Des Heiligen Geistes Niedrigkeitsweg: Unterschied zwischen den Versionen

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(Das Seufzen der Söhne)
(Der Geist trägt unsere Schwachheit)
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Darum kann der Heilige Geist noch tiefer herabsteigen und eingehen in  unser ganzes Elend. „Desgleichen“ sagt Paulus, d.h.: so wie der Heilige Geist auf Hoffnung in uns wirkt und schafft, dem entsprechend nimmt Er unsere ganze Schwachheit an und in Sich auf. Der Heilige Geist, dieser Geist der vollendeten Siegeskraft, hat es bei uns mit elenden Schwächlingen zu tun. Er ist vergleichbar einem Riesen, der die gebrechlichen Kindlein trägt und pflegt, um sie zu seiner Stärke hinan zu ziehen. Er ist vergleichbar einem Vater oder einem Lehrer, der sich ganz herablässt zur Schwachheit der Kinder und sich immer mehr erniedrigt, je schwer-begrifflicher sie sind, um sie vorwärts zu bringen. Wie schwach sind wir am Leibe! Kein Tag ohne ein Gebresten.  Wie schwach ist unser Geist in der Erkenntnis und in der Auswirkung des Ewigen, wie zerstreut und dadurch geschwächt oft unser Seelenleben!  Wie schwach sind wir im Tragen und Überwinden! Der Heilige Geist greift in  unseren Textworten e i n e Schwachheit sonderlich heraus, die G e b e t s s c h w a c h h e i t.   
 
Darum kann der Heilige Geist noch tiefer herabsteigen und eingehen in  unser ganzes Elend. „Desgleichen“ sagt Paulus, d.h.: so wie der Heilige Geist auf Hoffnung in uns wirkt und schafft, dem entsprechend nimmt Er unsere ganze Schwachheit an und in Sich auf. Der Heilige Geist, dieser Geist der vollendeten Siegeskraft, hat es bei uns mit elenden Schwächlingen zu tun. Er ist vergleichbar einem Riesen, der die gebrechlichen Kindlein trägt und pflegt, um sie zu seiner Stärke hinan zu ziehen. Er ist vergleichbar einem Vater oder einem Lehrer, der sich ganz herablässt zur Schwachheit der Kinder und sich immer mehr erniedrigt, je schwer-begrifflicher sie sind, um sie vorwärts zu bringen. Wie schwach sind wir am Leibe! Kein Tag ohne ein Gebresten.  Wie schwach ist unser Geist in der Erkenntnis und in der Auswirkung des Ewigen, wie zerstreut und dadurch geschwächt oft unser Seelenleben!  Wie schwach sind wir im Tragen und Überwinden! Der Heilige Geist greift in  unseren Textworten e i n e Schwachheit sonderlich heraus, die G e b e t s s c h w a c h h e i t.   
  
Paulus sagt: „Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt.“ Ja, es ist wahr! Wollen wir anbeten den großen, herrlichen Rettergott, wer findet die würdigen Worte? Lallen ist unser gewaltigstes Rühmen ins Zungenreden, ins Reden ohne Worte und ohne öffentlich kundgegebenen Sinn geht es oft innerlich über. Wenn wir ans Loben und Danken denken - wer tut’s nach Gebühr? Elendigkeit ist all unser Danken. Seufzen müssen wir über unser träges und kaltes Wesen. Und wenn wir bitten - wie oft stehen wir da und wissen nicht was! Genau so in der Fürbitte - soll man um Gesundheit oder Krankheit bitten; soll man Lebenserhaltung oder seligen Heimgang erflehen; soll man die Segnung eines Gerichtsweges oder die Aufhebung des Gerichtes herabrufen? O, wie stehen wir da; wie liegen wir da mit unserem Beten! Aufseufzen ist alles, was uns oft bleibt. Nun ist aber doch alles Gebet Wirkung des Heiligen Geistes; warum gibt Er uns nicht die nötigen Gebetsklarheiten und Gebetskräfte?  
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Paulus sagt: „Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt.“ Ja, es ist wahr! Wollen wir anbeten den großen, herrlichen Rettergott, wer findet die würdigen Worte? Lallen ist unser gewaltigstes Rühmen ins Zungenreden, ins Reden ohne Worte und ohne öffentlich kundgegebenen Sinn geht es oft innerlich über. Wenn wir ans Loben und Danken denken - wer tut’s nach Gebühr? Elendigkeit ist all unser Danken. Seufzen müssen wir über unser träges und kaltes Wesen. Und wenn wir bitten - wie oft stehen wir da und wissen nicht was! Genau so in der Fürbitte - soll man um Gesundheit oder Krankheit bitten; soll man Lebenserhaltung oder seligen Heimgang erflehen; soll man die Segnung eines Gerichtsweges oder die Aufhebung des Gerichtes herabrufen? O, wie stehen wir da; wie liegen wir da mit unserem Beten! Aufseufzen ist alles, was uns oft bleibt. Nun ist aber doch alles Gebet Wirkung des Heiligen Geistes; warum gibt Er uns nicht die nötigen Gebetsklarheiten und Gebetskräfte? <br/><br/>
  
Der Heilige Geist geht immer a u f  u n s ein. Er stattet uns nicht aus über unser Wesen und über unseren inneren Stand hinaus. Soviel Geisteswesen wir im alltäglichen Kampf und Gang anziehen, soviel haben wir auch Klarheiten und Kräfte. Und demgemäß können wir auch beten. Da geht’s aber manchmal sehr schwach zu. Da nimmt der Heilige Geist unsere Schwachheit, seufzt mit in ihr und trägt Seufzer zum Herrn. Und mit Seufzern vertritt Er uns. Wir sind in  unseren Schwachheiten  und Seufzern nicht allein.
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====<big>Er vertritt uns im Gebet</big>====
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Der Heilige Geist geht immer a u f  u n s ein. Er stattet uns nicht aus über unser Wesen und über unseren inneren Stand hinaus. Soviel Geisteswesen wir im alltäglichen Kampf und Gang anziehen, soviel haben wir auch Klarheiten und Kräfte. Und demgemäß können wir auch beten. Da geht’s aber manchmal sehr schwach zu. Da nimmt der Heilige Geist unsere Schwachheit, seufzt mit in ihr und trägt Seufzer zum Herrn. Und mit Seufzern vertritt Er uns. Wir sind in  unseren Schwachheiten  und Seufzern nicht allein. Der Heilige Geist ist mit drin. Er trägt und trägt hin - baut aber unter unserem Elend des Herrn Werk weiter. Er vertritt die Elenden vor dem Herrn mit ihrem Seufzen. Der Herr aber, der Erhöhte, weiß wohl , was des Geistes Sinn ist. Er kennt der Seufzer Grund und Ziel und vertritt uns vor dem Vater gottgemäß, das heißt so, wie es  uns gut und heilsam, so wie es Gottes Willen und Weg mit uns gemäß ist, so wie es sich ziemt im Heiligtum. Und solches Verklären der Gebetsseufzer und solches Erhören auf göttliche Art, das fördert dann wieder das ganze Geistes- und Glaubenswesen.
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Anbetungswürdig groß ist es, dass der Heilige Geist Sich in unser Seufzen erniedrigt. Er kennt ja das Seufzen vom Heiland her. Und groß ist es, dass Er unser Seufzen zu Seinem eigenen macht und ass der Heiland das Seufzen in die göttliche Klarheit übersetzt und nach derselben uns antwortet.
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Fürwahr, der Heilige Geist ist ein guter Versorger für uns. Der Herr wolle Ihn in reichlichem Maße in uns geben, und Er, der Geist, möge in uns fortfahren, in Geduld das Werk Gottes zu treiben. Unter Schwachheit und unter Seufzen zieht unser Geist doch Schritt für Schritt mehr Heiligen Geist an und geht seinem Vollendungsziele entgegen.
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Im Lauf und Kampf aber wissen wir uns tief geliebt vom Vater und vom Sohne im Heiligen Geiste. Wer Seinen Heiligen geist in solche Erniedrigung zu uns schickt - fürwahr, der lässt uns nicht liegen, der vollendet, was Er begonnen.<br/>
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:::::A und O - Anfang und Ende
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:::::nimm mein Herz in Deine Hände
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:::::wie der Töpfer seinen Ton.
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:::::Meister, lass Dein Werk nicht liegen
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:::::hilf mir beten, kämpfen, siegen,
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:::::bis ist steh’ vor Deinem Thron!<br/><br/>
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Lies weiter:<br/>
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Die überragende Hoheit der Kinder Gottes<br/><br/>

Version vom 5. Mai 2021, 16:25 Uhr

Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
41. Die Zentralstellung der Kinder Gottes Röm 8:18-26 (1923)

In Bearbeitung:

42. Des Heiligen Geistes Niedrigkeitsweg

Röm 8:23-27

Unser Text bildet einen Teil von dem S e u f z e r a b s c h n i t t des achten Kapitels des Römerbriefes. Da hört der Apostel im Geiste zuerst die ganze Kreatur seufzen, also alles Geschaffene, soweit es unter den Sündenfluch gefallen ist - die unerlöste Menschheit inbegriffen. Dann hört er aber auch den wunderbaren Geistesausschnitt aller Sünden-Kreatur, die gläubige Gemeine, seufzen, und endlich seufzt der in die Gläubigen eingegangene heilige Geist mit. Davon reden in Sonderheit unsere obigen Verse.

Der Heilige Geist ist ja vom Vater und vom Sohne in der gegenwärtigen Geisteshaushaltung in einen Niedrigkeitsweg hineingeschickt. Gleichwie der eingeborene Sohn Sich selbst entäußern und Sich selbst erniedrigen musste, um das Wer der Versöhnung und Erlösung zu vollbringen, so muss jetzt der Heilige Geist des verklärten Sohnes in die Niedrigkeit hinein, um dies vollendete Erlösungswerk praktisch durchzuführen. Um die Gemeine der Gläubigen herauszurufen, u m in ihr Christum zu verklären und um sie zu vollenden auf den Tag des Herrn, muss der Heilige Geist tief herabsteigen und bis ins Seufzen hinein teilnehmen an dem Schwachheitszustand der zu erlösenden Gläubigen. Man kann sagen, das Leiden Christi setzt sich fort im Leiden des Heiligen Geistes.

Fortsetzung der Leiden Christi

Man kann sagen, das Leiden Christi setzt sich fort im Leiden des Heiligen Geistes unter den Gläubigen und im Leiden der Kinder Gottes unter der Welt. Wenn die Gläubigen den Heiligen Geist betrüben oder kämpfen können, so versetzen sie Ihn dadurch in einen leidenden Zustand. Er aber, der Geist des für uns dahin gegebenen Sohnes, geht in diese Leidensniedrigkeit ein. Es kann in einem armen Sünderherzen das Bild Christi nicht ohne Leiden hergestellt werden. Die Liebe Christi, der für uns gelitten und gestorben, vollendet sich in der Sendung des Geistes in die Herzen der Gläubigen, wo der Heiland durch den Heiligen gEist das göttliche Wiederbringungswerk herausleidet. Wenn wir die hingegebene Liebe des menschgewordenen Sohnes Gottes anbeten,so müssen wir die geistinwohnende Liebe nicht minder loben und preisen.

Zu solchem Dank will uns unser heutiger Text erwecken, indem er uns vor Augen führt, wie tief der Heilige Geist Sich in uns erniedrigt. Der Heiland hatte die ganze Fülle des Heiligen Geistes in Sich. In Ihm hat derselbe alle Versuchungen, Anfechtungen, Leiden und Tod mit durchgemacht, und als ein so Geübter und Sündenverständiger wird Er dann in die Herzen der Gläubigen gegeben. Wir hätten den Heiligen gEist ohne Seinen Erniedrigungsgang in Jesu nicht einwohnend haben können - Er hätte uns arme Sünder gerichtlich durchfeuert. Jetzt als der Geist des Gekreuzigten, Gestorbenen, Erstandenen und Erhöhten kann Er in uns das Gotteswerk anfangen und vollenden. Er muss die aber tun in tiefer Niedrigkeit.

Des Geistes Erstlinge

Das ist anbetungswürdig groß, dass der herrliche und durch Leiden hindurch verherrlichte Geist Jesu Christi in uns zu unserer Erlösung und Ausbildung in Jesu Bild wohnt, und in tiefer Niedrigkeit Sein Werk tut. Wir sind solcher Gnade nicht wert. Nicht nur Mensch wird der Sohn Gottes uns zugut, sondern, wo Seine Liebe angenommen wird, da sendet Er Seinen Geist und wohnt in demselben in uns Armen und Elenden. Der Heilige Geist, welchen Er schickt, ist ja ein gar herrlicher. Paulus sagt in unseren Versen am Anfang: „Wir, die wir haben des Geistes Erstlinge.“ In seinem Segen redet Jakob (1Mo 49) Ruben, den Erstgeborenen, also an: „Mein erster Sohn bist du, meine Kraft und der Erstling meiner Stärke, der Oberste in der Würde und der Oberste in der Macht.“ Das ist Erstlingswesen. Und alles Erstgeborene gehört dem Herrn. Königpriesterliche Herrlichkeit eignet der Erstgeburt.

Wenn nun die Gläubigen dieser Tage des Geistes Erstlinge haben, so haben sie die höchste Stufe und die höchste Auswirkung des Heiligen Geistes: die königpriestserliche Sohnesherrlichkeit. Der Sohn Gottes ist der hohepriesterliche König aller Könige. Nach Tod und Auferstehung ist Er in diesen allerhöchsten Machtcharakter eingegangen. Seines Geistes Erstlinge, das sind die heiligen Geisteskräfte, welche die königpriesterlichen Gottsöhne ausgebären. Deutlich sehen wir in unseren Versen, wenn es heißt; „W i r die wir haben des G e i s t e s E r s t l i n g e“, dass es sich hier um eine aus dem Ganzen der Kreatur ausgewählte Schar handelt. Die höchste Herrlichkeit des Heiligen Geistes ist hier gemeint. In dieser Seiner höchsten Herrlichkeitsgestalt steigt Er nun herab in die tiefe Niedrigkeit. Kinder Gottes sind von außen die Verachteten, Verspotteten; Paulus sagt: der Auskehricht der Welt. Dahinein begibt Sich der Heilige Geist und baut die Erstlinge Gottes.

Das Seufzen der Söhne

Der Apostel zeichnet uns diesen Niedrigkeitsweg des Heiligen Geistes noch genauer in unseren Versen: Wir, die wir haben des Geistes Erstlinge, wir seufzen auch, wie alle andere Kreatur in ihrer Art seufzt. Wir seufzen, indem wir die Sohnschaft (Luther: Kindschaft) erwarten. Hier ist unter Sohnschaft die v o l l e n d e t e Sohnschaft gemeint. Wir sind ja im Glauben schon Kinder und Söhne. Aber völlig ausgeboren ist diese Sohnschaft noch nicht. Sie ist noch eine werdende und wachsende. Darum warten wir auf sie in dieser Hinsicht. Was uns da am meisten Seufzer auspresst auf diesem Wachstumsgang, das ist u n s e r e L e i b l i c h k e i t Darum erklärt uns das Wort Gottes dieses warten auf die Sohnschaft näher dahin, dass es sagt: „Wir warten auf die Erlösung unseres Leibes.“ Unser Leib, den wir an uns tragen, auch wenn wir des Geistes Erstlinge haben, ist ein Niedrigkeitsleib. Dieser Leib mit seinen Bedürfnissen zieht uns immer wieder in das Vielerlei des Diesseits hinein. Dieser Leib mit seinen Begierden zieht uns immer wieder in Sünden und Übertretungen hinein. Dieser Leib des Todes trägt immer noch den Fluchtcharakter an sich. Diesen Leib hat der Herr uns auch als Erlösten gelassen. Er ist unsere Schule, in der wir von Stufe zu Stufe geübt werden. Er ist aber auch unser Schutz.

Um seinetwillen sieht die Welt die verborgene Herrlichkeit nicht, die wir in uns tragen. Wir tragen sie in dem irdenen Gefäß unseres Leibes und seiner Elendigkeit. Unter den Leiden dieses Leibes der Nichtigkeit lernen wir aufhören im Sündigen, unter ihnen wächst der Geistescharakter. In diesem Leibe der Erniedrigung wohnt nun der Heilige Geist als Erstlingsgeist. „Wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott und seid nicht euer selbst?“ Wir selber schämen uns in vielen Stücken unseres Leibes und seiner Begierden und Lüste. Und der Herr sendet Seines Heiligen Geistes Erstlinge da hinein! Das ist ja das Große: bei den gläubigen Gotteskindern wirket der Geist nicht nur v o n a u ß e n her h i n e i n, das könnten wir verstehen. Nein, bei den Gotteskindern ist der Heilige Geist innewohnend und wirket von innen nach außen.

Warten auf die Vollerlösung

Was hast Du, o Herr, für deinen Heiligen Geist für eine Hütte erlesen! Es geht uns sie dem römischen Hauptmann, ,wir sind nicht wert, dass Du unter unser Dach gehst. Und doch, wir dürfen’s glauben; ja wir dürfen’s im Glauben haben und besitzen. Wir beten Dich an, o Herr, dass Du Deine Erniedrigung für uns auch noch so tief führest, dass Du in unserem Leibe im Geiste Wohnung machst. Was musst Du doch alles in diesem Leibe und unter diesem Leibe leiden und tragen an Sünde und Trübsal! Und es wird Dir nicht zu viel, Du bleibest drin und wirkest drin, bis Du ihn einst ganz herrlich verklären darfst. Du wartest mit uns auf des Leibes Vollerlösung und Verklärung - und Du wirst’s ja hinausführen. Herr, gib, dass Dei Heiliger Geist uns auch warten lehre, wenn es auch noch je und je Seufzer kostet; und gib Gnade, dass wir nie vergessen, wessen Gefäß dieser Leib ist, damit wir seine Glieder geben zu Waffen der Gerechtigkeit.

In unserem Leibe sind wir Gläubigen noch am unfertigsten und am niedrigsten. Der Geist ist das Leben um der Gerechtigkeit willen - da sind wir auferstanden; der Leib aber ist noch tot um der Sünde willen - da leben wir voll und ganz in Hoffnung. Der Augenschein ist gegenteilig. Hoffnung und Gehofftes sieht man nicht. Hier gilt es, d u r c h G e d u l d zu w a r t e n. Das ist des Heiligen Geistes Niedrigkeitsweg, dass Er in dies hoffende Warten und geduldige Nichtsehen hinein muss. Der Heilige Geist ist der Träger des vollbrachten Erlösungswerkes. Aber Er kann es nicht mit Kübeln hineinschütten in die zu erlösenden Herzen und Leiber. In großer Geduld muss Er vorgehen, und auf Hoffnung muss Er arbeiten. Wie ein Ackermann, so muss Er in Geduld auf das Wachstum harren. Und da muss Er mit unserem Ich-Wesen noch eine ganz sonderliche Geduld haben. Wie oft gehen wir nicht mit bei des Geistes Ziehen; wie oft hemmen wir und dämpfen wir! Wie oft betrügen wir den Geist! Er aber macht weiter und hofft.

Wir beten an die Erniedrigung des Heiligen Geistes, in welcher uns die Liebe Christi so unaussprechlich nahetritt. Der Geit hofft mit den hoffenden Gläubigen. Er, als der Geist des geduldigen Heilandes, lehrt uns warten in Geduld. Was muss Er da tragen unter den Gläubigen und unter der Welt; aber Er weiß - so wenig oder gar so Gegenteiliges nach dem Augenschein man jetzt oft sieht-, es geht gewiss herrlich hinaus.

Der Geist trägt unsere Schwachheit

Darum kann der Heilige Geist noch tiefer herabsteigen und eingehen in unser ganzes Elend. „Desgleichen“ sagt Paulus, d.h.: so wie der Heilige Geist auf Hoffnung in uns wirkt und schafft, dem entsprechend nimmt Er unsere ganze Schwachheit an und in Sich auf. Der Heilige Geist, dieser Geist der vollendeten Siegeskraft, hat es bei uns mit elenden Schwächlingen zu tun. Er ist vergleichbar einem Riesen, der die gebrechlichen Kindlein trägt und pflegt, um sie zu seiner Stärke hinan zu ziehen. Er ist vergleichbar einem Vater oder einem Lehrer, der sich ganz herablässt zur Schwachheit der Kinder und sich immer mehr erniedrigt, je schwer-begrifflicher sie sind, um sie vorwärts zu bringen. Wie schwach sind wir am Leibe! Kein Tag ohne ein Gebresten. Wie schwach ist unser Geist in der Erkenntnis und in der Auswirkung des Ewigen, wie zerstreut und dadurch geschwächt oft unser Seelenleben! Wie schwach sind wir im Tragen und Überwinden! Der Heilige Geist greift in unseren Textworten e i n e Schwachheit sonderlich heraus, die G e b e t s s c h w a c h h e i t.

Paulus sagt: „Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt.“ Ja, es ist wahr! Wollen wir anbeten den großen, herrlichen Rettergott, wer findet die würdigen Worte? Lallen ist unser gewaltigstes Rühmen ins Zungenreden, ins Reden ohne Worte und ohne öffentlich kundgegebenen Sinn geht es oft innerlich über. Wenn wir ans Loben und Danken denken - wer tut’s nach Gebühr? Elendigkeit ist all unser Danken. Seufzen müssen wir über unser träges und kaltes Wesen. Und wenn wir bitten - wie oft stehen wir da und wissen nicht was! Genau so in der Fürbitte - soll man um Gesundheit oder Krankheit bitten; soll man Lebenserhaltung oder seligen Heimgang erflehen; soll man die Segnung eines Gerichtsweges oder die Aufhebung des Gerichtes herabrufen? O, wie stehen wir da; wie liegen wir da mit unserem Beten! Aufseufzen ist alles, was uns oft bleibt. Nun ist aber doch alles Gebet Wirkung des Heiligen Geistes; warum gibt Er uns nicht die nötigen Gebetsklarheiten und Gebetskräfte?

Er vertritt uns im Gebet

Der Heilige Geist geht immer a u f u n s ein. Er stattet uns nicht aus über unser Wesen und über unseren inneren Stand hinaus. Soviel Geisteswesen wir im alltäglichen Kampf und Gang anziehen, soviel haben wir auch Klarheiten und Kräfte. Und demgemäß können wir auch beten. Da geht’s aber manchmal sehr schwach zu. Da nimmt der Heilige Geist unsere Schwachheit, seufzt mit in ihr und trägt Seufzer zum Herrn. Und mit Seufzern vertritt Er uns. Wir sind in unseren Schwachheiten und Seufzern nicht allein. Der Heilige Geist ist mit drin. Er trägt und trägt hin - baut aber unter unserem Elend des Herrn Werk weiter. Er vertritt die Elenden vor dem Herrn mit ihrem Seufzen. Der Herr aber, der Erhöhte, weiß wohl , was des Geistes Sinn ist. Er kennt der Seufzer Grund und Ziel und vertritt uns vor dem Vater gottgemäß, das heißt so, wie es uns gut und heilsam, so wie es Gottes Willen und Weg mit uns gemäß ist, so wie es sich ziemt im Heiligtum. Und solches Verklären der Gebetsseufzer und solches Erhören auf göttliche Art, das fördert dann wieder das ganze Geistes- und Glaubenswesen.

Anbetungswürdig groß ist es, dass der Heilige Geist Sich in unser Seufzen erniedrigt. Er kennt ja das Seufzen vom Heiland her. Und groß ist es, dass Er unser Seufzen zu Seinem eigenen macht und ass der Heiland das Seufzen in die göttliche Klarheit übersetzt und nach derselben uns antwortet.

Fürwahr, der Heilige Geist ist ein guter Versorger für uns. Der Herr wolle Ihn in reichlichem Maße in uns geben, und Er, der Geist, möge in uns fortfahren, in Geduld das Werk Gottes zu treiben. Unter Schwachheit und unter Seufzen zieht unser Geist doch Schritt für Schritt mehr Heiligen Geist an und geht seinem Vollendungsziele entgegen.

Im Lauf und Kampf aber wissen wir uns tief geliebt vom Vater und vom Sohne im Heiligen Geiste. Wer Seinen Heiligen geist in solche Erniedrigung zu uns schickt - fürwahr, der lässt uns nicht liegen, der vollendet, was Er begonnen.

A und O - Anfang und Ende
nimm mein Herz in Deine Hände
wie der Töpfer seinen Ton.
Meister, lass Dein Werk nicht liegen
hilf mir beten, kämpfen, siegen,
bis ist steh’ vor Deinem Thron!

Lies weiter:
Die überragende Hoheit der Kinder Gottes