Durch Tod und Gericht zum Leben

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Der zweite Tod und die Wiederbringung aller Dinge


I. Die Wiederbringung aller Dinge

II. Das Zeugnis der Schrift

Teil 1. Gottes Vorsatz im Sohn
Teil 2. Der Vorsatz der Äonen
Teil 3. Durch Tod und Gericht zum Leben

III. Allgemein verbreitete Einwände
IV. Schlussbemerkungen


Die Wiederbringung aller Dinge

II. Das Zeugnis der Schrift

3. Durch Tod und Gericht zum Leben

Es bleibt nun noch zu zeigen, dass dieser Vorsatz Gottes, durch Ihn in einander folgenden Welten oder Zeitaltern gewirkt, nur durch Tod und Auflösung zur Vollendung kommt, die Er in Seiner Weisheit zum Mittel und Weg werden lässt für Leben und höhere Herrlichkeit. Denn "durch den Tod", und allein durch den Tod "nimmt Er die Macht dem, der des Todes Gewalt hat, dem Teufel, und erlöst die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mussten" (Hebr 2:14.15). Überall offenbart die Natur dies Gesetz, obwohl die göttliche Arbeit oft zu fein ist, als dass wir alle die Stufen der Umbildungen und die Passahs oder Übergänge vom Leben zum Tod und vom Tod zum Leben sehen könnten, die sich um uns herum überall abspielen. Das große Beispiel aber, welches unser Herr anführt: "es sei denn, dass das Weizenkorn in die Erde falle und sterbe, so bleib es denn allein; wo es aber stirbt, da bringt es viel Frucht" (Joh 12:24), zwingt auch den Blindesten zu dem "Bekenntnis, dass aller Fortschritt des Lebens durch Veränderung, Tod und Auflösung geschieht. Der Same des Reiches, das über allen Reichen ist, und der Same des Sohnes, der über allen Söhnen ist, kommt ebenso wenig wie der Same des Weizens oder der Same des Menschen in einem Augenblick oder ohne manche dazwischen liegende Veränderung zur Vollendung, sondern er entwickelt sich schrittweise von dem Brechen einer Lebenshülle zu vollerem Leben, von dem Öffnen eines Siegels zum anderen und "von einer Klarheit zu der anderen" (2Kor 3:18), bis alles vollkommen ist.

a) Der Weg zum Leben

Christus hat uns den ganzen Weg gezeigt, von den verborgenen Örtern "unten in der Erde" (Ps 139:15), von dem Leib der Jungfrau an durch Geburt und Windeln zu dem geöffneten Himmel durch Verfluchung und starkes Geschrei und Tränen, durch Kreuz, Grab, Auferstehung und Himmelfahrt, bis Er zur Rechten Gottes sitzt, um alles zu richten. Und die Auserwählten rühmen sich desselben großen Gesetzes von dem Fortschritt durch den Tod und "werden nicht müde, sondern ob ihr äußerer Mensch verdirbt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert" (2Kor 4:16). Andere mögen glauben, dass sie auf einem anderen Weg gerettet werden, als der war, den Christus ging. Seine lebendigen Glieder wissen, dass dies unmöglich ist. Für sie ist, wie der Apostel sagt, "Leben Christus" (Phil 1:21), und sie können Sein Leben nicht leben ohne Seiner Leiden teilhaftig zu sein (2Kor 1:5 - Phil 3:10 - Kol 1:24). Darum werden wir, die wir leben, immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, auf dass auch das Leben Jesu offenbar werde an unserem sterblichen Fleisch" (2Kor 4:11).

Weil dies so wenig zu sehen ist, weil so viele das Kreuz Christi zu einem Ruheplatz für die Natur machen, anstatt zu einem Pfand dafür, dass Natur und Sünde gerichtet werden und sterben müssen, indem sie zu glauben scheinen, das Christus gestorben sei, damit sie nicht zu sterben brauchten, und das ihr Beruf sei, vor dem Tode bewahrt zu werden, anstatt durch ihn und aus ihm heraus (in der Übersetzung ek thanaton oft durch "von dem Tode" wiedergegeben, wie Hebr 5:7, aber die volle Bedeutung der Worte ist immer "aus dem Tode" - weil mit einem Wort die Bedeutung des Kreuzes Christi nicht verstanden, sondern vielmehr in ihr Gegenteil verkehrt wird und man deshalb vor dem Tode zurückschrickt, anstatt ihn willkommen zu heißen als das bestimmte Mittel, durch welches wir allein erlöst werden können vor dem, der des Todes Gewalt hat, der uns mehr oder weniger beherrscht, bis wir tot sind; denn Sünde herrscht bis zum Tod (Röm 5:21) und nur wer gestorben ist, ist gerechtfertigt von der Sünde - weil dieses, der wahre Inhalt des Evangeliums, nicht angenommen, oder wenn dem Buchstaben nach angenommen, nicht wirklich verstanden wird, deshalb begreifen selbst Christen das nicht, was gesagt ist über die Zerstörung und das Gericht, welche die einzigen Mittel sind, gefallene Kreaturen von ihrer Knechtschaft zu befreien und sie zu Gottes Leben und seinem Reich zurückzubringen.

Da dies ein Punkt von größter Wichtigkeit ist, der zur wahren Wurzel des Kreuzes Christi und Seiner Glieder führt und den Schlüssel bildet zu allen Gerichten dessen, "der töten und lebendig machen, schlagen und heilen kann" (1Sam 2:6 - 5Mo 32:39), so möchte ich nicht nur die Tatsache und die Wahrheit zeigen, dass für gefallene Kreaturen der Weg zum Leben durch den Tod geht und gehen muss, sondern auch den Grund dafür, warum es so sein muss und nicht anders sein kann. Denn das Kreuz ist nicht nur Tatsache oder Wahrheit, sondern auch Kraft und Weisheit, als Gotteskraft und Weisheit" (1Kor 1:18-24); als Kraft kommt es dem Verlangen unseres Herzens nach Befreiung entgegen, als Weisheit antwortet es auf jede Frage, welche unser Verstand betreffs des Geheimnisses dieses Lebens erhebt. Denn für Kopf und Herz ist das Leben wahrlich ein Rätsel, welches weder die Griechen noch die Juden, der Kopf und das Herz der alten Menschheit, jemals völlig lösen konnten, obwohl jedes dieser Völker durch sein besonderes Verlangen seine Mängel zeigte; die Juden verlangen, wie Paulus sagt; Zeichen von Kraft, denn das Herz muss etwas haben, worauf es sich stützen kann; die Griechen aber, das Haupt oder der Verstand des Menschen, begehrten Weisheit, denn der Verstand erkennt die Finsternis und verlangt nach Erleuchtung. Die Antwort Gottes war für beide das Kreuz Christi, welches dem Kopf sowohl wie dem Herzen gab, wonach sie verlangten; dem einen Kraft um dem zu entrinnen, woran es bis jetzt gefesselt war; denn wenn wir mit Christo sterben, werden wir frei von der Knechtschaft des Verderbens und von allem, was die besten Regungen des Herzens hindert; dem anderen Weisheit zu sehen, warum wir sterben müssen und was der Grund ist für all das gegenwärtige Leiden.

b) Der Fall des Menschen

Betreffs der Tatsache, und Lehre werden wenige Worte genügen, denn in der einen oder anderen Form glaubt die ganze Christenheit daran, dass der Weg zum Leben für gefallene Menschen nur durch Tod und Gericht geht und gehen kann - das Kreuz ist der Weg zum Leben - das ist nach dem Bekenntnis die besondere Lehre des Evangeliums. Aber was ist das Kreuz? errettet uns Christi Tod wirklich, wenn wir nicht durch Gnade mit Ihm sterben? Unser Herr sagt ausdrücklich: "Will Mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um Meinetwillen, der wird's finden" (Mt 16:25). "Das ist gewiss wahr: sterben wir mit, so werden wir mit leben, verleugnen wir, so wird Er uns auch verleugnen" (2Tim 2:11.12). Der Heilige muss sagen: "Ich bin mit Christus gekreuzigt, ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir"(Gal 2:20). "Wir sind Schuldner nicht dem Fleisch, dass wir nach dem Fleisch leben. Denn wo wir nach dem Fleisch leben, so werden wir sterben müssen; wo wir aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte töten, so werden wir leben" (Röm 8:12.13). In der Taufe bekennen wir darum, dass wir mit Christus gestorben sind und dass wir, wenn wir mit Ihm sterben, auch mit Ihm leben werden (Röm 6:3.4).

Das ist die Lehre, die uns allen zuteil wird. Aber worin liegt die Berechtigung zu dieser Lehre? Warum geht für uns der Weg zum Leben durch das Kreuz, das ist durch den Tod? Warum kann es nicht anders sein? Wenn wir sehen, auf welchem Wege sich der Mensch von Gott entfernt hat, dann werden wir auch den Weg seiner Rückkehr erkennen und warum dieser durch den Tod gehen muss; denn wahrlich, denselben Weg, den wir gekommen sind, müssen wir zurückgehen, wenn wir aus Gnade wieder zu Gott kommen.

Auf welche Weise trennte sich denn der Mensch von Gott und starb für Ihn und fiel aus Seinem Reich? Dadurch, dass er einer Lüge geglaubt hat. Durch die doppelte Lüge der Schlange - die eine über Gott, dass Er missgünstig und nicht wahr sei, und die andere über den Menschen, dass er im Ungehorsam sein werde wie Gott - wurde das göttliche Leben in der Seele des Menschen vergiftet und zerstört, und der Mensch wurde von Gott getrennt und starb für Gottes Welt (1Mo 3:1-5). Uns weil für den in Gottes Ebenbild geschaffenen Menschen der Tod nicht das Ende seines Daseins, sondern nur ein Übergang aus der einen Welt in die andere sein kann, so verlor der Mensch, der ein Geist ist, als er für Gott starb, die Stelle, die ihm Gott gegeben hatte, das Paradies, von Paulus "dritter Himmel" genannt (2Kor 12:2.4. Die LXX braucht wie 1Mo 2:8.9 das Wort Paradies, vergleiche Offb 2:7) und wurde ausgetrieben und fiel in das Reich der Finsternis; sein inwendiges Leben verwandelte sich wie süßer Wein in sauren Essig, in ein Leben unaufhörlicher, schmerzlicher Unruhe. Ihr zu entgehen, wendet er sich den äußeren Dingen zu und fürchtet sich davor, auch nur für einen Augenblick zu sich selbst zu kommen; unbewusst durch seine eigene innere Unzufriedenheit getrieben, sucht er Zerstreuung in äußeren Sorgen, Mühen oder Vergnügungen. Sei Leib aber wurde gleich dem der Tiere den Elementen dieser Welt unterworfen und all dem Wechsel und der Arbeit, die den "Fluch dieser Welt" ausmachen.

c) Die Rückkehr des Menschen

Das ist des Menschen Fall, und dies erklärt, warum für unsere Rückkehr zu Gott der Tod notwendig ist. Der Tod ist der einzige Weg aus einer Welt in die andere. Dadurch, dass wir Gott gestorben sind, sind wir aus Gottes Welt gefallen. Und dadurch, dass wir mit Christo der Sünde und dieser Welt sterben, werden wir im Geist von der Sünde, das ist der finsteren Welt, und im Leben von den Mühen und Veränderung dieser äußeren Welt befreit. Denn wie die Schrift und unser eigenes Herz uns sagt, leben wir nicht nur dem Leibe nach, nämlich in dieser äußeren Welt, sondern auch unser Geist lebt, und zwar in einer geistigen Welt, welche gewiss nicht der Himmel ist. Denn keine Menschenseele ist vor ihrer Wiedergeburt in Frieden und zufrieden. Und da wir also gefallen sind, ist der einzige Weg aus diesen Welten der Tod; so lange wir ihr Leben leben, sind wir in ihnen. Deshalb müssen wir sterben, um von ihnen frei zu werden; sterben wir dieser sichtbaren Natur, um aus der sichtbaren Welt heraus zu kommen, und sterben der Sünde, um frei zu werden von der finsteren Welt, die in der Schrift die "Obrigkeit der Finsternis" (Kol 1:13) genannt wird.

Und da das Leben der einen Welt Mühe und Veränderung, das der anderen Unzufriedenheit und innere Ruhelosigkeit ist, so müssen wir beidem sterben, wenn wir frei werden wollen von dem Wechsel dieser Welt und von dem Unfrieden und der Unzufriedenheit, in welcher unser Geist sich von Natur befindet. Christus starb diesen doppelten Tod für uns, nicht nur der Sünde (Röm 6:10), sondern auch den "Elementen dieser Welt" (Kol 2:20); Luther übersetzt "Satzungen"). Und um frei zu werden, müssen auch wir beiden Welten sterben. Nur durch solchen Tod werden wir frei.

d) Gesetz und Evangelium

Wenn wir indessen diesen Punkt betonen, dass der Tod für die Befreiung des Sünders notwendig ist, so brauche ich wohl kaum hinzuzufügen, dass der Tod allein ohne ein anderes Leben an sich nicht genügen kann, um uns zurückzubringen in die Welt Gottes. Wir bedürfen des Todes, um von dieser Welt und von der Obrigkeit der Finsternis zu scheiden; aber ebenso bedürfen wir, um in der Welt Gottes leben zu können, des göttlichen Lebens, welches allein in der Auferstehung zur Vollendung kommt (Joh 3:3.5). Wie wir ohne das Leben dieser Welt in dieselbe nicht eingehen, oder ohne das Leben der Hölle nicht in der Hölle leben könnten, so können wir in den Himmel weder eingehen noch darin leben ohne himmlisches Leben; denn wir können in keiner Welt leben, ohne deren Leben zu besitzen.

Und wie darum die Lüge der Schlange in dem Menschen das Leben der Hölle gebar, bevor er unter die Obrigkeit der Finsternis fallen konnte, so muss auch Gottes Leben im Menschen wieder erweckt werden, bevor er wieder in Gottes Reich leben kann. Und Gott sei gepriesen, wie das Leben der Hölle durch eine Lüge, so wird das Leben Gottes durch die Wahrheit erweckt, ja durch das "Wort Gottes" welches dahin kam, wo der Mensch war, um in dem Menschen Gottes Leben hervorzurufen, worin und wodurch der Mensch der Sünde und dieser Welt sterben und völlig freiwerden könnte. (Nicht ohne tiefen wunderbaren Grund bedeutet das hebräische basar sowohl "frohe Botschaft" als auch "Fleisch", denn durch jenes sowohl als durch dieses wird die gefangene Kreatur erreicht und lebendig gemacht. Groß ist in der Tat das Geheimnis des Fleisches Christi und hat "unaussprechliche Worte, welche kein Mensch sagen kann". Aber das Geheimnis wird offenbart vom Glauben zum Glauben.)

In Christo ist das Werk erfüllt worden. In Ihm ist durch Gottes Wort und Geist das Leben Gottes im Menschen wieder erweckt worden, und in der Kraft dieses Lebens ist der Mensch der Sünde und der Welt gestorben und so durch Tod, Auferstehung und Himmelfahrt in Stufen, von denen wir wenig wissen, aus der Finsternis zur Rechten Gottes zurückgekehrt. Durch Christus wird dasselbe Werk noch jetzt erfüllt, wird ein verlorener Mensch durch denselben Vorgang zu der gleichen Herrlichkeit erhoben. Ob aber in Christo oder in uns, immer wird das Werk nur durch den Tod gewirkt. Der Mensch, welcher gerettet werden soll, muss nicht nur durch Gottes Leben lebendig gemacht werden, sondern auch dem Leben absterben, welches ihn von Gott fernhält. Und das Mittel, welches diesen Tod bewirkt, ist Gottes Gericht. Weil Er uns liebt, tötet Er uns, um uns lebendig zu machen, und schlägt uns, um sagen zu können: "Kommt wieder, Menschenkinder!" (Ps 90:3 - siehe auch Hi 19:10 - Hi 9:22).

e) Das Gesetz verdammt

Und dies erklärt, warum von allen Lehrern Gott allein zwei Methoden hat und haben muss, nämlich Gesetz und Evangelium, die einander zu widersprechen scheinen, denn das Gesetz verdammt, während das Evangelium rechtfertigt, während jede von ihnen einem Teil unseres Mangels abhilft und der doppelten Lüge des Teufels entgegentritt. Denn auch jetzt noch steht der Mensch unter der Gewalt dieser alten Lüge, Gott sei missgünstig und unwahr, und der Mensch könne sich selbst regieren und sein wie Gott. Und deshalb muss nicht nur das göttliche Leben in ihm wieder erweckt werden, damit er vorbereitet wird für das Leben in Gottes Welt, sondern es muss ebenso das Leben der Hölle und dieser Welt in ihm getötet werden, damit er frei werden kann von der Obrigkeit der Finsternis und von dieser gegenwärtigen Welt, die ihn gefangen halten.

Um dem ersten Bedürfnis zu begegnen, wurde uns die Verheißung oder das Evangelium gegeben lange vor dem Gesetz, wenn es auch erst zur Erfüllung kam, nachdem das Gesetz sein Werk getan hatte; und für das zweite haben wir das Gesetz, welches verdammt und den Beweis erbringt, dass der Mensch nicht wie Gott ist, sondern ein gefallenes und verdorbenes Geschöpf. Durch das eine wird Gottes Leben im Menschen erweckt, durch das andere in gegenwärtigem oder zukünftigem Gericht das höllische und irdische Leben überwunden und vernichtet. Hat Gott uns nicht lieb? Das Evangelium ist die Antwort. Ist der Mensch wie Gott? Das Gesetz bringt die Entscheidung. Christi Kreuz ist das Siegel zu beidem. Es offenbart, dass Gott Liebe ist, denn Er hat Seinen Sohn dahingegeben für Empörer, und dass der Mensch nicht ist wie Gott, sondern ein Sünder unter Tod und Gericht.

Während aber das Gesetz verdammt und zeigt, was der Mensch ist, so kann doch dies "Amt das die Verdammnis predigt", so nötig es auch an seinem Platz sein mag, nicht der Schluss sein. Das Evangelium, das "Amt, das die Gerechtigkeit predigt", ist Gottes eigene Weise und darum "bleibt es", wie Paulus sagt; aber das Gesetz, das "Amt, welches Tod und Verdammnis predigt", Gottes fremde Weise" (Jes 28:21), ist nur ein Mittel zum Endzweck und wird deshalb "aufhören" (2Kor 3:11-13). Was Paulus über diesen Punkt lehrt, ist ganz bestimmt, wenn auch trotz seiner Lehre und trotz des Evangeliums viele selbst von dem Israel Gottes noch nicht klar das Ende dessen, das aufhört, zu sehen vermögen. Ebenso klar ist auch sein Zeugnis von Gottes Verheißung für Abrahams Samen, dass sie durch das Gesetz oder durch Fluch, Zorn und Gericht, die das Gesetz wirkt, weder geändert noch umgestoßen werden kann (Röm 4:15 - Röm 4:20 - Röm 7:9-11 - Gal 3:10.19).

f) Darstellung im Opfergesetz

So zeigt er in seinem Brief an die Galater zuerst, dass die Verheißung Gottes an Abraham alle Nationen einschloss, und dass das Gesetz notwendigerweises nur Gericht wirken konnte: dann fährt er fort "Das Testament, das von Gott zuvor bestätigt ist auf Christum, wird nicht aufgehoben, dass die Verheißung sollte durch Gesetz aufhören, welches gegeben ist über vierhundert und dreißig Jahre danach. Denn so das Erbe durch das Gesetz erworben würde, so würde es nicht durch Verheißung gegeben: Gott aber hat's Abraham durch Verheißung frei geschenkt" (Gal 3:8.15.17.18) Das Gesetz, welches den Menschen zum Gericht wird und werden muss, ist notwendig, um sie in ihren eigenen Augen zu überwinden und zu venichten. Aber dies Töten hat den Zweck, lebendig zu machen. Das Gericht oder die Verdammnis kann in keinem Fall den vorhergehenden Bund aufheben. "Verwirft man doch auch eines Menschen Testament nicht, wenn es bestätigt ist, und tut auch nichts dazu". Darum muss das Gericht in Segen enden nicht aber der Segen in Gericht. Aber für die meisten hängt noch die Decke über Mose Angesicht, so dass sie, wenn sie auf den "Dienst der Verdammnis predigt", sehen, nicht erkennen "das Ende des Herrn" und dass "der Herr barmherzig ist und ein Erbarmer" (2Kor 3:13 und Jak 5:11).

Ich habe mich hierbei länger aufgehalten, weil so wenige jetzt zu sehen scheinen, aus welchem Grund für uns der Weg zum Leben durch den Tod geht und gehen muss, und weil, wenn dies erkannt wird, Gottes Absicht und Vorsatz und der Grund für Seine Gerichte klar ersichtlich werden. Gott, unser Vater richtet, um zu retten. Durch Gericht rettet Er nur, was böse ist. Das Böse muss überwunden werden; und durch den Tod vernichtet Er den, der die Gewalt des Todes hat. Eine neue Schöpfung, die Folge des Todes, ist Gottes Heilmittel für das, was durch einen Fall in Tod und Knechtschaft gehalten wird. Deshalb müssen beide, Himmel und Erde, veralten und vergehen (Hebr 1:10 - 12). Deshalb lässt Gott selber uns sterben, damit wir wiederkommen als kleine Kinder (Ps 90:3). Und die Auserwählten Gottes lassen sich Sein Gericht hier auf Erden gern gefallen, damit ihr fleischlicher Sinn sterbe und der alte Mensch mit all seiner Gottesfeindschaft zugrunde gehe.

Die Welt dagegen verwirft Gottes Gericht, und deshalb muss sie dasselbe in einer viel schrecklicheren Form in der Auferstehung des Gerichts in der kommenden Welt erleiden. Denn während wir hienieden sind, wird unser gefallener Geist unter der Bürde und Schwachheit dieses nichtigen Leibes (Phil 3:21) to soma tes tapeinoseos leichter zerbrochen und wir sterben schneller der Sünde ab, wenn auch selbst hier Feuer und Wasser nötig sind, damit wir unserem eigenwilligen Leben absterben, in welchem unser Elend liegt. Wer kann sagen, wie viel schwerer wohl dieser Tod für solche Seelen sein mag, die, als sie von hier schieden, nicht mehr unter der Last "dieses Geistes gedemütigt, der, weil ungebrochen, zu Hölle gehört und in uns sterben muss, bevor wir zum Frieden Gottes kommen.

g) Zum Leben durchs Feuer

Das ist der Grund für die Rettung durchs Kreuz, das heißt durch den Tod; die große Illustration dieser Wahrheit aber finden wir in dem Gesetz, das da "hat den Schatten der zukünftigen Güter" (Hebr 10:1) und welches in all seinen mannigfaltigen Formen der Opfer die gleiche große Wahrheit bestätigt, dass nur durch das Feuer Gottes und durch den Tod die irdische Kreatur verändert werden und zu Gott emporsteigen kann. Die Opfer waren sehr verschieden, die einen (3Mo 1:2.3) zum süßen Geruch, die auf dem Altar im Heiligtum dargebracht wurden, und andere, die nicht zum süßen Geruch auf der Erde irgendwo außerhalb des Lagers Israels verbrannt wurden (3Mo 4.5.6). Dadurch sollten die mannigfaltigen Beziehungen dargestellt werden, in denen die Mensch und ihre Werke vor Gott stehen und die verschiedenen Stellen und Weisen ihrer Annahme von Ihm.

In jedem Fall aber, möchte es nun im Gehorsam oder freiwillig dargebracht, oder als Strafe für Übertretung und Ungehorsam gefordert werden, immer musste das Opfer durchs Feuer gehen und starb so in seiner ersten Gestalt, um in einer neuen emporzusteigen als Rauchsäule vor Gott. Wenn denn dies alles "Vorbilder der himmlischen Dinge" (2Mo 25:40 - Hebr 9:23) waren, so haben wir ein weiteres Zeugnis dafür, dass eine durch Feuer bewirkte Umgestaltung auch jetzt noch in den rechten Himmel, das ist in die geistliche Welt, hineinführt, denn keine göttliche Veränderung kann selbst an Auserwählten Gottes geschehen, ohne durch Wasser und Feuer, denn Wasser und Feuer sind für uns bestimmt, und zwar wesenhaft, wenn auch nicht von dieser Welt, wie das Feuer, welches auf dem Altar brannte oder das Wasser, welches das Wasserbecken der Hütte füllte.

Unser Herr kann unsere Natur ebenso wenig schonen wie das Opfertier früher von dem Priester geschont wurde. Und wie Er in Seinem eigenen Leibe, als Er unter das Gesetz getan war, nicht vor den Vorbildern des Leidens zurückschrak, sondern sie erfüllte, so wird Er dasselbe auch erfüllen in den Leibern derer, die Seine Glieder sind, damit sie "Seinem Tode ähnlich werden und an der Auferstehung der Toten teilhaben" (Phil 3:10.11)

In jedem Fall geht für alles der Weg durchs Feuer, denn Feuer vereinigt und schlichtet alle Dinge; und Dinge, die ohne Feuer nie verbunden werden können, werden durch das Feuer verändert und eins. Deshalb ist jedes Kommen Christi, auch für die Auserwählten Feuer, sowohl jetzt (1Petr 1:7 und 1Petr 4:12), als an dem kommenden Tag (1Kor 3:13.15), denn "unser Gott ist ein verzehrendes Feuer" (Hebr 12:29); und um in Ihm zu wohnen, müssen wir ein Leben haben, welches vom Feuer nicht verzehrt wird, weil es selber vom Feuer ist und ein Feuer das andere nicht verbrennt. Deshalb kam unser Herr, "um ein Feuer anzuzünden auf Erden, und wollte nichts lieber, denn es brenne schon" (Lk 12:49). Deshalb sagt Er: "Es muss ein jeglicher mit Feuer gesalzen werden, und alles Opfer wird mit Salz gesalzen" (Mk 9:49). Denn dies ist die wahre Taufe "mit dem Heiligen Geist und mit Feuer" (Mt 3:11), jeder "Geist, der richten und ein Feuer anzünden wird", den der Prophet verheißen hat, "durch welchen der Herr die Blutschulden Jerusalems von ihr vertreiben wird.

Und der Herr wird schaffen über alle Wohnung des Berges Zion und wo sie versammelt ist, Wolke und Rauch des Tages und Feuerglanz, der da brenne des Nachts. Denn er wird ein Schirm sein über alles, was herrlich ist" (Jes 4:4.5); "denn Er ist wie das Feuer eines Goldschmieds und wie die Seife der Wäscher. Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen; Er wird die Kinder Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn Speiseopfer bringen in Gerechtigkeit" (Mal 3:3. Die Worte Luthers [Epist. lib. 2p.42] möchte ich hier anführen, in welchen er die Unterscheidungsmerkmale rechter Propheten angibt, denn sie haben in gleicher Weise ihre Bedeutung für alle, die von Gott gelehrt sind: "Du musst danach forschen, ob sie jene Seelennot, ob sie die göttliche Geburt, den Tod und die Hölle durchgemacht haben. Wenn du von ihnen gewinnende, ruhige gottergebene wie man sagt, und fromme Worte hörst, so darf das nicht den Ausschlag geben, wenn sie auch behaupteten, bis in den dritten Himmel entrückt gewesen zu sein, denn es fehlt das Kennzeichen des Menschensohnes. Er allein ist der rechte Prüfstein, Er kennt die wahren Christen und weiß die Geister zu unterscheiden. Willst du wissen, wo, wann und wie Gott gesprochen hat, so höre: "Wie Löwen meine Seele erhaschen und zerreißen" Ps 7:3; "Ich bin von Deinen Augen verstoßen", Ps 31:23; "Meine Seele ist voll Jammers, und mein Leben ist nahe bei der Hölle" (Ps 88:4. Danach prüfe, und wenn du Ihn nicht vorher am Kreuze gesehen hast, kannst du Jesu Herrlichkeit nicht vernehmen.)

Und wie wir durch das verborgene Feuer dieses gegenwärtigen Lebens, welches eingeschlossen ist in unseren Leib der Zersetzung, durch die wunderbare Chemie der Natur fähig sind, die Früchte und das Fleisch der Erde durch Zersetzung in unser Blut zu verwandeln und aus dem Blut wiederum in Fleisch, Knochen und Sehnen - so können wir durch das Feuer Gottes verwandelt werden und teilhaftig werden des Fleisches und Blutes Christi. In und durch Christus haben wir diese Umgestaltung empfangen (Röm 5:11 ten katallagen) und durch Seinen Geist, welcher ist Feuer, wird dieselbe in uns zur Vollendung kommen(Es ist gewiss sehr bezeichnend, dass die beiden hebräischen Worte taman und kalah welche "Zerstörung" bedeuten, auch gebraucht werden um Vollendung auszudrücken, und dass das Wort für "Feueropfer" ischah dasgleiche ist, wie für "Braut" oder "Weib", 4Mo 28:6. Infolge dieses doppelten Sinnes liegt ein Schleier über dem Buchstaben, welcher Gottes Absicht sowohl verhüllt als enthüllt. Seine Absicht ist es, das Geschöpf durch Zerstörung zu vollenden und es druch Feuer zu einer Braut für den Herrn zu machen. Aus einem ähnlichen Grund werden einige von den Engeln Seraphim genannt, das heißt "Brennende", denn gleich dem Herrn, dessen Thron auf Feuerflammen ist (Dan 7:9.10) sind auch sie wie Feuer, wie geschrieben steht: "Er macht Seine Engel zu Winden und Seine Diener zu Feuerflammen (Hebr 1:7 - Ps 104:4).

Und wie es den Erstlingsfrüchten ergeht, so ergeht es auch der Ernte. Die Welt muss, um errettet zu werden, dieselbe Taufe kennenlernen. "Denn der Herr wird kommen mit Feuer... und wird durchs Feuer richten und durch sein Schwert alles Fleisch; und der Getöteten des Herrn wird viel sein" (Jes 66:15.16). Die verheißene Taufe oder Ausgießung des Geistes muss Gericht sein, denn der Geist kann nicht ausgegossen werden über den Menschen, ond sein Fleisch zu verzehren, um ein besseres Leben entstehen zu lassen (Jes 40:7 und vergl. Offb 8:6.7, wo die Wirkung beschrieben wird, welche das Ausatmen des Geistes des Herrn hervorbringt, das durch die Posaunen des himmlischen Heiligtums dringt); und Sein Schwert, das aus Seinem Munde geht (Offb 19:13.15), ist das Wort, welches tötet, um lebendig zu machen. Gott ist in der Tat ein "Kriegsmann" (2Mo 15:3), aber Sein Streiten und Sein Zorn wirkt Gerechtigkeit und Leben, entgegen dem Zorn des Menschen, welcher nicht tut, was vor Gott recht ist (nicht die Gerechtigkeit Gottes wirkt, wörtlich übersetzt), und setzt sich fort in dem "Amt und Dienst in der Stiftshütte" (4Mo 4:23.30 - 4Mo 8:24.25 - vergl. 1Tim 1:18). Durch welche das, was von der Erde war, zubereitet wurde, um im Feuer als süßes Opfer zu Gott emporzusteigen.

h) Nicht Vernichtung ist das Ende

Deshalb ist die Ansicht, zu welcher sich einige Gläubige bekennen, weil sie mehr mit der Schrift übereinstimmt, als die allgemeine Auffassung von den nie endenden Qualen, dass nämlich solche, die ihren Tag der Gnade missbrauchen, mehr oder weniger Not leiden müssen, je nach dem Maß ihrer Übertretungen und dann durch den "zweiten Tod" vollkommen vernichtet werden (ich beziehe mich hierbei auf die Werke: "Ewige Strafe und ewiger Tod" von P.J.W. Barlow und "Endlose Leiden lehrt die Schrift nicht" von P.T. Davis), zwar schon ein gutes Teil richtiger, als die Lehre vom endlosen Weh, aber doch keine vollkommene Widergabe von Gottes Absicht, noch die rechte Lösung des großen Geheimnisses. Gott hat den Menschen nicht geschaffen, um ihn, kaum geschaffen, fallen, sich immer weiter ausbreiten, immer mehr sündigen und leiden zu lassen und ihn dann zu vernichten, sondern vielmehr, um ihn aus dem Fall und durch ihn in einen Stand höherer und bestimmterer Segnungen zu erheben, wie geschrieben steht: "Wie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden" (1Kor 15:22); nicht alle auf einmal, sondern durch einander folgende Zeiten hindurch und nach einer bestimmten Reihenfolge, in welcher die letzten so gut wie die ersten durch den Auserwählten wiederhergestellt werden sollen.

Denn Christus ist nicht nur "der Erste", sondern auch der "Letzte" (Jes 41:4) und wird gewiss bei der Erlösung der "Letzten" Herrlichkeiten sichtbar werden lassen, die denen nicht nachstehen, welche offenbart sind bei der Erlösung der Erstgeborenen, die da sind "Sein Leib" (Eph 1:23). Er ist der "Erste", beides, aus dem Leben und aus dem Tod (Kol 1:15.18) und offenbart als solcher eine besondere Herrlichkeit in Seinen auserwählten Erstgeborenen. Aber Er ist auch der "Letzte" (Jes 44:7 und Offb 1:11.17) und wird als solcher noch andere Schätze ans Licht bringen, die in Ihm verborgen sind, dann "in Ihm liegen verborgen alle Schätze" (Kol 2:3) und "unerforschlicher Reichtum" (Eph 3:8), den Er zu rechter Zeit wird sichtbar werden lassen. Ihre eigene Bekehrung sollte den Gläubigen diese Hoffnung lebendig machen. Aber das ganze Geheimnis der Wiedergeburt und Bekehrung und die absolute Notwendigkeit des Kreuzes auf seinem rechten Grund und in seiner tief inneren Berechtigung wird gerade von bekehrten Seelen so wenig erkannt - sind sie doch so unwissend, dass sie als Erstlingsfrüchte berufen sind, nicht nur Gottes Mitarbeiter (1Kor 3:9 und 2Kor 6:1), sondern auch ein Pfand und ein Vorbild der Erlösung der ganzen Welt zu sein - dass sie die einfachsten Worte missverstehen bezüglich Gottes Verhalten im Gericht an denen, welche die Herrlichkeit der Erstgeborenen nicht haben.

Denn was ist Bekehrung anderes als ein Übergang zuerst durch Wasser und dann durch Feuer (Jes 43:2 und Mt 3:11), eine Veränderung, die den Tod der Sünde und eine neue Geburt zur Gerechtigkeit in sich schließt; der Tod vernichtet den gefallenen Geist nicht, sondern ist vielmehr das vorherbestimmte Mittel zur Hervorbringung und Vollendung des neuen Lebens. Und obwohl die Ernte einer größeren Hitze bedarf als die Erstlingsfrüchte - die eine wird im Herbst im siebenten, die anderen werden im Frühjahr, im ersten und dritten Monat eingesammelt (3Mo 23:39 und 3Mo 23:6.10.12.16.17) - so gibt es doch nur einen Weg, um die Saat aus der Erde hervorsprossen, und nur ein Mittel, sie reifen zu lassen. Es kann nichts gewirkt werden außer durch Wasser und Feuer. Bekehrung ist nur die Folge der Verdammnis. Das Gesetz verdammt und tötet uns (Röm 7:9-11), nicht, um uns zu vernichten, sondern um ein besseres Leben hervorzubringen. Und solche Seelen, welche diese Verdammnis nicht kennen, lernen niemals ganz die "Rechtfertigung des Lebens" in der Wiedergeburt kennen.

Warum sollte dann das Gericht des zweiten Todes, welches das Wirken desselben Amtes der Verdammnis auf die Nichtauserwählten darstellt, Vernichtung sein? Wird nicht das Gericht, weil Gott unveränderlich ist, in ihnen so gut wie in den Auserwählten das Mittel zu ihrer Befreiung sein? Für mich gibt die ganze Schrift nur eine Antwort; es gibt nur einen Weg: "Eine Taufe zur Vergebung der Sünden", jene "Taufe, mit der wir getauft werden müssen", und von welcher wir wohl mit unserem Haupt sagen können: "Wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde" (Lk 12:50); jene Hitze in uns, die, wie Petrus sagt, uns widerfährt, dass wir versucht werden, und welcher wir uns freuen sollten, weil wir mit Christo leiden (1Petr 4:12 te en hümin pürosei k.t.l.) "So sind wir mit Ihm begraben durch die Taufe in den Tod (Röm 6:4) und deshalb erwarten wir, mit dem Heiligen Geist und mit Feuer getauft zu werden (Mt 3:11), gewiss nicht, damit wir vernichtet, sondern vielmehr, damit wir durch Gericht vollendet werden.

Deshalb und zu diesem Zweck müssen diejenigen, welche diese Taufe hier nicht empfangen, das letzte Gericht kennenlernen und den Feuersee, das ist der andere Tod (Offb 21:8). Und in der Tat, wenn man an die Sprache der wahren Auserwählten denkt, und an all die feurige Versuchung, durch die sie hindurch müssen - wenn wir sie sagen hören oder selber sagen: "Du hast mich in die Grube hinunter gelegt, in die Finsternis und in die Tiefe. Dein Grimm drückt mich und drängt mich mit allen Deinen Fluten" (Ps 88:6.7) - dann werden wir nicht so leicht das missverstehen, was über das Gericht gesagt ist, welches notwendig ist, um die größere Härte und Unbußfertigkeit der Gottlosen zu überwinden.

i) Zur Erziehung dem Satan übergeben

Weil nun Gott ist, was Er ist, so ist Er nicht nur Liebe, sondern auch für alle Unbußfertigen Fluch und Verderben. Wie Er aber schon in dieser gefallenen Welt nicht nur Segen in Fluch (Mal 2:2), sondern auch Fluch in Segen verwandeln kann - wir sehen, wie Stärke, Gesundheit, Reichtum und Talente, die doch Segen sind, durch Ungehorsam in Fluch verwandelt werden; und diejenigen, welche jetzt den Segen in Fluch verwandeln, können und werden wie ich glaube, finden, dass Gott auch Fluch zu Segen machen kann. Pauli Worte können uns hier helfen. Er, welcher sagen konnte: "Für mich ist Leben Christus" (Phil 1:21), und dessen Wege darum ein treuer Ausdruck von Gottes Ratschluss waren, bittet die Gemeinde, jemanden "zu übergeben dem Satan zum Verderben des Fleisches, auf dass der Geist selig werde" (1Kor 5:5), und sagt uns weiter, dass er selber dies getan und Brüder "dem Sstan übergeben habe, dass sie gezüchtigt (wörtlich: erzogen) werden, nicht mehr zu lästern" (1Tim 1:20). (Anm. des Übersetzers: lästern = blasphemein) das Falsche, Unwahre sagen im Gegensatz zu prophetnein, die Wahrheit sagen). O wunderbare Wege Gottes! Seelen lernen es, nicht mehr zu lästern dadurch, dass sie dem Satan übergeben werden; und der Geist christlicher Brüder wird selig, ihr Fleisch aber verderbt dadurch, dass sie dem Widersacher Gottes ausgeliefert werden. Was müssen wir daraus lernen betreffs Gottes Absicht mit solchen, die Er auch dem Satan überliefert, und sie, weil sie im Guten nicht lernen wollten, durch das Böse erzieht "Wer ist weise und behält dies? So werden sie merken, wie viel Wohltaten der Herr erzeigt (Ps 107:43).

Ich kann hier nicht den Versuch machen, die Stufen oder Entwicklungen des zukünftigen Gerichts über diejenigen zu zeigen, die auferweckt werden zur Verdammnis; denn wenn Seine "Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes", so ist Sein "Recht (Gericht) eine große Tiefe" (Ps 36:7); was aber hier aus dem "Worte Gottes" bezüglich des Verlaufs und der Methode Seiner Erlösung geschöpft ist, wirft Licht auf die "Auferstehung des Gerichts" (Joh 5:29), von der unser Herr spricht. Von den Einzelheiten dieser Auferstehung, von dem Wesen und dem Zustand der Leiber der Gerichteten - wenn überhaupt sie dann Leiber haben, in denen noch ein Bild des Menschen und deshalb Gottes zu finden ist (denn des Menschen Gestalt trägt Gottes Bild, 1Kor 11:7) - und von dem Verlauf des Gerichts selber wird sehr wenig in der Schrift gesagt; aber das Wenige, was gesagt ist, ist schrecklich genug.

Und wahrlich, wenn man an das ewige Gesetz denkt, "Ein jeglicher Samen hat seinem eigenen Leib" (1Kor 15:38), dann kann man verstehen, wie schrecklich das Gericht sein muss über alles, was in einer zukünftigen Welt aus dem Samen entsteht, der sich hier mit Eigenliebe und Unglauben genährt hat, ein Gericht, im Verglich zu dem jede gegenwärtige Pein nur ein kleiner Schmerz ist. Es wird folgendermaßen beschrieben: "Und ich sah einen großen weißen Stuhl und den, der darauf saß, vor des Angesicht floh die Erde und der Himmel, und für sie ward keine Stätte gefunden. Und ich sah die Toten, beide, groß und klein, stehen vor Gott; und Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch ward aufgetan, welches ist das des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach der Schrift in den Büchern nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten, die darin waren, und der Tod und die Hölle gaben die Toten, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeglicher nach seinen Werken. Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der andere Tod" (Offb 20:11-14).

j) Der zweite Tod - ein Segen

Und dennoch, so schrecklich dies Gericht auch sein mag, wer kann an seinem Endzweck und seiner Absicht zweifeln? Gott, "der Richter über alle" (Hebr 12:23), wandelt sich nicht" (Mal 3:6), und "Jesus Christus ist gestern und heute und in Ewigkeit derselbe (Hebr 13:8). Und gerade der Zusammenhang der Stelle, welche beschreibt, wie die Gottlosen in den feurigen Pfuhl geworfen werden, scheint zu zeigen, dass diese Auferstehung des Gerichts und der andere Tod beides Teile des gleichen Erlösungsplanes sind, der notwendigerweise über diejenigen das Gericht verhängt, welche sich nicht selber richten und das Gericht und die Leiden der Liebe nicht haben annehmen wollen, durch welche die Erstgeborenen in diesem Leben zubereitet werden für die erste Auferstehung. So lesen wir: "Und der auf dem Stuhl saß, sprach: Siehe Ich mache alles neu. Und Er spricht zu mir: schreibe; dann diese Worte sind wahrhaftig und gewiss. Und Er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, der wird's alles ererben, und Ich werde sein Gott sein und er wird Mein Sohn sein. Der Verzagten aber und Ungläubigen und Gräulichen und Totschläger und Hurer und Zauberer und Abgöttischen und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt, das ist der andere Tod" (Offb 21:5-8).

Was sagt Er hiermit anderes als dass alles neu werden wird, wenn auch auf dem Weg hierzu die Verzagten und Ungläubigen durch den feurigen Pfuhl müssen. Und zeigt nicht die Tatsache, dass das gefürchtete Gericht unter und als ein Teil der Verheißung erfolgt: "Siehe ich mache alles neu," dass der andere Tod nicht außerhalb und ohne Verbindung mit ihr, sondern vielmehr das bestimmte Mittel ist, sie in bestimmten Fällen zu ermöglichen. Wer überwindet, der wird's alles ererben; er ist ein Kind und Erbe Gottes. Gleich Abraham ist er "der Welt Erbe" (Röm 4:13), alles gehört ihm (1Kor 3:22), damit Er es segne. Aber das Gericht über die Gottlosen, ja der andere Tod, ist nur die Folge derselben Verheißung, die unter dem drohenden Zorn, wie in dem alten Fluch über die Schlange, das Pfand wahren Segens in sich birgt (1Mo 3:14-19. "Wie wunderbar sind die Wege Gottes... weder Adam noch Eva empfingen ein Wort des Trostes. Der einzige Hinweis auf etwas Derartiges liegt in der Tatsache, dass die Schlange verflucht wird. Der Fluch schloss den Segen in sich." Der ewige Vorsatz Gottes, von A.L Newten. Seite 10). Was anderes als die kannte Paulus, der so betrübt war über seine Brüder, dass er wünschte, für sie verbannt zu sein, veranlassen zu hoffen, anstatt zu fürchten, "dass zukünftig sei die Auferstehung der Toten, beide, der Gerechten und der Ungerechten" (Röm 9:3 und Apg 24:15). Weit entfernt davon, dass der "andere Tod" (Offb 20:14), wie manche glauben, das hoffnungslose Verschlossenwerden des Menschen für ewige Zeit in den Fluch des Ungehorsams darstellte, wird er vielmehr, wenn ich nicht irre, der Weg Gottes sein, um solche Seelen freizumachen, die auf keine andere Art als durch solchen Tod aus der finsteren Welt erlöst werden können, in deren Leben sie leben.

Die Heiligen sind mit Christo gestorben, und zwar nicht nur den "Elementen dieser Welt" (Kol 2:20), wörtlich), sondern auch der Sünde (Röm 6:10), das heißt: der finsteren Geisterwelt. Durch das eine sind sie von der Knechtschaft der Sinne, durch das andere von der Knechtschaft der Sünde in all ihren Gestalten, von Zorn, Stolz, Neid und Selbstsucht freigeworden. Die Gottlosen sind nicht der Sünde gestorben. Darum sind sie, wenn der Leib stirbt, und mehr noch, wenn sie zum Gericht auferweckt werden, weil ihr Geist noch lebt, noch innerhalb der Grenzen jener finsteren und feurigen Welt, deren Leben das Leben ihres Geistes gewesen ist und noch ist. Um aus dieser Welt herauszukommen, gibt es nur einen Weg, nämlich den Tod; nicht den ersten, denn der ist schon vorüber, sondern den anderen Tod. Wenn wir selbst nicht so viel Licht haben, um dies zu sehen, müssten uns dann nicht die gegenwärtigen Wege Gottes etwas sagen über die zukünftigen? Denn Er ist doch derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit!

Wir wissen, dass Seine Absicht ist, wenn Er den gegenwärtigen Tod auferlegt, durch den Tod dem die Macht zu nehmen, der des Todes Gewalt hat, nämlich dem Teufel. Dürfen wir denn hieraus schließen, dass Gott in dem keine Veränderung ist, wenn Er den zweiten Tod auferlegt, nach einem Grundsatz handelt, der gänzlich verschieden ist von dem, der ihn jetzt bestimmt? Und warum sollte es denn ein solch unglaubliches Ding sein, dass Gott die Toten wieder auferweckt, die für ihre Sünde die Strafe des anderen Todes leiden? Ist dieser Tod stärker als die Überwinderkraft Christi? Oder soll der größere Feind dennoch triumphieren, während der geringere, nämlich der erste Tod doch ganz gewiss überwunden ist? Wer hat uns die Bedeutung der Worte gelehrt: "Der Tod ist verschlungen in den Sieg" so einzuschränken? Ist der Wille Gottes, "dass allen Menschen geholfen werde" (1Tim 2:4) auf achtzig Jahre beschränkt oder wird er umgestoßen durch das Ereignis, welches wir "Tod" nennen, von dem uns aber klar und deutlich gesagt wird, dass es Sein bestimmtes Mittel ist, um uns zu befreien?

Alles was wir von den bisherigen Wegen Gottes wissen, führt uns auf dieselbe Antwort. Wenn wir außerdem noch die ganz klare Verheißung haben, dass "gleich wie sie in Adam alle sterben, also sie in Christo alle lebendig gemacht werden" - dass "der Tod nicht mehr sein wird", und "kein Leid", und "alles neu", und "alle Dinge wieder hergestellt" - wenn uns ferner gesagt wird, dass Jesus Christus derselbe, das heißt, ein Erlöser ist, gestern, heute und in Ewigkeit, so muss der Schleier über dem Menschenherzen sehr dicht sein, wenn trotz aller Worte dennoch das "Ende des Herrn" (Jak 5:11) unseren Augen verborgen bleibt.

k) Was lehrt das Gesetz?

Für mich sind auch die Lehren, welche Gott gegeben hat, auf ihre Weise ein ebenso starkes Zeugnis, wie Seine direkten Verheißungen. Man beachte das Gesetz über Knechte (5Mo 15:12-15), Fremde (2Mo 22:20 und 3Mo 19:33.34), Schuldner (5Mo 15:1.2.9), Witwen und Waisen (2Mo 22:21 - 5Mo 24:17) und die Bestrafung der Gottlosen, die nicht mehr als vierzig Streiche empfangen durften, "auf dass nicht, so man mehr Schläge gibt, dein Bruder scheußlich vor deinen Augen sei" (5Mo 25:2.3); ja selbst das Gesetz über den Esel, der in eine Grube fällt (2Mo 21:33.34 und 2Mo 23:4.5); ermahnt nicht der Prophet, den Gebundenen los, den Beschwerten ledig zu lassen, den Gedrängten freizugeben und allerlei Joch wegzureißen? (Jes 58:6). Noch deutlicher ist das Zeugnis des Evangeliums: "Lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen" (Eph 4:26), "nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal sollst du vergeben" (Mt 18:22), "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem" (Röm 12:21), "So seid nun Gottes Nachfolger als die lieben Kinder, und wandelt in der Liebe, gleichwie Christus uns hat geliebt (Eph 5:1.2 memetai Theon. Wie schweres Gericht soll über den ergehen, der den Armen, den Nackten, den Hungrigen, den Fremdling und den Gefangenen nicht besucht (Mt 25:41-43).

Und dann sollen wir sagen, Gott selber tue das, was Er verabscheut? Sollte Er befehlen, dass Knechte und Schuldner freigelassen werden und doch selber die nicht loslassen, welche in noch schlimmerer Knechtschaft und unter einer größeren Schuld sich in endloser Gefangenschaft befinden? Sollte Er uns heißen, für Witwen und Waisen zu sorgen, und dann selber die verwitwete Natur vergessen, welche ihr Haupt und ihren Herrn verloren hat, und die armen, verwaisten Seelen, welche nicht rufen können: "Abba, lieber Vater!" Sollte er die Höhe der Strafe auf vierzig Schläge festsetzen, "Damit nicht dein Bruder scheußlich sei vor deinen Augen", und selber denen weit mehr auferlegen, die wenn auch gefallen, doch Seine Kinder sind? Ist nicht Christus der rechte Israelit, der das Gesetz erfüllt, und sollte Er dasselbe in irgendeiner von diesen Einzelheiten durchbrechen? Sollte Er sagen: "Du sollst siebzigmal siebenmal vergeben" und dann selber nicht vergeben außer in diesem kurzen Leben? Solle Er uns befehlen, das Böse mit Gutem zu überwinden, und selber, Er, der Allmächtige, sich vom Bösen überwinden lassen? Sollte Er diejenigen richten, welche die Gefangenen nicht besuchen, und dabei selber Gefangene in einem viel schlimmeren Gefängnis ewig unbesucht lassen?

Ruft Er nicht immer wieder unser natürliche Mitleidsgefühl an und bezeugt dabei, dass wir von unserem Vater im Himmel noch viel größere Barmherzigkeit erwarten sollen? (Mt 7:6-11 - Ps 103:8-14). Wäre es anders, müsste dann nicht der Feind Ihn tadeln und sagen: Du, der Du andere lehrst und richtest, lehrst Du Dich selber nicht?" So wird Gott nicht gerechtfertigt. Aber gepriesen sei Sein Name, Er wird in allen Dingen gerechtfertigt sein! Und wenn Er an Seinem Tage die "Schätze des Hagels" öffnet (Hi 38:22). (Das Buch Hiob behandelt zwei Fragen: Wie kann der Mensch und wie kann Gott gerechtfertigt werden? Hiobs Klagen gipfeln ihrem Inhalt nach darin: Wie kann Gott gerechtfertigt werden, wenn Er mich so behandelt? Seine drei Freunde, die keine Antwort wissen, drängen ihn dazu, lieber zu fragen: Wie kann ein Mensch gerechtfertigt werden? Elihu beantwortet diese zweite Frage, und dann antwortet Gott auf Hiobs Frage dadurch, dass Er ihn fragt, ob er wohl wisse, was Gott aus Dingen hervorbringen kann, die jetzt noch dunkel und verdorben sind. Die Frage Hiobs ist nicht die des Sünders, sondern des Gerechten (Hi 1:8), welche Frage Gott nicht verwirft, denn Er erklärt den drei Freunden Hiobs: "Ihr habt nicht recht von Mir geredet, wie Mein Knecht Hiob," Hi 42:7) und zeigt, dass Er aus hartem Hagel süßes Wasser hervorbringen kann, wenn Er die "Stelle, wo das Licht jetzt wohn", aufschließt und offenbart, welches Licht in Finsternis und Härte verborgen ist, wie wir's an der Kohle und am Feuerstein sehen, jenen stillen Vorbildern auf die dunklen harten Herzen, welche Gott umgestalten kann zu Trägern des Lichts. Wenn wir "die Grenze der Finsternis abgenommen" (Hi 38:19.20) und gesehen haben, dass "die Erde voll ist Seiner Güter, und dass Er "die Tiefen in das Verborgene" gelegt hat (Ps 33:7) - an jenem Tage, wenn das Geheimnis Gottes vollendet ist und Er diejenigen "verderbt hat, die die Erde verderbt haben" (Offb 11:18), dann wird es offenbar werden, wie Gottes Gerichte Liebe sind, und dass "Er uns treulich gedemütigt hat" (Ps 119:75).


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