesetzlichkeit und versuche aus eigener Kraft gerecht zu werden?"

Vermutlich wird Jakobus auch an dieser Stelle oft falsch verstanden, so wie auch Paulus in Röm 2:13 falsch verstanden werden kann, wo er schreibt:

  • "... es sind nämlich nicht die Hörer des Gesetzes gerecht vor Gott, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden."

Damit wir Jakobus an dieser Stelle richtig verstehen können, müssen wir weiterlesen:

  • 23 Denn wer [nur] Hörer des Wortes ist und nicht Täter, der gleicht einem Mann, der sein Aussehen, wie es geworden ist, im Spiegel anschaut;
    24 er hat sich selbst betrachtet und ist weggegangen und hat sofort [wieder] vergessen, wie er beschaffen war.
    25 Wer dagegen in das vollkommene Gesetz der Freiheit genau hineingeschaut hat und dabei geblieben ist, [wer also] nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein wirklicher Täter geworden ist, der wird in seinem Tun glückselig sein.

Jakobus macht hier einen Vergleich, bei dem zuerst einmal die Frage auftaucht: "Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Was hat der 'Hörer und Nicht-Täter des Wortes' mit dem Mann zu tun, der in einen Spiegel schaut?"

Der Spiegel

Der Spiegel, den wir wahrscheinlich alle täglich brauchen, hat ja die ganz einfache Funktion, dass wir uns aktuell so anschauen können, wie andere uns sehen! Hätte ich mein Gesicht in den letzten 30 Jahren weder im Spiegel noch auf einem Foto angeschaut, würde ich vmtl. denken, dass mein Gesicht immer noch so jung und frisch ausschaut, wie damals, als ich noch keine Falten und Altersflecken hatte! Aber der Spiegel zeigt mir jeden Tag aufs Neue, dass mein Gesicht langsam aber sicher, immer älter wird. Der Spiegel zeigt mir völlig unbarmherzig, wie andere mich sehen.
Von welchem Spiegel redet hier Jakobus? Ganz einfach: Vom Spiegel des Wortes Gottes! Das Wort Gottes zeigt uns ganz deutlich, wie Gott uns sieht! Es beschönigt unseren Zustand in keiner Weise. Es zeigt uns, wie böse unser Herz von Natur aus ist und es führt uns auch die Hässlichkeit unseres Egoismus vor Augen!
Diese unangenehme Selbsterkenntnis verdrängen wir Menschen so gut es geht, weil wir der irrigen Meinung sind, dass uns eine solche Selbsterkenntnis wertlos machen würde! Diese Meinung vertreten wir aber nur dann, wenn wir uns noch im weltlichen Denksystem aufhalten! Solange die Menschen sich innerhalb des weltlichen Denksystems überdurchschnittlich gut empfinden, macht ihnen ihr Selbstbild kaum zu schaffen! Wenn sie sich aber mit den Maßstäben Gottes betrachten und sich mit Jesus vergleichen, dann verlieren sie ihr Selbstwertgefühl! Allerdings nur solange, bis sie erkennen dürfen, wie wertvoll sie in den Augen Gottes wirklich sind; und zwar ganz unabhängig von ihrer Leistung!
Der Spiegel des Wortes Gottes zeigt uns nicht nur, wie hässlich und sündhaft wir sind; sondern er offenbart uns durch den Geist auch, wie Gott uns sonst noch sieht! Gott sieht in uns Seine Geschöpfe, die so wertvoll sind, dass Er für uns den höchsten Preis bezahlte! Das Wort Gottes zeigt uns auch, dass wir von Gott unendlich geliebt sind! Durch das Opfer Seines Sohnes und den Glauben an Sein Werk hat Er uns vollkommen schön gemacht.

Wer meine Worte hört und sie tut

Jesus sagte einmal folgende Worte:

  • "Jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute; ... und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird mit einem törichten Mann zu vergleichen sein, der sein Haus auf den Sand baute; ..." (Mt 7:24-26)

An welches Seiner Worte dachte hier Jesus? Letztlich meinte Jesus alle Worte, die er zu uns sagte. Dabei stellt sich natürlich die Frage, wie man alle Worte Jesu so zusammenfassen könnte, damit wir sie vereinfacht in diese Aussage von Mt 7 hineinlegen könnten? Eine zulässige Zusammenfassung finden wir z. B. in Joh 5:24:

  • Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben hinübergegangen.

Das Hören des Wortes des HERRN muss "Glauben" zur Folge haben, damit das Hören auch retten kann. Wie wir wissen, beinhaltet der "Glaube" eine "vertrauensvolle Liebesbeziehung" zu Gott! Durch diese vertrauensvolle Liebesbeziehung kommt es dann auch zu einem "gegenseitigen Erkennen". Warum sage ich das?
Bevor Jesus sagte, "jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut", redete Er von solchen, die in "Seinem Namen prophezeit, Dämonen ausgetrieben und viele Wunderwerke getan" haben (Mt 7:22)! Zu diesen Leuten wird Jesus sagen: "Ich habe euch niemals gekannt!" Warum beurteilt Jesus diese Leute so hart, die sehr wahrscheinlich auch für ihre eigene Ehre gelebt haben? Für mich gibt es eine plausible Erklärung:

"Sie haben nicht aus einer vertrauensvollen Liebesbeziehung zum HERRN gelebt, sondern für ihre eigene Ehre und dabei haben sie auch entdeckt, dass man mit dem Namen Jesu 'ziemlich erfolgreich' arbeiten kann"!

Ein "Täter des Wortes" ist auf jedenfall einer, der zuerst einmal aus einer liebevollen Vertrauensbeziehung zum HERRN lebt! Das kann man ja nur dann, wenn man Seine Liebe erfahren durfte und wer mit der Liebe Jesu erfüllt ist, der will gar nichts anderes mehr, als auch zu lieben, bzw. die Liebe Jesu weiterzugeben. Wer seinen Nächsten liebt, der tut ihm wohl! Wer seine Mitmenschen liebt, will für sie ein Segen sein und er denkt darüber nach, wie er sie mit guten Werken gewinnen kann. Derjenige, der mit der Liebe Jesu erfüllt ist, tut nicht deshalb gute Werke, ...

... weil er sich den Himmel verdienen will (der ist ihm in Jesus schon längst zugesagt), sondern weil er für andere ein Segen sein will.
... weil er seine eigene Gerechtigkeit aufstellen möchte (die hat er in Christus schon längst geschenkt bekommen), sondern weil er zur Ehre Gottes leben möchte!

Wer in den "Spiegel des Wortes Gottes" schaut, weiß, dass er aus sich selbst untauglich und verloren ist; aber er weiß auch, dass er unendlich geliebt, wertgeschätzt, durch den Glauben erlöst ist und gerecht gemacht wurde. Darum lebt er aus dieser Stellung heraus und will von ganzem Herzen lieben. Das ist – meiner Meinung nach – der Sinn dieses Textes und deshalb fährt Jakobus wie folgt weiter:

  • "Wer dagegen in das vollkommene Gesetz der Freiheit genau hineingeschaut hat und dabei geblieben ist, [wer also] nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein wirklicher Täter geworden ist, der wird in seinem Tun glückselig sein." (Jak 1:25)

Der Blick in den "Spiegel des Wortes Gottes" ermöglicht uns auch das Erkennen "des vollkommenen Gesetzes der Freiheit". Damit kann nie und nimmer der Gesetzesbund vom Sinai gemeint sein, der sich mit "seinen Kindern in der Sklaverei" befindet (Gal 4:24-25). Der Gesetzesbund vom Sinai ist kein vollkommenes Gesetz der Freiheit. Bei diesem vollkommenen Gesetz der Freiheit, dürfte es sich vielmehr um das "Gesetz des Geistes des Lebens" aus Röm 8:2 handeln.
Jakobus beschreibt den Täter des Wortes als glückselig. Warum? Weil er aus dem Herzensmotiv der Liebe lebt und ein Leben aus der Liebe führt in die wahrhaftige und göttliche Glückseligkeit!

Das Reden

Interessant ist, dass Jakobus nach der Beschreibung der "Täter des Wortes", in Vers 26 wieder auf das Reden, bzw. "die Zunge" zu sprechen kommt.
Je mehr ein Mensch das Wort Gottes verinnerlicht hat, desto zurückhaltender wird er in seiner eigenen Rede. Gleichzeitig ist er bemüht, nur das zu sagen, das mit dem Wort Gottes in Übereinstimmung ist.
Wer nur ein Hörer und kein Täter des Wortes Gottes ist, moralisiert mehrheitlich und sagt den anderen, was sie zu tun haben und was sie wieder falsch gemacht haben. Er ist mit dem Zuschauer eines Fußballspiels zu vergleichen, der ständig ruft, was er selber besser gemacht hätte, als die "unfähigen Spieler" auf dem Feld.
Paulus erwähnt in 1Tim 1:7 auch solche Leute, als er schrieb:

  • "Sie wollen Gesetzeslehrer sein, dabei verstehen sie [selber] nicht, was sie sagen und worauf sie fest bestehen."

Die "Täter des Wortes" machen auch immer mehr die persönliche Erfahrung, dass sie "ohne Jesus" gar nichts tun können, was in irgendeiner Weise Ewigkeitswert hätte (Joh 15:5). Ihr "Tun" führt auch immer wieder dazu, dass sie "hinfallen"; dann aber wieder aufstehen und weitergehen. Bei jeder praktischen Umsetzung eines Liebesdienstes machen sie neue Erfahrungen. Dadurch kommen sie auch in einen äusserst wertvollen und geistlichen Lernprozess! Gesetzliche Theoretiker machen keine "Glaubenserfahrungen", aber sie wissen immer "wie es geht" und wie man es besser machen könnte! So sagen sie vielleicht; "ein Christ sollte Witwen und Waisen besuchen", aber sie machen es nicht! Sie sagen; "ein Christ darf nicht die Ehe brechen", aber sie schauen sich Pornos an. Sie sagen, welche theologische Fehler die Predigt wieder aufwies, aber sie haben nicht einmal den Mut einen Hauskreis zu leiten oder die Kinder zu betreuen.
Die Hörer und "Nicht-Täter" des Wortes sagen, man sollte den Notleidenden beistehen, aber sie selbst besuchen niemand im Krankenhaus oder Pflegeheim und wenn sie es tun, dann nicht aus der Liebe heraus, sondern nur um ihr "Soll" abzuarbeiten! Damit haben sie es auch nicht wirklich "getan", weil es nicht von Herzen und aus Liebe geschah!

Bereits im ersten Kapitel dieses Briefes zeigt uns Jakobus ganz wichtige Zusammenhänge auf, die man auf den ersten Blick vielleicht zu wenig realisiert, die aber sehr wichtig sind!


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