Der Liebesplan Gottes ist „in Christo Jesu“ gefasst

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Abschrift des Heftes: Der göttliche Liebesplan
Julius Beck (1887-1962) stammt aus Altingen.
Er war Mittelschullehrer in Calw, nach 1945 Rektor.

Aus der Reihe: Vätererbe Bd. IV (1962)
Verlag Ernst Franz Metzingen, Württ.

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Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

Der göttliche Liebesplan

Er bezieht sich auf die Wiederherstellung des Menschen in das Bild Gottes. Der Plan Gottes ist keine absolute Vorherbestimmung; er lässt Spielraum für den menschlichen Willen; Gott zwingt nicht.

Adam vor dem Fall ist der Typus eines wahren Menschen; doch ist er aus den von Gott vorgezeichneten Schranken gewichen. Jesus, der Gottmensch, ist nun die Norm eines wahren Menschen; denn Sündlosigkeit ist Voraussetzung für ein Bild Gottes. Damit der Mensch von der Sünde wieder frei werde, hat Gott seinen Liebensplan gefasst.

Er fasste diesen Plan schon vor dem Sündenfall, ja vor der Schöpfung des Menschen. Auch vor Erschaffung Satans, der zuerst von Gott abfiel und später den Menschen in seinen Fall hineinzog. Obgleich Gott in seiner Allwissenheit alles voraussah, was sich durch die Schöpfung bewusster, mit freiem Willen begabter Geschöpfe ereignen werde, unterließ Er die Schöpfung doch nicht; in Seiner Allmacht lässt Er sich von keinem Geschöpf das Gesetz Seines Handelns vorschreiben. Er wusste auch um all die Mittel zur Aufhebung der Folgen des Falles. Eines derselben ist, dass Er aus dem Bösen Gutes hervorzubringen vermag und so über alle List und Tücke Satans triumphiert. „Was Er sich vorgenommen und was Er haben will, das muss doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel.“ Also nicht das, was Geschöpfe anstreben, wird am Ende der Entwicklung vorhanden sein; ihr eitles Tun führt nur Gericht herbei. Kein Geschöpf vermag sich auf die Dauer dem Willen des Schöpfers zu entziehen. Dies ist insofern nicht tragisch, als der Wille Gottes ein Liebeswille ist.

Zum ersten Mal hat Gott seinen Liebeswillen durchgeführt bei der Neuschöpfung der durch Luzifers Fall in ein Chaos verwandelten Erde. Durch Seine Kraft und Liebe schuf Er aus diesem Chaos einen herrlichen Kosmos, den Er selbst am Ende der Schöpfung als „sehr gut“ bezeichnete. Da der Teufel abermals Unordnung zuwege brachte und abermals die vom Licht erfüllte und beherrschte Erde verwüstete und insbesondere den Menschen von Gott abzog, so hat Gott den Plan gefasst: „Siehe, ich mache alles neu!“ Das ist das Ziel Seines Liebesplanes. Diese neue Schöpfung wird die Schöpfung des Sechstagewerks an Herrlichkeit weit übertreffen. Darin besteht der Triumph Gottes über die Finsternis, die lediglich die höllische Kunst versteht, aus Gutem Böses zu machen. Gegen ihren Willen aber muss sie dazu beitragen, dass am Ende aller Entwicklung – auch infolge ihres finsteren Willens – alles viel erhabener und herrlicher geworden ist. So bringt der Sündenfall Gott sogar noch große Ehre; für den Teufel aber wird er eine ewige Schande sein. Auf solche Weise berücksichtigte Gott die Absicht der Finsternis in seinem Liebesplan schon von Ewigkeit her. Wäre Gott freilich nicht in der Lage gewesen, das böse Tun der Finsternis zum Guten zu wenden und aus Finsternis Licht, aus Tod Leben zu bringen, dann hätte Er keine Schöpfung ins Dasein rufen dürfen, die ewig unter der Macht der Finsternis hätte schmachten müssen.

Da aber die Weisheit Gott vorspiegelte, wie schließlich alles zur größeren Ehre Gottes hinauslaufen werde, schritt der Schöpfer zur Schöpfung. Er ist nunmehr daran, durch Verwirklichung Seines erhabenen Liebesplanes alles neu zu schaffen. Die aus dem Geist geborenen Menschen, d. h. die die Gemeinde Christi bildenden Glieder des Leibes Christi, gehören mit ihrem Leben von oben bereits der neuen Schöpfung an.

Das Schaffen Gottes ist also nichts Zufälliges, sondern etwas Zielstrebiges; das Ziel ist die Erneuerung des ganzen Alls und die Zurückführung aller geschaffenen – und gefallenen – Wesen zu Gott und in Gott, bis dass Gott sei alles in allem. So groß ist Gott, dass er ein solch erhabenes Ziel anstreben kann. Aber nicht die Allmacht allein ist dabei wirksam, sondern die Macht der Liebe, welche die verlorenen Geschöpfe nicht liegen lässt und die Abgefallenen nicht verstößt, sondern mit der Allmachtskraft der Liebe zu sich zurückruft. Vermöge dieser Liebe handelt Gott in absoluter Freiheit – und lässt trotzdem Seinen Geschöpfen eine gewisse Willensfreiheit.

Immerhin ist es verwunderlich, dass der Schöpfer seinen Geschöpfen solch großen Spielraum lässt, dass etwa der Teufel eine Lichtesschöpfung in ein Chaos stürzen darf, ohne dass Gott ihn daran hindert oder gar die Existenz des Teufels auslöscht. So lässt Er auch den Menschen die Wahl, entweder den eigenen Willen zu tun – und sich dadurch unglücklich zu machen; oder aber den Willen Gottes, der unsere Seligkeit ist – und sie will. Doch handelt sowohl der Teufel als auch der Mensch verantwortlich, d. h. beide müssen irgendwie für ihr Tun stehen. Aber Gott mindert ihre Strafe dadurch, dass Er seinen eigenen Sohn an ihrer statt Schuld und Strafe auf sich nehmen lässt und auf diesem Weg höchster Liebe alle Widersacher endlich zu sich zurückführt. Das ist der Gedanke der Wiederbringung, der von uns Menschen kaum erfasst, noch viel weniger in seiner göttlichen Tiefe ergründet werden kann. Er wird sich erst in der Ewigkeit voll auswirken – und dann wird alle Welt die Absichten Gottes im himmlischen Licht erkennen. Vorläufig gilt im Blick auf die Absicht Gottes, alles wiederzubringen, das Prophetenwort: „Finsternis bedecket das Erdreich und Dunkel die Völker.“

So ist also die Schöpfung des Sechstagewerkes nur ein halber Weg; diese nur auf eine gewisse Vollkommenheit gebrachte Schöpfung bringt Gott im Vollzug seines Liebesplanes zur Vollendung in Geistleiblichkeit und geht hier den angefangenen Weg bis zum Ende. Was Er zunächst im „Fleisch“ werden lässt, vollendet Er durch seinen Liebesplan im „Geist“.

1. Der Liebesplan Gottes ist „in Christo Jesu“ gefasst

Jesus Christus, der eingeborene Sohn Gottes, ist der Grund, auf welchen Gott, der Vater, seinen großen Liebesplan gründet. Der Vater ist der verborgene Ungrund, Jesus Christus der offenbare Grund – oder Urgrund, wie die Mystiker sagen. Dieser Grund ist auch „der Anfang“ aller Schöpfung. Niemand anderes als der Sohn Gottes selbst konnte Grundlage für den Plan Gottes sein; nie wäre ein Geschöpf weder aus der sichtbaren noch aus der unsichtbaren Welt dazu geeignet gewesen, was der Fall Luzifers beweist.

Wie kam Gott auf Jesus Christus als den einzig wahren Grund? Seine Weisheit spiegelte Ihm den Sohn, der von allem Anfang an das Wohlgefallen Gottes war, als den einzig zuverlässigen Grund all seines Tuns vor, sowohl hinsichtlich der Schöpfung als der Neuschöpfung. Und soviel wir Menschen wissen und beurteilen können, hat dieser Grund nie versagt; auch nicht in den schwersten Proben, die Er als „Menschensohn“ durchzustehen hatte. Dadurch wurde Er in noch höherem Maß der Gegenstand des Wohlgefallens Gottes. So schuf Gott alles durch Ihn und zu Ihm hin. Um den Sohn zu solch großer Leistung zu befähigen, legte der Vater alle seine „Fülle“ in ihn, d. h. alle Kräfte der Allmacht, der Weisheit und der Liebe, wodurch Christus zur Hervorbringung solch großer Werke befähigt und ermächtigt wurde. Dazu gab Er ihm auch den Willen, für die gefallene Schöpfung in den Tod zu gehen, um sie zu erlösen und zu erneuern. Im Einzelnen war der Sohn ersehen zum Schöpfer der Welt und zum Neuschöpfer; zum Schlangentreter und Erstling aus den Toten, sowie zum König aller Könige und Herrn aller Herren. Wo wäre ein Geschöpf, auf dessen Schultern Gott, der Vater, eine solche Verantwortung hätte legen können?

Das große Werk der Schöpfung

Planvoll und vorausschauend und umsichtig hin der Vater an das große Werk der Schöpfung, indem Er zum Voraus alle Möglichkeiten erwog – und auch schon den Fall Luzifers in Seinen Plan mit einkalkulierte. So wurde Jesus Christus der „Anfang aller Dinge“, das A; und Er wird auch das O werden und bewirken, dass der Vater wieder „allen in allem“ sein wird. Darum sandte Ihn der Vater in der Mitte der Zeiten und der Ewigkeiten in diese Welt herein als ihr „Heil“. In Ihm lagen die Ideen aller zu erschaffenden Dinge, aber auch die Kräfte (Potenzen), sie hervorzubringen. Und wenn Er sprach, so geschah es. So wurden Himmel und Erde durch Ihn geschaffen. Diese innere Macht und Herrlichkeit, auf die Er eine Zeitlang verzichtete und sich ihrer entäußerte, wohnte verborgen in Ihm, auch als Er Mensch und „Sohn“ der Maria wurde. Immer wieder offenbarte Er sie. Nach seiner Himmelfahrt wurde Er – auch äußerlich – wieder mit all der Herrlichkeit angetan, die Er beim Vater hatte, ehe der Welt Grund gelegt war. Und nun ist Er der lebendige Stein für alle Geschöpfe und Geschöpfesgattungen geworden, durch dessen Berührung sie „tingiert“, d. h. gesalbt und erneuert werden. In Ihm sind auch alle die Erstlinge ersehen, welche schon während ihrer Lebenszeit in die Erneuerung eintreten. Schließlich wird Er auch Himmel und Erde erneuern, sodass kein Stäublein von Sünde oder Tod mehr in ihnen sein wird. Der Mensch, dem durch den Sohn Gottes ein neues „Sohnesleben“ geschenkt wurde, ist bereits in dieses neue Werden einbezogen und erfährt an sich selbst die Wirklichkeit und Realität all der großen Gottesgedanken, die „in Christo Jesu“ gefasst sind. „Wer an Ihn glaubt, hat das ewige Leben.“ – Dies alles erschaute Gott in dem Wunderspiegel seiner Weisheit schon vor Grundlegung der Welt. Er sah auch, wie sich die Himmelsleiter in der ersten Schöpfung von innen nach außen wendete, infolge des Falles sich aber wieder hineinwärts kehrte. Nun aber, infolge des Opfers Jesu Christi für das ganze All ist sie abermals herausgekehrt, um alles zu erneuern. „Ihr werdet den Himmel offen sehen über des Menschen Sohn!“ Wer könnte – als Geschöpf- die Größe Jesu, des Schöpfers, auch nur annähernd ermessen? Und: „Der Vater ist größer als ich!“

Allgemeinheit und umfassende Weite des göttlichen Liebesratschlusses

Dieser Ratschluss fasst in sich die völlige Erneuerung des ganzen Alls, und dies in Christo Jesu. Dieser unendlich große Plan konnte nicht auf eine Kreatur gebaut oder gefasst werden, was durch das Versagen Luzifers und Adams erwiesen ist. Auf sie hatte der Schöpfer kleinere Pläne gefasst. So herrlich Luzifer geschaffen war, so hat er doch versagt; ebenso Adam. Darum ist der große Liebesplan Gottes auf Christus, den Heiligen Gottes, gefasst; und in Ihm läuft dieser Plan bereits. So und so viele englische und menschliche Geschöpfe sind durch Ihn bereits wieder in die vormalige Herrlichkeit zurückgekehrt. Was noch aussteht, wird in künftigen Zeiten und Ewigkeiten nachgeholt und erfüllt werden. Gottes Gedanken und Pläne sind unwiderruflich.

Und zwar soll alles, was durch Luzifer und Adam verderbt wurde, durch Jesus Christus wieder gutgemacht werden, so dass schließlich, nach Ablauf vieler Äonen, vom Sündenfall kein Stäublein mehr übrig sein wird. Durch Christus, den eingeborenen Sohn Gottes, soll dies alles bewerkstelligt werden. In Ihn hat der Vater eine solche Lebenskraft gelegt, dass diese dem Tod ein Gift und der Hölle eine Pestilenz ist, d. h. sie werde beide an dieser sie weit überragenden Gotteskraft zuschanden werden. Denn diese Kraft vermag alles neu zu machen, so dass von dem alten, sündhaften Zustand nichts mehr übrig bleiben wird. Man fragt sich, was hier am meisten zu bewundern ist: die göttliche Allmacht oder die göttliche Liebe?

Woher kommt dem Gottmenschen Jesus Christus solche Macht? Er ist – als verherrlichter Gottmenschensohn nach Gott die erste Instanz zur Vermittlung von Gottes Licht und Leben. In Ihm wohnt alle Fülle der Kraft und der Herrlichkeit Gottes. Durch Ihn vermag Gott vom Allerinnersten ins Alleräußerste, vom Untersten bis zum Höchsten zu wirken. Dieser Allwirksamkeit Gottes durch Christus, den Wiederbringer, kann sich nichts und niemand entziehen, auch die Mächte der Finsternis nicht; sonst müsste ja Gott vor ihnen kapitulieren und zugestehen, dass die Finsternis stärker sei als das Licht und der Tod mächtiger als das Leben. Das aber wäre eine Bankrotterklärung Gottes, zu der es nie und nimmer kommen wird.

Wohl ließe sich auch eine andere Lösung der Bereinigung des Falleswesens denken. Vermöge seiner Allmacht könnte Gott mit Leichtigkeit alle widerstrebenden Geschöpfe und Elemente in ein Nichtsein zurückführen; dann hätte alles Ruhe vor den Widerstrebern. Aber dies wäre keine göttliche Lösung, so einleuchtend sie für das kurze menschliche Denken ist. Es wäre ein Triumph des Todes über das Leben! Denn alle Geschöpfe, ob gut oder böse, haben ihre Lebenswurzel im ewigen Wort und sind gewurzelt und gegründet in den Lebenskräften des Wortes. Und dieser Lebensgrund kann sich nicht selbst verneinen; es wäre „gottesunwürdig“. Vielmehr hat Gott das Königreich und Priestertum Christi eingerichtet, dass durch seine Wirksamkeit alles erneuert und jegliche Kreatur von Sünde und Verderben, von Tod und Todesgift erlöst werden soll. Das eben ist die unermessliche Weite, Tiefe und Höhe des göttlichen Liebesratschlusses, der an nichts scheitert, wie dies bei menschlichen Gedanken so oft der Fall ist. Gott, der Allmächtige und Allwissende, hat längst jeglicher Kreatur den Rang abgelaufen, so dass keine Ihn vor irgendein Problem stellen kann.

Von der Reihenfolge im Plane Gottes

Der Plan Gottes zur Wiederherstellung der Menschheit hält eine genaue Reihenfolge ein. Gott erfüllt mit seiner Herrlichkeitsfülle zuerst Christus, seine Herrlichkeit. Nach Eph 1:10 aber erfüllt Christus seinen Leib, die Gemeinde, mit seiner Herrlichkeit; endlich wird durch die Leibesgemeinde, die ihren Reichtum aus Christus bezieht, das ganze All der Schöpfung wiederhergestellt werden. Diese Ordnung hat Gott vorgesehen; in ihr läuft der göttliche Plan schon jetzt und erfüllt sich wachstümlich in den von Gott bestimmten Zeiten und Äonen. Das Ziel des Planes Gottes ist, dass alle Dinge und alle Geschöpfe auf Erden wie im Himmel, ja im ganzen All, wieder unter das eine Haupt, Jesus Christus, zurückgeführt werden; denn durch Ihn und zu Ihm ist alles geschaffen. In Ihm bestand das ganze All vor dem Fall; zu Ihm soll es wieder zurückkehren. Alles, was sich eigenwillig und eigenmächtig von Ihm getrennt hat; alles, was sich in den äußeren oder himmlischen Welten, auch in der Hölle, von Ihm losgerissen hat, soll wieder unter Seine Herrschaft zurückgeführt werden. Das widerspricht nicht etwa den Rechten der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes; denn Ihm steht nicht nur als dem Eingeborenen Sohne Gottes, sondern als dem Lämmlein, das geschlachtet ist – für das Leben aller Welt -, Recht und Macht und Würdigkeit zu für dieses Werk. Huldigen Ihm doch in Offenbarung 5 bereits die Heere des Himmels – und, anstelle der übrigen Kreaturen, die vier Lebewesen um den Thron Gottes.

Nicht zu ewigen Qualen und Leiden hat die Liebe Gottes die ungehorsamen Geschöpfe verurteilt. Wohl hätte Gott dazu ein Recht gehabt in Anbetracht der Unmenge von Schuld, die diese auf sich gehäuft haben, nicht zuletzt durch den Mord an seinem Sohn. Es gibt zwar menschliche Gemüter, die schwelgen in dem Gedanken an unendliche Höllenstrafen – der anderen! Sie mögen zusehen, dass sie um ihrer Unbarmherzigkeit willen nicht selbst zu jenen Missetätern zählen, die solche Strafen ausstehen müssen! Von Herzen dankbar würden sie alsdann sein für den barmherzigen Liebesratschluss Gottes, der niemand dauernd unter peinvollen Umständen existieren lassen will! Alle Kreaturen lagen der Idee und der Kraft nach im Eingeborenen Sohn, so wie die Menschheit samenartig in Adam gelegen war; aus Ihm, dem Eingeborenen, und durch Ihn, das Wort des Lebens, haben sie alle ihr Dasein erhalten. Sie sind also alle seine „Kinder“, von welchen gilt: „Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes?“ Liebe hat Ihn bewogen, Geschöpfe ins Dasein zu rufen; Liebe bewegt Ihn, sie in ein ewiges, aber seliges Dasein zu versetzen, damit sie in Ihm, der Lebens- und Liebesquelle, in Glückseligkeit existieren könnten. Es hätte sich die Gerechtigkeit Gottes nicht erlaubt, Geschöpfe ins Leben zu rufen, die ewig unselig sein müssten. Gottes Herz und seine Gedanken sind größer, als wir auszudenken vermögen.

Und alle diese Geschöpfe, die sich endlich ihres Daseins voll freuen können, werden einst die Weisheit und die Liebe Gottes anbeten. Ohne die Weisheit Gottes, die Angeberin aller zu erschaffenden Dinge, hätte keine Schöpfung stattgefunden. Sie gab Lust und Anreiz, dass sich die in Gott liegenden Grundkräfte (A und O) bewegten zur Schöpfung, obwohl der Sündenfall vorauszusehen war. Um der Weisheit willen geschah alle Schöpfung. Ihr wird darum einst noch großes Lob dargebracht werden.

Doch erst wenn alle Geschöpfe zur Vollkommenheit gelangt sein werden! Das wird dann der Fall sein, wenn die Weisheit Gottes, die auch das Licht des Lebens ist, in allen Geschöpfen offenbar geworden ist, d. h. wenn sie alle, je nach ihrer Art, ins Bild Gottes und in die ihnen zugedachte Herrlichkeit zurückgekehrt sein werden. Nicht als gefallene Wesen mit einer gottwidrigen Sündennatur, sondern als erlöste Wesen mit einer ins Göttliche erneuerten Lichtsnatur können sie an dem Leben, der Seligkeit und der Herrlichkeit Gottes Anteil nehmen. Dann aber kann und wird Gott (wieder) „alles in allen“ sein. Dies aber ist das Ziel des alles umfassenden göttlichen Liebesplanes, dessen Durchführung nicht bloß viel Mühe und Arbeit kostet, sondern seinem Urheber auch viel Ehre und Preis, viel Ruhm und Dank eintragen wird.

Lies weiter:
2. Von der Unendlichkeit der Höllenstrafen