Der vierte Schöpfungstag: Unterschied zwischen den Versionen

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Gott sprach am vierten Schöpfungstag: „Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre. Und Gott machte ein großes Licht, dass den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne.“
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Gott sprach am vierten Schöpfungstag: <br/>
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'''„Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre. Und Gott machte ein großes Licht, dass den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne.“'''<br/><br/>
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Wie die ersten drei Schöpfungstage, so soll auch der vierte Tag in seiner Bedeutung zuerst für die Erde, sodann in übertragenem Sinn für das Reich Gottes, die Gemeinde Christi und das Leben des einzelnen Christen betrachtet werden.
 
Wie die ersten drei Schöpfungstage, so soll auch der vierte Tag in seiner Bedeutung zuerst für die Erde, sodann in übertragenem Sinn für das Reich Gottes, die Gemeinde Christi und das Leben des einzelnen Christen betrachtet werden.
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Der erste Tag brachte die Erleuchtung des finsteren Chaos, der zweite eine Scheidung in Oberes und Unteres, wobei das Obere den Himmel über uns bedeutet; der dritte Tag brachte die Auferstehung der Erde aus den Wassern des Chaos. Was die drei ersten Schöpfungstage begannen, vollendeten die drei letzten Tage. Das Licht des ersten Tages wurde am vierten vollendet, indem es in Sonne, Mond und Sterne zusammengezogen wurde, d. h. Leiblichkeit annahm. Auch hier ist Leiblichkeit das Ende der Wege Gottes. Diese Lichtquellen haben das zu Anfang erschaffene Licht in seiner Klarheit erhöht und brachten insofern eine vollendetere Schöpfung zustande, als ihr Dienst für die Gewächse und Geschöpfe der Erde erweitert und die Harmonie des Ganzen erhöht wurde.
 
Der erste Tag brachte die Erleuchtung des finsteren Chaos, der zweite eine Scheidung in Oberes und Unteres, wobei das Obere den Himmel über uns bedeutet; der dritte Tag brachte die Auferstehung der Erde aus den Wassern des Chaos. Was die drei ersten Schöpfungstage begannen, vollendeten die drei letzten Tage. Das Licht des ersten Tages wurde am vierten vollendet, indem es in Sonne, Mond und Sterne zusammengezogen wurde, d. h. Leiblichkeit annahm. Auch hier ist Leiblichkeit das Ende der Wege Gottes. Diese Lichtquellen haben das zu Anfang erschaffene Licht in seiner Klarheit erhöht und brachten insofern eine vollendetere Schöpfung zustande, als ihr Dienst für die Gewächse und Geschöpfe der Erde erweitert und die Harmonie des Ganzen erhöht wurde.
Das Besondere des vierten Schöpfungstages besteht darin, dass das zuvor allgemein vorhandene Licht verleiblicht wurde. Verleiblichung ist das Evangelium des vierten Tages. Ein System von Lichtträgern am Himmelsgewölbe regelt fortan alles Leben und Sein der Erde und hält es in Ordnung. Dabei handelt es sich um so heilige Ordnungen, so genaue Wirkungen und so präzise Gesetze sowie solch unvergleichliche Harmonien, dass wir sie nicht zu fassen vermögen. Von Gottes Allmacht getragen schwebt die ungeheure Masse unserer Erde sanfter als eine Feder in ihrer vorgezeichneten Bahn durch den Weltenraum, ohne auch nur eine Handbreit von ihrer Bahn weder zur Rechten noch zur Linken abzuweichen oder auch nur um eine Tausendstelsekunde zu früh oder zu spät an das vorbestimmte Ziel zu
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Das Besondere des vierten Schöpfungstages besteht darin, dass das zuvor allgemein vorhandene Licht verleiblicht wurde. Verleiblichung ist das Evangelium des vierten Tages. Ein System von Lichtträgern am Himmelsgewölbe regelt fortan alles Leben und Sein der Erde und hält es in Ordnung. Dabei handelt es sich um so heilige Ordnungen, so genaue Wirkungen und so präzise Gesetze sowie solch unvergleichliche Harmonien, dass wir sie nicht zu fassen vermögen. Von Gottes Allmacht getragen schwebt die ungeheure Masse unserer Erde sanfter als eine Feder in ihrer vorgezeichneten Bahn durch den Weltenraum, ohne auch nur eine Handbreit von ihrer Bahn weder zur Rechten noch zur Linken abzuweichen oder auch nur um eine Tausendstelsekunde zu früh oder zu spät an das vorbestimmte Ziel zu kommen. So sehr ist Gott ein Gott der Ordnung. Er ist aber auch ein Gott der Kraft und der Macht; denn nicht nur unsere Erde, sondern unendlich viele Himmelskörper bewegt er zugleich in den unendlichen Räumen der Schöpfung dahin. Und alle Bahnen dieser Himmelskörper verlaufen genau gesetzmäßig.
kommen. So sehr ist Gott ein Gott der Ordnung. Er ist aber auch ein Gott der Kraft und der Macht; denn nicht nur unsere Erde, sondern unendlich viele Himmelskörper bewegt er zugleich in den unendlichen Räumen der Schöpfung dahin. Und alle Bahnen dieser Himmelskörper verlaufen genau gesetzmäßig.
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Man kann die am vierten Tag entstandenen Himmelskörper in zwei Gattungen ordnen, nämlich in solche, die dem kraftvollen, himmlischen Wesen entstammen und aus Feuer und Wasser bestehen. Dabei handelt es sich um die Sonne und die Fixsterne. Die andere Gattung besteht, wie dies bei unserer Erde der Fall ist, aus Erde und Wasser; es sind die Planeten. Die himmlischen Körper haben männliches Kraftwesen, die der Erde ähnlichen finsteres und mehr weibliches Wesen an sich. In diesem Sinn ist der Himmel mit seinen lichtfeurigen Wassern der „Mann“ der Erde und besamt diese mit seinen Kräften.
 
Man kann die am vierten Tag entstandenen Himmelskörper in zwei Gattungen ordnen, nämlich in solche, die dem kraftvollen, himmlischen Wesen entstammen und aus Feuer und Wasser bestehen. Dabei handelt es sich um die Sonne und die Fixsterne. Die andere Gattung besteht, wie dies bei unserer Erde der Fall ist, aus Erde und Wasser; es sind die Planeten. Die himmlischen Körper haben männliches Kraftwesen, die der Erde ähnlichen finsteres und mehr weibliches Wesen an sich. In diesem Sinn ist der Himmel mit seinen lichtfeurigen Wassern der „Mann“ der Erde und besamt diese mit seinen Kräften.
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Die Bewegung der Erde und der übrigen Himmelskörper um die Sonne regelt den Wechsel von Tag und Nacht sowie der Jahreszeiten. Die Sonne, dieser gewaltige Vertreter der Lichtwelt, gibt den ihr untergeordneten Körpern diejenigen Gesetze, die ihr selbst innewohnen. Es sind Gesetze weit höherer Ordnung als die der übrigen Körper; denn nur eine Kraft höherer Ordnung vermag das Leben niederer Ordnung in seine Gesetzmäßigkeit hineinzuziehen. Diese höheren Gesetze könnten aber nicht von den der Erde übergeordneten Himmelskörpern geoffenbart werden, wenn sie nicht vollendeter wären als unsere Erde. Nur das Vollendete kann dem Unvollendeten zur Erlösung werden und es in die höheren Gesetze hineinziehen, in denen das Vollendete lebt.
 
Die Bewegung der Erde und der übrigen Himmelskörper um die Sonne regelt den Wechsel von Tag und Nacht sowie der Jahreszeiten. Die Sonne, dieser gewaltige Vertreter der Lichtwelt, gibt den ihr untergeordneten Körpern diejenigen Gesetze, die ihr selbst innewohnen. Es sind Gesetze weit höherer Ordnung als die der übrigen Körper; denn nur eine Kraft höherer Ordnung vermag das Leben niederer Ordnung in seine Gesetzmäßigkeit hineinzuziehen. Diese höheren Gesetze könnten aber nicht von den der Erde übergeordneten Himmelskörpern geoffenbart werden, wenn sie nicht vollendeter wären als unsere Erde. Nur das Vollendete kann dem Unvollendeten zur Erlösung werden und es in die höheren Gesetze hineinziehen, in denen das Vollendete lebt.
Wir wenden die Schöpfungstage auf die Geschichte der Menschheit und des Reiches Gottes an. Dabei ist zu beachten, dass die Sonne der äußeren Welt ein Bild Christi, der Lichtweltsonne oder der Sonne der Gerechtigkeit ist. In diesem Sinn sagt Christus mit Recht: „Ich bin das Licht der (inneren) Welt.“ Nur gilt von ihm: „Das ewig Licht geht da herein, gibt der Welt einen neuen Schein.“ Wie das allgemeine Licht des ersten Schöpfungstages, das auch während des zweiten und dritten Tages nie mehr ganz verschwand, am vierten Tage in den Lichtkörpern, vorab in der Sonne als dem größten Licht, verleiblicht wurde, so nahm Christus, das Himmelslicht, am vierten Tag der Weltgeschichte und der Geschichte des Reiches Gottes einen Fleischesleib an. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Wie die Sonne alle anderen Lichter an Leuchtkraft weit überstrahlt, so übertrifft Jesus, das Licht der Welt, alle großen und kleinen Lichter, die Gott in den Tagen des Alten Testaments der Menschheit sandte. In ihm wohnt heute noch alle Fülle des göttlichen Lichts; er ist der Vertreter der himmlischen Welt, welche in der Vollkommenheit steht, und verkörpert in sich alles Licht, das uns durch seine Offenbarung zur Erlösung werden soll. Er ist uns
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Wir wenden die Schöpfungstage auf die Geschichte der Menschheit und des Reiches Gottes an. Dabei ist zu beachten, dass die Sonne der äußeren Welt ein Bild Christi, der Lichtweltsonne oder der Sonne der Gerechtigkeit ist. In diesem Sinn sagt Christus mit Recht: „Ich bin das Licht der (inneren) Welt.“ Nur gilt von ihm: „Das ewig Licht geht da herein, gibt der Welt einen neuen Schein.“ Wie das allgemeine Licht des ersten Schöpfungstages, das auch während des zweiten und dritten Tages nie mehr ganz verschwand, am vierten Tage in den Lichtkörpern, vorab in der Sonne als dem größten Licht, verleiblicht wurde, so nahm Christus, das Himmelslicht, am vierten Tag der Weltgeschichte und der Geschichte des Reiches Gottes einen Fleischesleib an. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Wie die Sonne alle anderen Lichter an Leuchtkraft weit überstrahlt, so übertrifft Jesus, das Licht der Welt, alle großen und kleinen Lichter, die Gott in den Tagen des Alten Testaments der Menschheit sandte. In ihm wohnt heute noch alle Fülle des göttlichen Lichts; er ist der Vertreter der himmlischen Welt, welche in der Vollkommenheit steht, und verkörpert in sich alles Licht, das uns durch seine Offenbarung zur Erlösung werden soll. Er ist uns gemacht von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. In ihm wird alles seine Vollendung finden. Was hier in Schwachheit begonnen wird, vollendet er in Kraft; was hier im Glauben beginnt, endet dort im Schauen. Jetzt ist noch nicht erschienen, was wir sein werden; wenn es aber erscheinen wird, was wir durch ihn geworden sind, dann werden wir ihm gleich sein.
gemacht von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. In ihm wird alles seine Vollendung finden. Was hier in Schwachheit begonnen wird, vollendet er in Kraft; was hier im Glauben beginnt, endet dort im Schauen. Jetzt ist noch nicht erschienen, was wir sein werden; wenn es aber erscheinen wird, was wir durch ihn geworden sind, dann werden wir ihm gleich sein.
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Wie die Sonne ein Bild Christi, so ist der Mond ein Bild der Gemeinde Christi, seiner Braut. Zwar übertrifft kein Licht die Sonne an Herrlichkeit; aber nach der Sonne übertrifft kein Himmelskörper an Klarheit den Mond. Insofern ist auch die Gemeinde, oder wenn wir so sagen wollen, die Kirche Christi, ein Licht für die Welt und leuchtet mit ihrem hellen Schein in deren Nacht hinein. Christus und die Gemeinde sind die beiden großen Lichter, die der gegenwärtigen Welt mit ihrem höheren Licht zu dienen vermögen. Wie aber der Mond sein Licht von der Sonne, so empfängt die Gemeinde ihr Licht von Christus, der Lichtweltsonne. Aber dieses Licht ist himmlisches Licht und verkörpert in sich höhere Gesetze und Ordnungen, als alles andere Licht auf Erden sie hat. Die Kirche ist die Verkündigerin der guten Botschaft des Evangeliums auf Erden; sie ist ein Heiligtum, in dem die Herrlichkeit Gottes zu wohnen sucht.
 
Wie die Sonne ein Bild Christi, so ist der Mond ein Bild der Gemeinde Christi, seiner Braut. Zwar übertrifft kein Licht die Sonne an Herrlichkeit; aber nach der Sonne übertrifft kein Himmelskörper an Klarheit den Mond. Insofern ist auch die Gemeinde, oder wenn wir so sagen wollen, die Kirche Christi, ein Licht für die Welt und leuchtet mit ihrem hellen Schein in deren Nacht hinein. Christus und die Gemeinde sind die beiden großen Lichter, die der gegenwärtigen Welt mit ihrem höheren Licht zu dienen vermögen. Wie aber der Mond sein Licht von der Sonne, so empfängt die Gemeinde ihr Licht von Christus, der Lichtweltsonne. Aber dieses Licht ist himmlisches Licht und verkörpert in sich höhere Gesetze und Ordnungen, als alles andere Licht auf Erden sie hat. Die Kirche ist die Verkündigerin der guten Botschaft des Evangeliums auf Erden; sie ist ein Heiligtum, in dem die Herrlichkeit Gottes zu wohnen sucht.
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Wem sind aber die unzähligen Sterne gleich, die aus weiten Fernen ihr Licht in die Nacht der Welt hineinleuchten lassen? Sie gleichen den Aposteln und Propheten, der „Wolke von Zeugen“, von welcher der Hebräerbrief schreibt. Das Licht in den Psalmen und in den Propheten, namentlich aber das Licht in den Briefen der Apostel, leuchtet aus weiten zeitlichen Fernen heute noch allen denen, die ins Fleisch kommen und insbesondere denen, die aus Gott geboren sind. Die Bibel gleicht einem Himmelsgewölbe, aus dem uns von unzählbaren Lichtkörpern das helle Licht Gottes entgegenstrahlt und in unser dunkles Leben und in unsere Finsternis hereinleuchtet. An diesem Firmament steht Christus, als Quelle und Mittelpunkt alles Lichtes; er ist die wahre Sonne, deren Licht auf den Mond, die Gemeinde, fällt; das Licht der Gemeinde ist allerdings kein andauern gleiches Licht; bald nimmt es zu, bald nimmt es ab; es ist der Veränderlichkeit unterworfen. Um Sonne und Mond her stehen als Sterne die Gerechten und die Vollendeten; auch sie leuchten „wie die Sonne“ in ihres Vaters Reich. In unsere Welt herein leuchten sie durch ihr Wort und ihr Werk, das sie uns hinterlassen haben.
 
Wem sind aber die unzähligen Sterne gleich, die aus weiten Fernen ihr Licht in die Nacht der Welt hineinleuchten lassen? Sie gleichen den Aposteln und Propheten, der „Wolke von Zeugen“, von welcher der Hebräerbrief schreibt. Das Licht in den Psalmen und in den Propheten, namentlich aber das Licht in den Briefen der Apostel, leuchtet aus weiten zeitlichen Fernen heute noch allen denen, die ins Fleisch kommen und insbesondere denen, die aus Gott geboren sind. Die Bibel gleicht einem Himmelsgewölbe, aus dem uns von unzählbaren Lichtkörpern das helle Licht Gottes entgegenstrahlt und in unser dunkles Leben und in unsere Finsternis hereinleuchtet. An diesem Firmament steht Christus, als Quelle und Mittelpunkt alles Lichtes; er ist die wahre Sonne, deren Licht auf den Mond, die Gemeinde, fällt; das Licht der Gemeinde ist allerdings kein andauern gleiches Licht; bald nimmt es zu, bald nimmt es ab; es ist der Veränderlichkeit unterworfen. Um Sonne und Mond her stehen als Sterne die Gerechten und die Vollendeten; auch sie leuchten „wie die Sonne“ in ihres Vaters Reich. In unsere Welt herein leuchten sie durch ihr Wort und ihr Werk, das sie uns hinterlassen haben.
Der vierte Schöpfungstag bedeutet aber auch für uns persönlich etwas: nämlich eine Stufe in der Entwicklung unseres geistlichen Lebens. Denn was Gott in den sechs Schöpfungstagen an der chaotischen Erde tat, das tut er heute an dem Chaos unserer Seele und schafft sie durch sein Wort neu. Bei dieser
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Der vierte Schöpfungstag bedeutet aber auch für uns persönlich etwas: nämlich eine Stufe in der Entwicklung unseres geistlichen Lebens. Denn was Gott in den sechs Schöpfungstagen an der chaotischen Erde tat, das tut er heute an dem Chaos unserer Seele und schafft sie durch sein Wort neu. Bei dieser Neuschöpfung geht es durch verschiedene Schöpfungstage hindurch. Dabei spielt auch der vierte Tag seine besondere Rolle.
Neuschöpfung geht es durch verschiedene Schöpfungstage hindurch. Dabei spielt auch der vierte Tag seine besondere Rolle.
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In jedem Menschen leuchten Sonne, Mond und Sterne. Gott hat an den Himmel unseres Gemüts den Verstand als die Sonne der kleinen Welt gesetzt; von dieser Sonne empfängt die Vernunft, die den Mond bedeutet, ihr Licht. Daneben leuchten dem Menschen die vielen Gedanken und Gemütsneigungen als Sterne an seinem Gemütshimmel. Der Verstand, welcher sein Licht von Gott bekommt, dient zur Erkenntnis himmlischer Dinge und des Wortes Gottes, er erleuchtet und erwärmt die ganze innere Welt; die Vernunft ist das kleinere Licht menschlicher Weisheit; sie entlehnt ihr Licht der Sonne des Verstandes, um uns in den Fragen des irdischen Lebens zu leiten. So wie aber die Sterne des Himmels einen Einfluss auf die Erde und ihre Bewohner ausüben, so üben unsere Gedanken und Affekte einen heimlichen – manchmal auch unheimlichen – Einfluss auf unser ganzes Innenleben aus.
 
In jedem Menschen leuchten Sonne, Mond und Sterne. Gott hat an den Himmel unseres Gemüts den Verstand als die Sonne der kleinen Welt gesetzt; von dieser Sonne empfängt die Vernunft, die den Mond bedeutet, ihr Licht. Daneben leuchten dem Menschen die vielen Gedanken und Gemütsneigungen als Sterne an seinem Gemütshimmel. Der Verstand, welcher sein Licht von Gott bekommt, dient zur Erkenntnis himmlischer Dinge und des Wortes Gottes, er erleuchtet und erwärmt die ganze innere Welt; die Vernunft ist das kleinere Licht menschlicher Weisheit; sie entlehnt ihr Licht der Sonne des Verstandes, um uns in den Fragen des irdischen Lebens zu leiten. So wie aber die Sterne des Himmels einen Einfluss auf die Erde und ihre Bewohner ausüben, so üben unsere Gedanken und Affekte einen heimlichen – manchmal auch unheimlichen – Einfluss auf unser ganzes Innenleben aus.
In der Wiedergeburt fängt Gott nach dem dritten Tag einen neuen Stand in der Seele an; je mehr wir himmlisch werden, desto schönere Lichter erstehen in unserem Innern. Christus als das Licht der Welt wird uns nicht nur anleuchten, sondern erleuchten und wesenhaft in unsere Seele kommen. Aus der Anleuchtung der drei ersten Tage wird nun eine wahre Durchleuchtung, aus der Rechtfertigung wird die Heiligung und allmähliche Verherrlichung des inneren Menschen. Wer freilich in den ersten Schöpfungstagen stehenbleibt, bleibt auch weithin in seinem alten Wesen gefangen; das Licht der Anleuchtung wird in ihm nicht konzentriert, er wird kein „Kind“ des Lichts, d. h. nicht eine Geburt aus dem göttlichen Lichte. Darum wird er auch kein Überwinder; er kommt aus dem Jünglingsstand des geistlichen Lebens nicht heraus, kann also nie zur Vaterschaft im Geistlichen kommen, also auch keine wahren Früchte des Geistes bringen. Im Alten Testament war den Menschen nur das Licht des ersten Tages gegeben; mit der Geburt Christi beginnt ein neuer Schöpfungstag, der Tag des Lichts und des Heils. Während die alttestamentlichen Gottesmenschen weithin im Stande der Anleuchtung verharren mussten und darum auch immer wieder in den Ungehorsam ihres natürlichen Wesens zurücksanken, können die Kinder des Neuen Bundes die Kraftstrahlen der Lichtweltsonne fassen, welche sie verwandeln, weshalb der Kleinste im Himmelreich größer ist als der Größte im Alten Bund.
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Dazu sagt Michael Hahn:
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In der Wiedergeburt fängt Gott nach dem dritten Tag einen neuen Stand in der Seele an; je mehr wir himmlisch werden, desto schönere Lichter erstehen in unserem Innern. Christus als das Licht der Welt wird uns nicht nur anleuchten, sondern erleuchten und wesenhaft in unsere Seele kommen. Aus der Anleuchtung der drei ersten Tage wird nun eine wahre Durchleuchtung, aus der Rechtfertigung wird die Heiligung und allmähliche Verherrlichung des inneren Menschen. Wer freilich in den ersten Schöpfungstagen stehenbleibt, bleibt auch weithin in seinem alten Wesen gefangen; das Licht der Anleuchtung wird in ihm nicht konzentriert, er wird kein „Kind“ des Lichts, d. h. nicht eine Geburt aus dem göttlichen Lichte. Darum wird er auch kein Überwinder; er kommt aus dem Jünglingsstand des geistlichen Lebens nicht heraus, kann also nie zur Vaterschaft im Geistlichen kommen, also auch keine wahren Früchte des Geistes bringen. Im Alten Testament war den Menschen nur das Licht des ersten Tages gegeben; mit der Geburt Christi beginnt ein neuer Schöpfungstag, der Tag des Lichts und des Heils. Während die alttestamentlichen Gottesmenschen weithin im Stande der Anleuchtung verharren mussten und darum auch immer wieder in den Ungehorsam ihres natürlichen Wesens zurücksanken, können die Kinder des Neuen Bundes die Kraftstrahlen der Lichtweltsonne fassen, welche sie verwandeln, weshalb der Kleinste im Himmelreich größer ist als der Größte im Alten Bund.<br/>
„Licht, das am ersten der irdischen Tage
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aus der chaotischen Finsternis brach, 330
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Dazu sagt Michael Hahn:<br/>
wirkte zentralisch nicht, merkt, was ich sage! Bis zu der Sonne sein „Werde“ Gott sprach.“
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:::„Licht, das am ersten der irdischen Tage
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:::aus der chaotischen Finsternis brach,  
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:::wirkte zentralisch nicht, merkt, was ich sage!  
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:::Bis zu der Sonne sein „Werde“ Gott sprach.“<br/>
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Es ist unsere Schuld, wenn wir zu wenig von diesem neutestamentlichen Licht, das ein zentralisch erleuchtendes Licht ist, fassen und infolge davon auf unserer Hefe liegen und in unseren Sünden gefangen bleiben. Denn es ist ein Unterschied zwischen Anleuchtung und Erleuchtung. Bei den Jüngern Jesu regte sich in der Zeit ihrer Anleuchtung oft noch die angeborene Natur; so bei Petrus, als er mit dem Schwert dreinschlagen wollte; oder bei Jakobus und Johannes, als sie Feuer vom Himmel fallen lassen wollten. Später, als sie den Geist und das Licht des Neuen Bundes tiefer gefasst hatten, waren sie bereit, den Weg des Kreuzes zu gehen und sich auch töten zu lassen. Im Alten Bund war es sozusagen unmöglich, dass Menschen nach dem Bilde Gottes geboren wurden; denn Christus war noch nicht verklärt, d. h. die verwandelnde Kraft seines Fleisches und Blutes war noch nicht vorhanden. Seit dem vierten Tag aber werden ihm Kinder geboren „wie der Tau aus der Morgenröte“, und zwar nicht bloß auf unserer Erde, sondern auch im Unsichtbaren, wohin er mit seiner Kraft sofort nach seinem Tod eingegangen ist. Jetzt, nachdem sich das Licht Gottes in Christus konzentriert hat, ist der Weg zur Vollkommenheit und zur Wiederherstellung ins Bild Gottes offen; jetzt können Menschen geboren werden, die durch das Gesetz des Geistes freigemacht werden vom Gesetz der Sünde, und die nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre nähere oder weitere Umgebung als geisterfüllte Persönlichkeiten ein Licht sind, eine Art Sonne, um welche das Leben anderer Menschen sich bewegt.
 
Es ist unsere Schuld, wenn wir zu wenig von diesem neutestamentlichen Licht, das ein zentralisch erleuchtendes Licht ist, fassen und infolge davon auf unserer Hefe liegen und in unseren Sünden gefangen bleiben. Denn es ist ein Unterschied zwischen Anleuchtung und Erleuchtung. Bei den Jüngern Jesu regte sich in der Zeit ihrer Anleuchtung oft noch die angeborene Natur; so bei Petrus, als er mit dem Schwert dreinschlagen wollte; oder bei Jakobus und Johannes, als sie Feuer vom Himmel fallen lassen wollten. Später, als sie den Geist und das Licht des Neuen Bundes tiefer gefasst hatten, waren sie bereit, den Weg des Kreuzes zu gehen und sich auch töten zu lassen. Im Alten Bund war es sozusagen unmöglich, dass Menschen nach dem Bilde Gottes geboren wurden; denn Christus war noch nicht verklärt, d. h. die verwandelnde Kraft seines Fleisches und Blutes war noch nicht vorhanden. Seit dem vierten Tag aber werden ihm Kinder geboren „wie der Tau aus der Morgenröte“, und zwar nicht bloß auf unserer Erde, sondern auch im Unsichtbaren, wohin er mit seiner Kraft sofort nach seinem Tod eingegangen ist. Jetzt, nachdem sich das Licht Gottes in Christus konzentriert hat, ist der Weg zur Vollkommenheit und zur Wiederherstellung ins Bild Gottes offen; jetzt können Menschen geboren werden, die durch das Gesetz des Geistes freigemacht werden vom Gesetz der Sünde, und die nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre nähere oder weitere Umgebung als geisterfüllte Persönlichkeiten ein Licht sind, eine Art Sonne, um welche das Leben anderer Menschen sich bewegt.
Das Licht des vierten Tages offenbart der erweckten Seele viele Wahrheiten und Geheimnisse, welche den meisten Menschen verborgen bleiben. Hier schließt sich der innerste Sinn des Wortes Gottes auf; die Seele wird zentralisch erleuchtet und sieht alles in seiner Wurzel. Es ist aber wichtig, daran zu denken, dass diese Lichter Ordnungen in der inneren Welt schaffen. Nichts geschieht in der äußeren Natur, das in ähnlicher Weise nicht auch in der geistlichen Natur vorginge; denn der Mensch ist eine kleine Welt. So kommen durch den Auf- und Untergang der Sonne Tag und Nacht zustande. Auch in der Seele, in welcher das Licht der Welt geboren wird, ist ein Wechselstand von Tag und Nacht vorhanden; muss doch dem Gerechten das Licht immer erst wieder aufgehen! Damit ist zugleich gesagt, dass es ebenso oft untergeht. Aber auch in der Nacht scheint ihm das Licht; müssen doch Mond und Sterne die Nacht regieren, d. h. über sie herrschen. Mag also die Finsternis der Nacht eine Seele immer wieder überfallen, so kann sie doch nie mehr dauernd und ungebrochen in ihr herrschen. Hinter aller Finsternis steht Christus, die Sonne der Gerechtigkeit, 331
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welche auch bei Nacht ihr Licht auf den Mond und die Sterne fallen lässt. Er lässt auch aus jedem Abend und aus jeder Nacht einen neuen Tag mit einem neuen Sonnenaufgang erscheinen. Wir müssen uns jedoch damit abfinden, dass wir hier auf Erden auch in unserem inneren Leben dem Wechsel, d. h. den Gesetzen des Wachsens, unterworfen sind; wir sind jetzt Werdende; das Gewordene und Vollkommene unterliegt dem Wechsel nicht mehr. Auch in Gott, dem Vollkommenen, ist kein Wechsel von Licht und Finsternis.
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Das Licht des vierten Tages offenbart der erweckten Seele viele Wahrheiten und Geheimnisse, welche den meisten Menschen verborgen bleiben. Hier schließt sich der innerste Sinn des Wortes Gottes auf; die Seele wird zentralisch erleuchtet und sieht alles in seiner Wurzel. Es ist aber wichtig, daran zu denken, dass diese Lichter Ordnungen in der inneren Welt schaffen. Nichts geschieht in der äußeren Natur, das in ähnlicher Weise nicht auch in der geistlichen Natur vorginge; denn der Mensch ist eine kleine Welt. So kommen durch den Auf- und Untergang der Sonne Tag und Nacht zustande. Auch in der Seele, in welcher das Licht der Welt geboren wird, ist ein Wechselstand von Tag und Nacht vorhanden; muss doch dem Gerechten das Licht immer erst wieder aufgehen! Damit ist zugleich gesagt, dass es ebenso oft untergeht. Aber auch in der Nacht scheint ihm das Licht; müssen doch Mond und Sterne die Nacht regieren, d. h. über sie herrschen. Mag also die Finsternis der Nacht eine Seele immer wieder überfallen, so kann sie doch nie mehr dauernd und ungebrochen in ihr herrschen. Hinter aller Finsternis steht Christus, die Sonne der Gerechtigkeit, welche auch bei Nacht ihr Licht auf den Mond und die Sterne fallen lässt. Er lässt auch aus jedem Abend und aus jeder Nacht einen neuen Tag mit einem neuen Sonnenaufgang erscheinen. Wir müssen uns jedoch damit abfinden, dass wir hier auf Erden auch in unserem inneren Leben dem Wechsel, d. h. den Gesetzen des Wachsens, unterworfen sind; wir sind jetzt Werdende; das Gewordene und Vollkommene unterliegt dem Wechsel nicht mehr. Auch in Gott, dem Vollkommenen, ist kein Wechsel von Licht und Finsternis.
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Aber nicht bloß Tag und Nacht, sondern auch Jahreszeiten werden durch die Bewegungen und Wirkungen der Himmelslichter auf der Erde hervorgerufen. Das sind die „Zeiten der Seele“. Bei der ersten Annäherung der himmlischen Sonne an die Seele erlebt sie den Frühling des geistlichen Lebens; es ist aber noch nicht der „ewige“ Frühling; dessen sind wir noch unfähig; vielmehr bedürfen wir noch, dass das richtige Maß von Sonnenschein und das erforderliche Maß von Kälte in unser Leben falle. Nach dem Frühling kommt der Sommer, in welchem die Seele voller Licht und Eifer ist. Da haben die Früchte des Geistes zu wachsen begonnen; die Hitze des Sommers und des Herbstes bringt sie zur Reife. Es ist aber noch kein ununterbrochenes Fruchttragen möglich; dabei würde der Seele die innere Kraft ausgehen. Darum weicht die Sonne mit ihrer zeugenden Kraft immer wieder zurück; in der Seele bricht dann der kalte Winter an, wodurch sie innerlich betrübt wird in Erinnerung der lieblichen Frühlings- und Sommertage. Der Winter ist eine Ruhezeit für die Seele, in welcher sie sich zu neuen Geburten fasst. Aber immer wieder muss es Frühling werden, immer wieder findet die Seele ihren Gott und das Licht, und es beginnt ein neuer Kreislauf in ihr. Immer wieder wird aus Nacht Licht geboren, immer folgt auf den kalten Winter ein neuer Frühling. In diesem Kreislauf bewegt sich unser inneres Leben. Wenn aber die Seele einmal in die Ruhe Gottes eingegangen ist, dann hat sie keinen Wechsel der Zeiten mehr nötig.
 
Aber nicht bloß Tag und Nacht, sondern auch Jahreszeiten werden durch die Bewegungen und Wirkungen der Himmelslichter auf der Erde hervorgerufen. Das sind die „Zeiten der Seele“. Bei der ersten Annäherung der himmlischen Sonne an die Seele erlebt sie den Frühling des geistlichen Lebens; es ist aber noch nicht der „ewige“ Frühling; dessen sind wir noch unfähig; vielmehr bedürfen wir noch, dass das richtige Maß von Sonnenschein und das erforderliche Maß von Kälte in unser Leben falle. Nach dem Frühling kommt der Sommer, in welchem die Seele voller Licht und Eifer ist. Da haben die Früchte des Geistes zu wachsen begonnen; die Hitze des Sommers und des Herbstes bringt sie zur Reife. Es ist aber noch kein ununterbrochenes Fruchttragen möglich; dabei würde der Seele die innere Kraft ausgehen. Darum weicht die Sonne mit ihrer zeugenden Kraft immer wieder zurück; in der Seele bricht dann der kalte Winter an, wodurch sie innerlich betrübt wird in Erinnerung der lieblichen Frühlings- und Sommertage. Der Winter ist eine Ruhezeit für die Seele, in welcher sie sich zu neuen Geburten fasst. Aber immer wieder muss es Frühling werden, immer wieder findet die Seele ihren Gott und das Licht, und es beginnt ein neuer Kreislauf in ihr. Immer wieder wird aus Nacht Licht geboren, immer folgt auf den kalten Winter ein neuer Frühling. In diesem Kreislauf bewegt sich unser inneres Leben. Wenn aber die Seele einmal in die Ruhe Gottes eingegangen ist, dann hat sie keinen Wechsel der Zeiten mehr nötig.
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Einstweilen wollen wir für die großen Schöpfungen Gottes in der Seele, die er am vierten Tag hervorbringt, von Herzen dankbar sein. Denn die Gesetze des Himmels, welche durch die Lichter des vierten Tages in die Seele kommen und ihr ganzes Tun und Lassen auf eine höhere Stufe, nämlich auf diejenige des Geistes stellen, machen den Menschen frei von den Gesetzen der Elemente und der Sünde, welchen der natürliche Mensch dauernd unterworfen bleibt. Wir wollen Fleiß tun und Gott sein Werk an uns tun lassen, damit wir auch noch die Stufe des siebten Tages, die Ruhe Gottes, erreichen und nicht durch Untreue auf halbem Weg, vielleicht gar auf der Stufe des ersten oder zweiten Tages, stehen bleiben.
 
Einstweilen wollen wir für die großen Schöpfungen Gottes in der Seele, die er am vierten Tag hervorbringt, von Herzen dankbar sein. Denn die Gesetze des Himmels, welche durch die Lichter des vierten Tages in die Seele kommen und ihr ganzes Tun und Lassen auf eine höhere Stufe, nämlich auf diejenige des Geistes stellen, machen den Menschen frei von den Gesetzen der Elemente und der Sünde, welchen der natürliche Mensch dauernd unterworfen bleibt. Wir wollen Fleiß tun und Gott sein Werk an uns tun lassen, damit wir auch noch die Stufe des siebten Tages, die Ruhe Gottes, erreichen und nicht durch Untreue auf halbem Weg, vielleicht gar auf der Stufe des ersten oder zweiten Tages, stehen bleiben.
Wir schließen diesen Abschnitt mit einigen Versen: 332
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Wir schließen diesen Abschnitt mit einigen Versen: <br/><br/>
Jesu, Gottmensch, Jungfrausohn, Herr vom Himmel, Haupt der Deinen, ach, lass doch von deinem Thron deine Klarheit mich durchscheinen! Lasse deine Jesusstrahlen
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alle sich in mir abmalen!
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:::Jesu, Gottmensch, Jungfrausohn,  
Feurig ist mein Lebensrad;
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:::Herr vom Himmel, Haupt der Deinen,  
Licht ruf du aus dessen Grunde! Zeuge durch Bewegungstat
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:::ach, lass doch von deinem Thron  
aus des Lebensrades Munde
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:::deine Klarheit mich durchscheinen!  
Licht des Lebens, - Licht und Leben! So hört auf mein Widerstreben. Zeuch mich, Schönster, ganz nach dir; lass im Licht mich Freiheit schauen, dass ein Lichtblitz öffne mir den Grund, darauf ich sollt` bauen!
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:::Lasse deine Jesusstrahlen
Dich, den Stein mit sieben Augen, lass mich wählen, du wirst taugen!
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:::alle sich in mir abmalen!<br/>
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:::Feurig ist mein Lebensrad;
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:::Licht ruf du aus dessen Grunde!  
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:::Zeuge durch Bewegungstat
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:::aus des Lebensrades Munde
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:::Licht des Lebens, - Licht und Leben!  
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:::So hört auf mein Widerstreben.  
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:::Zeuch mich, Schönster, ganz nach dir;  
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:::lass im Licht mich Freiheit schauen,  
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:::dass ein Lichtblitz öffne mir den Grund,  
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:::darauf ich sollt` bauen!
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:::Dich, den Stein mit sieben Augen,  
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:::lass mich wählen, du wirst taugen!<br/><br/>
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Lies weiter:<br/>
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[https://www.bibelwissen.ch/wiki/Der_fünfte_Schöpfungstag '''5. Der fünfte Schöpfungstag'''] ([[1Mo 1:20]]-23)<br/><br/>

Aktuelle Version vom 9. August 2022, 16:26 Uhr

Abschrift des Heftes: Die Schöpfungstage in der großen und in der kleinen Welt
Julius Beck (1887-1962) stammt aus Altingen.
Er war Mittelschullehrer in Calw, nach 1945 Rektor.

Aus der Reihe: Vätererbe Anhang
Zuerst erschienen im „Verlag des Lehrerboten“, Stuttgart-Bad Cannstatt.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Die Schöpfungstage in der großen und in der kleinen Welt

4. Der vierte Schöpfungstag

(1Mo 1:14-19)
Gott sprach am vierten Schöpfungstag:
„Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre. Und Gott machte ein großes Licht, dass den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne.“

Wie die ersten drei Schöpfungstage, so soll auch der vierte Tag in seiner Bedeutung zuerst für die Erde, sodann in übertragenem Sinn für das Reich Gottes, die Gemeinde Christi und das Leben des einzelnen Christen betrachtet werden.

Der erste Tag brachte die Erleuchtung des finsteren Chaos, der zweite eine Scheidung in Oberes und Unteres, wobei das Obere den Himmel über uns bedeutet; der dritte Tag brachte die Auferstehung der Erde aus den Wassern des Chaos. Was die drei ersten Schöpfungstage begannen, vollendeten die drei letzten Tage. Das Licht des ersten Tages wurde am vierten vollendet, indem es in Sonne, Mond und Sterne zusammengezogen wurde, d. h. Leiblichkeit annahm. Auch hier ist Leiblichkeit das Ende der Wege Gottes. Diese Lichtquellen haben das zu Anfang erschaffene Licht in seiner Klarheit erhöht und brachten insofern eine vollendetere Schöpfung zustande, als ihr Dienst für die Gewächse und Geschöpfe der Erde erweitert und die Harmonie des Ganzen erhöht wurde.

Das Besondere des vierten Schöpfungstages besteht darin, dass das zuvor allgemein vorhandene Licht verleiblicht wurde. Verleiblichung ist das Evangelium des vierten Tages. Ein System von Lichtträgern am Himmelsgewölbe regelt fortan alles Leben und Sein der Erde und hält es in Ordnung. Dabei handelt es sich um so heilige Ordnungen, so genaue Wirkungen und so präzise Gesetze sowie solch unvergleichliche Harmonien, dass wir sie nicht zu fassen vermögen. Von Gottes Allmacht getragen schwebt die ungeheure Masse unserer Erde sanfter als eine Feder in ihrer vorgezeichneten Bahn durch den Weltenraum, ohne auch nur eine Handbreit von ihrer Bahn weder zur Rechten noch zur Linken abzuweichen oder auch nur um eine Tausendstelsekunde zu früh oder zu spät an das vorbestimmte Ziel zu kommen. So sehr ist Gott ein Gott der Ordnung. Er ist aber auch ein Gott der Kraft und der Macht; denn nicht nur unsere Erde, sondern unendlich viele Himmelskörper bewegt er zugleich in den unendlichen Räumen der Schöpfung dahin. Und alle Bahnen dieser Himmelskörper verlaufen genau gesetzmäßig.

Man kann die am vierten Tag entstandenen Himmelskörper in zwei Gattungen ordnen, nämlich in solche, die dem kraftvollen, himmlischen Wesen entstammen und aus Feuer und Wasser bestehen. Dabei handelt es sich um die Sonne und die Fixsterne. Die andere Gattung besteht, wie dies bei unserer Erde der Fall ist, aus Erde und Wasser; es sind die Planeten. Die himmlischen Körper haben männliches Kraftwesen, die der Erde ähnlichen finsteres und mehr weibliches Wesen an sich. In diesem Sinn ist der Himmel mit seinen lichtfeurigen Wassern der „Mann“ der Erde und besamt diese mit seinen Kräften.

Die Bewegung der Erde und der übrigen Himmelskörper um die Sonne regelt den Wechsel von Tag und Nacht sowie der Jahreszeiten. Die Sonne, dieser gewaltige Vertreter der Lichtwelt, gibt den ihr untergeordneten Körpern diejenigen Gesetze, die ihr selbst innewohnen. Es sind Gesetze weit höherer Ordnung als die der übrigen Körper; denn nur eine Kraft höherer Ordnung vermag das Leben niederer Ordnung in seine Gesetzmäßigkeit hineinzuziehen. Diese höheren Gesetze könnten aber nicht von den der Erde übergeordneten Himmelskörpern geoffenbart werden, wenn sie nicht vollendeter wären als unsere Erde. Nur das Vollendete kann dem Unvollendeten zur Erlösung werden und es in die höheren Gesetze hineinziehen, in denen das Vollendete lebt.

Wir wenden die Schöpfungstage auf die Geschichte der Menschheit und des Reiches Gottes an. Dabei ist zu beachten, dass die Sonne der äußeren Welt ein Bild Christi, der Lichtweltsonne oder der Sonne der Gerechtigkeit ist. In diesem Sinn sagt Christus mit Recht: „Ich bin das Licht der (inneren) Welt.“ Nur gilt von ihm: „Das ewig Licht geht da herein, gibt der Welt einen neuen Schein.“ Wie das allgemeine Licht des ersten Schöpfungstages, das auch während des zweiten und dritten Tages nie mehr ganz verschwand, am vierten Tage in den Lichtkörpern, vorab in der Sonne als dem größten Licht, verleiblicht wurde, so nahm Christus, das Himmelslicht, am vierten Tag der Weltgeschichte und der Geschichte des Reiches Gottes einen Fleischesleib an. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Wie die Sonne alle anderen Lichter an Leuchtkraft weit überstrahlt, so übertrifft Jesus, das Licht der Welt, alle großen und kleinen Lichter, die Gott in den Tagen des Alten Testaments der Menschheit sandte. In ihm wohnt heute noch alle Fülle des göttlichen Lichts; er ist der Vertreter der himmlischen Welt, welche in der Vollkommenheit steht, und verkörpert in sich alles Licht, das uns durch seine Offenbarung zur Erlösung werden soll. Er ist uns gemacht von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. In ihm wird alles seine Vollendung finden. Was hier in Schwachheit begonnen wird, vollendet er in Kraft; was hier im Glauben beginnt, endet dort im Schauen. Jetzt ist noch nicht erschienen, was wir sein werden; wenn es aber erscheinen wird, was wir durch ihn geworden sind, dann werden wir ihm gleich sein.

Wie die Sonne ein Bild Christi, so ist der Mond ein Bild der Gemeinde Christi, seiner Braut. Zwar übertrifft kein Licht die Sonne an Herrlichkeit; aber nach der Sonne übertrifft kein Himmelskörper an Klarheit den Mond. Insofern ist auch die Gemeinde, oder wenn wir so sagen wollen, die Kirche Christi, ein Licht für die Welt und leuchtet mit ihrem hellen Schein in deren Nacht hinein. Christus und die Gemeinde sind die beiden großen Lichter, die der gegenwärtigen Welt mit ihrem höheren Licht zu dienen vermögen. Wie aber der Mond sein Licht von der Sonne, so empfängt die Gemeinde ihr Licht von Christus, der Lichtweltsonne. Aber dieses Licht ist himmlisches Licht und verkörpert in sich höhere Gesetze und Ordnungen, als alles andere Licht auf Erden sie hat. Die Kirche ist die Verkündigerin der guten Botschaft des Evangeliums auf Erden; sie ist ein Heiligtum, in dem die Herrlichkeit Gottes zu wohnen sucht.

Wem sind aber die unzähligen Sterne gleich, die aus weiten Fernen ihr Licht in die Nacht der Welt hineinleuchten lassen? Sie gleichen den Aposteln und Propheten, der „Wolke von Zeugen“, von welcher der Hebräerbrief schreibt. Das Licht in den Psalmen und in den Propheten, namentlich aber das Licht in den Briefen der Apostel, leuchtet aus weiten zeitlichen Fernen heute noch allen denen, die ins Fleisch kommen und insbesondere denen, die aus Gott geboren sind. Die Bibel gleicht einem Himmelsgewölbe, aus dem uns von unzählbaren Lichtkörpern das helle Licht Gottes entgegenstrahlt und in unser dunkles Leben und in unsere Finsternis hereinleuchtet. An diesem Firmament steht Christus, als Quelle und Mittelpunkt alles Lichtes; er ist die wahre Sonne, deren Licht auf den Mond, die Gemeinde, fällt; das Licht der Gemeinde ist allerdings kein andauern gleiches Licht; bald nimmt es zu, bald nimmt es ab; es ist der Veränderlichkeit unterworfen. Um Sonne und Mond her stehen als Sterne die Gerechten und die Vollendeten; auch sie leuchten „wie die Sonne“ in ihres Vaters Reich. In unsere Welt herein leuchten sie durch ihr Wort und ihr Werk, das sie uns hinterlassen haben.

Der vierte Schöpfungstag bedeutet aber auch für uns persönlich etwas: nämlich eine Stufe in der Entwicklung unseres geistlichen Lebens. Denn was Gott in den sechs Schöpfungstagen an der chaotischen Erde tat, das tut er heute an dem Chaos unserer Seele und schafft sie durch sein Wort neu. Bei dieser Neuschöpfung geht es durch verschiedene Schöpfungstage hindurch. Dabei spielt auch der vierte Tag seine besondere Rolle.

In jedem Menschen leuchten Sonne, Mond und Sterne. Gott hat an den Himmel unseres Gemüts den Verstand als die Sonne der kleinen Welt gesetzt; von dieser Sonne empfängt die Vernunft, die den Mond bedeutet, ihr Licht. Daneben leuchten dem Menschen die vielen Gedanken und Gemütsneigungen als Sterne an seinem Gemütshimmel. Der Verstand, welcher sein Licht von Gott bekommt, dient zur Erkenntnis himmlischer Dinge und des Wortes Gottes, er erleuchtet und erwärmt die ganze innere Welt; die Vernunft ist das kleinere Licht menschlicher Weisheit; sie entlehnt ihr Licht der Sonne des Verstandes, um uns in den Fragen des irdischen Lebens zu leiten. So wie aber die Sterne des Himmels einen Einfluss auf die Erde und ihre Bewohner ausüben, so üben unsere Gedanken und Affekte einen heimlichen – manchmal auch unheimlichen – Einfluss auf unser ganzes Innenleben aus.

In der Wiedergeburt fängt Gott nach dem dritten Tag einen neuen Stand in der Seele an; je mehr wir himmlisch werden, desto schönere Lichter erstehen in unserem Innern. Christus als das Licht der Welt wird uns nicht nur anleuchten, sondern erleuchten und wesenhaft in unsere Seele kommen. Aus der Anleuchtung der drei ersten Tage wird nun eine wahre Durchleuchtung, aus der Rechtfertigung wird die Heiligung und allmähliche Verherrlichung des inneren Menschen. Wer freilich in den ersten Schöpfungstagen stehenbleibt, bleibt auch weithin in seinem alten Wesen gefangen; das Licht der Anleuchtung wird in ihm nicht konzentriert, er wird kein „Kind“ des Lichts, d. h. nicht eine Geburt aus dem göttlichen Lichte. Darum wird er auch kein Überwinder; er kommt aus dem Jünglingsstand des geistlichen Lebens nicht heraus, kann also nie zur Vaterschaft im Geistlichen kommen, also auch keine wahren Früchte des Geistes bringen. Im Alten Testament war den Menschen nur das Licht des ersten Tages gegeben; mit der Geburt Christi beginnt ein neuer Schöpfungstag, der Tag des Lichts und des Heils. Während die alttestamentlichen Gottesmenschen weithin im Stande der Anleuchtung verharren mussten und darum auch immer wieder in den Ungehorsam ihres natürlichen Wesens zurücksanken, können die Kinder des Neuen Bundes die Kraftstrahlen der Lichtweltsonne fassen, welche sie verwandeln, weshalb der Kleinste im Himmelreich größer ist als der Größte im Alten Bund.

Dazu sagt Michael Hahn:

„Licht, das am ersten der irdischen Tage
aus der chaotischen Finsternis brach,
wirkte zentralisch nicht, merkt, was ich sage!
Bis zu der Sonne sein „Werde“ Gott sprach.“

Es ist unsere Schuld, wenn wir zu wenig von diesem neutestamentlichen Licht, das ein zentralisch erleuchtendes Licht ist, fassen und infolge davon auf unserer Hefe liegen und in unseren Sünden gefangen bleiben. Denn es ist ein Unterschied zwischen Anleuchtung und Erleuchtung. Bei den Jüngern Jesu regte sich in der Zeit ihrer Anleuchtung oft noch die angeborene Natur; so bei Petrus, als er mit dem Schwert dreinschlagen wollte; oder bei Jakobus und Johannes, als sie Feuer vom Himmel fallen lassen wollten. Später, als sie den Geist und das Licht des Neuen Bundes tiefer gefasst hatten, waren sie bereit, den Weg des Kreuzes zu gehen und sich auch töten zu lassen. Im Alten Bund war es sozusagen unmöglich, dass Menschen nach dem Bilde Gottes geboren wurden; denn Christus war noch nicht verklärt, d. h. die verwandelnde Kraft seines Fleisches und Blutes war noch nicht vorhanden. Seit dem vierten Tag aber werden ihm Kinder geboren „wie der Tau aus der Morgenröte“, und zwar nicht bloß auf unserer Erde, sondern auch im Unsichtbaren, wohin er mit seiner Kraft sofort nach seinem Tod eingegangen ist. Jetzt, nachdem sich das Licht Gottes in Christus konzentriert hat, ist der Weg zur Vollkommenheit und zur Wiederherstellung ins Bild Gottes offen; jetzt können Menschen geboren werden, die durch das Gesetz des Geistes freigemacht werden vom Gesetz der Sünde, und die nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre nähere oder weitere Umgebung als geisterfüllte Persönlichkeiten ein Licht sind, eine Art Sonne, um welche das Leben anderer Menschen sich bewegt.

Das Licht des vierten Tages offenbart der erweckten Seele viele Wahrheiten und Geheimnisse, welche den meisten Menschen verborgen bleiben. Hier schließt sich der innerste Sinn des Wortes Gottes auf; die Seele wird zentralisch erleuchtet und sieht alles in seiner Wurzel. Es ist aber wichtig, daran zu denken, dass diese Lichter Ordnungen in der inneren Welt schaffen. Nichts geschieht in der äußeren Natur, das in ähnlicher Weise nicht auch in der geistlichen Natur vorginge; denn der Mensch ist eine kleine Welt. So kommen durch den Auf- und Untergang der Sonne Tag und Nacht zustande. Auch in der Seele, in welcher das Licht der Welt geboren wird, ist ein Wechselstand von Tag und Nacht vorhanden; muss doch dem Gerechten das Licht immer erst wieder aufgehen! Damit ist zugleich gesagt, dass es ebenso oft untergeht. Aber auch in der Nacht scheint ihm das Licht; müssen doch Mond und Sterne die Nacht regieren, d. h. über sie herrschen. Mag also die Finsternis der Nacht eine Seele immer wieder überfallen, so kann sie doch nie mehr dauernd und ungebrochen in ihr herrschen. Hinter aller Finsternis steht Christus, die Sonne der Gerechtigkeit, welche auch bei Nacht ihr Licht auf den Mond und die Sterne fallen lässt. Er lässt auch aus jedem Abend und aus jeder Nacht einen neuen Tag mit einem neuen Sonnenaufgang erscheinen. Wir müssen uns jedoch damit abfinden, dass wir hier auf Erden auch in unserem inneren Leben dem Wechsel, d. h. den Gesetzen des Wachsens, unterworfen sind; wir sind jetzt Werdende; das Gewordene und Vollkommene unterliegt dem Wechsel nicht mehr. Auch in Gott, dem Vollkommenen, ist kein Wechsel von Licht und Finsternis.

Aber nicht bloß Tag und Nacht, sondern auch Jahreszeiten werden durch die Bewegungen und Wirkungen der Himmelslichter auf der Erde hervorgerufen. Das sind die „Zeiten der Seele“. Bei der ersten Annäherung der himmlischen Sonne an die Seele erlebt sie den Frühling des geistlichen Lebens; es ist aber noch nicht der „ewige“ Frühling; dessen sind wir noch unfähig; vielmehr bedürfen wir noch, dass das richtige Maß von Sonnenschein und das erforderliche Maß von Kälte in unser Leben falle. Nach dem Frühling kommt der Sommer, in welchem die Seele voller Licht und Eifer ist. Da haben die Früchte des Geistes zu wachsen begonnen; die Hitze des Sommers und des Herbstes bringt sie zur Reife. Es ist aber noch kein ununterbrochenes Fruchttragen möglich; dabei würde der Seele die innere Kraft ausgehen. Darum weicht die Sonne mit ihrer zeugenden Kraft immer wieder zurück; in der Seele bricht dann der kalte Winter an, wodurch sie innerlich betrübt wird in Erinnerung der lieblichen Frühlings- und Sommertage. Der Winter ist eine Ruhezeit für die Seele, in welcher sie sich zu neuen Geburten fasst. Aber immer wieder muss es Frühling werden, immer wieder findet die Seele ihren Gott und das Licht, und es beginnt ein neuer Kreislauf in ihr. Immer wieder wird aus Nacht Licht geboren, immer folgt auf den kalten Winter ein neuer Frühling. In diesem Kreislauf bewegt sich unser inneres Leben. Wenn aber die Seele einmal in die Ruhe Gottes eingegangen ist, dann hat sie keinen Wechsel der Zeiten mehr nötig.

Einstweilen wollen wir für die großen Schöpfungen Gottes in der Seele, die er am vierten Tag hervorbringt, von Herzen dankbar sein. Denn die Gesetze des Himmels, welche durch die Lichter des vierten Tages in die Seele kommen und ihr ganzes Tun und Lassen auf eine höhere Stufe, nämlich auf diejenige des Geistes stellen, machen den Menschen frei von den Gesetzen der Elemente und der Sünde, welchen der natürliche Mensch dauernd unterworfen bleibt. Wir wollen Fleiß tun und Gott sein Werk an uns tun lassen, damit wir auch noch die Stufe des siebten Tages, die Ruhe Gottes, erreichen und nicht durch Untreue auf halbem Weg, vielleicht gar auf der Stufe des ersten oder zweiten Tages, stehen bleiben. Wir schließen diesen Abschnitt mit einigen Versen:

Jesu, Gottmensch, Jungfrausohn,
Herr vom Himmel, Haupt der Deinen,
ach, lass doch von deinem Thron
deine Klarheit mich durchscheinen!
Lasse deine Jesusstrahlen
alle sich in mir abmalen!
Feurig ist mein Lebensrad;
Licht ruf du aus dessen Grunde!
Zeuge durch Bewegungstat
aus des Lebensrades Munde
Licht des Lebens, - Licht und Leben!
So hört auf mein Widerstreben.
Zeuch mich, Schönster, ganz nach dir;
lass im Licht mich Freiheit schauen,
dass ein Lichtblitz öffne mir den Grund,
darauf ich sollt` bauen!
Dich, den Stein mit sieben Augen,
lass mich wählen, du wirst taugen!

Lies weiter:
5. Der fünfte Schöpfungstag (1Mo 1:20-23)