Durch die IHN gehört haben

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Abschrift des Buches: Heilsgeschichtliche Entfaltung im Neuen Testament
Verfasser: E. W. Bullinger (1874)

Herausgeber:
Manfred Mössinger, 76307 Karlsbad, Eigenverlag (1993)
In englischer Sprache:
The Foundation of Dispensational Truth

Weitere Bücher unter: Abschriften

Kapitel davor:
I. Gott hat geredet

3. Durch den Sohn

4. Durch die IHN gehört haben

Hebr 2:3

Das heißt durch die, die den Sohn gehört haben, durch den Gott (in den vier Evangelien) geredet hat, im Anschluß an die Phase des alten Bundes, in der er durch die Propheten geredet hatte.

Die Propheten hatten zu den Vätern geredet und der Sohn zu uns, den Aposteln; und nun, nachdem sie es gehört haben, bekräftigten sie, was er gesagt hatte und bestätigten es uns, d.h. dem Paulus selbst und jenen Hebräern, an die er diesen Brief richtete.

Dieses Reden (in Hebr 2:3.4) besteht aus zwei unterschiedlichen Teilen:

I. Die Bestätigung von denen, die den Sohn gehört hatten.
II. Das Zeugnis, dass Gott wiederum zu ihrer Bestätigung "Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten und die Austeilung des Heiligen Geistes" gab.

Das sind die beiden Teile des großen Themas (Hebr 2:3.4), das uns jetzt beschäftigen soll.

Zuerst müssen wir uns bewusst machen, wann und wie diese Bekräftigung geschah, also den Inhalt und die Art der Mitteilung; außerdem wer geredet hat, und wer angesprochen war. Die Rede selbst war nicht allgemein oder universal, sondern speziell und individuell. Sie geschah zu den "Hebräern" und zu ihren "Vätern". Da ist Irrtum ausgeschlossen. Auch kann es keinen Zweifel geben über die Redenden oder darüber, wovon sie gesprochen haben. Es liegt alles offen vor Augen. Wenn wir nicht durcheinander mischen oder zusammenwürfeln, was Gott auseinandergehalten hat, dann wird auch dem Verstand alles klar. Wir wissen, wer diejenigen sind, die es gehört haben. Es können nur die zwölf Apostel sein. Kein anderer Mensch auf der ganzen Erde könnte so für Gott sprechen; niemand sonst wäre dazu berechtigt.

Die es gehört haben. Das allein war die Befähigung. Das war für die Elf zum Kriterium für die Auswahl eines Zwölften anstelle des Judas Ischariot. "So muß nun einer von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein- und ausgegangen ist - von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, an dem er von uns genommen wurde -, mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden" (Apg 1:21.22).

Sie machten zwei Lose - eins für Joseph, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und eins für Matthias. "Und sie beteten und sprachen: Herr, der du aller Herzen kennst, zeige an, welchen du erwählt hast von diesen beiden." Sollten wir da nicht sicher sein, dass es hier gilt: "Der Mensch wirft das Los; aber es fällt, wie der HErr will" (Spr 16:33)? Und der Herr wählte Matthias.

Die zwölf Apostel übernahmen eine besondere Aufgabe, und Matthias war ausgewählt, damit auch er "diesen Dienst und das Apostelamt empfange" (Apg 1:25). Diese Form der Verdoppelung wird benutzt, um mit dem zweiten Hauptwort das erste besonders stark zu betonen. Es bedeutet also: "Diesen Dienst - ja, diesen APOSTOLISCHEN Dienst."

Paulus hatte an diesem Dienst zunächst nicht teil, weil er nicht die ganze Zeit bei den Zwölf gewesen war und den Herrn nicht selber gehört hatte. Deshalb war er nicht in der Lage, zu "bekräftigen", was der Herr gesagt hatte. Er musste notwendigerweise einen besonderen Ruf erhalten und eine eigene Aufgabe zugewiesen bekommen. Wir wissen alle, wie und wann er beides empfing.

Einige Ausleger meinen, die Elf hätten in Apg 1 nicht recht getan und halten Paulus für den zwölften Apostel. Aber das geht weit über das hinaus, was im Wort für uns geschrieben steht. Deshalb können wir es nicht akzeptieren. Es wird uns nichts darüber gesagt, dass dieses Vorgehen richtig oder falsch gewesen wäre, und wo die Schrift schweigt, da steht es uns nicht anders zu.

Aber die Schrift schweigt nicht über das ernste Gebet und berichtet auch die direkte Antwort. Außerdem bestätigt sie es noch dadurch, dass sie später von ihnen als "den Zwölfen" spricht. Andererseits unterscheidet sich Paulus immer ausdrücklich von den Zwölfen. Er betont immer wieder, dass er "nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen" berufen wurde. Das kann sich zwar auf die Wahl des Matthias beziehen, aber es muss sie weder verurteilen noch gutheißen. Er hebt nur hervor, dass er gesondert und von Gott als "Diener unter den Heiden" berufen wurde. Dadurch unterscheidet er den speziellen apostolischen Dienst der Zwölf und ihre besondere Eignung zur Bestätigung der Worte des Herrn, die sie gehört hatten.

Der Dienst unseres Herrn in den vier Evangelien wurde dadurch nach seiner Auferstehung durch die Zwölf weitergetragen. Es gab keine Unterbrechung und keine neue Aussage über die Tatsache hinaus, dass Christus auferstanden war vom Tode, und dass sie den Auftrag hatten, zu wiederholen und zu bekräftigen, was Er gesagt hatte.

Um zu verstehen, worin ihr apostolischer Dienst (der in der Apostelgeschichte festgehalten ist) bestand, brauchen wir nur den Dienst des Herrn zu betrachten. Wir hatten schon gesehen, dass er mit der Festnahme Johannes des Täufers begann (Mt 4:12), und zwar mit dem Ruf an das Volk "tut Buße!" Mit der Ausrufung des Königreiches und der Gegenwart des Königs. "Denn genaht hat sich das Königreich der Himmel" (Mt 4:17).

Wir wissen, dass dieser Ruf nicht beachtet wurde, und die vier Evangelien berichten, dass das Königreich abgelehnt und der König gekreuzigt wurde.

Der Herr kam nicht, um eine Kirche zu gründen, sondern "Christus ist ein Diener der Juden geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind" ([Röm 15:8]). Ebenso bestätigten die Zwölf sein Wort. Er wurde nicht getauft, um ein "Sakrament der Kirche zu stiften", sondern "damit er Israel offenbart werde" (Joh 1:31). Daraus folgt, dass die Zwölf in der Apostelgeschichte nicht den Auftrag hatten, eine Kirche zu bilden oder zu gründen, sondern den Ruf Jesu Christi zur Buße zu wiederholen, seine Verkündigung über seine Person zu bekräftigen, und das Angebot des Königs und des Königreiches unter der einen Bedingung der nationalen Buße.

a) Die Apostelgeschichte

Ein sorgfältiges Studium der Apostelgeschichte wird zeigen, dass besonders die Regierenden des Volkes angesprochen wurden. Der Ruf zur Buße erging an die ganze Nation, aber widersprochen wurde den Zwölf vor allem von den Machthabern (siehe Apg 4:1.3.5-21; Apg 5:24-41; Apg 6:12; Apg 8:1; Apg 9:2.23).

"Tut Buße" war der eigentliche Inhalt der Worte des Petrus am Tage des Pfingstereignisses. Er sprach es zu den "Juden" (Apg 2:14), den "Männern von Israel“ (Apg 2:22; Apg 3:12) und zu dem "ganzen Haus Israel“ (Apg 2:36). "Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind" (d. h.: den Verstreuten Israels).

Petrus leitete seine Predigt mit den Worten ein: "... das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist“ (Apg 2:16). Dann zitiert er weiter, was Joel über "die letzten Tage" gesagt hatte. Von Gottes Geist sollte ausgegossen werden, und die Kraft des Geistes sollte offenbar werden, und es hatte begonnen. Hätte das Volk Buße getan, dann wäre alles erfolgt, wie Gott durch Joel geredet hatte. "Wunder oben am Himmel und Zeichen unten auf der Erde" wären geschehen, die das hervorgebracht hätten, was man die Wiederherstellung aller Dinge nennt, wovon die Propheten seit alters geredet hatten.

Solange man von dem Gedanke besessen ist, Joel und Petrus bezögen sich auf die Bildung der Gemeinde, ist es unmöglich, ihre Worte zu verstehen. Wenn man aber einmal eingesehen hat, dass sie vom Königreich reden, dann ist alles klar. Dann können wir der Verkündigung folgen, die Petrus in Apg 2 tut, und ihrer Ausweitung und Vertiefung in Apg 3. Der Tag des Herrn war in der Tat nahe gekommen, und im Namen des Herrn wurde er verkündet. Das Gericht sollte "am Hause Gottes beginnen" (1Petr 4:17), "der Richter steht vor der Tür" (Jak 5:9). Petrus beendet seine Pfingstpredigt mit den gewichtigen Worten: "Laßt euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht“ (Apg 2:40). Es war ein Warnruf zur sofortigen Flucht vor einem nahe bevorstehenden Gerichtsurteil, das über diese eine Generation kommen würde (wie in Lk 21:32 angekündigt).

Darin ist keine Rede von der Gründung einer Gemeinde. Es gab keinen Beginn einer Gemeinde an diesem Tage, "als der Pfingsttag gekommen war". Die Sprache ist unbrauchbar für Offenbarung, wenn solche Sprache so interpretiert werden kann. Nichts kann klarer sein, als dass Petrus und die Zwölf "Diener der Beschneidung" waren, wie Christus auch. Sie haben sich selber auf die Bekräftigung dessen beschränkt, was sie den Herrn von Anfang an reden gehört hatten.

Noch war es nicht so weit, dass der Heilige Geist lehrte und in alle Wahrheit leitete, wie in Joh 16, verheißen, sondern er gab ihnen zunächst durch seine Werke, aber noch nicht durch seine Worte Zeugnis. Jetzt, gerade im nächsten Kapitel, wurde ein großartiges Wunder gewirkt (Apg 3:1-11), und Petrus nahm es sofort zum Anlaß für einen weiteren Aufruf an die "Männer von Israel", in dem er ihnen vor Augen stellte, dass der Gott ihrer Väter, obwohl sie den eingeborenen Sohn des Vater abgewiesen und gekreuzigt hatten, dennoch seinen Sohn verherrlicht hat, indem er ihn vom Tode auferweckte, und ihn jetzt beauftragte, erneut die Nation zur Buße zu rufen, zusätzlich mit der großartigen, wunderbaren und epochemachenden Verheißung, dass durch ihre Buße ihre Sünden getilgt würden, die Zeit der Erquickung durch die Gegenwart des Herrn käme, und dass er Jesus Christus senden werde, der ihnen zuvor gepredigt war, und dass alles das, was Gott seit alters durch seine heiligen Propheten verheißen hatte, dann erfüllt würde. Er endet mit den denkwürdigen Worten, die wir hier vollständig anführen müssen:

Apg 3:19: So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden,
Apg 3:20: damit die Zeit der Erquickung komme von dem Angesicht des Herrn und er den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus.
Apg 3:21: Ihn muß der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.
Apg 3:22: Mose hat gesagt: "Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern; den sollt ihr hören in allem, was er zu euch sagen wird.
Apg 3:23: Und es wird geschehen, wer diesen Propheten nicht hören wird, der soll vertilgt werden aus dem Volk."
Apg 3:24: Und alle Propheten von Samuel an, wie viele auch danach geredet haben, die haben auch diese Tage verkündigt.
Apg 3:25: Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott geschlossen hat mit euren Vätern, als er zu Abraham sprach: "Durch dein Geschlecht sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden."
Apg 3:26: Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht Jesus erweckt und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, dass ein jeder sich bekehre von seiner Bosheit (Bosheit = gr. poneros (Plural) bezeichnet mehr das Üble, das Elend und Mißgeschick, als die begangenen Sünden, von denen in Apg 3:19: die Rede ist).

Wir fragen noch einmal: Wo ist in dem allen die Gründung einer Kirche (wie die röm.-kath. Theologie lehrt)? Oder wo ist der "Beginn der Gemeinde mit Pfingsten", wie es einige andere lehren? Solche Lehren haben Tausenden die Sinne verblendet, und es manchen beinahe unmöglich gemacht, zu klarem Verständnis dessen zu gelangen, was Gott zu unserer Unterweisung geschrieben hat. Das ist zu "einer Lehre der Ältesten" geworden, die das Neue Testament wirkungslos gemacht hat, so gewiss wie das durch die Lehre der Pharisäer mit dem Alten Testament geschehen ist (Mt 15:3.9).

Dieser nochmalige Ruf zur Buße und diese Wiederholung der Verheißung, der Messias werde als direkte Folge davon gesendet, zieht sich durch das ganze Wirken der Apostel, durch Petrus und die Zwölf, im Land und anderswo. Und durch Paulus und andere in den Synagogen in der Verstreuung, bis es in Rom zu einem Höhepunkt kam, wo "die Angesehensten der Juden" an einem festgelegten Tag "untereinander uneins waren" (Apg 28:17-25). Dann wurde es zur besonderen und ernsten Pflicht des Apostels Paulus, noch ein drittes und letztes Mal feierlich zu verkünden, dass sie zur Blindheit verurteilt seien, wie es zuerst Jesaja gesagt hatte (Jes 6:9.10).

Einmal hatte es der Herr in Mt 13, wiederholt und ein zweites Mal in Joh 12, In beiden Fällen wurde es im Zusammenhang mit der Ablehnung der Worte und Werke des Herrn ausgesprochen. Und nun wird es nochmals, zum dritten und letzten Mal in Apg 28, durch Paulus bestätigt.

Jede Wiederholung dieser ernsten Prophezeiung kennzeichnete eine Krise in der Geschichte Israels. Dieser Letzten folgte kurz darauf die Zerstörung Jerusalems, der Brand des Tempels und die Zerstreuung des Volkes. Die Anwesenheit der Juden unter uns heute ist ein bleibendes Zeugnis davon.

Diese Bestätigung dessen, was der Herr gesagt hatte, beschränkte sich nicht nur auf gesprochene Worte. Die, die es gehört hatten, haben es nicht nur gesagt, sondern auch geschrieben.

Die Apostolischen Briefe

Das sind die sogenannten 'katholischen' oder 'allgemeinen' Briefe. Aber diese Bezeichnung verleitet zu dem Mißverständnis, das sie alle betrifft. Sie sind alle von denen geschrieben, die es gehört haben. Wir haben allerdings nicht zwölf Epistel, denn nur drei waren dazu ausersehen: Petrus, Jakobus (Jakobus - Apg 12:17; Apg 15:13; Apg 21:18; 1Kor 15:7; Gal 1:19; Gal 6:12) und Johannes mit Judas (Judas, der Bruder des Jakobus. Vergleiche Jud 1:1 mit Mt 13:55 und Mk 15:40 und siehe Joh 15:22). Diese Schriften werden deshalb die apostolischen Briefe genannt.

In allen besten und ältesten griechischen Manuskripten folgen diese apostolischen Briefe unmittelbar nach der Apostelgeschichte, wobei Jakobus zuerst kommt. Diese einfache Tatsache erklärt uns eine ganze Menge. Wir können sie verstehen und die vielen Fragen beantworten, die im Zusammenhang mit ihnen immer wieder aufkommen.

b) Der Brief des Jakobus

Wir können verstehen, wieso Jakobus seinen Brief an die "zwölf Stämme in der Zerstreuung" richtete. Wir erinnern uns daran, dass er in der Phase der Apostelgeschichte schrieb. In dieser Phase hielt Gott die Verheißung aufrecht, und Petrus verkündete sie in seinem Namen: Unter der einen Bedingung würde Gott den Christus senden und die damit verbundene Zeit der Erquickung, Wiederbelebung und Wiederherstellung würde kommen: Wenn das Volk Buße tun würde.

In diesem Lichte besehen, können wir die Worte des Jakobus verstehen, wenn er den gläubigen Israeliten sagt, "Er hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir Erstlinge seiner Geschöpfe seien“ (Jak 1:18).

Das war die Lehre, die sie in jener Zeit empfangen hatten. Paulus hatte bereits im allerersten Brief, den er geschrieben hat (an die Thessalonicher) von diesen 'Erstlingen' geschrieben, dass beim Kommen Jesu Christi die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die Lebenden "mit ihnen entrückt werden" (1Thes 4:13-18). Diese wären tatsächlich die "Erstlinge" gewesen, von denen Jakobus in seinem Brief spricht (Apg 1:18).

Gott hatte durch Petrus verheißen, dass er Jesus Christus senden werde, wenn das Volk Buße tue. Gott hat sie nicht genarrt. Darin können wir ganz sicher sein. Mit dem, was Paulus hier schrieb, "bekräftigte" er nur, was der Herr gesagt hatte. Er hatte es zwar nicht gehört, als der Herr auf der Erde war, aber derselbe Herr hatte es ihm offenbart. Daher konnte Paulus es bekräftigen, als er seinen ersten Brief an die Gläubigen in Thessalonich schrieb.

Wir müssen uns das noch aufheben, was wir über 1Thes 4 zu sagen haben, bis die Betrachtung dieses Briefes an der Reihe ist. Inzwischen halten wir fest: Es nicht erstaunlich, dass Jakobus, als er diesen Brief in der Phase der Apostelgeschichte schrieb, in einem ganz direkten Sinne sagen konnte: "... der Richter steht vor der Tür“ (Jak 5:9); Denn der Herr saß noch nicht, sondern, wie Stephanus ihn sah, "stand" er noch, wie auf Israels Buße wartend, - und in Bereitschaft, "herabzusteigen vom Himmel" und gesendet zu werden, wie es Gott in Apg 3:20 durch Petrus verheißen hatte.

Jakobus konnte von der Rechtfertigung durch den Glauben schreiben, aber da er an die zwölf Stämme und während dieser Phase schrieb, mußte er ihnen zeigen, dass es ein lebendiger Glaube sein muß, der sich in Werken zeigt.

Die Gerechtigkeit vor Gott ohne Werke war noch nicht völlig offenbart. Der Brief an die Römer war noch nicht geschrieben. Gerechtigkeit mußte wie Abrahams und Rahabs Glaube sein. Denn Glaube ist wie der menschliche Körper. Der Körper ohne Geist ist tot; denn Gott "blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen." - Und ohne den Geist "wird er eine tote Seele" (Siehe die folgenden Schriftstellen, wo das hebräische Wort nephesch, eigentlich "Seele", anders übersetzt wird: King James: the dead- der Tote: 3Mo 19:28; 3Mo 21:1; 3Mo 22:4; 4Mo 5:2; 4Mo 6:11; King James: dead body - Leichnam: 4Mo 9:6.7.10 ; und King James: body - Körper: 3Mo 21:11; 4Mo 6:6; 4Mo 19:11.13; Hag 2:13). "So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber." Er gibt kein Lebenszeichen von sich. Hier beruft sich Jakobus auf Abraham, der "Gott glaubte" aber auch bewies, dass es ein lebendiger Glaube war, als er im Gehorsam aus seinem Land und seiner Verwandtschaft ging (Jak 2:22). In gleicher Weise wurde Rahabs Glaube als lebendig bewiesen, als sie die Kundschafter aufnahm und nicht verriet, um sie in die Hände des Königs von Jericho zur Hinrichtung auszuliefern (Jak 2:25).

Jakobus konnte auch von der "Synagoge" schreiben, wie Lukas in der Apostelgeschichte, wo Paulus seine Bestätigung an die des Petrus anfügt und "Jesus und die Auferstehung" den Juden in der Diaspora in deren Synagoge predigt. (Apg 17:1f).

Jakobus konnte das alles sagen, weil er bekräftigte, was der Herr gesagt hatte. Er schrieb ja an dieselben Menschen, denen gegenüber er sich auf die Worte des Petrus in Apg 3:14 beziehen konnte. Das sieht man aus den persönlichen Fürwörtern: "Ihr habt den Gerechten verurteilt und getötet, und er hat euch nicht widerstanden" (Jak 5:6). 'euch' bedeutet hier: den zwölf Stämmen, die die Schuld auf sich geladen haben.

Jetzt "steht er noch vor der Tür“ (Jak 5:9); seine Verkündigung ist noch nicht widerrufen. Seine Verheißung, Jesus Christus zu senden, ist noch offen. Aber "das Kommen des Herrn ist nahe“ (Jak 5:8).

c) Die Briefe des Petrus

Petrus hat nicht nur gepredigt, sondern er wandte sich auch schriftlich an die Fremdlinge, die zerstreut wohnen (1Petr 1:1), d. h. in die Diaspora; und er spricht von derselben Errettung, von der auch die Propheten gesprochen und geschrieben hatten, und sagt: "Ihnen ist offenbart worden, dass sie nicht sich selbst, sondern EUCH dienen sollten mit dem, was EUCH nun verkündigt ist durch die, die EUCH das Evangelium verkündigt haben durch den Heiligen Geist (durch pneuma hagion, d. i. durch die Kraft aus der Höhe, vgl. Hebr 2:4), der vom Himmel gesandt ist, - was auch die Engel begehren zu schauen" (1Petr 1:12).

Petrus nennt die Gläubigen auch heilige Priesterschaft, königliche Priesterschaft und heiliges Volk (1Petr 2:1-10), und Schafe seiner Weide (1Petr 2:25). Er sagt ihnen, dass das Ende aller Dinge nahegekommen ist, deshalb sollen sie besonnen und nüchtern sein (1Petr 4:7). "Denn die Zeit ist da, dass das Gericht anfängt an dem Hause Gottes. Wenn aber zuerst an uns, was wird es für ein Ende nehmen mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben?“ (1Petr 4:17). Dabei bezieht er sich natürlich auf seine eigene Aufforderung in Apg 3, und auf das "große Heil" (Hebr 2:1-3).

Petrus bezeugt auch, dass Gott sie "durch die Auferstehung Jesu Christi" "wiedergeboren hat" zu einem Erbe, das nicht mehr irdisch, sondern himmlisch ist. Und er bezeugt die "Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit". Damit meint er die damalige Zeit, nämlich das Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase. Damals war die Wiederkunft Christi "bereit, dass sie offenbar werde" (apokalypto). Denn diese Phase ging damals auf ihr Ende zu, und wenn diese Zeit der "Leiden" vorüber wäre, dann sollte "die Herrlichkeit" folgen. Wir haben dasselbe Wort apokalypto in 1Petr 4:13 und 1Petr 5:1. Petrus konnte das Wort apokalypto anwenden, weil es eine bekannte Bedeutung hatte. Die lag in der Verheißung, Jesus Christus zu senden. Das ist nicht Teil unserer Hoffnung heute. Wir warten auf unsere Entrückung, nicht auf die Apokalypse oder "den Tag des Herrn“

Wir wollen dieses "Erbe" mit dem vergleichen, was darüber in folgenden Kapiteln geschrieben ist:

1.Petrus Kap. 1 u. 2 Offenbarung Kap. 21 u. 22
Erbe - 1Petr 1:4 Die heilige Stadt usw. - Offb 21:7
unvergänglich - 1Petr 1:4 reines Gold - Offb 21:7
unbefleckt - 1Petr 1:4
unverwelklich - 1Petr 1:4 "nicht mehr" - Offb 22:3-5
aufbewahrt in den Himmeln für euch - 1Petr 1:4 „herniederkommen aus dem Himmel" - Offb 21:10
„die zwölf Stämme" - Offb 21:12
„die zwölf Apostel" - Offb 21:12
Lob, Preis und Ehre - 1Petr 1:7 „Herrlichkeit“ - Offb 21:23-24
„Edelsteine“ - Offb 21:19
lebendige Steine - 1Petr 2:7 Grundsteine - Offb 21:14



Der 2. Brief des Petrus

In seinem zweiten Brief ermahnte er sie, denn "so wird EUCH reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige REICH unseres Herrn und Heilands Jesus Christus" (2Petr 1:11). Er zählt sich selber mit zu denen, die es gehört haben, wenn er sagt, "diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge" (2Petr 1:18)

Am Ende seines zweiten Briefes spricht er von des Herrn Tag, der wie ein Dieb kommen wird (2Petr 3:10), und von den schweren Gerichtserscheinungen, die mit ihm einhergehen (2Petr 3:11). Dann spricht er von dem "Tag Gottes", der dem folgt (2Petr 3:12) und von dem neuen Himmel und der neuen Erde, die das beenden. Deshalb schließt Petrus mit der Ermahnungen (2Petr 3:14), "dass ihr gedenkt an die Worte, die zuvor gesagt sind von den heiligen Propheten, und an das Gebot des Herrn und Heilands, das euch verkündet ist DURCH EURE APOSTEL" (2Petr 3:2). Dass wir hier die Fürwörter so herausgehoben sind soll zeigen, dass die Apostel sich selber einbezogen haben in das, worüber sie schrieben, und sich an dem, wovon sie sprachen, als beteiligt ansahen. Aber wenn wir uns vor Augen halten, dass die Verkündigung und der Ruf zur Buße nicht beachtet wurden, und dass die Verheißung, den Messias zu senden, um das Königreich zu errichten und alle Dinge wieder herzustellen, abgelehnt wurde, dann ist es nur im übertragenen Sinne möglich, alle diese persönlichen Ausdrücke auf uns heute anzuwenden.

Damals stand alles das, wovon sie schrieben, nahe bevor. Jetzt ist es alles ausgesetzt. Damals war die Erfüllung aller Verheißungen, die an die Väter ergangen waren, ganz nahe. Jetzt aber ist sie in die Ferne gerückt. Nur so lassen sich die Ausdrücke in Kürze und die Zeit ist nahe sinnvoll und zutreffend verstehen (Offb 1:1.3). Viele Gläubige mögen hierüber verblüfft sein. Sie können nicht verstehen, wieso Johannes sagen mußte, dass das, worüber er zu schreiben hatte, in Kürze geschehen soll (Offb 1:1). Sie können nicht sehen, dass es ganz genau zutraf, denn Johannes schrieb unmittelbar vor dem Ende dieser Phase, in der Zeit, die er die letzte Stunde nannte. Er konnte nicht schreiben, als ob er angenommen hätte, dass die Verkündigung des Petrus abgelehnt würde. Es war vielmehr notwendig, dass er vom Gegenteil ausging und positiv schrieb, also nicht hypothetisch, obwohl er über ernste Realitäten schrieb.

Aber man hat die große Krise von Apg 28 gänzlich ignoriert und die größte Krise der Geschichte - die Zerstörung Jerusalems - behandelt, als ob es ein gelegentlicher Unfall wäre, ohne irgendwelchen Einfluß auf die Geschichte oder die prophetische Lehre der Heiligen Schrift. - Das Buch der Offenbarung wurde aller Verbindung zu Israel entrissen und wurde so betrachtet, als wäre es eine in Symbolen geschriebene Fortsetzung der Geschichte der Heiden!

In diesem Zusammenhang müssen wir uns noch aufheben, was wir über das Buch der Offenbarung zu sagen haben, bis wir an das Ende der apostolischen Schriften kommen. Dann werden wir sehen, wie die Bekräftigung der Worte des Herrn durch die, die es gehört haben, als ein harmonisches Ganzes den ihr zustehenden Platz als Schlüssel zur Auslegung des Neuen Testaments insgesamt einnimmt.

d) Die Johannesbriefe

Johannes gehörte zu den drei zuerst erwählten Jüngern, die Jesus berufen hatte, damit sie mündlich und schriftlich bekräftigen sollten, was sie vom Herrn gehört hatten. Er bekräftigte, wie die anderen beiden, was seinen Anfang nahm mit der Predigt des Herrn (Hebr 2:3). Darüber hinaus ging er nicht.

Außerhalb seiner Briefe gibt es keine Information darüber, wann er geschrieben hat. Niemand kann uns helfen. Weder alte Autoren noch moderne Kritiker können uns mehr darüber sagen, als was wir selber in den drei Briefen des Johannes lesen. Alles andere ist Vermutung. Alle Leser und Ausleger müssen, wie bei allen Briefen, notgedrungen auf die internen Indizien zurückgreifen, weil es externe nicht gibt.

Naherwartung

Hier stoßen wir bald auf die Worte: Kinder, es ist die letzte Stunde! (1Jo 2:18). Das kann sich nur auf die damals unmittelbar bevorstehende Zerstörung Jerusalems beziehen. Die ist nämlich den Abschluss dieser heilsgeschichtlichen Phase, die zeitlich von der Apostelgeschichte umrissen wird. Johannes schrieb nicht von der heutigen Zeit oder von der Menschheitsgeschichte, auch nicht vom Ende der materiellen Schöpfung, sondern vom Ende der Phase, in der Gott durch die, die es gehört haben redete. Deren Ende war tatsächlich nahe. So nahe, dass es heißt: Die Welt vergeht mit ihrer Lust (1Jo 2:17). Es war die "elfte Stunde" davon.

Was hat damals diese "letzte Stunde" gekennzeichnet? Die Antwort folgt unmittelbar im gleichen Vers: "Kinder, es ist die letzte Stunde! und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind nun schon viele Antichristen gekommen: daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist."

Das ist die erste Erwähnung des Antichrists im neuen Testament. Er wird hier mit dem bestimmten Artikel genannt, als wäre er bereits bekannt. Außer dem Hinweis auf den Charakter oder Geist des Antichrists (1Jo 2:22; 1Jo 4:3) (zur Begründung des bestimmten Artikels vgl. Dan 7:8.9.11) wird keine Erklärung über ihn gegeben. Die Frage, woher Johannes das wusste, lässt sich selbstverständlich und richtig mit der Inspiration beantworten; aber Johannes sagt "wir", also wussten auch noch andere (oder hätten es wissen müssen), dass an den "vielen Antichristen" die "letzte Stunde" zu erkennen war. Unser Herr hatte es in der letzten großen prophetischen Rede am Ölberg als allererstes Zeichen für den Beginn der letzten Zeit vorausgesagt: ... es werden viele kommen unter meinem Namen... (Mt 24:4).

Es gibt zwei solche prophetische Reden. Das zeigt sich darin, dass sie zweierlei Zeiten, Orte und Themen haben. Die erste ist in Lk 21 berichtet, die zweite in Mt 24 und Mk 13

Die Rede bei Lukas hielt Jesus "eines Tages, als er das Volk lehrte im Tempel" (Lk 20:1). Als nächsten Hinweis auf die Zeit lesen wir in Lk 21:1: "Er blickte auf und sah, wie die Reichen ihre Opfer in den Gotteskasten einlegten." Demnach war er noch im Tempel, als er die prophetische Rede hielt, die uns Lukas berichtet. Ein dritter Hinweis findet sich in Lk 21:37: "Er lehrte des Tags im Tempel; des Nachts aber ging er hinaus und blieb an dem Berg, den man den Ölberg nennt."

Betrachten wir demgegenüber die Prophetie in Mt 24 und Mk 13: Da lesen wir in Mt 24:1: Und Jesus ging aus dem Tempel fort,... und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren“ (Mt 24:3). Ebenso in Mk 13:1: "Und als er aus dem Tempel ging,..." und Mk 13:3: "Und als er auf dem Ölberg saß gegenüber dem Tempel, fragten ihn Petrus und Jakobus und Johannes und Andreas, als sie allein waren."

Somit haben wir also zwei große prophetische Reden; eine (Lukas) im Tempel gesprochen, die andere (Matthäus und Markus) später auf dem Ölberg. Da Teile der ersten Prophetie in der zweiten wiederholt werden, stellen wir die Hauptpunkte der drei Berichte in Spalten nebeneinander, so dass jeweils Thema und Inhalt mit ihren Unterschieden deutlich erkennbar werden.

Beide Prophetien werden mit einem Abriss von Ereignissen eingeleitet, die die Zuhörer noch erleben und erleiden würden. Der Herr war auf die Bauwerke, Steine und Verzierungen des Tempels hingewiesen worden und antwortete, "Es wird die Zeit kommen, in der von allem, was ihr seht, nicht ein Stein auf dem andern gelassen wird, der nicht zerbrochen werde" (das hat sich so vollständig erfüllt, dass die illustrierte Wochenschrift "The Throne" (London) in ihrer Ausgabe vom 21. Dezember 1911 in einem zwei Seiten langen Artikel nachweisen wollte, es hätte den Tempel überhaupt nie gegeben, das sei nur ein Mythos.

(Anm. Jürgen Krafzik: Ein Mythos, an dessen „Glaubwürdigkeit" heute auch die Palästinenser und andere Islamisten mit verschiedensten Methoden arbeiten). Diese ernste Aussage führte beide Male zu der Frage: "WANN soll das geschehen? und was wird das ZEICHEN sein, wenn das geschehen wird?" Die Frage bezieht sich auf das Kommen bzw. den Beginn der Ereignisse.)

Die ersten Worte der Antwort des Herrn waren:

Mt 24:46: "Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und werden viele verführen. Ihr werdet hören von Krieg und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muss so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da." Mk 13:5-7: "Seht zu, dass euch nicht jemand verführe! Es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin's, und werden viele verführen. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht. Es muss so geschehen. Aber das Ende ist noch nicht da." Lk 21:8-9: "Seht zu, lasst euch nicht verführen. Denn viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin's, und: Die Zeit ist herbeigekommen. - Folgt ihnen nicht nach! Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Aufruhr, so entsetzt euch nicht. Denn das muss zuvor geschehen, aber das Ende ist noch nicht so bald da."


Das ist der Anfang. Der Herr spricht dann weiter von den Ereignissen, die als nächste folgen: Die Geburtswehen der Trübsal:

Mt 24:7.8: "Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort. Das alles aber ist der Anfang der Wehen." Mk 13:8: "Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere. Es werden Erdbeben geschehen hier und dort, es werden Hungersnöte sein. Das ist der Anfang der Wehen." Lk 21:10.11: "Ein Volk wird sich erheben gegen das andere und ein Reich gegen das andere, und es werden geschehen große Erdbeben und hier und dort Hungersnöte und Seuchen; auch werden Schrecknisse und vom Himmel her große Zeichen geschehen.


Jetzt werden wir sehen, dass er bei der ersten Rede (Lk 21) an dieser Stelle kurz innehält. Anstatt des Satzes: "Das ist der Anfang der Wehen" (wie bei Matthäus und Markus) und der Fortsetzung ihrer Schilderung, geht er hier zurück und spricht von etwas, das noch "vor diesem allen" geschehen wird. - Vor dem Beginn der Geburtswehen der großen Trübsal. Er beschreibt die Zerstörung Jerusalems.

Gericht und Verstockung Israels

Lk 21:12: Aber vor diesem allen...

Das bedeutet vor der großen Trübsal, die mit dem Zeichen des Menschensohns, kommend in den Wolken des Himmels, endet, werden die Ereignisse geschehen, die in den Versen 12-24 berichtet sind. Die abschließenden Worte lauten:

Lk 21:24: "und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind."

In der Rede, die in Mt 24 und Mk 13 berichtet ist, fährt er jetzt fort und beschreibt die Drangsal (anstatt auf den Zustand Jerusalems vor der großen Trübsal und bis zu deren Beginn einzugehen). Nachdem er gesagt hatte: "Das alles ist der Anfang der Wehen" setzt er die Beschreibung der Trübsal fort (Mt 24:9-28; Mk 13:9-23), und er schildert in der Prophezeiung weiter die Wehen bis zum Augenblick seines Erscheinens in den Wolken des Himmels.

An diesem Punkt wendet sich der Herr nun auch in Lk 21:25 dem Ziele zu (telos), der Zeit des Endes: Die abschließenden Worte beider Reden beziehen sich auf das eigentliche Kommen des Herrn:

Mt 21:29.30: "Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit."

Mk 13:24-26: "Aber zu jener Zeit, nach dieser Bedrängnis, wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und dann werden sie sehen den Menschensohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit."

Lk 21:25-27: "Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit."

Aber uns interessiert hier nicht das aktuelle Kommen des Herrn in der Endzeit, sondern wir besprechen noch das erste Zeichen, das mit dem zu tun hatte, wovon Johannes in 1Jo 2:18 schreibt, "daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist."

Diese Verse (Mt 24:29.30; Mk 13:24-26; Lk 21:25-27) stehen in der dritten Person, denn sie reden von dem, was sie in der Zukunft empfinden und sehen werden. Die folgenden Verse aber bilden zu dieser Form sie und ihnen einen Gegensatz. Der Herr kommt wieder auf die damals gegenwärtige Zeit zu sprechen, nämlich auf das erste Zeichen der vielen falschen Christusse. "Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt (es könnte sein, dass dieser Ausdruck "jetzt" sich auf die Leute bezieht, die die zukünftige Zeit des Endes (telos) sehen. Wir können aber die Menschen nicht ausschließen, die den Herrn reden gehört haben, und die seine Worte verstanden hätten, wenn die Nation Buße getan hätte, als Petrus in Apg 3:19-26 dazu aufrief) ausschlagen und ihr seht es, so wißt ihr, dass der Sommer nahe ist. Wahrlich ich sage euch: dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht (Lk 21:28-32).

Diese Worte werden mit "wahrlich" eingeleitet, und sie sind wahr. Diese Generation verging nicht vor der Erfüllung der Verse 8 und 9, die vom Kommen der falschen Christusse oder Antichristen reden, von dem Johannes sagt, "daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist" (1Jo 2:18).

Noch deutlicher wird es, wenn wir die Worte in Lk 21:24 und 32 gut auseinanderhalten. in V. 24 heißt es erfüllt sind (pleroo) und in V. 32 geschieht (ginomai), das bedeutet entstehen. Diese Dinge hatten tatsächlich begonnen zu geschehen, sie entstanden während GERADE DIESER GENERATION, und dann verging diese Generation. Das Wort Geschlecht kann nicht 'Rasse' bedeuten, den diese Rasse vergeht ohnehin nicht. Es ist die "ewige Nation" (siehe Jes 45:17).

Wir haben deshalb eine klare und befriedigende Auslegung des Ausdrucks "diese Generation". Wir brauchen sie nicht mit gewaltsamen Manipulationen und klugen Argumenten zu einer Generation zu machen, die damals noch weit in der Zukunft lag. Das sind Auslegungen, die keiner Kritik standhalten. Wenn man diesen Ausdruck aber im Sinne der Phasen auffasst, dann erklärt er sich nicht nur von selber, sondern macht auch den anderen Ausdruck verständlich, der für viele so rätselhaft ist: Die letzte Stunde aus 1Jo 2:18. Und für uns heute ist das gleiche Zeichen gut geeignet, weil es auf den Beginn der Trübsal weist, die jetzt aber natürlich noch Zukunft ist.

Weil sie die Proklamation des Königreichs durch Petrus abgelehnt haben, haben sie das nicht erkannt, und nun ist alles ausgesetzt. Manche halten den Papst für den Antichrist, von dem hier die Rede ist. Aber dieses Zeichen galt für den Beginn der letzten Stunde, und nicht als Zeichen für ihre Fortsetzung oder ihr Ende. Es war das allererste Zeichen.

Wenn der Papst oder die Päpste diejenigen wären, von denen der Herr sagte, "es werden viele kommen unter meinem Namen...", dann bliebe uns überhaupt kein 'Zeichen' mehr, und die Worte des Herrn wären ihrer Wirkung beraubt. Nein! die Trübsal und das Königreich sind zusammen ausgesetzt. Die Zeit für das Offenbarwerden des Antichrist muss dem Tag des Herrn vorausgehen und ist tatsächlich das unmittelbare Zeichen dafür (2Thes 2).

Aufruf zur Buße

Aber Johannes weist nicht nur hier auf die verheißene unmittelbare Parusie oder Erscheinung des Herrn, die damals an eine Bedingung geknüpft war.

In 1Jo 2:28 sagt er: "Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbar wird, Zuversicht haben und nicht zuschanden werden vor ihm, wenn er kommt" (bei seiner Parusie). Nochmals sei es gesagt: Wir können Johannes selbst und die, an die er schrieb, hierbei nicht ausschließen.

In 1Jo 4:17 sagt er: "Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts." Der Tag des Gerichts ist es nämlich, was diejenigen erwartete (und noch erwartet), die dem Ruf zur Buße nicht Folge geleistet haben, der damals von denen hinausgetragen wurde, die es gehört haben und die in seinem Namen riefen.

In 2Jo 1:7 finden wir noch einen weiteren Hinweis auf die Beschreibung der falschen Christusse oder Antichristen aus den Tagen des Johannes und aus der letzten Stunde. Die können wir aber erst später betrachten.

Unsere Leser werden verstehen, dass wir nicht nur die Übereinstimmung mit anderen Stellen zeigen wollen, die in der Auslegung so viele Schwierigkeiten bereiten.

Wir wollen die Leser auch mit kräftigen Argumenten gegen die Lehre einer Vielzahl von Auslegern versehen, die erklären, der Herr sei bei der Zerstörung Jerusalems gekommen. Unter den bekannten Auslegern gibt es viele, die diese Ansicht vertreten.

Wir haben diesen Punkt bei der Besprechung der apostolischen Briefe des Johannes als ersten behandelt, weil uns das beim Datieren seines Briefes hilft. Aber es gibt noch einen weiteren Punkt. In den einleitenden Worten haben wir nämlich ein Echo von Hebr 2:3, das uns daran erinnert, dass Johannes einer von denen war, die es gehört haben, was der Sohn Gottes gepredigt hatte. So war er qualifiziert und beauftragt, das zu bekräftigen, was seinen Anfang nahm mit der Predigt des Herrn.

Johannes beginnt seinen Brief so:

"Was (oder DER) von Anfang an war, was (oder DEN) WIR GEHÖRT HABEN, was (oder DEN) wir gesehen haben mit unsern Augen, was (oder DEN) wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom WORT DES LEBENS - und das Leben ist erschienen, und wir haben es gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist - was (oder DER, DEN) wir gesehen UND GEHÖRT haben, das (oder DEN) verkündigen wir euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und UNSERE (hemeteros - siehe Anmerkung*) Gemeinschaft ist (Gemeinschaft) mit dem Vater und mit dem Sohn Jesus Christus. Und das schreiben WIR (alle sorgfältigen Texte heben diese Wort hervor), damit unsere Freude vollkommen sei" (1Jo 1:1-4).

Johannes schreibt speziell an Hebräer, und zwar, wie wir gesehen haben, unmittelbar vor dem Ende dieser Phase. Deshalb finden wir bei ihm in hohem Maße hebräische Ausdrücke und Redewendungen.

Er spricht von dem "Fürsprecher" oder "Tröster" (Luther) vom Vater, wie er aus dem Munde des Herrn gehört hat (Joh 14:6.17), und er nennt Christus "die Versöhnung" (oder das Sühneopfer) für unsere Sünden, nicht allein aber für die UNSEREN* (als Juden), sondern auch für die der ganzen Welt (ohne Unterschied)." Hier meint Johannes sich und sein eigenes Volk Israel. Dem in erster Linie bezeugt er den Herrn, den er "gesehen und gehört hat."

* Das Wort ist dasselbe wie in 1Jo 1:3 ("UNSERE" Gemeinschaft); hemeteros heißt "der/die/das Unsrige" und ist nicht dasselbe wie 'unsere' im Satz vorher. Dort ist es nur das übliche besitzanzeigende Fürwort. In diesem Fall aber ist es ein viel stärkeres Wort und bezieht sich auf das, was im ausschließlichen Sinn "uns (als Juden) zugehörig" ist. Vgl. Apg 2:11 "in unsern Sprachen"; Apg 24:6 "nach unserm Gesetz"; Apg 26:5 "unsres Glaubens"; 2Tim 4:15 "unsern Worten"; Tit 3:14 "die Unsern" (als Volk). Jedes mal ist dieses griechische Wort verwendet worden.

e) Die Offenbarung des Johannes

Bevor wir verlassen, was diejenigen bekräftigen, die es gehört haben, müssen wir noch die Offenbarung besprechen, die wir zu den apostolischen Schriften zählen, wobei wir diese Bezeichnung nur den Schriften zuordnen, die von den zwölf Aposteln stammen, den Verfassern der apostolischen Briefe.

Hier erhalten wir, wie schon früher angedeutet, weitere Hinweise darauf, dass die Apostelgeschichte eine eigene heilsgeschichtliche Phase ist; aber wir finden noch mehr. So ist es ja immer, wenn wir uns in der Lehre auf einem richtigen und wahren Weg befinden: überraschenderweise werden Probleme gelöst. Andererseits stoßen wir, einmal 'auf dem Holzweg', überall auf Hindernisse und müssen umkehren.

Nun zur Offenbarung: Wer von uns war nicht verblüfft von dem einleitenden Ausdruck was IN KÜRZE geschehen soll? In Offb 1:3 wird hinzugefügt die Zeit ist nahe. Damals müssen diese Worte einen echten, buchstäblichen Sinn enthalten haben, den man verstanden hat.

Der Herr sieht das Ende von Anfang an. Er wusste, dass das Angebot des Petrus in Apg 3:26-29 abgelehnt werden würde. Aber als er seinen Knecht Johannes schreiben ließ, konnte er das nicht vorwegnehmen. Johannes musste so zu schreiben angeleitet werden, dass es verstanden wurde. Und er schrieb so an die Gemeinden, wie es ihm aufgetragen worden war.

Gewiss hat Gott sein Volk nicht genarrt, als er verhieß, unter der Bedingung der nationalen Busse Jesus Christus zu senden. Aber aus einem Grunde hat Gott keinerlei Hinweis darauf gegeben, dass Israel den Ruf zur Buße ablehnen würde: Die Willensfreiheit des Volkes durfte nicht aufgehoben werden. Die volle Verantwortlichkeit musste bei diesem Volk belassen werden, und zwar während dieser ganzen Phase, bis zu der bemerkenswerten ganztägigen Konferenz in Rom (Apg 28:23-29).

Wir können sicher sein, dass Paulus bei diesem wichtigen Ereignis nichts unausgesprochen und kein Argument ungenutzt ließ, als er ihnen "vom frühen Morgen bis zum Abend" das Reich Gottes bezeugte und "ihnen von Jesus aus dem Gesetz des Mose und aus den Propheten" predigte.

Der Apostel Johannes konnte nicht weniger tun. Das Senden des Herrn Jesus, wie in Apg 3:19-26 verheißen, enthielt die volle Erfüllung all der Ereignisse, die mit der Offenbarung und Erscheinung Jesu Christi kommen sollten. Diese Verheißung schloss auch ein, dass "alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn."

Daher konnte man damals in einem ganz realen Sinn, wie das heute nicht mehr möglich ist, sagen, dass die Offenbarung Jesu Christi in Kürze geschehen soll (muss K). Die Gewissheit bei Johannes beruht selbstverständlich auf der Zuverlässigkeit der Zusagen Gottes, und nicht auf der Ungewissheit der damals noch ausstehenden Entscheidung Israels. Aus göttlicher Sicht ist dieses MUSS das einzige Wort, das verwendet werden konnte. Am Ende des Buches wird es zwar nicht wiederholt, aber im letzten Kapitel lesen wir dafür dreimal siehe (oder ja), ich komme bald (Offb 22:7.12.20), und einmal die Zeit ist nahe (wie in Offb 1:3).

Die Offenbarung konnte in einem ganz realen und zutreffenden Sinn von nahe sprechen; und das hatte für die Menschen der damaligen Zeit ein viel größeres Gewicht als für die Gläubigen heute. Denn heute kann man es nicht mehr im selben Sinne als 'nahe' bezeichnen wie damals.

Damalige Naherwartung

Aber es gibt auch in den Sendschreiben an die sieben Gemeinden Ausdrücke mit der gleichen räumlichen und zeitlichen Bedeutung. Wir wissen, dass diese Gemeinden damals real existierten. Wir wissen weiter, dass diese Sendschreiben direkt vom Herrn ausgingen. Und wir wissen, dass der Herr allen, die das Wort annahmen (Apg 2:41; 1Thes 2:13), befahl, zu warten und Ausschau zu halten. Daher müssen die Sendschreiben bei ihnen eine Aktualität gehabt haben, die bei uns heute nicht oder nicht im selben Sinne gegeben ist.

"Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Geschlechter der Erde" (Offb 1:7). Das gehört zu dem, was in Kürze geschehen soll (muss) (Offb 1:1), und wofür "die Zeit nahe“ war (Offb 1:3) Und wenn wir das im Zusammenhang mit anderen Worten in den ersten drei Kapiteln lesen, dann ist es klar, dass "der Tag des Herrn" damals tatsächlich nahe war.

Petrus hatte bei der Pfingstpredigt erklärt: "... das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist", und Joel prophezeite von dem "Tag des Herrn" (Joe 2 und 3).

Die Sendschreiben an Ephesus und Pergamos wiederholen die Zusicherung "ich werde bald über dich kommen" (Offb 2:5.16; das ist das gleiche Wort wie in Offb 22:20, aber in Offb 2:5 ist es nicht in allen Textüberlieferungen enthalten).

... das haltet fest bis ich komme heißt es im Sendschreiben an Thyatira (Offb 2:25).

Siehe, ich komme bald steht im Sendschreiben an Philadelphia (Offb 3:11) mit den gleichen Worten wie in Offb 22:20.

Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an mahnt er Laodicäa und das hat die gleiche Bedeutung wie in Jak 5:9 das Wort: "Siehe, der Richter steht vor der Tür." Moderne Evangelisten verdrehen diese ernste Mahnung gern. Sie reden von einer Herzenstür, aber damit können sie den geschriebenen Worten nicht die Wirkung nehmen, die sie in den Augen der ursprünglichen Leser hatten. Sie hatten ja diese Sendschreiben in der Hand, direkt an sie adressiert und vom Apostel Johannes eigenhändig geschrieben.

Die Botschaft an Ephesus, dass du die erste Liebe verlässt, muss die Leser besonders getroffen haben, denn in Apg 19:9 und 2Tim 1:15 wird dieser Abfall ausdrücklich festgestellt.

Ja, der "Tag des Herrn" war tatsächlich nahe, und wenn die Nation auf die Predigt der Zwölf hin Buße getan hätte, dann wäre es damals alles geschehen. Oder wollen wir glauben, der Herr hätte die Nation nur genarrt, als er durch Petrus sprach: "so tut nun Buße und bekehrt euch,... DAMIT die Zeit der Erquickung komme... und er den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus" (Apg 3:19.20). Eine dritte Möglichkeit sehen wir nicht.

Nun wissen wir natürlich, dass der Ruf zurückgewiesen wurde. Deshalb wurde Jesus damals nicht gesandt; alles ist ausgesetzt und harrt auf seine Erfüllung, die heute noch in der Zukunft liegt.

Die historische Auslegung, nach der das Buch der Offenbarung betrachtet wird, als habe die endgültige Ablehnung des Messias keine Konsequenzen gehabt, und als habe damals alles seinen gewohnten Gang genommen, und die Offenbarung habe ihre Erfüllung in den Ereignissen der europäischen Geschichte, scheint uns für niemanden nützlich zu sein; weder in der Vergangenheit, noch in der Gegenwart, noch in der Zukunft. Und die Betrachtensweise, das ganze Buch zu vergeistigen, raubt ihm alle Klarheit, wenn man die chronologische Einordnung der Offenbarung berücksichtigt.

Die Berücksichtigung der Zeit ihrer Abfassung lässt als einzige Methode die Offenbarung ein Buch voller Lehre für uns heute bleiben, so als wäre es zu unserer Unterweisung geschrieben, und gleichzeitig ein Buch mit einer realen Bestimmung für die damalige Zeit und für die noch zukünftigen Tage, wenn es seine buchstäbliche Erfüllung erfahren wird.

Wir haben unsere Betrachtungen zu diesem Buch der Offenbarung hier im Zusammenhang mit den Briefen des gleichen Apostels gebracht, aber es bleibt noch ein apostolischer Brief zu erwähnen:

f) Der Brief des Judas

In diesem letzten apostolischen Epistel finden wir die gleichen Merkmale der letzten Tage dieser Phase wie in 2Petr 2.

Damit erreichen wir das Ende des gemeinsamen Zeugnisses derer, die es gehört haben und durch die die Predigt des Herrn bekräftigt wurde. Die Zwölf waren alle an diesem Werk durch mündliche Weitergabe beteiligt, aber diese Drei (Petrus, Jakobus und Johannes) waren dazu bestimmt, das auch schriftlich zu tun. Und sie haben "uns zur Lehre" geschrieben, wie auch Judas, der Bruder des Herrn (wir sehen das beim Vergleich von Gal 1:19 mit Mt 13:55 und Mk 6:3).

Jetzt können wir den Inhalt der Reden genauer betrachten, die die Apostel vom Herrn gehört hatten, und die sie in dieser heilsgeschichtlichen Phase der vierzigjährigen Bewährungsfrist Israels "bekräftigt" haben.

Lies weiter:
g) Was sie gehört haben