Die Grundkräfte im gefallenen Menschen

Aus Bibelwissen
Version vom 8. August 2022, 17:09 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „''Abschrift des Heftes: '''Von der Offenbarung Gottes im Sohn'''''<br/> '''''Julius Beck''' (1887-1962) stammt aus Altingen.'' <br/> ''Er war Mittelschullehre…“)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift des Heftes: Von der Offenbarung Gottes im Sohn
Julius Beck (1887-1962) stammt aus Altingen.
Er war Mittelschullehrer in Calw, nach 1945 Rektor.

Aus der Reihe: Vätererbe Bd. VI
Verlag Ernst Franz Metzingen, Württ.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

Von der Offenbarung Gottes im Sohn

3. Die Grundkräfte im gefallenen Menschen

Während die Grundkräfte A und O im gefallenen Menschen zerteilt wurden, erlebte die lusterweckende Kraft U eine Art Umwandlung. U ist in Gott die souveräne, selbständige und freiwillige Ursache zur Bewegung in den Kräften A und O. Diese Kraft, die auch als „Lust“ bezeichnet wird, steht ebenso in unseren Seelenkräften und ist keineswegs identisch mit unserem Ich. Doch ist die Lust abhängig von unserem Willen. Sie wirkt also nicht frei und selbständig; sie unterliegt auch der Beeinflussung von der Seite des Lichts und der Finsternis. 197 In Gott ist sie eine unberührliche Lichteslust; im Menschen kann sie auch Finsternislust werden. Darum die göttliche Warnung: „Habe deine Lust an dem Herrn!“ Die Lust am Herrn verlangt nach Licht. Das Vorhandensein dieser Lust im geschöpflichen und gefallenen Menschen macht ihn versuchlich. Diese Tatsache zeigt zugleich, dass wir nicht von uns selbst sind, so wie Gott von sich selbst ist und nur immer sich selbst - durch sich selbst offenbart. Der Mensch, das Geschöpf, ist vom Schöpfer zum Werkzeug bestimmt. Er soll seinem Schöpfer ein gehorsames Werkzeug sein; ist er es nicht, dann wird er zum Sünder. Und leider besteht die Wahrheit zurecht: „Sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den sie bei Gott haben sollten.“ Durch seine beeinflussbare Lust wird der Mensch dauernd zwischen Licht und Finsternis, zwischen Gott und dem Teufel hin- und hergezogen. Das ist sein Schicksal - solange, bis er durch den Geist Gottes wiedergeboren wird zu einer neuen Kreatur, die nach Gott geschaffen ist, in welcher das Gottesgesetz des Geistes wieder herrscht - und damit die Lichteslust. Die Zertrennung der beiden Ursprungskräfte A und O im Menschen ist jedoch nicht absolut und nicht endgültig. Ein Rest des weiblichen Wesens ist auch im Manne noch vorhanden; ein Rest des männlichen Wesens ebenso im Weibe. Dies ist schon daraus ersichtlich, dass es Männer gibt, die einen fast weiblichen Charakter besitzen; und Frauen, die die Tatkraft eines Mannes haben. Es gibt also keine ganz reinen Männer- oder Frauentypen, was eine Art Verheißung ist auf den Zustand, wo das männliche und das weibliche Prinzip im Menschen wieder vereinigt ist und ihn zum Vollmenschen macht. Es ist nicht so leicht, den Grad der weiblichen Tinktur in einem Manne - und umgekehrt - festzustellen. Doch erstreckt sich der Doppelcharakter des Menschen in Einzelfällen auf das körperliche, seelische und geistige Gebiet. Dadurch wird allerdings der polartige Charakter der beiden Kräfte A und O nicht abgeschwächt; es scheint vielmehr Tatsache zu sein, dass sie dauernd stark auf einander wirken - und auch auf einander wirken sollen. Dieser starke Zug zwischen männlichem und weiblichem Geschlecht war in Jesus, dem Urbild des Menschen, nicht vorhanden; denn Er besaß geburtsmäßig beide Tinkturen in seinem Menschenwesen, war also ein jungfräulicher Mann - oder eine männliche Jungfrau. Zu dieser Stufe seines Wesens kann auch der gefallene Mensch wieder kommen - eben durch Jesus, den „Stammvater“ der geistlichen Menschen, die wieder nach Gott, d. h. in der Zusammenordnung seiner Kräfte geschaffen sind. Menschen, die bald wiedergeboren werden, d. h. vielleicht schon in der Jugend, entscheiden sich häufig zur Jungfräulichkeit und bleiben deshalb im ledigen Stande. Sie sind dazu mehr oder weniger von Gott bestimmt. 198 Wollen andere Menschen es ihnen nachtun, so fallen sie von einem Fehler in den andern. Von der Kraftquelle des göttlichen Quellrads im Ungrund Bei dieser Kraftquelle handelt es sich um die Fülle der göttlichen Ursprungskräfte. Sie beschränken sich für uns auf die Zahl 7 im Anschluss an die Zahl der 7 Geister Gottes, welche eben diese Kraftquelle ausmachen. Die Zahl 7 bedeutet keine Zerteilung; das göttliche Quellrad bildet eine einheitliche Kraftquelle, die siebenfach ausströmt. Die Kräfte dieser Quelle sind in ihrer Wirkungsweise verschieden - wie die 7 Farben des Regenbogens; wir sprechen von zeugenden und gebärenden, von wirkenden und leidenden Kräften. Alle diese Kräfte offenbaren sich in der Zweizahl als A und O und werden als Aktions- und Reaktionskräfte bezeichnet. Es sind wohl viele Kräfte, aber es ist nur ein Gott, aus welchem sie urständen und ausfließen. Alle Kräfte des Ungrundes der allerheiligsten Gottheit sind in stetiger Bewegung. Ihre Bewegung gleicht dem Rad, das sich um seine Achse dreht; oder dem Kreis, der sich um sein Zentrum bewegt. Ihre Bewegung heißt darum Zirkularbewegung. Der Kreis ist ein treffendes Gleichnis für die Unanfänglichkeit und auch für die Unendlichkeit der göttlichen Ursprungskräfte. Bei dieser Kreisbewegung, die wohl als Bewegung und Gegenbewegung gedacht werden muss, geschieht jeweils eine Art „Zündung“, wobei Leben entsteht. Darum stellen diese Schoßkräfte der Gottheit eine Lebensquelle dar, welche ohne Anfang und ohne Ende fließt - und welche ihre ganze Fülle zuerst in den Urgrund, den Sohn, einführt. „Alles Leben strömt aus Ihm und durchwallt in tausend Bächen alle Welten; alle sprechen: Deiner Hände Werk sind wir.“ Diese göttliche Lebensquelle ist unerschöpflich und erzeugt sich immer neu. Ein noch sprechenderes Bild der göttlichen Quellkräfte gibt Hesekiel 1, wo sich Gott dem Propheten zu schauen gibt. Auch in diesem Gesicht zeigt sich eine Mehrheit von Kräften, die symbolisch als 4 Tiere (Lebewesen) und als 4 Räder bezeichnet werden. Dass sie unter sich verschieden sind, zeigen die beiden verschiedenen Benennungen „Lebewesen“ und „Räder“. Beide zeigen eine unaufhörliche Bewegung. Für diese dauernde Bewegung spricht der Begriff „Rad“; von den Tieren aber heißt es, dass sie keine Ruhe hätten Tag und Nacht. Von einer Zirkularbewegung kann hier nur im Blick auf die Räder gesprochen werden. 199 In dem Gesicht Hesekiels offenbart sich die Gottheit als Urgrund, in welchen alle Kräfte des Ungrundes einfließen. Der Urgrund aber ist der Eingeborene Sohn in seiner vorgeschichtlichen Existenz, die himmlische Menschheit, nach welcher der irdische Mensch Adam geschaffen wurde. Weil der Mensch vor dem Fall ein wahres Bild Gottes war, darum ist sein Sehnen, wieder in dieses Gottesbild zurückzukehren, nicht gegenstandslos; vielmehr ist es in der Absicht Gottes begründet, den Menschen in seiner Ähnlichkeit zu schaffen, jedoch auf geschöpflicher Stufe. Aber auch am gefallenen Gottesbild zeigen sich noch deutliche Spuren der einstigen Gottähnlichkeit. Die menschliche Seele, die ebenfalls eine Kraftquelle darstellt, besteht aus einer Mehrheit von Kräften, ist also nicht monadisch gebildet. Wir unterscheiden obere und untere Kräfte; die 3 oberen Geisteskräfte heißen Verstand, Wille und Gedächtnis, die 4 (5) unteren sind unsere Sinneskräfte und heißen Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack. Sie machen im Gemüt (Gefühl) eine Einheit aus und bilden ebenfalls eine Siebenzahl, ähnlich dem göttlichen Quellrad. Dass sie unter sich verschieden sind und verschieden wirken, zeigen die unterschiedlichen Namen, mit denen sie benannt sind. Desgleichen sind sie in stetiger Bewegung - wie etwa unser Herz, dessen Blutumlauf uns aber nicht bewusst wird. Und wie in ihren einzelnen Kräften, so stellt die menschliche Seele auch als Ganzes ein kleines Gottesbild dar. Ist die himmlische Menschheit ein Thron Gottes, so ist es auch die Bestimmung unserer irdischen Menschheit, ein Gottesthron zu sein. Stellt die himmlische Menschheit die Offenbarungsquelle der Gottheit dar, so soll auch die irdische Menschheit eine solche Offenbarungsquelle sein. Leider hat der Sündenfall diese ursprüngliche Bestimmung des Menschen vorläufig unterbunden. Ist doch durch den Fall die menschliche Seele ein Thron der Macht der Finsternis geworden! Darum kommen aus unserem Herzen „arge“ Gedanken! Und leider offenbart die menschliche Seele nicht mehr das Leben Gottes; an ihr hat sich die göttliche Drohung erfüllt: „Welches Tages ihr davon esset, werdet ihr des Todes sterben.“ Nun gebiert sie nach dem Gesetz der Sünde, unter welches sie durch List und Betrug der Schlange geraten ist, den Tod aus. Und dies so lange, bis sie durch Wiedergeburt in das Urbild der Gottheit zurückverklärt worden ist. Es sei noch angefügt, dass die verschiedenen Benennungen der Kräfte des Ursprungs in der Gottheit keineswegs an die Sache selbst hinreichen. Die Namen gleichen einer Nussschale, die Fülle des göttlichen Quellrades einem unergründlichen Meer. Die Unerschöpflichkeit und die Herrlichkeit dieser allerheiligsten Kräfte Gottes sind also mit den Begriffen „Ungrund“ und „Urgrund“ nur angedeutet. Ebenso reichen die Unterscheidungen von 200 wirkenden und leidenden, von sich ausdehnenden und wieder zusammenziehenden Kräften in der Gottheit noch lange nicht aus, um deren erhabene Funktionen und ihre göttliche Herrlichkeit zu zeigen. Die menschliche Sprache hat keine adäquaten Ausdrücke für die göttliche Herrlichkeit; darum kann die menschliche Zunge nur davon lallen; mehr nicht! Die Tatsache bleibt immerhin bestehen, dass sich die Kräfte des Ungrundes in den Urgrund ergießen. Diese beiden Stufen göttlicher Offenbarung werden mit Vater und Sohn viel inhaltsreicher bezeichnet und lassen uns in etwas hineinblicken in das Geheimnis, welches Jesus andeutet mit den Worten: „Niemand kennet den Vater, denn nur der Sohn; und niemand kennet den Sohn, denn nur der Vater.“ Doch ist der Sohn derselbe Gott wie der Vater. „Wer mich siehet, der siehet den Vater.“ Erhebend ist für uns arme Wesen, dass Gott seine Fülle durch den Sohn auch in uns ausfließen lassen will. Dann gilt: „Trink, meine Seele, und trinke dich satt; hier ist ein Reichtum, hier sparet man nicht!“ Vom Gemüt Nach Oetinger hat das Wort Gemüt sehr viel Unbestimmtes bei sich. Auch sonst wird das, was wir als Gemüt bezeichnen, mit verschiedenen Begriffen belegt; dadurch wird der Inhalt des Wortes unklar. Wir unterscheiden das ewige Gemüt Gottes und das menschliche Gemüt. Vom menschlichen Gemüt aus, das wir am ehesten verstehen können, lässt sich die Vorstellung von dem ewigen Gemüt Gottes etwas aufhellen. Das menschliche Gemüt ist nicht das Innerste unseres Wesens, sondern unser Geist, aus welchem das Gemüt fließt. Wie Gott vor aller Offenbarung in seinem Ungrund ein verborgener, unsichtbarer und unfassbarer Geist ist, aus welchem der Urgrund - als seine Herrlichkeit - geboren wird, so kann auch der Geist des Menschen als sein Ungrund bezeichnet werden. Alles, was in diesem Geist - als Einfluss aus den unsichtbaren Welten - sich befindet, wird in das Gemüt des Menschen hereingeboren. Das Gemüt stellt also beim Menschen den Urgrund der Seele dar. Diese Gleichheit der menschlichen Anlage mit Gott kennzeichnet den Menschen als ein Abbild Gottes. Doch geht die Ähnlichkeit noch weiter. Aus dem menschlichen Gemüt ergießt sich der Strom der Kräfte in das Herz des Menschen. Unter „Herz“ verstehen wir das geistige Lebenszentrum, nicht etwa den Muskel, welcher die Blutzirkulation vollbringt. So wie aus Vater und Sohn der Geist als 7fache Kraft ausgeht, so teilt sich auch der Kräftestrom der menschlichen Seele im Herzen in eine Siebenzahl. Unsere Seele besitzt 3 obere und 4 untere Seelenkräfte; die vier unteren bilden mit einer fünften Kraft, die wir das Gemüt heißen, eine Einheit. Ebenso bilden die 3 oberen Kräfte im Gemüt 201 - als der vierten Kraft - eine Einheit. Es ist aber dasselbe Gemüt, in welchem die oberen und die unteren Kräfte zusammen eine Einheit bilden. Die menschliche Seele zerfällt dadurch nicht etwa in eine Zweiheit, sondern sie macht eine einheitliche Seele mit 7 in sich vereinigten Kräften aus. Wir unterscheiden die 3 oberen Seelenkräfte als Geisteskräfte von den 4 unteren Kräften, die die (inneren) Sinneskräfte der Seele ausmachen. Die 3 Geisteskräfte werden als Verstand, Gedächtnis und Wille unterschieden, während die 4 Sinnenkräfte - wie am äußeren Menschen - mit Gesicht, Gehör, Geruch und Geschmack bezeichnet werden. Sie alle zusammen bilden im Gefühl (= Gemüt) eine Einheit. Unsere 3 oberen Geisteskräfte erinnern an die Dreiheit in Gott, welche Vater, Sohn und Geist genannt wird; aber auch, in derselben Reihenfolge, als Wille, Verstand und Gedächtnis Gottes unterschieden werden. In dieser Dreiheit der oberen Seelenkräfte des Menschen liegt abermals eine Gleichheit des Menschen mit Gott. Die Zahl 3 als Zahl der Gottheit kennzeichnet Gott als Schöpfer, während die Zahl 4, die unsere Sinnenkräfte andeutet, den Menschen als Geschöpf kennzeichnet. Diese Vierzahl beim Menschen weist hin auf die Vierzahl der Lebewesen (Cherubim), die mit den 4 Rädern das göttliche Throngestell in dem Gesicht von Hesekiel 1 ausmachen. Diese 4 Lebewesen sind am Throne Gottes der Inbegriff alles Geschöpflichen. Die Zahl 4 ist an sich die Zahl der Welt bzw. des Weltalls; Welt und Weltall aber machen die Schöpfung Gottes aus. So trägt also der Mensch in der Dreizahl seiner oberen Seelenkräfte das Merkmal seines Schöpfers an sich, während die Vierzahl seiner unteren Seelenkräfte ihn als Geschöpf kennzeichnet. Diese Tatsache entspricht durchaus dem Begriff „Mensch“, zu welchem als unentbehrlichster und wichtigster Teil seines Wesens die Gottheit gehört. Hier zeigt sich abermals die Würde des Menschen, die eine göttliche Würde ist. So wie das ewige Gemüt Gottes der Urgrund in Gott ist, so ist das Gemüt auch der Urgrund im Menschen. Das Gesicht in Hesekiel 1 stellt eben den Urgrund der Gottheit dar, der den Thron Gottes ausmacht. Ebenso stellt die menschliche Seele in ihrem Urgrund einen - geschöpflichen - Thron Gottes dar, wodurch sich abermals eine Gleichheit der Funktion zwischen dem Gottesthron in Hesekiel 1 und dem menschlichen Seelenthron ergibt. Es liegt also nicht nur dieselbe Struktur der Gemüts- und Seelenkräfte bei der Gottheit und der Menschheit vor, sondern auch ein und dieselbe Funktion, nämlich die einer Geburtsquelle. Sowohl das Seelenrad Gottes des Schöpfers als auch das Seelenrad des Menschen als eines Geschöpfes bildet eine Lebensquelle. Die gleichartige Funktion der beiderseitigen Kräfte kann als „Geburt“ bezeichnet werden. Gott ist ein Gebärer; sein Leben stellt - nach Oetinger - eine ewige Geburt dar. Aber 202 auch die menschliche Seele ist eine Gebärerin. So wie Gott immer seinen Sohn ausgebiert, so soll, was geradezu erstaunlich ist, auch die menschliche Seele den Sohn Gottes - nicht aber die Sünde - aus ihren Kräften gebären. Auch hierin wieder eine Ähnlichkeit zwischen Schöpfer und Geschöpf! „Herr, was ist der Mensch, dass - Du ihn so hoch geadelt und erhoben hast!?“ So wie Gott immer sein Innerstes herausoffenbart - im Sohn und in den Sohn; so offenbart auch die menschliche Seele ihr - an sich verborgenes Innerstes - aus sich heraus als Gedanken, Worte und Werke - in gutem und in bösem Sinn. –