Die vier Evangelien

Aus Bibelwissen
Version vom 18. Oktober 2021, 16:47 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Das Königreich der Himmel)

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Die vier Evangelien
Ihre charakteristischen Merkmale
von Heinrich Schaedel

Kurt Reith Verlag „Wort und Geist
Wüstenrot Kr. Heilbronn 1947

siehe weitere Abschriften

In Bearbeitung:

Die vier Evangelien

Ihre charakteristischen Merkmale

“Buch der Geschichte Jesu Christi
des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“ (Mt 1:1)

Es herrscht vielfach die Meinung unter den Gläubigen, dass die vier Evangelisten, jeder nach seiner Art, Begabung und Erinnerung, die Lebensgeschichte Jesu Christi niedergeschrieben hätte, so gut wie es eben jeder vermochte. Da hat sich zunächst jeder informiert, so weit es möglich war, und dann niedergeschrieben, was er wusste und woran er sich erinnerte. Die Eingebung des Heiligen Geistes bestand dann höchstens in innerer Anstrengung zum Schreiben. Die Bibel selbst und durch sie die heiligen Männer Gottes, die die Bibel geschrieben haben, sind aber anderer Meinung. Sie betrachten ihre Botschaft als Wort Gottes, das sie reden müssen. Sie reden mit Worten die der Heilige Geist lehrt (1Kor 2:13). In den vier Evangelien haben wir auch eine göttliche Leitung und eine Eingebung des Heiligen Geistes deutlich vor uns. Wer das erkennt, der wird in jedem Evangelium die Weisheit Gottes sehen. Gottes Geist hat Gottes Wort gegeben, wenn der Geist dabei auch die Fähigkeiten und die besonderen Veranlagungen der einzelnen Schreiber benutzt hat.

Im Alten Testament haben wir vier Stellen wo Christus Zemach, d. h. Spross genannt wird mit einem Beiwort. In Jer 23;5 lesen wir: „Wisset wohl es kommt die Zeit, spricht der Herr, da w i l l ich dem D a v i d einen gerechten S p r o s s (Zemach) e r w e c k e n, der wird als K ö n i g herrschen“. Dieser Spross wird also König sein. Als solchen schildert uns Matthäus den Herrn Jesus. Sodann lesen wir weiter Sach3;8: „Denn siehe, ich will m e i n e n Knecht Z e m a c h (Spross) k o m m e n lassen.“ Das ist die zweite Seite des Charakters Jesu. Er ist nicht nur König, sondern auch der Knecht Gottes. Als solchen zeigt ihn uns Markus in seinem Evangelium. Ferner heißt es Sach 6:12: „Siehe es ist ein M a n n ( M e n s c h ) der heißt Z e m a c h (Spross)“. Als Menschensohn, der der Heiland der Welt ist, wird Christus im Lukasevangelium dargestellt. Und schließlich haben wir noch die Stelle Jes 4:2: „In der Zeit wird des Herrn Z w e i g ( Z e m a c h ) liebt und wert sein“. Also Christus ist der Spross oder Zemach Gottes. Als Gottessohn offenbart uns den Herrn Jesus das Johannesevangelium. Damit haben wir den Schlüssel zum richtigen Verständnis der vier Evangelien. Sie zeigen uns Christus als König, als Knecht Gottes, als Menschensohn und als Gottessohn.

Matthäus schildert den König

1. Matthäus schildert uns Christus als den Messiaskönig. So lesen wir gleich am Anfang dieses Evangeliums die Frage: „W o ist der neugeborene K ö n i g der J u d e n?“ Und am Schluss steht das königliche Wort: „M i r ist g e g e b e n alle G e w a l t im H i m m e l und auf E r d e n“. Ein König bedarf des Stammbaumes, und der geht zurück bis auf Abraham. Christus sit der Sohn Davids, des Königs, und Nachkomme Abrahams, denn in ihm, dem König, werden alle Verheißungen ihre Erfüllung finden. Auffallend ist es da gleich im ersten Vers des Matthäus, dass David zuerst genannt wird, der doch ein Nachkomme Abrahams war. Das sagt schon gleich, es soll hier der große Thronerbe des Königs David geschildert werden. Man kann jedes Kapitel des Matthäusevangeliums überschreiben mit dem Wort König und einem Beiwort: Das Geschlechtsregister des Königs, die Geburt des Königs, die Taufe des Königs, die Versuchung des Königs, die Proklamation des Königs (Mt 5-8) usw. Dass wir hier die Eingebung des Heiligen Geistes wahrnehmen müssen, der den Matthäus leitetet und inspirierte, kann man schon in der äußeren Form der Darstellung erkennen.

Es ist ganz wunderbar wie hier die h e i l i g e Zahl s i e b e n immer wieder in Erscheinung tritt. Nehmen wir einmal die ersten elf Verse dieses Evangeliums. Es werden hier im Grundtext 49 verschiedene Wörter gebraucht. Das sind 7 mal 7 gleich 59. Darunter sind 42 Hauptwörter oder 6 mal 7. Von den 35 Eigennamen sind 28 männliche Vorfahren Jesu, das sind 4 mal 7. In diesen 49 Wörtern sind 266 Buchstaben oder 38 mal 7. Nun setze man sich einmal hin und schreibe 49 Wörter mit einem intelligenten Sinn und sehe zu, ob da etwas Vernünftiges herauskommt. Es ist sehr fraglich, ob beim Niederschreiben dieser elf Verse Matthäus sich bewusst war, dass hier ein solch kunstvoller Plan vorliegt. Gottes Geist kann aber ein solches Werk schaffen. Man könnte noch viele solcher wunderbaren Beispiele herausfinden, wenn man sich dieser Mühe unterziehen wollte. So wird z.B. die Geburt Christi in den Versen 18-25 berichtet. Dieser Bericht enthält im Grundtext 161 Wörter, das sind 23 mal 7. Darin sind 77 verschiedene Wörter gebracht, das sind 11 mal 7. Der Engel, der zu Joseph spricht, gebraucht von den 77 Wörtern 28, das sind 4 -mal 7. Doch genug davon. Es soll uns das nur zeigen, dass wir es hiermit einer heiligen Sache zu tun haben. Sieben ist die heilige Zahl, die besteht aus der göttlichen Zahl 3 und der menschlichen Zahl 4. Wo Gott mit den Menschen in Beziehung tritt, entsteht ein heiliges Verhältnis.

Bezug zum Alten Testament

2. Matthäus knüpft oft in seinen Berichten über das Leben und wirken Jesu Christi an das Alte Testament an. Es werden im Evangelium Matthäus allein 19 Bücher des Alten Testaments angeführt. 15 alttestamentliche Personen werden genannt: Abel, Noah, Abraham, Isaak, Jakob, Mose, David, Salomo, Jona und Sacharja. Wir finden in diesem Evangelium etwa 60 Zitate aus dem Alten Testament und eine Menge Hinweise auf alttestamentliche Begebenheiten. Schon gleich der erste Vers verbindet Christus, den König, mit David und Abraham. Wollte man das alles aus dem Matthäusevangelium, wie überhaupt aus dem Neuen Testament entfernen, dann würden sehr viele köstliche Wahrheiten verloren gehen, und das, was übrig bliebe, würde kaum verstanden werden. Der Ausdruck: „Es steht geschrieben“ steht 9 mal bei Matthäus, das ist 3 mal 3. „Es ist ihnen gesagt“ finden wir 6 mal und das Wort :“ Habt Ihr nicht gelesen“ auch 6 mal, also je 2 mal 3. Auch das ist nicht von ungefähr, da drei die göttliche Zahl, oder die Zahl der Vollkommenheit ist die Anfang, Mitte und Ende hat, Alles das fesselt unsere Aufmerksamkeit und weckt unser Ehrfurcht vor dem Worte Gottes.

Das Königreich der Himmel

3. Wir finden nun auch besondere Eigentümlichkeiten im Matthäusevangelium, die wir nicht übersehen wollen. Da ist vor allem der Ausdruck „K ö n i g r e i c h des H i m m e l s“. oder wie Luther übersetzt: „Himmelreich“, Damit wird angeknüpft an Dan 2:44: „Zur Zeit solcher Königreiche wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird“. Diese Bezeichnung kommt 32 mal vor und zwar nur im Evangelium des Matthäus. Das passt so ganz in den Rahmen des Ganzen. Das Reich, das Christus als König aufrichten wird, ist nicht von dieser Welt, sondern kommt mit dem Erscheinen des Königs vom Himmel. Es ist das verheißene messianische Königreich, das aber nicht allein Israel Segen bringen soll, sondern allen Menschen, denn Christus ist nicht nur der Sohn des Königs David, sondern auch der Sohn Abrahams, durch den alle Völker gesegnet werden sollen. Dieses messianische Königreich bringt allen Menschen und Völkern den Segen des Himmels. Den Ausdruck „Königreich Gottes“ oder Reich Gottes“ wie Luther übersetzt, finden wir sehr oft in den andern Evangelium, aber nur fünfmal bei Matthäus. Diese Bezeichnung ist offenbar ein weiterer Begriff für das „Königreich des Himmels“. Es ist das große Ziel der ganzen Heilsgeschichte. So sagt ja Paulus, dass der Herr nach seiner tausendjährigen Herrschaft das Reich Gott und dem Vater übergeben werde nachdem ihm alles unterworfen worden ist, auf dass Gott sei alles in allen (1Kor 15:24-28). Eine weitere Eigentümlichkeit des Matthäusevangeliums besteht darin, dass wir hier vier mehr Anknüpfungen an und Ausführungen über die prophetischen Aussagen des Alten Testamentes finden als in den anderen Evangelien. Darum steht auch mit Recht Matthäus an erster Stelle im Neuen Testament. Wir haben hier die direkt Fortsetzung des alten Testamentes mit all seinen herrlichen Verheißungen. So wird auch die große Zukunftsrede des Herrn (Mt 24 und 25) viel ausführlicher berichtet als bei Markus und Lukas. Verwirft man das Alte Testament, dann muss man konsequent sein und auch das Matthäusevangelium ablehnen.

Das Ende des Äons

4. Der Ausdruck „Ende des Äons“ kommt nur bei Matthäus vor (Mt 13:39.40.49 und Mt 24:3). Es ist schade, dass das griechische Wort „Äon“ in den Übersetzungen der Bibel nicht beibehalten wurde, denn wir haben dieses Wort ja in die deutsche Sprache übernommen als Fremdwort. Es handelt sich hier nicht um die „Welt“, wie Luther übersetzt, sondern um die Weltzeit. Die jetzige Weltzeit geht zu Ende, und kann kommt einen neue Weltzeit der Königsherrschaft Christi. Die Ernet ist nicht das Ende der Welt, sondern das Ende der Weltzeit, des Äons Am Ende dieser Weltzeit werden die Engel ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden. Wenn der König Jesus Christus wieder kommt in königlicher Herrlichkeit, dann wird auch sein Reich kommen. Man hat sich in der Kirchensprache angewöhnt zu reden vom „Bauen des Reiches Gottes“, ein Ausdruck, den die Heilige Schrift nicht kennt. Gebaut wird die Gemeinde Gottes (Kol 2:7), aber das Reich Gottes kommt, wenn der König wiederkommt Jes 2:2-4 wird sich dann erfüllen, ebenso Jes 11:6-9 Hier wird ja das Sehnen aller Menschen und Völker aller Zeiten ausgesprochen, Die Bergpredigt (Mt 5 - 8) ist die große Königreichsproklamation. Ein Staatsmann hat zwar gesagt und mit vollem Recht, dass er mit Bergpredigt nicht sein Reich regieren könne. In dieser jetzigen Weltzeit können keine Reiche regiert werden mit der Bergpredigt, aber im Königreich Jesu Christi wird danach regiert werden. Heute kann man nur im Bruderbund der christlichen Gemeinde anwendungsweise danach handeln, und selbst das fällt oft recht schwer. Man mache nur einmal einen Versuch mit Mt 5:39.40.42 und man wird sehen, wie schwer das fällt. In der Gemeinde der Gläubigen können heute wohl diese Grundsätze schon ihre Anwendung finden, wenn auch nicht immer wörtlich, aber wörtlich wird das alles durchgeführt werden in dem kommenden Königreich Jesu Christi.

Das Geschlechtsregister Jesu Christi

5. Auch selbst in anstößigen Dingen der Bibel liegt oft eine tiefe Wahrheit verborgen wenn auch unser blödes Auge das nicht gleich erkennt. Machen wir die Probe aufs Exempel. In dem Geschlechtsregister (Mt 1) das man selbstverständlich nicht zur Erbauung vorzulesen braucht, liegen göttliche Gedanken verborgen. Es würde sich lohnen, einmal die Bedeutung all dieser Namen zu erforschen. Es fällt uns aber auf, dass nur vier Frauen, außer der Mutter Jesum genannt werden Von diesen vier haben drei einen solchen Charakter, dass man sich in ihrer Gesellschaft nicht wohl fühlt, und man muss sich sagen, dass muss doch etwas bedeuten.