Der Leuchter und die beiden Ölbäume

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Die Nachtgesichte des Propheten Sacharja
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Erklärt auf einem Bibelkursus in Langensteinbach vom 21.-31. Januar 1924
Nachgeschrieben, geprüft und ergänzt von Pfarrer Friedrich Take

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor:
5. Der Hohepriester Josua vor dem Engel des Herrn (Sach 3:1-5)

6. Der Leuchter und die beiden Ölbäume

  • Sach 4:1-14 (ELB) (1) Und der Engel, der mit mir redete, kam wieder und weckte mich wie einen Mann, der aus seinem Schlaf geweckt wird. (2) Und er sprach zu mir: Was siehst du ? Und ich sagte: Ich sehe: und siehe, ein Leuchter ganz aus Gold und sein Ölgefäß oben auf ihm und seine sieben Lampen auf ihm, je sieben Gießröhren für die Lampen, die oben auf ihm sind; (3) und zwei Ölbäume neben ihm, einer zur Rechten des Ölgefäßes und einer auf seiner Linken. (4) Ich antwortete und sagte zu dem Engel, der mit mir redete: Was sind diese, mein Herr? (5) Und der Engel, der mit mir redete, antwortete und sprach zu mir: Hast du nicht erkannt, was diese sind? Und ich sagte: Nein, mein Herr. (6) Da antwortete er und sprach zu mir: Dies ist das Wort des HERRN an Serubbabel: Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR der Heerscharen. (7) Wer bist du, großer Berg? Vor Serubbabel werde zur Ebene! Und er wird den Schlußstein herausbringen unter lautem Zuruf: Gnade, Gnade für ihn! (8) Und das Wort des HERRN geschah zu mir: (9) Die Hände Serubbabels haben die Grundmauern dieses Hauses gelegt, und seine Hände werden es vollenden. Und du wirst erkennen, daß der HERR der Heerscharen mich zu euch gesandt hat. (10) Denn wer hat den Tag kleiner Dinge verachtet ? Und sie werden sich freuen und den Stein des Senkbleis in der Hand Serubbabels sehen. Diese sieben [sind] die Augen des HERRN, sie schweifen auf der ganzen Erde umher. (11) Und ich antwortete und sagte zu ihm: Was sind diese zwei Ölbäume zur Rechten des Leuchters und zu seiner Linken? (12) Und ich antwortete zum zweiten Mal und sagte zu ihm: Was sind die beiden Zweigbüschel der Ölbäume, die neben den zwei goldenen Röhren sind, die das Goldöl von sich ausfließen lassen ? (13) Und er sprach zu mir: Hast du nicht erkannt, was diese sind? Und ich sagte: Nein, mein Herr. (14) Da sprach er: Dies sind die beiden Gesalbten, die bei dem Herrn der ganzen Erde stehen.

Das 5. Nachtgesicht

Vier Nachtgesichte hatte der Prophet Sacharja geschaut. Das von dem Reiter auf dem roten Pferd in dem tiefen Tal, das von den vier Hörnern und den vier Schmieden, das dritte Nachtgesicht: Der Mann mit der Messschnur und zuletzt dasjenige, wo er den Hohenpriester Josua vor dem Engel des Herrn stehend sah mit unreinen Kleidern. Und der Herr ließ ihn die unreinen Kleider abtun und ihm Feierkleider anziehen, auch einen reinen Turban aufsetzen. Dies ganze Bild sollte, wie wir erkannten, anzeigen, dass ganz Israel mit seinem verschuldeten Priestertum an der Spitze einst zur Umkehr kommen, und vom Herrn Jesus, an den es glauben wird, gerechtfertigt werde aus Gnaden allein. Erst dann aber kann durch den Heiligen Geist ununterbrochen Gemeinschaft mit Gott geschenkt werden. Das zeigt das neue, fünfte Nachtgesicht, das Nachtgesicht von dem goldenen Leuchter und den zwei Ölbäumen (Sach 4:1-14).

Bedeutung des goldenen Leuchters

Auf die demütige Frage des Propheten Sacharja nach der Bedeutung der zwei Olivenbäume gibt nun der erklärende Engel die letzte Antwort in diesem Nachtgesicht von dem goldenen Leuchter. Und er sprach: „Es sind die zwei Ölkinder (andere Übersetzung: die beiden Söhne des Öls, die zwei Gesalbten), welche stehen bei dem Herrscher aller Lande.“ Eine eigenartige Antwort. Denn sie weist über sich hinaus und eröffnet neue Fragen, eigenartig wie auch die vorher Sach 4:5: „Das ist das Wort des Herrn von Serubabel: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ Eine Erklärung der Bedeutung des goldenen Leuchters gibt des Engels Bescheid nicht. Denn das wird als dem Propheten ohne weiteres bekannt vorausgesetzt. Nach dem Wort Joh 5:39: Sie, die Schriften, sind es, die von mir, dem Christus Gottes, zeugen, daher gehen wir nicht fehl, wenn wir in allen alttestamentlichen Schattenbildern zunächst ihn suchen. So auch in dem Bild des siebenarmigen Leuchters, der das Dunkel erhellt. Jesus Christus ist die Leuchte seines Volkes Israel und das Licht der ganzen Welt. Aber der Sinn eines jeden alttestamentlichen Bildes geht noch weiter. So auch hier.

Unter dem goldenen siebenarmigen Leuchter will der Herr das Volk Israel selbst verstanden wissen, das von Abraham an gesetzt ist zu einem Licht der Nationen. So heißt es in Ps 50:2: „Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes“ oder wie Menge übersetzt: „Aus Zion, der Krone der Schönheit, tritt Gott in lichtem Glanz hervor.“ Jesaja schreibt am Anfang seines Buches, Jes 2:3: „Von Zion wird Belehrung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem.“ Und der Heiland selber sagte: „Das Heil kommt von den Juden.“ Und sein größter Apostel macht auf den großen Vorzug der Israeliten aufmerksam: Röm 3:2: „Ihnen sind die Verheißungen Gottes anvertraut.“ Darum wird Israel, eben so wie ihm nach seiner Läuterung, welche die Vision vom Hohenpriester Josua, stehend vor dem Engel des Herrn Sach 3, anzeigte, eine priesterliche Stellung unter den Nationen im tausendjährigen Reiches zufallen wird, und eine prophetische Aufgabe zuteil werden. Es wird der Vermittler des göttlichen Wahrheitslichtes im tausendjährigen Reich an alle Nationen sein.

Wie Gott sein Volk dereinst zu einem, die ganze Erde erhellenden Leuchter machen will, deutet uns das Engelwort, das sich ja in erster Linie (wie oben berührt) auf die spezielle Frage des Propheten nach dem Geschauten (Ölbehälter, Gießröhren und Ölbäumen) bezieht, an.

Wer sind die zwei Ölbäume?

Wen stellen aber nun die beiden Ölbäume dar? Es sind „die beiden Söhne des Öls.“ Es ist wohl berechtigt, bei diesem Ausdruck zunächst an die Zeitgenossen Sacharjas zu denken, an Serubabel, den Fürsten und königlichen Führer des Volks aus Davids Stamm, und an Josua, den uns schon bekannten Hohenpriester, der aus der babylonischen Gefangenschaft nach Jerusalem zurückgekehrten Juden aus dem Hause Aaron: „Diese beiden sind das politische und das kultische Haupt der Rückwanderergemeinde. Sie stehen beide gleichrangig als „Ölbäume“, das heißt als Geistbegabte, als Gesalbte, als zweigeteilter Messias im Dienst des Herrn der Welt. Letzteres sagt Sach 4:14 ausdrücklich. Übrigens war der historische Serubabel noch nicht gesalbt. Das Gesicht weist also auf die Zukunft und steht in Parallele zu Hag 2:23. (Das Alte Testament Deutsch 1950). Die ganze Stellung und Erscheinung der beiden Männer ist prophetisch und typisch. Sie weisen übers sich selbst hinaus, und die Frage nach der Bedeutung der zwei Ölbäume kommt in ihrer Person zu keinem befriedigendem Resultat. Das sagt uns das Buch Sacharja selbst wenn es Sach 4:10 von den „Tagen geringer Anfänge“ redet, in denen Serubabel und Josua lebten. Also müssen wir weiter schauen. Wer sind die beiden Ölbäume, die Ölkinder, die Segens- und Lichtquellen für das Volk Israel?

Die Antwort des Engels weist uns in eine damals noch ferne, jetzt aber nahe, große Zukunft, wo der Geist Gottes, wie uns der Prophet Joe 3:1-2 sagt, in nie geahnter Macht und Fülle in Israel und durch Israel auf der ganzen Erde wirksam wird. Ehe diese Herrlichkeitszeit ohnegleichen aber anbricht, wird der Herr sich zwei gewaltige Zeugen erwecken, die vor dem Herrscher aller Lande stehen, Gestalten wie Mose und Elia, angetan mit Gerichtgewalt wie Mose, auf dessen Geheiß das Wasser sich in Blut verwandelte und wie Elia, auf dessen Gebet hin es dreieinhalb Jahre nicht regnete in Israel, die letzten Vertreter von Gesetz und Prophetie. Sie werden in der antichristlichen Drangsalszeit allem Volke Umkehr zu Gott predigen und Glauben an den, der da kommen soll (Offb 11:3-13).

Wir erkennen aus der offenbaren Unkenntnis des Sacharja über die Bedeutung der Röhren, der Ölbäume und des Ölbehälters am geschauten goldenen Leuchter aufs Neue die Tatsache, dass seine Visionen nicht Produkte seines eigenen Geistes sind. Denn wie könnte er sonst den Engel fragen: „Was hat dies zu bedeuten, Herr?“ Über die Bedeutung und Tragweite des von Gott ihm im Gesicht Geoffenbarten ist der Prophet sich selber nicht klar. Dasselbe beobachten wir auch bei Seher Johannes, Offb 7:13f.: „Und es antwortete der Ältesten einer und sprach zu mir: "Wer sind diese mit den weißen Kleider angetan, und woher sind sie gekommen? Und ich sprach zu ihm: Herr du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind’s, die gekommen sind aus großer Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes.“ So sehen wir, wie richtig es ist, was Petrus sagt (2Petr 1:20-21), dass das prophetische Wort nicht durch menschlichen Willen zustande kommt: „Es ist noch nie eine Weissagung aus menschlicher Willkür hervorgebracht worden, sondern heilige, gottgesandte Menschen haben geredet, getrieben von dem heiligen Geist.“ Darum aber, weil das prophetische Wort nicht dem menschlichen Verstand entstammt, kann es auch nicht mit menschlicher Vernunft begriffen, verstanden, geschweige denn richtig ausgedeutet werden, Jubiläums-Bibel zu 2Petr 1:20-21: „Hierzu sind erleuchtete Augen des Verständnisses nötig, wie sie nur der Heilige Geist geben kann.“

Darum muss auch der Prophet hier mehrfach fragen: „Was soll dies bedeuten, mein Herr?“ Sacharja bekommt eine Antwort von dem Engel. Aber zunächst nur eine vorläufige Antwort. Denn einen Bescheid über die Bedeutung der merkwürdigen Vorrichtungen (Ölbehälter, Zuflussröhren und Ölbäume bei dem goldenen Leuchter) erhält er noch nicht. Dieser folgt erst später, am Ende des Kapitels Sach 4:14, und auch da in verhüllter Form. Zunächst wird hier nur sehr bestimmt hervorgehoben, dass es sich um eine großartige Erweisung des Geistes Gottes handelt. Und zwar geschieht dieses Wort an den fürstlichen Statthalter Serubabel. Ihm wird zur Ermunterung gesagt, dass sein ihm von Gott aufgetragenes Werk nicht mit weltlichen Machtmitteln oder menschlicher Tatkraft, mit Heer oder Kraft, sondern allein durch Gottes Geist ihm gelingen würde. Dadurch, dass sich die Gemeinde Israel samt ihren Leitern mit Geist füllen, und ihr Licht auf Erden leuchten lässt (Jubiläums-Bibel). Erkannten wir in Sach 3 in dem Hohenpriester Josua, der sein Amtskleid verunreinigt hatte, unschwer das tiefverschuldete, berufene Priestervolk Israel, so ist hier ebenso unverkennbar in Serubabel der „Spross“ und „Knecht“ Gottes, der „Stein“, der vor Josua gelegt war, gemeint. Er ist der Prototyp des Messiaskönigs.

Nicht durch Heer oder Kraft

Das große Werk, das dem damaligen Statthalter aus dem Hause Davids in besonderer Weise anvertraut war, war die Errichtung des Tempels, und damit überhaupt die Wiederaufrichtung des zerschlagenen Israel. Sein Werk aber ist vorbildlich für das Werk, das dem erwarteten Sohne Davids, dem Messias, übergeben werden wird. Dieses Werk aber - wohl zu unterscheiden von anderen Werken, die ihm gleichfalls anvertraut sind - soll nicht durch Heer und nicht durch Kraft, sondern durch den Geist Gottes vollendet werden, das heißt, nicht mit weltlichen Machtmitteln oder mit menschlicher Tatkraft wird Serubabel mit den vielen Schwierigkeiten des Tempelbaus fertig werden, sondern dadurch, das Israel mit dem Geiste Gottes erfüllt und von ihm bewegt wird, den Bau weiterzuführen und zu vollenden. Es ist ein großes Wort, das dem Serubabel von Gott gesagt wurde. Und so wird immer noch das Reich Gottes gebaut: unter Verzicht auf die Macht und die Gewalt in jeder Form, allein durch den Geist Gottes.

Die neuen Zeiten werden heraufgeführt allein durch Buße, Glaube an den Herrn Jesus, Vergebung und Heiligen Geist. Von innen heraus, unter dem Haupt, das erneuert ist, Jesus Christus, durch die Geistesmenschen, die erneuert sind, mittels der Juden, die erneuert werden, kommt es. Deshalb sage ich, gläubige Leute beteiligen sich nicht an dem Aufbau der Völker, weil sie wissen, auch das höchste irdische Ziel, das erreicht wird, geht in den Tod. Da sag ich mir, da kann ich nicht mitwirken, wenn ich von vornherein weiß, es geht in den Tod. Diese Erkenntnis kann man nur haben, wenn man in Christo ist und den Geist besitzt. Und da ist jetzt der Weg der, dass alle Gläubigen in Ihn sich ziehen lassen und sich brüderlich zusammenschließen und beten, dass die Nationen durch die gewaltigen äußeren Zerbrüche in inneren Zerbruch kommen, und dass die Gläubigen trotz Missverstand und Spott der Welt bezeugen: „Ihr baut Stein auf Stein, und in etlichen Jahren purzelt der ganze Bau ineinander!“ Wenn man 1871 den Leuten gesagt hätte, der Bau des Deutschen Reiches wird etwas Bestand haben, weil die Männer, die ihn errichteten, etwas Glauben und sittliche Maxime gehabt haben, aber keine fünfzig Jahre wird er überdauern, so hätte man solche Schwarzseher vielleicht einfach eingesperrt. Denn das ist eine harte Rede.

Sollte es wirklich gelingen, den alten Glanz des Deutschen Reiches wieder herzustellen, und sollte unsere Nation wieder eine Hochkultur sondergleichen hervorbringen, so wird danach ein noch schrecklicherer Zusammenbruch, als wir ihn 1914/18 erlebten, erfolgen. Das wissen die Kinder Gottes und predigen daher: „Nicht durch Heer oder Kraft, nicht durch weltliche Macht und Gewaltmittel, sondern nur durch Buße und Glaube an Christus!“ Aber dafür ist unser Volk noch nicht reif. Denn die Besten unter uns sagen ja: wir müssen uns selber helfen! Darum geht es, wenn es auch zunächst in die Höhe gehen mag, zu neuen Zerbrüchen. Denn alles eigene, auch alles gesetzliche Wesen führt zum Fluch und zum Zerbruch. Wenn wir das wissen, dann sagen wir: „Lasset euch aus diesem Strom des Verderbens retten durch Jesum! Rette sich, wer kann, und trete, ehe es zu spät ist, auf den Rettungsboden von Karfreitag und Ostern! Denn wenn die Zerbrüche kommen wird der Heiland und niemand anderes als uns hindurchretten können.“

Wir sehen aus dem fünften Nachtgesicht, es geht nicht unendlich so fort in äußerer Macht und Kraft von Höhe zu Höhe. Es kommt ein Tag, wo auch die Führer der Nationen erkennen werden, es geht nicht mehr durch uns. Das sieht zuerst das jüdische Volk. Und dann richtet der Heiland sein Reich auf hier auf Erden durch die jüdische Nation. Wie das im Näheren geschieht, wird uns im folgenden berichtet. Dann wird Er Gesetz und Prophetie voll machen, erfüllen, mit Seinem Geist. Das kann er aber erst, wenn die Nationen freigesprochen sind von eigenen Gesetzen, Ideen und vom Eigenwirken. Die jetzt angehenden Erleichterungen sind nicht zum Heil, weil sie aus dem Eigenwirken stammen. Sie führen nicht ins erwartete Glück, sondern ins Unglück. Gottes Wort wird wachstümlich voll. Nicht neue, bessere Verhältnisse machen es, nein, wenn ich diese Sündern und Egoisten gebe, verderben sie sie. Sondern erst neue Menschen! Diese aber sind unmöglich ohne Buße - Umkehr, Glauben, Versöhnung und Reinigung bis auf den „Hut“ (Sach 3:5) und die Leitung des Heiligen Geistes. So muss es laufen. Und anderes läuft’s nicht. Darum sollten wir unseren Kindern sagen: „Kinder, ihr kommt in schwerere Zeiten hinein, als wir sie jetzt haben. Unser Volk und die Welt geht immer ernsteren Gerichtszerbrüchen entgegen, weil die Menschen sich in eigenen Wegen verlieren und keine Buße tun. Darum nehmt den Heiland an! Auf Zion steht das Rettungskreuz, hochaufgerichtet, Zuflucht für jeden Sünder.“ Fliehe ich dahin und übergebe mich jetzt dem Heiland, darf ich erfahren, alles muss mir zum Besten zur inneren Förderung dienen.

Es handelt sich also für Serubabel um ein großes gewaltiges Werk, um den Aufbau des neuen Tempels in Jerusalem. Aber die Mittel dazu sind gering, die Arbeitslust mancher jüdischer Volksgenossen ließ auch zu wünschen übrig. An Spott über das armselige Beginnen seitens der Samariter und Heiden fehlte es nicht. Man lebte unter der Fremdherrschaft, unter Spionen und Verderbern. So stellten sich Serubabel und seinen Mitarbeitern ungeheure innere und äußere Hindernisse, Berge von Schwierigkeiten entgegen. „Wahrlich, in solcher Lage konnte nur ein starker Glaube, der mit Gott und seinen herrlichen Verheißungen rechnete, etwas ausrichten. Aber diesem Glauben waren auch kostbare Zusagen gegeben.“

Israels Beruf als Missionsvolk

Israels Beruf war, als Missionsvolk, als Licht der Welt und als erstgeborener Sohn Gottes unter den Völkern der Erde 2Mo 4:22, an der Spitze der Nationen zu stehen. Aber wie sah es damals zu Serubabels Zeiten mit dem Volk der Juden aus? Es war eben aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt, äußerlich arm und verachtet, innerlich zermürbt und müde. Jerusalem fand es verfallen vor, das Land wüst liegen. Und zehn Stämme des Volkes waren so unter die Heiden vermischt, dass sie nicht mehr zu erkennen, zu finden waren.“ Vor allem glich das gewaltige persische Weltreich einem Riesenberg unübersteigbar für den heer- und wehrlosen Königssprossen Serubabel und für die Juden, die er hier verkörpert. So bedürfen Prophet und Fürst besonderen göttlichen Zuspruchs - der Ermutigung von oben. Und sie wird ihnen in köstlichster Weise zuteil: „Wer bis du, großer Berg? Vor Serubabel sollst du zur Ebene werden!“ spricht der Herr (Ps 114:1-8; Jes 40:3-5; Jes 41:140-15).

Wer mit Gott rechnet, wer ganz für Gott dasteht, wer ihm vertraut, für den werden die höchsten Berge zu Ebenen. Denn, sollte Gott etwas unmöglich sein? Kann er nicht zu Seiner Zeit die größten Hindernisse hinwegräumen und seinem Werke freie Bahn machen? Jesus, der ganz in der Bibel lebte und seine ganze Denk- und Redeweise daher leitete, hat wahrscheinlich sich an dieses Wort Sach 4:7 angeschlossen, wenn er zu seinen Jüngern sagte (Mt 17:20): „Wahrlich, ich sage euch: so ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so mögt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin! So wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.“ Hier werden wir wohl den Schlüssel für dieses große Herrenwort zu suchen haben. Wer sich dem Herrn anvertraut, wird die wunderbare Erfahrung machen, dass des Herrn allmächtige Hand, wenn Er will zu zu der Zeit, die Er sich vorgenommen hat, die größten „Berge“ hinwegfegen kann in einem Nu. Das muss wohl den unter der Not der Zeit mutlos gewordene Fürsten Serubabel wieder aufrichten, stärken und mit ihm den gläubigen Teil des Gottesvolkes der Juden, dessen Repräsentant er hier ist. Stärken muss es auch uns, die wir das prophetische Wort haben und an die großen Verheißungen desselben glauben, die von der baldigen Aufrichtung des messianischen Reiches auf Erden prophezeien, und dann die heutigen Verhältnisse ansehen, die sich ihnen und ihrer Erfüllung wie unübersteigbare Berge in den Weg zu stellen scheinen.

Aufrichtung des Tempels

Dem Serubabel wird gesagt, er solle ganz ruhig sein, den Schlussstein am Tempel, den krönenden Giebelstein, werde er auch noch unter den Jubel- und Segensrufen des Volkes: „Heil, Heil!“ hochbringen. Wie durch seine Hand der Grundstein gelegt worden ist, so soll Serubabel nach des Herrn Beschluss auch den Giebel- und Schlussstein noch ausführen. Und in der Tat hat vier Jahre später 516 v.Chr. wirklich der Fürst aus Davids Stamm, Mt 1:12 Serubabel, „den ersten Stein“, das heißt den Giebelstein auf der Tempelzinne einsetzen dürfen, und aller Volk hat dabei gejauchzt „Glück zu! Glück zu!“ Die Klagelaute sind verstummt, die Sorgen gewichen, man hört nur die Gnade preisen, die dies Werk vollbracht hat. Denn es ist ein göttliches Gnadenwerk, der Tempelbau zu Zion, Esr 3:10-13; Esr 6:16-22.

So gewiss Serubabel jenen Tempel zu Jerusalem vollendet hat, so gewiss wird auch der geistliche Tempel des Herrn vollendet werden (1Petr 2:4-5). Und so gewiss jener Fürst aus Juda den Schlussstein auf die Zinne des jerusalemischen Tempels gelegt hat, so gewiss wird auch der Schlussstein auf den ganzen Plan Gottes gesetzt werden, und zwar von dem großen Sohn Davids, den Serubabel abschattet.

In Sach 4:8-9 wird noch einmal klar und deutlich hervorgehoben, dass es sich bei dem Werk Serubabels nr um die Gründung und Vollendung des Tempels Jahwes handelt, der Wohnung unter seinem Volk, also nicht um die Wiederherstellung und den Ausbau der Stadt und ihrer Befestigung, ihrer Mauern. Wenn es sich um letzteres handelte, würde diese politische Tat vorbildlich sein für die Begründung und Festigung des Staatswesens. So aber wird in der Aufrichtung des Tempels zu Jerusalem durch Serubabel nur der Bau des geistlichen Hauses Gottes aus lebendigen Steinen durch den Herrn Jesus Christus abgeschattet. Das muss man klar erkennen, um vor Missdeutungen des prophetischen Wortes bewahrt zu werden. Denn sonst wird man leicht versucht, den Grundsatz Sach 4:6 „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen“, auch zu beziehen auf die Art und Weise und Zeit der Aufrichtung der königlichen Weltherrschaft des Messias. Dann aber käme man in einen unlöslichen Gegensatz mit anderer, ebenso deutlicher Offenbarung, die auf das Bestimmteste redet von den Heeren Jahwes, die es selbst am Tage des Streits in das Feld führen wird gegen seine Feinde: Joe 4:11; Ps 14:7; Sach 14:5; Offb 19:11-21.

Daraus geht hervor, dass bei der Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden nicht rein geistige Mittel zur Anwendung kommen, sondern ungeheure Katastrophen werden es mit heraufführen.

Der Zusatz „dass ihr erfahret, dass mich der Herr zu euch gesandt hat“, ist uns ähnlich schon in Sach 2:13.15 begegnet. Er bringt das heiße Verlangen des Jesus-Messias zum Ausdruck, „endlich doch auch von seinem Volke, von seinen Brüdern nach dem Fleisch erkannt zu werden, ihnen zum Heil und zum Leben. Und das wird geschehen als eine Folge der Vollendung des herrlichen Tempels aus lebendigen Steinen, dessen Bau ihm gelingen wird, der ihn angefangen hat in der Kraft des lebendig machenden Geistes." Joh 17:21.23

Lies weiter:
7. Die fliegende Schriftrolle (Sach 5:1-4)