Die Zentralstellung der Kinder Gottes

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
40. Geistes-Schuldner Röm 8:12.13 (1926)

In Bearbeitung:

41. Die Zentralstellung der Kinder Gottes

Röm 8:18-26

Die wunderbare Zentralstellung der Kinder Gottes zur ganzen Kreatur

Es ist nach dem ersten Kapitel des Epheserbriefes Gottes Wohlgefallen von Ewigkeiten her, ,dass in Seinem eingeborenen Sohne alles zusammengefasst würde oder, besser gesagt, „d a s A l l“ zusammengefasst würde unter e i n e m Haupte, es sei das in den Himmel oder das auf Erden. Diesem alles zusammenfassenden Haupte , welchem Gott nach demselben Epheserbrief das All unter die Füße getan hat, hat nun der Vater d i e G e m e i n e zum L e i b gegeben (Eph 1:22), und dieser Leib ist nun die Fülle des, der alles in allem erfüllt. Gleichwie die Fülle der Gottheit leibhaftig im Sohne wohnt, so wohnt die Fülle des Sohnes leibhaftig in der Gemeine; und gleichwie der Vater alles wirkt durch den Sohn, so wirkt der Sohn alles durch die geistgeborene und geistvollendete Gemeine - d. i. durch Seinen Leib.

Die Berufung der Gemeine

Somit hat die Gemeine Christi dieselbe Stellung zur Gesamtkreatur, wie sie das Haupt Jesus Christus auch hat. Das ist auch ausgedrückt in den Worten des Johannes, dass wir I h m g l e i c h sein werden, wie Er ist, oder in den Worten des Apostels Paulus, dass wir m i t I h m herrschen werden in Seinem Reiche. Die Gemeine teilt die Zentralstellung, d. h. die Mittelpunktstellung des Sohnes Gottes zu aller Kreatur, mit diesem ihrem Haupt. Dies wunderbare Zentralstellung und Segensstellung der Gemeine zu aller Kreatur führt nun der Apostel Paulus in unseren heutigen Versen uns des näheren vor Augen. Es ist für alle, welche in Christo Jesu im Glauben stehen, von grundlegender und allergrößter Bedeutung, diese wunderbare Stellung der Kinder Gottes recht ins Auge und ins Herz zu fassen; denn wer solche Hoffnung in Ihm hat, der r e i n i g t s i c h. Die Erkenntnis der Größe unseres Berufes in Christo Jesu schafft die kräftigsten Antriebe, diese Berufung und Erwählung festzumachen, und macht allein tüchtig, würdig dieses himmlischen Berufes zu wandeln. Wie kann jemand sich praktisch standesgemäß verhalten, wenn er nicht seinen stand in voller Klarheit erfasst hat? Hier fehlt’s vielen Gliedern auch unserer Gemeinschaften: sie haben nicht innerlich erfasst, was der Heiland aus ihnen macht und machen will; darum haben sie auch die Kraft nicht, mitten in der Welt berufungsgemäß zu stehen und zu gehen. Darum wollen wir uns mit Fleiß versenken in die geistgewirkte Darlegung des Apostels von der wunderbaren Stellung der Erstlinge zur ganzen Kreatur.

Kinder Gottes und die Kreatur

Zuvor die Tatsache der Erstlingsgemeine und Glaubensgemeine voraus! Mit einer unwidersprechlichen Klarheit zeichnen unsere vorliegenden Verse wieder die Auswahlgemeine und damit den Plan Gottes in Christo für unsere Tage. Wenn wir unsere Textstelle aufmerksam durchlesen, so tritt uns in jedem Vers, ja Versglied, ganz klar eine aus der gesamten Kreatur herausgenommene Schar entgegen. Der Apostel redet von der Herrlichkeit, welche a n u n s soll geoffenbart werden, nämlich an den j e t z t L e i d e n d e n . Das ist ganz deutlich die gläubige, jetzt Schmach tragende Gemeine. Er redet weiter von den Kinder Gottes oder besser von den S ö h n e n G o t t e s, auf welche die ganze Kreatur harrend warte. Also ist hier eine völlig klare Gegenüberstellung der Kinder Gottes und der ganzen anderen Kreatur. Weiter spricht das Gotteswort von der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes, zu welcher die ganze Kreatur noch hindurch dringen werden. Wie klar ist also hier gesagt, dass einstweilen nur ein kleiner Ausschnitt aus der Gesamtkreatur herausgeholt, in die Kindschaft versetzt und zur Herrlichkeit durchgeführt werden.

Von der ganzen anderen Kreatur ist ausdrücklich gesagt, dass ei jetzt n och warten müsse, und zwar im Knechtsdienst des Verderbens. Wie verkehrt erweist sich hier wieder die in unseren Tagen immer kräftiger sich entfaltende falschprophetische Linie, welche immer und ständig auf die Gewinnung der ganzen Völker gerichtet ist und krampfhaft die ganzen Nationen unter die Herrschaft Christi jetzt schon bringen will. Schon die Praxis weist es ja aus, dass dies ein falscher Weg ist; denn die Völker lassen sich nicht unter Christi Joch beugen - nicht jetzt vor ihrer Zeit. Die M a s s e n der Nationen haben nach der klaren Schrift jetzt noch eine w a r t e z e i t unter zunehmendem fluch des Todesverderbens. Aber die Kindschaftsgemeine soll herausgerufen und zubereitet werden als ein Leib des Hauptes um nach eigener Vollendung ihre Zentral-Segensstellung für alle Kreatur anzutreten. Es ist ein Fehlweg, j e t z t Völkerrettung zu erstreben und alle Nöte der Völker aufheben zu wollen,welche doch gerade zu ihrem Zerbruch dienen sollen, anstatt mit lautem Wächterruf das Evangelium von de rWahl der Gnaden, von der herausgerufenenen Gemeine, von dem sich bereitenden Leib zu verkündigen.

Nach Gottes eigenem Rat

Gleichwie Gott nach Seinem eigenen Rat in den ganzen Zeiten bis auf die Geburt Seines Sohnes die Gesamtheit der Nationen laufen ließ und nur e i n Volk zubereitete, also geht es auch jetzt in diesen Tagen: die Masse läuft zunächst dahin in G e r i c h t e n und in G e r i c h t e zu ihrem endlichen H e i l e; aber das ist i h r Weg. Aus ihr heraus ruft das Wort e i n Volk, und d e s s e n Weg läuft aus in der anderen Ankunft des Herrn in Herrlichkeit. Ganz klar redet unser Text an seinem Schluss noch einmal von denen, w e l c h e haben d e s G e i s t e s E r s t l i n g e, und stellt sie der ganzen übrigen Kreatur gegenüber. Unter Kreatur aber kann nach dem ganzen Zusammenhang der Stelle nichts anderes verstanden sein als alles, was Geschöpf heißt, also nicht etwa bloß Pflanzen und Tiere, sondern alle, alles, was Geschöpf heißt, ausgenommen die Kinder Gottes. Damit ist schon ganz klar den Kindern Gottes eine Zentral- oder Mittelpunkts- oder Herzstellung innerhalb der ganzen Kreatur zugewiesen. Das zu erfassen, ist nun schon von großer Bedeutung, nicht nur für jede Art von Reich-Gottes-Arbeit, welche dadurch ganz andere Richtlinien bekommt, sondern auch für die Stellung der Gläubigen innerhalb der Welt. Vergegenwärtigen wir uns innerlich die vorliegenden Schriftwahrheiten, ,so haben die Gläubigen eine Freistellung innerhalb der ganzen Kreatur, eine befreite und losgelöste Stellung innerhalb der noch g e b u n d e n e n Kreatur und aller ihrer Gebilde.

Kinder Gottes sind Vertreter der Gottwelt und ihrer ewigen Linien innerhalb der Fluchwelt und ihrer traurigen Todesgesetze, wobei es klar ist, dass das Höchste und Edelste, gleichwie das Niedrigste und Gemeinste an der eitelkeits-Kretur in gleicher Weise dem Verderben unterworfen ist. Deshalb stehen Kinder Gottes wohl natürlich in der Welt und haben da ihre Aufgaben; aber sie stehen i n der Welt als n i c h t v o n der Welt - in allen Stücken g e g e n w e l t l i c h. Darum hat alles tun und Lassen der Kinder Gottes in dieser Weltzeit etwas Passionsmäßiges. Damit sind wir nun schon beim ersten Punkt angelangt, nämlich bei der A r t, wie die Zentralstellung der Kinder Gottes sich auswirkt: zunächst nämlich leidend. Darum beginnt auch der Apostel unsere Verse mit den Worten: „Ich halte dafür, dass dieser Zeit Leiden nicht wert sind der Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbart werden.“

Gottgeliebte Erstlinge

Die Zentralstellung der wiedergeborenen Gläubigen ist eine Stellung gegenüber einer g e f a l l e n e n und dem V e r d e r b e n unterworfenen Welt. Sie sind durch Wort und Geist herausgehoben und auf einen festen Grund inmitten der umgebenden, wankenden Kreatur gestellt. Sie sind Gottgeliebte und Gottliebende mitten in einer sich selbst liebenden Kreaturen-Welt. Da strahlen nun auf diesen Gottmittelpunkt der geretteten Entronnenen alle die Verderbensausstrahlungen der Kreatur. Der kreisende Meeresstrom der in sich selbst wesenden Nationenmassen speist seine Wasser gegen das in ihm sich sammelnde Gotteslicht und sucht es zu erlöschen, weil dies Licht bestimmt ist, die Nationen-Meeres-Wassermassen umzugestalten zu göttlichen Gebilden. Daraus kommt als erster Zug in der Zentralstellung der Gläubigen zur Kreatur das Leidende. Unter den Leiden dieser Zeit meint ja der Apostel nicht die K r e a t u r e n - L e i d e n, sondern die G o t t e s k i n d s c h a f t s - L e i d e n. Den Kreaturen-Leiden sind ja die Kinder Gottes auch noch unterworfen - soweit sie eben auch noch kreatürlich sind; aber sie haben ihre besonderen Gotteskindschafts-Leiden, welche aus ihrer neuen, gottgegebenen Stellung gegenüber aller Kreatur herauskommen.

So war ja auch die Stellung ihres Hauptes, des eingeborenen Sohnes Gottes, von dem Augenblick an, wo Kreaaturen sündigten, d. h. sich in in sich selbst stellten, eine leidende. Die Passion desSohnes Gottes hat schon in viel früheren Äonen begonnen als in dem Äon Seiner Menschwerdung. Oder meinen wir, um nur e i n Beispiel zu nehmen, es sei kein Leiden für den Sohn Gottes gewesen, zum befallenen Menschen ins Paradies zu gehen udn ihn zu suchen? Drum ist’s klar, dass schon an den Pforten des Paradieses das blutige Opfer steht.

Die Zentral Segensstellung des Sohnes

Wenn der Sohn Gottes Seine Zentral-Segensstellung an einer gefallenen Kreatur zur Durchführung bringen will, so kann Er das nur leidend.