Die vier Evangelien: Unterschied zwischen den Versionen

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(Jesus als Knecht Gottes)
(Jesus zieht sich zurück)
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4. Im Markusevangelium wird uns einige Male gesagt, dass Jesus von Zeit zu Zeit, besondern nach Tagen schwerer Arbeit und Anstrengungen sich an einsame Orte zurückgezogen habe, so schon gleich im ersten Kapitel.  Öfters hat er auch seine Jünger mitgenommen, den den Segen der stillen Stunden sicherlich auch nötig hatten. Das ist doch offenbr ein Wink für alle Jünger Jesu in allen Zeiten. Im Werk der Kirche gibt es auch viel Arbeit und Mühe: '''„Eins aber ist not“''': sich still zu den Füßen Jesu hinsetzten und sich von ihm dienen lassen. Die Kirche muss sich hüten vor allzu großem Betrieb. Es hat einmal ein Prediger ein nachdenkliches Wort ausgesprochen in Bezug auf den Gemeindebetrieb und gesagt: „Vor lauter Versammlungen kommt man nicht mehr zur Sammlung“. Es liegt da wahrlich eine nicht geringe Gefahr. Ein anderer Prediger sagte einmal: „Wenn wir eben das Programm für eine Festlichkeit abwickeln, muss ich bereits das Programm für die nächste Festlichkeit in Arbeit haben, um den Gemeindebetrieb im Trab zu halten.“ Dass dann eine Verflachung eintritt, ist gar nicht zu vermeiden.  Ein Gutes finden wir wenigstens bei den Quäkern und der Gruppenbewegung: die Menschen in die Stille zu führen. Ja, es geht viel Segen verloren, und die innere Ausreifung kommt nicht zustande, wenn wir als Nachfolger Jesu keine stillen Stunden und Tage haben.  Im Rausch der Gefühle und Aufregung gedeiht das geistliche Leben nicht gut, aber in den stillen Stunden findet man Vertiefung und innere Befestigung. Wenn das mehr gelernt würde auch von den Reichsgottesarbeitern, dann würde es weniger Brüder geben mit zerrütteten Nerven und zusammengebrochener Gesundheit.
 
4. Im Markusevangelium wird uns einige Male gesagt, dass Jesus von Zeit zu Zeit, besondern nach Tagen schwerer Arbeit und Anstrengungen sich an einsame Orte zurückgezogen habe, so schon gleich im ersten Kapitel.  Öfters hat er auch seine Jünger mitgenommen, den den Segen der stillen Stunden sicherlich auch nötig hatten. Das ist doch offenbr ein Wink für alle Jünger Jesu in allen Zeiten. Im Werk der Kirche gibt es auch viel Arbeit und Mühe: '''„Eins aber ist not“''': sich still zu den Füßen Jesu hinsetzten und sich von ihm dienen lassen. Die Kirche muss sich hüten vor allzu großem Betrieb. Es hat einmal ein Prediger ein nachdenkliches Wort ausgesprochen in Bezug auf den Gemeindebetrieb und gesagt: „Vor lauter Versammlungen kommt man nicht mehr zur Sammlung“. Es liegt da wahrlich eine nicht geringe Gefahr. Ein anderer Prediger sagte einmal: „Wenn wir eben das Programm für eine Festlichkeit abwickeln, muss ich bereits das Programm für die nächste Festlichkeit in Arbeit haben, um den Gemeindebetrieb im Trab zu halten.“ Dass dann eine Verflachung eintritt, ist gar nicht zu vermeiden.  Ein Gutes finden wir wenigstens bei den Quäkern und der Gruppenbewegung: die Menschen in die Stille zu führen. Ja, es geht viel Segen verloren, und die innere Ausreifung kommt nicht zustande, wenn wir als Nachfolger Jesu keine stillen Stunden und Tage haben.  Im Rausch der Gefühle und Aufregung gedeiht das geistliche Leben nicht gut, aber in den stillen Stunden findet man Vertiefung und innere Befestigung. Wenn das mehr gelernt würde auch von den Reichsgottesarbeitern, dann würde es weniger Brüder geben mit zerrütteten Nerven und zusammengebrochener Gesundheit.
  
Im Markusevangelium  haben wir zwei Erzählungen vom Sturm auf dem galiläischen Meer. Da ist zunächst im vierten Kapitel erzählt, wie Jesus nach anstrengendem Dienst  des Predigens und Lehrens das Bedürfnis hatte in die Stille  zu gehen. Er bat dann die Jünger, mit dem Schiff über den See zu fahren. Der Herr lag dann hinten im Schiff auf einem Kissen und schlief. Da erhob sich ein Sturm, der die Wellen aufpeitschte, sodass sie über das Schifflein gingen. In ihrer Not weckten die Jünger den Herrn und sagen: '''„Meister, fragst Du nichts danach, dass wir verderben?"'Da bedrohte der Herr den Wind und sprach  zum Meer '''„Schweig und verstumme!“''’  Da ward eine große stille. Zu den Jüngern aber sagte der Herr: '''„Wie seid ihr so furchtsam? Wie dass ihr keinen Glauben habt?"''' Ja, ihm müssen Wind und Meer gehorsam sein. In Mk 6 finden wir eine weitere Erzählung, Jesus hat zu 5000 Menschen den Tag über geredet und sie gespeist. Am Abend schickt er die Jünger über das Meer und er selbst a ber ging allein auf einen Berg um zu beten '''„Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer, und er auf dem Land allein.“''' (Mk 6:47) Die Jünger hatten mit einem starken Sturm zu kämpfen und litten Not. Da kommt der Herr auf dem Meer wandelnd ihnen entgegen Und da sie ihn sahen auf dem Meer wandeln, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrieen; denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber alsbald redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: "Seid getrost, ich bin’s, fürchtet euch nicht! Und er trat zu ihnen ins Schiff und der Wind legte sich.“
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Im Markusevangelium  haben wir zwei Erzählungen vom Sturm auf dem galiläischen Meer. Da ist zunächst im vierten Kapitel erzählt, wie Jesus nach anstrengendem Dienst  des Predigens und Lehrens das Bedürfnis hatte in die Stille  zu gehen. Er bat dann die Jünger, mit dem Schiff über den See zu fahren. Der Herr lag dann hinten im Schiff auf einem Kissen und schlief. Da erhob sich ein Sturm, der die Wellen aufpeitschte, sodass sie über das Schifflein gingen. In ihrer Not weckten die Jünger den Herrn und sagen: '''„Meister, fragst Du nichts danach, dass wir verderben?" ''' Da bedrohte der Herr den Wind und sprach  zum Meer '''„Schweig und verstumme!“ ''' Da ward eine große Stille. Zu den Jüngern aber sagte der Herr: '''„Wie seid ihr so furchtsam? Wie dass ihr keinen Glauben habt?"''' Ja, ihm müssen Wind und Meer gehorsam sein. In Mk 6 finden wir eine weitere Erzählung, Jesus hat zu 5000 Menschen den Tag über geredet und sie gespeist. Am Abend schickt er die Jünger über das Meer und er selbst aber ging allein auf einen Berg um zu beten '''„Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer, und er auf dem Land allein.“''' (Mk 6:47) Die Jünger hatten mit einem starken Sturm zu kämpfen und litten Not. Da kommt der Herr auf dem Meer wandelnd ihnen entgegen Und da sie ihn sahen auf dem Meer wandeln, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrieen; denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber alsbald redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: "Seid getrost, ich bin’s, fürchtet euch nicht! Und er trat zu ihnen ins Schiff und der Wind legte sich.“
  
 
Was haben wir doch  als Gemeinde Jesu Christi hier für herrliche Anweisung  und köstlichen Trost! Ja, das Schifflein der Gemeinde des Herrn hat viel Sturm und Gegnerschaft zu erfahren. Manchmal schien es, als wollte das Schifflein untergehen. Und der Herr schlief und schien nichts danach  zu fragen, dass den Jüngern Verderben drohte, oder er schein vorüber gehen zu wollen. Die Jünger taten aber in beiden Fällen das Richtige, sie riefen den Herrn an.  Solange die Gemeinde Jesu Christi noch zum Herrn in ihrer Not und Drangsal schreit, steht es gut. Der Sturm in der Geschichte der Kirche hat immer wieder dem Machtwort des Herrn folgen müssen. In dem antichristlichen Sturm der Endzeit wird es auch viel Not für die Jünger des Herrn geben. Aber auf dem sturmgepeitschen Völkermeer wird der Herr kommen und Ruhe und Frieden einer tobenden Welt bringen. Wenn man nur an diesen  herrlichen Verheißungen festhalten wollte. Bei aller Arbeit und Mühe der Gemeinde, bei allem Sturm, der ihr begegnen mag und sie verderben will, ist doch der Herr nahe und wird Ruhe gebieten.
 
Was haben wir doch  als Gemeinde Jesu Christi hier für herrliche Anweisung  und köstlichen Trost! Ja, das Schifflein der Gemeinde des Herrn hat viel Sturm und Gegnerschaft zu erfahren. Manchmal schien es, als wollte das Schifflein untergehen. Und der Herr schlief und schien nichts danach  zu fragen, dass den Jüngern Verderben drohte, oder er schein vorüber gehen zu wollen. Die Jünger taten aber in beiden Fällen das Richtige, sie riefen den Herrn an.  Solange die Gemeinde Jesu Christi noch zum Herrn in ihrer Not und Drangsal schreit, steht es gut. Der Sturm in der Geschichte der Kirche hat immer wieder dem Machtwort des Herrn folgen müssen. In dem antichristlichen Sturm der Endzeit wird es auch viel Not für die Jünger des Herrn geben. Aber auf dem sturmgepeitschen Völkermeer wird der Herr kommen und Ruhe und Frieden einer tobenden Welt bringen. Wenn man nur an diesen  herrlichen Verheißungen festhalten wollte. Bei aller Arbeit und Mühe der Gemeinde, bei allem Sturm, der ihr begegnen mag und sie verderben will, ist doch der Herr nahe und wird Ruhe gebieten.

Version vom 20. Oktober 2021, 14:23 Uhr

Die vier Evangelien
Ihre charakteristischen Merkmale
von Heinrich Schaedel

Kurt Reith Verlag „Wort und Geist
Wüstenrot Kr. Heilbronn 1947

siehe weitere Abschriften

In Bearbeitung:

Die vier Evangelien

Ihre charakteristischen Merkmale

“Buch der Geschichte Jesu Christi
des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“ (Mt 1:1)

Es herrscht vielfach die Meinung unter den Gläubigen, dass die vier Evangelisten, jeder nach seiner Art, Begabung und Erinnerung, die Lebensgeschichte Jesu Christi niedergeschrieben hätte, so gut wie es eben jeder vermochte. Da hat sich zunächst jeder informiert, so weit es möglich war, und dann niedergeschrieben, was er wusste und woran er sich erinnerte. Die Eingebung des Heiligen Geistes bestand dann höchstens in innerer Anstrengung zum Schreiben. Die Bibel selbst und durch sie die heiligen Männer Gottes, die die Bibel geschrieben haben, sind aber anderer Meinung. Sie betrachten ihre Botschaft als Wort Gottes, das sie reden müssen. Sie reden mit Worten die der Heilige Geist lehrt (1Kor 2:13). In den vier Evangelien haben wir auch eine göttliche Leitung und eine Eingebung des Heiligen Geistes deutlich vor uns. Wer das erkennt, der wird in jedem Evangelium die Weisheit Gottes sehen. Gottes Geist hat Gottes Wort gegeben, wenn der Geist dabei auch die Fähigkeiten und die besonderen Veranlagungen der einzelnen Schreiber benutzt hat.

Im Alten Testament haben wir vier Stellen wo Christus Zemach, d. h. Spross genannt wird mit einem Beiwort. In Jer 23;5 lesen wir: „Wisset wohl es kommt die Zeit, spricht der Herr, da w i l l ich dem D a v i d einen gerechten S p r o s s (Zemach) e r w e c k e n, der wird als K ö n i g herrschen“. Dieser Spross wird also König sein. Als solchen schildert uns Matthäus den Herrn Jesus. Sodann lesen wir weiter Sach3;8: „Denn siehe, ich will m e i n e n Knecht Z e m a c h (Spross) k o m m e n lassen.“ Das ist die zweite Seite des Charakters Jesu. Er ist nicht nur König, sondern auch der Knecht Gottes. Als solchen zeigt ihn uns Markus in seinem Evangelium. Ferner heißt es Sach 6:12: „Siehe es ist ein M a n n ( M e n s c h ) der heißt Z e m a c h (Spross)“. Als Menschensohn, der der Heiland der Welt ist, wird Christus im Lukasevangelium dargestellt. Und schließlich haben wir noch die Stelle Jes 4:2: „In der Zeit wird des Herrn Z w e i g ( Z e m a c h ) liebt und wert sein“. Also Christus ist der Spross oder Zemach Gottes. Als Gottessohn offenbart uns den Herrn Jesus das Johannesevangelium. Damit haben wir den Schlüssel zum richtigen Verständnis der vier Evangelien. Sie zeigen uns Christus als König, als Knecht Gottes, als Menschensohn und als Gottessohn.

Matthäus schildert den König

1. Matthäus schildert uns Christus als den Messiaskönig. So lesen wir gleich am Anfang dieses Evangeliums die Frage: „W o ist der neugeborene K ö n i g der J u d e n?“ Und am Schluss steht das königliche Wort: „M i r ist g e g e b e n alle G e w a l t im H i m m e l und auf E r d e n“. Ein König bedarf des Stammbaumes, und der geht zurück bis auf Abraham. Christus sit der Sohn Davids, des Königs, und Nachkomme Abrahams, denn in ihm, dem König, werden alle Verheißungen ihre Erfüllung finden. Auffallend ist es da gleich im ersten Vers des Matthäus, dass David zuerst genannt wird, der doch ein Nachkomme Abrahams war. Das sagt schon gleich, es soll hier der große Thronerbe des Königs David geschildert werden. Man kann jedes Kapitel des Matthäusevangeliums überschreiben mit dem Wort König und einem Beiwort: Das Geschlechtsregister des Königs, die Geburt des Königs, die Taufe des Königs, die Versuchung des Königs, die Proklamation des Königs (Mt 5-8) usw. Dass wir hier die Eingebung des Heiligen Geistes wahrnehmen müssen, der den Matthäus leitetet und inspirierte, kann man schon in der äußeren Form der Darstellung erkennen.

Es ist ganz wunderbar wie hier die h e i l i g e Zahl s i e b e n immer wieder in Erscheinung tritt. Nehmen wir einmal die ersten elf Verse dieses Evangeliums. Es werden hier im Grundtext 49 verschiedene Wörter gebraucht. Das sind 7 mal 7 gleich 59. Darunter sind 42 Hauptwörter oder 6 mal 7. Von den 35 Eigennamen sind 28 männliche Vorfahren Jesu, das sind 4 mal 7. In diesen 49 Wörtern sind 266 Buchstaben oder 38 mal 7. Nun setze man sich einmal hin und schreibe 49 Wörter mit einem intelligenten Sinn und sehe zu, ob da etwas Vernünftiges herauskommt. Es ist sehr fraglich, ob beim Niederschreiben dieser elf Verse Matthäus sich bewusst war, dass hier ein solch kunstvoller Plan vorliegt. Gottes Geist kann aber ein solches Werk schaffen. Man könnte noch viele solcher wunderbaren Beispiele herausfinden, wenn man sich dieser Mühe unterziehen wollte. So wird z.B. die Geburt Christi in den Versen 18-25 berichtet. Dieser Bericht enthält im Grundtext 161 Wörter, das sind 23 mal 7. Darin sind 77 verschiedene Wörter gebracht, das sind 11 mal 7. Der Engel, der zu Joseph spricht, gebraucht von den 77 Wörtern 28, das sind 4 -mal 7. Doch genug davon. Es soll uns das nur zeigen, dass wir es hiermit einer heiligen Sache zu tun haben. Sieben ist die heilige Zahl, die besteht aus der göttlichen Zahl 3 und der menschlichen Zahl 4. Wo Gott mit den Menschen in Beziehung tritt, entsteht ein heiliges Verhältnis.

Bezug zum Alten Testament

2. Matthäus knüpft oft in seinen Berichten über das Leben und wirken Jesu Christi an das Alte Testament an. Es werden im Evangelium Matthäus allein 19 Bücher des Alten Testaments angeführt. 15 alttestamentliche Personen werden genannt: Abel, Noah, Abraham, Isaak, Jakob, Mose, David, Salomo, Jona und Sacharja. Wir finden in diesem Evangelium etwa 60 Zitate aus dem Alten Testament und eine Menge Hinweise auf alttestamentliche Begebenheiten. Schon gleich der erste Vers verbindet Christus, den König, mit David und Abraham. Wollte man das alles aus dem Matthäusevangelium, wie überhaupt aus dem Neuen Testament entfernen, dann würden sehr viele köstliche Wahrheiten verloren gehen, und das, was übrig bliebe, würde kaum verstanden werden. Der Ausdruck: „Es steht geschrieben“ steht 9 mal bei Matthäus, das ist 3 mal 3. „Es ist ihnen gesagt“ finden wir 6 mal und das Wort :“ Habt Ihr nicht gelesen“ auch 6 mal, also je 2 mal 3. Auch das ist nicht von ungefähr, da drei die göttliche Zahl, oder die Zahl der Vollkommenheit ist die Anfang, Mitte und Ende hat, Alles das fesselt unsere Aufmerksamkeit und weckt unser Ehrfurcht vor dem Worte Gottes.

Das Königreich der Himmel

3. Wir finden nun auch besondere Eigentümlichkeiten im Matthäusevangelium, die wir nicht übersehen wollen. Da ist vor allem der Ausdruck „K ö n i g r e i c h des H i m m e l s“. oder wie Luther übersetzt: „Himmelreich“, Damit wird angeknüpft an Dan 2:44: „Zur Zeit solcher Königreiche wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird“. Diese Bezeichnung kommt 32 mal vor und zwar nur im Evangelium des Matthäus. Das passt so ganz in den Rahmen des Ganzen. Das Reich, das Christus als König aufrichten wird, ist nicht von dieser Welt, sondern kommt mit dem Erscheinen des Königs vom Himmel. Es ist das verheißene messianische Königreich, das aber nicht allein Israel Segen bringen soll, sondern allen Menschen, denn Christus ist nicht nur der Sohn des Königs David, sondern auch der Sohn Abrahams, durch den alle Völker gesegnet werden sollen. Dieses messianische Königreich bringt allen Menschen und Völkern den Segen des Himmels. Den Ausdruck „Königreich Gottes“ oder Reich Gottes“ wie Luther übersetzt, finden wir sehr oft in den andern Evangelium, aber nur fünfmal bei Matthäus. Diese Bezeichnung ist offenbar ein weiterer Begriff für das „Königreich des Himmels“. Es ist das große Ziel der ganzen Heilsgeschichte. So sagt ja Paulus, dass der Herr nach seiner tausendjährigen Herrschaft das Reich Gott und dem Vater übergeben werde nachdem ihm alles unterworfen worden ist, auf dass Gott sei alles in allen (1Kor 15:24-28). Eine weitere Eigentümlichkeit des Matthäusevangeliums besteht darin, dass wir hier vier mehr Anknüpfungen an und Ausführungen über die prophetischen Aussagen des Alten Testamentes finden als in den anderen Evangelien. Darum steht auch mit Recht Matthäus an erster Stelle im Neuen Testament. Wir haben hier die direkt Fortsetzung des alten Testamentes mit all seinen herrlichen Verheißungen. So wird auch die große Zukunftsrede des Herrn (Mt 24 und 25) viel ausführlicher berichtet als bei Markus und Lukas. Verwirft man das Alte Testament, dann muss man konsequent sein und auch das Matthäusevangelium ablehnen.

Das Ende des Äons

4. Der Ausdruck „Ende des Äons“ kommt nur bei Matthäus vor (Mt 13:39.40.49 und Mt 24:3). Es ist schade, dass das griechische Wort „Äon“ in den Übersetzungen der Bibel nicht beibehalten wurde, denn wir haben dieses Wort ja in die deutsche Sprache übernommen als Fremdwort. Es handelt sich hier nicht um die „Welt“, wie Luther übersetzt, sondern um die Weltzeit. Die jetzige Weltzeit geht zu Ende, und kann kommt einen neue Weltzeit der Königsherrschaft Christi. Die Ernet ist nicht das Ende der Welt, sondern das Ende der Weltzeit, des Äons Am Ende dieser Weltzeit werden die Engel ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden. Wenn der König Jesus Christus wieder kommt in königlicher Herrlichkeit, dann wird auch sein Reich kommen. Man hat sich in der Kirchensprache angewöhnt zu reden vom „Bauen des Reiches Gottes“, ein Ausdruck, den die Heilige Schrift nicht kennt. Gebaut wird die Gemeinde Gottes (Kol 2:7), aber das Reich Gottes kommt, wenn der König wiederkommt Jes 2:2-4 wird sich dann erfüllen, ebenso Jes 11:6-9 Hier wird ja das Sehnen aller Menschen und Völker aller Zeiten ausgesprochen, Die Bergpredigt (Mt 5 - 8) ist die große Königreichsproklamation. Ein Staatsmann hat zwar gesagt und mit vollem Recht, dass er mit Bergpredigt nicht sein Reich regieren könne. In dieser jetzigen Weltzeit können keine Reiche regiert werden mit der Bergpredigt, aber im Königreich Jesu Christi wird danach regiert werden. Heute kann man nur im Bruderbund der christlichen Gemeinde anwendungsweise danach handeln, und selbst das fällt oft recht schwer. Man mache nur einmal einen Versuch mit Mt 5:39.40.42 und man wird sehen, wie schwer das fällt. In der Gemeinde der Gläubigen können heute wohl diese Grundsätze schon ihre Anwendung finden, wenn auch nicht immer wörtlich, aber wörtlich wird das alles durchgeführt werden in dem kommenden Königreich Jesu Christi.

Das Geschlechtsregister Jesu Christi

5. Auch selbst in anstößigen Dingen der Bibel liegt oft eine tiefe Wahrheit verborgen wenn auch unser blödes Auge das nicht gleich erkennt. Machen wir die Probe aufs Exempel. In dem Geschlechtsregister (Mt 1) das man selbstverständlich nicht zur Erbauung vorzulesen braucht, liegen göttliche Gedanken verborgen. Es würde sich lohnen, einmal die Bedeutung all dieser Namen zu erforschen. Es fällt uns aber auf, dass nur vier Frauen, außer der Mutter Jesum genannt werden Von diesen vier haben drei einen solchen Charakter, dass man sich in ihrer Gesellschaft nicht wohl fühlt, und man muss sich sagen, dass muss doch etwas bedeuten. Es sind das gewiss Steine des Anstoßes für den Verstand und unser Empfinden. Namen von ehrbaren Frauen fehlen, und solche von üblem Charakter werden genannt. Da ist zunächst die Thamar. Die Bibel berichtet nichts von ihr als Sünde. In ihrer Sünde mit Juda kommt sie in die Ahnenreihe Jesu. Was sagt uns das? Es ist Evangelium, wenn wir tiefer blicken. Es mag ein Mensch ein noch so großer Sünder sein, er darf trotzdem mit Jesus in Lebensverbindung kommen. Die zweite Frau die genannt wird, ist die Rahab, die vielleicht noch übler beleumdet war als Thamar. Ihre Geschichte ist uns Jos 2 aufbewahrt worden. Hebr 11:31 wird uns erklärt: „W e g e n ihres G l a u b e n s fand die Dirne R a h a b nicht mit den Ungehorsamen den Tod.“ Sie hatte also dem Wort, das ihr die Kundschafter gegeben hatten, geglaubt. So wurde sie gerettet und kam in die Stammlinie Jesu. Nur durch den Glauben kann der Sünder gerettet werden.

Die dritte Frau ist Ruth, die einzige ehrbarer unter diesen vier Frauen. Ein köstliches Büchlein der Bibel trägt ja ihren Namen. Diese Frau im Geschlechtsregister hat uns doch auch etwas zu sagen. Sie hatte einen tadellosen und guten Charakter, aber Ruht war eine Moabiterin. Nun lesen wir in 5Mo 23:4: „Die A m m o r i t e r und M o a b i t e r sollen nicht in die Gemeinde des Herrn kommen, auch nicht nach dem zehnten Glied, sondern sie sollen n i m m e r m e h r hineinkommen.“ Also das Gesetz schloss die ehrbare Ruth aus. Boas fand Wohlgefallen an der Ruth und diese sprach zu ihm: "Lass mich G n a d e vor deinen A u g e n finden“. Die Ältestren gaben ihre Zustimmung, und so wurde die Moabiterin Ruth aus G n a d e n in die Gemeinde aufgenommen. Damit ist uns das herrliche Evanglium von Christo in der Nennung dieser Frau gegeben. Der große Sünder darf zu Jesus kommen und in Lebensverbindung mit ihm treten (Thamar). Es kann das nur auf dem Wege des Glaubens (Rahab) und bei aller Ehrbarkeit des Charakters aus Gnaden allein geschehen (Ruth). Damit wäre ja der Heilsweg zunächst abgeschlossen, aber es wird noch eine vierte Frau genannt, und zwar nicht mit Namen, sondern es heißt: „König D a v i d zeugte S a l o m o von dem W e i b des U r i a“ (Mt 1:6). Was will uns das aber sagen? Bei der Bezeichnung „Weib des Uria“ denken wir an die große Sünde Davids. Der Prophet Nathan hatte ihm gesagt: „D u bist der M a n n“! Da bekannte David seine Sünde, und Gott vergab ihm. auch hier ist die Lektion sehr einfach: „Darum, wer sich lässt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, dass er nicht falle“ (1Kor 10:12). Auch gläubige Menschen können in Sünde fallen. Und die zweite Lektion darf auch gelernt werden: „So wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“ (1Jo 1:9)

Frohbotschaft auch für die Nationen

6. Wenn das Evangelium nach Matthäus sich auch in erster Linie an Israel wendet und an das Alte Testament anknüpft, so haben wir doch mehrere Andeutungen, dass diese Frohbotschaft auch denen aus den Nationen gilt. Wohl hatte der Her r gesagt: „Ich bin nicht gesandt, denn nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel“ (Mt 15:24) und auch zunächst den Jünger die Anweisung gab: „Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel“ (Mt 10:5.6). Anweisungen sind das, die doch nur zeitweilige Bedeutung hatten. Dagegen wird der Besuch der Weisen aus dem Morgenland, die doch keine Juden waren, nur von Matthäus berichtet. Sodann haben wir den Hauptmann von Kapernaum, über den Mt 8 und auch Lk 7 berichtet wird, dass Jesus gesagt habe: „Wahrlich, ich sage euch, solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden“. Wenn das Matthäusevangelum nur für Gläubige aus Israel Geltung hätte, dann wären jedenfalls diese Geschichten nicht in demselben berichtet worden. Es ist aber zu beachten, dass erst am Ende dieses Evangeliums der große Missionsauftrag erfolgt: „Gehet hin in a l l e W e l t und l e h r e t alle V ö l k e r“. Es wird vielfach nicht beachtet, dass der Heer aber unmittelbar vorher gesagt hatte: „M i r ist alle G e w a l t im H i m m e l und auf E r d e n.“ Wenn die Zeit gekommen sein wird, dass das praktisch zur Durchführung kommt, dann werden alle Völker gelehrt werden zu halten alles, was der Herr befohlen hat. Noch heute gilt Hebr 2:8: „Jetzt aber s e h e n wir noch nicht, dass i h m alles u n t e r t a n sei“.

Das wird aber anders, sobald die Stunde von Offb 11:27 da ist: „Du hast angenommen deine g r o ß e K r a f t und h e r r s c h e s t.“ Dann ist das Königreich des Himmels Wirklichkeit auf Erden geworden. Zwei Perioden sind in unserem Evangelium deutlich zu erkennen, deren jede beginnt mit der Anerkennung des Heilandes als Sohn Gottes durch den Vater im Himmel und schließt mit der Anerkennung von Seiten der Menschen. Die erst Periode beginnt mit der Taufe Jesu durch Johannes mit der Stimme des Vaters vom Himmel und schließt mit dem Bekenntnis des Petrus (Mt 3:16.17 und Mt 16:16). In dieser Periode wurde das Königreich des Himmels proklamiert und abgelehnt, worauf der Herr eine weitere Proklamation des Königreiches den Jüngern verbietet. Die zweite Periode zeigt uns das Priestertum Jesu. Sie beginnt mit der Verklärung Christi (Mt 17:1-5), wo der Vater den Sohn wieder anerkannte und wobei Moses und Elia erschienen und mit ihm sprachen über den Ausgang, den er nehmen sollte in Jerusalem. Sie schließt mit dem Bekenntnis des heidnischen Hauptmanns: „Wahrlich dieser ist Gottes Sohn gewesen“ (Mt 27:54).

Schließlich dürfen wir noch hinweisen, nach diesen nachdenklichen Erwägungen, auf 2Tim 3:15-17: „Weil du von Kind auf die Heilige Schrift weißt, kann dich dieselbige unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christum Jesum. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, dass ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt“. Ja die Bibel ist von Gott eingegeben, das sehen wir in jedem Kapitel des Matthäusevangeliums.

Markus zeigt den Knecht Gottes

“Denn auch des Menschen Sohn ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse, sondern, dass er diene“ (Mk 10:45).

Dieses Wort steht auch im Evangelium des Matthäus, obwohl dort vorwiegend der König geschildert wird. Es soll aber auch dort (Mt 20:28) gesagt werden, dass Jesus Christus nicht nur der König sei, sondern auch der Knecht Gottes. Aber der Nachdruck im ganzen Matthäusevangelium liegt auf der Darstellung des Königs, währende alles im Markus zeigt, dass es sich hier um den Knecht Gottes handelt, der nicht allein gekommen ist, dass ihm gedient werde, obwohl das durchaus auch göttliche Bestimmung ist, sondern dass er diene. Die praktische Erfahrung in jedem leben eines Gläubigen ist doch diese: ehe wir dem Herrn Jesus dienen können, muss er uns gedient haben. Es fällt jedem Leser dieses kürzesten Evangeliums sofort auf, dass wir hier Jesus gleich im ersten Kapitel mitten in der Arbeit finden. Es wird hier kein Geschlechtsregister aufgeführt. Das braucht man nicht für einen Knecht. Es handelt sich hier in allem um die Arbeit und Dienen. Das merken wir schon gleich beim Lesen des ersten Kapitels. Es wird darum auch in diesem Evangelium kein Bericht gegeben von der Geburt, Kindheit und Jugend des Herrn, weil in dieser Zeit im Leben eines Menschen noch keine Rede sein kann vom Dienst. So beginnt das Evangelium des Markus gleich ohne Einleitung mit der tatkräftigen Mission des Johannes des Täufers. Dieser war die Stimme eines Predigers in der Wüste, der dem Herrn den Weg bereitete und von dem Größeren zeugte, dem gegenüber er nicht würdig sei, ihm die Schuhe aufzulösen.

Johannes Markus

Der Verfasser des zweiten Evangeliums ist Johannes mit dem Zunamen Markus. Es scheint in jener Zeit der römischen Herrschaft in Palästina Sitte gewesen zu sein, dass man den Kindern vielfach einen hebräischen und einen lateinischen Namen gab. Johannes ist der jüdische Name und Markus der römische. Er war der Sohn einer Maria (Apg 12:12), in deren Haus die erste christliche Gemeinde in Jerusalem ihre Versammlung abhielt, wo auch wahrscheinlich die ausgießung des Heiligen Geistes stattgefunden hat. Den Platz dieses Hauses hat die Überlieferung auf dem Berg Zion in Jerusalem festgehalten, und daneben hat die römisch-katholische Kirche die Dormitionskirche erbaut. Markus war auch der Neffe des Barnabas(Kol 4:10) und er scheint durch Petrus bekehrt worden zu sein und ist offenbar dessen Schüler gewesen (1Petr 5:13). Er begleitete Paulus und Barnabas als Diener auf der ersten Missionsreise. In Cypern ging es gut. Aber in Perge, wo das unheimliche Gebirge mit seinen vielen Gefahren beginnt, bekommt Markus Heimweh und Angst. Er verlässt die beiden Missionare und eilt wieder zur Mutter nach Jerusalem.

Markus versagte, seinemissionarische Tätigkeit war ein schwerer Fehlschlag, er selbst für Paulus eine große Enttäuschung. Als Paulus und Barnabas die zweite Missionsreise verbereieten wäre Makrus gern wieder mitgegangen, aber Paulus lehnte ihn entschieden ab, sodass es zwischen ihm und Barnabas, der ihn wieder annehmen wollte, zu einem Bruch kam. Paulus nahm den Silas mit auf seine Missionsreise, und Barnabas und Markus zogen zusammen aus (Apg 15:35-40). Markus hat sich aber bewährt und auch Paulus hat ihm sein versagen vergeben und erkennt ihn später wohlwollend an (Kol 4:10.11). Wie wunderbar sind doch Gottes Wege. Selbst ein Streit unter Brüdern mag zur Förderung des Evangeliums dienen. Anstatt dass eine Gruppe von Missionaren auszog, waren es nun zwei Gruppen geworden. Aber noch mehr sehen wir diese wundersamen Wege Gottes. Der wenig ehrenhafte Zolleinnehmer Matthäus wird vom Herrn berufen, den König der Ehren zu schildern. Der erfolglose Arzt Lukas bekam den Auftrag, den großen Art der Menschen zu beschreiben. Und der in der Arbeit zunächst versagende Markus wird berufen, den wahren und treuen Diener Gottes darzustellen. Ja, wundersam sind Gottes Wege, so ganz anders als des Menschen Wege, aber sie führen immer zu einem guten Ziel und Ende. Es bestätigt sich immer wieder das Wort des Apostels Paulus: „Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen“. (Röm 8:28).

Markus der Missionar

2. Markus ist offenbar nach seinem ersten Versagen ganz Missionar geworden, der stets und immer an der Arbeit war. Er war eifrig und energisch im Dienst, sonst hätte er nie die Anerkennung des Apostels Paulus gefunden (2Tim 4:11). Die Annahme ist durchaus berechtigt, dass Markus auch Schüler des Petrus gewesen sei. Petrus hat viel Zeit in Jerusalem verbracht um dort der Gemeinde zu dienen. Da hat nun Markus die beste Gelegenheit gehabt das Leben Jesu kennen zu lernen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er selbst als Knabe den Herrn Jesus kennen gelernt hatte, aber die Bedeutung Christi als Heiland der Menschen hat er sicher erst durch Petrus erfahren und durch seine fromme Mutter. Er wurde vom Heiligen Geist berufen, das zweite Evangelium zu schreiben und Christus besonders zu zeigen als Diener und Knecht Gottes. Überblicken wir das ganze zweite Evangelium, so fällt es sofort auf, dass Markus sehr wenig der R e d e n Jesu berichtet und diese stets kurz, dagegen aber viele der T a t e n des Herrn. Das passt ja ganz in den Rahmen seines Evangeliums. Er berichtet nicht die große Bergpredigt, denn diese ist die Proklamation des Königs. Aber in den 16 Kapiteln werden allein 20 Wundertaten des Herrn berichtet. in den andern drei Evangelien kommt das Wort „Herr“ sehr oft vor, dagegen im Markusevangelium nur selten und zwar meistens in Zitaten aus dem Alten Testament oder Aussprüchen Jesu selbst. Markus bezeichnet Jesus selbst nur zweimal „Herr“, und zwar nach dessen Auferstehung. Das ist ein sehr deutlicher Fingerzeig dafür, dass eben hier der Knecht Gottes geschildert werden soll. Ferner fällt es auf, dass das Wort „Gesetz“ im Markusevangelium nicht vorkommt. Als König von Israel und Herr der Welt bringt Christus Gesetze und Verordnungen, aber nicht als Knecht. Dagegen erfüllt er als solcher das Gesetz ja er tut mehr als das Gesetz fordert. Sehr oft lesen wir im Markusevangelium: „Er heilte viele Kranke“, oder „Er machte viele gesund“. Bei einem Knecht ist die Hand zur Arbeit sehr wichtig. auch das finden wir in unserm Evangelium. So lesen wir: „Er trat zu ihr, richtete se auf und h i e l t sie bei der H a n d“ (Mk 1:31). “Er reckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: "Ich will’s tun; sei gereinigt“ (Mk 1:41). „Er e r g r i f f das Kind bei der H a n d und sprach: T a l i t h a k u m i!“ (Mk 5:41) Wir finden das Wort Hand iim Johannesevangelium 15 mal, aber in dem kurzen Markusevanglium 25 mal.

Jesus als Knecht Gottes

3. Noch weitere Merkmale zeigen uns, dass Markus die Aufgabe hat, Christus als Knecht Gottes darzustellen. Es wird seh stark das Menschentum Jesu betont. Nur Markus hat den Ausdruck: „Und er s e u f z t e in seinem G e i s t“ (Mk 8:12). Oder: „Und sah auf gen H i m m e l , s e u f z t e und sprach: (Mk 7:34). „Er sah ihn an und liebte ihn“ (Mk 10:21). „Er verwunderte sich über ihren Unglauben“ (Mk 6:6). „Sah sie an mit Z o r n“ (Mk 3:5). „Ward er u n w i l l i g“ (Mk 10:14). Das sind einige dieser charakteristischen Ausdrücke des Markus, die Christus als Menschen, als Knecht Gottes zeigen. Ferner ist es von Bedeutung dass im ganzen Markusevangelium nur 4 Gleichnisse stehen, wovon nur eins bei Markus allein vorkommt, das von der Saat und der Ernte, worin auch die Arbeit betont wird. Die Gleichnisse sind ja teils Illustrationen, aber auch teils Verschleierungen der göttlichen Wahrheiten, wie wir es in Mt 13:13.14 sehen. In dieser geheimnisvollen Weise zu reden ist nicht die Aufgabe eines Knechtes.

Sodann begegnet uns das kleine Wort „alsbald“ sehr oft bei Markus und zwar 40 mal steht es in seinem Evangelium. Matthäus hat das Wort nur 15 mal und im Luka finden wir es nur 8 mal und bei Johanne nur 4 mal. Das ist besonders charakteristisch für einen Diener oder Knecht. Da drängt eine Arbeit die andere. Eben ist ein Dienst getan, alsbald wartet schon eine weitere Arbeit, dass sie getan werden soll. Aussprüche, die besonders die Majestät und Herrlichkeit des Herrn zeigen, werden bei Markus vielfach vermieden, oder höchstens nur kurz angeführt. Ebenso finden wir besonders betont, dass hier Jesus die öffentliche Anerkennung gemieden hat, wie es eben einem Knecht geziemt. So z. B. sehen wir das in folgenden Stellen: „Und er stand auf und ging von dannen in die Gegend von Tyrus und Sidon; und ging in ein Haus und wollte es niemand wissen lassen und konnte doch nicht verborgen sein“ (Mk 7:24). Diese Fassung hat nur Markus. Oder: „Er schickte ihn heim und sprach: Gehe nicht hinein in den Flecken und sage es auch niemand drinnen“ (Mk 8:26).

Als der Herr vom Verklärungsberg kam, wo seine himmlische Majestät durchbrach, kam ein besorgter Vater mit einem besessenem Sohn. Diese biblische Geschichte ist sehr charakteristisch. Er tritt dem Vater so menschlich nahe und will gar nicht seine göttliche Vollmacht offenbaren: „Alle Dinge sind möglich, dem, der da glaubt“, sagt er dem Vater. Der Vater erklärt, er glaube, und der Herr möge doch seinem Unglauben helfen. Als das Volk herzu lief, gebot der Herr dem Dämon, dass er ausfahre. Der Knabe lag wie tot da, und da nahm ihn der Herr mit bei der Hand und richtete ihn auf. Er ging dann mit seinen Jüngern ins Haus, wo ihn die Jünger fragten, warum sie den unsauberen Geist nicht austreiben konnten. Der Herr erklärte: „Diese Art kann durch nichts ausfahren denn durch Beten und Fasten. Und sie gingen von da hinweg und wandelten durch Galiläa; und er wollte nicht, dass es jemand wissen sollte." (Mk 9:29.30) So ging der Knecht Gottes jedem Aufsehen der Menschen aus dem Wege.

Jesus zieht sich zurück

4. Im Markusevangelium wird uns einige Male gesagt, dass Jesus von Zeit zu Zeit, besondern nach Tagen schwerer Arbeit und Anstrengungen sich an einsame Orte zurückgezogen habe, so schon gleich im ersten Kapitel. Öfters hat er auch seine Jünger mitgenommen, den den Segen der stillen Stunden sicherlich auch nötig hatten. Das ist doch offenbr ein Wink für alle Jünger Jesu in allen Zeiten. Im Werk der Kirche gibt es auch viel Arbeit und Mühe: „Eins aber ist not“: sich still zu den Füßen Jesu hinsetzten und sich von ihm dienen lassen. Die Kirche muss sich hüten vor allzu großem Betrieb. Es hat einmal ein Prediger ein nachdenkliches Wort ausgesprochen in Bezug auf den Gemeindebetrieb und gesagt: „Vor lauter Versammlungen kommt man nicht mehr zur Sammlung“. Es liegt da wahrlich eine nicht geringe Gefahr. Ein anderer Prediger sagte einmal: „Wenn wir eben das Programm für eine Festlichkeit abwickeln, muss ich bereits das Programm für die nächste Festlichkeit in Arbeit haben, um den Gemeindebetrieb im Trab zu halten.“ Dass dann eine Verflachung eintritt, ist gar nicht zu vermeiden. Ein Gutes finden wir wenigstens bei den Quäkern und der Gruppenbewegung: die Menschen in die Stille zu führen. Ja, es geht viel Segen verloren, und die innere Ausreifung kommt nicht zustande, wenn wir als Nachfolger Jesu keine stillen Stunden und Tage haben. Im Rausch der Gefühle und Aufregung gedeiht das geistliche Leben nicht gut, aber in den stillen Stunden findet man Vertiefung und innere Befestigung. Wenn das mehr gelernt würde auch von den Reichsgottesarbeitern, dann würde es weniger Brüder geben mit zerrütteten Nerven und zusammengebrochener Gesundheit.

Im Markusevangelium haben wir zwei Erzählungen vom Sturm auf dem galiläischen Meer. Da ist zunächst im vierten Kapitel erzählt, wie Jesus nach anstrengendem Dienst des Predigens und Lehrens das Bedürfnis hatte in die Stille zu gehen. Er bat dann die Jünger, mit dem Schiff über den See zu fahren. Der Herr lag dann hinten im Schiff auf einem Kissen und schlief. Da erhob sich ein Sturm, der die Wellen aufpeitschte, sodass sie über das Schifflein gingen. In ihrer Not weckten die Jünger den Herrn und sagen: „Meister, fragst Du nichts danach, dass wir verderben?" Da bedrohte der Herr den Wind und sprach zum Meer „Schweig und verstumme!“ Da ward eine große Stille. Zu den Jüngern aber sagte der Herr: „Wie seid ihr so furchtsam? Wie dass ihr keinen Glauben habt?" Ja, ihm müssen Wind und Meer gehorsam sein. In Mk 6 finden wir eine weitere Erzählung, Jesus hat zu 5000 Menschen den Tag über geredet und sie gespeist. Am Abend schickt er die Jünger über das Meer und er selbst aber ging allein auf einen Berg um zu beten „Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer, und er auf dem Land allein.“ (Mk 6:47) Die Jünger hatten mit einem starken Sturm zu kämpfen und litten Not. Da kommt der Herr auf dem Meer wandelnd ihnen entgegen Und da sie ihn sahen auf dem Meer wandeln, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrieen; denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber alsbald redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: "Seid getrost, ich bin’s, fürchtet euch nicht! Und er trat zu ihnen ins Schiff und der Wind legte sich.“

Was haben wir doch als Gemeinde Jesu Christi hier für herrliche Anweisung und köstlichen Trost! Ja, das Schifflein der Gemeinde des Herrn hat viel Sturm und Gegnerschaft zu erfahren. Manchmal schien es, als wollte das Schifflein untergehen. Und der Herr schlief und schien nichts danach zu fragen, dass den Jüngern Verderben drohte, oder er schein vorüber gehen zu wollen. Die Jünger taten aber in beiden Fällen das Richtige, sie riefen den Herrn an. Solange die Gemeinde Jesu Christi noch zum Herrn in ihrer Not und Drangsal schreit, steht es gut. Der Sturm in der Geschichte der Kirche hat immer wieder dem Machtwort des Herrn folgen müssen. In dem antichristlichen Sturm der Endzeit wird es auch viel Not für die Jünger des Herrn geben. Aber auf dem sturmgepeitschen Völkermeer wird der Herr kommen und Ruhe und Frieden einer tobenden Welt bringen. Wenn man nur an diesen herrlichen Verheißungen festhalten wollte. Bei aller Arbeit und Mühe der Gemeinde, bei allem Sturm, der ihr begegnen mag und sie verderben will, ist doch der Herr nahe und wird Ruhe gebieten.

Lass nur die Woge toben,
die an dein Schifflein schlägt;
dein Heiland sieht von oben,
was hier dein Herz bewegt
Wenn auch in manchen Stürmen
dein Lebensschifflein schwankt,
dein Heiland wird dich schirmen,
wenn nur dein Glaub’ nicht wankt.

Lukas beschreibt den Menschensohn

“Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.“ (Lk 15:2)

Lukas wird Kol 4:14 Arzt genannt. Manche vermuten, dass er aus den Heiden stammt, also Nichtjude war. Es wäre das ja schon möglich und würde er ja dann gut geeignet gewesen sein