Der siebte Tag: Unterschied zwischen den Versionen

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(Und also vollendete Gott seine Werke)
 
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==Die Schöpfungstage in der großen und in der kleinen Welt==
 
==Die Schöpfungstage in der großen und in der kleinen Welt==
  
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([[1Mo 2:1]]-3)<br/>
 
([[1Mo 2:1]]-3)<br/>
  
Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und also vollendete Gott am siebten Tag seine Werke und ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken, die er machte. Und segnete den siebten Tag und heiligte ihn, darum, dass er an demselben geruht hatte von allen seinen Werken, die Gott schuf und machte.
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'''Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und also vollendete Gott am siebten Tag seine Werke und ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken, die er machte. Und segnete den siebten Tag und heiligte ihn, darum, dass er an demselben geruht hatte von allen seinen Werken, die Gott schuf und machte.'''<br/>
Das Echo zum siebten Schöpfungstage steht in Hebr. 4, besonders in Vers 9: „Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes.“
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Das Echo zum siebten Schöpfungstage steht in [[Hebr 4]], besonders in [[Hebr 4:9]]: '''„Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes.“'''<br/>
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Diese Ruhe hat mit dem in unserem Sprachgebrauch geläufigen Begriff der Ruhe, mit dem wir ein Ausruhen nach des Tages Last und Hitze, also einen Erschöpfungszustand beschreiben, rein nichts zu tun. Namentlich darf nicht etwa angenommen werden, dass Gott nach dem Werk der sechs Schöpfungstage keine weiteren Offenbarungsgedanken zur Verfügung gestanden wären. Gott fühlte auch kein Bedürfnis, sich nunmehr auszuspannen. Wohl hörte er auf, Neues zu schaffen; dagegen fing er mit dem bereits Geschaffenen eine Regierung an, wie sie erst jetzt nach der Arbeit der sechs Tage möglich war. Jetzt war der Zustand der Schöpfung „sehr gut“, also nicht nur „gut“. Gut waren die Schöpfungswerke der einzelnen Tage; aber sie blieben noch in ihrer Vereinzelung, ohne vollen Zusammenhang mit dem Ganzen der Schöpfung. Am siebten Tag jedoch trat alles in einen harmonischen Zusammenhang; die einzelnen Glieder machten miteinander einen lebendigen Organismus aus, der ganz nach dem Willen des Schöpfers lebte. Diese Harmonie der Schöpfungsglieder untereinander nennt der Schöpfungsbericht „sehr gut“.
 
Diese Ruhe hat mit dem in unserem Sprachgebrauch geläufigen Begriff der Ruhe, mit dem wir ein Ausruhen nach des Tages Last und Hitze, also einen Erschöpfungszustand beschreiben, rein nichts zu tun. Namentlich darf nicht etwa angenommen werden, dass Gott nach dem Werk der sechs Schöpfungstage keine weiteren Offenbarungsgedanken zur Verfügung gestanden wären. Gott fühlte auch kein Bedürfnis, sich nunmehr auszuspannen. Wohl hörte er auf, Neues zu schaffen; dagegen fing er mit dem bereits Geschaffenen eine Regierung an, wie sie erst jetzt nach der Arbeit der sechs Tage möglich war. Jetzt war der Zustand der Schöpfung „sehr gut“, also nicht nur „gut“. Gut waren die Schöpfungswerke der einzelnen Tage; aber sie blieben noch in ihrer Vereinzelung, ohne vollen Zusammenhang mit dem Ganzen der Schöpfung. Am siebten Tag jedoch trat alles in einen harmonischen Zusammenhang; die einzelnen Glieder machten miteinander einen lebendigen Organismus aus, der ganz nach dem Willen des Schöpfers lebte. Diese Harmonie der Schöpfungsglieder untereinander nennt der Schöpfungsbericht „sehr gut“.
Das gewaltige Uhrwerk der Schöpfung, dessen innerer Zusammenhang durch den Fall des Menschen weithin wieder zerrissen wurde, konnte aber nicht von selbst laufen. Gott sah auch nicht etwa von außen zu, wie die Räder des großen Mechanismus ineinander griffen. Vielmehr stand seinem absoluten Regieren jetzt kein Hindernis mehr entgegen, nachdem er an den sechs Tagen vorher aller Finsternis Schranke und Ziel gesetzt und sie durch sein „Nein“ unter die Herrschaft des Lichts gezwungen hatte. Schritt für Schritt waren alle widergöttlichen Kräfte zurückgeworfen worden; dadurch wurde die Schöpfung in einen Zustand der Vollendung gebracht, in welchem nach den sechs Tagen der Weltschöpfung nunmehr eine neue, vollendete Weltordnung eingeführt
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Das gewaltige Uhrwerk der Schöpfung, dessen innerer Zusammenhang durch den Fall des Menschen weithin wieder zerrissen wurde, konnte aber nicht von selbst laufen. Gott sah auch nicht etwa von außen zu, wie die Räder des großen Mechanismus ineinander griffen. Vielmehr stand seinem absoluten Regieren jetzt kein Hindernis mehr entgegen, nachdem er an den sechs Tagen vorher aller Finsternis Schranke und Ziel gesetzt und sie durch sein „Nein“ unter die Herrschaft des Lichts gezwungen hatte. Schritt für Schritt waren alle widergöttlichen Kräfte zurückgeworfen worden; dadurch wurde die Schöpfung in einen Zustand der Vollendung gebracht, in welchem nach den sechs Tagen der Weltschöpfung nunmehr eine neue, vollendete Weltordnung eingeführt werden konnte. Diesen Zustand der vollendeten Gottesherrschaft im Geschöpf bezeichnet die Heilige Schrift mit „Ruhe Gottes“.
werden konnte. Diesen Zustand der vollendeten Gottesherrschaft im Geschöpf bezeichnet die Heilige Schrift mit „Ruhe Gottes“.
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Alle Kräfte der Schöpfung standen nun im Dienst Gottes; Gott „ruhte“ ganz in seiner Schöpfung, d. h. er pflegte ununterbrochene Gemeinschaft mit ihr. Damit ist auch der Inhalt des Sabbatbegriffs umschrieben. Der Sabbat trat nicht etwa ein, weil nach den sechs Tagen nunmehr der siebte Tag angebrochen war; es handelt sich hier nicht um die Frage der Zeit, sondern um die Frage eines Zustandes, um eine Vollkommenheitsstufe. Die drei ersten Schöpfungstage hatten der Erde auf dem Wege der Erleuchtung, der Scheidung und der Auferstehung ihre Erlösung aus der Umklammerung der Finsternis gebracht; die drei letzten Schöpfungstage vollendeten alles zu einer solchen Harmonie, dass mit dem siebten Tag, der eigentlich kein Schöpfungstag mehr ist, der Zustand der Sabbatruhe eintreten konnte. Jetzt war Gottes Herrschaft vollkommen; er „ruhte“, d. h. herrschte im Menschen, der eine Zusammenfassung der ganzen Schöpfung war; und der Mensch „ruhte“ in der Schöpfung, d. h. er herrschte über sie. Dieser Zustand bedeutet „Ruhe Gottes“. Das Kapitel der Schöpfung wurde im Buch Gottes umgeblättert; jetzt begann das Kapitel der Ruhe und des Sabbats.
 
Alle Kräfte der Schöpfung standen nun im Dienst Gottes; Gott „ruhte“ ganz in seiner Schöpfung, d. h. er pflegte ununterbrochene Gemeinschaft mit ihr. Damit ist auch der Inhalt des Sabbatbegriffs umschrieben. Der Sabbat trat nicht etwa ein, weil nach den sechs Tagen nunmehr der siebte Tag angebrochen war; es handelt sich hier nicht um die Frage der Zeit, sondern um die Frage eines Zustandes, um eine Vollkommenheitsstufe. Die drei ersten Schöpfungstage hatten der Erde auf dem Wege der Erleuchtung, der Scheidung und der Auferstehung ihre Erlösung aus der Umklammerung der Finsternis gebracht; die drei letzten Schöpfungstage vollendeten alles zu einer solchen Harmonie, dass mit dem siebten Tag, der eigentlich kein Schöpfungstag mehr ist, der Zustand der Sabbatruhe eintreten konnte. Jetzt war Gottes Herrschaft vollkommen; er „ruhte“, d. h. herrschte im Menschen, der eine Zusammenfassung der ganzen Schöpfung war; und der Mensch „ruhte“ in der Schöpfung, d. h. er herrschte über sie. Dieser Zustand bedeutet „Ruhe Gottes“. Das Kapitel der Schöpfung wurde im Buch Gottes umgeblättert; jetzt begann das Kapitel der Ruhe und des Sabbats.
„Gott ist die Ruhe“, d. h. seine Natur besitzt Sabbatcharakter; es findet in ihm keine Veränderung, d. h. keinerlei Kampf zwischen Licht und Finsternis statt, wie dies in den sechs Tagen bei der Schöpfung der Fall gewesen war. Sein ganzes Schaffen in diesen Tagen strebte zielbewusst auf den Sabbatzustand der ganzen Schöpfung hin; Gott wollte das Geschöpf in seinen eigenen Vollkommenheitszustand hineinziehen. Dies geschah auf dem Weg der Erlösung des Geschöpfes von der Macht der Finsternis und der Bindung desselben an Ihn, als das Licht. Jetzt war dieser Punkt erreicht; die Sache war „sehr gut“. „Vollendet“ war die Schöpfung, und zwar in wörtlichem Sinn; die Herrschaft der Finsternis hatte in vollem Umfang ihr Ende gefunden. Sogar das Meer, dieses Bild des Todes, war in einen Zustand des Lebens versetzt und brachte eine Überfülle neuer Wesen hervor. Ein Ende gefunden hatte der Tod, aber auch die Nacht; auf den siebten Tag folgte kein „Abend“, wie dies bei den vorhergehenden Tagen der Fall gewesen war. Es ist aus mit dem „Nein“ der Finsternis; jetzt herrscht unbeschränkt das „Ja“ Gottes. Bisher hatte Gott nur zur Schöpfung gesprochen; jetzt vermag auch die Schöpfung in einen Verkehr zu ihrem Schöpfer zu treten, zu ihm zu sprechen, indem sie den Sabbatcharakter offenbart. Alles in der Schöpfung atmete Liebe und Hingabe; alles, was Odem hatte, lobte den Herrn; die ganze Schöpfung tat, was sie sah den Schöpfer tun. In diesem Blickpunkt erscheint auch das Leben Jesu als ein Leben mit Sabbatcharakter. Er ruhte in Gott, und Gott ruhte in ihm; er tat nicht seinen
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„Gott ist die Ruhe“, d. h. seine Natur besitzt Sabbatcharakter; es findet in ihm keine Veränderung, d. h. keinerlei Kampf zwischen Licht und Finsternis statt, wie dies in den sechs Tagen bei der Schöpfung der Fall gewesen war. Sein ganzes Schaffen in diesen Tagen strebte zielbewusst auf den Sabbatzustand der ganzen Schöpfung hin; Gott wollte das Geschöpf in seinen eigenen Vollkommenheitszustand hineinziehen. Dies geschah auf dem Weg der Erlösung des Geschöpfes von der Macht der Finsternis und der Bindung desselben an Ihn, als das Licht. Jetzt war dieser Punkt erreicht; die Sache war „sehr gut“. „Vollendet“ war die Schöpfung, und zwar in wörtlichem Sinn; die Herrschaft der Finsternis hatte in vollem Umfang ihr Ende gefunden. Sogar das Meer, dieses Bild des Todes, war in einen Zustand des Lebens versetzt und brachte eine Überfülle neuer Wesen hervor. Ein Ende gefunden hatte der Tod, aber auch die Nacht; auf den siebten Tag folgte kein „Abend“, wie dies bei den vorhergehenden Tagen der Fall gewesen war. Es ist aus mit dem „Nein“ der Finsternis; jetzt herrscht unbeschränkt das „Ja“ Gottes. Bisher hatte Gott nur zur Schöpfung gesprochen; jetzt vermag auch die Schöpfung in einen Verkehr zu ihrem Schöpfer zu treten, zu ihm zu sprechen, indem sie den Sabbatcharakter offenbart. Alles in der Schöpfung atmete Liebe und Hingabe; alles, was Odem hatte, lobte den Herrn; die ganze Schöpfung tat, was sie sah den Schöpfer tun. In diesem Blickpunkt erscheint auch das Leben Jesu als ein Leben mit Sabbatcharakter. Er ruhte in Gott, und Gott ruhte in ihm; er tat nicht seinen Willen, sondern den Willen des, der ihn gesandt hatte, und „vollendete“ dessen Werk. Hat doch der Sohn auf Erden die „Werke des Teufels zerstört“, also im Grund ganz dasselbe an den Menschen getan, was sein Vater an der Schöpfung in den sechs Schöpfungstagen tat. So konnte er mit vollem Recht von sich sagen: „Ich und der Vater sind eins“, eins in dem Streben, die ganze Schöpfung, insbesondere auch den Menschen, in den Sabbatzustand hineinzuziehen durch die Erlösung aus der Gewalt der Finsternis und des Todes. Dieser Zustand der Vollkommenheit ist aber nur erreichbar, wenn der Mensch einerseits befreit ist von aller Finsternis, andererseits aber an das Licht, an den Willen Gottes, gebunden wird. Dies liegt angedeutet in dem Wort Christi: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Erst in seiner Gemeinschaft, im Gehorsam gegen ihn und in der Liebeshingabe an ihn und seinen Vater ist für uns, für das Volk Gottes, eine Ruhe möglich.
Willen, sondern den Willen des, der ihn gesandt hatte, und „vollendete“ dessen Werk. Hat doch der Sohn auf Erden die „Werke des Teufels zerstört“, also im Grund ganz dasselbe an den Menschen getan, was sein Vater an der Schöpfung in den sechs Schöpfungstagen tat. So konnte er mit vollem Recht von sich sagen: „Ich und der Vater sind eins“, eins in dem Streben, die ganze Schöpfung, insbesondere auch den Menschen, in den Sabbatzustand hineinzuziehen durch die Erlösung aus der Gewalt der Finsternis und des Todes. Dieser Zustand der Vollkommenheit ist aber nur erreichbar, wenn der Mensch einerseits befreit ist von aller Finsternis, andererseits aber an das Licht, an den Willen Gottes, gebunden wird. Dies liegt angedeutet in dem Wort Christi: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Erst in seiner Gemeinschaft, im Gehorsam gegen ihn und in der Liebeshingabe an ihn und seinen Vater ist für uns, für das Volk Gottes, eine Ruhe möglich.
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Der Ruhe Gottes unfähig ist der gefallene Mensch; was er in sich hat, kann niemals in die Gemeinschaft Gottes eingehen, denn er steht in einer falschen „Ruhe“, in einem falschen „Sabbat“, in einer falschen Ehe und Gemeinschaft. Seine Ruhe ist Unruhe, sein Sabbat ein Höllensabbat. Käme der gefallene Mensch ohne wesenhafte Veränderung in die göttliche Ruhe, so käme das einer Verewigung seiner inneren Hölle gleich. Ihm fehlt die „Vollendung“; es ist seine Finsternis nicht „verendet“, nicht zugrunde gerichtet; „Finsternis bedeckt noch das Erdreich.“ Wer sich nicht in die Umwandlungsaktion der sechs Schöpfungstage hineinbegeben will, wird niemals fähig, in die Ruhe Gottes einzugehen. Durch diese Umwandlung, die im Neuen Testament mit den verschiedensten Ausdrücken bezeichnet ist, wird der Mensch versetzt aus dem Reich der Finsternis in das Reich des Lichts. Vollendung bedeutet also nicht etwa Vernichtung des menschlichen Wesens, sondern Erleuchtung, Scheidung, Belebung und Verherrlichung des noch nicht in seinen Vollkommenheitszustand gebrachten Menschen. Nach diesem Zustand aber sehnt sich unser ganzes Wesen; denn „unser Herz ist unruhig, bis es ruht in Dir, o Gott“. Alle Kreatur, zu der auch wir gehören, seufzt und sehnt sich nach der „Freiheit der Kinder Gottes“. Dasjenige Geschöpf aber ist frei, das in Gott gebunden ist, und zwar ganz.
 
Der Ruhe Gottes unfähig ist der gefallene Mensch; was er in sich hat, kann niemals in die Gemeinschaft Gottes eingehen, denn er steht in einer falschen „Ruhe“, in einem falschen „Sabbat“, in einer falschen Ehe und Gemeinschaft. Seine Ruhe ist Unruhe, sein Sabbat ein Höllensabbat. Käme der gefallene Mensch ohne wesenhafte Veränderung in die göttliche Ruhe, so käme das einer Verewigung seiner inneren Hölle gleich. Ihm fehlt die „Vollendung“; es ist seine Finsternis nicht „verendet“, nicht zugrunde gerichtet; „Finsternis bedeckt noch das Erdreich.“ Wer sich nicht in die Umwandlungsaktion der sechs Schöpfungstage hineinbegeben will, wird niemals fähig, in die Ruhe Gottes einzugehen. Durch diese Umwandlung, die im Neuen Testament mit den verschiedensten Ausdrücken bezeichnet ist, wird der Mensch versetzt aus dem Reich der Finsternis in das Reich des Lichts. Vollendung bedeutet also nicht etwa Vernichtung des menschlichen Wesens, sondern Erleuchtung, Scheidung, Belebung und Verherrlichung des noch nicht in seinen Vollkommenheitszustand gebrachten Menschen. Nach diesem Zustand aber sehnt sich unser ganzes Wesen; denn „unser Herz ist unruhig, bis es ruht in Dir, o Gott“. Alle Kreatur, zu der auch wir gehören, seufzt und sehnt sich nach der „Freiheit der Kinder Gottes“. Dasjenige Geschöpf aber ist frei, das in Gott gebunden ist, und zwar ganz.
Wie wenige haben eine Ahnung von dem Sabbatzustande, von der Ruhe Gottes, zu der doch alle Menschen berufen sind! Darum streben sie auch nicht danach; und wenn sie suchen, so suchen sie überall, nur nicht da, wo sie zu finden ist. Statt Gott zu suchen, sind die allermeisten Menschen auf der Suche nach Götzen. Aber: „Such alles aus im Schöpfungsraume und auch in der Unendlichkeit, du find`st nur Ruh` beim Lebensbaume, Genüge an der Herrlichkeit!“ Und wie wenige von denen, die sich in das Werden und Wirken
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Wie wenige haben eine Ahnung von dem Sabbatzustande, von der Ruhe Gottes, zu der doch alle Menschen berufen sind! Darum streben sie auch nicht danach; und wenn sie suchen, so suchen sie überall, nur nicht da, wo sie zu finden ist. Statt Gott zu suchen, sind die allermeisten Menschen auf der Suche nach Götzen. Aber: „Such alles aus im Schöpfungsraume und auch in der Unendlichkeit, du find`st nur Ruh` beim Lebensbaume, Genüge an der Herrlichkeit!“ Und wie wenige von denen, die sich in das Werden und Wirken der ersten sechs Schöpfungstage hineingezogen fühlen, streben danach, dem Sabbat des siebten Tages nahezukommen! Der aber angefangen hat das gute Werk, der will es auch „vollenden“. Unser Gebet müsste immer sein: „Den Anfang, Mitt` und Ende, ach Herr, zum Besten wende!“
der ersten sechs Schöpfungstage hineingezogen fühlen, streben danach, dem Sabbat des siebten Tages nahezukommen! Der aber angefangen hat das gute Werk, der will es auch „vollenden“. Unser Gebet müsste immer sein: „Den Anfang, Mitt` und Ende, ach Herr, zum Besten wende!“
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Auch die Gemeinde Christi ist noch nicht vollendet, so viele ihrer Glieder jetzt schon in den Vollkommenheitsstand eingegangen sein mögen. Die Hochzeit des Lammes kann erst beginnen, wenn die untere und obere Gemeinde vollendet ist; dann ist der Sabbat der Gemeinde erreicht. Denn zum Sabbat gehört, dass das Ganze, nicht nur ein einzelner Teil, zur Gemeinschaft Gottes erlöst ist. Diese Gemeinschaft wird eigentlich erst dann vollkommen sein, wenn „Gott sein wird alles in allen“. Das Königreich Christi auf Erden während der tausend Jahre und seine Fortsetzung in der Ewigkeit bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich aller Knie vor ihm beugen, bleibt mehr oder weniger ein Provisorium, bis der große Sabbat erreicht ist, an dem auch der letzte Feind Gott untergetan sein wird.
 
Auch die Gemeinde Christi ist noch nicht vollendet, so viele ihrer Glieder jetzt schon in den Vollkommenheitsstand eingegangen sein mögen. Die Hochzeit des Lammes kann erst beginnen, wenn die untere und obere Gemeinde vollendet ist; dann ist der Sabbat der Gemeinde erreicht. Denn zum Sabbat gehört, dass das Ganze, nicht nur ein einzelner Teil, zur Gemeinschaft Gottes erlöst ist. Diese Gemeinschaft wird eigentlich erst dann vollkommen sein, wenn „Gott sein wird alles in allen“. Das Königreich Christi auf Erden während der tausend Jahre und seine Fortsetzung in der Ewigkeit bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich aller Knie vor ihm beugen, bleibt mehr oder weniger ein Provisorium, bis der große Sabbat erreicht ist, an dem auch der letzte Feind Gott untergetan sein wird.
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Wie wenig der Zustand der Ruhe im Reiche Gottes der Gegenwart erreicht ist, zeigen die vielerlei Schranken in der Christenheit und in der ganzen Menschheit; das Völkermeer gleicht jetzt noch einem Chaos, in welches Gott noch nicht viel hineingesprochen hat. Er wird es aber noch tun, wenn seine Gemeinde gesammelt ist; denn wir leben in der „Zeit der Gemeinde“. Aber auch unter den sogenannten Christen müssten konfessionelle, völkische und nationale Schranken fallen, müssten die vielerlei Glieder sich zu einer großen Bruderschaft zusammenschließen, um miteinander den Gottestempel zu verkörpern. Denn weder im Katholizismus noch im Protestantismus, weder in der Staatskirche noch in der Freikirche noch in irgendeinem sich bewusst abschließenden Konventikel kann das von Gott gewirkte Leben zu seiner Vollendung gelangen. Welche Wandlungen werden einst vorgehen müssen, bis das Sabbatziel erreicht ist: „Eine Herde und ein Hirt!“ Gott wird aber nicht ruhen, er habe denn auch die Menschenschöpfung dahin gebracht, wohin er einst die Weltschöpfung geführt hatte.
 
Wie wenig der Zustand der Ruhe im Reiche Gottes der Gegenwart erreicht ist, zeigen die vielerlei Schranken in der Christenheit und in der ganzen Menschheit; das Völkermeer gleicht jetzt noch einem Chaos, in welches Gott noch nicht viel hineingesprochen hat. Er wird es aber noch tun, wenn seine Gemeinde gesammelt ist; denn wir leben in der „Zeit der Gemeinde“. Aber auch unter den sogenannten Christen müssten konfessionelle, völkische und nationale Schranken fallen, müssten die vielerlei Glieder sich zu einer großen Bruderschaft zusammenschließen, um miteinander den Gottestempel zu verkörpern. Denn weder im Katholizismus noch im Protestantismus, weder in der Staatskirche noch in der Freikirche noch in irgendeinem sich bewusst abschließenden Konventikel kann das von Gott gewirkte Leben zu seiner Vollendung gelangen. Welche Wandlungen werden einst vorgehen müssen, bis das Sabbatziel erreicht ist: „Eine Herde und ein Hirt!“ Gott wird aber nicht ruhen, er habe denn auch die Menschenschöpfung dahin gebracht, wohin er einst die Weltschöpfung geführt hatte.
Auch der einzelne Mensch ist erst nach dem Durchlaufen der Entwicklung der sechs Tage fähig, den Sabbat Gottes mitzuerleben. Ganz falsch ist jene Einstellung, die glaubt, dass etwa durch den Tod eine wesentliche Veränderung des inneren Menschen im Sinne einer Vervollkommnung stattfinde. Ohne die Vorarbeit der sechs Tage bricht nie der Morgenglanz des siebten an. Nicht die Zeit an sich, auch nicht eine feierliche Stimmung schafft unserer Seele den Sabbatcharakter; daher kommt es auch, dass so viele Menschen mit dem irdischen Sabbat nichts anzufangen wissen. Trotz aller Sonntagsruhe findet der Mensch keine wahre Seelenruhe, weil in ihm nichts vollendet ist. Ist doch das Leben vieler Menschen eine andauernde Flucht vor dem, was sie im Grunde
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Auch der einzelne Mensch ist erst nach dem Durchlaufen der Entwicklung der sechs Tage fähig, den Sabbat Gottes mitzuerleben. Ganz falsch ist jene Einstellung, die glaubt, dass etwa durch den Tod eine wesentliche Veränderung des inneren Menschen im Sinne einer Vervollkommnung stattfinde. Ohne die Vorarbeit der sechs Tage bricht nie der Morgenglanz des siebten an. Nicht die Zeit an sich, auch nicht eine feierliche Stimmung schafft unserer Seele den Sabbatcharakter; daher kommt es auch, dass so viele Menschen mit dem irdischen Sabbat nichts anzufangen wissen. Trotz aller Sonntagsruhe findet der Mensch keine wahre Seelenruhe, weil in ihm nichts vollendet ist. Ist doch das Leben vieler Menschen eine andauernde Flucht vor dem, was sie im Grunde ihrer Seele suchen und ersehnen; ihre Lebensgeschichte ist eine Geschichte des Abfalls von Gott, aber keine solche ihrer Vereinigung mit ihm. Sabbatlos geht der Mensch durchs Leben, sucht im Geschöpf, was er nur im Schöpfer finden kann; aber anstatt Ruhe zu finden, kommt er immer mehr in den Zwiespalt, in die Unruhe hinein. Die Götzen, bei denen er Ruhe sucht, verschaffen ihm lauter Unruhe; statt des Paradieses, das er sich auf der Erde schaffen will, schafft er sich eine Hölle. Anstatt des Friedens ist Krieg, bei Einzelnen und unter den Nationen. Diese glauben, in der Gründung mächtiger Staaten den höchsten Daseinszweck zu erreichen. Es ist Betrug; dieser „höchste Zweck“ müsste doch irgendwie ein Zustand der Vollkommenheit sein; aber mit Strömen von Menschenblut düngen die Völker die Erde, und auf ihrem Staatsacker wachsen nach wie vor Dornen und Disteln. Von Vollendung ist hier nichts zu sehen.<br/><br/>
ihrer Seele suchen und ersehnen; ihre Lebensgeschichte ist eine Geschichte des Abfalls von Gott, aber keine solche ihrer Vereinigung mit ihm. Sabbatlos geht der Mensch durchs Leben, sucht im Geschöpf, was er nur im Schöpfer finden kann; aber anstatt Ruhe zu finden, kommt er immer mehr in den Zwiespalt, in die Unruhe hinein. Die Götzen, bei denen er Ruhe sucht, verschaffen ihm lauter Unruhe; statt des Paradieses, das er sich auf der Erde schaffen will, schafft er sich eine Hölle. Anstatt des Friedens ist Krieg, bei Einzelnen und unter den Nationen. Diese glauben, in der Gründung mächtiger Staaten den höchsten Daseinszweck zu erreichen. Es ist Betrug; dieser „höchste Zweck“ müsste doch irgendwie ein Zustand der Vollkommenheit sein; aber mit Strömen von Menschenblut düngen die Völker die Erde, und auf ihrem Staatsacker wachsen nach wie vor Dornen und Disteln. Von Vollendung ist hier nichts zu sehen.
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Von Gott aber heißt es 1. Mose 2, 2: „Und also vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke.“ Er kann vollenden, denn er selbst ist vollkommen; Menschenwerk taugt nicht zum Vollenden. Wie töricht ist auch das leere Geschwätz einer materialistisch denkenden Wissenschaft, die wohl eine Schöpfung kennt, aber den Schöpfer leugnet! Nicht minder töricht ist die Ansicht, es sei die ganze Überfülle an Leben und Kraft in der Welt lediglich ein Erzeugnis blind waltender Naturkräfte. Nicht aus sich selbst heraus, etwa kraft der in ihr ruhenden Energien, vollendet sich die Welt, sondern vermöge der frei wirkenden Kraft des allmächtigen Gottes. Und ebenso wenig vermag die Menschheit sich durch die in ihr vorhandenen Kräfte zur Vollkommenheit zu entwickeln; auch sie bedarf im Einzelnen und im Ganzen der vollendenden und verklärenden Kraft Gottes, die er durch Christus, seinen Sohn und unsern Erlöser, darreicht. Verkehrt ist auch die Meinung derer, die glauben, ohne Kampf, ohne Kreuz und ohne Gericht zur inneren Reife gelangen zu können; der Sabbat in der Schöpfung war nur erreichbar durch den Kampf zwischen dem Licht und dem finsteren chaotischen Zustand.
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====<big>Und also vollendete Gott seine Werke</big>====
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Von Gott aber heißt es [[1Mo 2:2]]: <br/>
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'''„Und also vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke.“''' <br/>
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Er kann vollenden, denn er selbst ist vollkommen; Menschenwerk taugt nicht zum Vollenden. Wie töricht ist auch das leere Geschwätz einer materialistisch denkenden Wissenschaft, die wohl eine Schöpfung kennt, aber den Schöpfer leugnet! Nicht minder töricht ist die Ansicht, es sei die ganze Überfülle an Leben und Kraft in der Welt lediglich ein Erzeugnis blind waltender Naturkräfte. Nicht aus sich selbst heraus, etwa kraft der in ihr ruhenden Energien, vollendet sich die Welt, sondern vermöge der frei wirkenden Kraft des allmächtigen Gottes. Und ebenso wenig vermag die Menschheit sich durch die in ihr vorhandenen Kräfte zur Vollkommenheit zu entwickeln; auch sie bedarf im Einzelnen und im Ganzen der vollendenden und verklärenden Kraft Gottes, die er durch Christus, seinen Sohn und unsern Erlöser, darreicht. Verkehrt ist auch die Meinung derer, die glauben, ohne Kampf, ohne Kreuz und ohne Gericht zur inneren Reife gelangen zu können; der Sabbat in der Schöpfung war nur erreichbar durch den Kampf zwischen dem Licht und dem finsteren chaotischen Zustand.
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Vollendet sein heißt aber auch nicht, sich träger Ruhe oder völliger Untätigkeit hingeben. Die Ruhe Gottes ist ein Wirken in einer vollendeten Weltordnung, ein Dienst ohne Ermüdung. Von den Vollendeten vor dem Throne Gottes heißt es deshalb: „Sie dienen ihm Tag und Nacht.“ Wie verschieden wird dieses „Dienen“ sein von unserem jetzigen „Arbeiten“, das „im Schweiß unseres Angesichts“, d. h. mit Mühe und Plage geschieht; demgegenüber wird das „Dienen“ der Gerechten eine beseligende und beglückende Betätigung in einer vollkommenen Weltordnung sein; eine Arbeit, die lauter Erquickung bedeutet; eine Ruhe, die unablässige Arbeit ist.
 
Vollendet sein heißt aber auch nicht, sich träger Ruhe oder völliger Untätigkeit hingeben. Die Ruhe Gottes ist ein Wirken in einer vollendeten Weltordnung, ein Dienst ohne Ermüdung. Von den Vollendeten vor dem Throne Gottes heißt es deshalb: „Sie dienen ihm Tag und Nacht.“ Wie verschieden wird dieses „Dienen“ sein von unserem jetzigen „Arbeiten“, das „im Schweiß unseres Angesichts“, d. h. mit Mühe und Plage geschieht; demgegenüber wird das „Dienen“ der Gerechten eine beseligende und beglückende Betätigung in einer vollkommenen Weltordnung sein; eine Arbeit, die lauter Erquickung bedeutet; eine Ruhe, die unablässige Arbeit ist.
Die Erlösten wirken mit den nie ermüdenden Kräften Gottes, der selbst wieder ganz in Gemeinschaft mit seinen Geschöpfen steht. Dies sagen die Worte: „Und
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Die Erlösten wirken mit den nie ermüdenden Kräften Gottes, der selbst wieder ganz in Gemeinschaft mit seinen Geschöpfen steht. <br/><br/>
Gott segnete den siebenten Tag.“ Er stattet alles mit neuen Lebenskräften aus, die sich nie abnützen und die nie erschlaffen; dann wird die Verheißung erst ganz sich erfüllen: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft.“ Denn „Gott wird bei ihnen wohnen“; so nahe ist dann der Schöpfer seinem Geschöpf wieder gekommen. Darum hat auch die ganze Offenbarung Gottes in der vollendeten Schöpfung den Charakter des Segnens und des Heiligens; denn Gott muss seinen Segen nicht mehr entziehen um der Sünde willen, die doch völlig abgeschafft und aus dem Mittel getan ist.
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====<big>Gott segnete den siebenten Tag</big>====
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Dies sagen die Worte: '''„Und Gott segnete den siebenten Tag.“''' <br/>
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Er stattet alles mit neuen Lebenskräften aus, die sich nie abnützen und die nie erschlaffen; dann wird die Verheißung erst ganz sich erfüllen: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft.“ Denn „Gott wird bei ihnen wohnen“; so nahe ist dann der Schöpfer seinem Geschöpf wieder gekommen. Darum hat auch die ganze Offenbarung Gottes in der vollendeten Schöpfung den Charakter des Segnens und des Heiligens; denn Gott muss seinen Segen nicht mehr entziehen um der Sünde willen, die doch völlig abgeschafft und aus dem Mittel getan ist.
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Wie arm und elend kommt uns das jetzige Dasein der Menschen vor, vollends dann, wenn es sich „unter dem Fluch Gottes“ vollzieht! Wir befinden uns wie in der Verbannung. Unmöglich kann dieses Leben mit seinem Jammer, seinem Kampf, seiner Knechtschaft und seinem Elend der normale Zustand der Menschheit sein. Das haben je und je Einzelne gefühlt; sie haben die Verheißung vernommen: „Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes“; sie ließen sich die Mahnung gesagt sein: „So lasset uns nun (d. h. in dieser argen Welt und in diesem armen Leben) Fleiß tun, einzukommen zu der Ruhe Gottes!“ Darum haben sie einen guten Kampf gekämpft, haben ihren Lauf „vollendet“; so dass sie eingehen konnten in die Ruhe Gottes, deren beseligender Vorschmack ihnen schon hier das Dasein versüßte und sie im Kampf stärkte.
 
Wie arm und elend kommt uns das jetzige Dasein der Menschen vor, vollends dann, wenn es sich „unter dem Fluch Gottes“ vollzieht! Wir befinden uns wie in der Verbannung. Unmöglich kann dieses Leben mit seinem Jammer, seinem Kampf, seiner Knechtschaft und seinem Elend der normale Zustand der Menschheit sein. Das haben je und je Einzelne gefühlt; sie haben die Verheißung vernommen: „Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes“; sie ließen sich die Mahnung gesagt sein: „So lasset uns nun (d. h. in dieser argen Welt und in diesem armen Leben) Fleiß tun, einzukommen zu der Ruhe Gottes!“ Darum haben sie einen guten Kampf gekämpft, haben ihren Lauf „vollendet“; so dass sie eingehen konnten in die Ruhe Gottes, deren beseligender Vorschmack ihnen schon hier das Dasein versüßte und sie im Kampf stärkte.
Denn jetzt schon wird im Gehorsam gegen die Gebote Gottes wieder ein höheres Leben in unserer Seele sichtbar, in welchem Gottes Friede geschmeckt und seine Kraft empfangen wird; in welchem Gott geschaut und sein Lebenswort wieder gehört wird; ein Anfang jenes Lebens, in dem man Gott von ganzem Herzen und von ganzer Seele liebt, weil alle Finsternis besiegt und der Kampf in den Sieg, die Arbeit in die Ruhe verschlungen ist.
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Denn jetzt schon wird im Gehorsam gegen die Gebote Gottes wieder ein höheres Leben in unserer Seele sichtbar, in welchem Gottes Friede geschmeckt und seine Kraft empfangen wird; in welchem Gott geschaut und sein Lebenswort wieder gehört wird; ein Anfang jenes Lebens, in dem man Gott von ganzem Herzen und von ganzer Seele liebt, weil alle Finsternis besiegt und der Kampf in den Sieg, die Arbeit in die Ruhe verschlungen ist.<br/>
„Jehova, der du mich zum Bild dir geschaffen, erneure dasselbe doch wieder in mir!
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Ach wecke mich wieder vom Tod und vom Schlafen und bild` mich zum zweiten Mal wieder nach dir! Ach lass mich nicht sterben in meinem Verderben! Ach lass mich doch wieder durch Christum genesen in seinem geheiligt gottmenschlichen Wesen!“
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:::„Jehova, der du mich zum Bild dir geschaffen,  
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:::erneure dasselbe doch wieder in mir!
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:::Ach wecke mich wieder vom Tod und vom Schlafen  
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:::und bild` mich zum zweiten Mal wieder nach dir!  
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:::Ach lass mich nicht sterben in meinem Verderben!  
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:::Ach lass mich doch wieder durch Christum genesen  
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:::in seinem geheiligt gottmenschlichen Wesen!“<br/><br/>

Aktuelle Version vom 9. August 2022, 16:59 Uhr

Abschrift des Heftes: Die Schöpfungstage in der großen und in der kleinen Welt
Julius Beck (1887-1962) stammt aus Altingen.
Er war Mittelschullehrer in Calw, nach 1945 Rektor.

Aus der Reihe: Vätererbe Anhang
Zuerst erschienen im „Verlag des Lehrerboten“, Stuttgart-Bad Cannstatt.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Die Schöpfungstage in der großen und in der kleinen Welt

7. Der siebte Tag

(1Mo 2:1-3)

Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und also vollendete Gott am siebten Tag seine Werke und ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken, die er machte. Und segnete den siebten Tag und heiligte ihn, darum, dass er an demselben geruht hatte von allen seinen Werken, die Gott schuf und machte.

Das Echo zum siebten Schöpfungstage steht in Hebr 4, besonders in Hebr 4:9: „Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes.“

Diese Ruhe hat mit dem in unserem Sprachgebrauch geläufigen Begriff der Ruhe, mit dem wir ein Ausruhen nach des Tages Last und Hitze, also einen Erschöpfungszustand beschreiben, rein nichts zu tun. Namentlich darf nicht etwa angenommen werden, dass Gott nach dem Werk der sechs Schöpfungstage keine weiteren Offenbarungsgedanken zur Verfügung gestanden wären. Gott fühlte auch kein Bedürfnis, sich nunmehr auszuspannen. Wohl hörte er auf, Neues zu schaffen; dagegen fing er mit dem bereits Geschaffenen eine Regierung an, wie sie erst jetzt nach der Arbeit der sechs Tage möglich war. Jetzt war der Zustand der Schöpfung „sehr gut“, also nicht nur „gut“. Gut waren die Schöpfungswerke der einzelnen Tage; aber sie blieben noch in ihrer Vereinzelung, ohne vollen Zusammenhang mit dem Ganzen der Schöpfung. Am siebten Tag jedoch trat alles in einen harmonischen Zusammenhang; die einzelnen Glieder machten miteinander einen lebendigen Organismus aus, der ganz nach dem Willen des Schöpfers lebte. Diese Harmonie der Schöpfungsglieder untereinander nennt der Schöpfungsbericht „sehr gut“.

Das gewaltige Uhrwerk der Schöpfung, dessen innerer Zusammenhang durch den Fall des Menschen weithin wieder zerrissen wurde, konnte aber nicht von selbst laufen. Gott sah auch nicht etwa von außen zu, wie die Räder des großen Mechanismus ineinander griffen. Vielmehr stand seinem absoluten Regieren jetzt kein Hindernis mehr entgegen, nachdem er an den sechs Tagen vorher aller Finsternis Schranke und Ziel gesetzt und sie durch sein „Nein“ unter die Herrschaft des Lichts gezwungen hatte. Schritt für Schritt waren alle widergöttlichen Kräfte zurückgeworfen worden; dadurch wurde die Schöpfung in einen Zustand der Vollendung gebracht, in welchem nach den sechs Tagen der Weltschöpfung nunmehr eine neue, vollendete Weltordnung eingeführt werden konnte. Diesen Zustand der vollendeten Gottesherrschaft im Geschöpf bezeichnet die Heilige Schrift mit „Ruhe Gottes“.

Alle Kräfte der Schöpfung standen nun im Dienst Gottes; Gott „ruhte“ ganz in seiner Schöpfung, d. h. er pflegte ununterbrochene Gemeinschaft mit ihr. Damit ist auch der Inhalt des Sabbatbegriffs umschrieben. Der Sabbat trat nicht etwa ein, weil nach den sechs Tagen nunmehr der siebte Tag angebrochen war; es handelt sich hier nicht um die Frage der Zeit, sondern um die Frage eines Zustandes, um eine Vollkommenheitsstufe. Die drei ersten Schöpfungstage hatten der Erde auf dem Wege der Erleuchtung, der Scheidung und der Auferstehung ihre Erlösung aus der Umklammerung der Finsternis gebracht; die drei letzten Schöpfungstage vollendeten alles zu einer solchen Harmonie, dass mit dem siebten Tag, der eigentlich kein Schöpfungstag mehr ist, der Zustand der Sabbatruhe eintreten konnte. Jetzt war Gottes Herrschaft vollkommen; er „ruhte“, d. h. herrschte im Menschen, der eine Zusammenfassung der ganzen Schöpfung war; und der Mensch „ruhte“ in der Schöpfung, d. h. er herrschte über sie. Dieser Zustand bedeutet „Ruhe Gottes“. Das Kapitel der Schöpfung wurde im Buch Gottes umgeblättert; jetzt begann das Kapitel der Ruhe und des Sabbats.

„Gott ist die Ruhe“, d. h. seine Natur besitzt Sabbatcharakter; es findet in ihm keine Veränderung, d. h. keinerlei Kampf zwischen Licht und Finsternis statt, wie dies in den sechs Tagen bei der Schöpfung der Fall gewesen war. Sein ganzes Schaffen in diesen Tagen strebte zielbewusst auf den Sabbatzustand der ganzen Schöpfung hin; Gott wollte das Geschöpf in seinen eigenen Vollkommenheitszustand hineinziehen. Dies geschah auf dem Weg der Erlösung des Geschöpfes von der Macht der Finsternis und der Bindung desselben an Ihn, als das Licht. Jetzt war dieser Punkt erreicht; die Sache war „sehr gut“. „Vollendet“ war die Schöpfung, und zwar in wörtlichem Sinn; die Herrschaft der Finsternis hatte in vollem Umfang ihr Ende gefunden. Sogar das Meer, dieses Bild des Todes, war in einen Zustand des Lebens versetzt und brachte eine Überfülle neuer Wesen hervor. Ein Ende gefunden hatte der Tod, aber auch die Nacht; auf den siebten Tag folgte kein „Abend“, wie dies bei den vorhergehenden Tagen der Fall gewesen war. Es ist aus mit dem „Nein“ der Finsternis; jetzt herrscht unbeschränkt das „Ja“ Gottes. Bisher hatte Gott nur zur Schöpfung gesprochen; jetzt vermag auch die Schöpfung in einen Verkehr zu ihrem Schöpfer zu treten, zu ihm zu sprechen, indem sie den Sabbatcharakter offenbart. Alles in der Schöpfung atmete Liebe und Hingabe; alles, was Odem hatte, lobte den Herrn; die ganze Schöpfung tat, was sie sah den Schöpfer tun. In diesem Blickpunkt erscheint auch das Leben Jesu als ein Leben mit Sabbatcharakter. Er ruhte in Gott, und Gott ruhte in ihm; er tat nicht seinen Willen, sondern den Willen des, der ihn gesandt hatte, und „vollendete“ dessen Werk. Hat doch der Sohn auf Erden die „Werke des Teufels zerstört“, also im Grund ganz dasselbe an den Menschen getan, was sein Vater an der Schöpfung in den sechs Schöpfungstagen tat. So konnte er mit vollem Recht von sich sagen: „Ich und der Vater sind eins“, eins in dem Streben, die ganze Schöpfung, insbesondere auch den Menschen, in den Sabbatzustand hineinzuziehen durch die Erlösung aus der Gewalt der Finsternis und des Todes. Dieser Zustand der Vollkommenheit ist aber nur erreichbar, wenn der Mensch einerseits befreit ist von aller Finsternis, andererseits aber an das Licht, an den Willen Gottes, gebunden wird. Dies liegt angedeutet in dem Wort Christi: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Erst in seiner Gemeinschaft, im Gehorsam gegen ihn und in der Liebeshingabe an ihn und seinen Vater ist für uns, für das Volk Gottes, eine Ruhe möglich.

Der Ruhe Gottes unfähig ist der gefallene Mensch; was er in sich hat, kann niemals in die Gemeinschaft Gottes eingehen, denn er steht in einer falschen „Ruhe“, in einem falschen „Sabbat“, in einer falschen Ehe und Gemeinschaft. Seine Ruhe ist Unruhe, sein Sabbat ein Höllensabbat. Käme der gefallene Mensch ohne wesenhafte Veränderung in die göttliche Ruhe, so käme das einer Verewigung seiner inneren Hölle gleich. Ihm fehlt die „Vollendung“; es ist seine Finsternis nicht „verendet“, nicht zugrunde gerichtet; „Finsternis bedeckt noch das Erdreich.“ Wer sich nicht in die Umwandlungsaktion der sechs Schöpfungstage hineinbegeben will, wird niemals fähig, in die Ruhe Gottes einzugehen. Durch diese Umwandlung, die im Neuen Testament mit den verschiedensten Ausdrücken bezeichnet ist, wird der Mensch versetzt aus dem Reich der Finsternis in das Reich des Lichts. Vollendung bedeutet also nicht etwa Vernichtung des menschlichen Wesens, sondern Erleuchtung, Scheidung, Belebung und Verherrlichung des noch nicht in seinen Vollkommenheitszustand gebrachten Menschen. Nach diesem Zustand aber sehnt sich unser ganzes Wesen; denn „unser Herz ist unruhig, bis es ruht in Dir, o Gott“. Alle Kreatur, zu der auch wir gehören, seufzt und sehnt sich nach der „Freiheit der Kinder Gottes“. Dasjenige Geschöpf aber ist frei, das in Gott gebunden ist, und zwar ganz.

Wie wenige haben eine Ahnung von dem Sabbatzustande, von der Ruhe Gottes, zu der doch alle Menschen berufen sind! Darum streben sie auch nicht danach; und wenn sie suchen, so suchen sie überall, nur nicht da, wo sie zu finden ist. Statt Gott zu suchen, sind die allermeisten Menschen auf der Suche nach Götzen. Aber: „Such alles aus im Schöpfungsraume und auch in der Unendlichkeit, du find`st nur Ruh` beim Lebensbaume, Genüge an der Herrlichkeit!“ Und wie wenige von denen, die sich in das Werden und Wirken der ersten sechs Schöpfungstage hineingezogen fühlen, streben danach, dem Sabbat des siebten Tages nahezukommen! Der aber angefangen hat das gute Werk, der will es auch „vollenden“. Unser Gebet müsste immer sein: „Den Anfang, Mitt` und Ende, ach Herr, zum Besten wende!“

Auch die Gemeinde Christi ist noch nicht vollendet, so viele ihrer Glieder jetzt schon in den Vollkommenheitsstand eingegangen sein mögen. Die Hochzeit des Lammes kann erst beginnen, wenn die untere und obere Gemeinde vollendet ist; dann ist der Sabbat der Gemeinde erreicht. Denn zum Sabbat gehört, dass das Ganze, nicht nur ein einzelner Teil, zur Gemeinschaft Gottes erlöst ist. Diese Gemeinschaft wird eigentlich erst dann vollkommen sein, wenn „Gott sein wird alles in allen“. Das Königreich Christi auf Erden während der tausend Jahre und seine Fortsetzung in der Ewigkeit bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich aller Knie vor ihm beugen, bleibt mehr oder weniger ein Provisorium, bis der große Sabbat erreicht ist, an dem auch der letzte Feind Gott untergetan sein wird.

Wie wenig der Zustand der Ruhe im Reiche Gottes der Gegenwart erreicht ist, zeigen die vielerlei Schranken in der Christenheit und in der ganzen Menschheit; das Völkermeer gleicht jetzt noch einem Chaos, in welches Gott noch nicht viel hineingesprochen hat. Er wird es aber noch tun, wenn seine Gemeinde gesammelt ist; denn wir leben in der „Zeit der Gemeinde“. Aber auch unter den sogenannten Christen müssten konfessionelle, völkische und nationale Schranken fallen, müssten die vielerlei Glieder sich zu einer großen Bruderschaft zusammenschließen, um miteinander den Gottestempel zu verkörpern. Denn weder im Katholizismus noch im Protestantismus, weder in der Staatskirche noch in der Freikirche noch in irgendeinem sich bewusst abschließenden Konventikel kann das von Gott gewirkte Leben zu seiner Vollendung gelangen. Welche Wandlungen werden einst vorgehen müssen, bis das Sabbatziel erreicht ist: „Eine Herde und ein Hirt!“ Gott wird aber nicht ruhen, er habe denn auch die Menschenschöpfung dahin gebracht, wohin er einst die Weltschöpfung geführt hatte.

Auch der einzelne Mensch ist erst nach dem Durchlaufen der Entwicklung der sechs Tage fähig, den Sabbat Gottes mitzuerleben. Ganz falsch ist jene Einstellung, die glaubt, dass etwa durch den Tod eine wesentliche Veränderung des inneren Menschen im Sinne einer Vervollkommnung stattfinde. Ohne die Vorarbeit der sechs Tage bricht nie der Morgenglanz des siebten an. Nicht die Zeit an sich, auch nicht eine feierliche Stimmung schafft unserer Seele den Sabbatcharakter; daher kommt es auch, dass so viele Menschen mit dem irdischen Sabbat nichts anzufangen wissen. Trotz aller Sonntagsruhe findet der Mensch keine wahre Seelenruhe, weil in ihm nichts vollendet ist. Ist doch das Leben vieler Menschen eine andauernde Flucht vor dem, was sie im Grunde ihrer Seele suchen und ersehnen; ihre Lebensgeschichte ist eine Geschichte des Abfalls von Gott, aber keine solche ihrer Vereinigung mit ihm. Sabbatlos geht der Mensch durchs Leben, sucht im Geschöpf, was er nur im Schöpfer finden kann; aber anstatt Ruhe zu finden, kommt er immer mehr in den Zwiespalt, in die Unruhe hinein. Die Götzen, bei denen er Ruhe sucht, verschaffen ihm lauter Unruhe; statt des Paradieses, das er sich auf der Erde schaffen will, schafft er sich eine Hölle. Anstatt des Friedens ist Krieg, bei Einzelnen und unter den Nationen. Diese glauben, in der Gründung mächtiger Staaten den höchsten Daseinszweck zu erreichen. Es ist Betrug; dieser „höchste Zweck“ müsste doch irgendwie ein Zustand der Vollkommenheit sein; aber mit Strömen von Menschenblut düngen die Völker die Erde, und auf ihrem Staatsacker wachsen nach wie vor Dornen und Disteln. Von Vollendung ist hier nichts zu sehen.

Und also vollendete Gott seine Werke

Von Gott aber heißt es 1Mo 2:2:
„Und also vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke.“

Er kann vollenden, denn er selbst ist vollkommen; Menschenwerk taugt nicht zum Vollenden. Wie töricht ist auch das leere Geschwätz einer materialistisch denkenden Wissenschaft, die wohl eine Schöpfung kennt, aber den Schöpfer leugnet! Nicht minder töricht ist die Ansicht, es sei die ganze Überfülle an Leben und Kraft in der Welt lediglich ein Erzeugnis blind waltender Naturkräfte. Nicht aus sich selbst heraus, etwa kraft der in ihr ruhenden Energien, vollendet sich die Welt, sondern vermöge der frei wirkenden Kraft des allmächtigen Gottes. Und ebenso wenig vermag die Menschheit sich durch die in ihr vorhandenen Kräfte zur Vollkommenheit zu entwickeln; auch sie bedarf im Einzelnen und im Ganzen der vollendenden und verklärenden Kraft Gottes, die er durch Christus, seinen Sohn und unsern Erlöser, darreicht. Verkehrt ist auch die Meinung derer, die glauben, ohne Kampf, ohne Kreuz und ohne Gericht zur inneren Reife gelangen zu können; der Sabbat in der Schöpfung war nur erreichbar durch den Kampf zwischen dem Licht und dem finsteren chaotischen Zustand.

Vollendet sein heißt aber auch nicht, sich träger Ruhe oder völliger Untätigkeit hingeben. Die Ruhe Gottes ist ein Wirken in einer vollendeten Weltordnung, ein Dienst ohne Ermüdung. Von den Vollendeten vor dem Throne Gottes heißt es deshalb: „Sie dienen ihm Tag und Nacht.“ Wie verschieden wird dieses „Dienen“ sein von unserem jetzigen „Arbeiten“, das „im Schweiß unseres Angesichts“, d. h. mit Mühe und Plage geschieht; demgegenüber wird das „Dienen“ der Gerechten eine beseligende und beglückende Betätigung in einer vollkommenen Weltordnung sein; eine Arbeit, die lauter Erquickung bedeutet; eine Ruhe, die unablässige Arbeit ist.

Die Erlösten wirken mit den nie ermüdenden Kräften Gottes, der selbst wieder ganz in Gemeinschaft mit seinen Geschöpfen steht.

Gott segnete den siebenten Tag

Dies sagen die Worte: „Und Gott segnete den siebenten Tag.“
Er stattet alles mit neuen Lebenskräften aus, die sich nie abnützen und die nie erschlaffen; dann wird die Verheißung erst ganz sich erfüllen: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft.“ Denn „Gott wird bei ihnen wohnen“; so nahe ist dann der Schöpfer seinem Geschöpf wieder gekommen. Darum hat auch die ganze Offenbarung Gottes in der vollendeten Schöpfung den Charakter des Segnens und des Heiligens; denn Gott muss seinen Segen nicht mehr entziehen um der Sünde willen, die doch völlig abgeschafft und aus dem Mittel getan ist.

Wie arm und elend kommt uns das jetzige Dasein der Menschen vor, vollends dann, wenn es sich „unter dem Fluch Gottes“ vollzieht! Wir befinden uns wie in der Verbannung. Unmöglich kann dieses Leben mit seinem Jammer, seinem Kampf, seiner Knechtschaft und seinem Elend der normale Zustand der Menschheit sein. Das haben je und je Einzelne gefühlt; sie haben die Verheißung vernommen: „Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes“; sie ließen sich die Mahnung gesagt sein: „So lasset uns nun (d. h. in dieser argen Welt und in diesem armen Leben) Fleiß tun, einzukommen zu der Ruhe Gottes!“ Darum haben sie einen guten Kampf gekämpft, haben ihren Lauf „vollendet“; so dass sie eingehen konnten in die Ruhe Gottes, deren beseligender Vorschmack ihnen schon hier das Dasein versüßte und sie im Kampf stärkte. Denn jetzt schon wird im Gehorsam gegen die Gebote Gottes wieder ein höheres Leben in unserer Seele sichtbar, in welchem Gottes Friede geschmeckt und seine Kraft empfangen wird; in welchem Gott geschaut und sein Lebenswort wieder gehört wird; ein Anfang jenes Lebens, in dem man Gott von ganzem Herzen und von ganzer Seele liebt, weil alle Finsternis besiegt und der Kampf in den Sieg, die Arbeit in die Ruhe verschlungen ist.

„Jehova, der du mich zum Bild dir geschaffen,
erneure dasselbe doch wieder in mir!
Ach wecke mich wieder vom Tod und vom Schlafen
und bild` mich zum zweiten Mal wieder nach dir!
Ach lass mich nicht sterben in meinem Verderben!
Ach lass mich doch wieder durch Christum genesen
in seinem geheiligt gottmenschlichen Wesen!“