Die Königreichs-Weissagungen der Propheten und Psalmisten

Aus Bibelwissen
Version vom 8. Juni 2022, 08:18 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Israels Sammlung hat begonnen)

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Abschrift des des Buches:
Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden
von Heinz Schumacher (1964)

Paulus Verlag Karl Geyer, Stuttgart


Inhaltsverzeichnis

weitere Abschriften

In Bearbeitung

4. Die Königreichs-Weissagungen der Propheten und Psalmisten

In den Propheten und Psalmen nehmen die Königreichs-Verheißungen einen so breiten Raum ein wie sonst nirgendwo in der Schrift. Was dem Abraham nur in knappen Andeutungen gesagt, dem Mose schon deutlicher gezeigt wurde und unter Josua und später unter David und Salomo eine teilweise (keineswegs aber volle und erschöpfende) Erfüllung erfuhr, wird nun von den Propheten und prophetisch begabten Psalmdichtern in gewaltigen Visionen geschaut, die zusammen einem großangelegten, wunderbaren Gemälde gleichen.

Dass die Propheten und Psalmisten n a c h David und Salomo vom Königreich Jehovas auf Erden keineswegs schweigen, es nicht als erfüllt und abgetan betrachten, sondern davon ausführlicher weissagen, als es zu irgendeinem früheren Zeitpunkt geschah, beweist aufs deutlichste, dass das Reich Israel unter diesen beiden (und erst recht unter den ihnen folgenden) Königen noch längst nicht das von Gott gemeinte Königreich Seines Sohnes war, sondern dass das Königreich Christi auf Erden, das sich einmal von Israel aus über alle Völker erstrecken soll, noch etwa Zukünftiges ist.

Weil das Gemälde, das die Propheten und Psalmisten von diesem Reich entwerfen, ein so großartiges ist, sind wir genötigt, es unter verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten:

a) Israels äußere Wiederherstellung
einschließlich der Erneuerung der Tierwelt und der klimatischen und kosmischen Veränderungen - es sind die äußere Segnungenm die z u n ä c h s t Israel zugesagt sindm darüber hinaus aber weithin der ganzen, im Tausendjahrreich lebenden Menschheit zugute kommen;
b) Israels innere Wiederherstellung,
also alles das, was sein Verhältnis zum Herrn betrifft;
c) die Wiederherstellungen des Königreiches Israel,
jene Weissagungen also, die es im engeren Sinn mit dem K ö n i g und dem Charakter Seines R e i c h e s zu tun haben;
d) Israels Weltherrschaft und Weltmission,
also alle jene Verheißungen, die Israels Verhältnis zu den Völkern des Tausendjahrreiches schildern.

Es kann angesichts der Fülle des Stoffes jeweils nur eine Auswahl er wichtigsten einschlägigen Schriftdtellen im vollen Wortlaut wiedergegeben werden; wer das Zeugnis der Propheten und Psalmen in der Bibel fortlaufend und aufmerksam durchforscht, ,wird dabei noch auf weitere, das Gesamtbild ergänzende Verheißungen für das Tausendjahrreich stoßen.

Eine weitere Untergliederung (außer der in die genannten vier Punkte) schien uns nicht angebracht; es bestünde sonst die Gefahr, das, was die Propheten z u s a m m e n s c h a u e n, intellektuell zu zerstückeln.

a) Israels äußere Wiederhestellung

Die Propheten des AT traten teils vor, teils während und teils nach jener Gefangenschaft auf, die für das Zehnstämmereich Israel um das Jahr 721 und für das Zweistämmereich Juda im J. 606 v. Chr. begann und um 536 v. Chr. ihr Ende fand. Man spricht daher von vorexilischen, währendexilischen und nachexilischen Propheten (Exil = Gefangenschaft, Verbannung) *9

*9 Als vorexilisch gelten: Hosea, Joel, Amos, Jona, Micha, Nahumg, Zephanja (vielleicht auch Obadja und Habakuk, die von anderen als währendexilisch angesehen werden). Als vor- und währendexilisch können angesehen werden: Jesaja, Jeremia. Währendexilische Propheten sind: hesekiel, Daniel, (Obadja, Habakuk?) Nach dem Exil traten auf: Haggai, Sacharja, Maleachi.’'

Es ist verständlich, dass im Blickfeld dieser Propheten - aus ihrer geschichtlichen Situation heraus - vor allem die äußere Wiederherstellung Israels aus der von ihnen angekündigten bzw. schon eingetretenen Katastrophe stand. Daher sprechen sie vor allem von Israels Sammlung und Rückkehr, von Landbesitz und Wiederaufbau, Regen und Ertrag des Landes, Gesundheit und Fruchtbarkeit, hohem Lebensalter, einem Leben im Frieden und Sicherheit, Gerechtigkeit und Wahrheit. Ihre Weissagungen bewegen sich also auf denselben Linien und in denselben Gedankengängen wie die früheren bei Abraham und Mose; nur ist ihre Schau eine sehr viel breiter angelegte, deutlichere, die noch mehr in die Einzelheiten des prophetischen Geschehens geht.

Ihre prophetische Schau hat es zweifellos z u n ä c h s t mit der Rückkehr aus Babylon zu tun (soweit sie ihnen nicht erst n a c h dem Exil geschenkt wurde und daher ohnehin in die fernere Zukunft weist). Aber so wenig sich die Verheißungen Gottes an Abraham und Mose in dem erschöpfend erfüllten, was Israel unter Mose und Josua sowie unter David und Salomo an Sieg und Segen, Macht und Hoheit erlangte, so wenig fanden die Weissagungen der vor- und währendexilischen Propheten und Psalmisten von der äußeren Wiederherstellung Israels ihre Vollerfüllung in der Rückkehr aus Babel und der damit verbundenen Wiederherstellung. Was die Propheten schauten, geht weit über das alles hinaus! Es zielt zutiefst auf Israels letzte Sammlung beim Kommen des Herrn!

Hören wir nun ihr Zeugnis zunächst von den ä u ß e r e n Segnungen, die mit der Wiederherstellung Israels verbunden sind:*

*Damit die Zitate lebendiger und anschaulicher erscheinen, wurden sie nach verschiedenen Bibelübersetzungen angeführt. Wo keine Übersetzung genannt ist, wurde nach der „Elberfelder Bibel“ zitiert, die auch sonst den Bibelzitaten in diesem Buche zugrunde liegt. Die Abkürzungen für die verschiedenen Übersetzungen erklärt das Literaturverzeichnis am Schluss des Buches.
“Gott wird Zion retten und die Städte Judas bauen; und sie werden daselbst wohnen und es besitzen.“ Ps 69:35
“Und es wird geschehen an jenem Tage: wieder ausstrecken wird der Allher ein zweites Mal Seine Hand, um loszukaufen den Rest Seines Volkes, der übriggeblieben sein wird, aus Assur und aus Ägypten und aus Patros und aus Äthiopien und aus Elam und aus Sinear und aus Hamat und aus den Inseln des Meeres. Und Er erhebt ein Panier den Nationen und holt heim die Verstoßenen Israel, und die Zerstreuten Judas wird Er sammeln von den vier Säumen der Erde.“ Jes 11:11.12 (De)
“Und der Wolf wird bei dem Lamme weilen, und der Pardel bei dem Böcklein lagern; und das Kalb und der junge Löwe und das Mastvieh werden zusammen sein, und ein kleiner Knabe wird sie treiben. Und Kuh und Bärin werden miteinander weiden (Kautsch: sich befreunden), ihre Jungen zusammen lagern; und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Und der Säugling wird spielen an dem Loch der Natter, und das entwöhnte Kind seine Hand ausstrecken nach der Höhle des Basilisken.“ Jes 11:6-8
“Du hast die Nation vermehrt, Jehova, Du hast die Nation vermehrt, Du hast Dich verherrlicht; Du hast hinausgerückt alle Grenzen des Landes.“ Jes 26:15
"Und das Licht des Mondes wird sein wie das Licht der Sonne, und das Licht der Sonne wird siebenfältig sein, wie das Licht von sieben Tagen, an dem Tage, da Jehova den Schaden Seines Volkes verbinden und seiner Schläge Wunden heilen wird.“ Jes 30:26
“Wonne erfüllt Wüste und Heide, und es frohlockt die Steppe und erblüht der Krokus. Blütenreich erblüht sie und frohlockt, ja frohlockend und jubelnd. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr verliehen, die Pracht des Karmel und der Saronaue - die werden sehen die Herrlichkeit Jahwes, die Pracht unseres Gottes.“ Jes 35:1.2 (De)
“Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; vom Aufgang bring ich herbei deinen Samen, und vom Niedergang will ich dich sammeln, will sagen zum Norden: gib her! und zum Süden: halt nicht zurück! Bring(t) herbei meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde! - Mich sollen preisen die wilden Tiere, die Schakale und die Strauße, dass ich Wasser gespendet in der Wüste, Ströme in der Einöde ...“ Jes 43:5.6.20 (Ka)
“Deine Kinder eilen herbei, deine Zerstörer und deine Verwüster ziehen aus dir hinweg. Erhebe ringsum deine Augen und sieh: sie alle versammeln sich, kommen zu dir. So wahr ich lebe, spricht Jehova, du wirst sie alle wie ein Geschmeide anlegen und dich damit gürten wie eine Braut. Denn deine Trümmer und deine Wüsten und dein zerstörtes Land - ja, nun wirst du zu enge werden für die Bewohner; und deine Verschlinger werden fern sein. Die Kinder deiner Kinderlosigkeit werden noch vor deinen Ohren sagen: Der Raum ist mir zu eg; mache mir Platz, dass ich wohnen möge. Und du wirst in deinem Herzen sprechen: Wer hat mir diese geboren, da ich doch der Kinder beraubt und unfruchtbar war, verbannt und umherirrende? ... So spricht der Herr, Jehova: Siehe, ich werde meine Hand zu den Nationen hin erheben und zu den Völkern hin mein Panier aufrichten; und sie werden deine Söhne im Busen bringen, und deine Töchter werden auf der Schulter getragen werden.“ Jes 49:17-22
“Getröstet hat Jahwe Zion, getröstet all ihre Trümmer und umgewandelt ihre Wüste gleich Eden und ihre Steppe wie zum Gottesgarten, Wonne und Freude findet man in ihr, Danken und schallende Musik. - Und die Freigewordenen Jahwes werden wiederkehren und kommen gen Zion mit Jauchzen, und ewige Freude über ihrem Haupte, nach Wonne und Freude greifen sie, es fliehen Jammer und Seufzen.“ Jes 51:3.11 (De)
„Du wirst dich ausbreiten zur Rechten und zur Linken, und dein Same wird die Nationen in Besitz nehmen ... Keiner Waffe, die wider dich gebildet wird, soll es gelingen; und jede Zunge, die vor Gericht wider dich aufsteht, wirst du schuldig sprechen.“ (Vgl. dazu Offb 20:9 und Hes 38!) Jes 54:3.17a
“Die Berge und die Hügel werden angesichts euer ausbrechen in Jauchzen, und alle Bäume des Feldes werden in die Hände klatschen. Statt des Dorngenists werden aufschießen Zypressen, und statt der Dürrwurz werden aufschießen Myrten, und wird gereichen Jahwe zum Namen, zum ewigen Denkmal, das nicht weggetilgt wird.“ Jes 55:12b.13 (De)
“Und die Deinen sollen die uralten Trümmerstätten wieder aufbauen; die Grundmauern vieler früheren Geschlechter wirst du wieder aufrichten; und man wir dich den ‚Vermaurer von Rissen“ (= Breschen) nennen, den ‚Wiederhersteller bewohnbarer Straßen.‘“ Jes 58:12 (Men)
“Der Kleinste wird zu einem Tausend werden, und der Geringste zu einer gewaltigen Nation. Ich, Jehova, werde es zu seiner Zeit eilends ausführen“. Jes 60:22
“Und dort wird kein Säugling von einigen Tagen und kein Greis mehr sein, der seine Tage nicht erfüllte; denn der Jüngling wird als Hundertjähriger sterben, und der Sünder als Hundertjähriger verflucht werde. Und sie werden Häuser bauen udn bewohnen, und Weinberge pflanzen und ihre Frucht essen. Sie werden nicht bauen und ein andrer es bewohnen, sie werden nicht pflanzen und ein anderer essen; denn gleich den Tagen der Bäume sollen die Tage meines Volkes sein, und meine Auserwählten werden das Werk ihrer Hände verbrauchen. Nicht vergeblich werden sie sich mühen, und nicht zum jähen Untergang werden sie zeugen (oder: gebären); denn sie sind der Same der Gesegneten Jehovas, und ihre Sprösslinge werden bei ihnen sein. Und es wird geschehen: Ehe sie rufen, werde ich antworten; während sie noch reden, werde ich hören. Wolf und Lamm werden beisammen weiden; und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind; und die Schlange: Staub wir ihre Speise sein. Man wird nicht übeltun noch verderbt handeln auf meinem ganzen heiligen Gebirge, spricht Jehova.“ Jes 65:20-25
“In jenen Tagen wird das Haus Juda mit dem Hause Israel ziehen, und sie werden miteinander aus dem Lande des Nordens in das Land kommen, welches ich euren Vätern zum Erbteil gegeben habe.“ Jer 3:18
“Darum siehe, Tage kommen, spricht Jehova, da nicht mehr gesagt werden wir: So wahr Jehova lebt, der die Kinder Israel aus dem Lande Ägypten heraufgeführt hat! sondern: So wahr Jehova lebt, der die Kinder Israel heraufgeführt hat aus dem Lande des Nordens uns aus all den Ländern, wohin Er sie vertrieben hatte“ Und ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe. Siehe, ich will zu vielen Fischern senden, spricht Jehova, dass sie sie fischen; und danach will ich zu vielen Jägern senden, dass sie sie jagen von jedem Berge und von jedem Hügel und aus den Felsenklüften.“ Jer 16:14-16
“Und ich werde den Überrest meiner Schafe sammeln aus all den Ländern, wohin ich sie vertrieben habe; und ich werde sie auf ihre Triften zurückbringen, dass sie fruchtbar seien und sich mehre. - Siehe, Tage kommen, spricht Jehova, da ich dem David einen gerechten Spross erwecken werde; und Er wird als König regieren und verständig handeln und Recht und Gerechtigkeit üben im Lande. In Seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel in Sicherheit wohnen; und dies wird Sein Name sein, mit dem man Ihn nennen wird: Jehova, unsere Gerechtigkeit.“ Jer 23:3.5.6
“Du aber sei getrost, mein Knecht Jakob - ist der Spruch Jahwes -, und erschrick nicht, Israel! Denn siehem ich will dich erretten aus fernem Lande und deine Nachkommen aus dem Lande ihrer Gefangenschaft, und Jakob soll heimkehren und ruhig wohnen und sicher soll er leben, und niemand ihn aufschrecken! - So spricht Jahwe: Fürwahr, ich will das Geschick der Zelte Jakobs wenden und seiner Behausungen mich(wiederum) erbarmen, und es soll die Stadt auf ihrem Hügel (wieder) aufgebaut werden und der Palast an der gewohnten Stelle bewohnt werden! Und heraus klingen soll aus ihnen (wieder) Lobgesang und der Jubel Fröhlicher, und ich will sie sich mehren lassen und nicht sollen sie weniger werden, und ich will sie zu Ehren bringen und nicht sollen sie gering geachtet sein!“ Jer 30:10.18.19 (Ka)
"Höret das Wort Jehovas, ihr Nationen, und meldet es auf den fernen Inseln und sprechet: Der Israel zerstreut hat, wird es wieder sammeln und es hüten, wie ein Hirt seine Herde. Und sie werden kommen und jubeln auf der Höhe Zions und herbeiströmen zu den Gütern Jehovas: zum Korn und zum Most und zum Öl und zu den jungen Schafen und Rindern; und ihre Seele wird sein wie ein bewässerter Garten, und sie werden hinfort nicht mehr verschmachten. Dann wird die Jungfrau sich freuen im Reigen, und Jünglinge und Greise allzumal. - Siehe, Tage kommen, spricht Jehova, da ich das Haus Israel und das Haus Juda besäen werde mit Samen von Menschen und Samen von Vieh. Und es wird geschehen, wie ich über sie gewacht habe, um auszureißen und abzubrechen und niederzureißen und zu zerstören und zu verderben, also werde ich über sie wachen, um zu bauen und zu pflanzen spricht Jehova. - So spricht Jehova, der die Sonne gesetzt hat zum Lichte bei Tage, die Ordnungen des Mondes und der Sterne zum Lichte bei Nacht, der das Meer erregt, und seine Wogen brausen, Jehova der Heerscharen ist Sein Name: Wenn diese Ordnungen vor meinem Angesicht weichen werden, spricht Jehova, so soll auch der Same Israels aufhören, eine Nation zu sein vor meinem Angesicht alle Tage.“ Jer 31:10.12.13.a.27.28.35.36
“Wartet nur, ich sammle sie aus allen Ländern, wohin ich sie verstieß in meinem Groll, meinen Grimm und gewaltigem Zorn, ich bringe sie zurück an diese Stätte und lasse sie da in Sicherheit wohnen - Und ich habe wieder meine Freude an ihnen und erweise ihnen Wohltaten; ich pflanze sie ein in dieses Land in gewissenhafter Treue mit meinem ganzen Herzen undmeinem ganzen Wesen. Denn also spricht der Herr: Ich habe zwar über dies Volk all das furchtbare Unheil gebracht, ebenso bringe ich aber über sie all die Wohltaten, die ich ihretwegen versprach.“*10 Jer 32:37.41.42 (PB)

Gott verbürgt sich für Israels künftige Wiederherstellung
*10 Die zitierten Verse aus Jes 31 und 32 sind insofern von besonderer Bedeutung, als Gott sich darin verpflichtet, mit Seinem Herzen und Wesen verbürgt, die Segens- und Heilsverheißungen über Israel e b e n s o (d. h. ebenso buchstäblich, pünktlich, gründlich!) zu erfüllen wie die Fluch- und Unheilsverheißungen. So ist also gerade all das Schreckliche, das das auserwählte Volk nach göttlicher Zulassung, ja sogar Bestimmung und Schickung, in den vergangenen Jahrhunderten erleiden musste Garantie und Maßstab für das Kommen des zugesagten Heils! Gott wacht über Seinem Wort nach der positiven udn negativen Seite hin; dass Er, der die Liebe ist, all die schrecklichen Fluchweissagungen in Erfüllung gehen ließ, die doch Seinem innersten Wesen in keiner Weise entsprechen, ist dem Propheten beweis, dass Er erst recht auch die positive Seite, die Segensseite Seiner Weissagungen (etwa in 5Mo 28), erfüllen wird. (Vgl. Sach 8:13). - Angesichts so klarer Worte unseres Gottes über Sein auserwähltes Volk, wie wir sie in Jer 31 und Jer 32 finden, ist es unverständlich, wie man in gläubigen Kreisen je an der Wiederherstellung Israel (nach außen und innen) hat zweifeln können!
“Und ich werde die Gefangenschaft Judas und die Gefangenschaft Israels wenden, und werde sie bauen wie im Anfang.“ Jer 33:7
“So spricht der Herr Jahwe: Wenn ich das Haus Israel aus den Völkern, unter die sie zerstreut sind, sammle, dann will ich mich an ihnen heilig erweisen vor den Augen der Völker, und sie sollen wohnen in ihrem Lande, das ich meinem Knechte Jakob verliehen habe. Und sie werden sicher darin wohnen und werden Häuser bauen und Weinberge anpflanzen und werden sicher wohnen, während ich Gerichte vollstrecke an allen, die sie verächtlich behandelt haben, rings um sie her, damit sie erkennen, dass ich Jahwe, ihr Gott bin.“ Hes 28:25.26 (Ka)
“Und ich will einen Friedensbund mit ihnen schließen und die bösen (= reißenden, schädlichen) Tier aus dem Lande verschwinden lassen, so dass sie sogar in der Steppe sicher wohnen und in den Wäldern schlafen können. Ich will ihnen und der ganzen Umgebung meines Hügels Segen verleihen und den regen zu rechter Zeit fallen lassen: segenspendende Regengüsse sollen es sein. Die Bäume des Feldes sollen ihre Früchte bringen und das Ackerland seinen Ertrag geben; und sie sollen auf ihrem Grund und Boden sicher wohnen und erkennen, dass i c h der Herr bin, wenn ich die Stäbe ihres Joches zerbreche und sie aus der Gewalt derer errette, die sie knechten.“ Hes 34:25-27 (Men)
“Ihr aber, Berge Israels, ihr sollt meinem Volke eure Zweige treiben und eure Frucht tragen, denn sie sind nahe daran zu kommen. Denn siehe, ich will zu euch kommen, und ich will mich zu euch wenden, und ihr sollt bebaut und besät werden. Und ich werde die Menschen auf euch vermehren, das ganze Haus Israel ingesamt; und die Städte sollen bewohnt und die Trümmer aufgebaut werden. Und ich werde Menschen und Vieh auf euch vermehren, und sie werden sich mehren und fruchtbar sein; und ich werde euch bewohnt machen, wie in euren Vorzeiten, und werde euch wohltun, mehr als in euren Anfängen. - So spricht der Herr, Jehova: An dem Tage, da ich euch reinigen werde von allen euren Missetaten, da will ich die Städte bewohnt machen, und die eTrümmer sollen aufgebaut werden. - Und man wird sagen: Dieses Land da, das verwüstete, ist wie der Garten Eden geworden, und die verödeten und verwüsteten und zerstörten Städte sind befestigt und bewohnt.“ Hes 36:8-11.33.35
“Und ich werde an jenem Tage einen Bund für sie schließen mit den Tieren des Feldes und mit den Vögeln des Himmels und mit den kriechenden Tieren der Erde; und ich werde Bogen und Schwert und den Krieg aus dem Lande zerbrechen, und werde sie in Sicherheit wohnen lassen. - Und es wird geschehen an jenem Tage, da werde ich erhören, spricht Jehova: ich werde den Himmel erhören, und dieser wird die Erde erhören; und die Erde wird erhören das Korn und den Most und das Öl; und sie, sie werden Jisreel (= den Gott sät) erhören.“ Hos 2:18.21.22
“Und ihr, Kinder Zions, frohlocket und freuet euch in Jehova, eurem Gott! denn Er gibt euch den Frühregen und Spätregen wie zuvor. Und die Tennen werden voll Getreide sein, und die Kufen überfließen von Most und Öl. - Und ihr werdet essen, essen und satt werden, und werdet den Namen Jehovas, eures Gottes, preisen, der Wunderbares an euch getan hat.“ Joe 2:23.24.26

Verheißung der Sammlung Israels

“Sammeln, ja sammeln will ich dich Jakob, insgesamt; zusammenbringen, ja zusammenbringen will ich, was von Israel noch übrig ist! Vereinigen will ich sie wie Schafe in der Hürde, wie eine Herde auf der Trift, so dass sie eine von Menschen wimmelnde Menge bilden. An ihrer Spitze zieht dann der leitende Widder dahin, sie brechen durch, ziehen durch das Tor und gehen hinaus: ihr König schreitet vor ihnen her und der Herr selber an ihrer Spitze.“ Mi 2:12.13 (Men)
“So spricht der Herr der Heerscharen: Meine Städte werden noch von Segen überfließen, undder Herr wird Zion noch trösten und Jerusalem wieder erwählen. - Offenes Gelände soll Jerusalem bleiben ob der Menge der Menschen und Tiere darin. - So spricht der Herr der Heerscharen: Noch kommt die Zeit, da Greise und Greisinnen auf den Plätzen Jerusalems sitzen ein jeder den Stab in der Hand ob hohen Alters. Und die Plätze der Stadt werden voll Knaben und Mädchen sein, die da spielen auf ihren Plätzen. So spricht der Herr der Heerscharen: Wenn das dem Überrest dieses Volkes zu wunderbar scheint, muss es darum auch mir zu wunderbar scheinen? ... Siehe, ich will mein Volk erretten aus dem Lande des Aufgangs und aus dem Lande des Niedergangs; ich will sie heimbringen, dass sie inmitten Jerusalems wohnen, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein in Treue und Gerechtigkeit.“ Sach 1:17; Sach 2:4b; Sach 8:4-8 (Zü)
(Man vergleiche ferner: Ps 72:16; Jes 27:12.13; Jes 29:17; Jes 43:19-21; Jes 54:1-3.6-8; Jer 23:7.8; Jer 30:3; Jer 31:8.9; Jer 46:27 Hes 39:25-29; Joe 3:18 (Elberf. Übers.) Am 9:13-15; Sach 3:10: Sach 10:3.6-10)

Muss vor der Genauigkeit und Bestimmtheit dieser Angaben nicht jeder Versuch der Vergeistigung, einer Übertragung etwa auf die Gemeinde Christi Jesu von heute, von vornherein zusammenbrechen? Vergeistigen kann hier nur, wer das Panorama im ganzen aus den Augen lässt und einzelne Verse und Worte aus dem Zusammenhang herausnimmt. Nein: wie Israel b u c h s t ä b l i c h unter die Nationen zerstreut wurde, so soll es b u c h s t ä b l i c h wieder gesammelt werden, in seinem Lande wohnen und dort alle jene Segnungen erfahren, die die angeführten (und noch viele andere) Prophetenworte bezeugen.

Die Verheißung der S a m m l u n g Israels und der Rückkehr in sein Land hat - so wenig wie die weiteren Segensverheißungen - in der Rückkehr aus Babel noch keineswegs ihre erschöpfende Erfüllung gefunden. Deutlich spricht ja Jes 11 von einer z w e i t e n Sammlung! Jes 43 zeigt, dass es sich um eine Sammlung aus vier Himmelsrichtungen handeln soll, was bei der Rückkehr aus Babel nicht der Fall war. Beachtlich ist auch, dass S a c h a r j a, der zusammen mit Haggai und Maleachi erst nach der Verbannung des Volkes auftrat, von Israels zukünftiger Sammlung spricht, was keinen Sinn hätte, wenn nach der Rückführung aus dem babylonisch-assyrischen Exil nicht noch eine spätere Sammlung zu erwarten gewesen wäre.11*

*11 Prof. E. F. Ströter sagt in der Einleitung zu seiner (leider vergriffenen) Sacharja-Auslegung: „Der Prophet Sacharja ist der größte von den sogenannten ‚kleinen‘ Propheten. Er bildet mit Haggai und Maleachi ein leuchtendes Dreigestirn, das Jehova Seinem aus Babylon zurückgekehrten Volke Israel in bedrängter Zeit aufgehen ließ. Denn wiewohl Israel damals eine wirkliche Befreiung aus der 70jährigen Gefangenschaft erfuhr, so war damit doch die lange, bange Nachtperiode seiner Volksgeschichte nicht abgeschlossen. Diese dauert vielmehr bis auf den heutigen Tag fort. Dass nun der Prophet Sacharja jenen ‚Tag geringer Anfänge‘ (Sach 4:10) erlebt hatte und au eine so freundliche Heimsuchung seines gefangenen Volkes durch Jehova zurückblicken durfte, stellt die ihm gegebenen Nachtgesichte in eine eigenartige Beleuchtung. Seine Weissagungen haben nämlich dadurch ihre Ausgangspunkte und Ansätze in tatsächlich erlebten Erweisungen der Rettertreue Jehovas gegen Sein Volk. Aber sie liefern eben dadurch den klarsten Beweis, dass Gottes Liebesabsichten mit Israel keineswegs ihre erschöpfende Erfüllung fanden in dem, was die Rückkehr aus Babel an tatsächlicher nationaler Wiederherstellung gebracht hatte. So wird uns die Betrachtung gerade dieses prophetischen Buches in besonders deutlicher Weise zeigen, dass wir die Ausfürhung und Vollendung dessen,was Jehova mit Seinem Volke Israel vorhat, um an ihm Seinen Raum groß zu machen, wie Jes 43:21 geschrieben steht, keineswegs in der Geschichte der Vergangenheit zu suchen haben. Die Nachtgesichte Sacharjas haben ihre Erfüllung noch nicht gefunden, sondern diese steht noch bevor.
Zugleich tritt in ihnen unverkennbar die göttliche Art zutage, die großen Verheißungen einer herrlichen Zukunft bestimmt und deutlich auf dieselben Linien zu stellen, auf denen sich die wiederherzustellende und erlösende Gnade Jehovas bereits geschichtlich bewegt hatte. Darin erblicken wir die Gewähr, dass auch die zukünftige, endgültige Erfüllung dieser Gesichte auf den gleichen Linien geschehen wird. Wir weisen deshalb alle Versuche, für diese Gesichte eine sogenannte ‚geistige‘ Erfüllung, etwa in der geschichtlichen Entwicklung der Gemeinde Gottes aus den Heiden zu finden, bestimmt zurück. Vielmehr erwarten wir, dass alles, was Gott in diesen Gesichten von Seinem Volk und Land, Seiner Stadt und Tempel, von Königshaus und Priestertum geredet, sich in der Zukunft wortgetreu an eben denselben vollziehen wird.
Nur darin, glauben wir, wird die gläubige Gemeinde den rechten Boden finden auf dem sie fest Stellung nehmen und priesterlich fürbittend einstehen kann, bis dass Jehova alles wahr gemacht hat, was Er Israel Gutes zugesagt, und Jerusalem wieder gesetzt hat zu einem Ruhme auf Erden’'. (Jes 62:6.7)
Weiter schreibt Ströter zu Sach 1:12: „Da antwortete der Engel des Herrn und sprach: Jehova Zebaoth, wie lange willst Du dich nicht erbarmen über Jerusalem und über die Städte Judas, über welche Du gezürnt hast diese siebzig Jahre?“
„Jene Meldung der Kundschafter hat eine merkwürdige Wirkung auf den Engel des Herrn. Sie entlockt ihm eine tief bewegte Einsprache bei dem Herrn der Heerscharen. Er ist empört über die gemeldete falsche Ruhe der Erdenvölker bezüglich Israels und Jerusalems. Sein Herz brennt von glühendem Interesse. Er kennt die tiefe Bedeutung, die gewaltige Tragweite alles dessen, was Jerusalem und die Städte Judas betrifft. Sein Wort ist aber auch durch seine Fassung bemerkenswert. Er redet, als ob Gott noch eigentlich gar nicht recht angefangen habe, sich zu erbarmen über Jerusalem und Juda. Und doch waren damals die erwähnten 70 Zornesjahre tatsächlich abgelaufen der Tempel wieder im Bau, und auch die Stadt in der Wiederherstellung begriffen. Es ist also klar, dass in dem Urteil des Engels Jehovas alle jene damals bereits geschehenen Erweisungen der wiederherstellenden Gnade Gottes gegen die Zurückgekehrten seines Volkes nicht als eigentliche Erfüllung der Liebesabsichten Gottes in Anschlag kommen. Das ist für eine richtige Abschätzung der geschichtlichen Tatsachen im bisherigen Volksleben Israels von großer Bedeutung. Begegnet man doch immer noch, selbst bei gläubigen Schriftauslegern, der Auffassung, als bedeute die Rückkehr aus Babylon und die Wiederherstellung des jüdischen Staates und Kultus im Lande Israel die tatsächliche Einlösung aller großen Verheißungen, die Gott von nationaler Wiedergeburt und Segnung überhaupt gegeben habe. Diese seien, so behauptet man, Israel damals und seither auf Heller und Pfennig ausbezahlt worden. Es sei daher von dort aus nichts mehr zu erwarten für eine nationale Zukunft auf politischem und weltgeschichtlichen Linien. Von einer solchen Auffassung ist der Engel des Herrn nicht nur sehr weit entfernt, sondern seine Worte stehen dazu in einem direkten Gegensatz. Er macht nicht einmal den Versucht, das geschichtlich Gewordene dahin auszubeuten, als habe sich Gottes Gnadenrat darin erschöpft. Er blickt tiefer. Er sieht die heißen Zornesgluten Jehovas immer noch ungestillt wallen und lodern. Und als der berufene Mittler und Fürsprecher des sündigen Bundesvolks tritt er mit der ergreifenden frage ein: Jehova Zebaoth, wie lange noch?“ Vor seinem Geistesauge dehnen sich noch lange, müde Zeitläufe aus, voll Drangsal, Angst und Jammer für Jerusalem und die Städte Judas. Er hat sich nicht geirrt. Die vergangenen 2500 Jahre israelitischer Volksgeschichte haben ihm erschüttern recht gegeben."

Haben sich die Prophetenworte erfüllt?

Aber haben sich die angeführten Prophetenworte vielleicht in den Jahren seit 1948 (Gründung des Staates Israel) erschöpfend erfüllt?

Gewiss ist die Sammlung Israels in unseren Tagen e i n e Erfüllung göttlicher Verheißungen. (Wir wiesen bereits darauf hin, ass die Weissagungen der Bibel in vielen Fällen eine m e h r f a c h e Erfüllung haben: über anbruchhafte Vor- und Teilerfüllungen geht es zur schließlichen erschöpfenden Vollerfüllung!) Vor allem das wort aus Jer 31:35.36 steht uns heute lebendiger denn je vor Augen.: Das Wunder Gottes, dass ein Volk trotz jahrtausendelanger Anfeindung und Zerstreuung als Volk erhalten bleibt und sogar wieder einen eigenen Staat gründetl

Israel bleibt in seinem völkischen Bestand erhalten. Gott bleibt Seinen Verheißungen treu. Wie der brennende Dornbusch bei der Berufung Moses, des Knechtes Gottes, einst im Feuer brannte und doch nicht v e r brannte (2Mo 3), so vermag auch das Leidensfeuer eines einzigartigen jahrtausendelangen Martyriums des auserwählten Volkes dieses als Volk und Nation nicht zu zerstören.

Doch auch die Sammlung Israels in unseren Tagen ist noch nicht die letzte und endgültige Erfüllung der angeführten Verheißungen. Wohl hat sich manche Verheißung bis in die Einzelheiten bewahrheitet, so z.B. Jer 16, wonach Gott Fischer und Jäger zur Rückführung Seines Volkes benutzen will*12

Israels Sammlung hat begonnen
*12 Der Judenchrist Dr. Georges Kahn, sagte zu diesem Wort: „Die Sammlung Israel hat in unseren Tagen begonnen. Und wie das Wort sagt, sind sie von Mitternacht her zuerst gekommen. Ja, noch weiter stimmt alles. Gott wollte zuerst F i s c h e r senden, die sollten locken und ziehen. Das waren die Zionisten. Die haben mit ihrem ermunternden Beispiel gelockt. Aber das allein hat Gottes Plan nicht genügt. Man kann sagen, Gott war es eilig mit dieser Entwicklung. Und weil die Einwanderung auf dem Wege des zionistischen Fischzuges nicht genügte, hat Er noch die J ä g e r geschickt: Hitler und die Nationalsozialisten. Und wir wissen, neue Jäger sind schon bereit.... Ein mir bekannter Oberförster in der Schweiz hat mir einmal gesagt, nach seiner Erfahrung komme bei einer Treibjagd ungefähr ein Drittel des gesamten Wildbestandes um und die anderen zwei Drittel werden eben verjagt, bis die Schonzeit wieder ausgerufen wird. Ein Bild für das jüdische Volk: ein Drittel erlegt, die anderen zwei Drittel verjagt. Ja, es geht noch weiter in die Einzelheiten hinein Es ist hier die Rede davon, dass sie sogar aus den Steinritzen heraus gejagt werden würfen ... Was besagt das Bild? Die Juden, die von lieben christlichen Freunden versteckt gehalten wurden, vielfach von einfachen Bauern auf dem Land, die saßen dort in ihren Steinritzen. Ach, die Gestapo fand sie auch dort. Diese Weissagung erfüllt sich wortwörtlich vor unseren Augen ...“ (GH 1960/86,87)
So erfährt auch das angeführte Wort aus Jes 35:1.2 in unseren Tagen eine vorlaufende Erfüllung, indem im neuen Staat Israel tatsächlich „die Wüste blüht“. Noch weit großartiger wir aber die endgültige göttliche Erfüllung sein die nicht allein durch geeignete Maßnahmen des Anbaus und der Aufforstung zustande kommen wird, sondern durch G o t t e s G e i s t (Jes 32:14.15), und für die man dann auch dem Herrn die Ehre geben wird (Jes 55:12.13).

Andere Züge der Weissagung sind aber noch u n e r f ü l l t geblieben und zeigen an, dass die gegenwärtige Sammlung Israels noch nicht die letzte ist. Die Vollerfüllung steht noch aus. So ist in den Verheißungen der Propheten mehrfach davon die Rede, dass J u d a und I s r a e l, also das Zweistämmevolk und das Zehnstämmevolk (in das sich die Gesamtnation seit den Tagen Rehabeams und Jerobeams teilte), gemeinsam zurückkehren und eine Wiedervereinigung im Lande der Väter erleben. Bis heute sind aber nur geringe Reste der zehn Stämme nachweisbar, mag auch das Wort von den „verlorenen zehn Stämmen“ eine übertreibende Redensart sein.*13

Wo sind die zehn Stämme Israels?
*13 Heinrich Schaedel, nach dem Tode von Professor E. F. Ströter Herausgeber der Zeitschrift „Das Prophetische Wort“, hält es für verfehlt, von „verlorenen zehn Stämmen“ zu sprechen: „Wir stellen fest, dass die Bibel nichts weiß von ‚verlorenen Stämmen“ Israels. Als eine große Anzahl Israeliten aus der Gefangenschaft nach Palästina zurückkehrte, da ist keine Rede mehr von einer Trennung zwischen denen, die aus dem Nordreich, und denen, die aus dem Südreich stammten. IM Buch Esra finden wir den Namen Juden nur 8mal und den Namen Israel 40mal zur Bezeichnung des Überrestes, der zurückgekehrt war. Dass natürlich viele in Assyrien und Babylonien geblieben sind, geht ohne weiteres aus der Schrift hervor, aber es ist nirgends angedeutet, dass diese ein organisiertes Volk bilden würden, sondern die Kinder Israel liegen wie Totengebeine unter den Völkern ...
Es ist nun wichtig festzustellen, ob das NT etwas von den zehn Stämmen zu sagen hat. Da ist es nun auffallend, dass Dan und Ephraim nicht genannt werden, nicht einmal in Offb 7, wo die Rede ist von den Versiegelten der einzelnen Stämme. Allerdings werden Manasse und Joseph genannte, so dass man annehmen kann,d ass der Name Joseph an die Stelle des Namens Ephraim treten wird. In 5Mo 29:19 steht geschrieben, dass der Name von Einzelpersonen oder auch eines Stammes ausgetilgt werden soll, wenn solche dem Götzendienst anheimfallen. Ephraim und Dan führten ja den Götzendienst ein und darum werden ihre Namen nicht mehr genannt. Juda wird 7mal genannt (Mt 2:6; Lk 1:39; Hebr 8:8; Offb 5:5; Offb 7:5; Hebr 7:14(. Ruben, Gad, Manasse, Simeon, Issaschar und Josphe werden nur je einmal genannt (Offb 7:5-8). Vom Stamm Benjamin ist 4mal die Rede (Apg 13:21; Röm 11:1; Phil 3:5; Offb 7:8). Zebulon und Naphtali werden je 3mal erwähnt (Mt 4:13.15; Offb 7:6.8). Asser kommt 2mal vor (Lk 2:36 und Offb 7:6). Levi wird 3mal angeführt (Hebr 7:5.9; Offb 7:7). Wenn man Mt 4:12-16 liest, dann kann man nicht anderes, als annehmen, dass diese Stämme hier wohnten. Es steht also fest, dass alle Stämme mit Ausnahme von Dan und Ephraim im Neuen Testament genannt werden. Petrus schreibt an die in Kleinasiien zerstreuten erwählten Fremdlinge,,, das sind Judenchristen, die ihre Heimat verlassen hatten und in der Fremde wohnten, Und Jakobus schreibt an die Gläubigen aus den zwölf Stämmen in der Zerstreuung. Aus dem allem geht klar hervor, dass weder das AT noch das NT etwas weiß von verlorengegangenen Stämmen Israels.
Auch Paulus weiß nichts von verlorenen Stämmen. In Rom rief Paulus die Vornehmsten der Juden zusammen und erklärte ihnen,dass er nichts getan habe wider das Volk und die väterlichen Sitten, und doch sei er in Jerusalem in die Hände der Römer übergeben worden. 'Da aber die Juden widersprachen, ward ich genötigt, mich auf den Kaiser zu berufen, nicht, als hätte ich mein Volk um etwas zu verklagen. Um der Ursache willen habe ich euch gebeten, dass ich euch sehen und euch ansprechen möchte; denn um der Hoffnung Israels willen bin ich mit dieser Kette umgeben‘ (Apg 28:19.20). Noch bestimmter hatte er vor dem König Agrippa gesagt: ‚Und nun stehe ich und werde angeklagt über die Hoffnung der Verheißung, so geschehen ist von Gott zu unseren Vätern, zu welchen hoffen die zwölf Geschlechter der Unseren zu kommen mit Gottesdienst Tag und Nacht....‘ (Apg 26:6.7) (GH 1963/138-142)
In dem vergriffenen Werk von WILKERSON.: „Israel, meine Herrlichkeit“, in dem die Seiten 102-129 der Frage nach den zehn Stämmen gewidmet sind heißt es (Wi/117): „Eine genügende Anzahl aus den zehn Stämmen Israels fiel noch im Lande aus religiösen Gründen an Juda, und eine genügende Anzahl kehrte aus politischen und religiösen Gründen aus Babylon zurück, um die befreiten Gefangenen als richtige Vertreter der ganzen Nation gelten zu lassen ...“ Doch meint der Verfasser, damit allein sei die Frage nicht erschöpfend beantwortet, da nach verschiedenen Weissagungen außer den "Zerstreuten Judas" auch die "Verstoßenen aus Israel“ noch einmal heimkehren werden. Deshalb sagt er weiter:
“Wer sind die verlorenen Stämme? - Wir antworten sofort: die Nestorianer in den Bergen Kurdistans und an dem See Oroomia in Persien, wie der verstorbene Dr. Asahel G r a n t bewiesen hat. „ Der Grundsatz dieses ärztlichen Missionars sei es gewesen; „einen Gegenstand dort zu suchen, wo er verloren ging.“ Die verschleppten Israeliten seien allesamt in den Distrikt des eigentlichen Assyiren und in das benachbarte Medien (von den Griechen Adiabene genannt) geführt worden. Die Gegend nordöstlich habe dem ursprünglichen Assyrien entsprochen und müsse von dem weit ausgedehnten Assyrischen reich unterschieden werden. (Wi 119-120).
Auf Seite 121 desselben Buches heißt es mit Bezug auf Jes 11: „Die Geschichte sagt, dass die zehn Stämme nach Assyrien gebracht wurden, die Weissagung sagt, dass sie aus Assyrien zurückgebracht werden sollen. Die einfache Folgerung ist, dass sie dort sind.“ Auch aus Zeugnissen von Josephus und Hieronymus, dem Verfasser der Vulgata, ginge hervor, dass die zehn Stämme bis zum 5. Jahrhundert mit Ausnahme der Teile, die schon mit Juda untermischt waren, noch an dem Orte waren, an den sie zuerst gebracht wurden ... diese Nestorianer trägen diesen Namen nicht, weil Nestorius sie bekehrte, sondern weil sie einige seiner Ansichten mit ihm teilten. Auch ihre Sprache, ihre Überlieferung und ihre Gesichtszüge sprächen dafür, dass es sich um die verlorenen zehn Stämme handele.
Auf Jes 11:11-15 stützt sich auch Karl Neumann, der (nach F. Braun: „Wie aus Israel die Nationen wurden“ S. 52ff.) die Nachkommen der zehn Stämme in Assyrien, Ägypten, Athiopien, Persien, Mesopotamien sowie auf den Inseln und Küstengebieten des Mittelmeeres, ja auch in Europa vermutet. Seiner Folgerung „Paulus kam in Europa zuerst nach Mazedonien. Er wusste es vielleicht selbst nicht, dass er damit zu Israeliten aus den verlorenen zehn Stämmen kam“, können wir in dieser Verallgemeinerung keineswegs zustimmen. Denn selbst wenn in Philippi, Beröa, Thessalonich usw. etliche der Nachkommen der verschleppten zehn Stämme eingewandert waren, so wurden dadurch doch keineswegs die Einwohner jener Städte - oder gar ganze europäische Länder - zu Israeliten!
So können wir auch zu der Schrift von F. Braun „Wie aus Israel die Nationen wurden Sind alle weißen Menschen Israeliten?" und erst recht zu der Broschüre von O. Loeliger „Die verlorenen Stämme Israels“ kein Vertrauen gewinnen, weil in ihnen u. E. allzusehr mit Übertreibung und Phantasie gearbeitet wurde. Aufgrund der Verheißung von 1Mo 28:14 - so schreibt der erstere - müssten, „wenn man die Bibel auch hier wörtlich nimmt - und das tun wir doch - also die Kinder Israels heute eine geradezu unzählbare Menge von Menschen geworden sein“. Schon diese Folgerung ist u. E. falsch; denn es wird übersehen, dass sich diese Weissagung von den „Kindern Israel wie Sand am Meer“ bereits in den Tagen Salomos lt. 1Kö 4:20 erfüllt hat! Solange die Glanz- und Segenszeit Israels noch währte, erfüllte Gott auch Seine Verheißung der zahlreichen Nachkommenschaft. Als aber der Fluch der Zerstreuung kam, setzte Hand in Hand damit auch der Fluch der Lebens m i n d e r u n g statt - mehrung ein, und die ganze Liste der Flüche von 5Mo 28:15ff. trat in Aktion und bleibt gültig, bis in die Endzeit dieses Äons.
Mit Recht betont Wilkinson /Wi/105), dass allen 12 Stämmen laut 5Mo 4:26.27 und 5Mo 28:62-66 für den Fall des Ungehorsams gegen Gottes Gebote angedroht wurde, aus ihrem Lande vertrieben, unter die Völker zerstreut und gering an Zahl zu werden. Erst wenn der nationale Fluch fortgenommen sein wird, sollen sie vermehrt werden und nicht länger wenige sein.
Immerhin verneint F. Braun die Frage: „Sind alle weißen Menschen Israeliten?“ (während =. Loeliger sie bejaht und bedenkenlos Ruben = Russland, setzt, Sebulon = England, Dan = Norddeutschlanf, Asser = USA usw.) Er schreibt (S. 40) „Wir erkennen daher, dass die amerikanischen Ausleger weit übers Ziel hinausschießen, wenn sie so ohne weiteres meinen, alle weißen Menschen seien Israeliten und damit Semiten. Aber in diesem amerikanischen Vorstoß liegt das berechtigte Anliegen verborgen, die verlorenen zehn Stämme Israels aufzufinden. Diese sind zweifellos nach Europa und Amerika gekommen und haben deren Geschichte in den letzten Jahrtausenden entscheidend gestaltete, sie sind zu den Nationen geworden, denen das Evangelium gesandt wurde durch Paulus. Aber sie sind nicht allein in Europa und Amerika, sondern wohnen dort zusammen mit Japhet.
Wir können wohl so unterscheiden, dass die Menschen mit gewecktem geistlichem, weltanschaulichem und religiösem Interesse und Verständnis, sei es negativ oder positiv zu Christus, Israeliten sein werden in Europa und Amerika, die anderen, denen diese wache geistliche Anlage abgeht, die sich mit der Ausbreitung auf der Erde und ihrer Kultur begnügen und die sich von der geistlichen Überlegenheit der Semiten führen lassen, Japhetiten sind ... Im übrigen findet seit Jahrtausenden ein stetiger Verschmelzungsprozess zwischen Sem und Japhet statt.“
Die von Christus nach Ephn 2 hinweggetane Umzäunung ist nach demselben Verfasser die Umzäunung zwischen Juda und Israel, und der Apostel Paulus wurde auch nach Meinung F. Brauns auf seinen Missionsreisen zu den verlorenen zehn Stämmen gesandt: „ Paulus war zu den Israeliten gesandt, die aus zehn Stämmen zu zehn Nationen geworden waren im Lauf der Jahrtausende.“ Dies alles halten wir nicht nur für völlig ungenügend bewiesene willkürliche Behauptungen, sondern sehen darin gefährliche Spaltungs- und Verwirrungstendenzen für die Einheit der Gemeinde Jesu heute. Denn wenn die Korinther, Thessalonicher usw. Israeliten der sogenannten verlorenen zehn Stämme waren, dann gelten mir diese Briefe also heute nicht mehr direkt, es sei denn, ich bin auch ein solcher Israelit „mit gewecktem geistlichem Interesse und Verständnis.“ Dann wären wohl alle Glieder der Gemeinden heutzutage Israeliten, oder nur ein Teil von ihnen? Und wenn etwa die Thessalonicherbriefe in der Bibelstunde behandelt werden, dürften die Israel-Europäer diese direkt auf sich beziehen, die Japhet-Europäer aber nicht? Dann wäre es wohl nötig, vor dem Lesen der Bibel erst jahrelange Ahnenforschung zu betreiben um herauszufinden, ob ich nun Israelit bin oder nicht ...
Die Konsequenzen sind unabsehbar, wenn wirklich alle weißen Völker Israel sind (Loeliger) oer auch nur ein Teil von ihnen, alle Weißen „mit gewecktem geistlichem Verständnis“ (F. Braun) Wir müssten diese Konsequenzen auf uns nehmen, wenn diese Auslegung die Wahrheit auf ihrer Seite hätte, Aber gerade davon sind wir in gar keiner Weise durch das Lesen dieser Broschüren überzeugt worden.
Dass Nachkommen der zehn Stämme vereinzelt im heutigen Israel leben, ist eine Tatsache. Dass sich solche auch darüber hinaus in vereinzelten, mehr oder weniger mit anderen Völkern vermischten Gruppen im geographischen Raum anderer Völker finden mögen (vor allem dort, wohin sie zuerst verschleppt wurden, und in den angrenzenden Gebieten), mag durchaus zutreffen. Diese Tatsache aber genügt zur Erfüllung der Verheißungen durchaus. Gott kann diese zerstreuten und mehr oder weniger vereinzelten Israeliten sehr schnell zu Seiner Zeit auffinden und heimführen und ihnen im Lande der Väter eine schnelle Mehrung schenken. Dass Nachkommen der zehn Stämme sich in der gegenwärtigen Fluch-Periode des heiligen Volkes aber in Europa und Amerika gemehrt hätten „wie der San am Meer“ und alle weißen Völker großenteils oder ganz mit ihnen zu identifizieren seien, halten wir hingegen mit H. Schaedel für ein bedauerliches Fündlein menschlicher Willkürdeutung und Phantasie. Dagegen hat auch E. F. Ströter schon seinerzeit Stellung genommen, indem er schrieb:
Die Tatsache, dass nach der Zerstörung des Reiches Israel durch die Assyrer die z e h n S t ä m m e des Volkes v e r l o r e n gegangen sind, hat wohl eine historische, aber keine heilsgeschichtliche Bedeutung. Das NT weiß nie etwas von nur zwei Stämmen (Juda und Benjamin) und von verlorengegangenen zehn Stämmen. Jesus ist nicht zu einem zweistämmigen Völkchen gekommen, sondern zu einem zwölfstämmigen. Die zehn Stämme wurden damals auch wirklich noch repräsentiert; Hanna z.B. war aus dem Geschlecht Asser. Petrus sagt am Tage der Pfingsten durch den Heiligen Geist: ‚So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss’ - er sieht also in dem Volke Repräsentanten der zwölf Stämme. Jakobus richtet seinen Brief an ‚die zwölf Geschlechter, die da sind hin und her.‘ Jesus wählt nicht zwei Jünger aus, sondern zwölf.
Das ist leicht erklärlich. Aus den Gefangenen der zehn Stämme haben kleine, aber doch immerhin wirkliche Bestandteile teilgenommen an der Rückkehr aus Babylon. Denn Assyrien war der Herrschaft des Cyrus mit unterstellt, und sein Edikt ging also auch die dortigen Juden an. In den Büchern Esra und Nehemia sind deutliche, wenn auch nur schwache Spuren von solchen.
Was sich bei der Rückkehr aus Babylon vollzogen hat, war nur ein kümmerliches Pröbchen von der dereinstigen Wiedervereinigung der zwölf Stämme, wie sie Hesekiel und andere Propheten verkündigen.“ (Strö/41)

Die endgültige Sammlung Israels

Dass die letzte und endgültige Sammlung Israels, die die Propheten beschreiben, noch nicht geschehen ist zeigt sich auch darin, dass Israel nach den zitierten Weissagungsworten nach jener Rückführung ruhig und sicher in seinem Lande wohnen soll, von niemand mehr bedroht und aufgeschreckt. Solche sorglose Ruhe und Sicherheit ist im heutigen Israel noch unbekannt; noch muss es in Bereitschaft vor feindlichen Übergriffen stehen; sogar Frauen und Mädchen müssen Militärdienst leisten; die Hauptstadt Jerusalem ist - ähnlich der Hauptstadt Deutschlands - eine zweigeteilte Stadt, deren eine Hälfte noch den Feinde Israels gehört.

Die Weissagungen der Propheten von der Sammlung Israel werden erst voll erfüllt werden, wenn einmal der Messiaskönig selber durch Seine Engel „Seine Auserwählten von den vier Winden her mit starkem Posaunenschall“ (Mt 24:31) sammeln lässt. Dann werden Überlebende alle zwölf Stämme in Ruhe und sorgloser Sicherheit im Lande der Väter wohnen. Dann wird auch die geweissagte gewaltige Mehrung an Menschen und Vieh eintreten so dass der Kleinste zu einem Tausend wird (Jes 60), die Landesgrenzen hinausgerückt werden müssen (Jes 26 und Jes 49) und sich Israel zur Rechten und zur Linken ausdehnt und Nationen in Besitz nimmt (Jes 54)*14. Mit Sicherheit werden sie Häuser bauen und Weinberge pflanzen (Hes 28). Früh- und Spätregen wird zu rechter Zeit die Felder tränken, die eine nie gekannte Fruchtbarkeit zeigen werden. Die frühere Wüste wird dem Garten Eden gleichen (Jes 51). „Freude“, „Jubel“ und „Händeklatschen“ wird auch bei den Bergen, Hügeln und Bäumen des Waldes einen Ausdruck finden. (Auf die geologischen Veränderungen in Verbindung mit der geweissagten Erhöhung des Tempelberges kommen wir weiter unten, bei der Betrachtung von Jes 2:2-4, zu sprechen).

*14 Zu dieser geweissagten Mehrung und Ausdehnung sagt Ströter: „Die P l a t z f r a g e braucht uns ebenso wenig stutzig zu machen. Wenn das Land Palästina gut bewirtschaftet wird könnte es eine Bevölkerung von 20 Mill. Menschen tragen. Das Land, das Gott dem Abraham verheißen hat, geht weit über die Grenze hinaus, die es selbst unter David und Salomo gehabt hat; es würde Raum da sein für zehnmal mehr Menschen. Dann hat Gott dafür gesorgt, dass das Land nach zwei S eiten hin erweitert werden kann: das alte M e s o p o t a m i e n und Ä g y p t e n, zwei der großartigsten Kornkammern der Welt, könnten Brot liefern, so dass die Juden in ihrem eigenen Lande wenig zu bauen brauchten und nur für Gemüse und Obst zu sorgen hätten. Ein jeder könnte wohnen ‚unter seinem Weinstock und Feigenbaum‘. Dann wird, was jetzt Wüste ist, lustig blühen. Wir haben gewöhnlich einen etwas übertriebenen Begriff von dem P l a t z e, den wir in der Welt brauchen. Es ist berechnet, dass die ganze Menschheit, die auf der Erde lebt (1906!), Schulter an Schulter auf einer Fläche stehen könnte, die so groß ist wie der Bodensee! (Strö/64)

Auch das Lebensalter der Menschen wird eine ungeheure Steigerung erfahren. Nach dem angeführten Wort aus Jes 65 soll das Alter der Menschen dem Alter der Bäume gleich werden, also wieder die Höhe des Alters der Urväter erreiche (1Mo 5). Ja, dieses mag noch übertroffen werden indem ein Alter von 1000 Jahren durchaus möglich sei wird.. Man wird also, ohne strben zu müsse, die ganze Zeit der tausendjährigen Herrschaft des Messiaskönig von Anfang bis zu Ende durchleben können. Ein Hundertjähriger wird als Jüngling gelten, und nur der Sünder wird eines vorzeitigen Todes sterben müssen. Greise und Greisinnen mit einer Menge von Lebenstagen werden die Straßen und Plätze Jerusalems bevölkern (Sach 8).

Nicht nur die Menschenwelt wird friedlich, ruhig und gesegnet sein - auch die Tierwelt wird an diesem Frieden Anteil haben.So wie der Sündenfall des Menschen die Kreatur in Mitleidenschaft zog, wird umgekehrt auch die tausendjährige Befriedung der Völker unter dem Zepter des Friedenskönigs Jesus Christus die Tierwelt von Furcht und Schrecken, Kampf und Gewalttat befreien, wie es Jes 11 und Jes 65 weissagt.*15

Erneuerung der Tierwelt
*15 Franz Delitzsch schrieb in seinem Jesaja-Kommentar zu Jes 11:6-8: „Jetzt herrscht in der vernunftlosen Natur von den größten Wesen bis zu den unsichtbar kleinsten heimtückischer Streit und grausame Mordlust. Wenn aber der Davidssohn in den Vollgebrauch Seines Königserbes getreten sein wird, dann erneuert sich der Friede des Paradieses, und das Wahre an den Völkersagen von einem ‚Goldenen Zeitalter‘ bewährt sich. Das ist’s, was der Prophet in lieblichen Bildern ausmalt. Der sonst von der Herde fortgescheuchte Wolf hält nun gute Nachbarschaft mit dem Lamme. Der Leopard lässt das neckische Böckchen neben sich lagern. Der Löwe zwischen Kalb und Mastochs vergreift sich weder an jenem schwachen Nachbarn noch gelüstet ihn nach diesem fetten - ein kleiner Knabe regiert mit seinem Treibstecken alle drei zusammen. Kuh und Bär grasen miteinander, während ihre Jungen auf der Weide beieinander liegen. Der Löwe dürste nicht mehr nach Blut, sondern begnügt sich, wie das Rein, mit Häcksel, d. h. geschnittenen, zermalmten Getreidehalmen. Der Säugling hat sein Ergötzen d. h. vergnügt sich am Loch der Natter und der kaum Entwöhnte streckt dreist und gefahrlos seine Hand nach dem Augapfel (Höhlenöffnung, Lichtloch, aber hier wahrscheinlicher Farbenspiel des Augenlichts, Augapfel) des Basilisken. Der Blick der Schlangen und insbesondere nicht nur der Basilisken-Eidechse, sondern auch der Basilisken-Viper galt als lähmend und bezaubernd - diese schreckende Schädlichkeit der Schlangen hat jetzt aufgehört (Jes 64:25), der Basilisk ist so sanft geworden, dass er Kinder nach seinen funkelnden Augen wie nach Edelsteinen hinlangen lässt.
Ob nun wohl auch in Jes 11:9 (‚Nicht werden sie Böses und nicht Verderbliches tun auf meinem ganzen heiligen Gebirge; denn voll geworden ist das Land von Erkenntnis Jahwes, den Wassern gleich, den das Meer bedeckenden‘) noch die Tiere gemeint sind? Das Nächstliegende ist, an die Tiere zu denken, deren einige den Menschen schreckliche und verderbliche soeben genannt wurden. Die bestätigt auch Jes 63:25. Sind aber die Tiere gemeint, so ist har qodschhi (Berg meiner Heiligkeit = mein heiliges Gebirge) hier nicht Zion-Morija, auf dem in geschichtlicher Zeit nie wilde Tiere gehaust haben, sondern, wie auch das verallgemeinernde kol (ganz) nahelegt, das ganze heilige Gebirgsland Israels (den gleichen Sinn hat har-qodschi Jes 57:13; vgl. Ps 87:54; 2Mo 15:17). Dass Friede in der Tierwelt und Friede derselben mit dem Menschen herrscht, wird dann aus der allgemein herrschenden Erkenntnis Gottes begründet, infolge welcher jene Verderblichkeit der Tierwelt für den Menschen aufgehört hat, durch die sich bisher so häufig Gottesentfremdung und Abfall bestraften (2Kö 17:25; Hes 14:15 u. a.)
Nach dem Sinn, den der Ausdruck ‚auf meinem ganzen heiligen Gebirge‘ in unserer Stelle hat, bemisst sich nun auch der Sinn des Wortes ha’arez (Erde oder Land): es ist das Land Israel, das engere Herrschaftsgebiet des Sohnes Davids, gemeint, welches fortan wie das paradiesische Zentrum der ganzen Erde, ein Vorspiel ihrer einstigen ganzen und vollkommenen Verklärung - voll von erfahrungsmäßiger, in Leibesgemeinschaft bestehender Erkenntnis Jahwes geworden, gleich den das Meer, d. h. den Meeresgrund deckenden Wassern.“ (De/170-172)

Wie die Schrift weiter andeutet (Jes 30), werden sich auch in der Welt der Gestirne Wandlungen vollziehen, wenn Christus Sein Königtum aufrichtet. DieselbeSonne, die in der Gerichtszeit des Endes geschlagen und verfinstert werden soll, wird hernach in siebenfach erhöhtem Maße Licht und Wärme spenden. Hängt dies damit zusammen, dass die Erde nach Jes 24:18-20 und Jes 13:13 „von ihrer Stelle aufbeben, schwanken, taumeln und fallen“ soll? Und die Helligkeit des Mondes soll die unserer jetzigen Sonne erreichen.*16

Licht, Fruchtbarkeit und Lebensalter erhöht
*16 F. Eichler begründet vom hebräischen Wortlaut her die siebenfache Zunahme an Sonnenlicht und Sonnenwärem im messianischen Reich indem er zu Jes 30:26 schreibt: „Bei der sonne muss man ein Zweifaches unterscheiden, Licht und Wärme. Zunächst wird in unserem Worte ausgesagt, dass das Licht, d. h. die Leuchtkraft der Sonne im tausendjährigen Friedensreich siebenfach stärker sein wird als jetzt. Nun steht aber im hebräischen Urtext der zuletzt angeführten Schriftstelle für das Wort ‚Sonne‘ nicht der gewöhnliche Ausdruck schemesch, sondern chammah. Dieses Wort ist von dem Zeitwort chamam = warm, heiß sein, abgeleitet; demgemäß bezeichnet der Begriff chammah die Sonne besondern nach der Seite ihrer Wärme ... Demgemäß ist es eine ganz einfache logische Schlussfolgerung, dass im tausendjährigen Friedensreich auch die Wärmestärke der sonne, ebenso wie ihre Leuchtkraft, siebenfach höher sein wird.
’Und es wird das Licht des Mondes sein wie das Licht der Sonne.’ Auch hier steht im hebräischen Grundtext für das Wort ‚Mond‘ nicht der gewöhnliche Ausdruck jareach, sonder das Wort lebanah. Dieser Begriff ist von dem Zeitwort laban = weiß sein abgeleitet. Es bedeutet also den Mond nach seinem weißen, silberweißen Licht. Demgemäß wird im tausendjährigen Friedensreich die Leuchtkraft des Mondes genauso stark sein wie die Leuchtkraft der Sonne.
Es kommt aber noch eine zweite wichtige Sache hinzu. Für das Wort Sonne steht auch hier (in dem Satz: ‚Und es wird das Licht des Mondes sein wie das Licht der Sonne.‘) im hebräischen Grundtext nicht das allgemeine Wort schemesch, sonder der Ausdruck chammah, d. h. die Sonne besonders nach der Seite ihrer Wärmestärke. Demgemäß wird der Mond im tausendjährigen Friedensreich auch die Wärmekraft der Sonne erhalten, wie letztere sie jetzt besitzt. Dies ist dann auch durchaus naturnotwendig. Denn der siebenfach erhöhten Wärme des Tagesmuss auch eine stark erhöhte Wärme der Nacht entsprechen.“ (Ei/20-22)
Derselbe Verfasser sieht in der siebenfach erhöhten Helligkeit und Wärme der Sonne die Ursache für die ebenfalls im Tausendjahrreich geweissagte Zunahme der Fruchtbarkeit der Erde und des Lebensalters der Menschen, wie die beiden folgen Zitate zeigen. Er sagt zu Am 913-15: „‚Und es wird sich der Pflüger an den Schnitter anreihen‘. Welche Bedeutung hat nun dieses Wort ‚sich anreihen‘ für unseren Vers? Die siebenfach erhöhte Leuchtkraft und die siebenfach vermehrte Wärmestärke der Sonne hat eine stark erhöhte Fruchtbarkeit der Erde zur Folge. Eine solche stark gesteigerte Fruchtbarkeit kann aber nur durch einen erhöhten Körnerertrag und durch eine vermehrte Zahl der Ernten zustande kommen. Demgemäß bedeutet der Ausdruck Am 9:13: ‚Und es wird sich der Pflüger an den Schnitter anreihen‘ Folgendes: Wenn die erste Ernte des Jahres durch den Schnitter eingebracht ist dann wird in demselben Jahr sofort der Pflüger in Tätigkeit treten, um den Boden für eine neue Ernte vorzubereiten ... Dieser Kreislauf wird sich im tausendjährigen Friedensreich in ein und demselben Jahr mehrfach wiederholen. Wie oft, das können wir nicht wissen.
Ist also die Kraft der Sonne, wie wir oben gesehen haben, nach der Seite des Lichtes undder Wärme siebenfach erhöht, so wird man wohl daraus die Schlussfolgerung ziehen können, dass auch die Fruchtbarkeit der Erde eine siebenfach erhöhte sein wird. Denn man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man annimmt, dass Gott dann auch die Lebensbedingungen der Pflanzenwelt wie auch der Tierwelt und des Menschen siebenfach erhöhen wird.“ (Ei/25)
Zu Jes 65:20 bemerkt Eichler: „Wenn jemand in diesem Friedensreich in einem alter von 100 Jahren stirbt, dann wird ein solcher Mensch noch ein Knabe genannt werden ... Wenn heute jemand 14 Jahre alt ist, so heißt er ein Knabe. Indem Friedensreich Christi dagegen wird ein Knabe genannt, der 7 x 14 = 98, also rund gerechnet 100 Jahre alt ist. Wir sehen auch hier, dass die meines Erachtens siebenfach erhöhten Lebensbedingungen durchschnittlich auch ein siebenfach erhöhtes Lebensalter als Grundlinie ergeben.
Dies wird auch durch Jes 65:22b bestätigt: ‚Die Tage meines Volkes werden sein wie die Tage eines Baumes.‘ Die Bäume, z. B. die Terebinthen u. a. m. erreichen ein Alter von etwa 300-600 Jahren. Ja, es gibt noch heute (1924 geschrieben!) auf dem Libanon Zedern welche auf 800 Jahre geschätzt werden ... Erhöhen wir das in Ps 90:10a angegebene Lebensalter des Menschen - 70-80 Jahre - um das Siebenfache, also 7x70= 490 oder 7x80=560 Jahre, so erhalten wir mit diesen rund 500-550 Jahren das Alter der Bäume. somit wird auch hierdurch unsere Ansicht bestätigt, dass die Lebensbedingungen in dem tausendjährigen Friedensreich siebenfach erhöht sein werden. (Ei/33,34)
Wir meinen allerdings dass auch ein Alter von 1000 Jahren - also das ganze Millenium hindurch - vorkommen mag; sagt doch Fritz Hubner (Hub/250): „Wir haben auf einer Reise im Nahen Osten mehrere tausendjährige Zedern gesehen. In Palästina gibt es nicht selten Bäume, die ein Alter von 800 Jahren erreicht haben.“
Franz Delitzsch schreibt zu Jes 20:26 u. a.: „‚Der Strahlenglanzm der nach der jetzigen Ordnung der dinge zur Erzeugung der Tageshelle für die ganze Woche hinreicht, ist dann auf e i n e n Tag konzentriert.‘ (Dr.) - Das Licht der sieben tage der Weltwoche wird sich auf den siebten konzentrieren Himmel und Erde werden da ihr Sabbatkleid anlegen ... Der Anfang der Kreatur ist Licht, und ihr Ende ist Licht.Die Finsternis ist nur mitten eingekommen, um überwunden zu werden."
Wenn Wilkinson zu Jes 30:26 schreibt (Wi/86): „Das Licht des Mondes bedeutet höchstwahrscheinlich die mosaische Gnadenzeit, das Licht der Sonne die Gnadenzeit der Kirche und das Licht der sieben Tage den herrlichen tausenjährigen Tag“, dann bestätigt das nur die Fragwürdigkeit einer rein geistigen, sinnbildlichen Auslegung dieser Stelle.

Schon die bisher gezogenen wenigen Striche ergeben ein Bild von wunderbarer Schönheit Größe und Herrlichkeit. Wichtiger aber noch als diese mehr äußerlichen Segnungen sind die inneren und geistlichen, ferner die sichtbare Anwesenheit des Königs aller Könige in Jerusalem, und Israels von Jerusalem ausgehende Weltherrschaft und Weltmission. - Sollte das alles wirklich, wie man uns glauben machen will, nur eine Fata Morgana sein, die man nicht wörtlich nehmen, nicht für wirklich halten dürfe, weil vom NT her eine wörtliche Erfüllung nicht mehr zu erwarten sei? Sollte Gott erst in Seinen Menschenkindern Vorstellungen erwecken, die alles bisher auf Erden Dagewesene an Glanz und Glück übertreffen, um dann später zu erklären, damit seien nur geistlich-unsichtbare Gaben gemeint? Dieser Gedanke erscheint uns schon von der ersten Teilansicht her, die wir bis jetzt von dem alttestamentlich-prophetischen Gemälde des Tausendjahrreichs gewinnen durften, als ungeheuerlich. Wir werden ihn vom NT her noch gründlich zu prüfen haben.

Lies weiter:
b) Israels innere Wiederherstellung