Die Einmaligkeit des Evangeliums: Unterschied zwischen den Versionen

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(Warum ist das Evangelium trotzdem eine gute Botschaft?)
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Dieses Gleichnis zeigt uns zwei Menschen mit unterschiedlicher Vergangenheit. Der Pharisäer war ein Mensch, der über eine vorbildliche Frömmigkeit verfügte. Als Pharisäer kannte er das Alte Testament sehr gut und er dachte, er wisse, was Gott von ihm erwarte: "Du sollst nicht morden, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht betrügen usw." Gemäss seiner Einschätzung tat er dies auch. Er hatte auch 10% seines Einkommens an "Gott" abgegeben (vmtl. in Form von Spenden für den Tempeldienst). <br />
 
Dieses Gleichnis zeigt uns zwei Menschen mit unterschiedlicher Vergangenheit. Der Pharisäer war ein Mensch, der über eine vorbildliche Frömmigkeit verfügte. Als Pharisäer kannte er das Alte Testament sehr gut und er dachte, er wisse, was Gott von ihm erwarte: "Du sollst nicht morden, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht betrügen usw." Gemäss seiner Einschätzung tat er dies auch. Er hatte auch 10% seines Einkommens an "Gott" abgegeben (vmtl. in Form von Spenden für den Tempeldienst). <br />
 
Auf der anderen Seite sehen wir einen Zöllner, der vmtl. wie Zachäus, auch dafür bekannt war ([[Lk 19:8]]), andere zu betrügen, indem er sich korrupt verhielt. Von diesem Zöllner lesen wir, dass er gerechtfertigt in sein Haus hinab ging.   
 
Auf der anderen Seite sehen wir einen Zöllner, der vmtl. wie Zachäus, auch dafür bekannt war ([[Lk 19:8]]), andere zu betrügen, indem er sich korrupt verhielt. Von diesem Zöllner lesen wir, dass er gerechtfertigt in sein Haus hinab ging.   
Hier stellt sich schon die Frage: "Warum kommt dieser 'vorbildliche Mann' bei Jesus so schlecht weg, währenddem der Zöllner gerechtfertigt in sein Haus zurückgehen darf?"
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Hier stellt sich schon die Frage: "Warum kommt dieser 'vorbildliche Mann' bei Jesus so schlecht weg, währenddem der Zöllner gerechtfertigt in sein Haus zurückgehen darf?" Bei einem ersten oberflächlichen Blick, empfinden wir die Beurteilung von Jesus vielleicht etwas ungerecht. Es kann doch nicht sein, dass sich ein Mensch die Mühe macht, Gott zu gefallen und er anschliessend von Gott abgewiesen wird, währenddem der "elende Zöllner" mit einem Satz gerechtfertigt nach Hause geht? Warum beurteilt Jesus diese Situation so "einseitig"? Ist das nicht ungerecht? <br />
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An diesem kleinen Gleichnis werden mehrere Aspekte gleichzeitig deutlich. Das Problem des frommen und sehr religiösen Pharisäers wird in zwei Punkten sichtbar:
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# Der Pharisäer war hochmütig und er verachtete dadurch seine Mitmenschen
  
 
== Weshalb ist das Evangelium von Jesus Christus einmalig? ==
 
== Weshalb ist das Evangelium von Jesus Christus einmalig? ==

Version vom 29. Juni 2010, 09:30 Uhr

IN BEARBEITUNG !

Ist das Evangelium der Bibel noch aktuell?

Bevor ich auf den Inhalt des Evangeliums näher eingehen möchte, will ich zuerst einmal die Frage in den Raum stellen, ob das Evangelium der Bibel immer noch aktuell ist oder ob es sich hier um eine längst überholte Botschaft handelt? Seit bald 2'000 Jahren wird das Evangelium verkündigt und das Neue Testament gibt es heute in fast allen Sprachen dieser Erde. Es gibt kaum ein Volk, das nicht schon einmal mit dem Evangelium konfrontiert wurde. Das NT (Neue Testament) ist mit Abstand das meistverkaufte Buch der Welt.
Obwohl das NT der Bestseller aller Bestseller ist, hat man bei oberflächlicher Betrachtung den Eindruck, dass sich in dieser Welt nicht viel verändert hat. Nach wie vor wird die Menschheit von Hunger, Krieg und einer himmelschreienden Ungerechtigkeit geplagt. Europa und Amerika - oder auch die westliche Welt - kann man auch als das christliche Abendland bezeichnen. Doch was ist aus dieser "christlichen Welt" geworden? Stellen wir hier nicht einen machthungrigen Kapitalismus fest, der nicht selten auch Drittweltländer ausbeutet, um noch reicher zu werden? Ohne Zweifel stellen wir im christlichen Abendland eine zunehmende Gier und Genusssucht fest, die sehr ungute Auswüchse zu Tage fördert. Das christliche Abendland verhält sich leider alles andere, als "christlich".
Kann man deshalb dem Evangelium die "Schuld" in die Schuhe schieben, wenn sich die sogenannte "Christenheit" nicht an die Lehre des Evangeliums hält? Können die Propheten des Alten Testamentes dafür verantwortlich gemacht werden, wenn das Volk Israel ihren Anweisungen nicht folgen will? Hat die Lehre von Jesus Christus - seine Feinde zu lieben - schuld daran, wenn sogenannte Christen ihre Feinde hassen? Es liegt nicht an der Unvollkommenheit des Evangeliums, wenn das christliche Abendland die Anweisungen des Evangeliums nicht beachten will, sondern es liegt am Egoismus und an der Genusssucht des Abendlandes!
Durch die nachfolgenden Ausführungen, soll deutlich gemacht werden, dass das Evangelium noch wie vor "hoch aktuell" ist.

Was heisst Evangelium?

Immer wieder ist vom Evangelium oder von den Evangelien die Rede. Doch längst nicht alle wissen, was das Evangelium beinhaltet und welche Bedeutung das Wort "Evangelium" hat. Dieser Begriff stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus zwei Wörtern zusammen, nämlich aus "eu" (sprich ev) und "aggelion" (sprich angelion), wobei die Grundform "aggelos" (sprich angelos) lautet. "Ev" bedeutet soviel wie "gut", "wohl", d. h. "wohltuend" oder "frohmachend". "Angelion" heisst "Botschaft" oder "Kunde" und geht auf das Wort "angelos" zurück, was mehrheitlich mit "Bote" übersetzt wird. Unser deutsches Wort "Engel" hat seinen Ursprung ebenfalls in "angelos". Da die Engel Gottes als Geisteswesen, oft auch Botschafter Gottes waren, werden sie im Neuen Testament als "Boten" (gr. "angelos") bezeichnet. Daraus ergeben sich für Evangelium folgende Übersetzungsmöglichkeiten: "frohe Botschaft", "Wohlkunde", "Gute Nachricht" oder "wohltuende Botschaft".

Warum ist das Evangelium eine wohltuende Botschaft?

Wer die 4 Evangelien der Neuen Testamentes liest, wird mit ganz unterschiedlichen Aussagen konfrontiert, die ebenso verschiedenartige Gefühle auslösen können. Einerseits lesen oder hören wir sehr trostvolle Worte, aber auf der anderen Seite werden wir mit Forderungen konfrontiert, die uns fast erdrücken. Solche Forderungen empfinden wir dann nicht als eine wohltuende Botschaft! Ich möchte diese Gegensätzlichkeit, anhand einiger Bibelstellen verdeutlichen.

Tröstliche und wohltuende Worte

  • Mt 5:3-9 - Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel. 4 Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. 5 Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben. 6 Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden. 7 Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren. 8 Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. 9 Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.
  • Joh 5:24 - Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.
  • Joh 15:11 - 11 Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde.

Diese und viele andere Aussagen empfinden wir in der Regel sofort als eine "wohltuende Botschaft", sofern man davon ausgeht, dass sich diese Zusagen auch erfüllen werden. Wir empfinden es auch als eine friedensstiftende Botschaft, wenn Jesus sagt:

  • Lk 6:27-33 - Aber euch, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; 28 segnet, die euch fluchen; betet für die, die euch beleidigen! 29 Dem, der dich auf die Backe schlägt, biete auch die andere dar; und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch das Untergewand nicht! 30 Gib jedem, der dich bittet; und von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück! 31 Und wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun sollen, tut ihnen ebenso! 32 Und wenn ihr liebt, die euch lieben, was für einen Dank habt ihr? Denn auch die Sünder lieben, die sie lieben. 33 Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für einen Dank habt ihr? Auch die Sünder tun dasselbe.

Die schweren Forderungen der Bibel

Der Leser der Evangelien vernimmt aber nicht nur tröstende Worte. Er wird nicht nur mit ethisch hochwertigen Aussagen konfrontiert, sondern auch mit Forderungen, die uns im wahrsten Sinne des Wortes überfordern. Aus der Psychologie wissen wir, dass sich jede Überforderung negativ auf unsere Seele auswirkt. Überforderung bewirkt Stress und ist alles andere als wohltuend. Auch hier darf ich einige Passagen des Neuen Testamentes zitieren:

  • Mt 5:28-30 - Ich aber sage euch, daß jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen. 29 Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlaß zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist dir besser, daß eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 30 Und wenn deine rechte Hand dir Anlaß zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist dir besser, daß eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
  • Mt 5:22 - Ich aber sage euch, daß jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! (E. übles Schimpfwort, wie "Trottel", "Schwachkopf" und dgl.) dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt: Du Narr! der Hölle des Feuers verfallen sein wird.
  • Jak 2:10 - Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden.
  • Hebr 10:31 - Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!

Wer solche Stellen liest, fragt sich sehr schnell: "Was hat das mit einer frohen Botschaft zu tun? Diese und ähnliche Aussagen lösen doch nur Frustration und abgrundtiefe Niedergeschlagenheit aus? Wer will hier von einer wohltuenden Kunde reden?"
Es ist ganz klar: "Solche und ähnliche Aussagen lösen in jeder ehrlichen Seele einen nicht geringen Stress aus! Sie können wohl kaum, auch bei bestem Willen nicht als wohltuend empfunden werden." Daher ist es auch nicht sehr verwunderlich, dass nicht wenige Leser der Evangelien, die Bibel mit einem gewissen Aberwillen wieder zur Seite legen und sich sagen: "Also ich will mir jetzt mein Leben wirklich nicht unbedingt noch durch die Bibel vermiesen lassen. Das Leben ist schon so noch genug schwer!"

Warum ist das Evangelium trotzdem eine gute Botschaft?

Wenn wir uns diese gegensätzlichen Aussagen des Neuen Testamentes vor Augen führen, dann erscheint uns die "frohe Botschaft" zuerst einmal vernebelt. Es fällt uns schwer, alle diese Aussagen "unter einen Hut" zu bringen. Es lässt sich hier nur schwer "die Handschrift eines Gottes" erkennen. Doch wenn die Bibel das Wort des allmächtigen Gottes ist, dann beabsichtigt er mit diesen gegensätzlichen Aussagen auch etwas ganz Bestimmtes. Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott mit solchen Worten, Gedankenprozesse in uns auslösen will, die uns entscheidende Schritte weiter führen.
Eine interessante Begebenheit, die uns Jesus erzählt, kann uns da einen Schritt weiterhelfen:

  • Lk 18:10-17 - Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer und der andere ein Zöllner. 11 Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die übrigen der Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. 12 Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles, was ich erwerbe. 13 Der Zöllner aber stand weitab und wollte sogar die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig! 14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus im Gegensatz zu jenem; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. 15 Sie brachten aber auch die kleinen Kinder zu ihm, daß er sie anrühre. Als aber die Jünger es sahen, fuhren sie sie an. 16 Jesus aber rief sie herbei und sprach: Laßt die Kinder zu mir kommen und wehrt ihnen nicht! Denn solchen gehört das Reich Gottes. 17 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht aufnehmen wird wie ein Kind, wird nicht hineinkommen.

Dieses Gleichnis zeigt uns zwei Menschen mit unterschiedlicher Vergangenheit. Der Pharisäer war ein Mensch, der über eine vorbildliche Frömmigkeit verfügte. Als Pharisäer kannte er das Alte Testament sehr gut und er dachte, er wisse, was Gott von ihm erwarte: "Du sollst nicht morden, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht betrügen usw." Gemäss seiner Einschätzung tat er dies auch. Er hatte auch 10% seines Einkommens an "Gott" abgegeben (vmtl. in Form von Spenden für den Tempeldienst).
Auf der anderen Seite sehen wir einen Zöllner, der vmtl. wie Zachäus, auch dafür bekannt war (Lk 19:8), andere zu betrügen, indem er sich korrupt verhielt. Von diesem Zöllner lesen wir, dass er gerechtfertigt in sein Haus hinab ging. Hier stellt sich schon die Frage: "Warum kommt dieser 'vorbildliche Mann' bei Jesus so schlecht weg, währenddem der Zöllner gerechtfertigt in sein Haus zurückgehen darf?" Bei einem ersten oberflächlichen Blick, empfinden wir die Beurteilung von Jesus vielleicht etwas ungerecht. Es kann doch nicht sein, dass sich ein Mensch die Mühe macht, Gott zu gefallen und er anschliessend von Gott abgewiesen wird, währenddem der "elende Zöllner" mit einem Satz gerechtfertigt nach Hause geht? Warum beurteilt Jesus diese Situation so "einseitig"? Ist das nicht ungerecht?
An diesem kleinen Gleichnis werden mehrere Aspekte gleichzeitig deutlich. Das Problem des frommen und sehr religiösen Pharisäers wird in zwei Punkten sichtbar:

  1. Der Pharisäer war hochmütig und er verachtete dadurch seine Mitmenschen

Weshalb ist das Evangelium von Jesus Christus einmalig?