Die Gabe der Versöhnung

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum:
"Der Vorgang beim Glaubensanfang" (1980)
von Mathias Jaegle (siehe Lebensbild)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften:
Inhaltsverzeichnis:

Der Vorgang beim Glaubensanfang

5. Die Gabe der Versöhnung

Um die Größe dieser Gabe recht zu erkennen, müssen wir noch einmal einen Blick in unser früheres Leben werfen. Wir waren nämlich nicht nur Sünder, sondern sogar Feinde Gottes. Lebten wir ja in der Gesinnung der Fleisches, welches Feindschaft wider Gott ist (Röm 8:7). Kol 1:21 lehrt Paulus, dass der Sitz dieser Feindschaft in der Denkart ist, weil sie verfinstert ist (Eph 3:17). Aus dieser heraus entstehen die bösen, gottfeindlichen Werke. Feind Gottes sein steht, was Verdorbenheit anbelangt, noch eine Stufe tiefer, als nur der Sünde versklavt zu sein. Dieser Zustand kränkt und schmerzt Gottes Vaterherz aufs tiefste. Doch ist er für Ihn kein hoffnungsloser. Auch für diesen Schaden hat Er ein Heilmittel. Doch forderte die Behebung desselben ein größeres Opfer als nur das für unsere Befreiung aus der Versklavung der Sünde. Für die Sünder starb Christus, als der Gesalbte Gottes, der ein Amt auszuführen hat (Röm 5:9). Aber nach Röm 5:10 war für unsere Versöhnung mit Gott, als Seine Feinde, der Tod Seines Opfers notwendig. Das wist hin auf die Art und Schwere des Opfers, indem Gott Seinen Sohn, Seinen Geliebten, in den Tod geben musste. In ihm hat Er unsre Feindschaft gegen Ihn aufgehoben und getilgt. In dem Körper Seines Fleisches sind wir ausgesöhnt (Kol 1:22). In Ihm tat Er das hinweg, was uns zu Seinen Feinden machte, so dass es Seine Augen nicht mehr sehen. Damit war der Weg frei, um uns die Gabe der Versöhnung zu schenken. Er hat Sich uns selber versöhnt durch Christus (2Kor 5:18), und durch Ihn haben wir dieses so große Gnadengeschenk erhalten (Röm 5:11). So hat Er uns in einen Friedenszustand mit Ihm gebracht. Aber das ist noch nicht alles was die Versöhnung bewirkt. Auch diese Gabe ist ein Gefäß, welches noch eine andere enthält. Es ist Gottes eigener Friede, den Er in unsere Herzen gibt. Das ist noch mehr als nur Frieden m i t Ihm zu haben. Wie tief reicht doch die Macht Seiner rettenden Gnade, die uns, Seine Feinde, gleich beim Glaubensanfang in Seine Geliebten umwandelt! Aber nun ist es an uns, diesem Frieden gemäß auch zu wandeln und den Dingen des Friedens nachzujagen (Röm 14:19), und nicht mehr zu denen zurückzukehren, die uns zu Feinden Gottes machten.

Unsere Rettung, eine Frucht der göttlichen Liebe

Nachdem Gott in Seinem Wort so ausführlichen Aufschluss über unsere Rettung gibt, zeigt Er uns diese auch noch als Frucht Seiner Liebe. Eph 2:2-3 stellt Er Seine Auserwählten vor ihr einstiges Leben in der Finsternis, und unvermittelt darauf (Eph 2:4) lässt Er ihre Rettung im wunderbarsten Lichte Seiner Liebe erstehen: „... aber Gott, der da reich ist an Erbarmen um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt ...“ Liebe, ja viel Liebe, Erbarmen, ja ein Reichtum von Erbarmen, das ist der eigentliche göttliche Beweggrund unserer Rettung durch Gnade (Eph 2:6). Das ist eine köstliche Herz und Gemüt erquickende Wahrheit, denn wenn Er uns so stark liebte, in unserem früheren, sündigen Zustand, wieviel mehr heute, wo wir durch seine rettende Gnade Seine Kinder geworden sind! Und der Beweis dieser Liebe ist Sein Nichtverschonen Seines Sohnes, den Er für uns alle zu unserer Rettung dahin gegeben hat (Röm 8:32). Dank, heißer Dank zu Gott und Seinem Sohne sollte jedes Gläubigen Herz erfüllen, wenn er sich zurück erinnert an den Anfang seines Glaubenslebens.

Die Geistesversiegelung

Zu diesem überreichen Schenkungsakt der vollendeten Rettung fügt nun Gott noch eine Tat durch Seinen Geist hinzu. Drei Schriftstellen belehren uns darüber (2Kor 1:22; 2Kor 5:5; Eph 1:13). Dieses Versiegeln hat durchaus denselben Sinn wie dasjenige, welches Menschen im Alltagsleben praktizieren. Was versiegelt wird, ist vor fremdem Eingriff geschützt. Wie vollkommen dies bei der Versiegelung durch Gott zutrifft, wird an den 144 000 (Offb 7:4-8) offenbar. Sie leben in den allerschwersten Gerichtszeiten, die je über die Erde gingen, in denen die Menschen in solchen Massen hinweggerafft werden, dass sie wie Dünger auf dem Felde liegen werden (Jer 25:33). Aber siehe da! Beim Kommen Ihres Königs stehen sie vollzählig mit Ihm auf dem Berge Zion (Offb 14:1).

Genau nach dieser Art sind auch wir, die Glieder der Gemeinde Christi, versiegelt. Paulus sagt: „Und betrübet nicht den Geist Gottes, den heiligen, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Freilösung (Eph 4:30). Damit gibt Gott jedem Gläubigen die Gewähr, dass er bei der Vereinigung mit Christus sein wird, wenn Er kommt (1Thes 4:17). Also kein einziger wird an der von Gott vorbestimmten Zahl der Auserwählten fehlen. Mit dieser Versiegelung des Gläubigen hat Gott auch die Bewahrung der ihm geschenkten Heilsgaben übernommen, wie Rechtfertigung, Versöhnung und Heiligung.

Nun ist aber vor einer falschen Sicherheit zu warnen, denn es ist nicht so, dass die Versiegelung den Gläubigen selbsttätig auch vor jeder ihm drohenden Gefahr bewahren würde. Wer nicht vorsichtig wandelt, kann von neuem weltlichen Verstrickungen anheimfallen. Und wer nachlässig in Unwissenheit über Satans List dahin lebt, und nicht bewusst die Waffenrüstung Gottes anzieht (Eph 6:10-17), kann in dessen schlau angelegte Fallen geraten, und von ihm schwer herumgezerrt werden. Satan hat in dieser Hinsicht schon manchen Schaden unter den Gläubigen angerichtet. Was er aber nicht kann, das ist dem Gläubigen seine Zugehörigkeit zur Gemeinde zunichte machen. Hier ist ihm durch die göttliche Versiegelung eine unüberwindbare göttliche Schranke gestellt und entgegengesetzt.

Das Angeld des Geistes

Aber noch andere zukünftige Güter sind uns durch den Geist zugesichert. Dreimal belehrt uns Gottes Wort darüber, dass Sein Geist, den wir erhielten, ein Angeld ist (2Kor 1:22; 2Kor 5:5; Eph 1:14). Ein Angeld ist nicht nur die erste unbedeutende Anzahlung einer viel größeren, noch zu erhaltenden Summe, sondern auch die Garantie dafür, dass diese ganz bestimmt zur Auszahlung gelangen wird. So sagt Paulus ganz deutlich (2Kor 5:5) auf was sich das Angeld des Geistes bezieht. In den vorhergehenden Versen redet er von unserem zukünftigen Herrlichkeitskörper und fährt dann in Vers 5 fort: „Der uns aber gerade dazu herstellt ist Gott, der uns auch gibt das Angeld des Geistes.“ Also ist der Geist in uns schon eine kleine Anzahlung unseres Herrlichkeitskörpers. Deshalb kann Paulus Röm 8:23 sagen, dass wir zwar erst die Erstlingsgabe des Geistes haben, jedoch noch auf die Freilösung unseres Körpers warten.

Auch was unser zukünftiges Losteil betrifft, ist der Geist nach Eph 1:14 ein Angeld. Dieses hat uns Gott in der Himmelswelt zubereitet. Paulus sagt Kol 1:5, dass es uns von Gott aufbewahrt wird in den Himmeln. Mit dem Angeld des Geistes hat sich Gott verpflichtet, uns sowohl den Körper der Herrlichkeit, als auch das himmlische Losteil zu geben.

Dass dieser göttliche Akt der Geistesversiegelung, durch welchen Er unsere Rettung, sowie die uns dabei geschenkten Heilsgaben unantastbar sichergestellt hat, in den Glaubensanfang gehört, wird uns Eph 1:13 gesagt: „... in dem auch ihr, die ihr g l a u b t, v e r s i e g e l t seid ...“ Hier wird der Geistesempfang einfach übergangen und vorausgesetzt und sofort mit der Rettung die Geistesversiegelung eng zusammengeschlossen. So wird uns gleich beim Glaubensanfang von Gott selbst versichert, dass Seine an uns in Liebe und Treue ausgeführte Rettungstat unwandelbar ist.

Wenn wir aufgrund dieser Zusammenfassung durch die Geistesversiegelung noch einmal unseren Glaubensanfang überblicken, so müssen wir doch sagen: Welch einen wunderbaren göttlichen Aufbau stellt doch unsere Rettung dar! Da fließen die Gaben nur so aus Gottes Vaterherzen, sich in wunderbarer Harmonie aneinander reihend, wobei jede einen besonderen Schaden an unserem einstigen Leben aufhebt. Man weiß wirklich nicht, was man am meisten bewundern soll: Gottes Ordnung, Seine Weisheit oder Seine Liebe zu uns, durch welche Er diesen Plan zu unserer Rettung entwarf, und der dann von Seinem Sohn vollkommen durchgeführt wurde! Wie tief wird doch das Herz beeindruckt und mit Dank zu Gott erfüllt, wenn wir den Vorgang unseres Glaubensanfangs, wie ihn uns die Schrift zeigt, anschauen! Welch eine Tiefe und Festigkeit unseres Gnadenstandes, in welchen uns Gott einführt, und was für eine Fülle, ja eine wahre Last von Heilsgaben, die Er uns gleichzeitig schenkt!

Ist es daher nicht traurig und für Gott schmerzlich, wenn Gläubige sich im Besitz dieses überschwänglichen Reichtums arm fühlen? Und woran liegt das? Nur der Mangel an Erkenntnis ruft dieses Armutsgefühl hervor. Hingegen ist die rechte Erkenntnis unserer Rettung eine Kraft- und Freudenquelle. Ein einziger Gedanke daran in schweren Stunden und Anfechtungen kann dem Herzen Frieden und Ruhe geben, denn Gott hat soviel für uns getan, da wir noch Sünder und Feinde waren, wieviel mehr dürfen wir als Seine Kinder Seiner väterlichen Fürsorge gewiss sein.

Und sollten gar Zweifel an der Sicherheit unserer Rettung aufkommen, so wird uns gerade d i e Wahrheit beruhigen, dass Gott dazu ja keine von unseren Werken verwandte, die ja wirklich keinen soliden Grund bilden würden, sondern allein Seine Gnade.

Hier muss nun aber davor gewarnt werden, dass dieses Rettungsprinzip: „nicht wirken sondern nur glauben“, nicht auch auf das sich entwickelnde neue Leben bezogen werde. Dieses hat Gott nur für die ganz kurze Zeitspanne des Glaubensanfangs gegeben. Aber darauf werden wir ermahnt, die von der Gnade allein vollbrachte Rettung zu vollenden (Phil 2:12). Sind nämlich die von Ihm für uns bewirkten Heilstaten im Glauben angenommen worden, so wartet Gott darauf, dass wir diese in willigem Glaubensgehorsam weiter ausgestalten. Jetzt, wo wir Leben, Kraft und Licht aus Ihm haben, sind wir nun befähigt, mit Seiner Gnade, gemäß Seines uns geoffenbarten Willens, zusammenzuwirken. Beachten wir darum Seinen Ermahnungen:

  • Wir sind geheiligt (1Kor 6:11); sollen aber die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes (2Kor 7:1).
  • Wir sind mit gekreuzigt (Röm 6:6); sollen aber das Fleisch mit den Leidenschaften und Begierden kreuzigen (Gal 5:24).
  • Wir sind gerettet (2Tim 1:9); sollen aber auswirken unsere Rettung mit Furcht und Zittern (Phil 2:12).
  • Wir haben Frieden von Gott (Röm 1:7); sollen aber den Dingen des Friedens nachjagen (Röm 14:19).

Alle diese Ermahnungen können wir in die eine zusammenfassen: „Ringet den köstlichen Ringkampf des Glaubens“ (1Tim 6:12).

An diesem Punkt teilt sich die Gemeinde in zwei Gruppen: Die einen, welche im Glaubensgehorsam und in einem geistlichen Wandel diese Ermahnung ausführen; und die anderen, welche wohl Gottes Rettertat im Glauben annehmen und wirklich gerettet sind, aber im übrigen ihr neues Leben in fleischlicher und weltlicher Gesinnung verbringen. In der großen Prüfung vor der Preisrichterbühne wird deshalb ihr Werk verbrennen und ihr Lohn wird von ihnen verwirkt sein. (1Kor 3:14-15).

Evangelisation

Das Wissen um die gewaltigen Taten, die Gott in der Rettung bewirkt, hat auch noch den Vorzug, dass es die Notwendigkeit, sowie die Herrlichkeit des Dienstes der Evangelisation eindrücklich macht. Die Verkündigung des Wortes vom Kreuz ist Gottes Mittel, um Seine Auserwählten aus der Welt herauszurufen und Seiner Gemeinde hinzuzufügen. Und wie wunderbar bezeugt sich doch Gott fortwährend zu diesem Dienst. Nicht nur, dass Er der Gemeinde stets Evangelisten gibt, sondern Er rüstet diese auch mit dem inneren Drang aus, ja viele Menschen mit ihrer Botschaft zu erreichen. Es ist so erfreulich, dass gerade heute besondere Anstrengungen gemacht werden, um soviel wie möglich ganze Völker zu evangelisieren. Diese Bemühungen lassen sich wohl so deuten, dass der Herr eilt, um in unseren Tagen noch die Letzten Seiner Auserwählten zu rufen, um ihre Zahl zu vervollständigen, auf den Tag Seiner baldigen Erscheinung.

Jeder Gläubige sollte sich daher angelegen sein lassen, neben anderen Werken auch besonders den Dienst der Evangelisation, je nach Gaben und Möglichkeiten, zu unterstützen und zu fördern. Sei es durch Einladen oder durch irgendwelche anderen Beträge, vor allem mit Gebet.

Für diesen Dienst gibt der Herr aber auch Anweisungen und Richtlinien, nach welchen er ausgeführt werden soll. Dies zu beachten ist allein schon, um des Gehorsams willen, den wir Gottes Wort schulden, höchst notwendig. Abweichungen davon entstellen Gottes Absicht und verdunkeln Seinen Sieg.

Zuerst gibt Gott die hohe Stellung Seiner Evangelisten bekannt. In seiner Eigenschaft als solcher sagt Paulus von sich, und das gilt für alle, die seinen evangelistischen Dienst fortsetzen, dass sie Gesandte Gottes sind, um ihre Verkündigung tatsächlich so ist, als ob Gott durch sie zuspräche und sie an Christi Statt die Botschaft ausrichteten. Das sagt er 2Kor 5:20: „Für Christum nun sind wir Gesandte, als ob Gott zuspräche durch uns. Wir flehen für Christum: „Werdet versöhnt mit Gott“.

Werdet versöhnt mit Gott!

Aus diesen Worten strahlt der erhabene Charakter der Botschaft überzeugend hervor. Sie ist ein göttliches Zusprechen, ein Flehen Christi, sich doch mit Gott aussöhnen zu lassen. Hier kommt es so klar zum Ausdruck, dass das Evangelium wirklich eine Frohbotschaft ist, denn Gott redet mit dem Sünder so, dass er sich nicht mehr zu fürchten braucht, wohl aber sich von Herzen freuen und froh werden darf. Damit reicht Gott dem Evangelisten Sein Konzept, nach welchem er die Botschaft auszurichten hat. Sie muss der vornehmen Art, in welcher sich Gott zum Sünder neigt, angepasst sein und Gottes und Christi Würde entsprechen.

Das Gesetz mit der harten Forderung: Tue das - vollbringe Werke, und du wirst leben! Andernfalls verfluche und verdamme ich dich! Da es für jeden Menschen unmöglich ist, das Gesetz zu erfüllen, da es ja die Auferstehungskraft Christi nicht darzureichen vermochte, steht jeder unter dem Fluch, der mit ihm umgeht. Im Evangelium hingegen kommt Gott mit der frohen Botschaft zum Menschen, in welcher Er ihm ein in Christo am Kreuz auf Golgatha vollbrachtes Werk anbietet, welches zu seiner Rettung und zum wahren Leben vollständig genügt. Und Gott spricht ihm sogar zu, und Christus fleht ihn an: „Nimm die Botschaft im Glauben an, und du bist gerettet und wirst leben! Schau! Ich rechne dir deine Sünden nicht zu, denn Ich bin mit dir in Christo versöhnt!“

Wie bedauerlich ist es daher, wenn die Rettungsbotschaft wieder mit gesetzlichen Forderungen vermischt wird. So etwa von den von ihr Ergriffenen gleich zu verlangen, dass sie nun alles aus ihrem alten Leben, soweit es möglich ist, in Ordnung zu bringen hätten und sonstige Verordnungen für das neue Leben zu geben. Ach, wie mancher hat es vor seinem Glaubensanfang mit eigenen Anstrengungen versucht und nichts erreicht und ist dabei nur immer unglücklicher geworfen. Wer solche Erfahrungen machte, muss ja entmutigt werden, wenn er das Evangelium, welches ihm Rettung bringen soll, mit gesetzlichen Forderungen vermischt, vernehmen muss. Diese Menschen haben ja noch garnicht die Kraft Gottes, die im Wort vom Kreuz liegt, und in der man alles durch Christus vermag, erfahren! Die göttliche Kunst des Evangelisierens besteht darin, den von seiner Sünde Überführten darüber zu belehren, dass er zu seinem Glauben an Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen auch weiter gar nichts mehr zu tun oder hinzuzufügen hat. Wenn schon eine Forderung gestellt wird, so dann zum Danken und zum Freuen, so wie es noch nie im Leben getan wurde!

Weiteres unschriftgemäßes Evangelisieren entsteht ferner durch die Meinung, dass Gott heute schon alle Menschen retten will, so wie er das 1Tim 2:4 kundtut. Da aber immer nur wenige gerettet werden, was übrigens ganz mit der göttlichen Auserwählung übereinstimmt, kommt es nur zu leicht zu einem fleischlichen Drängen und Treiben, wozu oft noch die Höllenpeitsche benützt wird. Mit einem gewissen Druck auf die Gemüter meint man, die Menschen zum Glauben zwingen zu können. Diese Art ist aber weder ein göttliches Zusprechen, noch ein Flehen Christi und entstellt Gottes Liebeswerben. Gewiss ist bei gegebenem Textwort auch der tiefe Ernst der göttlichen Gerichte hervorzuheben, aber nie über die von Gott gezogenen Grenzen hinaus, so dass die „Frohbotschaft“ zu einem Gottes Charakter verdunkelnden Drohen wird, und den Endsieg Christi in der Allaussöhnung als nicht erreichbar hinstellt.

Zwingen und Drohen bei der Evangelisation bringt immer üble Früchte. So erweckt diese Methode den Eindruck, dass der Mensch Gott nachhelfen müsste, und die im Wort liegende Rettungskraft nicht ganz ausreiche. Aber auch die Gefahr von Scheinerfolgen liegt nahe. Durch die Ausübung eines gewissen Zwanges und Drohens können schwache Gemüter in einen Zustand versetzt werden, in welchem sie aus lauter Angst alles tut, was verlangt wird. Geschehen diese und andere Bezeugungen aus dem Kreis der Versammlung, so wird leider nur zu schnell von „einer großen Erweckung“ berichtet. In Wirklichkeit war es aber zum größten Teil nur eine seelische Aufwallung. Wie leicht wird dadurch die Gemeinde mit unechten Gliedern vermischt. Wenn man schon meint, dass bei einer solchen Evangelisation „viele“ gerettet wurden, so sollte man so ehrlich sein und die Statistik über die Zahl nach einem Jahr aufstellen. Dann käme man zur Frage: Ja, wo sind die vielen geblieben? Das will nicht heißen, dass von einer Evangelisation, wo wirklich das Wort vom Kreuz verkündigt wurde, überhaupt keine Frucht gewirkt wurde, aber immer sind es nur wenige aus einer Versammlung.

In den letzten Tagen

Übrigens leben wir heute nicht mehr in der Zeit großer Erweckungen. Mit dem soll in keiner Weise eine Verringerung der im Worte Gottes liegenden Retterkraft angedeutet sein, sondern vielmehr die Erfüllung einer Weissagung für unsere Zeit. Alle einsichtsvollen Gläubigen erkennen, dass wir in den letzten Tagen vor der Entrückung leben. Von diesen sagt Paulus 2Tim 3:1ff. Folgendes: „Dieses aber erkennen, dass in den letzten Tagen eine gefährliche Frist gegenwärtig sein wird; denn die M e n s c h e n werden sein selbstsüchtig, geldgierig, hoffärtig, stolz, Lästerer, gegen die Eltern Widerspenstige, undankbar, huldlos, ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, Widerwirker, haltlos, zügellos, dem Guten feind, Verräter, voreilig, dünkelhaft, Freunde des Genusses vielmehr als Freunde Gottes, die da haben einen Form der Frömmigkeit, die Kraft derselben aber haben sie verleugnet.“ Trefflicher könnte wohl die heutige Lage und Verfassung der Menschheit nicht gezeigt werden. Sie ist im schnellen Ausreifen für das bevorstehende Antichristentum begriffen, denn der letzte Funken von Gottesglauben und von Ehrfurcht vor dem Schöpfer ist am Verschwinden. So werden wir von Gottes Wort belehrt, dass aus einer solchen Menschheit, in welcher das Böse ausreift, keine großen Erweckungen zu erwarten sind. Das Gefährliche in ihr ist die Scheinfrömmigkeit, die Satan mit List fördert, weil dies eine ausgezeichnete Tarnung bildet, hinter welcher er sich in die Gemeinde einschleichen kann. Dieses gefährliche Scheinwesen gebietet ein Hinwirken auf klare Heilserkenntnis und Heilsgewissheit und eine gründliche Prüfung alles dessen, was sich als Glaube ausgibt. So kann dazu beigetragen werden, dass die Gemeinde vor unlauteren Elementen bewahrt bleibt.

Nun soll in Wirklichkeit jeder Gläubige ein Evangelist sein. Auf vielerlei Weise kommt ja jeder mit Ungläubigen zusammen. Dabei sollten wir an die Mahnung denken, die Gelegenheit auszukaufen (Eph 5:16). Nach Kol 4:5 sind tatsächlich diese Gelegenheiten im Verkehr mit den Weltmenschen wahrzunehmen, denn es heißt: „Wandelt in Weisheit vor denen draußen, die Gelegenheit auskaufend“. Das will nun nicht heißen, nur immer den Menschen „predigen“, sondern je nach Bedarf, wo es sich gerade schickt, ein gutes Wort auszusprechen, welches den Hörenden Gnade gibt, wie es Eph 4:29 so schön heißt. Und gerade unsere Tage, mit ihrem vielen Leid, Kämpfen und Sterben, bieten die vielen Gelegenheiten, zu einem Wort vom zukünftigen, herrlichen Leben, sowie dass uns Christus dieses durch Seinen Tod für unsere Sünden am Kreuz, und durch Seine Auferstehung erworben hat, und dieses nun im Glauben an Ihn zu haben ist. Jedes Herz hört auf eine solche Lebensbotschaft, weil bewusst oder unbewusst in jedem eine tiefe Sehnsucht nach Unsterblichkeit liegt. Wenn nun schon nur die Auserwählten vom Worte Gottes erfasst und umgewandelt werden, so ist jedoch auch bei den anderen kein Zeugnis vergeblich. Da ja Gott in der Allaussöhnung noch alle retten wird, so ist jedes Zeugnis, durch welches Christus den Menschen nahegebracht und vorgestellt wird, eine Vorarbeit auf jene Zeit, wenn sie Ihn auch noch werden kennenlernen, zuerst als Richter und darauf als Retter. Von dieser Seite her liegt im Glauben an die zukünftige göttliche Vollernte eine rechte Ermunterung bei jeder Gelegenheit diesen Flehruf: „Werdet versöhnt mit Gott“ (2Kor 5:20), weiterzugeben, weil jeder ausgestreute unvergängliche Same des Wortes Gottes zu dieser Ernte beiträgt. Und deshalb sollten gerade die Gläubigen, welche an diesen Vollsieg Gottes glauben, fleißig diesen evangelistischen Zeugendienst ausführen.

Aber denke man auch daran, dass zum Zeugnis und Bekenntnis zu Christus ein geheiligtes Leben gehört, ein Wandel dem Willen Gottes gemäß. Niemand verunehrt nämlich den Namen Christi mehr, als Gläubige, die Ihn bekennen, und noch in weltlichen Gebundenheiten stehen.

So wichtig nun der evangelistische Dienst auch ist, und so überschwänglich reich auch der Gläubige beim Eintritt in das neue Leben von Gott auch beschenkt wird, so ist das doch erst der Anfang, das Kindheitsalter des Glaubens, aus dem der Gläubige zu einem gesunden Wachstum und zur Weiterentwicklung gebracht werden soll. Für diesen Dienst hat Gott der Gemeinde Lehrer gegeben, welche die Gläubigen in Seinen so herrlichen Liebesplan einführen, und ihren ihre hohe Stellung, welche sie darin einnehmen, zeigen. Da nun diese Weiterentfaltung für jeden Gläubigen Gottes Wille ist, so sollte auch jeder darin einwilligen und diesen Dienst an sich tun lassen. Gerade heute ist das Wachsen in der Gnade und Erkenntnis Christi so von Nöten, um inmitten aller verführerischer Strömungen den rechten Weg zu finden, um ungehindert vorwärts zu schreiten, hinan zur Vollkommenheit, zur Ehre und zum Ruhm des wiederkommenden Herrn.

L i e d

Melodie: Großer Gott, wir loben Dich

Gott, Dein heilger Wille rief
liebend Dir das All ins Leben.
O Erkenntnis reich und tief,
keine ist wie sie daneben.
Liebe führt durch Tod und Leid
Die das All zur Herrlichkeit.

Liebe gab den Sohn dahin,
Liebe hieß Ihn Selber gehen.
Er verstand der Leiden Sinn,
die Er ließ an Sich geschehn
und nur auf das eine sah,
dass Dein Wille ganz geschah.

Das, was eingeschlossen ist
in des Widerstandes Ketten
wird zu Deiner eignen Frist
Christi Blut und Kreuz erretten,
denn Du schlossest alle ein
ihr Erbarmer auch zu sein.

Gott, Dein heilger Wille war
Anlass für mein neues Leben;
er wird mir auch immerdar
Deiner Liebe Weisung geben,
und in Kraft bewirke Du,
dass ich ihn mit Freuden tu.

Lass mich deinen Willen sehn
klar und hell in Deinem Lichte,
und in geistlichem Verstehn
in ihm meinen eignen richte.
Deinen Willen nehm ich an,
alles, was er fordern kann.

Gott, lass Deinen Willen ganz
mir bestimmen Zeit und Leben
und mit Deiner Liebe Glanz
Heiligkeit und Frieden geben.
Alles kommt in ihm zum Ruhm
weil er Liebe ist wie Du.

E.U.A.